HAXDBOUN'D
AT THE
^'VERSITY OF
TORONTO PRESS
ARCHIV
FÜR DAS
bTüDlüM DER NEUEREN SPRACHEN
UND LITTERATUREN.
BEGRÜNDET VON LUDWIG HERRIG.
HERAUSGEGEBEN
VON
ALOYS BRANDL und ADOLF TOBLER.
L. JAHRGANG, 97. BAND.
BRAÜNSCHWEIG.
DRÜCK UND VERLAG VON GEORGE WESTERMANN.
1896.
Pfe
Inhalts -Verzeiclinis des XOVIL Bandes.
Abhandlungen. g^j^^
Kieme Blumen, kleine Blätter. Von Erich Schmidt und Max Fried- ^
Die lltenglitche" Bearbeitung dir Erzählung von Apollonius von Tyrus. Von ^^
Julius Zupitza .''^ nf>
Theophile de Viau. Von Käthe Schirmacher. (hchluf.) . ^. ^^■
Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume. I. Text. Von ^^^
Georg Schläger ' ' t i • v'
Anmerkungen zu Jakob Rymans Gedichten. IX. Teü. Von Julius Zu- ^^^
241
283
309
Die !wlnzösische Prisafassung des Moniage GuiUaume. IL (Schlafs des
Textes.) Von Georg Schläger ' . " ' ' ' Jns'
Die altfranzösische Liederhandschrift der Bodleiana in Oxford, Douce 308.
Von Georg Steffens. I .',',"
Keli.ious Poems from Ms. Digby 2. Von Frederick J. Furnivall . .
Zur Quellenkunde des Stuart-Dramas. Von Emil Koeppel ... • •
S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795-1798. \on A. Brandl 333
Kleine Mitteilungen.
Germanische Heldensage in Shaksperes Titas Andronicus (G. Sarrazin) 373
Aus Anlals des französischen Wörterbuches. (Adolf Tob 1er)
Beurteilungen und kurze Anzeigen.
Carl Appel, Provenzalische Chrestomathie mit Abrifs der Formenlehre und ^^^
Glossar. (O. Schultz-Gora) ,"'.,"*
L. Bahlsen und J. Hengesbach, Schulbibliothek französischer und eng-
lischer Prosaschriften aus der neueren Zeit. Mit besonderer Bei^ck-
sichtigung der Forderung der neuen Lehrpläne. Abteilung II: Englisch. ^_^
Schriften. 16. bis 21. Bändchen. (W.Mangold) . . . _• • • • •
E.Th. A. Hoffmann, Le Tonnelier de Nuremberg (Meister Martm der Kufoi
IV
Seite
und seine Gesellen), texte allemand public avoc uiie notice et un com-
mentaire par Alfred Bauer. (Adolf Tobler) 443
Friedrich Beck, 1. Französische Grammatik für humanistische Gymnasien,
mit besonderer Berücksichtigung des Lateinischen. 2. Übungs- und
Lesebuch zur französischen Grammatik für h. G., 1. Teil. (§ 1 — 75.)
3. Französisches Vokabular für Gymnasien. (George Carel) . . . . 452
Paolo Bellezza, Introduzione allo studio dei fonti italiani di G. Chaucer e
primi appunti sullo studio delle letterature straniere in generale. (Lud-
wig Fränkel) 230
Louis P. Betz, Pierre Bayle und die 'Nouvelles de la Kepublique des
Lettres'. (Adolf Tobler) 441
Briseis. By William Black. (Phil. Aronstein) 427
Die wichtigsten Erscheinungen der Französischen Grammatik. Ein Hilfs-
bucli für den Unterricht in den Oberklassen höherer Lehranstalten
jeder Art, für Lehrerinnen-Seminarien und Lehrer-Fortbildungsanstalten.
Von Professor Dr. Böddeker. (George Carel) 459
Torquato Tasso. Von Prof. Vinzenzo Crescini. Autorisierte deutsche Über-
setzung von Carl Bolhoevener. (Ludwig Fränkel) 1G2
Die schöne Magelone, aus dem Französischen übersetzt von Veit Warbeck,
1527. Nach der Originalhandschrift herausgeg. von Johannes Bolte.
(Max Roediger) 161
Maurice Boueher, siehe J. Tiersot.
Agrippa d'Aubigne, Les Tragiques. Livre premier: Miseres. Teste etabli et
publie, avec une introduction, des Variantes et des Notes par H. Bour-
gin, L. Foulet, A. Garnier, Cl.-E. Maitre, A. Vacher. (Adolf
Tobler) 465
A handy Bibliographical Guide to the Study of the German Language and
Literature for the Use of Students and Teachers of German compiled and
edited (with two Appendices and füll Indexes) by Karl Breul. (Max
Roediger) 163
W. Buchner, Schulausgabe des Egmont. (Max C. P. Schmidt) .... 404
K. M. Classen, Über das Leben und die Schriften Byihtferds, eines angel-
sächsischen Gelehrten und Schriftstellers um dasJahrlOOO. (F. Liebermann) 166
Grammaire raisonn^e de la langue fran^aise, par Leon Cledat. Avec pre-
face de Gaston Paris. 4"^*= edition. (J. Jeanjaquet) 196
D. Coste, siehe W. Mangold.
Hugo Dietze, Das umschreibende do in der neuengl. Prosa. (G. Schleich) 168
M. Evers, siehe E. Kuenen.
Arturo Farinelli, Grillparzer und Lope de Vega. (Max C. P. Schmidt) . 400
A. Foulet, A. Garnier, siehe H. Bourgin.
Precis historique de la litterature fran^aise par W. Gebert. (O. Schultz-Gora) 433
Handbuch der Erziehungs- und Unterrichtslehre für höhere Schulen heraus-
gegeben von Dr. A. Baumeister. III. Band: Didaktik und Methodik
der einzelnen Lehrfächer. Zweite Abteilung: Englisch, bearbeitet von
Dr. Friedrich Glauning. (Felix Hase) 173
Georges Gourdon, Guillaume d'Orange, poeme dramatique. (Adolf Tobler) 437
V
Seite
Maurice Grammont, La dissimilation consonantique dans les langues indo-
europeennes et dans les langues romanes. (Adolf Tobler) . . . _ . . 434
Französischer Sprech-, Schreib-, Leseunterricht für Mädchenschulen von Th.
Hahn und E. Roos. — Anleitung zum Gebrauch des Französischen
Sprech-, Schreib-, Leseunterrichts für Mädchenschulen von Th. Hahn
und E. Roos. — Französischer Sprech-, Schreib-, Leseunterricht für
Mädchenschulen von Th. Hahn und E. Roos. Zweite Stufe, bearbeitet
von Th. Hahn. (Fr. Speyer) 223
Clarence. — In a Hollow of the Hills, and Tlie Devotion of Enriquez. By
Bret Harte. (Phil. Aronstein) 426
J. Hengesbach, siehe L. Bahlsen.
Hartmann von Aue: Iwein, der Ritter mit dem Löwen. Herausgegeben von
Emil Henrici. II. Teil. (Max Roediger) 393
Handbuch zur Einführung in die deutsche Litteratur mit Proben aus Poesie
und Prosa von C. Hentschel, G. Hey, O. Lyon. Zweite, völlig
umgearbeitete Auflage. (Richard M. Meyer) 159
Spenser: Shepheards Calender. Edited with Introduction and Notes by Prof.
Dr. Herford. (F. W. Moorman) 177
Le Chevalier de papegau, nach der einzigen Pariser Handschrift zum ersten
Mal herausgegeben von Ferdinand Heuckenkamp. (Adolf Tobler) . 438
G. Hey, siehe C. Hentschel.
J. Hildesheimer, Le petit chansonnier. (Adolf Tobler) 449
Karl von Lutterotis Gedichte in Tiroler Dialekten. Dritte Auflage bearbeitet
von Dr. Ludwig von Hör mann. (Franz Branky) 159
Karl Horst, Zur Kritik der altenglischen Annalen. (F. Liebermann') . . 167
The Three Graces. By Mrs. Hunger ford. (Immanuel Schmidt) . . . . 181
History of Rasselas Prince ofAbyssinia by Samuel Johnson. (E. Koeppel) 416
Kares, siehe Ploetz.
Die Sprache der Reimpredigt des Pietro da Barsegapö. Von Emil Keller.
(Adolf Tobler) 435
Praktisches Elementarbuch zur Erlernung der französischen Sprache für Fort-
bildungs- und Fachschulen, wie zum Selbststudium, mit Unterstützung
von A. Sohier bearbeitet von Dr. John Koch. (Fr. Speyer) .... 222
Quellen-Studien zu den Dramen Ben Jonsons, John Marstons und Beaumonts
und Fletchers, von Emil Koeppel. (G. Sarrazin) 412
Dr. Adolf Kolsen, Guiraut von Bornclh, der Meister der Trobadors. 1. Die
drei 'Tenzonen nach sämtlichen Handschriften. 2. Drei bisher unbe-
kannte, ihm zugeschriebene Gedichte. (C. Appel) 183
K. Krön, Le Petit Parisien. Pariser Französisch. Ein Fortbildungsmittel
für diejenigen, welche die lebendige Umgangssprache auf allen Gebieten
des täglichen Verkehrs erlernen wollen. Nebst einer systematisolipii
Fragcschule als Anweisung zum Studium. (Adolf Tobler) 4äl
Geschichte der Isländischen Dichtung der Neuzeit (1800 — 1900) von M. phil.
Carl Küchler. L Heft: Novellistik. (A. Heusler) 392
Die deutschen Klassiker, erläutert und gewürdigt für liöhoro Lehranstalten
sowie zum Selbststudium von E. Kuenen und M. Evers. Bd. 1: Schillers
VI
Seite
Wilhelm Teil, von Kueiieii; Bd. 11: Goethes Egmont, von Fr. Vollmer.
(Max C. P. Schmidt) 404
Französisches Lesebuch für Anfänger. Mit einem grammatischen Elemeutar-
Kursus als Anhang. Von Karl Kühn. 2. vermehrte Auflage. (Fr. Speyer) 220
Französisches Lesebuch. Mittelstufe. Von Karl Kühn. (Fr. Speyer) . . 221
The middle-English translation of Palladius de re rustica edited with critical
and explanatory notes by Mark Lid d eil. Part I — text. (A. Brandl) 409
0. Lyon, siehe C. Hentschel.
Cl.-E. Maitre, siehe H. Bourgin.
Lese- und Lehrbuch der französischen Sprache für die untere Stufe höherer
Lehranstalten von Dr. W. Mangold und Dr. D. Coste. Ausgabe B:
Für höhere Töchterschulen. Zweite, verbesserte Auflage. (Fr. Speyer) 216
Lord Ormont and his Aminta. By George Meredith. (E. Hübner) . . 428
Prof. Dr. Karl M eurer, Sachlich geordnetes französisches Vokabularium
mit Phraseologie und Sprechübungen über Vorkommnisse des täglichen
Lebens. Anleitung zum französisch Sprechen. (O. Schulze) . . . . 192
Thomas Morus Utopia. Herausgegeben von Victor Michels und Theobald
Ziegler. (Ph. Aronstein) 410
I principali episodi della Canzone d'Orlando tradotti in versi italiani da Andrea
Moschetti, con un proemio storico di Vincenzo Crescini. (Adolf Tobler) 46G
The Dancer in Yellow. By W. E. Norris. (E. Hübner) 182
Girardo Pateg e le sue Noie, testo inedito del primo dugento. Nota del
s. c. Francesco Novati. (Adolf Tobler) 468
Hermann Paul, Deutsches Wörterbuch. 1. Lfrg. (A— Gebühr). (E. Mackel) 390
Plcetz-Kares, Kurzer Lehrgang der französischen Sprache. — Elementarbuch.
Verfafst von Dr. Gustav Ploetz. (Unter Mitwirkung des Direktors
Dr. Kares.) Ausgabe D. Für Mädchenschulen. (Fr. Speyer) . . . 217
Lieder und Balladen von Robert Bums, nebst einer Auswahl der Gedichte
herausgegeben von Wilhelmine Prinzhorn. (Immanuel Schmidt) . . 418
Aggiunta ai proverbi e modi proverbiali nelle parlate venere raccolti
neir edizione treviasna del 1882. (H. Buchholtz) 471
Dr. Rehrmann, Französische Schulgrammatik nebst grammatischen Übungen
für die Oberstufe höherer Ijchranstalten. (G. Cohn) 212
E. Roos, siehe Th. Hahn.
Michele Scherillo, Alcuni capitoli della biografia di Dante. (Adolf Tobler) 469
Wiener Beiträge zur Englischen Philologie. II, Grundrifs der Englischen
Metrik von J. Schipper. (J. Koch) ; . 406
H. Schneegans, Geschichte der grotesken Satire. (H. Morf) 443
Grazer Studien zur deutschen Philologie. Herausgeg. von Anton E. Schön-
bach und Bernh. Seuffert. [Die religiösen Anschauungen Wolframs
von Eschenbach. Bearbeitet von Anton Sattler. — Diu vrone botschaft
ze der Christenheit. Untersuchungen und Te.\t von Robert Priebsch.]
(Max lioediger) 154
Andre Chenier. Auswahl für die Prima der höheren Lehranstalten und zum
Gebrauch in Universitätsseminaren herausgeg. von Dr. Oscar Schultz.
(Gustav Krueger) 461
Vii
Suite
Beruh. Seuffert, siehe E. Schönbach.
Lehrbuch der französ. Sprache von Dr. Hermann Soltmann. (G. Völckerling) 224
Wilhelm Streuli, Thomas Carlyle als Vermittler deutscher Litteratur und
deutschen Geistes. (G. Sarrazin) 421
Schulgrammatik der französischen Sprache von Prof. Dr. G. Strien. 2. Ab-
teilung: Satzlehre. (O. Schulze) 204
C. Tardel, Quellen zu Chamissos Gedichten. (Richard M. Meyer) . . . 406
A. Thumb, Handbuch der neugriechischen Volkssprache. Grammatik, Texte,
Glossar. (W. Meyer-Lübke) 429
Chants populaires pour les ecoles. Poesies de Maurice Bouchor, melodies
recueillies et notees par Julien Tiersot. (Adolf Tobler) 450
Tiktin, Dr. H., Rumänisch-deutsches Wörterbuch. Lieferung 1. (Ad. Tobler) 232
Gustav Tobler, Vinceuz Bernhard Tscharner (1728—78). (H. Morf) . . 448
R. Toppen, Chronik der vier Orden von Jerusalem. (O. Glöde) . . . 401
Kurzgefafstes Übungsbuch zum Übersetzen aus dem Deutschen in das Fran-
zösische. Von Prof. Dr. O. Ulbrich. (Fr. Speyer) 219
A.. Vacher, siehe H. Bourgin.
Lautrecho, eine italienische Dichtung aus den Jahren 1521 bis 1523. Her-
ausgegeben von Hermann Varnhagen. (Richard Wendriuer) . . . 228
Dr. Karl Voretzsch, Die französische Heldensage. (Alfred Risop) . . . 189
Otto Weddigen, Der deutsche Meistergesang. Mit einer litterargeschicht-
lichen Einleitung und Auswahl von Probestücken. (Max C. P. Schmidt) 399
O. Weise, Unsere Muttersprache, ihr Werden und ihr Wesen. Zweite ver-
besserte Auflage. (Richard M. Meyer) 157
Heinrich Winkler, Germanische Casussyntax L Der Dativ, Instrumental,
örtliche und halbörtliche Verhältnisse. (E. Mackel) 388
Wolter, Dr. E., Frankreich. Geschichte, Land und Leute. Ein Lese- und
Realienbuch für den französischen Unterricht. Zweiter Teil: La France
et les Francjais. Lectures pratiques. Correspondance. (E. Pariselle) . 215
Theobald Ziegler, siehe Victor Michels.
Operette morali di Giacomo Leopardi ricorrette suUe cdizioni originali con
introduzione e note ad uso delle scuole da Nicola Zingarelli. (0. Hecker) 472
Verzeichnis der vom 12. Mai bis zum 15. Juli 1896 bei der Redaktion ein-
gelaufenen Druckschriften 235
Verzeichnis der vom 16. Juli bis zum 13. November 1896 bei der Redaktion
eingelaufenen Druckschriften 478
Kleine Blumen, kleine Blätter.
Gottfried Keller im 'Sinngedicht^ läfst seinen jungen ver-
liebten Schuster bei der Arbeit ein Lied singen, das dann wun-
derhübsch die Lösung des grofsen Kufsproblems herbeiführt:
*Es war nichts Minderes, als Goethes bekanntes Jugendliedchen
"Mit einem gemalten Bande", welches zu jener Zeit noch in älte-
ren auf Löschpapier gedruckten Liederbüchlein für Handwerks-
bursche statt der jetzt üblichen Arbeitermarseillaisen u. dergl. zu
finden war und das er auf der Wanderschaft kennen gelernt
hatte. Er saug es nach einer gefühlvollen altvaterischen Melodie
mit volksmäfsigen Verzierungen ... in einem verdorbenen Dia-
lekte, was die Leistung noch droUiger machte,' doch war der
Vortrag 'mehr rührend als komisch\
Kleine Bhimen, kleine Blätter — ja Blätter
Streien wir mit leichter Hand
Gude junge P>ihlings-Gädder — ja Gädder
Tändelnd auf ein luftig Band.
Und so weiter die vier Strophen durch mit Ideinen Ändcrimgcn,
auch einem 'berichtigten' Reim (jung: genuch).
Die anmutigste Blüte der deutschen Anakreontik ist wirkHch
öfters und auf verschiedene Weise, aber nie so unversehrt wie
von Kellers sangesfrohem Schuster . trotz seinen Eingriflcn und
Schnörkehi, in den bunten Straufs der Volkslyrik gefioohtcn wor-
den; fast immer, und begreiflich genug, ohne die zweite Stroj>ho
an den Zephyr, dies echte Rokokobildchcn.
Im Sommer 1895 hat der Germanist Dr. Lunzcr auf der
Arcliiv f. n. Sprachen. XCVll. 1
ö Kleine Blumen, kleine Blätter.
Kampcl bei Neustift im Stubaithal ein liand.scliriitliches Lietler-
buch der Anna Volderauer durchmustert und darin mehr gefun-
den, als was sonst auch in den Alpen, teils durch das Militär,
teils durch die sogenannten Volkssänger, immer mehr vordringt:
nämlich Wiener Couplets und gezierte Schmachtstücke vom him-
melblauen See oder der minniglichen Sennerin. Eine Nummer
dieses Heftes lautet (ich setze die Zeilen ab):
1. Die Erste Liebe ist die schönste
Brent die zweite nicht so heis
aber im glücklichsten ist der Jünglin
der von lieben gar nichs weifs. w: [wiederholt]
2. Kleine Blimlein kleine Bieter
Streif ich leis mit weisser Hand
guter Jüngling Frühlings Gärtner,"
reigst dus mir dein schwaches Rosen band. w:
3. Wan ich einstmahlst sterben werde
und der Tot mein Auge bricht.
Bflanzest dus auf meinem Grabe
Bliemelein Vergüssmeinnicht. w:
Die zweite, in gangbare Rahmenstücke eingefafste Strophe
bietet aus dem zersungenen Goethischen Liede die drei ersten
Zeilen, und mit einem kühnen, durch das gleiche Reimband er-
leichterten Sprimg die letzte; freilich bis zum baren Unsinn ent-
stellt, wie denn das Volk oft Unverstandenes oder heillos Ver-
derbtes aus reiner Freude an der Weise singt. Während Kellers
Schuster als ein gebildeterer Manu sogar mit dem 'Zephvr' ohne
Anstois fertig wird, ist unsere Tirolerin, die nur christkatliolische
Heilige kennt, bei den 'guten jungen Frühlingsgöttern^ arg ent-
gleist. Wer möchte ihr deshalb gram sein, im Gegenteil! Aber
Franz Magnus Böhme sollte nicht den Text Goethes ebenso
milshandeln wie jener naive Schuster und eitleren: 'Streuen wir
mit leichter Hand, Gute junge Frülilingsgötter' statt 'Streuen mir
mit leichter Hand Gute' u. s. w.
In Erk-Böhmes 'Deutschem Liederhort' 2, 438 finden wir
unter der neuen Überschrift 'Das Bündnis' ein 1885 von Wolf-
ram aufgezeichnetes Lied abgedruckt, mit einer fremden Stro])he
mehr, als Wolframs 'Nassauische Volkslieder' 1894, S. 230 es in
drei Strophen bieten:
Kleine Bliimeu, kleine Blätter.
1. Kleine Blümlein, kleine Blätter
Reich ich dir mit leiser Hand,
Und das Band, das sie verbindet.
Sei ein schönes ßosenband.
2. Ganz mit Rosen so umgeben,
Reich mir freundlich deine Hand.
So Avcit gehen die veränderten Zeilen, indem die erste Strophe
Goethes Anfang nnd Schlufs paarweise znsammenkniipft, die fol-
gende zunächst seine Zeile 3, 1 ('Sieht mit Rosen sich umgeben')
mit der drittletzten (4, 2 'Reiche frei mir deine Hand') verbindet,
um dann fortzufahren:
Auf der Jugend Frühlingszeiten
Folgt der Hochzeit Rosenkranz.
'6. Und so lang das Feuer brennet
Und die Reben tragen Wein,
Und so lang das Wasser fliefset,
Soll und mufs die Ehe sein.
Goethes Huldigung an Friederike ist zu einem Eheliede mit
schönem Schluls aus dem volksmälsigen Bilderschatzc geworden.
Unmittelbar vorher bringt der l.iederhort' ein sechsstrophiges
Gedicht (Liederbuch des deutschen Volkes, 1843):
1. Kleine Blumen, kleine Blätter —
Reich mir freundlich deine Handl
Und das Band, das uns verbinde,
Sei kein zartes Rosenband!
Ein Geflecht ans Goethes Zeilen 1, 1 und 4, 2 — 4.
2. Wie oft hau wir zusammgesessen
Manche liebe lange Nacht,
Selbst den Schlaf han wir vergessen
Und mit Lieben zugebracht.
Das Folgende ist wiederum aus anderen Liedern angestückelt.
Die Strophe 'Wie oft' hier erscheint u. a. mit kleinen Va-
riauten als zweite eines in Böckcls vorzüglicher Sammlung 'Deut-
scher Volkslieder aus Oberhessen' 1885, S. 41 (vgl. 113) abge-
druckten Liedes, das ohne Anknüpfung an Goethe bcgiimt:
'Mädchen, wenn ich dich erblicke' (z. B. Hoffmann und Richter
S. 172; A. Müller, Volkslieder aus dem Erzgebirge S. 40; A\ olf-
ram S. 191; Hruschka und Toischer S. U8) und in der letzten,
1*
4 Kleine Blumen, kleine Blätter.
fünften, Strophe die wolilbekannten zarten Motive von den Turtel-
tänbchen und vom Welken des Grases und Laubes auf einer
Scheidestätte bietet (z. B. Hruschka S. 158, A. Müller S. 08;
siehe unten). Die vierte aber heilst:
Die erste Lieb sie geht von Herzen,
Die zweite brennt wie Feuer so heifs;
O wie glücklich lebt der Mensch auf Erden,
Der von keiner Lieb nicht weifs!
Das ist die erste im Liederhefte der Stubaierin und ein ge-
läufiger Satz, denn wir finden im Liederhort 2, 519 als dritte
Strophe eines rheinisch-hessischen Liebesliedes:
Erste Liebe, sie geht von Herzen —
Und die zweite brennt so heifs.
O wie glücklich ist das Mädchen,
Das von keiner Liebe weifs.
oder 2, 525 als zweite eines nahe verwandten Liedes aus Hessen
und dem Elsafs:
Erste Liebe geht vom Herzen,
Zweite Lieb die brennet heifs:
0 wie wohl ist einem Menschen,
Der von keiner Lieb nichts weifs.
und 2, 586 als letzte eines üblen rheinischen Wanderliedes mit
dem Refrain 'In dem Colonia ist meine Liebe':
Die erste Liebe geht von Herzen,
Die andre brennt nicht mehr so heifs:
Wie glücklich ist der Mensch auf Erden,
Der nicht weifs, was Lieben heifst.
Auf annähernde Vollständigkeit in den Belegen für diese
Gefühlsleiter und die verscliiedene Schätzung der ersten imd der
zweiten Liebe kann es hier natürlich nicht ankommen; immerhin
mögen einige Beispiele mehr die Häufigkeit der Strophe und ihre
Verflechtung mit anderen beleuchten. Reifferscheid, Westfälische
Volksheder 1879, S. 91:
Die erste Liebe geht von Herzen,
Die zweite aber brennt gar heifs,
Wohl dem Menschen, der von Schmerzen
Und von keiner Liebe weifs.
wo ein genaues Reimband hergestellt ist. Mündel, Elsässische
Volkslieder 1884, S. 51:
Kleine Blumeu, kleine Blätter. 5
Treue Liebe geht im Herzen,
Treue Liebe brennet schon.
Acli wie wohl ist jenem Menschen,
Der nicht weifs was Liebe heifst.
So heilst es verderbt in dem Liede 'Stets in Trauern muls ich
leben'; dagegen S. 58:
Die erste Lieb, die geht von Herzen,
Die zweite Lieb, die löscht schon aus.
O wie wohl ist jenem Menschen,
Der von keiner Liebe nichts weifs.
worauf jenes 'Wir sind oft beisammen gesessen' (vgl. auch Wolfram
S. 182, 191) folgt, während S. 59 vor den Zeilen von den Turtel-
tauben und dem Welken die Verse stehen:
Die erste Liebe kommt von Herzen,
Die zweite kommt wie Feuer so heifs.
O wie glücklich ist das Mädchen,
Das von keiner Liebe nichts weifs.
Mit derselben Flickstrophe schliefst die Nummer 'Mädchen
wenn ich dich erblicke' bei A. Müller, Volkslieder aus dem Erz-
gebirge 1883, S. 46, die vorher den oben citierten Nassauischen
Schlufs der 'Kleinen Blümleiu' und die letzte Tiroler Strophe
bietet :
3. Und so lang das Feuer brennet,
Und die Felsen werden heifs [?],
Und so lang das Wasser fliefset.
Sollst du auch mein eigen sein. ~"
4. Sollt ich aber unterdessen
Auf meinem Todbett schlafen ein,
So pflanz mir auf meinem Grabe
Das Blümelein Vergifsnichtmeiu !
Vgl. Müller S. 05:
Wenn ich auf dem Kirchhof liege.
In dem stillen Kämmerlein,
So pflanzt mir auf meinem Grabe
Rosen und Vergifsuichtmein.
Hoffmanns und Richters Schlesische Volkslieder 1842, S. 180
ergeben in demselben I^icde 'Mädchen, wenn ich dich crblic-kc'
die Kombination, dals die, übrigens nur manchmal gleich andercnj
geläufigen Füllsel eingeschaltete, Strophe
G Kleine Bluraeu, kleiue Blätter.
•>. Treue Liebe geht von Herzen,
Treue Ijiebe brennet heils — [s. o. MihidelJ
0 wie glücklich lebt der Jüngling,
Der von keiner Liebe weifs.
die hyperbolische Beteuerung und die letzte Bitte erst im Ge-
folge hat:
5. Und so lang das Wasser rinnet
Und die Berge tragen Wein,
Und so lang das Feuer brinnet,
Sollst und mufst du mein eigen sein.
0. Sollt ich aber unterdessen
Auf mein'm Lager schlafen ein,
Ach, dann pflanz mir auf mein Grübchen
Blümelein Vergifsnichtmeiu.
Mündel bietet S. 50 die aufgestutzte Strophe (vgl. S. 36):
Mädchen, wenn ich einmals sterbe,
Und der Tod mein Auge bricht,
Gib mir dann als Leides Erbe
Ein Blümchen mit: Vergifsmeinnicht.
aber S. 100 ('Schätzel, wenn ich dich erblicke') die beiden in der
nächsten Nunnner ('Ach Himmel, ich mufs scheiden') S. 101 besser
überlieferten Strophen :
5 (1). Und so lang das Feuer brennet,
Und die Reben tragen Wein,
Und so lang das Wasser rinnet,
Soll und mufst du bleiben mein.
G (5). Sollt ich aber unterdessen
Auf dem Todbett schlafen ein.
So thu auf mein Grab [S. 100 Grabstein] setzen
Eine Blum Vergifsnichtmeiu.
Ein verbreitetes uneinheitliches und aifektiertes Gedicht
(Liederhort 2, 529) schliefst:
Und wenn ich einst sterben werde
Und getrennt von dir mufs sein,
O so pflanz auf meinem Grabe
Rosen und Vergifsnichtmeiu.
Getreuer in Linz-Urfahrer Einzeldrucken des kontaminierten
und schwankenden Liedes 'Morgen mufs mein Schatz abreisen'
Kleine Blumen, kleine Blätter. 7
(oder 'Morgen miils mein Liebchen scheiden'), das Aviederuni mit
oben erwähnten Texten die Verse von den verHebten Tauben
und der welkenden Natur gemein hat:
Und wenn ich einst bin gestorben,
Und mein mattes Auge bricht.
Pflanzet sie auf meinem Grabe
Eine Blum', Vergifsmeinnicht.
Goethes kleine Blumen, kleine Blätter sind also in gleicher
Weise zerrupft und mit anderem Kraut verbunden worden, wie
Klamer Schmidts 'Hier sitz ich auf Rasen' zersungen und wieder
zusammengesungen wurde (Schade, Weimarisches Jahrbuch 3, 268,
vgl. auch Liederhort 2, 459) oder wie Kotzebues 'Es kann ja nicht
immer so bleiben' einem Soldatenliede dienen mufste (Liederhort
2, 164 f.; Becker, Rheinischer VolksHederborn S. 87 f.; Schlossar,
Deutsche Volkslieder aus Steiermark S. 309 f.; Wolfram S. 396;
Mündel S. 195). Als Goethe' alten Mütterchen des Eisais ihre
Lieder abfragte, liel's er sich nicht träumen, dafs einst ein fah-
render Philolog das graziöse Gedichtchen der gleichen Sesen-
heimer Zeit in einem Thale Tirols finden werde. —
* Das seltsamste Schicksal hat sein 'König von Thule' erfahren, der
nicht in der Heimat, sondern im Auslande Volkslied geworden ist.
Nämlich so: Elberding hat 1872 in einem Kopenhagener Trivatdruck
'Öhlenschläger som Gadeviser-Digter', den ich durch Reinhold Köhler
kennen lernte, gezeigt, welche Lieder dieses Dichters auf fliegenden Blät-
tern ins dänische Volk drangen, und mit welchen Varianten. Nun war
von Öhlenschläger 18ü2 in einer Neujahrsgabe Goethes 'König von Tluüe'
als 'Kougen in Leire' bearbeitet und auf den alten Fürsteusitz bei Roeskilde,
Klopstocks Rothschild, in Seeland verpflanzt worden. Das ging 18(i!' ohne
seinen, geschweige denn Goethes Namen in ein poi)uläres Büchlein ein,
'Glajdens og Munterhedens Veu, eller ny Sämling af Selskabs Sänge', und
wurde mit Änderungen und Korruptelen so gut Volkslied wie im 17. Jahr-
luuidert durch schwedische und dänische Drucke unser altes 'Es steht eiu
Schlofs in Österreich':
Der bode tu Konye eii Leire
fied trofnst til sin grav;
Hanf! ftestemm hin fejre
fhim i diiden et guldhorn gav ...
Ich bemerke noch, dals in den Trowitzschischen Drucken das an ein
Volkslied angelehnte 'Wie kommt's dals du so traurig bist' öfters erscheint
und Klärchens 'Freudvoll und leidvoll' mit emptiudsamen Anhängseln. Zu
8 Kleine Blumen, kleine Blätter.
Noch in letzter Stunde kann ich zwei wichtige Nachträge
liefern. An Friedländcrs Notiz über die Melodie im Goethe-
Jalirhnch 17, 178 anknüpfend, bringt Ferdinand Vetler im Berner
'Jinnd' (1896, 23. Juli) ein Lied, das er vor dreizehn Jahren
zwei Rüschegger Buben hat singen hören und das unserem Ti-
rolischen Text, abgesehen von dem Einschub, am nächsten steht,
auch durch die gleiche 'ümdichtung' der dritten Zeile:
1. Kleine Blumen, kleine Blätter
Pflücken wir mit leiser Hand;
Holder Jüngling, Frülilingsgärtner,
Wandle du auf Kosenbank.
2. Jene Leute, die dich hassen.
Sagen dies und jenes mir,
Sagen mir auch, ich soll dich lassen,
Soll mein Herz nicht schenken dir.
3. Aber ich hab schon geschworen,
Dir auf ewig treu zu sein;
Dich hab ich mir auserkoren,
Ohne dich kann ich nicht sein.
4. Und so lang das Wasser rauschet
Und die Welt z'ringsume geht.
Und so lang das Feuer brennet,
Sollst du mein Geliebter sein.
5. Sott ich aber unterlassen [unterdessen?]
Auf dem Todbett schlafen ein,
Ei so pflanz auf meinem Grabe
Eine Blum' Vergifsnichtmein.
Endlich teilt mir Max Friedländer ein Blatt aus Erks hand-
schriftlichem Nachlafs mit, der auf der Kgl. Hochschule für
Musik in Berlin verwahrt wird. Der Organist Wilhelm Greef,
Erks Schwager, hat 1839 in Mem-s nach mündlicher Überlief er mag
einen die vier Strophen Goethes mit Änderungen und Verderb-
nissen festhaltenden und acht uns zur Hälfte schon wohlbekannte
G. Kellers Schuster würde der Schneidergeselle in Heines Harzreise,
Elster 3, 24, ein Pendant oder eine Karikatur abgeben — wäre Heine
nicht durch den Haudlungsreisendeu Karl Dorne geuasführt worden. 'Mein
dünner Weggenosse trillerte ... vor sich hin: Leidvoll und freudvoll, Ge-
danken sind frei! Solche Korruption des Textes ist beim Volke etwas
Gewöhnliches,'
Kleine Blumen, kleine Blätter. 9
Abschlulszeileu beifügenden Text aufgeschrieben. Wir denken
au einen halbgebildeten Vermittler zwischen Goethe und dem
Volk, das dann freier, als es ihn übernommen, mit dem Sang ver-
fuhr. Der 'gute Jüughng^ 1, 3 wie im Stubaier Heft; die 3. und
4. Strophe verworren; die 6. wäre auch mannigfach zu belegen.
1. Solo: Kleine Blumen, kleine Blätter
Streuen dir mit leiser Hand,
Chor: Guter Jüngling! Frühlingsgötter,
Ja Götter auf ein duftigs Eosenband.
Solo: |: Guter Jüngling! Frühlingsgötter :1 omal wiederholt.
Ja Götter auf ein duftigs Eosenband.
2. Solo: 'Zephir, nimm's auf deine Flügel,
Wind's auf eines [meiner?] Liebsten Kleid!'
Chor: Und so tritt sie vor den Spiegel,
Freut sich ihrer Munterkeit.
Solo: Und so tritt etc.
3. Sieht mit Eosen sich umgeben.
Selbst sie wie eine Eose blüht.
Chor: Und das Band, das uns verbindet.
Sei kein schwaches Eosenband.
4. Fühle, was dies Herz empfindet!
Eeiche freundlich mir die Hand!
Chor: Nur einen Kufs, geliebtes Mädchen,
Und ich bin belohnt genug.
5. Pflanze du auf meinem Grabe
Nichts als Eosen und Vergifsmeiunicht,
Chor: Und was wir geliebet haben, ja haben,
Weifs niemand, als du und ich.
Solo: Und was wir etc.
6. Komme du beim Mondenscheiue
Auf mein'n Grabeshügel zu;
Chor: Aber du nur ganz alleine, allerne,
Sonst verstörst du meine Euh.
Solo: Aber du nur etc.
Die kühne Verteilung der vielleicht, noch ohne den Schluts, ;ils
Hochzeitssang gefafsten Verse mag ein kunstreicher Kantor auf
dem Gewissen haben; an den Vortrag bei G. Keller erinnert so-
gleich der Scihnörkel 'Ja Götter\
Berlin. Erich Schmidt.
10 Kleine Blumeu, kleine Blätter.
II.
Die Melodie, zu der Kellers Dorfscliiister seine 'Kleinen
J>lnnien, kleinen Blätter' singt, ist im 'Sinngedieht' sehr anschaulieh
besehrieben, und es konnte einem Musiker nieht schwer fallen,
sie nach den andeutenden Worten zu erkennen.
Dal's es die hier folgende ist:
— «Iv
Klei - ne Blu-men, klei-ne Blät - ter, ja VA'dt - ter^
02 0 0 ? 1'^. ^0 j ,'^ |_J 12 ,J ^ ^ u. H—
,_i — s_5 — ^ j_J_^ i^ y ^—
strei - en wir mit leich-ter Hand, ja Hand, gu-de, junge Frihlings
teEg^^^iiE.^1:liiE^^=J=5^i^^El
gäd - der tän-delnd anf ein luf - tig Band.
hat mir der Dichter selbst im Jahre 1884 bestätigt.'
Die Weise stimmt, wie mau durch alle Verschnörkeluug so-
fort erkennt, mit derjenigen übereiu, die seit Jahrzehnten zu den
herzbrechenden Versen : 'In der grolsen Seestadt I^cipzig' ge-
sungen wird. Wie war es möglich, mufste man sich fragen, dal's
die Musik dieses bekannten Gassenhauers Goethes graziösem
Liebesliede augepal'st werden konnte?
Bevor ich den Versuch mache, die Frage zu beantworten,
ist es wohl nicht unnütz, ein Wort über die Schicksale zu sagen,
die das Lied in der Musik gehabt hat.
Merkwürdigerweise hat 'Mit einem gemalten Bande' die Kom-
})onisten weniger angeregt als irgend ein anderes der berühmten
Goethesehen Gedichte. Während das B u n d e s 1 i e d bald niich
seinem Erscheinen in studentischen Kreisen erklang, andere Lieder,
wie das Veilchen, Heidenröslein, der König in Thule
mit der Musik Mozarts, Reichardts, Zelters überall heimisch wurden,
wo man bessere Hausmusik pflegte, blieb unser Gedicht bis ins
^ Näheres hierüber habe ich im Goethe- Jahrbuch 1890, Ö. 179 mit-
geteilt.
Kleine Blumen, kleine Blätter. 11
sechste Jahrzehnt nach seinem Entstehen wenig beachtet. Die
beiden Komponisteil freiKch, die fast den ganzen Goethe in Musik
setzten : Joh, Friedr. Reichavdt in Berhn-Giebichenstein und Wen-
zel Tomaschek in Prag, lielsen sich auch die 'Kleinen Blumen^
nicht entgehen, allein ihre Weisen dazu sind so unbedeutend,
dafs sie unmöglich weiter dringen konnten. Romberg und Zum-
steeg, Zelter und Himmel, Schubert und Schumann, Beruh. Klein
und Mendelssohn, Spohr und Loewe, Brahms und Franz fehlen
in der Komponistenreihe. Von den musikalischen Meistern hat
nur noch einer, allerdings kein Geringerer als Beethoven, sich
mit dem Liede befafst — in seiner reifsten Zeit: 1810, zu-
gleich mit dem Egmont — und eine wenn auch nicht sehr be-
deutende, so doch überaus reizvolle Komposition dazu geschaffen,
die weniger bekannt geworden ist, als sie es verdient. ' Übri-
gens stellt sie au die Technik des Sängers sowohl wie des Be-
gleiters hohe Anforderungen und mufste schon deshalb auf spe-
cifisch musikalische Kreise beschränkt bleiben.
Der Mangel einer leichtfafslicheu, volkstümlichen Melodie
läfst es erklärlich erscheinen, dafs das Gedicht sich erst spät im
Volke verbreitet hat. Weder die vielen Lieder-Sammlungen von
Ende des vorigen und Anfang dieses Jahrhunderts, noch die
Konuuersbücher, noch die 'fliegenden Blätter' nehmen Notiz von
ihm. Nicht früher als im Jahre 1826 läi'st es sich, soweit meine
Kenntnis reicht, in einer Anthologie nachweisen, und zwar in
der 'Deutschen Liedertafel', herausgegeben von Christ. Gottlob
Kayser, Leipzig, II, S. 26. Von da an aber findet es sich häuti-
ger, in fliegenden Blättern- sowohl wie in Volkslieder- Sannu-
lungen — das sicherste Zeichen dafür, dafs sich inzwischen eine
Melodie zu den Versen gesellt hatte. Auf die Spur dieser Weise
führt ein Vermerk, der unter der Überschrift ciuiirer Lieder der
Der Beginn: :^, ___]
|B§M?tf^E^^=i:^^i
Klei - pe Blu - inen, klci-nc P.liit-ter
ist sehr ähnlich dem berühmten Liede an die Freude in der neunten
Symphonie (komponiert iS22 bis 182:5).
'■' Z. B. als erstes der 'Fünf neuen Lieder. Dclitzch, zu finden in
dasiger Buchdruckerei' (1827 ungefähr). Vgl. Meusebachs Saiinnlun.':- in
der Berliner Kgl. Bibliothek.
12
Kleine IJlunieu, kleine Blätter.
vicrzi^ei- Jalirc .steht:' 'Melodie: Kleine Blunieu, kleine Blätter
oder Wilhelm komm au meine Seite.' Dieses zweite viel ver-
breitete Ijied nun, das in 15 bis 20 höchst rührseligen Strophen
den Abschied der Königin Luise von ihrem Gatten besingt, ist mit
der hierher gehörigen Melodie zuerst in Erk und Irmers Deutschen
Volksliedern, Berlin 1841, 1. Bd, G. Heft, S. 23 gedruckt: 2
Sehr langsam.
Wil-helm,komm an meine
nimm den letz-ten Abschieds-
wel-ches mich zum Gra - be
ruft!
Dal's zu dieser Melodie in derselben Zeit auch unser Goethe-
sches Gedicht gesungen wurde, bestätigt die sehr interessante,
unter I. bereits erwähnte Lesart aus Meurs, die Wilhelm Greef
im Jahre 1839 aus dem Volksmunde aufschrieb:
Langsam.
Solo.
Klei-ne Blu-men, klei - ne
Chor.
Blät-ter streu - en dir mit lei - ser
Hand, gu - ter Jüng-ling! Früh-lings - göt - ter, ja Göt - ter,
' Z. B. bei 'Der schwere Abschied' von Hoffmann von Fallersleben in
der 'Volksharfe'. Verlag von A. E. Fischer in Haynau (o. J.).
^ Sonst abgedruckt u. a. in Kretzschmers Deutschen Volksliedern,
Berlin 1840, S. 68 (mit anderer Melodie) ; Zurmühlen, Des Dülkener Fied-
lers Liederbuch, Viersen 1875, S. '27 ; Karl Becker, Rheinischer Volkslieder-
born, Neuwied 1892, S. 34 (mit ähnlicher Melodie) etc. etc. In fliegenden
Blättern findet sich das Lied öfters mit dem Vermerk: 'Melodie: Kleine
Blumen, kleine Blätter.'
Kleine Blumen, kleine Blätter.
Solo. bis
13
,2=^^?*=?=?
0—/—'^—'/-
:=1^-
'^
auf ein duftig's Ro - sen - band. Gu-ler Jüng-ling ! Frühlings-göt - ter,
Chor.
gii - ter Jüng-ling,' Früh - lings - göt - ter, ja Göt - ter,
ein duf - tig's Ro - sen - band.
Der ganze Habitus dieser Melodie deutet darauf hin, dafs
sie keine Volksweise im eigentlichen Sinne des Wortes, son-
dern eine volksmäfsig-triviale Bearbeitung eines Kunstliedes ist,
das vermutlich an sich schon trivial war. Dieses ursprüngliche
Kunstlied zu finden, war aber keine ganz leichte Aufgabe. Einen
gewissen Anhalt für weiteres Suchen bot der Name Blum, der
in einigen Sammlungen der dreifsiger Jahre als Autor des Liedes
vermerkt steht; auch Hofimauns von Fallersleben 'Unsere volks-
tümlichen Lieder' führen bei 'Kleine Blumen, kleine Blätter' als
Komponisten aufser Reichardt noch, den Musiker Karl Blum auf.
Dieser, 1786 in Berlin geboren und 1844 daselbst gestorben, war
königlich preufsischer Hof-Komponist und Opernregisseur. Ein
sehr fruchtbarer Komponist und Bühnenschriftsteller, hat er nicht
nur 150 musikalische Werke (darunter 20 Opern und Vaudevilles)
veröffentlicht, sondern auch gegen 70 Schau- und Lustspiele, von
denen die Mehrzahl auf der königlichen Bühne in Berlin aufge-
führt worden sind. In Karl Freiherrn von Ledeburs 'Tonkünstler-
Lexikon Berlins' findet sich nun im Verzeichnis von Blums Wer-
ken unter den Liedern und Gesängen ein 'Vierstimmiger Walzer
für 2 Tenöre und 2 Bässe: Kleine Blumen, kleine Blätter',
op. 11, Leipzig bei Breitkopf u. Härtel, 1816. Diese Komposition
wird von Ledebur im biographischen Teile des Lexikons noch-
mals erwähnt: 'Blums Melodien waren nicht originell, aber an-
genehm, leicht und fliefseud, sie machten zu ihrer Zeit Glück
' Vielleicht war aus Goethes Vers 'gute junge Frühlingsgötter' iu einer
Abschrift 'guter Junge! Frühlingsgiitter' geworden, und der Junge wurde
dann von einem Säuger in die poetischere Sphäre des Jünglings gehoben.
M
Kleijic liliiiiKMi, kleiiu' IJlättor.
und faiidcn /-um Teil beim Volk Ki iif^auti', wie z.B. sein
vicr.stinimij^cr Walzer: Kleine Blumen, kleine Blätter.'
Hier wären wir also auf sicherei' Spur, und mit der Vier-
stinnnigkeit der Komposition läfst es sich auf die natürlichste
Weise erklären, daCs sie zuerst in der obenerwähnten 'Lieder-
tafel', also einer für Männergesangvereinc bestimmten Sammlung,
abgedruckt wurde. In dieser Sammlung steht aber nur der Text,
und es galt jetzt, die Musik ausfindig zu niaclien. Leider be-
findet sich ein Exemplar von Blums op. 11 weder in Leipzig
beim Originalverleger, noch in der Bibliothek der alten Zelter-
schen Liedertafel, noch in der Königlichen Bibliothek in Berlin,
und auch eine Reihe von Anfragen in auswärtigen Bibliotheken
hatte keinen Erfolg. Um so mehr freute ich mich, die Melodie
der Komposition in einem Werke zu finden, das sich durch eine
gewisse Zuverlässigkeit auszeichnet. Der Titel dieses Werkes ist:
'Vollständiges Melodien buch oder vollständige Samm-
lung der Melodien zu den bekannten und beliebten deutschen
Liedern und Volksgesängen.' Von Guido Rein hold. Leipzig,
1838. Auf S. 98 steht hier Blums Melodie, die wahrscheinlich
um eine Terz oder Sekunde nach der Tiefe transponiert ist:
Nicht schnell.
C. Blum. i8i6.
tändelnd anf ein lnf-ti<;
Band.
iEi=iEi=iLtfeSt^
Ze-phir, nimm's anf dei-ne
5^P
um - ge - ben,
Kleine Blumen, kleine Blatter. 15
selbst wie ei - ne Ro - se ]^^^S> ^i " ^^^^ Kiiss, ge-Iiebtes
Le- bell, und ich bin be - lohnt ge - nung.
(Es folgt noch die vierte Strophe mit einer übersentimen-
talen Melodie in F-moll, die sich zum Schlüsse in Koloraturen
und Rouladen gar nicht genug thun kann — gerade so, wie es
Keller von seinem Dorfschuster berichtet. Aus Mangel an Raum
muls ich sie hier fortlassen.)
Dieser Druck, dessen Authenticität noch durch andere Quellen
bestätigt wird, ^ bietet das überraschende Ergebnis, dafs nicht
etwa im Volke Goethes Gedicht der Gassenhauer- Melodie von
der 'Leipziger Seestadt^ untergelegt, sondern dafs diese Melodie
ursprünglich zu Goethes Versen komponiert worden ist. Eine
Ehrenrettung für Blum bedeutet dies allerdings nicht; vielmehr
wird man es nach dieser Probe begreiflich finden, dafs der Kom-
ponist ein Jahr nach 'Kleine Blumen^ ein eigenes Werk unter
dem Titel: Bänkelsänger-Lieder erscheinen liels (vgl,
Allg. Musikalische Zeitung, Leipzig, Juni 1817, Intelligenzblatt).
Aber die Melodie geht leicht ins Ohr, sie lädt förmlich zum
Mitsingen ein und hat es ohne Zweifel mit veranlafst, dafs sich
im Volke so schnell allerhand Zuthaten — meist aus Volks-
liedern — zu den ursprünglichen Versen gesellten.
Die besseren Kreise mögen indessen Anstol's daran ge-
nommen haben, Goethes Gedicht zu einer so trivialen A\'cise zu
singen, und da die Bänkelsängermelodie nun einmal nicht um-
zubringen war, legten ihr in den vierziger Jahren iibennütigc
Studenten die tragische Dichtung vom 'Greis, der sich nicht zu
helfen weil's' unter:
In der grofsen Seestadt Leipzig
War jüngst eine Wassersnot,
Menschen stürzten ein woJil dreifsig,
Häuser blieben mehr nocii tot.
Diese inzwischen so l)erühmt gewordenen Verse sind meines
* Vgl. C. Kochers Ranlenlmiii. Stuitsi^rt, \>^*^'^. 8. 37;;,
IG Kleine Blumen, kleine Blätter.
Wissens zuerst im Jahre 1847 erschienen und zwar in der ersten
Auflage von Göpels Deutschem Lieder- und Kommersbuch (Stutt-
gart) S. 673.1
Es liegt also hier der in der Geschichte des volkstümlichen
Liedes nicht vereinzelt dastehende Fall vor, dafs eine ältere zu
einem klassischen deutschen Gedicht komponierte Melodie in den
Kreisen der Gebildeten nur noch zu einem Scherzliede fortlebt,
im niederen Volke aber mehr als sechs Jahrzehnte lang treu fest-
gehalten und zu Versen gesungen wird, aus denen trotz aller
Verballhornung die Schönheit des Originals herausleuchtet. Dieses
Nichtverlorengeheu wird im 'Sinngedicht' in wundervoller Weise
angedeutet: 'Allein die unverwüstliche Seele des Lie-
des,' so schreibt Gottfried Keller über den Gesang seines Dorf-
schusters, 'bewirkte das Gegenteil eines lächerlichen
E i n d r u c k s.'
BerHn. Max Friedlaeuder.
Nachschrift.
Noch vor dem Druck gelange ich durch die Freundlichkeit
des Herrn Dr. Oscar von Hase in Leipzig in den Besitz eines
Exemplars von Blums Vierstimmigem Walzer, das im Privat-
archiv der Firma Breitkopf und Härtel verwahrt wird. Die Les-
art dieser lange gesuchten Originalausgabe vom Jahre 1816 ist
in allem Wesentlichen identisch mit dem oben wiedergegebenen
Abdruck aus Reinholds Melodienbuch, die Varianten sind so un-
bedeutend, dafs sie eine Erwähnung nicht lohnen, nur die Tonart
ist, wie ich vermutet hatte, höher: A-dur statt F-dur. — Der
Walzer trägt die Opuszahl 14, wonach I^edeburs obenerwähnte
Angabe zu verbessern wäre. M. F.
' Sie stehen seitdem in fast allen Kommersbüchern ; bei Nenauflagen
dürfte es sich empi'ehleii, Bhims Namen als Autor der Melodie hinzu-
zufügen.
Die alteuglische Bearbeitung
der
Erzählung von Apollonius von Tyrus.
Die 'Verbesserungen und Erklärungen', die Ziqntza im ersten
Bande der Änglia veröffentlichte, beweisen, dafs er sich bereits im An-
fang des Jahres 1877 mit dem altenglischen Apollonius^ bescJiäftigte.
Anderthalb Jahre später, als er i?n Herbst 1879 über altenglische Litte-
ratur las, teilte er uns mit, dafs er ihn aufs neue herauszugeben be-
absichtige. Aufser dem altenglischen Text, der offenbar seit Jahren
druck fertig ist, befand sich in seinem Nachlafs ein auf Zetteln ge-
schriebenes Glossar. - Die Veröffentlichung hat sich wohl verzögert,
weil Zupitxa auch die lateinische Vorlage in der Gestalt, in welcher
sie der altenglischen Bearbeitung zu Grunde gelegen haben niufs, da-
neben herausgeben wollte'^ und zu diesem Zweck noch verschiedene
Handschriften vergleichen mufste.
In seinem hinterlassenen ManuskrijH hat Zupitza den Gebrauch,
der grofsen Buchstaben geregelt und Interpunktion eingeführt. Die
aufgelösten Abkürzungen sind durch kursiven Druck kenntlich gemacht.
An verschiedenen Stellen, wo er von der Handschrift abgewichen ist,
resp. wo eine Änderung nahe lag, hat er am Rande seines Manuskripts
ein Fragezeichen gesetzt. * Offenbar ivollte er sich solche Fälle noch
* Der ae. Apollonius ist bekanntlieh nur in einer einzigen Hs. erhalten :
Es. des Corpus Christi College xu Cambridge, Nr. 201 nach der jetzigen Be-
zeichnung, Ä 18 nach der früheren. Vgl. Wa.nley S. 137.
^ Es wird vielleicht möglich sein, dieses Glossar, jedoch, nicht mit sämt-
lichen Belegstellen, in einem späteren Hefte z/um Abdruck zu brifigen.
^ Vgl. Romanische Forschungen III, 279.
"27 msere man oder msereman r' G 2 J)e oder f)a'^ 71 -warn oder
-wäre (vgl. 7 ^R)!^ 7 4 mittan? 7 7 ceasterware? 7 25 heold oder iilod'r'
7 36 smiltnesse oder -ues? 9 1 gehyre'r' 11 ■" ungecnawen? 12 ^ .swoode
oder swide'r' 12 12 J^e oder se? 12 ^2 gecuerdiiessar' II * inildhcortnesse
oder -ues? 1(> 20 uuliang oder -wc'r' Ki-ii swiltaii oder sweltau'f' 17 •' bulou'r"
Archiv L n. Sprachen. XOVII. 2
18 Die ae. lie.arl)citiiii<r der Erzälihmg von Aiiollnniiis von Tvni.*..
einmal überlegen. Ich habe jedesmal die Form beibehalten, die er selbst
in den Text aufgenommen liatte. Die ivenigen Anmerkungen, die ich
hinzugefügt habe, sind in eckige Klammern eingeschlossen.
Ä. Na'pier.
(MS. 131. Th. 1) Her onginned seo gerecednes be Antiöche, ])am
ungesseligan cingce, and be Apollonige J)am tiriscan.
An Antiochia J)are ccastre wjes sum cyniiigc Antiochus gßhaten :
sefter |)ses cyninges naman wses seo ceaster Antiochia geciged. J)ise.s
5 cyninges cwen weard of life gewiten : be (tare he hsefde aue svvide
wlitige dohter ungelifedlicre fegernesse. mid |)i |)e heo becom to
giftelicre yldo, Jia gyrnde hyre m?enig msere man micele mi;er(1a beo-
dende. da gelaywp hit sarlicu?n gelimpe, J)a da se fteder J)ohte, hwa?»
he hi mihte healicost forgifan, f)a gefeol his agen mod on hyre lufe
10 mid unrihtre gewilnunge to da?« swide, ]}C€t he forgeat |)a fsederlican
arfsestnesse and gewilnode his agenre dohtor \\\m to gemseccan, and
I)a gewilnunge naht lange ne ylde, ac sume dsege on aernemergcn,
|)a he of sliepe awoc, he abrate into dawi (Th 2) bure, {)ar heo inne
heg, and het his hyredraew ealle him aweg gan, swilce he wid his
15 dohtor sume digle spa^ce sprecan wolde. hwa3t! he da on dare man-
fullan scilde abisgode and {)a ongean winnendan fgemnan mid micelre
strengde earfodlice oferco?n and '^cct gefremede man gewilnode to
bediglianne. da geweard hit, ^cet {)?es msedenes fostormodor into
da?« bure eode, and geseah hi dar sittan on micelre gedrefednesse
20 and hire c^oiä to : 'Hwig eart |)u, hlsefdige^ swa gedrefedes modes ?'
^(vt mieden hyre a?^f/swerode : 'Leofe fostormodor, nu to dteg for-
wurdon twegen ledele naman on f)isu>« bure.' seo fostormodor cwr^t:
'Hhefdige, be hwam cwist J)u '^cetT heo hyre rmr/wirde and cwad:
'ajr dam dvege minra bridgifta ic eom mid manfulre scilde besmiten.'
25 da cwced seo fostormodor: 'Hwa wa3s lefre swa dirstiges modes, \)ff't
dorste (3IS. 132) cynges dohtor gewffi??nnan ler da??? diege hyre bryd-
gifta and him ne ondrede |)a;s cyninges irre?' da3t ma^den cwad:
'Arleasnes J)a scilde on me gefremode.' seo fostormodor cwmt: 'Hwi
1 her 11 antiöche 2 apollonige * T/<, apolonige iJs'. 'i tiriscan ealdonneii
Th, in der Hs. eine Rasur etwa so lang tvie be auti6che, das darüber steht
3 antiochia || antiochus 4 ceaster Th, ceastre Hs. || antiochia ii Dises * Th
6 cwen*T/A H ane *Th ''' Mid * Th || bicom * Th » Da || sarlicum * Th
12 a,c*Th, Ac Hs. 13 erstes he ans heo durrh RasKr || awoc * Th \\ I>ain
*Th li Rweg auf Ra.wr \\ gan * Th i^^ hwict * Th, Hwa^t Hs. 17 earfod
atff Rasur || and * Th, And Hs. l** Da i| ge in geweard ü. d. Z. li' I^ain
* Th 21 j)fet =• Th \\ Leofe * Th, leofe Hs. 22 twegeu Th ] twege Hs. || 8eo
23 Hlfcfdige *77/. hl^fdige Hs. \\ Heo * Th 24 JEr*Th \\ manfulre * Th
2'^ Da 27 ondrede * Th \\ Bset 28 Arl. * Th, arl. Hs. || Seo || Hwi * Th,
hwi Hs.
JDie ae. Bearbeitung der Erzählung von Apolloiiius von Tvrus. 19
iie segst |)u hit |)inu;;^ freier?' ctiet ma?den CAVrt"ft: 'Hwar is se fieder?
sodlice, OB me earmre is raines fa^der nama reowlice forworden, and
me nu ior^^m dead |)earle gelicaft.' seo fostormodor, sodlice, Jia da
heo gehyrde, ^cct |)<^^ mteden hire deades girnde, da cliopode heo hi
hire to mid lidere spntce and bsed, ])cet heo fraw J)are gevvihiunge 5
hyre mod gewrende and to hire f?eder willan gebuge, {)eah de heo to
geneadod wsere.
(Th. 3) On {)ism?2 J)ingura, sodlice, |)urhwunode se arleasesta iii
cyngc Antiochus and mid gehywedan mode hine sylfne fetywde his
ceastergewarum, swilce he arfest fjeder wa?re his dohtor, and betwux lo
his hiwcudu«? ruannum he blissode on daw, J)<«< he his agenre dohtoi*
wer wies, and, to da/Ji {)(Z'i he J)e lengc brucan mihte his dohtor är-
leasan bridbeddes and \\\m iram adryfan, |)a de hyre girndon to
rihtum gesynscipum, he asette da rredels J)us cwedende: 'Swa hwilc
man swa minne ntdels riht anede, oiifo se mynre dohtor to wife; and, i'^
se de hine misriede, sy he beheafdod.' hwait is nu mare ymbe ])cet to
sprecanne, buton ^tat cyningas reghwanon conian and ealdormen for
([am ungelifedlican wlite J)?es ratedenes ? and {)oue dead hi oferhogodon
and I)one ra?dels understodon to anedenne. ac, gif heora hwilc |)on«e
J)urh asmeagunge boclicre snotornesse J)one rredels ariht nedde, ])onne 20
weard se to beheafdunge gela?d swa saine, swa se de hine ariht ne
rredde, and ])a heafda ealle wurdon gesette on ufeweardan l)ani
geate.
Mid |)i, sodlice, Antiochus, se wtelreowa cyningc, on {)ysse wa;l- iv
reownesse purhwunode, da wses Apolloni^ys gehaten sum iung man, 25
se wies swide welig and snotor and wa-s ealdornian on Tiro J)arc
mregde: se getruwode on his snotornesse and on da boclican lare
and agan rowan, od Iwt he heconi to Antiochian, eode pa in to da?»
(Tk. 4) cyninge and cwceä: 'Wes gesund, cyningc. hwa't! ic heconi
nu to de, swa swa to godu/n faider and arfvestuni. ic eo)n, sodlice, so
of cynelicuwi cynne cumen, and ic bidde {)inre dohtor me to ge-
mseccan.' da da se cyngc ])/Tt gehyrde, ])cct he his willes gehyran
nolde, he swide irlicum andwlitan beseah to da>» iungan ealdormr//
and cwcctt: 'Jk! iunga mann, canst du Jione do??/ mynre dohtor gifta?'
Apolloni«/s c\\(cit: 'Ic can pone do?», and ic hine a3t {)awi geate geseah.' •'.''
1 Dset * Th II Hwar * Th, hwar Hs. 2 Sodlice * Th \\ luinia * Th '^ Seo
4 da * Th, Da Hs. ^ sprrece * Th 8 h in I^urh aus r i' antiochus. And
(dafür AhkürMmg * Th) n He ^2 he hi {ae [njl. Aiujlia I, Hi:'.. Ä. N.J
1-1 He l''5 and * Th, And Hu. V^ Hwtet 17 a-ghwanon Th, a^ghwano IIs. |:
coinan * Th, das er in conion ändert ^9 ac * Th, Ac IIs. 20 boclicre * Th
22 and *Th, And IIs. 24 antiochus 25 da * Th, Da IIs. \\ apollini//.s 7/s..
apollonius * T/< 26 tiro 7/s., tiro ' 77/ 27 se * 7%, Se 77s. || lilre * 77/ 2S j-owan
Th] rowa 77s. Il antiochian || Eode 20 Wes] wel Hs., Wel * Th [njL Aiiijlia
I, 401. A. N.J II hwa>t Th., Hwa't 77s. 30 ic ;ü Da •« he] Hc 77s., he
* Th II ealdormen von drrsrUwii Hand über ifcfilrjton cnyhte 34 j)u * Th,
\m 77s. 31. 3.5 dorn -77/ |1 Apolliniz/s 77s., Apolloiiius "77/ || Ic ' Th, ic 77s.
20 Die iie. Bearbeitung der Erziililuug von Apcillonius von Tvius.
da cw«;^ se cyningc niid a'bilignesse: 'Gchir iiu [nnni nudcls: "See-
lere uereor, materna carne uescor" (pret is on englisc: 'Scylde ic
f)olige, moddrenuwii flresce ic bruce'). eft he cwced: "Quero patre?»
meum, inee niatris uiniw, uxoris mee fillaw nee inuenio" ([wt is on
5 englisc: 'Ic sece niinne f;eder, luynre niodor wer, mines wifes dolitor,
and ic ne finde'). Apollonius |)a, sodlice, onfangenm?« nodelse hiiie
bewende (MS. 138) hwon hixm dam cyninge, and, mid I\v {le he
smeade ymbe ^cet ingehyd, lie hit gewan mid wisdome and mid godes
fultume lie ^at so{) arjedde, bewpende hine |)a to daw? eynincge and
10 c,\\((d: 'Pu goda cyninge, |)u asettest rajdels; gehyr du {ja onfunden-
nesse. ymbe ^cet |)u cwpede, jDce/ ])\x scilde {jolodest, ne eart du Ico-
gende on daw^: beseoh to de silfu»^. and, ])(fi |)u cwsede: "Moddre-
uwm flpesce ic bruce," ne eart du on dam leogende: beseoh to J)inrc
dohtor.'
15 (Th. 5) Mid Joy |)e se cyninge gehirde, '^cet Apollonius {)one
rsedels swa rihte arsedde, |)a ondred he, ^cbI hit to widcud wtere;
beseah da mid irlicu/;?. andwlitan to him and cy^ccd: 'Du iunga man,
J)u eart feor ixam rihte. |)u dwelast, and nis naht, ^ad {)u segst; ac
|)u h;efst beheafdunge geearnad. nu Lx'te ic de to J)rittigra daga
20 fpece, '\)((i Jdu be{)ence done r?edels ariht; and du siddan onfoh minre
dohtor to wife; and, gif du '^crt ne dest, {)u scealt oncnawan J)one
gesettan do?w.' da weard Apolloniws swide gedrefed and mid his
geferu??i on scip astah and reow, od ])ait he becom to Tirum. sodlice,
veiter ^inm J)a Apolloniws afaren waes, Antiochus se cyninge \äm to
25 gecigde his dihtnere, se wa^s Thaliarcus gehaten : 'Thaliarce, ealra
mynra digolnessa myn se getryvvesta I)egn, wite pu, J)cr/ Apollonius
ariht arredde mynne rtedels. astih nu raKÜice on scip and far jeftcr
\nm, and, {)onwe {)u hiw to becume, ponwe acwel du hine mid isene
odde mid attre, ^cd {)u mage freodo?;?- onfon, ponwe |)u ongean cymst.'
30 Thaliarcus, sona swa he ]}a't gehyrde, he genam mid \\hn ge feoh ge
attor and on scip astah and for pefter ])-Ani unscieddian Apollonie,
od dret he to his edle becowi. ac Apollonius {)eah hwredre jer beco»?
to his agenan and into his huse eode and his bocciste untynde a)ul
asmeade pone ra^dels »efter ealra udwitena and Chaldea wisdome.
35 mid |)i |)e he naht elles ne onfunde, buton ^(Bt he ser ge|)ohte, he
GW(cd {)a to liiw?- silfu?» : 'hwcet dest |)u nu, Apolloni? dres cynges
1 Da II sebilig. * Th \\ Gehir * TI/, gehir Hs. 2 vereor * Th \\ uestor Es.,
vescor * Th \\ {)JBt bis 3 moddrenum am Rande von anderer gleichzeitiger Hand
nachgetragen, ])f/'t, s in scylde, J) in l^olige und m in moddrcmnii brün
Binden xuni Teil tveggeschnitten \\ Eft ^ virum *7'/? || iuvenio '■ Th \\ I)a't //s\,
Da^t *Th •; finde * Th \\ Apollonius * TO,, Apollinius Hs. i' Bewa^nde "^ Th
10 Du * T//, })U iZs. 11 «^^e^Ycs J)fet ] D;et * 77? 12 And || nioddrenu?» 15 apol-
lonius !'•' Nu 22 dom *TO II Da II apollinie^s Hs., apollonius * Th 23 tirum
Hs., tirum * Th [Im Folgenden wird 'nicht mehr angegeben, ob die Hämi-
sch )-ift grofsc oder kleine Buclistaben hat.] 28 becume] be ii. d. Z. ron der-
selben ilaud 20 onfou * Th 3) för * Th 32 1 in edle aits etwas anderem
Die ae. Bearbeitung der Erzäiiluug vou Apollouius vun Tyrus. 21
rsedels ]ni asmeadest, nnd ])\x liis (Th. ß) dohtor ne onfeiige: forcla?«
|)u eart nu fordemed, ]}(it {)u acweald wurde.' and he Jja üt eode
and liet liis scip mid Invcete gehlajstau and mid miccliim gewihte
goldes and seolfres and mid msenifealdu>« and genihtsumum reafu?«
and swa mid feawu;« ^am getiywestirwi maunu;« on scip astah on 0
clare priddan tide |)are nihte and sloh üt 011 da sie. |)a dy a'ftran vii
dsege wces Apollouius gesoht and geacsod, ac he ne wtes uahwar
fanden, dar weard da micel morcnung and ormjete wop, swa ^Oit
se heaf swegde geond ealle |)a eeastre. sodlice, swa micele lufe hiTfde
eal seo ceasterwaru to \imi, ]}at hi lange tid eodon ealle unscorene 10
and sidfeaxe and heora waforlican plegan forleton and heora bada
belucon. J)a da |)as J)ingc dus gedone wseron on Tiron, da beco?^^
se foresseda Thaliara^s, (MS. 134) se w^es fi'a?n Antiocho J)a/?« cy-
nincge assend, to da?/^ ^itct he seolde Apollonium acwellan. |)a he
geseah, ^at ealle |)as J)ingc beloeene waäron, |)a cwad: he to anu;« 10
cnapan : 'swa du gesund sy, sege me, for hwilcuw? intingu?/« |)eos
ceaster wunige on swa micclu?« heafe and wope.' him a?i(Zswerode
se cnapa and pus cwad^: 'eala, hu mänful man |)u eart, du |)e wast,
])((t I)u veiter axsast! odde hwret is manna, |)e nyte, ])cet {)eos ceaster-
waru on heafe wunad, iordam de Apollouius se ealdorman fivringa 20
nahwar ne retywde, siddan he ongean co?/? fram Antiocho ])ani cy-
ninge?' da {)a Thaliarcus '^(cf gehyrde, he mid micclan gefean to scipe
gewrende and mid gewisre seg\(Th. T^unge binnon anu»? diege co?;;
to Antiochian and eode in to J)a?« cynge and cwteä: 'hlaford cyngc,
glada nu and blissa, forda?w J)e Apollonitis him ondrpet |)ines rices a-'')
m»gna, swa ])^rt he ne dear nahwar gewunian.' da cwci^ft se cyningc:
'fleon he nueg, ac he retfleon ne mtvg.' he J)a Antiochus se cyningc
gesette Jiis geban |)us cwedende: 'swa hwilc man swa me Apolloniuw
lifigendne to gebringd, ic hiw gife fifti punda goldes, and {)a///, de
me his heafod to gebringd, ic gife hi?/i .c. punda goldes.' yo
Pa da J)is geban |)us geset wies, {)a wseron mid gitsunge beswi-
cene na ^(d an his find, ac eac swilce his frind and him ißfter foran
a)ul hine geond ealle eordan sohton ge on dünlandu/;< ge on wuda-
landum ge on digluw stowu/>^, ac he ne weard nah war fundeu. da vi 11
het se cyngc scipa gegearcian and him xiter faran, ac hit wies lang, 35
ler da»i J)e da scipa gegearcode wteron, and Apollouius hecont ler to
3 h in gehlsestan //. d. Z. (ruii anderer Iland?) ^ fundeu Th Seife /A")]
fuudon 9 heaf * Th H sidfeaxe *'/'// (xe verblafst) '- \weites e in gedone
ü.d.Z. uacligetruyen 1^ he Wies vor astend ü.d.Z. (run anderer Ha ml?) [r</l.
AiKjlla I, IG I] !•"> anum * Th -'^ ai)ollouius Th, apoUiiunis Hs. -^ antiocho
Th, autiochio Hs. — gefeau *Th -■'> gewisre * 77/. || auuni * 77/ ^'i rices ^ Th
-'■ Flcuu ■ 77/ II a?tfle(')n *T// ll se] e aus c? -.1 goldes iL d. Z. ron derselben
Hand •^- an* 77/ \\ eac] sfa/f e icollte der ScIi reiber, wie es scheint, xnnächsf
einen anderen Bnchsfaben schreiben \\ forou Th 34 fanden Th, fuudon (<(ber
f xuni Teil iccg) Hs. 35 gegearcian * Th || faran * Th
'22 Dil' iw. Ik'arheituiig der Kizälilimg von Aixilloiiius vtjii Tyni«.
Tharsuwi. fta sume dioge eode he be striinde, |)a geseah hliic awii
liis cudra manna, se waes Hellanlcz/.s- genemnod, se |)e icrest pider
cor«. |)a eode he to Aponoiiiuni and cwyrct: 'wes gesund, hhiford
Apolloni.' da forseah he Apolloniw.y cyrlisces niaiuies gretinge xiicr
5 ricra manna gewunan. Hellanicus liine eft sona gegrette and awact:
'wes gesund, Apolloni, and, ne forseoh du cyrliscne man, {le bid mid
wurdfullu?;? Jieawuw^ gefrtx'twod ; ac gehyr nu fram me, ]}cet Jm silfa
nast: J)e is, sodlice, micel {)earf, ])ai {)u de (Th. SJ warnige, forda?/<
])e d^u eart fordemed.' da cwr«t Apolloni?««: 'hwa mihte me fordeman,
10 minre agenre J)eode ealdorman ?' Hellanicus cwa'd : 'Antiochus se cyngc'
Apollonii/.s cwr/ft: 'for hwilcum intingum hiefd he me fordemed?'
Hellanicus srede: 'forda??? |)e |)u girndest, ])(rt f)u wivre, ])(('t se fieder is.'
Apollonius cwrc'ft: 'micclu?7i ic eom fordemed ?' Hellanic?<s s^ede: 'swa
hwilc man swa de lifigende to hiw bringd, onfo se fiftig punda goldes;
15 se de him bringe J)in heafod, onfo se hundteontig punda goldes. for-
daw ie de l»re, ])(rt. |)u fleo and beorge {)inuy>^ life.' f3IS. 13')) tefter
Joysuw wordum Hellanicus fram \\\vi gewiende, and Apollonius het
hine eft to \\\m geclipian and cwrrcf to h\m : '^ai wyrreste f)ingc J)u
didest, '^((i {)u me warnodest. nym nu her ret me hundteontig punda
20 goldes and far to Antiocho J)aw cynge and sege hi?;?^ '^cd me sy ]}at
heafod fraw '^a.ni hneccan aeorfen, a7id bring '^cet word I)am cynge
to blisse. |)on/<ß hafast J)u mede and eac cl?ene handa ivam J)£es
unsctedf)igan blöde.' da cwvrd Hellanicus : 'ne gewurde Iwjl, hlaford,
])(ct ic mede nime xt de for J)isu?;^ f)inguy;^, fordon ^e mid godu/n
25 mannuJM nis nader ne gold ne seolfor wid godes inannes freundscipe
widmeten.' hi toeodon |)a mid J)isu??i worduw.
IX And Apollonius sona gemette oderne cudne man ongean hine
gan, |)8es nama wses Stranguilio gehaten — — — — — —
30 'hlaford geong Apolloni, h^vtet dest du Jms gedrefeduw« mode on
J)isu»< lande?' Apollonius cwffct: 'ic gehirde secgan, ^iai ic wrere
fordemed.' Stranguilio (Th. 9) cv^ad: 'hwa foi'demde {)e ?' Apollonius
cwcBd: 'Antiochus se cyngc' Stranguilio cwr/rt: 'for hwilcuw?- intin-
gninV Apollonius siede: 'forda«? |)e ic bied his dohtor me to ge-
35 mieccan, be Jjare ic mseg to sode secgan, |)«^/ heo his agen gemajcca
wsere. fordam, gif hit gewurdan mieg, ic wille me bedihlian on
eowruwi edle.' da c\\<('d Stranguilio : 'hlaford Apolloni, ure ceaster
is |)earfende and ne ma?g |Dine ledelborennesse acuman; fordon de
we |)oliad J)one heardestan hungor and J)one redestan, and minre
2 geuemuod * Th \\ {le Th S. 93] ^n Es. :5. ti wes] wel Hs. 5 ricra * Th
^ nast ''Th 17 apollonius * 7'/^ apoUiuius //s. l'*^ cUva xwci Buchstaben {\ny?)
radiert nach Jja^t -- hafast i/*- cUv in ckeue auf Rasur '-.'. uusc] aause
blödes //s. -" apollinius /ife., apollonius ''' T/^ ["-•'^ die Anrede des Apullunius
fehlt. V(jt. Riese- 1" '" Cui ait Apollonius: 'aue, nii carissinie Strauguillio.'
Et ille liixit 'aue . . .' .1. K] -''^ heo] o ü. d. Z. i'' r i)i heardestan aus u
Die ae. Bearbeitiiug der Erzäbluug vuu ApuUouius von Tyrus. 28
ceasterwaru iiis naii ha'lo hiht, ac se wtvlreowesta deact Stent »tforan
iirm« eagnm.' c1a cwccrt Apollonius: 'min se leofesta freoiid Stran-
guilio, {)anca gode, ])(d he me tiiman hider to eowrm/i geman'an ge-
livdde. ic sille eownim ceastergewariu« hundteontig |)usenda niittan
liwa-tes, gif ge minne fleam bedigliad.' mid {)i J)e Stranguilio ^cet 5
gehirde, he hine astrehte to his iotum and cw«^: 'hlaford ApoUoni,
gif du J)issere hungrigan ceasterware gehelpest, na ])a't an, ])rct we
Avillad J)inne üea?)t bediglian, ac eac, swilce {)e neod gebirad, we
wilhid ca?/q)ian for dinre ha'lo.'
Da astah Apollonius on ])fd domsetl on dare strafte and cwicd Ki
to dam awc^weardan ceasterwarum : 'ge tharsysce ceastervvaran, ic
Apolloni^<s^ se tirisca ealdorman, eow cyde, ])(et ic gelife, ^iat ge
wiHan beon gemindige |)issere fremfulnesse and minne flea;^ bediglian.
wite ge eac, ]}cct Antiochus se cyngc me aflimed ha?fd of minuz/i
earde, ac for eowre gesadde gefultumigenduni (Th. 10) gode ic eom 15
hider cumen. ic sille eow, sodlice, hundteontig {iusenda mittan hwa-tes
to day/i wurde, |)e ic hit gehöhte on rainu//« lande.' da da \}at folc
'^(cl gehirde, hi wa^ron blide gewordene and hiw georne pancodon
a7id to geflites |)one hwaate up biferon. hwa-t! da Apollonius forlet
his J)one wurdfullan cynedow. and mangeres naraan {)ar genam 20
(MS. 136) ma, ])onne gifendes, and ])cet wyrd, J)e he mid {)aw hwa-te
genäm, he ageaf sona agean to dare ceastre böte. ])//■( folc weard
da swa fagen his cystignessa and swa |)ancful, ])cet hig worhton \\\/n
ane anlicnesse of äre, and on dare stra-te stod and mid {iare swidran
band J)one hwa^te heold and mid |)am winstran fet J)a mittan tra'd, 25
and Joar on |)us awriton : 'das gifu sealde seo ceasterwaru on Thar-
siwi Apollonio J)am tiriscan, forda;// |)e he J)a!t folc of hungre alesdo
and heora ceastre gestadolode.'
jEiter {)isu/« hit gelunip binnon feawu?» mondum, ])(et Stran-
guilio and Dionisiade, his wif, gelajrdon Apollonium, da^t he ferde so
on scipe to Pentapolim, |)are ciriniscan birig, and cwtedon, {ird he
mihte Jiar bediglad beon and J)ar wunian. and ^cd folc hine {la mid
unasecgendlicre wurdmynte to scipe gelanldon, a7ul Apolloni/^v hi
ba'd ealle gretan and on scip astah. mid J)i |ie hig ongunnon |)a
rowan and hi fordwerd wa'ron on heora weg, \^a weard dare sa^ •i''>
smiltnesse awa-nd fa-ringa betwux twa,m tidu?«^ and weard micel
1 näu * TIt II dead Th S. !^o] fehlt IIs. -i geceasterwaru«/ Hs., ccastor-
warum Th || mitta Hs. »i apolliiii Ifs.. apolloui * Th ~ hungrige cea-sterwaran
Hs. II an 'TA 8 neod * 77/ l" dnni-sotl * Th 1- ealdorman * Th, ealdornwv/
ifs. l-i ge fehlt Hs. ^^ gefultuniigend IIs. fv(jl. AiKjlia I, Iti") und Mod. Laiuj.
Notes VIII, 187. J. nT] !'•' ba-run * Th 20 uamän 7'//] nania IIs. \\ genani
* Th -1 äne * Th \\ erstes and] l)e Th \\ stod * 77/ i"" u in {june (/rofs || lieold]
hlod Hs., blöd 'Th 2C. uwritoii 77/] awriteu IIs. \\ l. gife':' --J' I)a't fehlt IIs..
von Th enjänxt •" a /'// i)entaj)()lim ans e, o aus a '^ statt Ap. irolltc der
Schreiher erst ein anderes Wort .schreiben -^ gretan Th ] greton Hs.
21 Die ac. Bearbeitung der Krziiiiluiiji von Aiiolioiiius von Tyrns.
reowiies awelit, swsi l^cel. seo piv (Th. U) cuysto Juv lieofoiilicun tiuiglu
and ]}cd gewealc |)ar{i ycTa liwafterode mld windum. I)ar to eacan
conian eastnurderiie windas, mid se ruigrislica suctwesterna Avind \\'\vi
oiigean stod, and ])((t scip eal toba-rst. oii dissere egeslicaii reow-
T) iiesse Apolloiiius geferan ealle forwurdoii to deade, and Apolloiiius
ana hecom mid sunde to Pentapoli?;^, |ia?/i cirinisscan lande, a)ul \yAV
up eode on dam strande. |)a stod he nacod oii |)a/» strande and
beheold J)a Siv and cwajd: 'eala J)u sa) Neptune, manna bereafigeiid
and unsca-ddigra beswicend, |)u eart wadreowra, ]}onne Antiochus
10 se cyngc. for mxnmn Joingum J)u geheolde |)as wadreownesse, ])((i ic
{)urh de gewurde wa'dla and f)earfa and ^(d se wa:dreowesta cyngc
nie I)y ead fordon niihte. hwider ma-g ic nu faran ? hwa-s ma'g ic
bidclan? odde hwa gifd |)a//? uncuctan lifes i\\\t\xmT mid |ii Jie he
|)as {)ingc wa^s sprecende to hiw silfuw, I)a fa^ringa geseah he sumne
15 fiscere gan : to |)am he beseah and |)us sarlice cwfvd: 'gemiltsa me,
|)u ealda man, sy, ]}(Pt f)u sy. gemildsa me nacoduw forlidenu7>i
na^s na of earmlicu?»- birduw geborenu???. a7ul, dajs de du gearo
forwite, hwaw du gemiltsige : ic eow? Apollonius, se tirisca ealdorman.'
da, sona swa se fiscere geseah, '^(vt se iunga man a't his fotu?;* hvg,
20 he mid mildheortnesse hine up ahof ayid hvdde hine mid \\\m to his
huse and da estas hhn beforan legde, {)e he him to beodenne htufde,
|)a git he wolde be his mihte märan arfajstnesse him gecydan, toslat
|)a his wa^fels on twä and sealde (Th. 12) Apollonige |)one healfan
dad I)us cwedende: 'nim, '^ai ic |)e to sillenne habbe, and ga into
25 dare ceastre. wen is, '\)(H |)u gemete sumne, {)e |)e gemiltsige. gif
du ne finde namne, |)e |)e gemiltsian wille, (MS. 137) wamd ]}onnc
hider ongean, and genihtsumige unc bam mine litla?* adita, and far
de on fiscnod mid me. {)eah hwajdre ic mynegie |)e, gif du fultu-
miendu«? gode becymst to dinum a^rran wurdmynte, ^at I)u ne for-
30 gite mine pearfendlican gegirlan. da cw«'^ Apollonius: 'gif ic Jje ne
gepence, Joonwe me bet bid, ic wisce, ^(H ic eft forlidennesse gefare
and I)inne gelican eft ne gemete.'
[ ^Efter |)isum wordum he eode on done weg, J)e hmi getaht wa-s,
od diet he becom to |)are ceastre geate and dar in eode. mid J)i jpe he
35 J)ohte, hwa3ne he byddan mihte lifes fultum, J)a geseah he a^nne na-
cod ne cnapan geond |)a str;i3te yrnan, se wies mid ele gesraerod and
mid scitan begird and bau- iungra manna plegan on handa to da?«
1 e in seo aus i? 2 eacan * Th 3 comon Th \\ s in siut aus ])?
4 eall *TA 6 äua *Th \\ pentapolim *Th, pentopoliw Es. 7 stod ' Th
8 ste * Th 11 gewurde Hs. \\ wielreowa Th. wailreowuessa Hs. 12 eade Hs.
fordon* 7% 13 gif J/s. [vgl. Aivjlia I, 4G4. A.N.] 15 Jie nach Jmw radiert
20 ahof *Th 22 arftestuesse] f^estuesse [vgl. Anglia I, -105. A. N.] \\ toslat
*Th 25 gemete * 7% || erstes Ijc] \wt, vgl. Mod. Lang. Notes I, 175. II, 'JSl
29 gode fehlt [vgl. Anglia I, 405] 30 miune Th \\ apollonius * Th. apoUinius
Hs. 32 gelican' */'/#
Die ae. Bejirbeituuö.' der Erzählung vou ApoUuuius vou Tyrus. 25
ba'dstede belimiDeiide and cliopode micelre sta'fne and c\v«fl: 'gehyre
ge, ceasterwaran, gehyre ge, a^ldeodige, frige and {)eowe, aid:ele and
univftele: se ba^dstede is open.' da da Apolloni^*s ^icet gehirde, he
hine unscridde |)a/« healfan scicelse, de he on haifde, and eode into
day/? pweale; and, mid J)i |)e he beheold heora anra gehwilcne on 5
heora weoree, he sohte his gelican, ac he ne mihte hine par findan
on da?77 flocce. da faringa cor« Arcestrates, ealre |)are {)eode cy-
ningc, mid micelre ma'nio his manna and in eode on ^cH ba?d. da
(Tli. 13) agan se cyngc plegan wid his geferan mid |)odere a^id
Apollonius hine gemagnde, swa swa god wolde, on das cyninges lo
plegan and yrnende Jione dodor gehehte a7id. mid swiftre nvdnesse
geslegene ongean gesa-nde to dam plegendan cynge. eft he agean
asa'nde: he nvdlice sloh, swa he hine na'fre feallan ne let. se cyngc
da oncneow |)as iungan snelnesse, ^(Pt he wiste, ]icet he nafde his
gelican on J)a?» plegan. |)a c\ya'd he to his geferan: gad eow heonon; 15
J)es cniht, |)a>s J)e me |)ingd, is min gelica.' da da Apollonius ge-
hyrde, ])ai se cyning hyne berede, he arn ra'dlice and geneahvhte to
da/;i cynge and mid gelaredre handa he swang J)one top mid swa
micelre swiftnesse, '^fd se cyngc wa'S ge|)uht, swilce he of ylde to
iugude gewand wa^re. and after |)am on his cynesetle he \\\m ge- a)
cwemlice denode, and, J)a da he ut eode of da?« bade, he hine ladde
be {)are handa and \\\m. f)a siddan {)anon gewa-nde {)a^s weges, {)e he
ar com.
Da cwc/rt se cyningc to his mannw», siddan Apolloniws agan mv
was: 'ic swerige |)urh da gema-nan ha-lo, ]}((t ic me na'fre bet ne 2")
])adode, ]}o\\ne ic dide to dag, nat ic, Jnirh hwilces iunges mannes
|)enunge.' da beseah he hine to anum his manna and cwart: 'ga and
gewite, hwaet se iunga man sy, |)e me to da^g swa wel gehirsümode.'
se man da eode a^fter Apollonio: mid J)i |)e he geseah, ^at he was
mid horhguwA scicelse bewa^fed, f3IS. 138) Jia wände he ongean to 30
dam- cynge and cwerd: (Th. 14) 'se iunga man, f)e |)u a-fter axsodest,
is forliden man.' da cvicfd se cyng: *durh hwat wast du \)((lV se
man \\\m a;?f/swerode a7id cwad: 'J)eah lie hit silf forswige, his gegirla
hine geswutelad.' da cwad se cyngc : 'ga radlice and sege h'ini, Ixrl
"se cyngc bit de, ])(d du cume to his gereorde".' da Apollonius ^(ct ss
gehyrde, he I)am gehyrsumode and eode ford mid J)a>/? mcn, od \)cd.
he hecom to das cynges healle. da eode se man in beforan to da;«
cynge and cwred: 'se forlidena man is cumen, Jie du -.viter sandest,
1 gehyre Th, gehyran Hs. 2 erstes ge] g über Rasur ^^ upolloiilus *Th,
apuUinius Hs. ^ anra * Th '' gelicau * Th 1" npononins * Th, apiiUinius
Hs. 12 geslegennc Th '• uesse auf Ra.mr \\ erstes \kv\] l. aud'r' '•'' gelican
* Th 3'5 J)a'S \>c me erst durch Rasur aus etwas amlcreiii \\ [)inc(l Th \\ gelica
*Th IS [xM top vgl. Ämjlia I, IG5. .1. X.] 1'.' se cvuge 7^-., \yM\i cvnee Th
21 i1t *7% 26 ndt'Th 27 ;'inum Th, an Hs. /Tiu * fh) •■<2_w:ist ""Th ''^' i i„
beforan niirollstimdig aus r (/e?/nM'hf '-''^ forlidena Th, -lideue Hs.
2ii Die ac. lk'arl)citiiiig der Erzäliliiiig von Apolloiiiiis von Tvru.s.
ac he HC ni:i'g f'or t^caine in guii buton scrude.' flu het sc cyiigc
hine sona gescridan mid wurctfullan scrude and het hine in gan to
dawi gereorde. (ta eode Apollonl«« in and gesa-t, |)ar h'vm geta^ht
wa;s, ongean done cyngc. dar weard da seo I)enung in geboren and
5 a:ftc?' I)ay// cyiielic gebeorscipe, and Apollonius nan dinge Jie a't, deali
de ealle odre raen ivton and bilde wa-ron, ac lie beheold \)t(t gold and
])(ct seolfor and da deorwurdan reaf and I)a beodas atnl J)a cynelican
|)enunga. da da he {)is eal mid sarnesse beheold, da sa-t su?/< eald
and sum a;festig ealdorraan be |)am cynge. mid J)i pe he geseah,
10 '^cet Apolloni«« swa sarlice sa^t and ealle I)ingc beheold and nan
dinge ne a't, da cwreif he to ^mn cynge: 'du göda cyngc, efne I)es
man, J)e J)u swa wel wid gedest, he is swide a-festful for dinu>// gode.'
da cwad se cyngc : '|)e mis{)ingd ; sodlice, J^es iunga man ne a-festigad
on nan um dinguw, de he her gesihd, ac he cyd, ])((t he ha-fd fela
I'' forloren.' da beseah Arcestrates se cyngc (Th. 15) blidu/M andwlitan
to Apollonio and cwajd: 'du iunga man, beo blide mid us and gehilit
on god, \ic('t |)u mote silf to da??i selran becuman.'
^v Mid J)i de se cyning |)as word gecwa-d, da fa;ringa J)ar eode in
dais cynges iunge dohtor and cyste hyre fa-der and da ymbsittendan.
20 J)a heo hecovi to Apollonio, {la gewa^ide heo ongean to hire fa-der
and^ Qwad: 'du goda cyningc and min se leofesta fa3der, hwa^t is f)es
iunga man, I)e ongean de on swa wurdlicuw«^ setle sit mid sarlicuv/<
a«f/wlitan? nat ic, hwa't he besorgad.' da c^\ced: se cyningc: 'leofe
dohtor, J)es iunga man is forliden, and he gecwemde me manna betst
25 on da»< plegan ; fordam ic hine geladode to dysu/;« \\v\xm gebeorscipe.
nat ic, hwa-t he is ne hwanon he is ; ac, gif du wllle witan, hwa-t he
sy, axsa hine, forda«^ J)e gedafenad, ^(ct Jiu wite.' da eode '^(d
maiden to Apollonio and mid forwandigendre sprajce Q^\(Ed: 'deah
du stilli sy and unrot, Jieah ic I)ine a^delborennesse on de geseo. nu
30 \)onne, gif de to hefig ne |)ince, sege me J)inne naman and {)in ge-
lymp arece me.' da cwc*"ft Apolloni^i': 'gif du for neode axsast a-fte?-
minur/?- naman, ic secge J)e, ic hine forleas on sa' ; gif du wilt mine
ledelborennesse witan, wite du ]}((i. ic big (MS. i:->!)) forlet on Thar-
s>nm.^ da't ma^den cwa^d: 'sege me gewislicor, \)(ct ic hit ma'ge under-
VI ;^5 standan.' Apolloniws |)a, sodlice, hyre arehte ealle bis gelymp and
iet |)are spra^can ende \\im feollo2i tearas of dam eaguw«. (Th IG) mid
■5 cynelice || apolliuius Hs., apollomus *Th \\ nan *Th \\ £et *Th '5 tt-tun
■ Tk 10 utiu *Th 11 *t *Th II goda * Th 13 misljincd Th n nänum * Th \\ he
mr luefd von Th ergänxt \\ fela //. d. Z. mn t/eis. Hand IS li» Jjar und iuuge
ü. d. Z. von ders. Hand 23 nat * Th \\ leofe Th. leofa Hs. -t vor iuuga ein
Stricli radiert 2(5 njit * Th. \\ das e in dem drittcti he Klierst undeutlich ge-
raten, dalier eine ztccitc Schleife darüber (ebenso bei nia^deu 28) 27 ^^or wite,
dessen w xum Teil tm/radicrt ist, etwa xehn Buchstaben radiert 29 Thorpe
hat seine Ander umj stille später selbst xurikkgcnommen; s. S. 93 32 naraan
Th, namon Hs. || sa" * TA 3;i hür ^ Th
Die ae. Bearbeitung der Erzählung von Apollouius von Tyrus. 27
{)y J)e se cyngc ])at geseah, he bewa-nde hiiie da to ftare dohtor and
cwrt'ft: 'leofe dohtor, J)u gesingodest: mid |)y J)e |)u woldest witaii
liis naman and his gelimp, |)u hafast nu geedniwod his ealde sär.
ac ic bidde ])e, ])(et {)u gife hiw?, swa hwa?t swa du wille.' da da
Iwt imvdeu gehirde, ]i(d hire wa^s alyfed fra?w hire fivder, ])(et lieo 5
a'r hyre silf gedon wolde, da cwc«t heo to Apolloiiio: 'Apolloni, sod-
lice, I)u eart ure; forla?t {)ine raurcnunge; and, nu ic raines fa-der
leafe habbe, ic gedo de weligne.' Apononiw.s hire J)a'S Jiancode, and
se cyngc blissode on his dohtor welwillendnesse a7id hyre to cwrtft:
'leofe dohtor, hat feccan f)ine hearpan and gecig de to |)ine frynd lo
aiid afirsa imm J)aw iungan liis sarnesse.' da eode heo ut and het
feccan hire hearpan and, sona swa heo hearpian ongan, heo mid
winsumu;;? sänge gem;vgnde |)are hearpan sweg. da ongunnon ealle
J)a nie« hi herian on hyre swegcra^ft, and Apollonii/s äna svvigode.
da cwact se cyningc : 'Apolloni, nu du dest yfele, forda;« J)e ealle 15
nie« heriad mine dohtor on hyre svvegcra^fte, and {)u ana hi swigende
tailst.' Apollonii/.s; cwaä: 'eala du goda cyngc, gif du me gelifst, ic
secge, ^((d ic ongite, ]}(''t, sodlice, |)in dohtor gefeol on swegcrivft, ac
lieo mefd hine na wel geleornod. ac hat ine nu sillan |)a hearpan :
\)o\\nc wast Jiu, '\)(yt |)u nu git nast.' Arcestrates se cyniiig cwad: 20
'Apolloni, ic oncnawe, sodlice, ^(Pt {)u eart on eallu«^ Jiingu;/^ wel
gehvred.' da (Th. 17) het se cyng sillan Apollonige J)a hearpan.
Apollonit<s {)a ut eode and hine scridde and sette a^nne cynehelm
uppon his heafod and nam |)a hearpan on his band atid in eode and
swa stod, ])rrt SC cyngc and ealle |)a ynibsittendan wendon, ])at he 20
nxre Apollouius, ac {)c/7 he wa>re Apollines, dara ha'denra god. da
w'eard stilnes and swige geworden innon dare healle, and Apollouius
his hearpena'gl genani, and he Jia hearpestrengas mid cra'fte astirian
ongan and {lare hearpan sweg mid winsumu?« sänge genuvgnde. and
se cyngc silf and ealle, pe {)ar andwearde waron, micelre sta-fne 30
cliopodon and hine heredon. a'fter |)isum forlet Apolloni?/.s' |)a lioar-
pan and plegode and fela fa'gera Jiiiiga {lar ford teah, I)e J)a;// folcc
ungecnawen wa-s and ungewunelic, and heo7n eallu?« |)earle licode
a'lc Jiara |)inga, de he ford teah.
Sodlice, mid |iy Jie {);i3S cynges dohtor geseah, !)«■< Apollouius '•'■
on e'dlhwi godwn cra^ftu?« swa wel w^as getogen, {)a gefeol liyre
mod on his lufe. da a'fter |)a!S beorscipes (MS. 140) geendunge,
'i leofe Th, leofa Hs. 3 sar * Tli ''■> gedou * T/i H' leofe T/i, lei)fa Ih.
xiceitcs \nne] Inmwi Hs. 1- hearpian Th, heapian Ih. \\ heo * 77« '•" erstes e
in gemagnde, wie 10, 21; lü -11^*77/ 1" guda 77/ 20 \vast*77/ || nu selion
ror^\Kvt II na^t * Th 2:5 ut * 77/ -'» uani '77/ 2-. «töd '77/ || wendon * 77/
-*' [> füll \)(ct atis w 28 genam * 77/ '^2 plegode 77/, plegod Ib. : das e isf
wohl aus Versehen mit icc(jradicrt icordeii, als etwa vwölf Bachstahni ila-
uinter t/efil;/f wurden \\ \i&x iL d. Z. von derselben Hand ''.'i ungecnawen 77/,
//ugecuawe IIs. •^''' goduni " 77/
28 Die ;it'. IJoarlteiUiiiii ilcr I'>rzüliliiiig von A|)i)lloiiiiis von Tvrus.
c\\(ril l)(ti inadt'i) tu (hvin cynge: 'leofa fader, I)u lyfdest nie litle
aT, ])(ft ic moste gifan Apollonio, swa hwivt swa ic wokle, of J)iiiu7«
goldhorde.' Arcestrates se cyng cwrrä: to hyre: 'gif Kwi, swa hwa^t
swa du wille.' Heo fla sweofte bilde ut eode and cwrcct: 'lareow
5 A})()lloiii, ic gife J)e be iiiines fa-der leafe twa hund punda goldes
and ieo(Tlt, ISJwer hund punda gewillte seolfres and Iione ina-stan
da>l deorwurdan reafes and twentig deowa nianna.' and heo Jia I)us
cssK'd to da»^ Iieowu?» mannum: 'berad |jas |)ingc mid eow', Jie ic
bebet Apollonio, rainum lareowe, and lecgad innon bure beforan
10 niinm». freonduwi.' J)is weard ])a J)us gedon a-fte?' |)are cweiie ha-se,
a)id ealle |ia nie« liire gife heredon, de big gesawon. da, sodlice,
geendüde {le gebeorscipe, and J)a nien ealle arison and gretton Jione
cyngc and da cwene and ba'doii big gesunde beon and lia?« gewa-n-
don. eac swilce Apollonius cwa^d: 'du goda cyngc and earmra ge-
15 niiltsigend and |)u cwen lare lufigend, beon ge gesunde.' lie beseab
eac to da7>i J)eowu7/i mannum, J)e ^at raajden him forgifen lia'fde,
and beom cwred to : 'niinad I)as I)ing mid eow, Jie me seo cwen for-
geaf, and gan we secaii ure gesthus, J)rf/ we magon us gerestan.'
da adred '[iat ma^den, Jic/'^ heo na-fre eft Apolloniuw^ ne gesawe swa
20 rade, swa heo wolde, and eode |)a to hire fa^der and cwnct: 'du goda
cyningc, licad de wel, ])(et Apollonius, |)e purh us to da^g gegodod
is, J)us heonon fare, and cuman yfele men a7id bereafian liine?' se
cyngc cvfced: 'wel |)u cwa^de. hat him findan, hwar he hine ma-ge
wui'dlicost gerestan.' da dide ])fet m;eden, swa hyre beboden wai'S,
25 and Apollonius onfeng |)are wununge, de hym geta^ht wa-s, and dar
in eode gode Jiancigende, de him ne forwyrnde cynelices wurdscipes
and frofres. ac ^at ma^den lia'fde unstille iiiht mid Jiare lufe ona-led
(Th 19) {)ara worda and sanga, J)e heo gehyrde ffit Apollonige, and
na leng heo ne gebad, don?^e hit da^g wa^s, ac eode, soiia swa hit
30 leoht wais, and gesagt beforan hire fa^der bedde. da cwced se cyngc :
'leofe dolitor, for liv/i eart du |)us a*rwacol?' da?t ma>deii cw<-/ft: 'me
awehton J)a gecnerdiiessa, {)e ic girstanda^g gehyrde. nu bidde ic de
iordani, l^x-et |)u befi\3ste me uru?;^ cuman Apollonige to lare.' da
i üt * Tk II lareow * Th ö hinter gewihte ein Buchstabe radiert [7 am
Rande von Zupitzas Manuskript steht ein Fragexsichen. Er hat wohl ge-
schwankt, ob er deowa in deowra ändern sollte. Die Form deowa ist durch
das Subst. beeinflufst. Vgl. JSlfr. Oranim. 101 ^' mlnra J^eowra mauna, u-o
eine IIs. deowa bietet. A. N.] '' lareowe * Th H heredon ] der unter der
Linie stellende Teil des ersten Striches von r ist ahgerieben, so dafs es wie u
aussieht l- {^e Tfs., se Th 13 cwene * 'f/? || beou * Tli \\ hara *Th ^ cwa^d
*7'/i] cwted aus cwa'de oder cwa?(le';^ IIs. \\ goda ' Th 15 cwen liire ^ Tli
1'' [De] \i aus ]iff't radiert 1" Niniad ^' Th \\ cwen *Th 18 gau *'Th \\ hüs
'^ Th 20 goda "^ Th 21 licad * Th \\ gegodod *Th 23 hat aus ha-t radiert
21 gerestan ] ge ü. d. Z. von derselben Hand 25 betieht * Th 27 f rofre Th
31 leofe Th, leofa Hs. \\ hwi * Th 32 gecneordnessau Hs., aber o wegradiert;
gecneorduessa Th S. 93 33 j-ire * 77/
Die ae. Bearbeitung der Erzählung von Aiiollouius von Tyrus. 29
"weard se cyningc J)earle geblissod and het feccan Apolloniuw? and
\imi to cwcfft: 'min dohtor girnd, ^iai lieo mote leorniau ait de da
gesa-ligan lare, de J)u canst; and, gif du wilt J)isu??^ J)i]igu);i gehyr-
su»? beon, ic swerige de Jjurh mines rices ma^gna, ]}cd, swa hwa^t
SAva du on sife forlure, ic de ]}ai on lande gestactelige.' da da Apol- 5
\omus |)<^^ gehyrde, he onfengc J)a>« ma?denne to lare and hire ta^hte
swa wel, swa he silf geleornode.
Hyt gelamp da a>fter |:)isu»z binnon feawu?;^ tidu»«, ])ai Arce- xix
strates (MS. 141) se cyngc heold Apollonius band on handa, and
eodon swa üt on dare ceastre strafte. {)a a-t nyhstan comon dar gan lo
ongean hy J)ry gehvrede weras and a>{)elborene, {)a lange ;er girndon
|)ais cyninges dohtor. hi da ealle J)ry toga^dere anre sta^fne grettou
J)one cyngc. da smercode se cyng and heoni to beseah and Jius
c\\(rd'. 'hwa^t is ^fd, ])ai ge me anre sta?fne gretton ?' da andswerode
heora an and cwad: 'we baidon gefirn J)ynre dohtor, and J)u us oft- i"»
ra'dlice mid elcunge geswaaictest. forda?w we comon hider to da-g
J)us toga-df^Ä. 20jere: we syndon {iyne ceastergewaran of aHleIu»i
gebyrdu?» geborene; nu bidde we J)e, f)r^'/ {)u geceose J)e a^ine of us
|)rym, hwilcne ])u wille J)e to adume habban.' da c\V(ed se cyngc:
'nabbe ge nä godne timan aredodne: min dohtor is nu swide bisy 20
ymbe hyre leornunga. ac, {)e ht^s {)e ic eow a leng sla'ce, awritnd
eowre naman on gewrite and hire morgengife: ])onne asa^nde ic Jia
gewrita minre dohtor, lieft heo sylf geceose, hwilcne eowerne heo
wille.' da didon da cnihtas swa, and se cyngc nam da gewrita and
geinseglode hi mid bis ringe and sealde Apollonio Jhis cwedende: 25
'nim nu, lareow Apolloni, swa hit J)e ne mislicyge; atid bryng J)inu»?
la^rincgmoedene.'
Da nam Apollonius |)a gewrita and eode to dare cynelican xx
healle. mid ]}a,m J)e ])ni mieden geseah Apolloniu;», {)a c\\(((t heo:
'lareow, hwi ga>st du ana V Apollonius cw^cft: 'hla'fdigc^ na^s git yfel so
wif, nim das gewrita, de ])'m fahler |)e s;i?nde, and nvcV d:vt ma>don
naw and r:edde |)ara preora cnihta naman, ac heo ne funde na pone
naman {)ar on, |)e heo wolde. da heo {)a gewrita oforranl ha^fde, da
beseah lieo to Apollonio and cwaä: 'lareow, ne ofjjingd hit de, gif
ic I)us wer geceose?' Apollonius cwynt: 'na, ac ic blissige swidor, :i'^
da't {)u miht durh da lare, J)e I)u a't me underfenge, I)e silf on gc-
1 der obere Teil von fecc in feccan vcrhiafst -^ da gcsreligan etiras rrr-
blafst 3. t; läre * Th 4 beon * Th \\ m m mines auf Rasur \\ rices * Th
11 ]}& * Th 12. 14 iinre '*'Tli iß g in elcunge ai(^ c 20 godnc * 7'/< |j nu
ü. d. Z. von ders. Hand -'l loornunge Th || a ü. d. Z. 2.s eower Th [njl.
Anglia I, Hit). In seinem Handexemplar der 'Verbesserungen und Erklä-
rungen' hatte Zupitxa xwei iveifere Beispiele notiert: hwylces eowres assa
Lue. 14, 5 ivnd utou hleotan hwylces ures heo sy JoJi. 19, '21. A. N./
24 se] CS scheint, als ob der Schreiber xncrst \>c schreiben /rollte 2t. 2S ir,\u\
*Th S(> Lareow * Th \\ ana * 77/ || /"na^s git yfel wif, n/l. Amjlia l,\(H\; Ron/.
Forschungen 111,278. A. N.J '■''' nüm ' Th •"•' lareow * 7'/,' ' ofliincd 77/
30 Die ae. Bearbpitung flcr Erzälihuig von Apolloiiius von Tyrus.
write gecy(taii, Invileiu' lieoru \ni wille. min willu i.«, \)ot {ju (te wer
geceose, |)ar du silf wille.' |v/"< niaden cwml: 'eala lareow, gif (tu
me lufodest, {)u hit (Th. 21) besorgodest.' A-iter {)i.su;y^ w'ordu?» heo
mid modes anra^dnesse awrat oder gewrit and ])(f't geinseglode and
5 sealde Apollonio: Apolloniw.s hit J)a ut ba-r ou da strafte and sealdc
\y,im cyuge. da^t gewrit wa^s Jjus gewriten : 'J)u goda cyngc and min
SB leofesta fa-der, nu |)in mildheortnesse me leafe sealde, Jv*"/ ic silf
moste ceosan, hwilcne wer ic wolde, ic secge de to sodan, {)oiie for-
lidenan mau ic wille. and, gif du wundrige, ^rH swa scamfa'st fa!?»ne
10 swa unforwandigendlice das word awrat, ]^oime wite J)u, ]^(/'t ic ha;bbe
purli weax aboden, de nane scame ne cau, ])a't ic silf de for scame
secgan Jie mihte.'
Da da se cyningc hrt3fde ^(et gewrit oferra-d, |)a niste he,
(MS. 142) hwilcne forlidene heo nemde, beseah da to dam l^nni cnih-
1 > tu??? and c\\(/ct: 'hwilc eower is forliden ?' da cwv^f/ heora an, se
hatte Ardalius : 'ic eo?» forliden.' se oder hi??? andwirde and cwced:
'swiga du ! adl {)e fornime, ^icei ]}\x ne beo hal ne gesund ! mid me
J)u boccraift leornodest, and du na^fre buton |)are ceastre geate fra???
me ne come: hwar gefore du forlidennesse ?' mid di |)e se cynge ne
20 mihte findan, hwilc heora forliden wa^re, he beseah to Apollonio and
cwaid: 'nim du, Apolloni, |)is gewrit and rxd hit. eade ma-g gcwur-
dan, '^(H Jiu w'ite, '^(d ic nat, du de I)ar a?zrfweard wane.' da nam
Apolloni?/.s '^(ct gewrit and rtedde, and, sona swa he ongeat, '^at he
gelufod vva^s fra??i dam ma^dene, his andwlita eal areodode. da se
25 cyngc \}(ii geseah, J)a na??? he Apollonies band and hine hwon fra???
J)a7?? cnilitu??? (Th. 22) gewa?nde and ewred: 'wast J)u J)one forlidenan
man?' Apolloni?<5 cwad: 'du goda cyning, gif Jjin willa bid, ic hine
wat.' da geseah se cyngc, lyat Apollonius mid rosan rüde wa-s eal
oferbra'ded : |)a ongeat he J)one cwyde and |)us cwad to hhn : 'blissa,
:u) blissa, Apolloni, forda??? {)e min dohtor gewilnad |)as, de min willa
is. ne ma-g, sodlice, on J)illicon pingon nan pinc gewurdan buton
godes willan.' Arcestrates beseah to da??? |)rym cnihtu??? and cwaä:
'sod is, 'pat ic eow ar sade, ^ret ge ne comon on gedafenlicre tide
mynre dohtor to biddanne; ac, J)on?^e heo mag hi fra??? hyre lare
35 geanntigan, J)on??6 sande ic eow word.' da gewaudon hi ha??? mid
I^issere andsware. and Arcestrates se cyngc heold ford on Apolloni??«
band and hine ladde ha??? mid hhn, na swilce he cuma wäre, ac
swilce he his aduni wäre, da at nyxstan forlet se cyng Apolloni??.«?
band and eode ana into da???- bure, |)ar his dohtor inne wa^s, and J)us
40 c\\(vä: 'leofe dohtor, hwane hafast fiu de gecoren to gemaccan?' dat
2 zweites a in eala ans \? \\ lareow *Th 4 äurseduesse awrat *Th 5 lit
*Th 7 mildheortues Th 1" awrat *T// H uäne * Th u forlidenne T/f
nemde*!// 17 hiil * TA I«b6c*r/? 22uät*J/? 22. 25 „j'im * r/? 2(1 wtust
■*n 28 wät *T/i 29 blissa] Blissa Th, Elisa Hs. 31 uän *Th 32 {)ryra
*T/? 34 lAre ' Th 3;-.. .s: häm ' Th 39 a,ia * Th
Die ae. Bearbeitimg der Erzählung von Apollouius von Tyrus. 31
ma'den J)a feol to hyre fieder fotu?;? and cwwcd: 'du arfivsta fa^der,
gehyr {iinre dohtor willan : ic lufige jDone forlidenan man, de wits
I)urh ungelymp beswicen. ac, |)i Lps J)e |)e tweonige J)are sprasce,
Apolloniiv»/ ic wille, minne lareow, and, gif |)u nie h'im ne silst, I)u
forh>;tst diue dohtor/ se cyiig da, sodlice, ne mihte ariiifiiian bis 5
dohtor tearas, ac arterde hi up atid hire to cwced: 'leofe dobtor, ne
ondra-t pu de a3niges I)inges. (Th 23) J)u hafast gecoren Jione wer,
|)e me wel licad.' eode da ut and, beseah to Apollonio and cwrfd;
'lareow Apolloni, ic snieade minre dobtor modes willan ; da arebte
beo rae mid wope betweox odre spra^ce f)as f)ingc {)us cwedende: "{m lo
geswore Apollonio, gif be wolde gehirsumian minu?u willan on lare,
\icet |)u woldest bim geinnian, swa hwa^t swa seo sse h'ini atbrad.
nu, fordam J)e he gehyrsu?;* wa^s {)inre b;vse and minum willan, ic
for ;\;fte?" hvn — — — — — — — — — — —
_ 17,
(MS. 143) da wa^s hyre gecyd, J)e dar ealdor wa^s, ])at ];)ar wa-re :
cumen su;» C3''ngc mid bis adume and mid bis dobtor mid raicclu/?^
gxiwn. mid {)aw pe beo '\}cet gehirde, beo hi silfe mid cynelicu/;^
reafe gefratwode and mid purpran gescridde and hire beafod mid
golde and mid gimmon geglangde and mid micclu«? faj/znena beape ^o
ymbtrimed co?;^ togeanes Joa?/? cynge. beo wa'S, sodlice, pearle wlitig,
and for (Th. 24) dare micclan lufe J)are clannesse, hi sivdon ealle,
\)a't |)ar nare nan Dlanan swa gecweme, swa beo. mid Jm?^? \)c Apcd-
loni?<s ^ad geseab, he mid bis adume and mid bis dohtor to hyre
urnon and feollon ealle to hire iotnm and wendon, ]^cet beo Diana -ih
wäre seo giden, for hyre micclan beorhtnesse and wlite. ]^(rt balieru
weard da geopenod, and |)a lac waron in gebrobte, and Apolloni?^s•
ongan da sprecan and cwedan: 'ic ii-ixm cildhade was Apolloni?/.s-
gene?;niod on Tiruw? geboren, mid |)awi Jie ic heconi to fullon anil-
gite, J)a nas nan craft, de wäre iva,ni cynegu?;^ began odde fra/// 30
a^deluw mannu»«, {)e ic ne cude. ic aradde Antiochus raidels I):i'S
cynges, to J)on \i(ct ic bis dobtor underfenge me to gema^ccan. ac he
silfa wa>s mid '\iKm fulestan borwe J)ar to gejieod and me I)a sirwdc
to ofsleanne. mid |)am J)e ic \)((t forflcab, I)a weard ic on sa' for-
liden and com to C-yrenense: da underfenge mc Arcestrates se cyngc :r.
mid swa micelre lufe, ^<ct ic at nybstan geearnode, ^<ct be geaf me
bis acanncdan dobtor to gemaccan. seo for da mid me to onfonnc
minon cynerice and |)as mine dobtor, ]}q ic beforan de, Diana,
4 h'ireow *Th s he eoder" ^ lareow *Tli n liire *37/ i- seo sa him
atbrad *Th [!•* hier folgt eine grofsc I/üclcc, die mclir als die Ilälftc der
(janxen Erziddimg innfafst (= Riese- 41 !•'' — U)(i ■'')] 17 nnc// dem driften
mid ein iveiteres mid icegrndiert -1 ymbtrimed ] d ans t ^'* nan * Th
-•'' wende Hs., wende ' Th -'' lieora« %n hyre (nieht xu hyra^, leie Th oni/irlit)
2-' geueninod *7'// -j'^ cyncguni Th \\ be in began atif linsitr'^ •>! JioJ [^(ct
Es. •^■' fulestan *Tli '■'' anca'nuodan r^ 11 for "77/ '"^ rioe * 77/
P>2 Die ae. Bearbeitung der Erzählung von AjM)lloniu.s von Tvru.«.
geaiidweard ha-bbe, aciviidc on wa- (n/d bire gast alet. ic {)a bi inid
cynelican reafe gescridde and mid golde and gewrite oii ciKte alegde,
l^cct^ se |)e bi funde, bi wuritlice bebirigde, and |)as niine dobtor be-
fa^ste |)am manfullestan mannan to fedanne. for me f)a to Egiptalande
5 feowertene gear on beofe: da ic ongean co»?^ |)a siudon lii me, \)a't. min
(Th 25) dobtor wa-re fori Ifaren, and me wa^s min sar eal geedniwod.'
Mid \yA'))t |)e be das J)ingc eal arebt ba-fde, Arcestrate, sodlice,
bis wif, u}^ aras and hine ymbclypte: da niste na Apolloniw.s ne ne
gelifde, ]}rrt heo bis gemascca w«re, ac sceaf hi ivani bim. heo da
Kl micelre sta^fne clipode and cvf<xd mid wope: 'ic eom Arcestrate, {)in
gema^cca, Arcestrates dobtor |)a3S cynges, and {)u eart Apolloniws^
min lareow, |)e me bi^rdest; J)u eart se forlidena man, de ic lufode,
na for galnesse, ac for wisdome. hwar is min dobtor?' he bewa'iide
bine |)a to Tbasian and c^\^rf^d'■. 'J^is beo is,' and big weopon da ealle
15 and eae blissodon. and ])rft word sprang geond eal ])(rt land, ])(('t
ApolloniMS_, se mjera cyngc, ha3fde funden his wif, and J)ar weard
orma^te blis, and {)a organa \va;ron getogene and {)a biman geblawene,
and |)ar weard blide gebeorscipe gegearwod (MS. 144) betwux J)a?«
cynge and pam folce. and beo gesette byre gingran, |)e bire folgode,
20 to sacerde, and mid blisse and beofe ealre J^are ma-gde on Efesu»«
heo for mid bire were ayid mid bire adume and mid bire dobtor
to Antiochian, |)ar Apollonio wass ^cet cynerice gebealden. for
da siddan to Tirmw a^id gesette J)ar Athenagoras, his adur«, to
cynge; for da, sodlice, J)anon to Tbarsuw? mid his wife and mid
ii'> his dobtor and mid cynelicre firde and bet sona geheccan Stran-
guilionew? and Dionisiade>« and la^dan beforan \\ini, J)ar be 8;\3t
on his J)riw?setle. (Th 2(!) da da hi gebrobte wan-on, J3a cw^'^f he
beforan ealre |)are gegaderunge : 'ge tbai'sysce ceastergewaran, cwede
ge, ]^at ic Apollonit<s eow dide a^fre j^nigne unj)ang?' hi |)a ealle
-11 anre stajfne cwaidon : 'we sredon ajfre, 'pcet |)u ure cyng and fa^der
wa^re, and for de we woldon lustlice swiltan, forda»? J)e |)u us alys-
dest of hungre.' Apolloni^<s Jja cw^rt: 'ic befa?ste mine dobtor Stran-
guilionem and Dionisiade, and hi noldon me {)a agifan.' da-t yfele
wif cwccci: 'na-s ]i(st wel, hlaford, ])(('t ])u silf ara'ddest {)a stafas ofer
'.5 bire birgene?' da clipode Apolloniws swide hlude and cweed: 'leofe
dobtor Thasia, gif renig andgit sy on helle, l«t J)u ^at cwicsuslene
hus, and gehir du dines fteder stsefne.' dnet ma^den da ford eode mid
1 geandweard ] der Schreiber ivollte zuerst ein mit einem anderen Bucli-
stahen (h'^J anlautendes Wort (hvehhQ?) schreiben [im Olossar /tat Ziipitxa
in geandweardod geändert. A. N.] || sa^ *7'// 4 manfullestan *Th \\ For
*Th II tö] on'r' ■'> drittes e in feowertene aus \? ^ wif up aräs *Th l^ lareow
*Th II' fuudon Hs., funden Th l" ein ziveites organa getilgt is blide]
b atif Rasur und davor u, wie es scheint, radiert -^ for * Th 22 i-ice * Th j
For *Th 24 wife * Th 26 -iadeu *Th 2S gaderuuge *Th 20 unj)anc Th
30 :'niic *Th 31 sweltan Th 37 hus " Th
Die ae. Bearbeitung der Erzählung vou AiJollonius von Tyrus. BS
cynelicu?;^ reafe ymbscrid and imwreah hire lieafod and cwcrä hlude
to J)a?>i yfelan wife : 'Dionisia, hal wes |)u. ic grete ]}& nu of helle
geciged.' da^t forscildgode wlf f)a eallu?;^ limon abifode, J^a da heo
hire on locode, and seo ceastergewaru wundrode and blissode. da
het Thasia beforan gelaädan Theophiluw«^ Dionisiades gerefan, and, -^
him to cwred: 'Theophile, to J)on ])(7't |)u de gebeorge, sege hluddre
stai'fne, hvva de hete me ofslean.' se gerefa cwa-d: 'Dionisia, min
hhv'fdige.' hwa^t! seo burhwaru {)a gehthton Stranguilione»? and
bis wif and la^.ddon buton da ceastre and ofstajndon hi to deade and
woldon eac Theophilu/;«. ofslean, ac Thasia hhn |)ingode and cw«(f : w
'buton |)es man me {)one first forgeafe, ])cBt ic me to gode geba>de,
])oi\ne ne he(Th. 27Jcome ic to |)issere are.' heo radite {)a, sodlice,
lui-e handa hhn to and het hine gesund faran, and Philotemian, |)are
forscildgodan dohtor, Thasia nam to hyre.
Apolloniws da, soiUice, forgeaf ])ani folce mieele gifa to blissc, l'. lA
and heora weallas wurden geedstadelode. he wunode Jia J)ar six
mondas and for siddan on scipe to Pentapolim, J)are cireniscan birig,
and co7^? to Arcestrates f)a?;? cynge, and se cyng blissode on bis
ylde, ^fd he geseah bis nefan mid hire were. hi wunodon togaxlere
an gear fullice, and se cyning siddan Arcestrates fulfremedre ylde 20
fordferde betwux hhn eallu?>? and becw«(f healf bis rice Apollonio,
healf bis dohtor.
I)isu;?i eallu/« dus gedonu?» eode Apolloni^Ks-, se majra cyngc,
wid da Sa-: J)a geseah he J)one ealdan fiscere, |)e hine i^r nacodne
underfengc. {)a het (MS. 145) se cyngc hine fan-lice gela-ccan and 2r.
to dare cynelican healle gelaidan. da da se fiscere ^cet geseah, {}<«/
hine I^a ca^?/?pan woldon niman, {)a wende he an-est, '^rct hine man
scolde ofslean, ac, mid |)a?« |)e he com into da\s cynges healle, J)a
het se cyningc hine l;\;dan toforan J)are ewene a)id J)us cwfcd:: 'eala
I)u eadige cwen, f)is is min tacenbora, |)e me nacodne underfcnc so
and me geta-hte, '^cet ic to J)e beco/>?.' da beseah Apollonii/.s^ sc cyng
to dam fiscere and cyf(pd: 'eala welwillenda ealda, ic eo??2 Apolloni?y.s
se tirisca, |)am |)u sealdest healfne {)inne wa'fels.' hhn geaf da se
cyngc twa hund gildenra })aniega and ha'fde hine to geferan, {)a
bwile I)e he lifede. (Th. 2S) Hellanicus eac (hi to hhn com, se :^5
hh)i ivr cydde, hwa^t Antiochus eync be hhn gedemed had'de, and he
cwff'd to ])a.m cynge: 'hlaford cyng, gemun llellanicus, {)inne Jieow.'
da gena?;^ hine Apollonirts be Jjare band and ara;rde hine up and
hine cyste and hine weligne gedide and sette hine him to geferan.
aifter eallu?« |)isum Apolloni?/.? se cyngc sunu gestrynde bc bis w
2 wife * Th II hal * Th '■'■ wlf * Th i ceastergewaru | L'asto- xirischm
r und u 9 v/if * Th jj buton] ut on IIs., üt on * Th i" f,')r*r// || on ans
to II pentapolim * 77c, pentapolim Hs. 20 (n\*Th 21 rice * TA --^ sa> ^ 77/
au- '77/ 27 [y,i (t,/H diirchstrichcucDi ]>) wrnde * Th 2i> cwrne *Th •'«' cwrn
*Th '■''■' liwüe '77/ •'■« genam * 77/ '!■' Th xuerst hande, dann S. Uli handa
Archiv f. n. Sjiraclioii. XCVII. <>
34 Die ae. Bearbeitung der Erzählung von ApoUonius von Tyrus.
gemaeccan, {)one he sette to cynge on Arcestrates cynerice bis ealde-
ftcder, and he sylfa welwillendlice lifede niid bis gemaiccan seofoii
and hundseofonti geara and heold J)«;^ cynerice on Antiochia and
on Tyruw and on Cirenense, and he leofode on stilnesse and on
blisse ealle |)a tid bis lifes tufter bis earfoilnesse; and twa bec be
silf gesette be bis fare and ane asette on dam temple Diane, odre
on bibiliotbeca.
Her endad ge wea ge wela Apolloniw.s pa-s tiriscan, ncde, sc
J)e wille; and, gif hi bwa rtede, ic bidde, ^a,t be {)as awitndednesse
ne tfele, ac J)«;i he bele, swa bwa^t SAva {)ar on sy to tale.
1 rice *Th \\ ealdafeder Th S. 93 ■'> rice *TA -Uid " Th lifes *Tk
0 äne *Tk "' bibliotheca *Th
Berlin. Ju l i u s Znp i t%a.
Theophile de Viau.
(Schluß.)
V.Kapitel. (28. September 1623 bis 1. September 1625.)
Theo])hile de Viau, Gefangener in der Coneiergerie, stand
wälirend der nächsten zwei Jahre im Mittelpunkt des öffentlichen
Interesses. Und statt die Partie verloren zu geben, that er von
seinem Kerker aus alles, um sich nicht vergessen zu lassen, um
König, Kichter, Freunde und öfFentliche Meinung zu seinen Gun-
sten aufzurütteln. Mag man ihn nun in der Sache selbst für
schuldig oder unschuldig halten, er hat damit den Beweis einer
seltenen Geistesgegenwart und Willensstärke gegeben.
Denn er befand sich in den ungünstigsten, äulseren Ver-
hältnissen, und das Milieu, in dem er lebte, war derart, dal's
manch einer schon an der Ungunst dieser materiellen Lage zu
Grunde gegangen wäre.
Je ne sfaurois, avec le respect que je dois ä Vostre Majcste, sagt Th^o-
phile in der Apologie au Boy, luy clepeindre les saletex, et l'/iorreur ny du
Heu, ny des personnes dont j'estois yarde: je n'y avois de la darte que d'une
jjetäe chandelle ä chaque repas . . . je n'y ay jamais eu de feu. . . . Man lief
estoit de teile disposition que l'humidite de l'assictte et la pourriture de la
paille y engendroit des vers et autres animaiix qu'il tne falloit ecraser ä
toute heure. . . . L'on nie nourrissoit de la pension qu'il a pleu ä Vostre
Majeste de nie eontinuer, mais man manger et boire estoit tel, qu'ils sem-
bloient avoir receu pour nie faire niourir V urgent que vous leur do)uiiex
pour nie faire vim-e. '
Er erzählt dann, wie man ihn vier Monate lang von zwei
Wächtern Tag und Nacht hat beaufsichtigen lassen, wie man
> II, 8. 247.
56 Th(5ophilc de Viau.
seine sclicinbaron Mitgefangenen zn Spionen niaclite, die sicli in
sein Vertranen einschleichen, ihn zn Lästerungen Gottes, des
Königs oder Parlaments verführen sollten, nnd wie man ihm
während der ganzen Zeit nie gestattete, mit einem Priester zn
sprechen, noch einen Rosenkranz zu beten, '
In diesem Aufenthalt, den er ein zweites Mal, und mit wo-
möglich noch kräftigeren Farben, in seiner lateinischen Apologie
Theo'philus in Carcere schildert, hat er beinahe zwei Jahre lang
gelebt, nnd zwar zuerst sechs Monate lang ununterbrochen, ohne
verhört zu werden. Der Dichter, scheint es, hat nach jenen
sechs Monaten den verzweifelten Entschlufs gefalst, lieber Hun-
gers zu sterben, als solche Existenz länger zu ertragen, worauf
der Procureur General ihn im Kerker aufgesucht und eine bessere
Behandlung des Gefangenen angeordnet hat.- Doch setzt Theo-
phile hinzu: eii cela il a estc tres mal ohey. Wenigstens kam
Th^ophile aber dadurch zu seinem ersten Verhör, das in der be-
rühmten Salle de Saiut-Louis abgehalten wurde, und wo, sagt
der Dichter, le grand air ui esldouyt J'abord et faillit ä nie faire
pas)ner.'^ Damals wurde Theophile am 22., 24. und 27. März
1624 vernommen und blieb dann weitere zwei Monate in seinem
Kerker, um erst am 3,, 7., 14. und 15. Juni 1624 von neuem
verhört zu werden.'' Weitere Akten über Verhöre Theophiles
' S. 258 ff. 2 11^ 246. 3 II, 248. 249.
'' Die Akten über Theophiles Frozefs bestehen aus den Zeugeu-
vernehmungen vom 4. und 11. Oktober 1628, vom 21. und 2??. No-
vember 162.3, vom 24. und 29. Ainül l(:i24, vom 6. und 11. Mai 1624,
vom 18., 20. und 22. August lü25 und den Verhören vom 22., 24. und
27. März 1624 und vom 3., 7., 14. und 15. Juni 1624. Sie sind noch nicht
herausgegeben worden, und es dürfte auch kaum der Mühe wert sein,
da sie doch nicht vollständig sind. Die Handschrift ist dazu eine un-
gewöhnlich undeutliche. Die erste Vernehmung Troussets vom 4. Ok-
tober 1623 ist von AUeaume abgedruckt (I, cxxn ff.). Alleaume hat auch
ein Resitme der Zeugenaussagen gegeben (I, xcix ff.), doch ist es
weder vollständig, noch klar. Die Verhöre hat eir bei seiner Arbeit
nicht benutzt. Dafs ich diese wichtigen Dokumente von Anfang an bei
meiner Arbeit benutzen konnte, verdanke ich der Bereitwilligkeit, mit
welcher M. Alfred Spont, mieten eleve de l'ecole des Chartes, mir eine Ab-
schrift des mühseligen Manuskripts gefertigt hat. Ein Dokument, das
anscheinend Alleaume noch zugänglich war, habe ich bei den Akten
Theophile de Viau. 37
sind nicht erhalten. Doch erfahren wir ans den Zengenverneh-
mnngen nnd der Apologie an Roy, ' dal's Theophile noch mehr-
fach befragt worden ist. Diese Dokumente sind anscheinend
abhanden gekommen nnd daher die näheren Daten dafür nicht
anzugeben.
Während Theophile im Kerker war, predigte man in den
Pariser Kirchen gegen ihn fort nach dem Text: *Es ist besser,
dafs ein Mensch sterbe, denn dafs das ganze Volk verderbe.'
Besonders war es der Pere Gu^rin vom Orden Saint-Francois de
Paule, der gegen Th^ophile wütete und, wie der Dichter uns er-
zählt, eine seiner Predigten mit folgendem geschmackvollen Orna-
ment versah: 'Verflucht seist du, Th^ophile, verflucht der Geist,
der dir deine Gedanken diktierte, verflucht die Hand, die sie
schrieb; wehe den Verlegern, die sie gedruckt! Wehe denen,
die sie gelesen! Wehe denen, die dich je gekannt! Gesegnet
aber sei der erste Präsident, gesegnet der Staatsanwalt, die Paris
von dieser Pest gereinigt; du bist die Ursache der Pest in Paris.
Ich sage mit Ehrwürden, dem Pater Garasse, dals du ein Esel
bist, ein Kalb ; - was sage ich, ein Kalb ? O nein, von einem
Kalb ist das Fleiscli gut, wenn gekocht oder gebraten, und mit
seiner Haut bezieht man Bücher. Dein Fell, du Bösewicht, ist
nur zum Sengen gut, und gesengt sollst du werden, verlals dich
drauf: du hast die Mönche verlacht, nun werden sie dich ver-
lachen.'^ Solchen Ausfällen gegenüber kann mau nur Rabelais'
Wort wiederholen: ^1 ccs sacrez oiseanLr ne tonclie!
Und bei Worten blieb es nicht, man licfs auch Thateu sehen.
Tlieophiles Verfolgung war eine so treflPliche Gelegenheit für die
Priester, ihren Glaubenseifer zu beweisen; es giebt so wenige
nicht mehr gefunden: eine Confrontation du 20 octohre 1624. Alloannio
nennt diese unter den Prozelsakten (I, xoix); doch ist seine Auf/älüuii<i-
so ungenau, dal's man nicht sicher ist, jenes Stück habe damals noch
existiert. Dafs aber die Prozefsakten nicht vollständig erhalteu sind, er-
sieht man aus der grofseu Lücke, die in den Vernehmungen wie Ver-
hören zwischen Mai 1621, Juni ItiJI und dem Ende des Prozesses, I. Sep-
tember 1625, besteht.
' Vgl. II, S. 2')!. 25;->. 251. Über diese Angaben 'rii('o])hiles giebt es
kein Protokoll.
^ Wieder eine Anspielung auf den Namen 'Viau',
^ II, 281.
38 'i'hi'uphik' de Viuu.
Menschen, die es der Mühe wert erachten, einen öffenthch Ge-
brand markten noch unabhängig zu beurteilen, statt in die grolse
Trompete der Verachtung mit hineiuzublasen, dafs es nicht wunder
nehmen kann, wenn sich auch sehr niedrige Motive und Ver-
fahren bei Thdophiles Gegnern zeigen. Von diesem selben Guöriu
sagt z. B. Th^ophile, dafs er in der Bretagne versucht hat, sich
durch Bestechung oder Bedrohung Zeugen gegen Theophile zu
versehaiFen, was der Dichter sich vornimmt, durch das Parlament
in Rennes ahnden zu lassen. '
Vom Pater Voisin sagt Theophile : d a este chez plusieurs
de Dies juges ä leur demander riia mort, - eine Angabe, die durch
den P^re Garasse bestätigt wird, der von seinem Standpunkt
in seinen allerdings recht unzuverlässigen Memoiren eine Dar-
stellung des Sachverhalts giebt, die immerhin gehört zu werden
verdient, ebenso wie die Schilderungen Prats in seiner Histoire
de la Compagnie de Jesics.
Ersterer sagt : Le Pere Voisin avoit donne ä l'uu des juges an
ecrit disant quil y alloit de la Gloire de Dieu et qiie la Mort de ce
malhexireiix seroit un sacrifice tres agreable ä Dien. •* Letzterer
setzt hinzu: maUieureiisement le Pere Voisin ne sut contenir son
zele dans les hornes d'une prudeuce ekretienne, il soUicita onverte-
uient cvntre Theopldle;'^ beide aber stimmen darin überein, Voisius
Verbindung mit dem Kardinal La Rochefoucauld zu betonen,
und aus Garasses Schilderung geht hervor, dafs schon im Jahre
1621 Sageot, ein späterer Belastungszeuge Theophiles, Garasse
und Voisin über letzteren Enthüllungen zu machen kam und von
ihnen dem Kardinal vorgestellt wurde, worauf ein Verhör folgte,
welches zuerst vom Kardinal, dann von Garasse niedergeschrieben
wurde. Diesen Umstand, sagt Garasse, benutzte Theophiles Partei
später, um zu behaupten, er habe Sageot gegen Theophile auf-
gestachelt. ^
Gegen diese feindliche Macht standen auf der anderen Seite
Theophiles Freunde. Er hatte deren nicht allzu viele, spricht
von den Höflingen mit Verachtung, sagt:
' Vgl. II, 218. Die Information vom 6. Mai 1624 enthält uichts, was
diese Angabe bestätigt.
2 II, 248. 3 Memoires de Garasse S. 71. " Prat, a. a. 0. Bd. IV,
S. 513. * A. a. O. S. 73. 74.
Theophile de Vimi. 39
Mcs cvnis changercnt de face;
Ils furent tous umets et sourds,
Et je ne vis en ma disjrdce
Eicn que nioi-mesme ä mon sccours. (II, llö.)
Er fühlt fort;
Quelques foibles solliciteurs
Faisoient encore un peu de mine
D'arrester mes persecideiirs
Sur le penchant de ma ruine;
Mais en un peril si pressant
Leur secours fut si languissant
Et ma guerison si tardive,
Que la raison me resolut
A voir si quelque estrange rive.
Moffriroit un port de salut. (II, 145. 14G.)
Das war schon vor seiner Einkerkerung gewesen; es wurde
jetzt nicht anders, er nennt die Höflinge weiterhin esprlts de
verre, courcujes de terre, ' und spricht 1624 von seinem Bruder
Paul als
Mon frere, mon dernier appuy,
Toy seul, dont le seeours me dure. (II, 178.)-
Ganz so verlassen war er nun doch nicht. Montuiorency
allerdings scheint sich ihm erst nach seiner endgültigen Frei-
sprechung wieder in alter Weise genähert zu haben. Dagegen
haben der Herr von Liancourt und sein Bruder Monsieur de la
Roche-Guyou sich Thdophiles aufs eifrigste angenommen. Mit
ersterem war Th^ophile seit lange befreundet, so befreundet
sogar, dafs er ihm einmal Moral predigen durfte. ** Von diesen
beiden Herren sagt Garasse, dafs sie mit dem eingekerkerten
Dichter in Verbindung gestanden haben. In/ fönt tenir des paquets
et recoicent de ses noiivelles par rentrcinise def< f^erriteurs de Mon-
sieur le prernier Pi'csident dans le j ardin diiquel repon-
dalt une haute feilest re (/rille e de ladiete tour (Mont-
gomery) par Un/nelle ils faisoient ecrire d llieophile
' II, 174. 191.
- Lettre de Theophile ä sou frere. Flugschrift von 1021. Vgl. Alieaunie
II, 178 ff.
^ Vgl. Lettre ä Monseigneur de L. II, 130 fl'.
40 Thäophile de Viiiu.
des lettre H et des aris secrets arer iiu roalean defi-
cel/e.^ Die Sache klingt etwas un wahrscheinlich, cleiiii Theo-
phile befand sich, soviel wir wissen, unter der Erde im Kerker
Ravaillacs. Eine ähnliche Verbindung mit der Aufsenwelt nuil's
er aber nichtsdestoweniger gehabt haben, da es sonst unerklär-
lich ist, wie er seine Manuskripte schreiben und zum Druck be-
fördern konnte. Auf Herrn von Liancourt möchte ich auch den
Cori/doii deuten, dem Th^ophile in seinem Remerdment ä Cortj-
don - seinen Dank abstattet. Dafs er ihn darin son Dien tutelaire
nennt, ein Titel, den er früher Montmorency gegeben hat, kann
bei der Allgemeinheit der Bezeichnung und bei Montmorencys
Benehmen nicht dagegen sprechen. -^
Was den König betrifft, so ist es mir nicht gelungen, wäh-
rend der ganzen Dauer des Prozesses auch nur eine persönliche
Aufserung seinerseits aufzufinden. Th^ophile hat sich während
jener Zeit zweimal an den König gewendet, einmal in der He-
queste von 1624 und einmal in der Apologie von 1625. Zwei
andere Flugschriften, die aber als unecht zu gelten haben: Vers
de TheopJdle, presentes au ÜlO// 1625 und T/ieophile au Roy sur
son e.ril 1626, sind gleichfalls an Ludwig XIIL gerichtet, doch
ist die Wirkung derselben in einer heute ersichtlichen Weise
nicht mehr zu konstatieren. Fest steht nur, dafs Ludwig ihm
seine Pension noch weiter gezahlt hat, '' wovon die Kosten des
Prozesses und sein Unterhalt dann bestritten wurden.'^ Der
Brief, der dieses anordnet, datiert vom 15. Oktober 1623, also
etwa drei Wochen nach Theophiles Gefangennahme, und zeigt,
dafs der König wenigstens nicht säumig und auch nicht un-
freundlich war. Von einem besonderen Eifer, Th^ophile zu retten,
* Memoires du P. Garasse S. 79.
2 II, 190 ff. 3 Vgl. II, 193. 213. " II, 247.
^ Der Brief, den er in dieser Sache von dem Kanzler Brulard an den
Procureur General richten läfst, befindet sich in den 5U0 de Golbert Bd. VI,
S. 15 und lautet: Monsieur, J'ay dit au Roy ce que votis m'avex eserit du
XII'"' de ce mois pour la despensc du proecs de Theophile; Sa M. a com-
mandc aussitost d'expedier l'ord'''' necess'''' pour satisfaire ä toutes despenscs
dont Monsieur de la Vieuville a pris la charge, il pense qu'elle vous sera
rendue aussitost que la presente. (Folgt noch ein anderer Gerichtsfall.)
Votre humble et plus uff'"' servitetir et allie Brulart.
Thdophile de Viau. 41
merkt mau freilich auch uichts; dazu hatte Ludwig, vou Mo-
tiven persöuhcher Sympathie oder allgemeiner Menschlichkeit ab-
gesehen, aber auch keinen Grund, und aufserdeni besafs er eiuen
jesuitischen Beichtvater. Wie Mathieu Mol^ sich später aus-
drückt: er liefs Thdophile a la Justice ordinaire.
Diese Justice ordinaire lag in den Händen des Staatsanwalts
Mathieu Mol^, des ersten Präsidenten am Pariser Parlament, Mon-
sieur de Verdun, der beiden Untersuchungsrichter Jacques Pinon
und Fran9ois de Verthamond, conseillers du Roy en sa Cour de
Paiiement, endlich des Parlaments selbst, sowie der Grande
Chambre und Tournelle, die gemeinsam den endgültigen Beschlufs
zu fassen hatten. Das Pariser Parlament war der höchste Ge-
richtshof des Landes und hatte seinen Sitz seit 1302 in dem
auch heute noch so genannten Palais, behandelte toides sortes de
matieres civiles et criminelles entre particuliers, mesmes des affaires
d'Etat et jyabliques. I^es causes des princes du sang, des pairs de
France et des officiers de la couronne y soid traitees pr'ivativenieid
aux autres parlemens. C'est oü les roys vont aussi en ceremonie
tenir leur lict de justice. Dans ce rnesme enclos il se tient quantite
d'autres cours . . . comme la Chambre des Comptes (= Grande
Chandjre) qui va de pair avec le parlement. Bref, on peut dire que
toutes les yrandes affaires se fönt dans ce petit redidt. Car poicr
le Chastelet, ce n'est que la justice ordinaire,^ qui releve
par appel au Parlement comme les autres pixsidiaux de France:
eile se fcdt soiis le nom du Prevost de Paris <pii a trois lierdenants
sous luy.~
Über Theophiles Richter ist uns einiges bekannt. Nicolas
de Verdun war bis 1611 Präsident am Parlament in Toulouse
gewesen, wurde dann nach Paris berufen und war wegen seines
Wissens wie seiner Grofsmut berühmt. Er soll jedoch favorahle
^ Wenn Mathieu Mole sagt: la justice ordinaire (s. Note 3 auf fol-
gender Seite), so meint er damit nicht, dafs Theophiles Prozefs dem
Chatelet hätte überlassen werden sollen, sondern dafs der König in den
gew()hnlichen Lauf der Gerechtigkeit nicht eingreifen würde. Da das
Parlament bereits in Sachen Thöophiles gesprochen hatte, war eine Über-
tragung an das Chatelet ausgeschlossen.
"^ Vgl. Leroux de Lincy : Noticc sur le Plan de Paris de Gombou^f,
Paris 1858, S. 35.
42 Theophile de Viau.
aax Jesuiten et ä L' lupatjue gewesen sein.' — Mathieu Mole (1584
bis 1656) gehörte einer alten Magistratsfamilie an und zeichnete
sich durch seine Unabhängigkeit dem Monarchen gegenüber aus,
was er sowohl in der aj'alre Marilhac wie bei Gelegenheit der
lAheUe gegen Luynes bewies. ^ Dafs er Th^ophile de Viau nicht
wohlwollte, wissen wir bereits. Wie er als öffentlicher Kläger
und Staatsanwalt gegen ihn auftrat, zeigt sein Projet d'Interro-
gatoire^ in dieser Sache. Er steht darin an Schärfe nicht hinter
Garasse zurück und ist ihm an Würde weit überlegen.
Den ersten Angriffspunkt bietet ihm des Dichters
Verbannung: Si pour ses mauvaises mceurs, ses debauches conli-
iiuclles et ses impietes, comme corrupteur de la jeunesse de la cour
le Roy des l'an 1619 ne lui auroit pas adresse et faxt commande-
ment de vuider le royaume'? merkt Mathieu Mol^ an.
Den zweiten Angriffspunkt bildet der traue de l'Ln-
mortalite de l'Ame; der gelehrte Richter weist Th^ophile nach:
Behaupten, dafs die Seele vor dem Körper bestanden, sei ein
längst von der Kirche abgethaner Irrtum des Origines; be-
haupten, dafs die Seeleu verbrecherischer Sterblicher nach ihrem
Abscheiden in Tiere übergehen, ein Irrtum des Pythagoras; von
der Seelenwanderung, der Unsterbhchkeit der Materie, dem
Wissen als einem Wiedererinnern und der Unsterblichkeit auch
der Tierseele sprechen, sei endlich ein Zeichen von uisigne inalice,
und Th^ophile habe sicherlich beabsichtigt, d'obliger cJiacun ä croire
la mortalite puis<piil y avoit si peu de srijet de croire Vhnmortalite. ^
' Henry Martiu, a. a. O. S. 33. ^ Vgl. Larousse Bd. LXI, S. 397.
^ Das Manuskript ist erhalten in den 500 de üolbert Bd. II, S. 69 ff. ;
abgedruckt ist das Projet in den Memoires de Mathieu Mole (ed. Cham-
pollion-Figeac) publies par la societe de l'histoire de France Bd. I, S. 239 ff.
und Alleaurne I, Lxiv ff. Beide Drucke sind nicht ganz korrekt. Wir
besitzen noch einen Brief Moles in Theophiles Angelegenheit (CoUection
Dupuy Bd. 685, S. 29, Brief 25). Er sagt darin : Je luy (Ludwig XIII)
parlai aussi de Theophile; qui semhle laisse ä la Justice ordinaire:
Mais les Gourtisans se promettent h. p. de leurs sollicitations. de n'est pas
un affaire qui doibve aler si viste, veu le temps, qu'il a este juge et celui
oii nous sommes. Alleaurne (I, xix) knüpft an diesen Brief noch eine
sehr unklare Hypothese, die ich nach Vergleichung mit dem Manuskript
für ausgeschlossen halte.
•* I, LXV.
Theophile de Viau. 43
Drittel- P u ii k t : Er hat zur gleichen Zeit wie den Traite
bei Pierre Bilaine etliche Verse unter dem Titel CtJavres de Theo-
p/ii/e drucken lassen. Anscheinend aßn que, sonn coulenr Je cette
Ucence jwetiqiie II jnU qjuhUer, j)lu$ hardiment les mcwimes qui pew-
cent portei' ä cette creance: qu'il ne faul reconnoUre aucun autre
IHeu que la Xature ä laquelle il se faut ahandonner entierement et
oidiliant le christianisrne, la suivre eti tont romme une bete. Also
Anklage auf Atheismus und Sitteulosigkeit. Als Beweise führt
Mathieu Mole folgende Gedichte an : die Ode IJeureux tandis
qa'il est vivant (Alleaume I, 190), die Stellen der zweiten Satire:
J'approuve qu'mi chacun suive en tout la Nature. (I, 238)
Je pense que chacun auroit assex d'esprit ... (I, 241)
und ähnliches.
A'iertens: Dafs infolge dieser Naturverehruug il teinoigne
pav tout son livre un rnej^ris de Dieu contre lequel saus eonleur
d'une Ucence poetique et saus un nom plnriel {Dleux statt Dleu) il
voniit des hlaspjhemes execrables. 7i. B.
0 dieux qui gouvernex nos coßurs,
Si vous n'estes des dieux mocqueurs
Ou des dieux sans misericorde ... (I, 2(J0)
und ähnliche. '
Fünftens: Dafs er uuehrerbietig vom Heiland spricht.
Beweis: Poiir un niauvais regard que ui'a donne man
au (je (I, 264) und Chere Isis (II, 53).-
Sechstens: Qu'il renonce ä tout autre Dieu que sa passiou
brutale. Ti.^.tout seul dedans ma chambre, oü j'ai fall
ton eglise. (I, 207) et les lieux les plus saints comme les eglises
et les autels consacres pour rendre l'homieur ä Dieu, sont prepares
pour sa garse. ßlasphhne horrible — und Molö führt an:
L' autre jour inspire d'une divine flamme. (1,268.)^
Siebentens: Er hat auch den zweiten Teil seiner Werke
nur drucken lassen, um Gottlosigkeit und Sitteulosigkeit zu ver-
breiten, d'oii suit un mepris de toutes les rertus morales et clire-
stiennes. * Diese Anklagen auf Gottlosigkeit und Sitteulosigkeit
werden von Mole des weiteren in IX I'ropositions ausgeführt, die
» I, LXVn. - I, LXYIU. ^ I, LXIX. * I, LXX.
44 Theophile de Viau.
das Brevier eines Atheisten darstellen sollen, und denen n(jch
einige Propositioiis utetileen hinzugefügt sind, alles auf Beweis-
stelleu aus Th6()])hiles Werken gestützt und mit ungemeiner Ge-
nauigkeit ausgearbeitet. '
Hieran reiht sich als letzte, grofse Anklage, dafis Theophile
trotz seiner Desavouierung des Par)iasse Satirujue, zum mindesten
Verfasser des berüchtigten sonnet, sowie zweier anderer im Par-
nasse enthaltener Gedichte: Que nies jours ont un mcmvais sort
und Marquis coniment te jiortes-tu ? sei.
Endlich wird noch sein Besuch bei der Besessenen in Agen
erwähnt und die Frage angemerkt: s'il ne fit pas effort en son
endroit?
Das wären die Hauptanklagepunkte, die Mol^ gegen den
Dichter aufstellt.
Diese Anklagen werden von den in Th^ophiles Prozefs auf-
tretenden Belastungszeugen bestätigt. Es sind, nach den uns
erhaltenen elf Vernehmungen zu urteilen, im ganzen dreizehn
Zeugen gegen Th^ophile aufgetreten. Und zwar ist es eine ganz
eigentümliche Gesellschaft, die da zusammenkommt: der Polizei-
lieutenant Jacques Trousset; der Geudarmerieoffizier Le
Blaue; Meister Claude d'Anisy und Jehan Raveneau,
Advokaten am Parlament; Jehan Mi Hot, Chirurg am Stadt-
lazarett des Hotel-Dieu; Pierre Rocollet und Anthoyne
Vitrd, Buchhändler; Martin du Breuil, Buchbinder; Pierre
Galtier, Kirchenschreiber aus Saint- AfFrique ; der Pater Gu^-
rin; Gabriel Danget, ehemaliger Kammerdiener; Fran(;ois
Sageot, ein verkommener Schüler, und ein Fleischer Guibert.
Wenn man die Liste durchgeht, fragt man sich erstaunt, was
nuils Theophile de Viau, Gentühomnie de Ja Chanibre du Roy, für
wunderbaren Umgang gehabt haben? Denn alle diese Zeugen
bringen Aussagen oder Verse bei, die sie behaupten, von Th^o-
* I, Lxx— LXXiv. Dieser Teil des Projet ist, wie bereits AUeaume be-
merkt, nicht von Mathieii Moles Hand geschrieben. Alleaume nun giebt
an, er sei ihm wohl von den Jesuiten gegeben worden (I, lxx). Cham-
pollion-Figeac sagt in einer Note S. 307: Cette partic est d'une ecriture
d'expedition et doit avoir ete redigee par nn sous-ordre. Ein Vergleich
dieser Handschrift niit anderen desselben Bandes läfst mich auf Cham-
pollions Seite treten.
Th^ophile de Viau. 45
pliile selbst gehört zu haben. Sämthch, den Lieutenant Trousset
ausgenommen, bestätigen sie die Anklagen auf Freigeisterei,
Gotteslästerung, Kirchenschändung, Ausschweifung und schieben
Theophile die Vaterschaft des Farnasse Satyvique zu. Ihrer Her-
kunft nach lassen sich die Zeugen in drei Gruppen scheiden:
die einen, wie Le Blaue und Pierre Galtier, sind aus dem Süden,
behaupten, Theophile um 1615 beim Grafen von Clermont-Lodeve
uud in Saint-Aifrique (ersteres im D(Spartement du Herault, letz-
teres im Di^partement de FAveyron; die Distanz ist nicht grolis)
gekannt zu haben und wärmen nun seine früheren Gottlosigkeiten
auf.^ Eine andere Gruppe spinnt ihre Fäden von der Bretagne
nach Paris. Im Mittelpunkt des Netzes steht der Pater Gu^rin,
und er mischt die Namen des Staatsanwalts vom Parlament in
Reunes, des Herrn von Bourgneuf, Sohn des ersten Präsidenten
am Parlament in Rennes, und des Herrn von Chauquelin oder
Chauguelin in die Sache. Gu<^rins Aussage gemäls haben diese
Personen sämtlich eine sehr schlechte Meinung von Theopiiile
gehabt.- Dieselbe scheint sich auf Manuskripte von Theophiles
Hand gestützt zu haben. Wie diese Manuskripte in die Hand
Guerins oder des Staatsanwalts am Parlament von Rennes kamen,
ist nicht klar; man hat die oben genannten, hohen Personen aber
nicht mit Zeugenaussagen bemüht, sondern sich mit den Angaben
des Pcre Guerin begnügt, der sich als ein erbitterter Feind Theo-
philes zeigt, denn er giebt selbst an, letzte Fasten (1624) gegen
ihn in Rennes gepredigt zu haben.
Die dritte Gruppe endlich lebt in Paris. Da die Zeugen
bei der Vernehmung alle ihre Wohnung angeben müssen, so
läfst sich bald ein meiner Ansicht nach verdächtiges IJcieinander-
sitzen konstatieren: die feindliche Partei hat zwei TIaupt(|unr-
tiere: eins im Marais — dort wohnen d'Anisy in der nie Simon
' Vgl. Alleaiune I, <' und die Informatious vom \. Oktober U!'2;! und
18. August 1025.
^ Vgl. Information vom (I. Mai l(i2l. Der Name 'Bourgneuf findet
•sich in einer Liste des Parlaments der Bretagne liilil; der Name 'Chau-
quelin' oder 'Chauguelin' niclit, konnte deshalb nielit verifiziert werden,
ebensowenig wie der damalige Aufenthaltsort des 1'. (iurrin: der Eigen-
name ist unleserlich und auch nicht leicht zu vermuten, da man nicht
weifsj um welchen Laudesteil es sich handelt.
46 Th^ophile de ViaU.
le Franc; Rocollet, rue de la Draperye ; Guibert, nie St. Laurent; '
das andere im Quartier des Ecoles — dort wohnen Dauget und
Sageot in der rue des Poyr^es en l'Universit(5 ; Anthoyne Vitr^
in der rue Perdue; Martin du Breuil in der rue Saint-Jacques ;
Galtier, rue des Foss6s Saint-Germain, und Jehan Ilaveneau, hors
la Porte Saint - Michel. ^ Nur der in der letzten Vernehmung
vom 22. August 1625 hinzugekommene Jehan Millot wohnt rue
neuve Nostre Dame, also etwas aulserhalb dieser zwei Kreise;
er ist aber ganz belanglos. Aufser dieser verdächtigen Wohnungs-
nähe spricht gegen die Glaubwürdigkeit fast aller dieser Zeugen
die ihrem Stand natürliche Unbildung in litterarischen Dingen r^
zum intimeren Verkehr des Dichters haben sie jedenfalls nicht
gehört. Es macht sie weiter etwas verdächtig, dals Danget, Ro-
collet, Vitr^ und du Breuil den ersten Anstols zu ihren Aus-
sagen vor dem Staatsanwalt in den Kirchen ihrer Spreugel er-
hielten'* und sich augenscheinlich erst unter dem Eindruck jesui-
tischer Predigt auf die Sünden Thdophiles besannen. Bekannt-
lich giebt es immer Leute, die alles gesehen und alles gehört
haben, und das Vorgehen des Pfarrers konnte wohl die unwill-
kürliche Nachfolge der Gemeinde verursachen, ganz abgesehen
davon, dafs für Geld und gute Worte stets Leute für alles zu
haben sind.
Am meisten aber spricht gegen viele der Zeugen, dafs sie
sich immer auf andere berufen. So hat Anthoyne Vitr^ seine In-
formation von einem gewissen Flötenspieler de Forges ; '• du Breuil
und Rocollet haben die ihre von Estoc;'^ Raveneau von einem
Seidenfabrikanten Herv^; der sie wiederum von einem Kapu-
ziner Gastelyer;"^ Danget die seine von einem Schreiber Morel; ^
' Vgl. Leroux de Lincy, a. a. O. hulex des rues.
^ Vgl. Leroux de Lincy, a. a. O. Index des rues.
^ Besonders der Fleischer Guibert ist spafsbaft mit seiner Versiche-
rung: qu'il a cogneu ledict Tkeophile et jüusieurs fois freqiiente, il y a
7 ou 8 ans (also 1617 oder 1616, als Theophile schon bei Montmorency
war!), wobei Theophile lid a redte plusieurs vers saks, ä table, ä des-
jeuner. Vgl. Information vom 29. April 1624.
" Vgl. Information vom 21. November 1623, vom 21. April 1624, vom
11. Mai 1624. ^ Vgl. Information vom 11. Mai 1624. '^ Vgl. Information
vom 11. Mai 1624, vom 24. April 1624. ' Vgl. Information vom 20. August
1625. ** Vgl. Information vom 21. November 162.3.
Thöophile de Viau. 47
Jehan Millot vou einem Advokaten in Bordeaux. * Le Blaue,
Galtier, d'Auisy, Sageot, Guibert- dagegen geben an, auf Grund
persönlicher Bekanntschaft mit dem Dichter, Guerin, auf Grund
von Dokumenten zu sprechen. ^ Die Zeugen stehen also sechs
gegen sechs (Trousset als Augenzeuge der Gefangennahme zählt
dabei nicht mit), und wir werden, ehe wir über die Glaubwürdig-
keit derselben entscheiden, erst noch den Angeklagten zu hören
haben. Die Zeugenaussagen selbst bewegen sich in dem Ge-
dankenkreise und der Ausdrucksweise des Parnasse Satyrique
und machen, wenn man sie im Zusammenhange liest, so recht
den Eindruck einer in dunklen Hinterstübchen unter Gevattern
ausgeheckten, unsauberen Verschwörung.
Sehen wir nun einmal, was der Angeklagte auf die Fragen
des Staatsanwalts und die Belastungen der Zeugen zu antworten
hat. Sein erstes Verhör findet am 22. März 1624 statt.
In diesem ersten wie in allen folgenden Verhören hat Thdo-
l)hilc eine grofse Geistesgegenwart bewiesen. Für seine Aus-
sagen haben wir zwei Quellen: 1) die amtlichen Protokolle selbst;
2) die bereits oft citierte Apoior/ie au Ro>/, in welcher Th^ophile
von seinem Staudpunkt aus eine Zusammenfassung der Verhand-
lungen giebt. Es ist selbstverständlich^ dafs der Eindruck, mit
dem Th^ophile den Gerichtssaal verliefs, w^o er sich eben mit
Aufbietung alles Scharfsinns verteidigt hatte, nicht immer mit
dem Eindruck stimmt, den der Leser der Prozefsakten erhält:
das Schweigen der Richter, ihr Übergehen zu anderen Punkten
scheint^ Thöophile zu seinen Gunsten gedeutet zu haben; der
heutige Leser sieht wohl eher das Gegenteil darin.
* Vgl. Information vom 22. August 1625.
'^ Vgl. Information vom 11. Oktober 1623, 18. August 1(>25, 24. April
1624, 23. November 1623, 29. April 1624.
^ Vgl. Information vom 6. Mai 1624.
''Scheint — denn obwohl er von seinen Richtern luid von der
Wirkung seiner Antworten auf dieselben in der Apologie ein sehr vorteil-
haftes Bild entwirft, so war dies eben durch die äulseren Umstände geboten ;
die Apologie au Roy wurde noch 1625 veröftentlicht, luid er mufste König
wie öffentliche Meinung für sich einnehmen. Ob er in Wirklichkeit von
seinen Richtern und seiner Stellung zu ihnen so dachte, wie er schreibt,
scheint mir sehr zweifelhaft. Er war, auch in der Gefahr, ein guter Be-
obachter und Psycholog, und ich glaube, diese Apologie mit ihrem
48 Th^ophile de Viau.
Vielleicht, in seines Herzens Grunde — der Dicliter andi.
Aber — und diesen Eindruck hinterlassen sämtliche Akten so\\i(;
die Apologien — er hat vom ersten Verhör bis zum letzten
hartnäckig auf seiner Unschuld bestanden und sich in keinem
Augenblick ganz verloren gegeben ; er hat alles geleugnet, wovon
er wufste, drtfs es ihm den Hals kosten würde, wenn er es zugab ;
hat die oft lächerlichen und unbeholfenen Anschuldigungen sei-
ner ungebildeten Kläger mit der witzigen Schärfe seines Geistes
])ariert und auch iu dieser bösen Lage wieder nicjit umhin ge-
Ivonnt, öfters das rechte Wort am unrechten Ort zu sagen. Diese
Haltung in einer Zeit grofsen, körperlichen Unbehagens und
moralischen Druckes zeigt wohl, da(s Th^ophile de Viau, wenn
nichts anderes, so ein Charakter aus einem Gusse war, was ja
auch nicht gerade häufig ist.
Die Untersuchungsrichter, Pinon und Verthamond, folgen bei
ihren Verhören dem von Mathieu Mole vorgezeichneten Plan. Auf
die erste Anklage, die Gründe und Art seiner Verbannung 1G19
bis 1G21 betreffend, antwortet Theophile, wie wir bereits wissen,
er sei nicht auf einen Verhaftsbefehl hin v^om Hofe gegangen,
sondern habe von seinem Freunde und Gönner, dem Herrn von
Candalle, den Rat erhalten, de s'ahsenter pendant que ccs prr-
fionnes-lä {ses ennemis) seroient en faveur.
Befragt, ob er die bei Bilaine gedruckten (Euvres de T/ieo-
pliile und besonders die dazu gehörigen Ejnti- es liminaires als die
seinen und von ihm geschrieben anerkenne, antwortet er, qu'il
n'a jamais fait imprivier aucimes ceiivres, mj poursuivy le privilege
jiour en faire imprimer, hien recognoist en avoyr fait les epistres
lyminaires. Das war thatsächlich so: Theophile hatte mit der
ersten Herausgabe seiner Werke (1621) seineu Freund Des-
barreaux beauftragt. Als man ihm nun die Ausgabe seiner Werke
von 1623, bei Bilaine, zeigt, giebt er zu: qv'il a hailU d im-
primer audit imprimeur 'le t^'aivte de l' Immortalite de l'Ame' de
Piaton avec jilusieurs poysyes estans en icelluy inserez, tant audit
traicte de V Immortalite de l'Ame, que autres poysyes inserez audit
volhime, mais qu'il y a plusieurs antres poysyes aiidit volhnne
Trumpfen auf seine Unschuld und der günstigen Darstellung einer un-
günstigen Lage war ein verzweifeltes Mittel des Dichters, der entschlossen
war, sich um jeden Preis zu retten.
Thöophile de Vian. 49
qui ne sont de sa comj)osition, et yi'a entcnchi guc son epi^trc liiiii-
nayre sermt point pou7' les autres jioijsyes. Meiner Ansicht nach
hat Theophile de Viaii hier gelogen, weil er wufste, dafs man
ihm aus seinen Werken Stricke drehen würde und er sich nnn
einmal nicht hängen lassen wollte. Auf die Bemerkung hin,
dafs man bei seiner Gefangennahme zwei Bände der Oeuvres clc
Tlicop/ii/e doch in seinem Koifer gefunden, antwortet er: que Je
laqnais üu gouverneur du Castelet aroit ladite malle en sa possession
avec la clef d'icelle, et que ce liest pas Ini/, qui avoit niis en ladite
malle les dits livres.
Nachdem er sich so in Bezug auf seine von ihm anerkannten
(J'Mvres freie Hand geschafft hat, befragt man ihn über den Par-
7iasse: s'il n'a pas fait comjnller un lirre de jdusieurs poi/si/es
mtitide de Parnasse Satyrique' , und besonders das berüchtigte
sonnet. Th^ophile leugnet ersteres wie letzteres und beruft sich
auf das von ihm beim Chätelet gegen Estoc erwirkte Urteil.
Da die Richter kein Geständnis von ihm erlangen können,
wenden sie sich zur Prüfung der Einzelheiten im Iraite de l' Ivi-
mortalite, den Theophile vor ihnen als sein Werk anerkannt hat.
Die Richter werfen ihm seine Ketzereien vor, worauf er ent-
gegnet: que ce n'est luy qui a este autheur de rette maxime et qu'il
ne la y a mise pour en establyr une creance ...et que ceux qui
ont tr aduit Piaton et autres livres setnhlab les, pour-
roient estre aussi coulp ables que Iny ä cet esgard.
Ob er nicht, fahren die Richter fort, das ganze Werk unter-
nommen, affin rque soidz couleur de cette licence poetique il peust
publyer plus hardienient et faire coider plus facilement dans les
espritz son atJieisine? Tch habe,' antwortet Th^ophile, 'niemals
schlechte Grundsätze gepredigt, Sie werden mir in meinen Versen
nichts nachweisen können, dont il n'ait d'exeinples de prc-
latz qui en ont escrijit avec j^his de ly ssa)i ce.
Man rückt ihm darauf die von Mathieu Mol(5 beanstandeten
Stellen seiner Werke vor; er leugnet sie sämtlich ab, weil er
wuiste, dafs sie ihm den Hals kosten würden; um dies thun zu
können, mufste er eben vorher seine Werke von sich abschieben:
wir sehen, er ist mit wohlüberlegter Absicht vor die Richter ge-
treten, und diese hatten, von ihrem Standpunkt aus, sehr unklug
gehandelt, indem sie einem so findigen und eutsclilosseuen Kopf,
Archiv f. n. Spraclien. XCVII. 4
so Th(^ophile de Viau.
wie Th^o})liile de Viaii, sechs Monate Zeit lielsen, über seine
Verteidigung nachzudenken. — Damit endet das erste Verhör
vom 22. März 1624.
Das zweite Verhör vom 24. März 1624 y;elit dem
Atheisten zu Leibe: er soll gestehen, dais er durch seine Werke
a voidn faire croyre, quHl ri\ij avoit aiitre. (Heu qiie la Nattn.re . . .
et (jue h teinperament du covps force les niouvements: de l'äme.
Tli^ophile antwortet : quil n'a jamais 2'>'cis prete.xte soid)Z la Usance
poetique de faire qjiehjue eltose en derision de Dieu, et que ja7nais
en vers, ny en prose, il n'a rien traicte tli6ologiqiie7nent,
et que ses accnsateurs n alleg uent ny en vers, ny en jirose que des
passages troncques do)it ils peuvent se servir ä leur fantaisye et par
des suhtillites scollasticques es quelles il n^est point rerse, apuyent
leur mallisse ä confondre les choses p)rophanes avec les sainctes,
pour en faire leurs crymes ä ses desjyens. Eine Antwort, die den
Nagel auf den Kopf trifft und damit zugleich das Mifsverständnis
aufdeckt, das diesem ganzen Handel zu Grunde lag: der Dichter
Theophile de Viau, der der Kirche in ihren äufseren Vorschriften
gehorchte, beanspruchte darüber hinaus die Freiheit, sicli sein
Privatleben, sein Denken und Dichten nach seinem Geschmack
einzurichten. Die Kirche aber streckte ihre Hand auch nach
diesem Denken und diesem Privatleben aus; daher denn die eine
Partei schuldig nannte, was der anderen erlaubt erschien;
daher die Unmöglichkeit, sich gegenseitig zu verstehen, und der
Zwang für den Schwächeren, alles abzuleugnen, worin, M'ie er
wohl wufste, die Kirche seine Sünden sah, die er ihr auszureden
nicht im stände war. Daher andererseits bei ihm, der jede ein-
zelne inkriminierte Stelle leugnet, der Trotz, mit dem er von der
Gesamtheit seiner Verse erklärte, sie enthielten nichts Straf-
würdiges. Er erkannte eben in Sachen der Poesie und des
Privatlebens die Oberhoheit der Kirche nicht an, ein Stand-
punkt, den er von der Renaissance übernommen hatte, und den
er zu seinem Unglück im 17. Jahrhundert vertreten mufste.
Thöophile hat das selbst gewufst und ausgesprochen : il ext vrai,
que la coutume du sciecle est contraire ä mon naturel; ' il fant tpie
je subisse la necessite du temps qui vous favorise. -
' II, S. 9. '- II, S. 283.
Theophile de Viau. 51
lu diesem zweiten Verhör werfen die Richter deoi Gottes-
leugner, der in seinen eigenen iVugen eben nur ein Denker ^var,
liauptsüchlich Stellen aus den Fragments d'une histoire comique
vor. Theophile antwortet darauf, so gut er kann, und fügt dann
hinzu, (jue tont le livre n'est reiiiphj ijue (Vnn discours fa-
millijer dhm voijagc. Auf den Vorwurf, in Pi/rame et Thisbe
die Unsterblichkeit der Seele geleugnet zu haben,* antwortet er:
ipie cela est escrij,t en une trar/edi/e oh sout 7'epresentez par person-
nages des paijens, representans lesquels il a este loysihle d'user
des mesmes tei-ines dont ils usoient autr e f oy s , eine
Antwort, die nicht der Feinheit entbehrt, in einer Zeit, wo man
noch von historischer Treue wenig wufste. Dal's sie im übrigen
eine Notlüge war, soll gern zugegeben werden. Der Rest des
Verhörs besteht in weiteren Detailfrageu und dem Versuch,
Theophile zur Anerkennung des Parnasse zu zwingen. Er l^leibt
bei seiner ersten Aussage.
Das nächste Verhör vom 27. März 1624 bringt Thdo-
philes Besuch bei der Besessenen aufs Tapet. Befragt, ob er
nicht ötfentlich gesagt habe, que cestoit resves et sottüe de rroijir
(ju'il y eiU des diahles et (jue ce que Pon en dlsoü, n\'sioit que poiir
almser le monde, legt der Schüler Marc Duucans folgendes, ortho-
doxes Glaubensbekenntnis ab: Q^ie no)i, et a toii.yours creu qin'/
y acoit IUI Dieu et des diahles et un paradys et nn enß'er.
Die Richter legen Th^ophile in demselben Verhör teils neue,
teils bereits gehörte Ketzereien aus seinen Werken vor, soA\ie
Aussagen der Belastungszeugen gegen ihn. Eine der letzteren
lautete: S'ü n'a pas dit, avec mespris qu'il ayniiroit inien.r avoir
estropye les sainets que d^ avoir desp>lu ä quelquhin; worauf
Theophile antwortet : (jit''il iien a jamais parle et que ce seroit
(■hose ridieule et que l'on ne peult pas estropyer les saintz, eine
Antwort, die nicht gerade von demütigem oder eingeschüchtertem
Sinne zeugt.
Das nächste Verhör vom 3. Juni 1624 bringt die Ver-
handlungen in ein neues Stadium. Bisher hatte Thcophilc die
' II, S. III:
Depitis qiie Ic soleil noiis roit naystrc et fimr.
Le j)remicr des deffuncts est cneore ä venir.
4
.^2 TlKiophile de Viau.
Autorschaft seiner Werke und der verdächtigten Stellen leugnen
können, weil man den handschriftliciicn Jiewcis nicht gegen ihn
erbringen koinite. Nun hatte man unter seiner Habe auch INIanu-
skripte gefunden. Diese legt man ihm jetzt vor. Es sind, laut
Protokoll, 18 Stücke gewesen, die 26 verschiedene Nununern,
teils Verse, teils Prosa, enthielten. Nachdem Th<^ophile sie ä fo)i
Joj/si)r betrachtet und gelesen hat, erkeimt er elf derselben als
von ihm herrührend an :
1) Je suis le seid Dieu sans pareü (II, 82).
2) Tircis, tu cognois bien dans le mal, qid me presse (II, 156).
Diese Gedichte sind bekannt und erhalten; der Rest, von
dem nichts auf uns gekommen ist, scheint in Briefen bestanden
zu haben, die Theophile seit seiner Flucht an Bekannte und
Gönner gerichtet hatte, und von denen er noch die Konzepte
besafs. Die Akten geben folgende Anfänge:
3) Ein lateinischer Brief: per — — — — hiwianitcr me — nycs (die
Striche bedeuten unleserliche Worte des Manuskripts).
4) Dans des Mimeurs froides et sombres . . ..
5) L'äge auquel nous vivons n'est pas si fcrtilc . . ..
6) Ne t'afflige point de ma peitie . . ..
7) Je prends pretexte des soings ....
8) Dasselbe in zweiter Kopie.
9) Quoiqu'on me puisse voir accable ....
10) Monsieur, il n'y a plus de eompliments . . ..
11) Monseigneur, si vous n'obtenex ....
Die übrigen Blätter, deren Inhalt entschieden zu weitereu
Klagen Anlals gegeben hätte — man kann das aus den citierten
Anfängen schliefsen' — , hat er abgeleugnet. Ob er damit die
Wahrheit gesagt, wissen wir nicht; es ist jedoch anzunehmen,
da die Übereinstimmung der Schrift sonst doch gar zu deutlich
gegen ihn gesprochen hätte. Allerdings hätte er die abgeleugneten
Blätter als Kopien fremder Gedichte ausgeben können; doch ist
diese Frage in diesem Augenblick nicht weiter berührt worden.
Am Ende des Verhörs, das abgebrochen wurde, weil es schon
?ine he^ire apres ')nidy war, d, h. weil Richter und Schreiber
' Z. B.: J'ayme bien une fois par mois la liberte du cabaret, oder: la
C/ian/brc de Justice: Plus enfume qu'un vieux jambon.
Theophile de Viau. 53
hungrig waren, bittet der Dichter: (iiw les papucrif qnl fartnt
trouvez dans la inalle, dont ceux qu^il a recoijuetiz, fönt partye et
qui sont ez rncdns dudit j-)rocureur-cieneral, luy soient reprosentez
d\ndtant qu^lz luy ponviont servir poin' se s.oucenyr du noni de
ceux ä qui il a adres.se lesdites lettre» et vers ou de ceux pour
qui il les a faltz et composez.
Das folgende, fünfte, Verhör ist vom 7. Juni 1624:.
Es beginnt von Seiten der Richter mit grofser Schärfe. An-
scheinend haben sie in der Zwischenzeit die Manuskripte ver-
ghchen und erklären jetzt auf Grund ihrer Prüfung, dafs, aufser
dem zweiten und vierten Stück, rlle.^ so/?^ escriptes de sa main;
als weiteren Grund fügen sie aber hinzu: attendu mesmes quelles
ont este trouvez, du moins la j'>lvs grande partye d'icelles
et q u a sy tonte s dedcm-s sa malle, welch letzteres mir ein un-
haltbares Argument scheint. Dieser Anklage antwortet Theo-
phile mit einer Gegenanklage : er bittet seine Richter n'avoir
aucnn esgard aux accusations dudit jrroeureur general ä cause de
la Iiayne partictdlyere qiCd a contre luy. Und er führt als Be-
weis die Scene an, die sich, anläfslich des Buches von Garasse,
zwischen ihm und Mol^ zugetragen, und worin letzterer ihn einen
nientetir genannt hat. Zugleich, setzt er hinzu, hätte der Procureur-
Gen^ral ihm auch ein anderes Papier aus seinem Koffer vorlegen
lassen sollen, nne conimission du, Roy par laquelle le Roy l'envoya
de Saint Jcyr (?) d Clairac pour traicter de la rednction de la ville.
Einen schwierigen Stand hat Thdophile bei Gelegenheit des von
ihm anerkannten vierzehnten Stückes. Die Richter finden, dal's
er darin parle indignement des Coit.rs Souveraynes et lenr iniputte
d^avoyr perce la justice et r env er se les l o / x et a v o y r
assuhy ecty leur ante ä Verrenr popnlla y ve. Tht>ophile
entgegnet: acoir escrip)t dans un hrouillon oh il n'a point inys In
derniiire main et supp)lye tres hu mhlem e nt la Cour luy par-
donner s'il a pop — ement (das Wort ist unleserlich) escript dans
le sentiment de rinfamye ou il estoit. Das Gleiche wiederholt er
noch zweimal, ein Zeichen, daCs er selbst den Augenblick für
kritisch hielt.
Wie kritisch er war, sollte der Dichter im nächsten VerlK>r,
dem sechsten, vom 14. Juni 1G24, bald merken. Die Richter
beginnen mit folgender Apostrophe: Q,ue cest uue extresme hur-
54 Thdophile de Vi;iu.
(liesite d /i"j, voijniit au (irrcat de iiioii coti/ri' /kj/ />ruiiuiicc (l'droj/r
encore se.s exces nacriptis en termes roiniiw. U <i fall cu la lij""^ den
dites ]>iec('s ä luy representeen qui reascntent son cpicurie ii
et d'apeler des 'plaisyrs iiinocentz' qui ne se peuvent adopter (pCä
la /idiricife et (jir/'l a dit dehvoijr edre penitys ä l'Iiomme. Kii
unoij inesrne il a voulu teurer le Saint Sihje Apoüolique dimut
que telz plaisyrs ne se puniss ent pas d Rome. Die Richter
beziehen sieh dabei auf folgende Verse in der Plaiide de Theo-
phile ä im sien arny.
Des plaisirs innoeens oü mes esprits enelins
Ne laissent point de place ä des desirs malins,
Ce divertissement qu' on doit permettre a V homme,
Et que Sa Sainetete ne punit pas ä Rome. (II, 156.)
Theophile antwortet darauf, das Manuskript sei eben nur ein
erster Entwurf et que s'il l'eu.d i-c-eu il eust oste 'plaisyrs
iiinocentz'' et y eust mis^ 'plaisyrs malheur eux' (was wir
ihm gewifs nicht zu glauben brauchen). Im übrigen versichert
er den heiligen Stuhl seiner Ergebenheit. In seiner gegen Ga-
rasse gerichteten Apologie von 1624 kommt er aber auf diesen
Punkt zurück und ruft seinem Gegner, der ne punit pas durch
ne permet pas ersetzt hatte, zu: 0 prophane! (dlez-cous porter
i'os ordures Jusques au Saiuet-Silye .^ - Das Verhör enthält noch
einige Detailfragen, bei denen Th^ophile seine gewöhnliche Hal-
tung bewahrt. Dann wird es am 15. Juni desselben Jahres fort-
gesetzt.
Die Richter suchen ihn darin zum Geständnis und zur An-
erkennung dessen zu bringen, was die Zeugen gegen ihn aus-
gesagt haben, und erhalten auf fast alle Fragen ein rundes Nein.
Mit diesem Verhör sind die amtlichen Auskünfte für uns
zu Ende, wie gewöhnlich, gerade an der Stelle, die am bedeut-
samsten ist. Wir erfahren dies aus der Apologie au Roy, die
von nun au, nebst einer Flugschrift von 1625, unsere einzige
Quelle ^ für den Verlauf des Prozesses ist. Wir dürfen danach
annehmen, dafs die Richter, weil sie auf andere Aj-t nichts er-
• Vgl. Apologie II, 27G. ^ Ebenda II, 277.
^ Le factum de Theophile ensemble sa reqtceste presentee ä Nosseigtieurs
de Parlemcnt IG'25 (a. a. 0.), S. 13,
Thdophile de Viau. 55
hielten, mm Angeklagten und Zeugen einander gegenüberstellten.
Unter diesen Zeugen war auch Sageot. Nach Theophiles Aus-
sage (und er ist es, der sowohl in der Apologie au Roy wie im
Factum spricht) ist Sageot bei dem Verhör iu einer Verkleidung
aufgetreten und hat zugleich einen falschen Namen, sowie einen
falschen Geburtsort angegeben (Orleans statt Boigency, sagt das
Facta)/i), ce <]ui Dierite pmiition ect^emplairc, fügt Theophile beide-
mal hinzu. Trotz der Verkleidung hat der Dichter ihn erkannt
und dort vor Gericht folgende, nicht sehr erbauliche Vorgeschichte
Sageots aufgedeckt: 8o)i pere le desherita ponr (Vestranges rehellions
(ju'd lug avoit faites des l'aage de 16 ä 17 aus, et couroit risque de
passer s(( vie dans de grandes necessitez s'il ne se fust rendu agre-
ahle au Pere Voisin qiii se joignit ä luy d'nne affection fort parti-
culiere, quog que ce gcirgon fust cdors d\uie reputatio)i tres honteuse
. . . ses dehordements qu^il continuoit au scandale du College lui
firent interdire la conversation de quelques ecoliers de la Fleche, ^
qu''il acoit tasche de corrompre.^ Theophile setzt hinzu, es seieu
etwa 15 Jahre her, dafs er Sageot zuletzt gesehen, währeud dieser
angiebt, Theophile iu Paris anderthalb Jahre nach seinem Über-
tritt zur katholischen Kirche gekannt zu haben, was entschiedeu
falsch ist; denn Theophile giebt im März 1624 selbst au, erst
seit 18 Monaten Katholik zu sein. Der Dichter setzt des
weitereu den Zusammenhang auseinander, der zwischen Sageot,
Voisin, einer Dame Mercie und Le Blaue besteht, wodurch er
seine Gefangennahme direkt mit den Jesuiten in Verbindung
bringt. Das Factum erzählt sogar noch mehr: nicht nur hat
A-^oisin eiuen falschen Zeugen gjegen Theophile auftreten lassen,
den übrigens (juelques uues de ses Inf amies ont fait pleurer d la
coiffoiitatiou, sondern sogar eu plusieurs Frovinces on a deguise
dex hoiinnes^ disaiit, (/ u e c'e-^tolf Tlico p h i le , Icsipicls fai-
soient des oers salles et ines c ha ns , aßii de rejeiter sur lug
par tels pernicieu.i! artifices toutes sortes de calotiinies. Die wei-
teren Konfrontationen sind nacli Theophiles Aussagen zu seinen
Gunsten verlaufen. •*
' Eiu Jesuitenkollegium; Allciiuuie schliel'sl ;uis der Stelle, dal's Theo-
{»liile in La Fläche erzogen worden sei (I, vu), was entschieden falsch ist.
- rr, 252. •■' Vgl. Apuloyie au Roy S. 251—255.
56 'J'lieuphile de Viau.
Dann i.st aber die Frage: wai'iiiii liels inuii 'riu'upliilc de Viau
nicht frei? In den Augen seiner Uiehter galt er gewil's als schul-
dig, und manche seiner Antworten hatte allerdings eine bedenk-
liche Ähnlichkeit mit Ausflüchten; aber fassen, überführen
hatte man ihn doch nicht können; das einzige, was er hatte
zugeben müssen, in dem 14. Stück: Qtiol tpi^ou ine puüse voir
(iccnble, vom Parlament unehrer})ietig gesproclieu zu haben, war
kein Grund, ihn zum Tode zu verurteilen. Statt ihn frei zu
lassen, hat man ihn aber noch bis zum 1. September 1625 in
Haft behalten. Dies scheint mir durch die Annahme Alleaumes
erklärt, der sagt, dal's Theophiles Enthüllungen über Sageot und
seine Bloisstellmig Voisins die Jesuiten, die schon seine Feinde
waren, aufs änfserste reizten,^ so dal's sie es wahrscheinlich
waren, die all ihren Einflufs aufboten, um entweder neue Be-
weise gegen den Dichter vorzubringen, oder aber ihn in der
Conciergerie vergessen zu lassen. Amtlich wissen wir darüber gar
nichts. Theophile macht über die Feindschaft der Jesuiten eine
Andeutung: Force gens de bien spavent avecques mot/ ce qni rous
a piciiue au jeu :
Manet atta mente repostum
Detectum crimen et Icnscc
Injuria famce.
Main laissons cela: ceste verite n'est jyas encore bonne ä dii-e.- Aber
dies ist nicht klar genug, um mehr als Allgemeinheiten daraus
zu schliefsen. Der Pere Garasse in seinen Memoiren sagt noch:
Le hi'uit (jene-ral est r/ne b's sollieihdlons du P. Voisiii ont saave la
vie ä ce miserable (Theophile), afin quil ne füt pas da que la cause
des Jesuites prSvalüf dann la Cour. '^ Und dafs Voisin sich in
seinem Zorn zu solchem Übereifer hat hinreifsen lassen, bezeugt
ja auch Prat.* All dieses giebt eine klare Vorstellung von
den Vorgängen seit der Konfrontation mit Sageot"* nicht; und die
* I, XXXVI. XXXVII U. LXXVI.
'^ II, 280; die Apolocjie ist von 1624. ^ A. a. O. S. 71.
' Prat, a. a. O. S. 51o. Was Alleaume bei dieser Gelegenheit (I, xxxvii)
über Theophile und den P. Cotton sagt, ist später zu diskutieren.
^ Wir sind nicht einmal über das Datum derselben unterrichtet.
Alleaume spricht von einer Konfrontation vom 20. Oktober 1624, die er
noch in Händen gehabt; es braucht aber nicht die mit Sageot gewesen
zu sein. Ich habe sie nicht mehr vorgefunden (vgl. Alleaume I, xcix).
Theophile de Viau. 57
Nachwelt wird darauf wohl auch endgültig verzichten müsseo,
weuu die verlorenen Akten, deren Abbrechen an diesem kritischen
Punkt recht eigentümhch ist, nicht auf den Archives wieder-
gefunden werden.
Eine aulseramtliche Auskunft über den Prozels giebt übri-
gens noch ein Brief des Dichters an Buckingham; er lautet:
Monseigneu7\ lorsque vous faste.i ä Paris, vous parlastes ouverte-
ment pour ma lihertS etc., * woraus wir schliefsen dürfen, dals der
Herzog, der im Mai 1625 als Gesandter in Paris war, um die
Hand Henriettens von Frankreich für Jakob I. zu erhalten, und
der als glänzender Kavalier sogar das Herz der Königin zu
rühren wufste, - für Th^ophile eintrat.
Sicherlich hatte der Dichter die Verwendung des mächtigen
Mannes nötig, und er hat ihm würdig dafür gedankt.
Wie dem nun aber auch sei, nachdem man noch versucht
hatte, den Dichter durch Späher überwachen zu lassen und ihm
durch dieselben geradezu das Beispiel der Gotteslästerung und
Majestätsbeleidigung zu geben, entliefs man ihn endlich am 1. Sep-
tember 1625, indem man das Urteil vom 19. August 1623 auf-
hob, Th^ophile aber ä peoyetuite du royaume de France verbannte,
bei Strafe des Hängens und Erwürgens, und zugleich auch seine
Güter beschlagnahmte. ^
Die bisherige, nach amtlichem und biographischem Material
gegebene Darstellung ist aber so lange noch kein treues Bild
des Prozesses und der damaligen Zeit, wie sie nicht durch den
Inhalt, die Zahl und Art der Broschüren ergänzt wird, die wäh-
rend jener zwei Jahre (1623 — 1625) Theophile de Viau und sein
Schicksal zum Gegenstand haben. Es ist dies eine sehr inter-
essante Aufgabe, denn die Pamphlete dieser Zeit geben direkte
Auskunft über den Geist der Zeit, und aus der Stärke dieses
Echos dürfen wir schliei'sen, dafs Th('o})hiles Prozels die Mitwelt
damals aufs leidenschaftlichste beschäftigt hat.
Es sind uns aus jener Zeit 45 verschiedene, teils poetische,
teils Prosaschriften erhalten, die das Für und Wider des Pro-
' II, 802. - Henri Martin, a. a. Ü. Bd. XI, S. 218.
^ Vgl. Colleetinn Dupuij Bd. 9'^, S. 62 und den Abdruck bei Alleauine
(I, CXXIV. (XXV).
58 Tliooiiliik- ilf V'iaii.
zcs.scs holmudeli). Davon 41 in einzelnen Drucken, also als Bru-
.schüren, die .sofort ihre Wirkung iU)ten, dazu 4 Sanunolhände,
die hauptsäclilicli die während dieser Zeit von Tiieopiiile abge-
fafstcn Schriften enthalten. Auch von den anderen 41 Flug-
sclu'iften ist vieles als von ihm stammend ausgegeben, doch läfst
sich das bei näherer Prüfung meist nicht aufrecht erhalten. '
Von zwei weiteren Flugschriften sind uns noch die Titel erhal-
ten ; - doch waren diese Pamphlete auf der Bibliot/ieijne XatluuaL'
nicht mehr aufzutreiben. Von diesen 45 Schriften sind die über-
wiegende Zahl von 35 zu gunsteu Theophiles und nur 10 gegen
ihn ; vielleicht sind uns aber die gegnerischen Schriften nur
weniger vollzählig erhalten.
Die Gesamtheit der Broschüren verteilt sich zeitlich wie
folgt:
16 2 3: 3 dafür, 3 dagegen.
1624: 20 „ 5
1625: 12 „ 2
35 dafür, 10 dagegen =: 45.
Der Kam|)f beginnt 1623 mit der Veröffentlichung von
Theophiles noch unvollendeter FlaiiUe d un «icji (im//, die mit
einer sensationellen Notiz des Verlegers herauskam. Tlu'ophile
endigt darin mit den Versen:
Et l'obstinatiou de la malice noire
Avee 7na paticncc augmentera via gloire.
Sofort erscheint eine Response de Thireis d la Plainte de Theo-
plvile, prisonier.'^ Sie sagt: Tlii'optlt'de, je jiu'stoune ijiiau heu de
' Von Theophile rühren aus jeuer Zeit 15 der bei Alleaume als
///"" partie (s. Index des zweiten Bandes S. 450) abgedruckten Stücke,
d. h. alle, mit Ausnahme der Stanzen an Monsieur de L., der Briefe an
Mole und au den König, her. Als von ihm herrühreud, aber nicht bei
Alleaume abgedruckt, ist auch Le Factum de Theophile, 1625, zu betrach-
ten, so dais auf seinen Teil an der Broschürenlitteratur 16 Nummern
kommen.
- Niceron, a. a. 0. Bd. XXXVI, S. 56, giebt an: Dialogue de Theo-
phile ä tine sienne maistresse, 1624, 8 S. 8". J. Andrieu, a. a. O., spricht
von einer Broschüre Le frelon du tenips, 1624, 16 S. 8".
■' 1628, 14 S. 8".
Theophile de Viaii. 59
respomh-e et repousser t<ud (i'accusations qui foiuleid sur toi/ de
toHs costez, tu fcumises ä iii'interroger et d m'escrire d'im style
poetique. . . . N'ij-at-il pas assez d'ülustres et puissardes personnes
pour les seniondre de t'estre jntoyables par les clamenrs et ies
/daintes? ... Ce ii'est pas en vers qu'on t'accuse, ce n'est jjas en
cers que tu dois te deffendre. . . . 7u nebliges d'emploi/er- ta roüv
et tes vers pour implorer Je secours dir, vray Dieu, et
ne pouvant mesme feindre de te co n c ertir au Crea-
teur, tu te contentes d'acoir recours ä une si chetive creature que
inoy et d'epuiser le reste de ta bizarre poe sie pour te plaindre
de mon p>eu de souvenir. . . . Je crains que taut de vers execrahle.''
qui portent ton noin si devot (der Verfasser spricht vorher von
dem Traite de ViDunortalite) ne resonnent si fort au.v orcilles de
tes juges que la petite voix de la dejfense n'y trouve aucnne entree.
Quelle innocence pourra vaincre tant de tesnioignages d'inipiete . . .
Und der Freund Tircis erklärt hierauf dem Freund Theophile,
der ihn in der Mainte der Untreue angeklagt hat: Ne pense pas
pouiiant^ T/teophile., que ce soit ton adversite qui m'ait esloigne
de toy; avant qti'elle te vhit ny nienacer, ny assaillir je me suis
separe de toy. . . . La divine grace ni'a sevre de{s) fau.t; plaisirs
de ta pernicieuse comjjagnie. Der Sehlufs läfst keinen Zweifel
darüber, dafs diese dfesponse aus dem feindlichen Lager kommt.
Ebenso Le Theophile refonne^ desselben Jahres, der beginnt:
() siecle »liseralde, pire cent fois que celuy de nos ayeuLv . . . en
quel funeste nialheur .sojnmes-nous redtiits? . . . nous 7iourrissons
ce verdn et ceste poison funeste dans nos propres entrailles, nous
l'entretenons dans nos campagiies et luy perniettons de vivre licen-
rieusement parniy nous. Damit wendet sich der Autor direkt
gegen die Athees de ce siecle qui pnllulent tous les jours pariny la
France . . . ceste racaille, die Gott leugnet, während alle andere
Kreatur ihn anerkennt. Das Büchlein bricht ab mitten in einer
fast wörtlichen Kopie der JJoctrine Curieuse: J'entends trois ou
(juatre jeunes frippons (pii sont dans la Pomme de Pin etc.
Aber Theophiles Freunde, oder sonst eine gute Seele, die
mit dem Dichter Mitleid, einen Zahn gegen die Geistlichkeit oder
vielleicht litterarischen Ehrgeiz hatte, lassen diese Anklagen nicht
' 1623, 8 S, 8". Das Stück ist ein Fragment.
00 'llj.'>(.j,liik: de Viaii.
unbeantwortet: e.s ersclieint eine Lettre Coiixalatoire ä Tlieopldle.^
Sie bestellt aus einer Vorrede in Prosa und der Sehilderung
eines Traumes in Versen, Letzterer ist ein ganz amüsantes
Stiiekelien. Ein Freund Theophiles, anscheinend im Schlaf, ruft:
Quels cris, qucls hurlemens cselattent dans ces bois?
Qiiels murmiires confus de ces baechantes voix?
Ha! Muses, ha Phebicsf ä mon ayde, au secours,
Ou nie ravit des bras le Soleil de nos jours : (Y^\ivo\>\\\\c)
IIa, e'est mon TheophiUe, oicy c'est luy, c'est luij-mesme
Qui (jetnit sous les mains de son envie blesme. . . .
Trotz dieser Hilferufe des Freundes wird Theophile von einer
Truppe, die mit einem glaive d'uivposture, einer fan^se ecräare
und einer epee d'injure bewaffnet ist, gefangen genommen; ein
Drache, eine Schlange mischen sich in die Verfolgung, ein Satyr:
(ä Theophile) Dity offen^a le poignet dont il tenait encore
La lire que Phebus de ses beaux dons decore.
Theophile ainsi mal 6(iuq»pe ruft Apollo an:
Qui appela ä soy sa fille Hippothoe. (!)
II te (Theophile) recotnmanda dessous sa sauve-garde. . . .
C'est l'cnfant de Phebus, des Muses le soucy,
Pansex luy ses playes, consolex-le aussy,
woraus man schlietsen kann, dals die Feinde Theophile los-
gelassen haben; denn Hippothoe bittet nun Sybille:
. . . grand'mere des dieux
Qu'eW te voulust caeher en quelques sombres lieux.
Ell' te inist en son sein — lorsqu'il vint une trouppe
De Centaures armes ä la cavale erouppe . . .
Ils t'arrachent du sein de la mere de dieux . . .
und von dem Lärmen, das nun entsteht, erwacht ein anderes
mythisches Geschöpf: Massure, ^ qui dörmoit dessus le Moni Par-
nasses und der nun gleichfalls ausruft:
Ha man eher TheophiUe, est-ce toy? Qui souspire
Eutre tant de bonrreaux: est-ce toy qu'on martire?
' 1623, 14 S. 8". Für eiue genaue Chronologie kann ich nicht ein-
stehen; die Lettre Consolatoire kann ebensogut schon vor den beiden
Gegenschriften geschrieben sein; die Anklagen, die sie zurückweist, waren
ja bereits in der Doctrine Curieuse enthalten.
- Wahrscheinlicli für Merctire.
Th^ophile de Viail. 61
II s'en court tont pasme au dortoir des nei/f socurs. . . .
des pauvrettes du lict sautant tout ä l'instant,
D'agencer leurs peignoirs ne consuvieut le temps . . .
Calliope ruft alle Dichter herbei, die anscheinend sämtlich auf
dem Parnafs ihr Nachtquartier haben, und unter denen sich ein
Dämon durch sein Rachegeschrei ausgezeichnet; auch xmser Ver-
fasser springt auf, um Th(?ophile zu Hilfe zu eilen, und erwacht
darüber. Sicherlich war aber dieses burleske Geschichtchen sehr
ernst gemeint. Wir sehen das aus der Einleitung in Prosa, die
Thdophile auf das Beispiel Socrates' und Piatos verweist und
sagt: Ce 11'est pas donc de ce jonr que l'envie Ttgne ... la Vniit
110 peiä enfanter quelqiies actions hero'iqiies qn'elle nc la Iroiirc
dcrriere ses talons. Ne te fasche donc point, si tu te rois (issaiUl
d'ellc: eile ne s'aitaqne qu'ä cenx auxquels Dieu a prodigiie ses
""''''' •' Summa petit livor, perflant attissima venti.
Und er führt an, dafs man dem Dichter seine Freude am Wein,
an la bonve chere, verübelt, sowie je ne sray quelle jeunesse la-
qvelle en tont homme se laisse volontiere glisser nux premiers
assaidts de la volupte. Aye donc conrage^ fährt der Freund fort,
fais pai'oistre l'esclat de ton hei esprit en la somhreuse niilct de
tcft affiictions . . . le juste et l'innocent ne craint paa mesme Ic
fovdre de Jupiter . . . les homnieft vertueiux se rient de teU men-
songes ... le plus grand vice qid se trouve e)i toy, est d'estre
tropi lihre ä comb attr e pour la verite . . . ne t'eß'raye
point, la verite com hat pour toy.
Diese letzten Worte sind ein Beweis dafür, dai's ein Teil
der Zeitgenossen doch schon dachte wie Th^ophile.
Die nächste Broschüre: Lettre de Dämon, envoyee a 7"/ reis
et ä Theophile, ^ ist nun aber eine direkte Antwort auf die An-
griffe der Response de Tircis und zeigt zugleich, wie ungemein
lebendig und dramatisch es in diesem Streit zuging, wo l^'rcniid
mid Feind sich abwechselnd dieselbe Maske vorbanden, um das
Spiel auf der Bühne der öfFentlichcn Meinung fortzusetzen. Dieser
Dämon, über dessen Person ich leider nichts habe erfahren
* Der volle Titel huitet: Lettre de Dämon, cnvoycc ä Tircis et a Tliro-
phile, sur le snjet de son intcrrogatoire du JS noven/hre 1()23. \'.\ S. 8". \^^u
diesem Verhör ist aktenmürsio; uirlits bekannt.
62 Th^ophile de ViaU.
können, ' fällst die Verteidigung diesmal von einer ganz anderen
Seite: Tircis hatte in der Ref^ponae TlK^ophile seine Gottlosigkeit
vorgeworfen; Dämon entgegnet darauf: Parlons par raison. Si
cela est, poiir(pioy co{n)fesse-t-il ses peclies aux jn-estres? pourquoy
regoit-il la sacree communion'^ A quel jvopos frequente-t-U les
sacremens et les eglises? donne des mimosites et fait tatd d'<inn'res
ehrestiennes? Ne consideres-tu poini, fährt er fort, que si tu ns
este convplice de ses meschancetes, il fout aussi que tu sots roni-
pagnon de soit supplice? und er fügt bedauernd hinzu: Alt, Tircis,
quel cH've-cceur ine seroit-ce si je vous royois tous deux en
Greve dans un hrasier. Die Vorstellung lälst einem aller-
dings eine gelinde Gänsehaut über den Rücken laufen. Dämon
verlangt weiter, dals Tircis Th^ophile für die öffentliche Schmach
öiFentlich um Verzeihung bitten soll, nennt Theophile le jvste
Tlieophile und bittet Tircis apres avoir taut attendu, de poursuivre
eoiirageusement son eslargissement et liierte (die Theophiles). Mit
einem Adien, Tircis schliefst die interessante Broschüre, die
zeigt, dafs man den Dichter auf sehr verschiedene Art zu retten
suchte. Einmal, indem man die individuelle Freiheit als vertu
und Service de la verite erklärte {Lettre Consolatoire), andererseits,
indem man seinen äufserlich kirchlichen Lebenswandel betonte.
Nun kommt das Jahr 1624 mit seiner Hochflut von Flug-
schriften, von denen dreizehn allein von Theophile de Viau her-
rühren. Es sind davon drei in Prosa, zehn in Versen, und sämt-
liche tragen den Stempel Theophileschen Geistes: die Prosa-
schriften scharf, klar und kühn. In den Poesien, neben aller
Herbe, allem Trotz, ein stark lyrisches Element, das besonders
in der Lettre ä son frere hervortritt. Wie der Dichter diese
tadellose Prosa, diese singenden Verse in seinem elenden Kerker,
unter dem Drucke seines grausigen Geschicks hat schreiben kön-
nen, ist nicht ganz leicht zu begreifen; dafs er es aber that,
ist eine Leistung und ein Beweis von Charakter.
Ich will hier nur die AngrifiFsweise der Gedichte verfolgen:
' Theopliile spricht von eiuem Damou (II, 157) und kann damit viel-
leicht Liaucourt, vielleicht aucli Moutmoreucy meinen. Früher nannte er
so einen Herrn de Pese (II, 70). Über dessen Anteil au Theophiles Be-
freiung habe ich nichts finden können. Die Broschüren gebai auch nichts
Näheres, und so wird die Sache wohl unentschieden bleiben müssen.
Th^ophile de Viaii. 63
von den drei Prosaschrifteu sind zwei {Tlieopliilus in Carcere und
die Apolor/ie) gegen Garasse, eine gegen Balzac gerichtet.'
Die übrigen zehn Stücke zeigen, mit welcher Hartnäckigkeit
Theophile sich verteidigte, indem er eine nach der anderen alle
zeitgenössischen Mächte für sich anruft: den König in seiner
Requrte; den ersten Präsidenten in seiner Tres humhle reqiiete
ä Monseignenr le jyremier President; den Untersuchungsrichter in
der Remonstrance ä M. de Vertainon; das Parlament in der Re-
qucte ä Nosseigneurs de Parlement; die Bernfsgenossen in der
Friere aux 'poetes du temps ; die ilim nahestehenden Personen in
der Lettre ä son frere\ im Renierciment ä Corydon seinen Freund;
in den Stances ä Chiron seinen Arzt, de Lorme; endlich die
öffentliche Meinung im allgemeinen in der Perdtence und der
Alaison de Silvie.
Um diesen Stamm von eigenen Produktionen Theophiles
wächst nun ein dichtes Buschwerk von Freundes- und Feindes-
schriften auf. Eine der letzteren heilst: Attelnte contre les im-
pertine7ices de Theoj^hile, ennemi des hons esprits. - Sie ist inter-
essant, weil sie Th<:3ophile de Viau von einer neuen Seite her
angreift, als Dichter, Mrns quelle nicdserie! beginnt sie, que le
inonde est sot! il n'est hruict ici que d'un Theophile, d''nn certain
oisean de cage et de trebuchet, et comme s'il estoit quelque chose:
on en fait une merveille dans l'esprit de nos hommes qui jadis n'ad-
)niroient que les choses plus qu' admirahles . Hiernach ist Theo-
phile un petit discoureur, petit rimenr de Clerac, pr'esomjytuena-,
orgneilleu.r et qui pour avoir l' applaudissement de quelques ceroeau.r
leget'S, veut mettre sokLs la fange de ses pieds les Homers, les Ron-
sards, les Petrarques et les Virgilex. — Qu'il ne devienne point
fruit glorieux du hruict qu'il se donne par la vanite de fon caqnel,
denn früher hat man ebensoviel von Rohin, la Male Ferrce, le
Moine Bourru et du poete Villon geredet, wie jetzt von iluu. Und
nun folgt (glücklicherweise) eine Schilderung der damahgcn Zu-
stände: Que l'on aille au jiont neu/, on. n'aura les orcilles battues
que du Tircis de Theoj)hile et de son Corydon, d. h. die Bänkcl-
' Auf den Streit zwischen Garasse, Ogier, Balzac und Tlu'ophilo. d(M-
die ganze Sache noch weiter komplizierte, werde ich sof(H"t eingeiien.
- 1G24; II S. 8".
C4 Th(iopliilc (lo Vijiu.
süngcr uiul falirciulen Theater nahmen sich des dankbaren Stoffes
an. Qkc Von retrograde an Pont Saint- Michel, on ne s'ahreuvera
ijHc de ses r e (j u ctes , tle se-s ap o lo gies , de ses r er. o min an-
dations au.r jioetes de son (joilt ... que l'on traverse le ponf
au,r Douhles, son fantome est lä paranymphe, et partonl Pon
assnre qn'il est venu des nianans de village ä Paris (jni demaii-
doievt Saint Theo-pliile poiir proteger leii.rs vignes de Ja geUle,
taut xo)i brnit va hing. Auf diesem Hintergrunde halben wir
uns nun Prozei's und Broschürenstreit sich abspielend zu denken,
und in diesem Lichte erscheinen die alten Zeiten, denen das
Reizmittel der Tageszeitung und des Telegraphen zwar fehlte,
doch weit weniger langweilig, als man glauben möchte: man
hatte weniger Neuigkeiten, aber mau hatte sie länger, studierte
sie gründlicher.
Nach dieser Schilderung, in welcher der Saiid. TMophile
eines gewissen ironischen Reizes nicht entbehrt, geht der Ver-
fasser dem Dichter zu Leibe: Mais considerons an pen qid il est,
d'esprit et de corps, pour en faire tant de mine. Der Verfasser
hat Thdophile nicht selbst gekannt, mais il a entendu dire qve
c'est nn gros tont rond qui n'a pas tant de quoy leur-
rer les helles fi lies, comnie il dit (in den Fragments d'n.ne
histoire comique). In dieser Beschreibung ist nun spalshaft, die
Bosheit zu sehen, mit der Th^ophile für dick und rund erklärt
wird, was also damals schon, scheint es, für nicht vornehm galt.
Des weiteren, fährt der Verfasser fort, ist Th(5ophile aus Clairac,
oü l'on parle assez mal francois, et veut toiäesfois se mrler d'estre
juge de la purete du langage, und nun wird Th^ophile angeklagt,
sich den Neuerungen Malherbes unterworfen und Ronsard ver-
achtet, überhaupt die Nachahmung der Alten verurteilt zu haben!
11 appelle de lä tous ornernens poetiques (buse qn'il est) aß'ecterie.
et mollesse et tient qu'ils ne vont jamais sa7is covfusion (vgl. II, 11).
Jl fnnt, dit ce rimeur de taverne, escrivre ä la moderne. Et
par que II es gens authorisee , Seig nenr llieophile? j)ar
eombien de siecles et d' empir es? sur quels modeles ,
je te prie? Auf diese interessante Kritik werde ich bei Be-
sprechung von Th^ophiles litterarischem Credo näher einzugehen
haben; hier ist nur die Angriffsweise eingehender zu betrachten.
Th^ophile soll als dieser grofsen Aufregung ganz unwert dar-
th^ophiie de Viall. 6S
gestellt werden, weil er, statt eines grofsen Poeten, der auf den
Spuren der Alten Avandelt, nur ein kleiner, moderner Poetaster
sei. Diese Anklage durfte der gefangene Dichter immerhin leicht
nehmen: er stand durch seine eigenartige Persönlichkeit und
durch das Schicksal, das sie ihm bereitete, zu fest im Mittel-
punkt der öifentlichen Aufmerksamkeit, als dais eine einzelne
Broschüre daran etwas hätte ändern können.
Wohl aber war eine andere Schrift, die in diesem Jahre
veröffentlicht wurde, nicht so leicht zu nehmen, und zwar w^eil
sie von Seiten der Geistlichkeit kam. Es war der Pfere Mer-
senne, früher Jesuit im College la Fleche, seit 1611 bei den
Miuimen ' in Paris, der iJLnpietie des Deides, Athees et Lihertins
de ce temps, combottue et renversee de poitit en pohit par raisons
tirees de la jiMlosophie et de la tlieologie ^ veröiFentlichte. Das
Werk richtet sich hauptsächlich gegen die Deisteu, worunter man
Leute verstand, qui reconnaisserd qu'un iJieu eaiste, mais qni ne
croient pas qu'il se niele des affaires de ce monde. ^ Diesen Vor-
wurf hatte man Th^ophile de Viau ja auch gemacht,^ so dal's
er hier nur unter einem neuen Namen schuldig befunden wird.
Der Pere Mersenne, der gleich Garasse aus Princip und nicht aus
])ersönlichen Gründen den Kampf gegen Th^ophile aufnahm, sprach
es als seine Überzeugung aus, dais die Renaissance den Glauben
erschüttert habe, dafs die Quelle des Atheismus wie Deismus
in der Ketzerei (bedeutet wohl den Protestantismus) zu suchen
und nachdem mit den Atheisten schon ein Grad schlimmer Gott-
losigkeit erreicht sei, mit dem Deismus das IVIafs des Übels voll
werde. Er giebt an, in seinem Werke die Schrift eines Deisten
zu widerlegen, die in Vierzeilen verfafst, en itlus de iiiots qu'il ne
fandroit pom- exprimer un seus net et clair, sehr grolse Lästerungen
enthält. Obgleich sich nun diese Schrift nicht direkt gegen Th(?o-
phile richtet, denn die vom Pfere Mersenne angeführten Strophen
sind nicht von Theophile verfal'st, ihm auch von Mersenne nicht
zugeschrieben, so ist das Pamphlet hier doch zu besprechen.
' Vgl. Didot, Nouvelle Biuijrapliir OenercUe Bd. XXXV, S. 118 ff.
- Paris, Bilaiue, 1624. Derselbe Bilaine war Thöopliiles Verleger.
^ Muyard de Vouglans, a. a. O. S. 98.
'* Vgl. I, 242: Ne erois point qiic les Dieux . . ..
Arcliiv f. n. Sprachen. XCVII. 5
66 Th^ophile (lc> Vi au.
weil diese Sdirift, zur Zeit des Prozesses veröffentlicht, die Zeit-
SGüOSsen sehr ernstlich auf die dem Glauben drohende Gefahr
aufmerksam machte. Das einleitende Gedicht An iJeiste, das
beginnt:
Ignorant et mesehant deiste,
Que Von peut nommer aicjnurd'hui
Le tiercelet de l'atheiste
Voire quasi pire que lui etc.,
wird, wie die Predigten in Theophilum, seine Wirkung nicht
verfehlt haben, und ein zweites Gedicht gleichfalls An Dei.st/':
Deiste malheureux, plei7i de deloyaute,
De qui l'esprit brutal chercliant la volupte,
S'establit unc loi sehn la fantaisie etc.
stimmte zu sehr mit dem überein, was man nach Mathieu Moles
Darstellung von Theophile glaubte, als dals die findigen Zeit-
genossen dabei nicht an ihn gedacht hätten.
Das Werk führt dann die Verteidigung des orthodoxen
Glaubens in zwölf gelehrten Kapiteln durch. — Letzterer Vor-
wurf, ein Gottloser, und zugleich der frühere Vorwurf, ein
schlechter Dichter zu sein, werden in dem Streit zwischen Ga-
rasse, Ogier und Balzac vereint gegen Th(iophile geschleudert.
Diese nicht erquickliche, aber sehr charakteristische Affaire will
ich in Folgendem so kurz wie möglich darstellen.
Seit die Doctrine Curieuse im April 1623 vollständig heraus-
gekommen, war nicht nur Thdophile gegen sie aufgetreten, son-
dern sie hatte noch eine andere Kritik erfahren, und zwar von
einer Seite, von der man es nicht vermutete: durch einen jungen
Geistlichen, Fran9ois Ogier, der 'Prieur Commendataire' von
Chomeil, zugleich aber auch ein berühmter Kanzelredner war, wel-
cher 'Predicateur du Roy' wurde und den Ruf eines Schöngeistes
besal's. ^ Als Geistlicher hätte er auf selten Garasses,- als mo-
derner Litterat auf selten Theophiles stehen müssen. Er täuschte
beide Erwartungen — falls solche überhaupt bestanden — und
führte seinen Streich sowohl gegen Garasse wie gegen Theophile.
Es leitete ihn dabei seine Freundschaft für Balzac, der gegen
' Michaud, Biographie Universelle Bd. I-!1, S. 205 f.
- Vgl. du Prat. a. a. O. Bd. IV, S. 485.
Th^ophile de Viau. 61
Garasse seit 1619 und gegen Thdophile seit 1612 etwas auf dem
Herzen hatte. Ersterer hatte nämhch Balzac im Raheluis Re-
forme vorgeworfen, ein Plagiat an ihm, Garasse, begangen, und
ihm nne partie de son latin gestohlen zu haben. ' Was nun
Theophile betraf, so war Balzac ja nach der gemeinsamen, hollän-
dischen Reise in Unfrieden von ihm geschieden. Jetzt war, wie
Balzac meinte, die Gelegenheit, sich zu rächen, gekommen, und
daher schrieb Ogier, wahrscheinlich unter Balzacs Leitung, Ju<je-
ment et censure Jn livre de la Doctrine Curieuse. ^ Das Psalm-
wort Quid deiur tibi aut appoimtur tibi ad linguaui dolosamf
dient als Motto, worauf eine Epistre aux reverends peres de la
SocietS de Jesus folgt: VouS; Messieurs, cormne vous estes des pre-
miers et des plus forts chanqnons de la veritS, navez pas oubliS
ä vous presenter incontinent a nn si honorable combat (gegen die
Atheisten); il s'est trouve qu'un d'entre vous a mis la plume da7is
la main afin de renverser et de vive voix et par escrit, une si
malheureuse doctrine. Aber, meint der Prior, le Pere Garasse a
comproinis la vSrite dans sa defense. II a pjrofa)ic les mysteres
les plus saints. 11 est indigne de jiorter l'habit. Il est incessam-
iiient dans les digressions de bouffonnerie, de roides facetieux, de
niots de gueule.
Ogier, dessen Jugevient übrigens anonym erschien, will nun
zeigen, (pie ce n'est pas jiar la voie da Rvre (jarasse (pi'il faut pro-
ceder; und er schreibt, nachdem er erst sich noch au den Leser
gewendet und lateinische Verse in librmn de Ihctrina Curiosa
Francisci Garassi geschleudert hat, dreizehn Kapitel gegen Ga-
rasse: L Garasses Rhetorik, II. seine anstofsigen Geschichten,
III. seine Bibliothek, IV. seine Narreteidung, V. seine Pedanterie,
. . . VII. seine Spitzfindigkeit, . . . IX. seine Verräterei, X. seine
Erniedrigung des Heiligen u. s. w. -^ Von Thco])hile ist kaum
die Rede, die Augriffe richten sich alle gegen Garasse, dem
unter anderem vorgeworfen wird, er müsse, um eine so ein-
gehende Schilderung der Libertins zu geben, doch wohl Studien
' Vgl. AUeaume I, Lxxxii.
- Paris 1623, ohue Autornameu. Das in der Bibliotht^que Nationale
erhaltene Exemplar ist nicht paginiert.
■'' Das Buch ist ungewöhnlich schlecht gedruckt, die Numerierung der
Kapitel ganz unzuverlässig.
5'
Ö8 Th^ophile de Viau.
nach der Natur gemacht haben und sei mit den Sclicnken von
Paris vertrauter, als einem Geistlichen gezieme. '
Dieser Vorwurf, sowie das ganze Jatjeuient, zwangen Garasse
zu einer Antwort, die er in der Aj)olo<jie du i'ere Frangois Garaase
de la Ccnnpagnie de Jesus pour son licre contre les athecs et liher-
tins de nostre siede et response s aux censures et calomnies de l'an-
teur anonyme ^^ (Ogier) veröffentlicht. Sein Motto lautet: Inipro-
peria hnproperanthim tibi cecidemnt super me; und auf der inneren
Seite des Titelblattes steht: Septinmin in Augire stabnlis impende
laborem. Garasse wendet sich zuerst an den Leser; er antwortet:
par le juste ressenthnent du tort (pifon fait ä son niinistcre, und in
einem Abschnitt Jugement et desconverte generale du. lihelle sagt
er: Voici une. nouvelle fcu^on. de conscience: M. Ogier (er hat also
den Verfasser doch herausgefunden) n'est point boujfon, id raba-
retier, quoique souoent il friquente les tavernes et l'hotel de Boitr-
gogne, mais c'est inoi qid suis bouffon et tavernier p o u r ce q u e
je reprens les exces des tavernes et nonme les plus celcbres
cabarets de Paris. Dann folgt in Kapiteln, wie Kapitel IV: rnes
bouß'onei'ies pretendues] VIII: mes impudieitSs jyretendues] X: mes
pedanteries prStendues etc. die Widerlegung der obigen Vorwürfe.
Endlich Kapitel XVIII— XX sind Theophile de Viau gewidmet:
alle die alten Beschuldigungen werden wiederholt,'* und als neu
kommt die Verdrehung der Stelle et que Sa Saiuctete ne puidt
in ne permet j^as ä Rome dazu.'''
Kaum war die öffentliche Meinung auf diese Art Avieder
gegen Th^ophile de Viau aufgeregt, so rückte Balzac selbst in
die Kampflinie vor, und zwar mit Veröffentlichung seiner Briefe,
einem Werk, das ihn mit einem Schlage zum berühmten Manne
macheu und grolsen Wiederhall finden sollte.
In zwei Briefen spricht Balzac von Th^ophile, im neunten :
A l'heque d'Ayre, und im elften: an Boisrobert. Der erstere ist
vom 20. September 1G23, der letztere vom 12. September 1623
datiert. Beide Briefe sind bei AUeaume abgedruckt;'^ sie ent-
' Vgl. K.ipitel IV bei Ogier, und Alleaume I, Lviii. i,ix.
^ Paris 1624.
^ Vgl. S. 231 ff. bei Garasse, I, lx ff. bei Alleaume.
"* Vgl. Garasse, a. a. O. S. 255; Alleaume I, lxh.
•'' I, Lxxvu ff. nicht immer ganz korrekt.
Thöophile de Viau. 69
halten die gehässigsten, gemeinsten Angriife anf den ehemaligen
Frennd. Er spricht dann des weiteren über Th^ophiles unab-
hängige, religiöse Gesinnung und sagt: Nous ne so mm es vas
V (• )ni s au monde ponr faire des loix; mais pour oheir
ä Celles <jue noxis avons troueees . . ., ein Satz, der den
unversöhnlichen Widerspruch aufdeckt, der zwischen den beiden
Männern, Balzac und Th^ophile, bestand, A n'en point hientir,
fährt Balzac fort, il n'y auroit jms gravde apparence ipie depnis
le commenceinent du monde la verite eust attendu TMophile ^ pour
se venir decouvrir ä lui au hordel et ä la taverne et sortir jiar
une houche qui liest pas si sohre que celle d\in Suisse. Er sagt
dann, Th^ophile noch weiter anklagen hiefse jeter de l'encre
sur le visage d'un more, dafs er Eigenschaften habe, qxd ne sont
pas absolwnent 7nauvaises, dafs Balzac früher an seinem Umgang
Gefallen gefunden, mais sitöt que j'onys dire quil avoit jyasse les
hornes du monde et s'attaquoit ä ce qui est au dessus du ciel, des
l'heure mesme je rompis nostre commerce. Am Ende des Briefes
sagt er noch: Wie schön war das Leben in der guten, alten
Zeit, la nature estant eacore vierge de toutes sortes de vionstres: on
ne parlait ni de Geryon, ni du Minotuure, ni de ThSop>]iile.
Dasselbe, nur mit anderen Worten, schreibt Balzac an den
Bischof von Ayre; dann kommt ein neuer Angriff: je lui ai
sourent inontre qu'il faisoit de mauiiais vers et quil s'estimoit in-
justement un hahile liomme. Mais voyant que les rhgles que je lui
proposois de faire mieux, estoient trop sSveres et qu'il v' avoit poinct
d'esperance de parvenir ou je le voulois mener, il a juge peut-estre
qu'il devoit eher eher un autre chemin pour se mettre en credit ä
la eour, et que de poete mediorre il pouvoit devenir grand legis-
lateur. -
So sprach Balzac von Th^ophile; er redete nicht besser vt)n
Garasse, den er im vierzehnten Briefe angreift. •* Dieser Brief
ist an Hydaspe (Bezeichnung für seinen älteren Bruder) gerichtet,
' Statt des vollen Namens Th(5ophile steht (f(ff}.
- Ist bei Alleaume (I, Lxxvni) ganz nngeuau abgedruckt.
^ Vgl. Alleaume I, Lxxx ff. Alleaume erwähnt dort pnssages stipprimes
dieses Briefes, citiert eine, giebt aber die Quelle seiner Informationen
wieder einmal nicht an. In den mir zugänglichen Ausgaben von 11)24
und 1G:^o ist sie nicht zu suchen.
70 Thcopliilc de Viaii.
imcl Balzac sagt darin folgendes vou Garasse : // Jtud <jae je coas
aroiie fraucheinad (jii'apres la hieve et les meilechies je n'ai jamais
i-ieu iroiic/' de si inaiiixiis que .ses o'iirres. Presque partout ü
manque de la logique natm^elle et de la -pciTtie qui fad les Itoiimies.
Eri trois mots il en dit quatrc qui ne sont pas hons . . . tont ce ijiii
)ne fache en ceei, c'est qii'il Joille que rons et i/tu// ai/oiis quelque
Sorte d'ohligatloii ä l'atdeiir de votre livre et que faie recu du dcrnier
de tous les houiDies les commencements de mes estudes et la prendere
teinture des lettres.
Garasse antwortet hierauf mit einem Kenlenschlage in seiner
Response du Siem' IJydaspe au Sieur de Balzac, sous le noni de
Sacrator, touchant l' Ardi- Theophile et ses ecrits. ' Garasse thut,
als ob der Brief an Hydaspe an i li n gerichtet sei und nennt
Balzac in seiner Antwort Sacrator; und diese Autwort, im Stile
und mit der beifsendeu Verve der Doctrine Curieuse geschrieben,
bezeichnet Balzacs Schreibweise als dissipee, vagahonde, arrogante,
inqirudente et saucage, sagt von Balzac selbst: vous estes aussi
rodomont en plaisirs que lache en courage . . . cous avez un dc-
dain insujqiortahle de tout ce qui n'est pas vous-vicnie ; un air de
lihertinage anhne tous cos ecrits ... on dit que vous ßattez les
grands en esclave, qice vous mordez les ecrivains en cipcre, et que
vous estes hicn marri de ne pouvoir croire et juger ce que vous
en dites.
Theophile, dem Balzacs Briefe in seinem Gefängnis wohl
nicht zugekommen sind, hat darauf erst 1G25 in der Lettre a Bal-
tac' geantwortet, die ich aber gleich hier besprechen will. Er
sagt dort:
Mayant promis autrefois une amitit que j'avais si hien meritcc, il
faul que votre temperame^it sott bien altere, de ni'estre venu quereller dans
un eachot ... il est vrai que si vous etiex bieyi sain, vous ferie^ toiä
autre chosc . . . Je suis que rostre esprit n'est pas fertile; cela vous picque
injustement contre moi ... vous savex la grarnmaire fram^oise, et le peuple
po'ur le moins eroit quß vous avez fait un livre. . . . Les savants disent que
vous pillex aux partieuliers ce que vous donnez au jniblic, et que vous
n'cscrivex qtie ce que vous avez- lu. ... Je suis hon et obligeant, et vous
estes lache et malin. . . . C'est par oü nous avons este ineompatibles . . . et
apres une tres exaete reeherehe de ina rie, il se trouvera que )non aventure
la plus ignominieuse est la frequentation de Balzac. ^
' Vgl. Alleiiume I, <'.\.\vi flF. - Vgl. Alleaume II, 2^5 flf. ■' II, 289.
Theophile de Viuu. 71
Balzac hat weder auf Garasses uocli auf Theuphiles Brief'
geautwortet. '
Waren aljer die Schriften der Feinde Theophiles von Ge-
wicht, so waren die seiner Freunde weit gröfser an Zahl. Es
sind ihrer im Jahre 1624 zehn. Zwei davon wiederholen nur
die Beteuerungen von Theophiles Unschuld, Die eine heilst:
Ijc'S soupirs cV Alexis sur la retenue loiigue de son cani Tlieopliile.''^
Es ist eine sehr gut gemeinte Verteidigung in sehr schlechten
Versen, bei der wir uns nicht weiter aufzuhalten haben. Besser
ist schon ein kleines, vierstrophiges Gedicht, am Ende derselben
abgedruckt und A IJu'ophile überschrieben:
II semble qiie la honte Mais ils ont l'assistanee
Alt contrainet tes amis De tous les hons esjirits
De ne faire aueun campte Qui, par leur resistance,
De ce qu'ils t'ont promis. Äugmenteront leur prix.
Et que, comme l'envie Si le sort fest perfide,
T'a fait croire un pervers, Tu ne peux t'en aigrir.
Von ait hlam,e ta vie Bien moins qu'un Aristide
Pour effacer tes vers. Qui le voulut souffrir.
Die zweite, auch sehr gut gemeinte, aber geradezu groteske
Apologie nennt sich: TJapparition iVun phantöme ä TheophUe
dans les sonibres tenebres de sa prison, ensemhle les propos tenus
entr'eux. ^ Sie beginnt mit einem Schwulst, der damals zur Zeit
' AUeaume zieht hier noch die Apologie pour M. de Balzac hiuein.
Dieselbe ist vou Ogier geschrieben und 1627 veröffentlicht worden, vgl.
Apologie pottr M. de Bahac. A Paris chex Claude Morlot. 1627. Wie
das Datum zeigt, hat diese Schrift mit dem Prozefs Theophiles und dem
Streit um ihn nichts mehr zu thun. Sie ist eine Antwort auf die gegen
Balzac gerichteten Angriffe des Pere Goulu, General des Feuillants, der
in seinen Lettres de P/njlla,rque ä Ariste Balzac (unter dem Namen Ariste)
des Plagiats au den Alten zieh. Man sehe Bd. I, lettre XXXV : La Con-
formite de l'eloquence de Nareisse avee celle des aneiens. Somit ist auf
die Diskussion dieser zwei Schriften hier nicht näher einzugehen, ebenso-
wenig wie auf die 1624 zwischen Ogier und Garasse und später sogar
zwischen Garasse und Balzac bewerkstelligte Vers()hming. S. über erstere
AUeaume (I, LXii), über letztere einen leider nicht datierten Brief Balzacs
in der Ausgabe von 16B0 (1. IV, S. 533 ff.). Das Nouveau Jugemc^it de
ce qui a este dict et escrit pour et contre le livre de la Doctriiie Curieuse
des beaux esprits de ce temps (Paris, Quesnel, 1625) enthält weitere Auf-
schlüsse nicht. - 1624 ; 13 Seiten 8". ■' 1624 ; 14 Seiten 8".
72 Thdophik' de Viuii.
»der Astrde Mode war, uiul gegen den 'rii('()|)liile kraftvoll ge-
.sprodien hat. ' Es i.st denn auch nicht daran /u denken, dals
diese Flugschrift aus der Feder Theophiles sei.
In welchen bizarren Erfindungen man sich üb(iiiaii|)t gclicl,
mit welclien naiven Mitteln man für den Dichter zu wirken
suchte, zeigt noch eine andere Broschüre: Les lürme--< de 'l'lico-
jihlle, priauninei', sur l'esjyerance de sa llhcrtL - Das Büchlein be-
ginnt in Versen und läfst angeblich Theophile selbst klagen :
Moi, pauvre Theophile, infortimc au monde,
D'un desir tout parfait, avant mourir je veux
Faire entendre mes plaintes et mes cris doidoureux,
A celui qui a fait le ciel, la terre et l'onde.
Dann fährt Th(5ophile in Prosa fort, sich von dem Verdacht zu
reinigen, dals er gesagt habe: Qui craint Dien, ne craint rlen, eine
im atheistischen Sinne ausgelegte Aufseruug, die man ihm, scheint
es, zuschrieb. Und darauf nun folgende Apostrophe : Ilihou x
des concier g eries et souris chanves des vi etiles caves
soiisterr aines . . . sortez de ces has lieua: pow .. . avec toutes
softes d'oiseaiix (d'ayi'Sahle ramage) citanter toiis d'une iwix agreahle
que la croix de Jesus, mon sauveur, est de tous hommes l'unique
hunheur, en ce monde et en Vautre assiirihiient. Die gleiche Auffor-
derung richtet er an /'/ sale oermine des lieux ohscurs
que je roij maiiitenant manger et hoire aupres de moi, voires avec
moi, en mesme escuelle et gohelet. ... Vous, petits ruisselets
d'ordures et d'immo ndice s . . . qui ntassaillez de toutes
parts, fährt er dann fort, allez, je von.s ronjure, de la part de mon
Diea, tous vous pnrifier dans la grande mer . . . pour ainsi vous
pourmenant et nettoyant, joindre Arion au ndlieu des dauphins, href
fredonner en vos sombres murmures . . . qiien le eraignant et l'ai-
mant tout ensemble, personne ne se trompe, mais fait un grand profit.
Zu gleichem Lobe fordert er die terre f ang ense et
huueuse auf, les pierres rouillees — sie alle sollen ihm hel-
fen, den Herrn preisen, und eine Verwünschung auf die Atheisten
schliefst das seltsame Schriftchen, über das man heute lachen
würde, das damals aber wohl sicher bestimmt war, zu rühren
' Fragments d,'une histoire comique II, S. 11 ff".
- Paris 1624; U Seiten &'.
Theophile de Viaii. 73
uikI cleni Dichter zu nützen. Und da das Publikum, das sich
auf Stilprüfung und litterarische Feinheiten nicht verstand, an
llieophiles Autorschaft sicher nicht gezweifelt hat, so mögen
gerade solche an das fromme Gefühl und Mitleid appelhereuden,
bizarren Büchlein sehr zu seinen Gunsten gewirkt haben.
Direkte Anlehnung an Th^ophiles Pricre aiuv poctes de ce
teinps sieht man in der Response ä la pricre de Theophile, par les
poctes. * Der Dichter hatte sich darin an Malherbe, Hardy,
Saint-Amant, Gombaud etc. gewendet. Von diesen hat kemer ge-
antwortet, sondern die Verteidigung der in Theophile angegriife-
nen Standesehre einem wohlmeinenden oder bezahlten Anonymus
überlassen. Interessant wird dieses an sich schwächliche Gedicht,
das aber wenigstens dem Glauben an des Dichters Unschuld
klaren Ausdruck giebt, dadurch, dafs, gleichfalls angeregt durch
Theophiles Priere aux poetes, die Gegenpartei eine Apparition de
Iheophile ä un pocte de ce temps, sur- le desaveu de ses a'uvres
erscheinen liefs. - Theophile sagt darin von sich :
Moi, dont les sales maximes
Estoient un ardent ä vos yeux,
Qui de ses feux pernicieux
Voiis monstroit la route des erimes. ... (S. 2.)
Wir haben da einmal bei derselben Gelegenheit die Meinungen
der drei Interesseuten nebeneinander: die des Dichters, seiner
Feinde und seiner Freunde.
Dasjenige Gedicht Tht^ophiles, welches aber die Zeitgenossen
am meisten beschäftigt hat, ist die ergreifende Penitence de Tlieo-
phile gewesen.-' Es hat nicht weniger als vier Antworten her-
vorgerufen, alle vier von Freundesseite. Die erste, Coiisolal/oii
d Theophile en son adversiW*^ genannt, giebt wieder ein Zeitbild,
wenn sie beginnt:
J'ai vu crier dans le Palais
La penitence ipie tu fais,
J'ai vu ta Plainte, Theophile:
Rien ne tue piaist dedans Paris
' In dem ersten Saninielbande von 1(521: lieciieil de toutcs les picces,
faites par Theophile depiiis sa p)rise jusques ä present. E^isemble plusieurs
aiitres picces, faites par ses amis ä sa faveur et non cncore vucs (ohne Ort).
^ Paris, Cardin Besogue, l(J2i. •' AUeaunie II, lt;2 ff.
^ 1621, in dem bereits erwähnten Eecueil.
74 Thüoj)]iilu de Vi;iii.
Quc quand je voy parini la oille
'Paul de beaux vcrs que lu escris.
Also wiilii-cncl der Dichter unten im Kerker sals und .seine
Kiehter sieh ()l)en in den lieratungssälen mit iiiin bescliäftigten,
wurden draulsen in der lärmenden 'Galerie du Palais' des Ge-
fangenen Verse ausgeboten. Auch dieser Freund, der sich
Alexis uennt, glaubt an die Macht von Theophiles Poesie:
Je sfai bien que tes vers franpots,
En qtielque pehie que tu sois,
Pourront apaiser la disgruce
Et la colere de la Cour,
Gar ils n'ont point mauvaise gräce
Pour estre faits dans une tour.
Dann entschuldigt sich der Freund, dafs er es unternehme, für
Theophile zu sprechen:
De contrefaire ton langage:
Ce n'esf pas l'honneur du pinson,
Quand le rossignol est en eage,
De l'imiter dans le buisson.
Des weiteren heilst Theophile l'Arion franvoU, mid an die
Jesuiten wird folgende freundliche Mahnung gerichtet:
Et toi, fanal saint, qui reluis
Dans l'horreur des plus noires nuits,
Ignace, garde que ta flame.
Au Heu de lui monstrer le port,
Ne Jette son corps et son äme
Dedans les gouffres de la mort!
In der zweiten Antwort: Compasslon de PhUothee anx mUeres de
TkeojyldL',^ heilst es: tu serois mis avec Orphee; er ist le cygne qui
chante sur la rive (der Seine) und zwingt die Wasser, in ihrem
Lauf innezuhalten ; dann meint Philothee, Theophile sei jetzt aber
doch gewifs viel glücldicher als zu der Zeit, wo er l'esdave d'iine
danie war. Und dann mit jener Leichtigkeit, die der Zeit eigen
war, vom Weltlichen zum Göttlichen übergehend, fährt er fort:
Celui-lä n'est point arrete,
Mais est phitot en liberte
Qui a pour prison ceste ville
Qiie tu nommes 'Cite de Dien',
' S. den genanuten Recueil.
Theophile de Viaii. 75
Et si e'est toi, mmi Theophile,
Es-tit restreint eii peu de lieu'i'
Uud diese Frage: Et si c'est toi, mon Theophile . . ., kehrt fünf-
mal als Refrain wieder, was diesem Gedicht etwas wirklich Ly-
risches giebt, während die meisten dieser Büchlein doch nur ge-
reimte Prosa enthalten.
Neben fi-ommen Wünschen uud Beteuerungen bringt die
dritte Antwort, Response ä la Penitence de TJieojildle, ' noch einen
neuen Gesichtspunkt : Theophile soll ruhig ein guter Christ wer-
den, aber seine Dichtkunst doch nicht aufgeben :
Ne mets cet art ä l'ahandmi.
De crainte qu'on y premie envie,
A suivre le style dore
De ton poeme revere
Ravissant ton fruit et ta vie.
Endlich Thijrcis ä l'cifßige Alexis ou ä Theophile pcnitent-
haucht seine Klagen in schweren Alexandrinern voller mytho-
logischen Anspielungen aus, die nichts Neues bringen uud au
sich nichts Bemerkenswertes haben. Nur verraten sie die Hand
eines wirklichen Litteraten.
Eine letzte Broschüre von 1624, Dialoyue de Theophile ä
nne siejine maitresse, l'aUant visiter en prison, -^ von der ich bereits
anlälslich der Liebesgeschichte des Dichters gesprochen habe,
schlägt einen ganz neuen Ton an ; man dürfte demnach glauben,
die Gefangennahme des Dichters sei auf eine Licbesintrigue, eine
Vermessenheit seinerseits zurückzuführen. Aber ich halte dies
für eine Spekulation auf die Neugier des Publikums und die
Erfindung eines anschlägigen Kopfes.
fragt Thdophile.
Dois-je perdre tont mon äge
Sans rejws, ny liberie?
Si vous n'eussiex estc volage,
Voiis ne seriex pas arrete,
antwortet die Dame. Nun folgen Frage und Antwort weiter:
'ÄK inoins qii'on mc fasse oitcndrr
Potmpioi je suis detenu.'
' Vgl. den bereits erwähnteu Recueil vou Ki'il.
^ 1624 iu der geiianiiteu !^;uiuuluug. '' lti21; 8 Seiten 8".
76 Theophile tle Viau.
'Vous voulicx trop voiis cstcndrc,
Main Von vous a prcvenu.'
Im weiteren scheint die Dame aber j^ar nicht .sehr erzürnt zn
sein, so dal's die erste Idee des Lesers, sie hahe den J)ichter
verhaften lassen, auch wieder unhaltbar wird, bis sie ihm am
Schhils von neuem vorwirft:
Vos discours sont des frivoles,
Gar voits estes saiis foi, (sie)
worauf Theophile antwortet:
Je ne m'y dois plus attendre,
Mon dessein est recoynu,
und sie entgegnet:
Ma foi, vous vouliex me prendre,
Mais l'on vous a prcvenu,
so dafs wir am Ende ebenso klug sind wie vorher.
So schliefst das Jalir 1624 in der Broschürenlitteratm-. '
1625 bringt im feindlichen Lager entweder keine Schriften
hervor, oder sie sind uns nicht erhalten, womit dieser Teil un-
serer Betrachtung wegfällt. Vom Dichter selbst ist in erster
Linie das Farlmn zu nennen, das ich bereits bei dem Prozel's
mehrfach erwähnt habe.- Es ist nach der Konfrontation mit
Sageot geschrieben und verlangt Gerechtigkeit gegen die nie-
drigen Umtriebe der Feinde.
' Ein anderes Motiv für Theuphiles Einkerkerung wird in einem
meiner Ansiclit nach apokryphen Gediclit: Dcrnicre Requete de Theopliile
au Eoi (Michon, Lyon, 1630), erwähnt:
Tout mon mal est qu en la renconlre
Uun mien ami qiCon outrageuit,
De qiialre Je defis un monstre
Qui Sans mon secours tesgorgcoit.
Et qtie depuis celte journee,
Sa race ä me perdre obslinee,
Bien qiüelle diisirät sa mort,
Pour la peur de quelque infamie
M^est une crudle ennemie
Qui rend deplorable mon sort.
Das ist wohl nicht ernst zu nehmen ; oder sollte es sich auf Balzac be-
ziehen ?
- Factum de 1 hcophile ensemble sa Requete, prcsentee ä Nossei(/neurs
de Parleynent. 1625 (ohne Ort). 13 S.
Theophile de ViaU. 77
Durch das Factum wurden wahrscheinlich die Vers? de Theo-
jihile, presentes au Roy ' hervorgerufen, ein Gedicht, das ich, ob-
gleich sogar die Signatur par Theophile abgedruckt ist, für un-
echt halte. Die Bitten um Gerechtigkeit zwar hätte der Dichter
auch an den König richten können, aber, scheint mir, nicht in
dieser Form: es geht ein gar zu frommer und loyaler Zug durch
das Ganze, und es befindet sich ein Reim darin {/>eUe : voiUe\
der Theophile kaum zuzuschreiben ist. Für seine Autorschaft
würden dagegen einige Linien doch sprechen: V ardente cha-
rite redouble dcms les cieiuc;- Le prince qui craint iJieu prospere
toiijoiirs bien-^ Dieu se sert de la verge, et puis la jette
au feu^ und die Reime fleuronne : couronne;^ die Theophile
gern braucht.
Diese Verse und das Factuin sind aber auch alles, was wäh-
rend des Prozesses noch veröffentlicht wurde, unterscheidet sich
doch überhaupt dieses Jahr 1625 bedeutend vom Vorjahre: es
bringt, soweit wir sehen können, nur zwölf Flugschriften hervor,
von denen nur drei während der Dauer des Prozesses selbst
noch veröffentlicht sind ; "^ die anderen neun erst nachdem die
Freisprechung erfolgt war, weshalb ich glaube, dafs Alleaume
mit Recht annimmt, der Dichter sowie seine Freunde hätten ein-
gesehen, dal's in dieser kritischen Lage Reden Silber, Schweigen
aber Gold war, und dafs sie dementsprechend handelten." Wir
haben also bis zur Verkündigung des Schiedsspruches am 1. Sep-
tember 1625 keine weiteren Broschüren zu erwähnen. Dann er-
scheint aber sofort eine Elegie : Sur l'arret de JluophUe. ** Das
Urteil lautete auf Verbannung, und so beginnt die Elegie:
Enfin puisque la France a perdu son Oride,
Ämour le peut bien suivre et lui servir de guide
En un autrc sejour.
' 1(J25; 14 S. 8".
2 Strophe 2—3. ^ Str. 3—4. " u. '•> Str. 3.
^ Ein liecueil; das Factuvi ; die Vers, presentes au Roi.
'> Vgl. I, I.X.\Y[.
* Das auf der Bibliotht'que Nationale erhaltene Exemplar ist inter-
essant; ohne Ort, ohne Datum gedrnckt, hat eine moderne Hand '1(>'25'
hinzugefügt. Das Buch si^lieint aus einer Privatbibliothek: ex libris steht
S. ;■>, und der Name ist ausgeschnitten, dann weiter: ad S hono-
ratuni 717: 15 Seiten 8".
78 Th^ophile de Viaii.
Puisqu'on voit son csprä et su vertu hawiie. ...
La liberte peut bien se retirer de France
Puisque le Parlement,
Par l'exemple d'un seul nous fait u tous defense
De parier libr erneut.
Ein Zeiclicn, dals ein Teil der öffentlichen Meinung auch sclh.st
im 17. Jahrhundert noch etwa.s Rückgrat hatte. Denn nun heilst
es weiter:
Francois, que serex-vous sans atnour et doctrine
Et satis la liberte'('
Vous ne serex plus tels de nom ni d'originc
Que vous ave% este.
Vous serex sans amour, car l'amour s'en va suivre
Theophile bien hing . . .
Vous serex sans doctrine, au moins les brm>es ho ni ni e s
Seront bien ecartes,
Et nc sc verront plus, puis qu'au temps ou, nous sommes
Ils sont si mal traictes.
Vous ne serex plus francs . . .
Que deviendrex-vous donc? vous deviendrex peut-etre
Bigots et inhumains
Et pour estre cela, ne vous faut-il pas estre
Espagnols ou Romains?
Vous les semblex desjä car . . .
Geste severe loi, ceste sentence inique
Contre un komme de bien
Se pouvoit bien donner par un roi eatholique
Mais non pas tres ehrestien.
Dann bittet der Verfasser die Muse, Th^ophile wenigstens zu
den Barbaren zu begleiten, war doch Ovid auch einst bei den
Geten in Verbannung; aber die Barbaren werden menschlicher
sein als die Christen :
Quelque Scythe ravi de tes ödes franpoises
S'arretera tout coi,
Et deposant son arc et ses flesches turquoises
Aura pitie de toi.
Peid-estre tu auras quelque juge equitaUe
Encore parmi eux
Qui s(}aura discerner si c'est estre coulpable
D'estre trop amoureux.
II ne te dira pas que de parier des dames
Et rire en temps et lieu.
Th^ophile de Viaii. 79
O'est semer une secfe et ohliger les ämes
A n'avoir point de Dieu. . . .
Va donc et de^onnais exerce ta constance,
Ärme-toi de raison,
Et itnagine-toi qu'estant hors de la France,
Tu n' es qu'hors de prison.
Sage dir: Que le monde est la seule patrie
De totes les gens de bien. ...
Si ne point faire mal, est se rendre coidpahle,
On t'a fort bien puni. . . .
N'aie point de regret en sortant de la France
De quitter tes amis;
Tu auras pour le moins assouvi la vengcance
De tous tes cnnemis. . . .
Quelque part oü tu sois, tu auras tme place
Parmi les gens d'honneur,
Et ne seras sujet ä aucune disgrace
De prince, ni seigneur.
Tu viveras (sie) toujours es terres cstrangcres,
Mieux que nous ne vivons.
Et seras esloigne de beaucoup de miseres
Qu'en France nous avons etc.
Es folgen dann noch ein Sonett und eine Plainte d'Amonr,
die mit folgenden Versen Amors schliefst:
Et tnoi, qui ne decois rien craindre
D'un traitement si rigoureux,
N'ai-je pas sujet de me plaindre
Pour tous les poetes amoureux?
Dieses hübsche und kühne Gedicht beweist uns, dafs ein Teil
der Zeitgenossen mit dem endgültigen Urteil ebenso unzufrieden
war, wie der Dichter selbst. * Eine Broschüre, genannt La Iion-
teuse fiiite des ennemis de Theirphlle, apres sa delivrance ^ setzt das
Motto voran : Impavidum virtutis honos Caput inserit astris, schil-
dert dann noch einmal mit Entrüstung das Vorgehen der Kabale,
die sich gegen Thdophile gebildet hatte, und fügt einige bemer-
kenswerte Details hinzu : danach hätten seine Gegner ihn öfters
sitivi en habit desguise dans les cabarets, academies et autres lieu.v
scandaleu.v ; die Zeugenbestechung wäre im grolsen betrieben
worden : Quebpi'un j^ourroit bien dire (jiie Von lui a offert pcnsion
' Vgl. II, ;'.(I8: Lettre ä Montniorcncy. - l(i'25; 11 Seiten 8".
80 Thc'iophile de Vinil.
(h 1000 Hnrfi toiift Ics ans und (Jni.r eorddievs, poiir avoir refnse.
de solliciter contre Theophüe, ont oicovru la haine et la disf/räce
da Pe7'e Voisin ponr janicds.
Die eigentliche Flucht der Feinde Thdophiles sieht der
Verfasser aber darin, dafs der Pater Garasse n'a pris le c/iemiii
de Poitiers pour aidre consideraüon que pour n'oser paroUrc
apres U7i si lache trait, attendant qii.e renx qii'il a employes, Vaiciif
rciidu (ind avec Tldophile, ' und dafs der Pere Voisin nach Rom
gegangen ist,- les uns disent qne c'est jwur suhii' avec f>on coin-
pagnon Sajot, ä la place de Theophüe, la peine portee dans la sen-
tence — les autres disent que sa conscience le rongeant, la ohligc
de prendre ce cheniin j/our aller chercher l'ahsolntion de scs fautes,
und ein drittes Motiv für seine Entfernung will der Verfasser
lieber verschweigen.
Le Triornphe de Minerve, par les Muses d^ Hippocrcne, sur
l'henreuse liberte du sieur Theophile, l'un des heanx esprits du
tcmps 3 setzt den Parnasse, die Mythologie und eine grolse Ge-
lehrsamkeit in Bewegung, um die Freisprechung Th(iophiles
würdig zu feiern: tont ce que l'ahondnnce des plus grands oniteurs
et poetes pourroient dire sur vostre lieureuse liberte . . . seroit Inen
peu au respect de ce qu'il(s) laisseroient ä dire ... ä cause que vous
(Theophile) estes chery, ahne et protege de nostre Deesse Minerve . . .
.st les anciens poetes vivoient, ils qnitteroient leur ouvrage comme
noiis . . . parei7/eme?<^ toides les Muses . . ., ebenso les s(xurs de
Fhaton (sie) ... Les Astrologues se piaig nent de n' avoir
predit parfaitement les eclats de vostre bei esprit. ... Les Anciens
sont ennuyeux (sie) que l'imprirnerie n'aie este inventee de leur
temps et porteront encore plus douloureuse envie epiand par irelle
sera (sie) partout public les faicts de vostre bei esprit. Tj ' A ris-
vietique (sie) se resjouit espei^ant recouvrir nouveaux nonibres
* Vou einer solchen Versöhnung hat nie etwas offiziell verlautet —
ist es ironisch gemeint? Dafs Garasse sich nach Poitiers zurückzog, steht
fest (vgl. Prat, a. a. O. Bd. IV, S. 473); dort schrieb er seine sehr un-
zuverlässigen Memoiren.
^ Dal's der P^re Voisin prit la liberte pour l' obeissance, sagt der Mer-
cure frmu^ois 1625; vgl. Alleaume II, S. 2.57. Dafs er von Richelieu,
dessen Aufwand er getadelt hatte, nach Rom verbannt wurde, bestätigt
Prat, a. a. O. Bd. IV, S. .''>I7. => 162-5; 15 S. 8".
Thdophile de Viau. 8l
j^our ce qne cenx qui ont este jusqiie a present, ne sont süffi-
sant (sie) 2^oiir noinhrer Ics raleurs de vos merite.'i etc. Doch stellt
dieser groteske Freudenausbruch vereinzelt da. Die übrigen Bro-
schüren klingen in einer ganz anderen Tonart: Le tliedtre de la
fortnne des heaux espiits de ce temps, eiisemhle l'action de gräce
sur la liherte du Sieur Theophile ; ^ Le Miroir de la Cour sur
h'quel les revers et l'ineonstance de la Fortune se voient, adresse
au sieur Theophile pour s'en servil' au temps prSsent- schildern
den Hof und die Welt in düsteren Farben und raten dem Dich-
ter, sich in die Einsamkeit zurückzuziehen, der Welt abzusterben,
die ja die wahre Tugend doch nur milshandelt und verkennt.
Und es steht am Ende der zweiten Broschüre folgendes Gediclit,
in dem angeblich Theophile selbst spricht:
Je veux seul, escarte, ores dans un boeage,
Orcs par les rochers souspirer mon dommcKje . . .
Je veux aiqyres des eaux tristevient miirmurantes
Et pres robscurite des grottes effroyantes
Soidager mon esprit, de soueis tourmente.
Vous, bois, qui entendex le reson de ma plainte,
Vous roehers qui m'oyez, quand mon äme eontramfr
Sous trop de cruaute se plaint de mon malheur;
Et vous, eaux, qui tratnez en vos fuites tardivcs
Los regrets que j'espans dessus vos molles rtres,
Soyez tristes tesmoins de ma juste douleur.
Vous, antres reeulcs, oü les ombres dernicres
De ceux ä qui la mort a ferme les paupieres,
Errent tant que les corps soyent tnis dans le tombcau,
Becevex mes soiipirs, et d'une longue halei}ie
Rcdoublex plusieurs fois la voix dont en ma peine
Je demande ä vos coeurs un retnede noupeau.
Vous done, dieux d'ici bas, vous, sainctetes sacrees,
Qui des poetes avex les essences changees,
Si vous vivex. encore awc desert ou aux bois,
Muex-tnoi, je vous prie, en un souspir si tendrc
Qice le cceur des passans mon accent fasse enfendrc,
Me faisant pour me plaindre une eternelle voix.
Die gleiche Stinnnung klingt in einem Gedicht wieder, das Theo-
philc zugeschrieben ist, und das ich nicht wagen würde, kurzer-
hand für unecht zu erklären, obgleich es nicht in des Dichters
' 1625; 15 S. 8". '' 1625; 15 S. 8".
Archiv f. ii. Sprachen. XOVII.
82 Th^jhilc de Viaii.
Werke aufj^eiioiniiieii ist. Die Flugsclirift, und es ist die letzte,
mit der wir uns zu hesehäftigen liahcn, licidst: Coiisoldiion sur
la resolution de la moit, cnsemhle FAdiiv du Monde, adressS (ni.r
bexnix espritsi de ce temps, par TlieophUe. ' Die Con.^olnt'iDii, in
Prosa, sielit aus wie eine Vorrede des Herausgebers, und unter
Ja Mort de Jldojdiüe ist sein Rücktritt von der Welt zu ver-
stehen, der in dem folgenden Adieu du Monde, pur Tln'npliili',
adresse n se.t amis besprochen wird:
Cependant qu'esloigne de vos yeux je souspire.
Sans faveur de secours, d'esperance et de poii,
J'appelle ä mes regrets la bienheureuse mort
Qui peut seule avancer mon mal et mon m,artyrc.
Gar eomme sur la mer est pousse le navire,
Mon fCPMr est agite par mon injicste sort,
Et l'horreur de mon mal d'un eternel effort
Entre cent mille eseueiU d'heure ä lieure m'attire.
Dann kommt ein Vers : En heaucoup de reyret ma misere
Je trnhie, und eine Konstruktion: Chascun va suirmd, die sehr
wohl von Th^ophile sein könnten, und endlich der Schhifs:
La tristesse me perd, je suis plein de langueur,
Mon espoir est esteint, je meurs de ma doideur:
Cest faiet, je ne suis plus qu'une onibre vagahoudr.
Et pour ce que je suis en mon mal si confus,
Her mite je deviens,'^ pour n'apparoUre plus;
Aussi je ne vis plus: car je suis mort au monde.
Adieu, monde inhwnain, plein d' infidelite ;
Devotieux, je suis oü avec liberte,
Tout au ciel consacre, je servirai d'offrande;
Ce me sera tout un, si c'est avec labeur,
Y passant tnes regrets, j'y trouverai faveur,
Le plaisir est plus grand, quand la peine est
plus g ran de.
Und man hat allen Grund, anzunehmen, dafs der Dichter sich
in einer solchen Stimmung eine Zeit lang befand. Wir haben
ja bereits gesehen, dafs in diesem Zw^eifler und Freigeist auch
ein mystisches Element lag. Dieses hatte sich nun während der
Gefangenschaft entwickelt; der Dichter sagt uns selbst, dafs er
während dieser Zeit Sauet Augustins^ Civitas Dei und Davids
Psahnen * las. Und da Th^ophile de Viau doch mehr war, als nur
' 1025; 8 S. 8°. - Der Text hat desirc. ^ II, 163. ' II, 256.
Th^ophile de Viau. 8ä
ein leichtfertiger Spötter, nämlich ein Denker, der es nicht lassen
konnte, sich mit den Rätseln des Daseins zn beschäftigen, und
den die Kirche nicht hatte befriedigen können, deshalb begann
für ihn in dem Augenbhck eine neue, innere Entwickelung, wo
er sah, was Lessing mehr als ein Jahrhundert später etwa so
aussprach : die Kirche ist nicht die Religion, und die Bibel nicht
das Christentum. Theophile de Viau begann, an einen Gott zu
ulaubcn; aber die Kirche und das Priestertum gewannen nichts
dabei; im Gegenteil: wohl erklärte sich Theojihile Gott gegen-
über für schuldig, ihm gestand er:
Je maudis mes joiirs desbauchcs
Et, dans l'horreur de mes peches,
Benissant iiiille fois l'outi-age
Qui me donne ce rcpentir,
Je trouve encore en mon courage
Quelque espoir de me garantir. II, lfi4.
Aber auch Augustinus hat in seiner Jugend gesündigt, sagt der
Dichter, und derselbe Theophile, der sich vor Gott schuldig er-
klärt, wiederholt, dafs die Menschen ihn zu richten kein Recht
haben, denn gegen ihre Gesetze hat er nicht gefehlt, und, die
Hand auf der Civiias Dei, schwört er:
Qu' il faul pmir m'empecher de vivre,
Faire perir les innocens. II, 165.
Er nimmt also bereits für sich und seine Entwickelung das
voraus, was die Aufklärung erst 150 Jahre später für die All-
gemeinheit erringt: die Unterscheidung zwischen Religion und
Kirche und die von Voltaire und Lessing formulierte Anschauung,
dafs ehrlich zweifeln Gott besser dienen heilst, als kritiklos glau-
ben. jSIit dieser Überzeugung und in dieser Stinnniuig verliels
Theophile den Kerker, mit seinem Gott versöhnt, der aber
nicht der Gott der Kirche war.
VI Kapitel
(L September 1625 bis 25. September 1(52(3.)
Als Th^ophile de Viau das Gefängnis verliels, war er ein
Verbannter, der sicli nur hcinilicli in Paris aufhalten durfte. Doch
scheint sich der Hcri" von J^iancourt seiner sofort aufs freund-
8i Th<!opliile de Viau.
lichste augenomnicii zu haben. Da TlH'()[)liilc aber sowohl mit er-
schütterter Gesundheit wie ohne Mittel die Haft verliefs, mufste
ihm viel daran liegen, sowohl eine Frist zum Ausruhen zu erhalten,
sowie seinen Aufenthalt zu einem gesetzlich erlaubten zu machen.
Er richtete daher einen Brief an Monsieur Olier, Maitre des Rq-
quötes au Parlement de Paris, und bat diesen, dem Parlament ein
Gesuch zu übermitteln, worin Th(5ophile Aufschub nachsuchte. -
Das Parlament gestattete ihm darauf, vierzehn Tage in Paris zu
bleiben, und setzte ihm sechs Monate Frist, um Frankreich zu ver-
lassen. Eine vom Dichter gleichzeitig ausgesprochene Bitte, man
möge ihm Schadenersatz für Beschlaguahmung seines Geldes, sei-
ner zwei Pferde und seiner Ausrüstung geben, was alles ihm bei
seiner Gefaugensetzung genommen war, wurde abschlägig be-
schieden.- Dies bewog den Dichter, nach Ablauf der vierzehn
Tage eine weitere Bitte, diesmal an Monseigneur de Bellievrc,
President ä mortier au Parlement de Paris, zu richten,^ der
ihm günstig gewesen zu sein scheint, und dem er schreibt:
Depuis les quinxe jours que Monsieur le premier President me doiina,
je sids constraint de me caeher, et n'ai differe mon parternent que par la
necessite de pourvoir ä mon voyage. Je suis sorti du caehot avec
des ineommodites et de eorps et de fortune, que je ne puis reparcr
aisemcnt, ni en peu de temps. Ce que j'avois d'argent en ma capture, ne
m'a point este rendu. Mes parens dont j'attends mon dernier secours, sont
(l deicx Cents lieux d'ici. II y a des gens qui se sont endebtes pour m'assistcr
en macaptivite; sijem'en vais sans les reconnottre, ce sera une ingratitude
qu£ je sentirai plu^ dure que mon exil. Je vous supplie, Monseigneur trh
humblement, de m'oetroyer quelqus respi. . . . Donnex-moi, s'il vous platt,
un repos pour l'esprit et me laissex la Hb er 1 6 de mettre la main ä la
plume pour rendre ä Dieu et ä la Cour les remerciemens
de mon salut ... je dois ä la satisfaction des hom?nes et ä ma securiie,
un ouvrage qui temoigne mes deportemens, et qui justifie
l'amitie de tant d' honnetes gens qui se sont interesses en
ma disgrdce.^
Es scheint, dafs die Bitte gewährt wurde, denn Theophile
de Viau verliefs Paris erst nach dem 14. November 1625. Bei
' Alleaume II, 322. 323.
- Vgl. Extrait des registres de Parlcnienf, CoUection Dupuy Bd. 9.".,
S. G2 imd Alleaume I, cxxv.
' Alleaume II, S. 319. 320. " II, 423.
Th^ophile de Viau. 85
wem er sich bis dahiu aufhielt, wissen wir aber uicht. Mont-
nioreiicy befand sich seit dem 15. September auf der Ile de Rhe,'
von wo er versuchte, die Hugenotten zu vertreiben. Der Dichter
hätte nichtsdestoweniger im Hotel Montmorency ein Asyl finden
können. Alleaume nimmt au, er habe sich bei seinem Freunde
Luilior versteckt; das ist möglich, einen Beweis dafür haben wir
aber nicht. Theophile kann auch ebensogut bei Liancourt Auf-
nahme gefunden haben, dem er seine Freiheit zum grofsen Teil
zu verdanken glaubte, worüber er an Montmorency, wie folgt,
schreibt :
Apres avoir rendu mon innocence elaire ä tout le monde, encore a-t-il
fallu donner ä la fureur publique un arret de bannissement contre moi.
Monsietir de (der Name fehlt leider) chez qui je suis, et M. de — (auch
dieser Name fehlt) "^ ont este presque les seuls qui ouvertement ont favorise
mon innocence. ... Ceux-lä, sans doute, Monseigneur, ont voitlu
tenir vostre place, et je croy qu'il ne falloit plus que vous,
potor me faire absoudre entierement.''
Wo Theophile aber auch geblieben sein mag, er verwandte
seine Zeit gut: er begrüfste mündlich oder schriftlich seine alten
Freunde und Gönner^ und schrieb jetzt zu seiner Rechtfertigung
die Apologie au Roi, -^ sowie die Lettre ä Balzac. ^ Auch Caliste
war er ungeduldig, wiederzusehen;' sie scheint ihm damals noch
treu gewesen zu sein.
Als dann der Herzog von Montmorency nach seinem Siege
über Soubise von der Ile de Rhe nach Paris zurückkeln'te, scheint
das frühere Freundschaftsverhältnis zwischen ihm und Theopliile
sich wieder hergestellt zu haben, und da der Herzog sich ge-
zwungen sah, als Admiral von Frankreich bald wieder nach dem
Kriegsschauplatz zurückzugehen, er also in seiner Abwesenheit
aul'ser stände gewesen wäre, den Dichter zu schützen, nahm er
ihn mit sich nach dem Süden. Sehr reizvoll war dem kranken
' Henri Martin, a. a. O. Bd. XI, S. 215.
^ II, 308. 309. Icli schlage vor, die beiden fehlenden Namen durch
Liancourt und La Roche-Guyon zu ersetzen, die, wie (Janisso sagt, Theo-
pliile am eifrigsten begünstigten.
^ Alleaume II, 415, Note.
" Alleaume II, 309. 337 an Liancourt; II, 31(; an Clermont-Lod&ves etc.
•• II, 234 flf. '■• II, 285. ' II, 336.
86 Tlii'opliile de Viaii.
Dichter diese Aii.ssielit nicht. Er schrcihL darüber an Deshar-
reaux: 'Ayseccra/ml heri maris jird-fcctiiü {^htuUiutrcncy) nos intnt
ti'lihiiiiii Iniidx'iii. ahituros. Sic ah ijnihuK (t<l undas vocur, ' und
au denselben noch einmal: Abero paiäo ijnani creduleram, (Uiitius
(i infclicins. Qu'qipe noins nnsignatrir npiul oceninan rar/a et peri-
ciilosa sedes, scopndi, vada, reiitns et loula'. Iloiuimiui societas
diira md mdla, et sive sternas, sive vigiles, sive ehrin>i .üs, sire
sohrms, et tituhare nhvpie et voniere necesse est. ^
AVie nötig dem Dichter ein Beschützer war, beweist üljrigens
ein Zwischenfall, der auf der Reise passierte. Theophile berichtet
darüber, ohne Namen zu nennen, an Desbarreaux ; •' ein gleich-
zeitiger Brief au Herrn von Liaucourt erlaubt aber, zu schlielsen,
dal's sich die Sceue in Bourges beim Prinzen von Coude zutrug. *
Cond^, der ein Freund des Jesuiten Coton war, schickte seinem
Schwager Montmorency am Thore der Stadt einen Boten mit
der Bitte entgegen, er möge Theophile draul'sen lassen,
denn ein solcher Gast bringe Gefahr ins Haus. Montmorency
entgegnete, dai's er die Seinen nicht auf fremden Befehl aus
seiner Gegenwart verbannen werde, nahm Th^ophile bis zur
Schwelle der Statthalterei mit, stieg ohne Begleitung hinauf, liels
den Dichter, sowie sein ganzes Gefolge mit Ostentation im näch-
sten Gasthaus be^^'irten, erlaubte Th^ophile, dem die ingvata et
desolata nrhs Laugeweile verursachte, am nächsten Tage sich
aufs Land zu begeben, schickte ihn mit ehrenvollem Geleit und
in Begleitung eines Koches dorthin, und, sagt Th^ophile, wäh-
rend nie hiduum cum suo principe satis graves inoras agit, ego
biduum in deserto rure formosce Calistes recordationem colo lihenter.
Er hatte jedenfalls das bessere Teil erwählt. Aber das Verfahren
des Prinzen von Condd, der Theophile sagen liefs, er hätte ihn
gern gesprochen, doch sein Freund (Coton) ihm dieses nicht er-
' II, 423.
^ II, 425. Ich möchte hier gleich erwähuen, dafs möglicherweise III,
IV, VI und IX der lateinischen Briefe aus dieser Zeit sind. Da sie nicht
datiert sind, kann man das nicht sicher sagen. Wären sie datiert, so
würde dieses beweisen, dafs Theophile de Viau die etwa sieben Wochen
vom 1. September bis 15. Oktober ziemlich behaglich im Verkehr mit
seinen Freunden Desbarreaux und Luilier verlebte.
3 II, 425 ff. • II, 324.
Theophile de Viau. 87
lauljt, iiiulste tleni Dichter eine weitere Warnung sein und ihn
lehren, dals er sicli immer noch vorzusehen habe.
Wie lauge Theophile de Viau mit Montmorency auf dem
Kriegsschauplätze geblieben, ob er von da aus noch einmal seine
Heimat besuchte, wann er nach Paris zurückkehrte, wissen wir
nicht. Es ist aber anzunehmen, dafs er im Frühjahr 162G
\vieder in Paris war. Das war wiederum ungesetzlich, aber der
Dichter wufste sich durch Montmorency und Liancourt geschützt.
Er führte das Leben mit Luilier und Desbarreaux anscheinend
in alter Weise fort: es sind uns mehrere lateinische Briefe er-
halten, die damals zwischen ihnen gewechselt wurden, und welche
Kleinigkeiten des Tages besprechen, Einladungen übermitteln,
um Gefälligkeiten bitten und uns von dem heiteren und witzi-
gen Verkehr des Freundeskreises einen Begriff geben. Einmal
bittet Theophile Luilier, er möge ihn doch nicht mit Magistrats-
personen zusammen zu Tische laden ; denn, sagt er, coram magi-
stvatihus, tunicis tarn captus f<Hiit quam in vinculit:> . . . und vixdum
hene superati p>eric}di, extinctiqiie rogi, memor anirnus in sales et
joeos excnrrere lihere, cmt fronteni riiTis .sobuam e.rplicare )ion
audet. *
Um diese Zeit muli? ihm Caliste um des Grafen von Cler-
mont willen untreu geworden sein, wie wir aus zwei französischen
Briefen schlielsen dürfen.- — In dem Verkehr mit den Freun-
den und Bekannten wird jetzt neben den alten Tönen ein neuer
angeschlagen. Gleich nach seiner Freilassung hatte Theophile
an Luiher geschrieben: 'Täglich wird mir die katholische Keli-
gion lieber, und w^enn ich in Denuit vor dem Altar knie, er-
greift mich ein tiefer, seliger Schauer^ ^ — ein Wort, das wohl
beweist, dafs Theophiles Seele jene mystische Bekehrung durch-
gemacht hatte, die später bei den deutschen IvomantiUern auf-
tritt, und die die Fichteaner in den Schofs der alleinseligmachen-
den Kirche hinüberführte. Da Theophile so an den Freigeist
und Spötter Luilier schreibt und hinzusetzt: ano cerho Theo-
' IT, 416.
■^ ir, 325. 349. Der Coiute <lc Clermont ist wohl ein Clennout-Ton-
nere gewesen, da Theopliile fortfährt, mit C'leniiont-Lodeves gut zu steheu.
Vgl. II, r!8?), was sich nur auf ('lernn)nt-ljodevos beziehen kaini.
•' II, 417.
88 Tlit:'0])liile de Viau.
philuii aniii, so wii'd er es jii uucli wohl ernst gemeint uii«l
vor seinen Freinulen weiter kein Hehl dai-ans genuKtlit haben.
Wir haben über Theophiles Wendung zur Religion nnd seine
Stellnng znr Kirche noch ein weiteres Zeugnis, einen Brief Theo-
philes an den J5isehof von Agde, einen Onkel INIontnioreneys, der
Theophile, scheint es, seinen Rat in Glaubensdingen gegeben hat.
Ma devotion, heilst es da, n'e^t ponrtant pas si severe quon vous
l'n fait accroire : j e in ' en suis ac quitt 6 s i ?n^) lement ,
CO in ine vons rn' ariez pr es er it. C'est assez, Monseigneur, qiie
je ne sois point pr ofnne , comme, TJieu merci, je ne
suis po int en sonp(^-on d'estre super stitieux, ^ eine Stelle,
die mich zwingt, zu wiederholen, was ich früher schon gesagt,
dafs durch Theophiles Bekehrung wohl die Religion, nicht aber
die Kirche etwas gewonnen hatte.
Doch nicht nur über diese Innerlichkeiten geben uns des
Dichters Briefe Auskunft, sondern sie erzählen auch manches
äufsere Ereignis. So erfahren ^\^r aus zwei lateinischen Briefen,
dafs zu dieser Zeit Piirame et Tldsbe von neuem aufgeführt
wurde, und zwar am Hofe und wohl auch bei Montmorency;
denn Th(?ophile schreibt darüber an Desbarreaux: Exhilaravit
mihi mentem fanstum de Pyramo nuntinm, qni ina.riino universa;
prorsHS aulce fnit e.reeptus applausu. Der einzige Tadel, fügt
Theophile hinzu, sei, dafs man das Stück zu stark nnd zu
tragisch gefunden habe.- In einem anderen Briefe an Luilier
ladet Theophile ihn mit anderen Freunden ein, der Aufführung
des Stückes bei Montmorency beizuwohnen und den Erfolg zu
feiern."^ Dals man bei Hofe das Drama des Verbannten auf-
führte, war ein starkes Stück und ist nur durch allerhöchste
Protektion zu erklären. Theophile scheint sie damals aber wirk-
lich genossen zu haben; schreibt er doch; Rex prcrclare de me
cogitat — sed, fügt er hinzu, cogitat solum. '*
Und daran scheint dieser Versuch des Dichters, sich seine
Stellung bei Hofe zu machen, auch wieder gescheitert zu sein.
Schon dafs man ihn, den Autor, zur Aufführung des Dramas
bei Hofe nicht einlud, sondern nur durch einen Boten vom Er-
folge seines Stückes unterrichtete,"' mul'ste ihm beweisen, dafs
II, 332. ••' II, 42-2. 423. '' II, 424. ' II, 423. " II, 422. 423.
Theopliile de Viau. 89
nicht alles richtig sei. Und hätte er seine Feinde, die jesnitische
GeistHchkeit, wirklich gekannt, so hätte er im vorans wissen
können, dafs sie ihm nie vergeben, dafs jeder Erfolg, den er er-
rang, sie nur tiefer erbittern würde. Theophile de Viau hat sich
als ein schlechter Psycholog erwiesen, indem er nicht voraussah,
dafs Hals und Neid niemals abrüsten. Durch seinen dramatischen
Erfolg ermutigt, durch viele angesehene Freunde unterstützt, hat
Theophile sich dann beim lever des Königs gezeigt, oü, sagt
er, feus la gräce d'estre accueüli d'Elle (Sa MajesteJ avec tant de
faveur que je ne pouvois pas sans frenesie craindre quelque chose de
leur persecution (die seiner Feinde). Man wagte es aber doch de
le menacer jusques aupres du lict de Sa Majeste und ihn mit einem
schmählichen Tode (une mort pleine d'infamie) zu bedrohen, so
dals der Dichter diesmal ernstlich an einen Aufenthaltswechsel
denken mufste. ^
Vielleicht forderte ihn damals ein Freund auf, nach England
zu kommen, um darauf jene derbe Antwort: A un sot ami zu er-
halten.- Doch wurde durch seine Gönner dem Dichter die wei-
tere Verbannung erspart. Er mufste nur Paris meiden; aber
man erlaubte ihm, bei den Montmoreucy in Chantilly zu wohnen,^
den Herrn von Peze, einen alten Freund und Vertrauten, in
Champsaume, zu besuchen,^ sich in Seiles beim Grafen von
Bethune aufzuhalten.'' Und überall sehen wir ihn in demselben
unabhängigen Verkehr mit den grol'sen Herren wie früher. //
est vrai, schreibt er an den Grafen von Bethune, que je snis glo-
rieux de croire que la Nature n'a jamais fait un komme avec asscz de
mcritc pour m'ohliger ä le servir. A moins que de m'engager d'amitie,
personne ne se dort assurer de la mienne. Si ceux de qui je recois
pension, ne me donnoient jwint autre chose, leur libei'alite ne seroit
utile qu'ä moi, et s'ils ne me faisoient du bien pour ce qu'ils m'aiment,
je ne les aimerois jamais pour le bien qu'ils me fönt. ^ Also immer
' Vgl. II, 289. 290. Au lioy. Der Brief befindet sich in den 500 de
Colbert, Bd. II, S. (i7. Er ist nicht datiert, aber anf die erste Verbannung
kann er sich nicht beziehen, da damals von Todesstrafe niclit die Rede
war; wohl aber diesmal; war dem Dichter doch befohlen de garder san
bau sous peine d'etre etrangle et pendu. Mit diesem Urteil scheint man
ihm gedroht zu haben.
- II, :'.20 ff. 3 11^ 035. -47. i 11^ ;5n. 5 n 333. 358. 128 ff. " II, ^39.
00 Tli.M.iihilc de Viiiii.
iKicli der alle';, uiivoi-sichtige Tlieopliilc, trotz C!('fäii<i;iiis und Be-
kchniii};'.
Von sciiicni Ijchcii in Chantilly giebt Tlieüj)liile eine aii-
imiteiule Beschreibung. Kr seheint damals eine M(!nge diehteri-
selier Pläne gehabt zu haben: eine Weiterfiihrung oder Sichtung
der Mai.soit de Silvie,^ ein Lobgedieht auf Moutmorency; er hatte
ja auch dem König vers])roehen, an eine Revision seiner Werke
zu gehen- — kurz, wir glauben ihm, dals er avoit de la hemfpie
poKv plus de deux mois und einen Sekretär brauchte, der ihn Ije-
gleiten sollte.'^ Bei dieser Gelegenheit spricht denn Theophile
ein Wort aus, das ihn vortreiFlich kennzeichnet: Je stiis moi-
mcsnie fort nonchalant n corriger mes gens, et laisse
vivre taut le monde dans la liberte oii je nie suis
nourri. iS'ils n'ont soin de faire le valet, je ne 7n'aperf;ois point
([HC je sois le maitre, aussi ne pouvant m'assujetir ä personne, je
sero/'s injuste de vouloir prendre empire sur les autres.^
So beschäftigt, behagt sich der Dichter sehr gut auf dem
Lande: les champs, ä mon avis, ont quelque chose d'innocent et d'a-
greablc qui ne se rencontre point dans le tumulte des grandes vllles . . .
je ne puls nie ressouvenir de Paris qu'avec un degoüt de tont ce que
j'y ai trouve atärefois de plus agreable, et je me sens aussi contrabit
de ni'cn eloigner par ma 2^i'0})re inclination que 2)ar la necessite de
mes affaires. Geste cofistance que je fay paroUre en ma persecution,
est 2^^us un bonheur de mon esprit, qu'une vertu de
mon ßourage. — Je trouve que mon naturel est une
plus douce Philosophie que celle que les livres en-
seignent et que les sectes ont prechee. Apres la crainte
de .üieu et le service du roi qui suit immediatement
apres, il n'y a rien, si me semble, qui ne puisse legi-
timement ceder ä nos fantaisies et d nos opinions.^
Also immer noch der alte Standpunkt: sich selber treu bleiben;
jetzt mit der Krönung versehen la crainte de Dieu — "dieses mysti-
schen Gottes, den Th^ophile fand, wenn er mentem. et genua ad
altaria flectans, cessit in voluptatem. Und eine letzte, freundhche
Schilderung Chantillys giebt uns dc^r folgende Brief au M. de
Villaiitrets, Conseiller au Parlement:''' Si vous venez ä Chantilly,
'II, yu4. - II, 257. ^ II, )^&i. ' II, H62. ^ II, 348. ^ II, :i35.
Theupliile de Viaii. 91
que vous appelcz un licrmitagc, voiis trouverez que soii hennite ij use
})lus de fruits de vignc que de racines d'herhes. Ähnlich lebte er in
Seiles beim Grafen von Bethune. Mit dem Bild einer Abtei
Thelema schliefst des Dichters Korrespondenz; er spricht von der
Pracht der Gebände und Gärten, den funkelnden Wasserfällen,
den geschwätzigen Bächlein, dem trefflichen Mahl, das volujjtateni
sine fame et saturitatem sine fastidio erzeugt, vor allem aber von
dem geistvollen Gespräch des Mäcens: Ibi nihil fnorosum, nihil
non nobile est et aulicu7n, prceter eruditionem et prisca' illius verccque
virtxdis stigmata quibus tarn pavci nostri nobiles sunt insigni; alles,
was Herz und Geist begehren können, fährt er fort, ist hier, vmd
Ovid hat kein glücklicheres Exil gekannt. '
Von Zeit zu Zeit kommt Th^ophile de Viau wohl der Ge-
danke, dafs er in den Augen vieler immer noch ein Gebrand-
markter und Verbannter ist, dafs er Paris, den Hof nicht be-
treten darf; dann schreibt er Briefe an einflufsreiche Persönlich-
keiten,- zürnt Montmorency, den er säumig findet, '^ kurz, er hat
auch seine Stunden voll weltlichen Ehrgeizes. Sein Bruder Paul
scheint auch damals wieder in Paris gewesen zu sein und sich
für Theophile verwendet zu haben.*
In seinem an Mt)nsieur de Saint-Marc-Otheman, Conseiller au
Parlement, gerichteten Brief schreibt Thdophile: Je vous supjüie de
disposer Monsieur le Procurew General ä reldcher un peu de la sc-
verite de sa charge pour me laisser %in peu de liberte d solliciter mes
affaires. Je ne demande point la promenade du Gaurs ou des Tiiileries,
ni la frequentation des lieux publics, mais seulement quelque cachette
od nies ennemis ne puissent avoir droit de visite et que, 7ne retirant
pjarfois dans quelque hötel, on ne vienne point troubler ma securile
ni rebuter nies protecteurs.--' Dieser Brief scheint gewirkt zu haben:
am 25. September 1626 stirbt Thöophile de Viau in Paris im
Hause Montmorencys.
' II, 4?.0. ^ II, 344—347. » n^ 423.
^ Vgl. zwei Briefe: II, 351. II. 354. 355. Die Biographie Universelle giebt
an, Paul de Viau sei mattre d'hotel hei Montmorency gewesen; ich habe
darüber nichts finden können, weder in M. (tarissons Arbeit über Paul
de Viau : Bulletin Iiistorique et liUeraire de la Societe du Protestantisrne en
France 1802, S. 281 ff., noch auf eine direkte Anfrage bei Monsieur Ga-
risson. Es scheint mir aber nicht glaubhaft. '^ II, 345.
92 'llirophik- de Viaii.
Natürlicli liabcii sidi an den Tod des Mannes, der im Leljen
die Mitwelt so stark besehäftigte, aneii manche Erzählungen ge-
knüpft. Eine eingehende Schilderung seines Endes bringt der
Mercurc franrois. ' Eine kleine Anekdote über Theophiles Ende
eiviihlt Chorier in der Biographie Pierre Boissats, der zum Hause
INIontniorencys gehörte, ein Freund Th(!ophiles war und diesen
einen Tag vor seinem Tode uoeh sah;'- bei seinem Tode selbst
soll Desbarreaux zugegen gewesen sein.^ Vielleicht auch Mairet,
der seit zwei Jahren Th(»ophiles Freund gewesen zu sein angiebt.'
Garasse erzählt, dal's Theophile sich seit seiner Freilassung
den unglaublichsten Ausschweifungen ergab und dann starb, wie
er gelebt: sine sensu religionis et pietatisJ' Wogegen Nic^ron in
seinen Memoiren die Überlieferung giebt, Th^ophile de Viau sei
an einem Fieber gestorben: apres avoir regu les saa-ements de VE-
gU>;e.*^ Unter diesen widerstreitenden Berichten mufs jeder sich
das auswählen, was ihm dem Charakter des Dichters am ent-
sprechendsten scheint. Über die eigentliche Natur der Krankheit
werden wir wohl nie ganz klar werden — die einen nennen sie
ein Fieber,'' die anderen eine Lethargie.** Wohl aber dürfte der
Mercurc frangois recht haben, wenn er für diesen jähen Tod die
Kerkerhaft des Dichters mit verantwortlich macht und von dem
grand amas de melancolie spricht, qid s'estoit fait en lui pendant
sa jjrisoti. Wissen wir doch, dafs der Dichter an Bellievre schreibt :
je sui sorti du cadiot avec des inconimodites de coips et de fortune/^
und er sich später über sa paresse beklagt. '" Und obgleich er sich
in der Apologie au Roi seiner kräftigen Konstitution rühmt,' ' so
verbringt selbst ein kräftiger Mensch nicht ungestraft zwei Jahre
imter grofsen, seelischen Erschütterungen im Kerker ßavaillacs.
Die eine Genugthuung haben Thdophiles Feinde jedenfalls
gehabt: konnten sie ihn nicht am 19. August 1623 auf dem
jNIarkt von Paris brennen sehen, so war es zum Teil ilir Werk,
wenn mau ihm am 25. September 1626 die Augen schlols
' Bd. XII, S. 474 ff. Abgedruckt bei AUeaume I, xci, Note 1.
- Chorier, a. a. O. S. 34 ff. Alleaume giebt sie wieder I, xcn.
•■' Vgl. Älenage, Anti-Baület, Bd. I, S. 359 ff.
' Vgl. II, 291. ^ Mcmo'ires de Garasse S. 87.
" A. a. O. Bd. XXXVI, S. 40 u. ff. ' Der Mercure franfais.
« Boissat. '' II, 319. '" II, 362. " II, 244.
Th^ophile de Viaii. 93
und ihn in Saint Nicolas des Champs' zu Grabe trug. Aber
auch damit hatte Theophile de Viau seiue irdische Rolle uoch
nicht ausgespielt: von seinem Prozefs her war ein Groll gegen
die Jesuiten im öffentlichen Bewufstsein zurückgeblieben; wie
früher mit dem gefangeneu Dichter, beschäftigte man sicli
nun mit dem toten, und gleich einer letzten Rache des trotzi-
gen Mannes schössen eine Anzahl spöttischer und neckischer,
heftiger und feierlicher Broschüren hervor.
^Mochte immerhin ein Traktat De Theophüis erscheinen, worin
alle Anklagen, die man je gegen Theophile vorgebracht hatte, eine
fröhliche Auferstehung feierten,- sofort erschienen auch Broschü-
ren, die die Jesuiten angriffen. Die eine: L'onibre de Theophile,
apparue au Pere Garasse,'-^ erzählt: der Liebling der Musen sei in
den Gefilden der Seligen wieder erwacht, wo Ronsard ihn mit dem
Lorbeer gekrönt. Als er dem Dichter aber rät, von dem Strom
Lethe zu trinken, antwortet Theophile: j'ai encore quelques affaires
avec le Pere Garasse — so verläfst er denn einstweilen den Auf-
enthalt der Seligen pour aller en Uautre mofide et npparaitre au Pere
comme une ombre, ennemie de son repos, emmenant avec lui les furies
d'cnfer, pour lui troubler Vesprit, afiti que la Societe lui donne de
Vellebore j^our purger son cerveau . . . ou Venvoyer aux Indes Occiden-
tales endurer le martyre de la foi.
Th^ophile holt die Megära und sagt ihr, Garasse habe be-
hauptet, nichts, selbst die Furien nicht, könne die Ruhe des wah-
ren Philosophen stören. Von den Furien begleitet, erscheint
Theophile dann Garasse, der darüber erwacht, vor Schrecken den
Verstand verliert, seinem eigenen Schatten nachläuft und, den-
selben für Theophile haltend, ruft: Cet inipie a jrris la resscviblance
de mes liabits pour m'offenser ! — La Compacjuie, schliel'st das Bü<^h-
' Nicht weit vom Hotel Moutmorency, das Rue Saint Avoye lag (nicht
Rue Chapon, wie Alleaume I, xcin sagt); vgl. Leroux de Lincy, a. a. ().
Index des rues.
■•* Menage im Anti-Baillct Bd. I, S. 359 fl'. schreibt dieses Werk dem
Pere Renaud oder Raynaud zu. Alleaume, der den Th^ophile betreft'eudeu
Passus abdruckt (I, x<;ii), citiert, wie Menage und wahrscheinlich nach
Menage 'S. 229' des Traktats. Das Buch ist nach diesen Angaben auf
der Bibliotheque Nationale nicht zu finden gewesen und Backer-Carayou
erwähnt eines solchen auläfslich des l'ere Renaud nicht.
•■' l(i2G; IG S. 8".
94 Th^iopliile de Viail.
lein, voi/ant ce malhciir (jni lui est arrive, l'envoya mix chavqjft pour
Ini faire prciulre Vair.
])iese Broschüre mul'ste wenig Freude bei den Jesuiten er-
regen. Sie erwähnt bereits einen Namen, der zu weiteren Schrif-
ten Anhils gab, den des P^re Coton. Die zwei Sdiriften heilsen:
La Descente de Theophile aux enfers ' und la Jienconlre de Theo-
phile et du Pere Coton en l'autre monde.- Alle drei deuten auf einen
Streit hin, der zwischen dem Dichter und den Jesuiten statt-
gefunden haben soll. In der Ornhre de Theophile heifst es, die
Jesuiten hätten Theophile verfolgt pour venger l'injure du Pere
Coton. '^ Die Bencontre sagt: l'injure que vous (Theophile) me fites
(dem Pere Coton) au Louvre, a este la cause de vostre prison. Ob
mit Recht, ob mit Unrecht, vermag ich nicht zu sagen, denn
über eine Sceue, die zwischen Coton und Theopliile vorgefallen
sei, habe ich nichts erfahren können. Den Grund, weshalb die
Spötter der Zeit aber den Pere Coton, der am 18. Januar 162(5
gestorben war, wieder auferweckteu, giebt die Descente an, mdem
sie von einem liwet spricht: qui par le feu fut passe, que
son ordre avoit faict co?itre les bonnes loix, und die Ben-
contre, wenn sie sagt: quant au livre qui a este fait contre
le Roi, ce n'est qu'une piece d'ambition et de vanite et de dessin que
la societe a haxardee pour tenter ses forces et pour monstrer que sa
grandeur ne peut estre esbranlee par les Rois.
Es bezieht sieh diese Anspielung auf das im Januar 1626
von Deutschland aus nach Frankreich hereingebrachte Buch
Qiimstiones ijolitica quodlibeticm agitand(P in majori aiila Sorbonica,^
das sich scharf gegen die Politik Richelieus, gegen die Allianzen
mit den ausländischen Protestanten, gegen das Eingreifen Frank-
reichs in den Dreil'sigjährigen Krieg wandte und eine reine katho-
lische Politik, wie man sie unter Marie von Medici, Concini und
Luynes trieb, verlangte. Prat in seiner Geschichte des Jesuiten-
' 1626; 12 S. S''. ^ 1626; 14 ö. 8".
^ Alleaume setzt dafür Voisin (I, xxxvii). Er könnte recht haben,
wenn nur eine Broschüre die Anklage brächte. Angesichts der zwei
anderen aber läfst sich dieses nicht halten, und es ist Coton zu lesen.
'* Der Titel lautet weiter: diebus Saturnalitiis mane et vespere Prasi-
dente lllustrissimo Cardinali de Richelieu, sive de RupcUa, anno 1626. Cnm
farultate s'npcriorum Bassonipetrcpus vidit et approbarit.
Th^ophile de Viaii. 95
ordeDS schreibt darüber: Le jjarti de Theophile fit tout pour diriger
la haine publique coutre les Jesuites, surtout les P. P. Colon et Garasse.^
Das heilst, die Partei der Freidenker und die der Politiqties
erklärte, entweder Garasse oder Coton hätten die Schrift verfalst.
Es ist auch ganz möglich, dals Theophile in diesem Streite um
die QiKP.stiones ein lauteres Wort sagte, entschiedener auftrat als
andere; es mag auch zwischen ihm und Coton zu einer Scene
gekommen sein, die dann allerdings nicht als Grund seiner
Verfolgung, sondern als Nachspiel zu betrachten wäre. Auf
irgend eine Weise müssen er und die Jesuiten anläfslich der
QiKestiones aneinander geraten sein, denn sonst wäre keine Bro-
schüre wie la Descente de TheopJiile aux Efifers entstanden.
Weitere Einzelheiten habe ich aber nicht feststellen können.
In der Descente halten Charou und ein Schatten folgende Zwie-
sprach :
Que cherche eet esprit errant le long des bonls
De ce fleuve d'oubll oit -passent les morts?
. . . II semhle menacer l'anire plutonien.
Worauf der Schatten mit seinem eigenen Lob antwortet. Darauf
Charon: Dis-moi, quel est ce noni qui tant fui admirc? der Schatten:
Qiie servira, rieillcird, quand je te le dirc ? Aber Charon besteht
darauf und erfährt nun vom Schatten folgendes:
Vivant, j'etois nomme de tous l' Ami de Dien,
Bien venu par mon art dans les nobles provinces,
Caresse des seigneurs, des dames et des princes,
Si je n'eicsse d'Ämour pris le sein par nies vers,
II eust abandonne ce siecle si pervers.
Charon findet das plötzlich langweilig und ruft ihm zu: Quitte
CCS vains discours, si tu veiix avancer, worauf Theophile sich nähert
und einen anderen Schatten bemerkt,
— — — — — — qtii chancelle,
Mächant entre ses dents je ne s^ais quel discours.
Je l'ai vu quelqtie fois et son front plein d'audacc
Tesmoigne assex, qu'il est compagnon de Garasse.
Der Schatten wird dann später noch als le pcre aux graiules orcillcs,
als Verfasser der Quccstiones bezeichnet, und Theophile sagt zu
' A. a. O. Bd. IV, 8. 577 fl".
96 Th(^opliilc de Viau.
Charon: Et quoi, recevex-vous dans ces cainpn(jnas sainles ces esprits
rnddisants, vrays (sie) Images des feintes ?'
Damit ist dann der jwlemisehe Teil der Broseliüre beendJL^l,
und sie sehliefst, indem die Richter der Unterwelt, gerührt diucli
Thdophilcs Verse, ihn in Begleitung Merkurs zum Himmel schicken,
wo Ganymed ihm Nektar kredenzt.
Ein Zwiegespräch zwischen Coton und Theoi)hilc schildert
die Eencotitre. Es ist einiges groteske Detail dabei, das den Je-
suiten lächerlich machen soll, und es zeigt, wie ein Teil der Be-
völkerung Frankreichs damals dachte, wenn Th^jophile dem Pater
sagt: la socicte est tomhee en une grande disgrdce, et an a recogmi
leur malice et leurs inventions. Worauf der Pfere Coton mit dem
Geständnis antwortet: Je suis contraint en ce Heu de dire la verife ...
doch wird das Gespräch rasch abgebrochen, weil mau Coton ab-
ruft, um seinen Richtspruch zu vernehmen. Diese phantasievolle
Satire, die einer mächtigen Körperschaft lachend empfindliche
Schläge versetzt uud Partei für einen Toten ergreift, dies freie
Spielen mit dem griechischen Mythos ist sehr anziehend, auch
wenn es mangelhafte Drucke auf schlechtem Löschpapier und
iiolprige Verse sind, die sie uns erhalten haben.
Ernsteren Charakters sind zwei Broschüren: Discours remar-
quahle de la vie et mort de Tlieophile ' und Recit de la mort et jyompe
funehre, observee aux obseques du Sieur Theophile,^ die beide des
Dichters Talent, Tugend uud Unschuld betonen. Erstere giebt die
Einzelheiten über des Dichters Tod, die der Mercure frar^ois ab-
gedruckt hat; letztere, die Th^ophile cd Apollon de nostre äge nennt,
polemisiert noch heftig gegen Balzac, qui se dit seul empereur des
esjirits . . . qui a ose se jwendre ä celui auquel il devoit liommage et
soumission: je veux dire ä toi, Theophile, bei ornement de ce sircle,
la gloire des bons es2irits, dont ce petit avorton de la nue te
vouloit quereller Vempirc. Die Broschüre erzählt weiter, wie Thdo-
phile mit den Sakramenten der Kirche versehen, gestorben sei:
tels ont esie les soins de cet esprit vraiment angelique, dem
die Schöngeister Frankreichs ein Denkmal gesetzt haben, afin
que la posterite 7'econnaisse que ce siede n'est point ingrat ä rendre
les honneurs dus ä ceux de son merite que la vertu a eslevcs jusqnes
' Paris, Jean Martin, 102G; 15 S. 8". - Paris, 1G26; 14 S. 8".
Theophile de Viau. ()'t
au plus haut tröne de Vinimorlalite. Man sieht, wie sogleich die
Legendenbildung um jeden berühmteu Namen beginnt: während
die Feinde in Schwarz malen, ziehen die Freunde dem Toten ein
weiises Unschuldskleid au, das oft der Lebende nicht für sich
beansprucht haben würde.
Die anderen Flugschriften ergehen sich in freien Phantasieu,
Phantasien, die zeigen, wie fest sich das öffentliche Bewufstsein
an diesen originellen Theophile angeklammert hatte, wie er die
Zeit beschäftigte, wie sie trotz Scheiterhaufen und Kerker, trotz
Verbannung und Kirche an ihm Gefallen fand, Partei für ihn
ergriff und um seine Gestalt, die wohl eine tragische genannt
werden darf, lustige Schnörkel und Arabesken zog.
Da erscheint eine Derniere Lettre du Sieur Tlieophile d son
auii Dämon, qu'il a faite en sa maladie. ' Darin ermahnt der ster-
bende Theopliile seinen Freund zu einem gottseligen Wandel:
Mon eher and, je tie vis plus
Dedans les plaisii's de la vie,
Mes mcnivemens sont totes perclus,
Je ne songe plus ä Silvie;
Les j)erfections de Cloris
Et les delices de Paris
Sont effaees de mes peiisees;
II ne me souvient qiie de toi,
L'horreiir de nies faules passees
Me fait vivre tont liors de nioi.
Und in leichten Strophen, die im Rhythmus wenigstens \icl von
Theophile haben, predigt er dem Freunde die Abkehr von der
Welt.
Dann wieder giebt es eine Lettre qiie T/tcophl/e a cnvoyer. de
Vautre monde ä son ami:'^
Je suis malgre les faux pieux
Reru dans le sejoiir des dieux . . .
Dien par sa honte infinie
Ma pardonne ceste tnanie,
Qui nie faisoit dire des vers
A tous CCS courtisans pervers,
Qui eontre mon humeur ni'ont fait faire des rin/cs,
Oii les religieux ne trouvoient quc des crimcs.
• P.iris, .Teau Martin, U;2(); 12 S. 8". - 1G2G; 12 S. 8".
Arclüv I'. n. Sprachen. XCVH. 7
Ö8 Th^ophilo de Viaii.
Man sieht, auf wie vielfache Weise die Naehweh sieht niiihte, Theo-
pliile so weiCs zu waschen, wie sie ihre Helden und Märtyrer Hebt.
J>is dann am Ende wieder der Sc^halk vorkonnnt und der
ano-ehhcthc Thdophile sagt:
Adieu, eher ami, snns adieu,
J'attends ta response en ce lieii.
Ne man(ßie pas de me rescrirc,
Tmä ce que tu as out dire
Depiiis que j'ai quitte Paris.
Et si tu rencontrcs Cloris,
Tu la peux assurer que mon coips ni mon ante
Ne brt'ikront jamais dans l'eternelle flamme.
Eine neue Phantasie über das Thema Tlieophile de Viau
nennt sich: la Metempsychose de Theophile, ou le tran.sport de son
omh-e en divers corps.'^ Das beginnt ganz stimmungsvoll: // cstoii
jour et desjä l'Aurorc avoit quitte la couche de sou vieil jaloux Titon ...
die Furien, die den Vater Garasse besucht haben, machen sieh
auf den Heimweg, und Theophiles Seele soll mitkommen; aber
sie will nicht: hclas, sagt sie, que la vie est belle, que le nionde est
beau . . . qu'il y a de contentenient d voir im arbre, revetu de fleurs
et de feuilles au printeynps. . . . Daher fafst sie den Entschlufs,
ihren alten Körper wieder aufzusuchen; aber sie findet ihn desjä
trop avance d la corruption et ä la pourriture und kommt nun auf
allerhand andere Auswege; Theophile wird ein Kobold werden
und in allen Häusern wohnen, oder ein Geist, der mit Gedanken-
schnelle durch die Welt streift, oder ein Bach, eine Welle, ein
Wassertropfen, der in den Adern einer Eiche rollt. Et si je de-
sire un estat insensible . . . j'habiterai dans la durete des roclicis . . .
si l'insensibilite des rochers m'ennuie, je les abandonnerai et pren-
drai le corps des oiseaux, et je volerai d'arbre en arbre, en la saison
du p)rintemps. Endlich : Theophile prend resolution de prendre uu
Corps d'air pour passer subtilement en tous les cabinets secrets et pour
penetrer mesme dans la pensee par conjectures, et par ce moyen il des-
coum'it toutes les anioiirs, toutes extravagances, desordres, desreglements,
intrigues, forfantei'ies, cocuages, maquerellages, sortileges de la Cour.
Diese kleine Schrift ist durch ihre tiefere Auffassung Th^o-
pliiles bemerkensw^ert : es war eine hübsche Idee, ihn, dem man
' lG2(i; 11 S. 8".
Theophile de Vian. 99
die Beschäftiguug mit der Lehre des Pythagoras vorgeworfen,
nun selbst eine Seelenwanderung durchmachen, ihm seine Natur-
liebe zu lassen und dem, der für seine Zeit ein kühner Denker
gewesen war, die Rolle eines allwissenden Diahle boiteux zuzu-
schreiben. Endlich giebt es auch noch ein Testament de Theo-
j)hik, ' das mit ernsten, philosophischen Betrachtungen beginnt, in
denen der Dichter sich selbst ermahnt : ä joiter ce clernier ade avec
constance et resohdion . . . um dann mit einer bissigen Verve zu
schliefsen: Je donne et legiie d Apollon inon äme, et mon corps au
Parnasse ... je donne et legue le Pamasse Satyrique qui tn'a este
attrihue, ä la benoite Compagnie des Jesuites ... je donne et legue
au Pcre Garasse ma 'plume aßn qice dores en avant il n'escrive plus de
mensonges et de tabarinages contre les curieux de ce temps; je donne
mon euere au Pere Coton, car le coton sans encre ne peut pas servir . . .
je donne ma bibliotheque aux bigots, archibigots, estragots, ä tous ceiix
qui portent leur esprit en escharpe, afin qu'ils apprennent par la lec-
ture de 7nes livres ä ne plus faire les hypoerites. Je donne aux Im-
primeurs qui sont bons buvcurs de renom et veroles de reptäation,
tous mes escrits, jwesies et traductions aßn qu'ils ckantent ä jamais
Requiescat in pace.
Mit diesen Legaten hätte Theophile de Viau sich sicher
einverstanden erklärt. Da aber dies Testament, das nicht von
ihm geschrieben, ein so volles Verständnis seiner Art und seines
Strebens zeigt, und da es nicht die einzige Flugschrift dieser
Art ist, heifst es wohl nicht zu viel behaupten, wenn ich sage,
dals auch weitere Kreise des siebzehnten Jahrhunderts sich über
die Bedeutung einer Erscheinung wie Th(5ophilc de Viau klar
und ihr wohlgesinnt waren. Was die Zeit über den Dichter
dachte, werde ich später noch eingehender darzustellen haben ;
hier möchte ich mit dem Urteil eines Zeitgenossen über den
Menschen Theophile schlieisen, das einer Oraison fuiubre de Theo-
phile entnommen ist,"- die, ohne es zu wollen, meiner Ansicht
nach dem Charakter des Mannes das grölste Lob spricht:
' 1626; 15 S. 8".
- Der volle Titel lautet: arec defense des Jesuites. 1626, 16 S. S". Die
Rede ist schwer zu klassifizieren, da sie ein Gemisch vou Lob uud Tadel
ist, die aber nicht gerade n.aoh jesuitischen Gesichtspunkten verteilt sind.
7*
100 Th^ophile de Viaii.
// fcmt veritablement du merile ei heaucoup de honheur,
lieiCst CS da, j)our en venir oh il eatoü alle; ?Hais poiir s';j mainlenir
il ne falloit que de l'art et de la prudence. A-l-il eii l'in-
dustrie de se cont^erver ou gayner par civilites ceux qui lui pouvoient
aider ou nuire ? N'a-t-il pas eonverse parmi les princes et seigneurs
de la Cour comme s'il eust esie leur eomjmgnon? A-t-ü eu l'esjjrü
assez hon pour ne s'approcher de son ma/äre de plus prcs que du
feu? Ä-t-il j amais par son jugement et sa 2)revoyance
eloue la roue de la fortune j^our s' arreter quelque
temps en un Heu? ... Ä-t-il janiais eu l'inve )ition de
fleschir par quelques sousmissions feintes ou veri-
t ab les ses juges et ses par lies? Ses mciurs peuvent-ellcs
estre proposees pour une regle de hien vivre? Et de toutes ses vertus
pourroit-on imiter vne sans hläme?
Dafs ein Teil der Zeitgenossen diese zwei letzten Fragen doch
mit J a beantwortet haben würde, zeigt die Broschürenlitteratur,
zeigen die Freundschaften, die dem Dichter treu blieben. Die
ersteren Fragen aber mit Nein zu beantworten, wie der Redner
augenscheinlich will, das scheint mir das gröi'ste Lob, das Tlu'o-
phile de Viau zu spenden ist. Stolz von Natur, blieb er sich im
Leben treu, dem Wahlspruch folgend: J'approuve qu'un chacun
S'uive en tont la Natiire!
Paris. Käthe S c h i r m a c h e r.
l)k iilirraiizösisclic rrosarassiiuii" des Mduiaiii^ (iiiillaiiiiie.
I. Text.
Haiidschrit'ten : Bibl. mit. fr. 7!)G (A), 1-197 (B), beide aus dem 15. Jahr-
hundert, vgl. über dieselben Demaisou in seiner Ausgabe des Ayu/eri de
Narhonne (Societe des aucieus textes frauy., Paris 1887) I, S. CCXLVIII f.
Die sorgfältigst geschriebene und schön ausgestattete Hs. A enthält zu
Beginn der Kapitel kleinere, zu Beginn der mit roten Überschriften ver-
sehenen Abschnitte gröfsere Initialbuchstaben, von denen namentlich die
letzteren prächtig ausgeführt sind ; vor oder nach den meisten dieser
Überschriften ist ein Raum von 16 Zeilen für Miniaturen freigelassen:
zum Glück sind wenigstens die geschmackvollen Blumenarabesken, welche
als liaudleisteu dienen sollten, ausgeführt. Demaison hält die Hs. A aus
paläographischen Gründen für jünger als B; die Orthographie möchte
nicht gerade dafür sprechen. Sicher ist, dafs beide zeitlich nicht weit
auseinander liegen, und dafs A nicht eine blofse Kopie von B ist (wie
Demaison S. CCL vermutet). Öfter läfst sich bei A ein Bestreben er-
kennen, in Kleinigkeiten zu kürzen, namentlich an den Schlufszeilen der
Kapitel zu sparen.
Einen wirklich kritischen Text herzustellen, schien mir nicht rätlich,
(hl doch erst ein kleiner Teil des Romaus zugänglich ist. Ich folge im
allgemeinen der Orthographie von A und gebe nur die wesentlicheren
Abweichungen von B. Die Schreibung von v und ti ist geregelt worden.
Willkürliche Konsouautenverdoppelung, umgekehrte und etymologisierende
Schreibungen, Eigentümlichkeiten in der Worttrennung, Vermischung von
-.s und -X, Inkonsequenzen in der Elision, im Gebrauche von o und ou u. ä.,
wie sie namentlich in B begegnen {dollant; eust, pcust [auch oft pccust,
wie auch gelegentlich peeu = womg], pcult; aultre, loyaulment ; lessarrasins,
laphisgrant, affaillir, dedemourer; sans, sanx, dcmoicres, dcmourex; (juc ils,
qiiilx, sc assernhlercnt; voln, voidu), sind Jiatürlich nicht jedes einzelne Mal
vermerkt. Durchgängig gebraucht B die Formeu louis vcil lesqiii/euLv
(juieres mcesni, vorwiegend naige saic/trs steige, miaidKre assditdiler, haiUier
chatissie cuidier saichies ligiiiee, setir- = sur- u. s. w. Dit' in beiden Hss.
ganz willkürlich mit guilhumic wechselnde Abkürzung yuiUc ist immer
102 Die altfriiii/.(")sisch(.' rrosiifasHimg de» Moiiiagc Ouillaiiiiic.
mit Guülauntc wiedergegeben, a/wcut mit aparccHf, die in A Ijesouders
häufigen nrc und vi-p mit nostre und coatrc, obwold 1> in vielen dieser
Fälle noustre und voudre zeigt.
I ] bedeutet, dafs das Eingeschlossene nur in B, <> dagegen, dafs es
in keiner der beiden Handschriften steht.
I. Comment Guillaume d'Orange se fist raoyne eii l'al)-
baie de Clugny, quant Guibour sa femme fut trespassee.
(A: 829i>— 331s B: 497 i' — 501)''.)
1. y^^r dit l'istoire que quant Guillaume d'Orange [se] fut parti de
I 1 Gadiferne ou il eust lessie [le roy] Maillefer, et Rcnouart
.'S \_ ' avüit conclusion faicte de soy en retourner a Brides, la ou
estoit aoure le glorieux saint Julien, il esploicta taut par ses journees,
qu'il arriva a Orange ou estoit dame Guibour, laquelle le desiroit
nioult veoir. Et si faisoit luy eile, comnie bonne amour se Joint aveques
les deux personnes conjoinctes par especial en raariage. Mais c'est
10 une araour transitoire et qui tost est faillie, quant il piaist au crea-
teur donnoier Teure; pour ce dit l'istoire que la noble dame expira
et rendi Tarne a Dieu, au quel n'estoit mie par aventure plaisant
qu'elle vesquist plus longuement en ce monde. Guillaume, qui au
contraire ne pouoit ne eust, comrae croit l'istoire, voulu aller contre
15 le vouloir de nostre seigneur, fist son servise faire si honnourableraent
comme il appartenoit. Et maintlnt sa terre, ses hommes et son pais
ung certain temps apres son deviement et non mie long espace de
temps, car il vouloit pencer a son estat et a son jour dernier, et lul
vint en volente de soi rendre moyne pour Tamour en partie de Re-
2u nouart. — Ung mois apres ou enviro)i, assembla Guillaume ses
barons qu'il manda par sa terre, et leur dist: 'Tant comme il piaist
a Dieu, il nous convient vivre en ce monde, beaux seigneurs' fet il,
'et quant la mort vient, il la fault prendre. Pour ce le dy, que Gui-
bour la noble contesse est trespassee, et plus n'ay nulle compaignie
25 ne plus n'avray en mon vivant, car je sui vieulx desoremais et hors
aaige pour jeune dame espousser, ne d'autre ne sui je mie avise. Si
ay en moy advise et conclud par propos delibere de laisser tous heri-
tages, toutes terres et seignories, et vueil je vivre en religion. Car
teile est mon intencion, et pour ce vous ay je mandes, que sanz parier
:iO et congie prendre a vous tous, qui loyaument m'aves servi, ne nie
vueil je mie departir ne laisser ma terre sans seigneur, aveques lequel
1. 1 guille au court nez B ^ lessiez B ^ conclusion ] par c. AB. Viel-
leülit ist vielmehr nach auoit ein Verbuni ausgefallen? fete B S voir B
eile luy B i'^ seruice B 1'' comme] faire cöme B li' voullente B {so öfter)
-2 erstes il fddt B beaussigueurs B {so imvier) --1 trespasse A -•^- -'' fort
aaigie par — avoir A 27 lessier B (so meist) tous] voz A 28 veil B {so
immer) je fehlt B ■^" cögier A 31 lesser B
Die altfranzösische Prosafassuiig des ^louiage Guillaume. 103
vous vous gouvemeres et nuiintendres en aniour et doulceur, ainsi
[et pareillemeiit] que vous aves fait aveques moy. Car quaiit je
seray parti, bien scay que a chief de piece les saiTasins, desqueulx
je ne feuz onques [guieres] ame, le savront et vous vouldront par 3ö
aveiiture luener guerre. Si vous baillerai mon nepveu Bertran pour
seigneur, et obeires a lui comme a moy. Et vous prie que ainsi le
me veulles convenancer.'
2. Qaincte Marie, coranie furent doulans les nobles hommes de la
lO terre de Guillaume et Bertran mesmes, qui onques n'en avoit
rien sceu, quant ilz sceurent la volente de leur seigneur. Le plus dur
eu courage ne se feust pour rien tenu de plourer adonq, et asses lui
prierent de demourer aveques eulx en lui offrant leurs corpz et leurs ■
chevanees a son plaisir faire, en lui disant: 'Que veulx tu faire, sire'
fönt ilz, 'et qui t^esmeust de nous [vouloir] ores laisser, qui onques
mais ne finasmes d'avoir guerre, et niaintenant quant tu as tes enne-
mis subjugues mors et desconfis, et que nous devons et pouons vivre
en paix, se tu nous veulx liabandonner? Si ne disons uous mie que lo
Bertran ton nepveu qui cy est, ne soit digne et a la valem* d'un
royaulme et d'une graut seignorie gouverner.' Et fin de compte se
ferma Guillaume en son oppinion et commnnda que les napes fussent
mises, si fist feste joyeuse et soUempnele a ceulx qui la volurent faire,
l)uis prist doulcement congie a eulx, quant Teure du couchier fut 15
venue. Et bien cuidoient les Chevaliers qu'il se deust celle nuit
raviser et prendre autre conseil par le moien d'icellui que ilz avoient
donne. Mais au niatin quant il [se] fut leve, se fist [il] armer et s'en
l)arti monte sur ung cheval que moult aymoit, et s'en ala sans plus
parier a ungs ne a autres, a ce que de son vouloir ne feust desmeu. 20
Et tant fist par ses journees et [chevaulcha tout seul ainssi arme et
monte connne ouy aves racompter voire, et] sans nulle aventure trouver
[de quoy l'istoire doie parier], qu'il vint a Clugny.
la porte de Clugny ou Guillaume d'Orange arriva, se seoit l'abbo
de leans, disaiis ses heures par moult grant devoction comnie
un le peust dire, ou ' par pencees qui surviennent aucunefibis et moult
souvent. Et quant il ai)arceut Guillaume, que il cognut legierenient,-
car i^lusieurs fois et en maints lieux l'avoit veu, il le salua, en nie- ''
\
1. '51 desquyeulx B {so immer) ■>■'' feus B -^'i bertraiil B •'^ veill 1>
2. 2 bertram B meesni B [su immer) -^ lui] leur AB '' te nieiilt B
•' descoufils B l" haibaudoimer B H disgue B (so o/?) dum B 2ii zweites a
fehlt B
3. 3 peult B 4 apceut AB
' Ist liier eine Lücke aiizuiiehnieir:' Oder kann par pencees lieilsen 'mit Ge-
danken' V
2 Bedeutet 'mit Leichtigkeit', so öfter im Prosaronum, z. B. Kap. 30. 45. 79,
ganz besonders Kai». 90; kaum, dals der Abt Wilhehn nur Uüeluig gekannt hätte.
KM Die ultfriiii/,()sisclic Prosafassuiif: des Moiiiiige (iuillauiuc.
(;uif la iiiaiii a Feslricr pour ce qu'il vouloit descendre ce liii sembla
coiniuc si faisoit il, si lui (lonuiii<hi <ni cstoieiit ses Chevaliers escuiers
officiers varles d'onneur et de chevaulx. 'De tous ceulx n'en ay je
iiiie uiig [tont] seul aniene, sire' fet il, 'ains me suis tout seul })arti
II) d'Orange ma luaisoii, ou j'ay ma chevalerie lessie, mon estat ma
seignorie et le mieii nepveu Bertran le plasini pour le jiais que je
ne quier plus teuir posseder et avoir eii gouveruement. Si ne me
suy mie d'eulx parti sans congie prendre. Car je leur ay fait a savoir
que je ne vueil plus sieuvir le monde pourtant que je deviengs vieulx
15 et sur l'aage, et veritablement ay je tout ce que j'avoie et que je
sceuz onques conquerir, a mon daiiiement ' cede quicte et delessie a
mou nepveu Bertran pour en jouir en lieu de moy, puis que morte est
Guibour ma femme, la vaillant et noble contesse. Et vueil desore-
mais mon temps ma vie mes jours user a Dieu servir en une abbaye
120 comme moyne. Si me rendray a vous, se c'est le vostre plaisir de
moi repcevoir vestir et gouverner ceans comme ung religieux, moien-
nant ce que je vous donneray ceiit mars d'or fin que j'ay aveques
moy aportes pour ce fere, dont l'eglise sera douee [et enricliiee| pour
une fois; et aussi sera tenue de moy vestir chausser et habiller et
'25 gouverner comme ung de voz religieux.'
4. "ly /roult fut joyeux l'abbe de Clugny, quant il entendi le noble
ItJL conte Guillaume qui de soi rendre moyne et de cent mars
d'or bailler avant la main luy parla. II le prist par la raain adonq
et l'enmena aveques lui en j^assant par le cloistre et sonna l'apel
5 qui a une cliesne de fer pendoit pour les religieux [de leans] assera-
bler, tandis que les varles apoinctoient son clieval. Et quant les
moynes ouirent le timbre sonner, chascun d'eulx vint au son d'icel-
lui. Mais mie ne trouverent la l'abbe; si allerent en salle et virent
Guillaume, qui si grant, si grox et si fourny leur sembla, que chas-
10 cum d'eulx se mist a la fuicte, dont Guillaume ne fut mie content,
et a si grant desplaisir lui tourna, qu'il aymast mieulx en sa pencee
non estre leans cellui jour arrive. Et bien l'aparceut l'abbe, lequel
sonna encor une fois son apel et taut fist [ünablement] par conunande-
ment expres et aultrement, que les moynes se assemblerent [la] jusques
15 a [plus de] xxviii moynes, devant lesqueulx Guillaume parla disant:
'Je me sui ceans entre vous embatu, beausseigneurs' fet il, 'et ay a
3. '' sou estrier B " fasoit A %tveites si] Et B demeuda B •' men
suy tout sui seul B 13 cougier A assavoir A 1^ devieug B vielx B
"i a niödaiuemt AB 17 bertram B -0 se] ce B -- doiiray B niarcs de
tili or B -3 faire B lesglise B (sooft) doue AB 24 aussi sera] eile sera
aussi B
4. 2 niarcs B ^ luy ] leur A le fehlt B prinst B i aveques — passant
xweimal B 7 chascum B
' dainevienl ==; daüjntment (freier Wille)?
Die altfrauzö.siöche Prosafassuug des Mouiage (Tuillaiime. 105
mon seniblant cogneu et aparceu que de ma personne aves este paou-
reux; et se vous estes de moy deffuis, coinme se j'evisse este honime
qui mal vous eusse volu faire, saclies le contraire. Car quoi que je
soie noble honime, et que je me soie gouverne comme hault princier 20
jusques a cy, si ay je maintenant remors en mon courage de lessier
les grans estas mondains et vivre le surplus de mon aage en religion
solitairement et plourer mes pechies pour moy amander et faire le
sauvement de mon ame. Si vous supplie que pour ung religieux me
veilles retenir aux despens de cent mars d'or, lesqueulx j'ay aveques 25
moy aportes et que je donray a l'esglise pour moyne devenir et pour
estre receu vestu liabillie et entretenu comme ung moyne.'
5. 4 mablement fut Guillaume receu vestu et chausse et mis de
i\ son estat, qui moult valoit d'argent, en abit d'un moyne,
et fut feste faicte asses joyeusement pour son entree. Mais gaires
ne dura en l'amour des religieux, qui moult souvent le regardoient
et tant le veoient grox fourny et membru, que a eulx tous estoit 5
desplaisant pour taut qu'il mengoit et buvoit plus que trois autres
n'eussent fait. Si aparcevoit bien que ilz regardoient a ceste cause,
mais nul compte n'en tenoit ne il n'en mengoit ne mieulx ne pis.
— Ung jour avint que en celle abbaie arriva .1. clievalier, lequel vint
si bien a point comme a heure de disner, et de fait le fist l'abbe ii
veiiir en couvent comme les autres. Mais mal fut servi par les offi-
ciers, conmie ' Guillaume l'aparceut, lequel s'en donna de garde pour
l'onneur de noblesse et de tonte l'abbaie. Si se leva de table pour
remoustrer celle faulte a l'abbe |, auquel il dist de fait]: 'Ou boii(e
honneur et courtoisie et largesse deussent avoir lieu et regner, haban- i
donnes tout mal, sire' fet il, 'dont je ne me puis tenir de [moy] cor-
rousser.' 'A quel propos dictes vous ces paroles, sire Guillaume ?'
fait l'abbe qui mie n'y pencoit. 'Je le dy pour vous et })our voz
nioynes, sire' fet il, 'et pour ce clievalier, (pii aussi tost connue nous
aves fait a table seoir, et je ne voy devaiit luy que meiiger: si vaul- -(>
sist mieulx lui avoir donne congie et lesse aller a son avanture (pie
de l'avoir amuse a celle table pour neant. Si en demourera sur vous
tout le blasme, et quant il sera en lieu pour en parier, il fera |, s'il
chiet a ])oint,] tel raport que tout vostre convent y avra jieu d'oiiiieur.'
Et lors apjiella l'abe ceulx (|ui devoient servir, et leur commanda 20
comment que ce fust que on doiiiiast a disner au clievalier.
4. 25 marcs B 26 donrray B
5. 2 dum B '■' feste faicte] fait feste A guieres B (so immer) ^ ne
mieulx ne pis] que mieulx A l** u heure — officiers Comme x/reiiiial iii B,
dabei nacli couveut /ii>i^.ii(/efügt pour disgiier '•" Si] Et B " reniostrer B
(so imtncr). Wie auf'.ulöscti? i"' habandonne B "' courousser B 1^ fait]
ce respond lors B 21 hiisser A 22 demourra B 21 jiuroit A
' Man könnte auch Comme etc. .als Tciriporalsatz auffasson, dann wäro ^V (El)
se leva der Jv'acbstitz dazu mit dem bekannten plconastischeu Gebrauche der l'artikel.
1 iü Die jiltlraiizösiHrla' I'rosara.s.suiij^ <l('.s .M(jiiia<.'f Ouillaiiiiie.
6, 4 iiissi fu(, Ic Chevalier servi i)ar la parole de Ouillamiu; (jui
i\ s'eJi coniplaij^iiy a ]'al)l)e, doul le prieur et leM nioyiies le
prindrent eii si graut liaiiie, que ehascurn d'eulx desiroit tous les
jours sa inort, et mesmes l'abbe, lequel tint uiig jour son parlenient
5 ave(iues la plus grant j)artie de ses moynes. Et fist le prieur de
leans avant parier disant presens tous ceulx qui la estoient: 'Trop
est le nostre estat abaissie et de plus en plus diminuera, beaus-
scigneurs' fet il, 'se inaniere ne trouvons par (juelque voie, cointnent
nous soious de Guillaume despeschies. Car il est plus (pie nul de
H) nous ceans de tous droiz afranchi: il boit et inengue ce dont nij ou .v.
religieux devroient avoir a Süffisance, et si ne vient a matines si non
quant bon lui semble. Que mauldit soit il qui ceans l'araena et qui
le chemin luy enseigna pour y venir demourer et estre rendu moyne!'
[Et (|uant le prieur (eust parle), lors parlerent les aultres ainssi que
I . niyeulx sceurent.] Si y en eust ung entre eux, lecjuel savoit de nia-
lice largenient, et leur dist: 'A sa niort l'envoierons procliainenient,
se nion conseil voules croire, beausseigneurs' fet il. 'Et est la chose
pour le faire mourir si propreraent pourpencee que jainais il ne autre
ne s'en doubteroient de ce. Et vous diray comment: nous avons
1^11 ceans de coustume, que tous les mercredis Tun de nous moines est
envoye au poisson sur la mer pour appareiller le disner. Et ii cheniins
y a pour y aller, Fun seur et l'autre trop dangereux. Demain sera
üienjuedy que nous y eiivoierons Guillaume, disans que c'est son tour
pour pourveoir le convent de maree, et lui enseignerons le chemin
■i5 du büis, du(j[uel jamais ne retournera, s'il y va, car la repairent tant
de larrons, que movüt avra a besoigner avant qu'il puisse de leurs
mains eschapper.'
7. A ce conseil se tindrent lez autres moynes. Et finablement
jl\ fut Guillaume raande, et lui commanda l'abbe que l'en-
demain au matin il se aprestast pour aler querir la provision de
poisson qu'il leur convenoit, et lui enseignerent par ou il devoit
5 aller. Et quant Guillaume ouy dire que il convenoit passer le bois,
il respondy [ausques] joyeuseraent: 'Je le ferai, sire' fet il, 'et porterai
avecjues moy mon haubert et m'espee, qui en pluseurs lieux m'a
servi, et moult l'ayme pourtant que Charlemeigne la me donna.
Mais tant vous puis je bien dire, que se larrons viennent sur moy
10 d'aventure, ou que je les treuve en cellui bois en allant ou en re-
tournant, a eulx me combatray et les mectray a niort sans reraission,
car le voisinage d'eulx ne peut mie grandement prouffiter.' Et quant
l'abbe l'entendi parier de porter son espee et son haubert, il lui res-
pondi: 'Pour quoi voules vous porter armes, sire Guillaume?' fet il.
6. 7 diminiera A {so immer) •• noz A H souffisance A nom B
15 eu y A eux lequel] lesqueulx A 20 merquedis B noz B 21 apillf B
23 disant A
7. - Guillaume] Renouart B "< plusieurs B '^'■^ l'entendi] entendi A
D
Die altfnmzösische Frusafassimg des Moulage Guillaiime. U)7
'A vous n'affiert plus d'armes porter, puis que vous estes moyne 10
rendu, et mie iie en portent les autres, quant ilz y vout, iie ilz
n'ont paour [ne freur] des larrons. Car plus n'eii y frequente ne
puis n'y en frequenta nul, que ilz furent par justice pendus.' Et
lors se asseura Guillaume a la parole de l'abe. Et rendemaiii se
appoincta Guillaume et fist .u. sommiers et 1111. peniers appareillier 20
et ung garcon qu'on lui bailla [pour les ehacier]. Et taut exploicta
qu'il entra ou bois, ouquel estoient quinze larrons, desqueulx nul
n'esehappoit sanz estre robe destrouce ou oecis.
^e loing virent bien les xv larrons venir Guillaume, (jui
nulle defFence n'avoit si non d'un gros baston qu'il avoit
cuielly en cheminant. Et quant les larrons approchierent de lui et
ilz le virent seul sans compaignie si non d'un garcon seulement, ilz
vindrent souddainement vers lui lors, et tout a coup lui escrierent: 5
'Demoures, ribault moyne' fönt ilz, 'demoures, car plus ne passeres
en avant!' Et lors les regarda Guillaume et le baston havüce en
fery ung par si grant air sur l'oreille, que tout estourdi le porta par
terre, puis vint a lui pour s'espee avoir. Et lors s'en combati si
asprenient, que plus de cinq en occist sur le champ. Mais son gar- lu
con lui tuerent par courroux et vengence, dont il fut tant doulant
que merveilles. Et lors habandonna ses chevaulx et se fery en eulx
si airement, que jusques a xi. en occist et detrancha, et tous les
autres eust il mal atournes en la fin, se ilz ne s'en fussent fouis.
Si ne les cercha mie granment le conte Guillaume, aius lez com- 15
manda a tous les deables. Et pour ses plaies estancliier, dont il
avoit maintes sur luy, rompy sa gounne et dessira, pencant que par
l'abbe et par tout le convent avoit este trahy, si jura le corps saint
Benoist que l'abbe [le prieur] et tout le convent corrousseroit. II
ne picqua plus avant alors, ains retourna tout le plus diligenment io
(pi'il peust vers Clugny, ou il trouva les moines parlans en consis-
toire de luy et de son voyage.
9. T^ieux, conme furent esbahis l'abbe le prieur et tous les
A.r moynes, quant ilz aparceurent Guillaume qui tout sanglant
estoit des [plaies et] blesseures que lui avoient faictes les xv larrons.
II se adressa vers l'abbe tout premierement et de son baton lui
donna sur l'espaule ung si ])esant horion (|ue jiar terre l'abaty si ^
douloreusement, que tout cuidoit estre ronq)u etfroissie; puis s'escria
haultement: 'Tous y mourres, felons trahitours' fet il, 'et mal meschiei
nie viengne se nul de vous espargne, (juant lionteusement m'aves
7. 1'' en p. I emporteut A
8. • loings B " dum B «^ queilly B -1 le fe/dt B nom dum B
5 soubdaiiienit B ■'^- 9 a terre A 10 eu occist xweimal B H tuoreut]
occeiret B i''' aireemt B u sej ne A 15 gratment B l^ tout lo j le-
tout B
9. ' baston B " mal] mau B
1()8 Die alU'iJiiizösisclie l'njsiif'a.ssiuig des Moniiige CJuillaiiiiie.
Vdulu faire nmiirir!' II fiert la ou il peust acleiiidrc, pui.s sur l'un,
iti |)uis sur raiitro, car iivoir ne les peut a son plaisir jjourtaiit (ju'ilz
ö'ojiluieiit, et lez eluvce tous en teile inaniere, que mil Ji'y a (jui se
ose devaiit lui trouver. Si conviiit Guillaunie soi deporter a itant,
et despuis fist l'abbc envers lui la paix du convent et de lui inesmes.
Et denioura Guillaume aveques eulx [encores] ung espace de tenip.s,
1". ])oiidaiit le(iuel il iiuia son propos et dist que plus ne seroit moync,
et (|ue ce n'estoit que faulsete fainte et niauvaitie parfaicte. Sy lui
vini eil volonte d'estre hermite et d'en essaier la vie, car en abbaie
de nioynes feroit, ce dist il, a grant peine le sauvement de son anie
pour les grans pecliies que on y commet et pour la faulsete [envye]
20 et dcsloyavdte qui tousditz y reisgne.
10. / \ uillaume d'Orange cognoissant la hayne que ceulx de Clugny
\ T avoient a lui, ne savoit dont ce pouoit venir. (II) assembla
ung jour l'abbe le prieur et les moynes tous du convent et ausques
courtoiseraent leur dist: 'Chacun de vous scet, beausseigueurs' fet il,
5 'que pour Dieu servir nie vins cy aveques vous rendre moyne, garni
d'armeures de clieval et d'or fin jusques a cent marcs, que je vous
[)rescntay quant ceans pour estre moyne me repceustes. Je y ay ja este
longteni})s, de quoi je mercie vous tous en commun et ung chascum de
vous par soi, en vous suppliant que raes deffaultes me veilles de bon
10 cueur pardonner. Car plus n'est mon intencion d'estre cy en cloistre
avetjues vous, ains me garderes, s'il vous piaist, mes armeures, ni'espee
en especial, mon haulbert et mon heaume, et mon cheval nourrires
jusques a ce que de moi aies eues nouvelles, car je ne scay que j'en
pourray avoir afFaire.' Et quant lez moines et l'abbe entendirent que
15 ce n'estoit mie le plaisir de Guillaume de soy plus tenir aveques
eulx, ilz ne Ten oserent plus prier, ains luy dirent que de ses ar-
meures et de s'espee Joyeuse, que Charlemaigne souloit en son temj)s
porter, ne se soussiast en nulle maniere du monde, car volentiers
les lui garderoient ilz [au myeulx que ils pourroient], et son cheval
20 pareillement garderoient [ils et nourriroient] tant comme il pourroit
[vivre] boire et menger. Et au surplus se appointa Guillaume d'autre
abit que de moinial vestement et vesti l'abit d'un convers, a courte
cornecte grise son chaperon. Et comme aiant duel de laisser l'abbaie
s'en parti en commandant a Dieu les moynes, lesqueulx faisoient sem-
25 blant de estre corroucies. Mais non estoient, comme on le peut bien
croire; car moult a envis l'eussent ayme pour les causes que cy
devant poues avoir entendues. Si se taist a itant l'istoire d'eulx et
retourne a parier du noble conte Guillaume.
9. 12 Si] Si lui B l-t vue A 17 essoier B 2o tousditz fehlt B resgne B
10. i Chacum B 5 mojne/ehlt B lö l'en] luy eu B 18 porter nach
souloit B li' les] la A ilz fehlt B et] et uourriroieut taut A 22 dum B
2-'5 dein B 24 les] aux B 2(i a fehlt B 27 aeulx listoire B i'' retourue —
conte] parle de A
Die altfranzösische Prosafassuns; des Moniasje üuillaume. lOÖ
II. C 0 m m e n t G u i 1 1 a u m e d ' 0 r a n g e s ' a 1 a r e n d r e
e n u n g h e r lu i t a i g e p a r 1 e c o n s e i 1 d ' u n li e r m i t e a u q u e 1
il confessa tous ses i^echies.
(A: 331c — 332 s B: 501'^ — 502^.)
11. /^^ Y dit l'istoire que quant Guillaume, le noble prince d'Orauge,
I I eust courtoisemeut a son pouoir pris congie de l'abbe de •''>
V_y^ Clugiiy, du prieur et des autres [officiers] de leans et de tout
le convent, et il se fut habillie et vestu a son gre de nouvel et rendu
ses autres vestemens, et il se fut parti de leans, il chemina tant qu'il
vint en ung bois, non mie ou il sceut qu'il alast, comme racompte
l'istoire, mais a l'aventure la ou la grace Dieu [l'Jeust voulu conduire. lo
Et plouroit movdt fort en cheminant, memoratif de sa vie et des faits
de sa jeunesse, dont il se repentoit contrutement, et moult desiraut
soy en eonfesser et trouver ung lieu desert ou hermite ou autre bon
preudomme demourast, lequel lui sceust et peust donner allegement
et bon conseil. Si se bouta de bois en bois de haie en haie de bisson lö
eu bisson de halier en halier et de destroit en autre, non mie tout
en ung jour, en n ne en ni, mais ainssi comme aventure le condui-
soit par ses journees. Et tant fist qu'il passa par ung boseaige apres
ce qu'il eust grans bois [grans bocaiges] grans fourests et grans
rochers traverces, et se desvala en ung val, ou il aparceut une petite 20
maison composee entre n buissons. Et au devant d'icelle vit ung
hermite, qui si grant paour eust de lui, qu'il se rebouta en son habi-
tacle, soy seignant et merveillant dont pouoit ung tel homme venir.
[Et] s'il fut espouente, nul ne s'en doit [veritablement] esbahir, car
Guillaume en son temps entre les princes crestiens et apres Renoart 25
Loquifer et les autres que l'istoire a cy devant nommes, il les passoit
tous de haulteur, de fourme et de grosseur, ne de plus vaillant n'avoit
en son temps durant qu'il estoit; si vous racomptera comment il coni-
bati Ysore le grant devant Paris; mais avant dira par ordre et de
point en point, comment il fut pris et mene en Palerne, ou il fut .vii. 3ü
ans prisonnier en la main du roy Sinagon, qui par sort le trouva et
vint querir en son hermitaige, et comment Landry le fist delivrer.
12. ¥Aour nostre matiere ensuir et mener a fin par ordre, dit ristoire
X. que quant Guillaume, qui lasse et travaillie estoit d'avoir fait
son devoir de trouver l'abitacion d'un preudomme hermite, vist cellui
11. 1 d'Orauge fehlt B 2 dum B 5 % weites de xweimal B ^ veste-
nieus] V. nouviaulx B H fauts A ^^ preudomme B !'•' grans J grant B
2" rochiers B 21 couposee B 23 faiguant A 24 g'ü | il se B esbahir]
merueiller A 2"i Renouart B 2() nommes] en lisloire nomcs ]'>.• Mrl-
leicld bot das Ori(/inal que l'istorien a cv devant en l'isloiiv nonunes?
32 Landry] Maillefer AB
12. 3 dum B
110 Die altfranzösische Prosafassunj^ des Moniago (Iiiillaiiinc.
qui se retray cn sa iiiaisoiiiiete, vous dcvcn savnir i|u'il fut nioult
5 doulant. II viiit a I'uis lujii })ouitaiit, et saus y liuitcr iie fain; graut
iioise, parla nioult courloisenient |eiij disaiit: 'Helas beaux i)reu(l()nis'
fct il, '(jui ceans vous estes retrait alors (jue je cuidoie a vous ])arl(i-,
je vous prie quc le voütre huis nie veulles ouvrir et parier a iiioy ou
noni d'icellui qui toute creature fourma.' Si se taisi adonq Guillaume
III })our ouir la responce que lui feroit le Saint hermite, lequel ne lui
v()ulu|t] pour adonq respondre, car trop avoit eue [a son cueur] grant
paour. Et lors se assey Guillaume la ou il avoit veu le saint preu-
domme seoir, quant il estoit la arrive, et moult piteusement se dolousa
en souvenance des maulx qu'il avoit faitz en son temps, des guerres
1'. <|u'il avoit demenees, des corps humains qui par luy avoient este
occis ' et en peril de niort, des larrecins et des roberies qui soubz son
adveu avoient este commis. En parlant a soi niesraes, re(juerant
mercy au doulx Ihesucrist geeta ung souspir si haultement, que
clerement l'entendi le preudomme, qui bien cognut adonq que c'estoit
•2U ung pecheur qui desiroit confession en intencion par aventure de
venir a amandement.
13, /~\uant le preudomme hermite eust [ausquesj ouy ce que Guil-
\2!C' laume disoit a par soy, il vint a l'uis lors et en soy seignant
luy dist: 'Je te conjure, homme que tu es' fet il, 'ou nom de Dieu le
tout puissant, que tu ne me mesfaces en nulle maniere du monde,
5 se je te lesse eeans entrer, ains me fai tout courtoisement assavoir,
qui tu es et que as cy a faire.' Et lors lui respondi Guillaume:
'Saches, beaux preudomme' fet il, 'que je ne sui mie homme qui soie
venu pour toi mal faire, ne je n'en ay aucune volente, ains sui venu
pour moi confesser et parier a toy priveement.' Et lors lui ouvry
10 Termite son huis, et Guillaume y entra, qui jamais Fermite [qui] son
})arant prochain estoit, n'eust cogneu. Et quant il fut dedans entre,
lors parlerent ilz et deviserent Tun a l'autre ausques priveement, et
lui demanda Guillaume, qui grant faim et grant soif avoit, a boire
et a menger. Si lui gicta Termite des pommes et des poires telles
1'. comme il les raengoit devant lui, et lui donna du pain d'orge et de
Teaue pour boire, car autre viande n'avoit pour toutes refections, et
lui dist: 'Prenes en gre, sire' fet il, 'les biens que je vous ay cy pre-
sentes. Car saches que je ne use d'autres viandes tant qu'a present,
12. '5 uompourtaut B •'' veifl B l^ paour] freeur B preudomme B
H ils B li* proudomme B
13. 1 proudomme B >5 comiure B 7 proudons B 13 fain B 14 meuger]
in B noch einmal et aboire gecta B 18 taut qu'] quant A
1 Vgl. im Geiliclite an anderer Stelle (Ms. Biit. Mus. 20. D. XI, Tir. 2)
Donc ft'npcnsa .G. au ccmrl nes
Que moult o mor.-i de yinx piiis qiril fn nes.
Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume. 111
ja soit ce que en mon jeune aaige aie bien acoustume d'en estre servi
de plus grans et conie ung seigueuv terrien ; mais l'amour de Dieu, 20
laquelle j'ai intencion d'acquerir et de faire le sauvenient de mon
ame, a le mien couraige a ce lueu, que de ceste viande nie convient
passer, non mie par contraincte^ car je sui de noble sang issu et
asses trouveroye qui me serviroit, se je vouloie, mais par devocion
que j'ay a Dieu servir, actendans sa benigne grace.' 25
li. i ux paroles du vaillant hermite entendi Guillaume que il
l\_ estoit noblement ne, dont il fut ausques joyeux et desireux
de savoir, qui il estoit. Si lui dist: 'Vous estes gentilz homs, sire
preudoms' fet il, 'aux paroles que j'ai cy peeu ouir, et aussi sui je
veritablement. Si vous prie que le voustre nom me desclaires et qui 0
vous estes, se s'est voustre plaisir; sachies que le mien ne vous eeleray
je mie, ains vous diray mon estat, qui je sui, selon ce que je pourray
de vous ouir, car tel pourries estre et avoir este, que pour rien ne
vous reciteroie mon nom ne de quelle lignee je sui sailli.' Et lors
lui respondi Termite: 'Si courtois me sembles en langage, sire' fet il, n»
'que a vous me descouvreray priveement, ne ja de mot ne vous en
mentiray. Saclies que noble homme sui je voirement et de si haulte
ligniee conme du parante Aymery de Nerbonne, de Guillaume, de
Hernault, de Garin, de Bernart, de Beufvon, de Guibert et de Aymer;
si sui nomme Guesdons, qui suy issu d'une dez filles Aymery.' Et i"-
lors le recognut Guillaume, qui taire ne se peust, ains lui dist: 'Bien
trouve soies vous, beaux [doulx] nieps !' fet il. 'Saches que noble
homme sui je voirement, et suy Guillaume dont cy vous ay ouy faire
mencion, qui ay Orange lassee a Bertran le filz de Bernart, et comme
cy vous ay ouy racompter, ay pour servir Dieu laissie la mondainete 2ii
et m'estoie rendu moyne en une abbaie. Mais j'ay trouve les moynes
parvers et si mauvais a mon semblant, que de leur compaiguie me
sui parti et plus ne me suy voulu tenir en cloistre, ains ay eu en
moy volente par devocion de Dieu servir en hermitage ou en lieu si
solitaire que plus n'eusse la veue ne la frequentacion du monde.' 25
Et lors s'estoient Fun l'autre moult doucement acole, et eu passant
cele nuit deviserent de pluseui's choses. Mais l'endemain s'en voulut
Guillaume partir; si le convoia Guesdons plus d'une grant lieue et
lui enseigna le lieu ou ung autre saint hermite souloit dcmorer, puls
retourna en son habitacle et lessa Guilhunne, qui asses ploura au :iii
departir. Et tant esploicta en travercant pais desers landcs et buis-
sons, qu'il arriva en icellui hermitage, qu'il trouva desmoly et pres
que confondu par faulte de avoir este soustenu et habite.
13. ■^•5 actciulant B
14. 4 prondoms B j'ai — ouir] lentens A •' cest H " osfes je
frl/!t. B 3 uoii B W reniiite j le proudönio B 1'^ suyj tut A li' les-
siee B Bertram B 20 lossioo B modaiiito I> ''' acolo fr/tit B -" plu-
sieurs B
112 Die alttmii/iisisclio IVosatassiin«; des Moniage Guillaiiine.
15. / vr est Guilhiuiiie urrive eii ung j):iis desert et longtaiii de
' f toutes gens, si quo a grant peiiie l'eusseut tous les lioiniiics
(lii iiioiide (juis iie troiive, se Deables })ar leur art ou seience Jie l'eus-
sent aceu.se, conune si firent ilz; et moult graut peine raist a cellui
5 lieu restorer a sou pouüir et mectre en poiiit comuie par avaiit. Kt
la menga pojiiiiiez poires sauvages racines glans et herbes (ju'il
mengoit crues, puis buvoit eaue qui sourdoit d'un terrier, doiit il
couroit .1. ruissel au long d'un val. Et la disposa de deniourer et
vivrc le surplus de son temps et servir Dieu segreteinent. Mais
1(1 gaires n'y fut longuenient, conme ja tost vous sera racornpte en l'is-
toire, laquelle se taist de luy et parle du roy Synagon de Palern e.
III. Conmient Sinagon de Palerne sceust ou estoit
Guillaunie d'Orange, et coninient il xDenvoya cerchier
prendre et amener prisonnier ou chastel de Palerne.
(A: ci32«— y34'-; B: 502i^ — 50G».)
16. /'^\i" *l't l'istoire que apres la mort des rois Desrames Thi-
f) I I bault [d'Arrabbe] et ceulx qui contre Guillaume d'Orange
V_^ Renouart et leur lignage eurent guerre menee, les autres
rois sarrasins et nobles homes qui aveques eulx avoient este guerroier
en France, en Espaigne ou ailleurs, ou moult avoient pardu et peu
prout'fite, s'estoient retrais chascum en son pais pour vivre en paix;
!0 car plus n'avoient doubte d'avoir guerre, du moings n'en cuidoient
point avoir. Car bien disoient que c'estoit par eulx mesmes les mes-
chiefz qui leur estoient advenus, et bien s'en feussent gardes, se
ilz eussent voulu. Et qui demanderoit comment, dit l'istoire (j[ue ilz
avoient en j^luseurs contrees des saiges honnnes payens, lesqueulx se
],-) cognoissoient es cours des estoillez et es signes des planetes et se
entremectoient de faire conjuremens, quant ilz avoient gectes leurs
sors par quoy ilz savoient les cboses advenir, et par ars magiques
et autrement diaboliquement avoient respons de ce qu'ilz demandoient.
Or estoit pour lors en Palerne le riebe roy Sinagon, lequel en avoit
i:(i ung vielx et aage connne de iiu. xx. a cent ans, qui estoit nonnne
Malaquins de Lutes. A cellui Malaquins se adressoient pour son
grant sens tous lez princes et rois procliains voisins de Sinagon et
estrangiers mesmes, quant ilz oyoient de lui parier, pourtant <que>
[ce] qu'il sortissoit n'avoit point en defaulte, mais avoit Ten veu
2.0 advenir veritablement ce qu'il avoit pronostique et sorti.
15. t> glaut AB 7 dum B « dum B
16. 3 ou — Palerne fehlt B 5 Guillaume] aymery B 1+ plusieurs B
{so immer) 15 es cours] ou courts B 20 aaigie B nomme] appelle B
21 malaquim B Lucas oder Lutes? Ivi Gedichte ist ein König Matamars
de Lutis ycnannt; der Seher selbst lieifst Macahrins. Vgl. auch llom. IL
331 und Zenker, Das Epos tjon Isernb. u. Oorm., S. GU. -i pourj par A
Die altfrauzösische Prosafassung des Moulage Guillaunic. ll.">
17. T Tilg jour estoit en son palais le roy Sinagon, pencant au tenips
KJ passe, aux guerres merveilleuses que avoient meiiees les
crestiens contre les sarrasins, aux damages qu'ilz avoient repceuz eu
pluseurs batailles, aux rois et aux grans seigneurs que crestiens
avoient faiz raourir, a Aynvery de Nerbonne, qui connnanceur avoit 5
este du tenips Cluirleniaigne, <le Guillaume d'Orange, qui tant avoit
de nierveilles esclievees depuis ung peu, et de Renouart, par qui
Guillaume avoit reigne en si grant prosperite, que par lui avoient
ausques este pardus et destruicts. Si en avoit si grant merencolie
en son chief que il ne s'en pouoit asseurer, et lui estoit avis que lo
Guillaume menoit guerre. Si appella Malaquins qui tant vielx estoit
[comme ouy aves], et lui dist: 'J'ay en moy une yniaginaction, sire
Malaquins' fet il, 'par laquelle je suis maintes nuys en nion dormant
resveille, pencant a Guillaume d'Orange qui mort est ja a longtemps
comme je croy, car longtemps a qu'il n'en fut nouvelle, et qui laissa 15
Orange a son nepveu Bertran le plasim. vSi en vouldroie bien savoir
la verite pour moi oster de celle pencee, et que eussies sceu par la
science que vous aves, qu'il en est veritableraent.' Si lui respondi
Malaquins: 'De lui ne me souvint ja a longtemps, sire' fet il, 'mais
saclies que dedens .iiii. jours y regarderay et vous en diray ce que 2n
j'en pourray mieulx savoir.' — Malaquins gecta une nuyt ses sors
en regardant les estoilles et vit une merveilleuse cliose en la con-
stellaction d'icelles, dont moult fut desplaisant. Et Ions ' print une
17. 4 xuxites aux fehlt B * fait A 6 de] Anakoluth ; der Scli.riftsieller
liat ein Verbum des Erinnerns im Sinne 1^' Ils B H malaquiui B 1-5 mala-
quim B suy maintefois parnuit B 15 a feldt B 1''' piasinn B -1 pour-
ray—savoir] sauray A Malaquims B
' Vgl. zum Folgenden die etwas ausführlichere Darstellung des Gediclites
(Ils. Bibl. Nat. fr. 24 370, Tir. 52):
Synagon est en la lour de Pah-.rne,
Avec lui sollt les Turs de pute gieste.
La niiit iert quoie et la lune bdst bele.
Getent kur so7-t par une des ftneslres.
./. riche poile le meslre clerc i giete,
Dessront le paile et descire et desserre,
En .an. pars dtsront et esquarlele:
Les .iii. parties en ckairent a terre,
La qiiarte part envers France s'arresle,
En l'air se fient, ne chiet ne ne chancck.
' Veez ce poile qui enmi l'air s'arreste,
Qui divers France a lournee In teste:
Ce senefie que Francois se revelent
Et qu'il ve.nront par farce sus I'alerne,
Prenderont nous par force et par poestc,
Si nous feront dolereuse ßn Irere.
Et ces .iii. pieces qui la giscnt a terre,
Ce seneße no duel et no pover/e,
Que Ja vers Frans ne pnrrons tenir terre
Archiv f. n. Sprachen. XCVII.
IM Die :iltfr;iiizf)sisclie Prosafassuiig des Moiiiage (riiillaiiine.
piece <le (Irup, dont il lisl, dois j)artie8, et sur ce fist uii«:- (•onjuiciiicnl
25 ainsi que bicn Ic siivoit faire, puis Ic gccta ainsi devise conimc il
estoit en l'air pour savoir que chaeune partie devendroit. Si en chay
l'une des .111. parties a terre, et les .11. autres dernourerent en l'air,
jusques a ce quo l'uue prist son elieinin vors la terre de France, et
la ni" varia par my l'air, ne peut niie honiicment savoir quelle part
30 eile chay. Et lors j)rist il en soi si grant desconfort, (ju'il destordy
ses poings et arraiclia les cheveux de i^on chief, en blasmant ses
dieux et disant a par soi: 'Hay Malionil' fet il, 'comment est il ainsi
que par vous soit teile oeuvre consentie, qu'il aviegne que la cite de
Palerne soit destrviicte par crestiente!'
18. 4 iiissi se dnlousa Malaquins, lequel regarda de rechief vers
J\. les parties de France et vit sa mort que luy mesmes sorti,
et dist en soi troublant et desconfortant: 'Hay Guillaume' fet il, 'que
mal de Teure que vous fustes onques ne de niere, et de quoy aves
5 tant vesqui et vivres, que il me convient par vous mourir ! [Par vous
tous sont mes meilleurs amys mors, et par vous mourrayj ainsi conune
je le puis a mes yeulx veoir, mais comment, le jour ne Teure ne say
je raie proprement. Et si fera le roy Sinagon que j'ay nagaires apar-
ceu.' Si ploure sa mort et celle du roy Sinagon et plaint la cite, et
10 les bourgois de Palerne regrete il tant comme il peut. Puis s'en part
et va en la Mahommerie soy mectre a genoulx devant Tiniage de
Mahom, auquel il fait humblement sa priere et lui requiert qu'il ne
vueille une teile merveille consentir. Si survient illecq Sinagon poui-
aourer selon leur loy et leur coustume de faire. Et quant il voit
15 ainsi fondeement [lermoier et plourer, parfondeement] gemir [et sous-
pirer] Malaquins, il se trait vers lui et lui demande la verite de son
sort et quant il avoit este fait. Et il luy respondi: 'En ceste nuyt ai
je regarde le cours des planetes, sire' fet il, 'et ne dormy en ceste
nuyt de dueil pour la constellaction dez estoilles que j'ay veue, et
20 tous les signes, par lesqueulx j'ay eu clere demonstrance de vostre
mort et de la mienne, dont je me merveil. Et si vous dy tant que
Palerne vostre cite sera destruicte. Et tout ce que me oyes racompter
avendra par Guillaume le filz Ayniery, qui Nerbonne conquist [jadis]
sur Desrame le vielx aniiral.'
19. Tpvieux, comme fut doulant le roy Sinagon, quant il ouy teile
J..' aventure racompter et teile exposicion faire de la vision
(pi'il avoit souvent en son dormant. II regarda Malaquin adonq et
lui dist [froideement] : 'Comment se peut il faire, sire Malaquin' fot
5 il, 'que par cellui qui j^lus ne vit, qui mort est ja piec'a, puissions
ne vous ne moy mourir ? Certainement je ne croy mie que failly ne
17. 2ß estoit] e. deuise AB 29 la] ala A polt ß 31 \es] ses A
18. 1 malaquim ß 13 veille ß w Malaquins feJilt ß 19 deil ß 24 le
vielx amiral] et lamiral A
19. 1 ouy fehlt B 2 exposicion] repon ß 3 malaquim B t malaquim B
Die altfrauzÖMSche Prosafassung des Moiiiage Guillaume. 115
aies a vos sors gicter, et que la paour que vous aves de mourir le vous
face ainsi adeviner. Car j'ay niez espiez envoies oultre mer, les-
queulx me ont certaine verite dicte et raportee, disans que Guillaume
se parti ja piec'a d'Orange et laissa son pais a uiig sien nepveu, lo
lequel n'ouist puis nouvelle de luy. Et publie l'en par toute France
et ailleurs que mort est Guillaume. Par quoy je dy que vostre sort ne
tournera ja a vostre verite.' Et lors lui respondy Malaquin : 'Saclies
qu'ainssi sera, sire' fet il. 'Ne vous ne moy ne pouons de sa main
eschapper, comme j'ai trouve par le sort que je feis. Et si ay veu i'>
que je mourray le premier, dont taut ay eu le mien cueur desplaisant,
que mieulx amasse n'en avoir rien sceu.' Et lors se aira Sinagon et
en le regardant ausques despiteusement : 'Une merveilleuse besoigne
vous ay ouy dire, sire Malaquin' fet il, 'et trop aves mon entendement
trouble: que' je cuide estre mort, m'avez certiffie la vie. Si convient -O
que me saichies a dire, ou il est et par quelle maniere je le pourray
avoir. Car jamais de bon somnie n'oseroie dormir tant comme il
vive; si le vueil avoir en mon commandement et le tenir et garder
en ma prison, affin qu'il ne me puisse mal faire, et que je soie en
seurete de luy.' 25
20. ]%/|alaquins de Lutis oiant le roy Sinagon qui mie ne se vou-
ItJ. loit asseurer que Guillaume feust encores vivant, lui res-
pondi lors : 'A ce ne tendra mie, sire' fet il, 'et autant me desplaist sa
vie comme eile fait a vous, pour doubte que j'ay de ma mort. Si vous
dirai ou |ilj est et ou vous le pourres avoir pour en faire ce qu'il vous n
plaira, avant qu'il soit vni jours, se vous voules aveques moy venir
pour passer mer. Car il est en ung estrange reclusaige loingz de gens
et si seul que ja Favres pris avant qu'il vous aparcoive, se en vous et
en vostre compaignie ne tient' Et quant Sinagon entendi Malaquin
ainsi clerement parier, il en fut moult joyeux, car autre chose ne de- lo
niandoit. Et lors fist il son nasvire aprester et mena Malaquin et .n.:M.
paiens aveques lui armes [et apointes] comme pour aller en bataille.
Et quant leur besoigne fut preste, ilz singlerent au vent (pii leur fut
bon, et tant exploicterent, qu'ilz aproucherent le lieu et la terre pro-
chaine ou Guillaume [servoit] nostre seigneur Dieu. Et quant [Mala- i'^
quim] leur eust le bois moustre et le desert ouquel Guillaume avoit
son habitacle drecie, les mariniers prirent terre [adonc], et descen-
19. 7 gecter B s espiees B '•' certaine — disaiis] dit de verite A cer-
taine de verite B 17 ayniasae B '•' malaquim B mon] le mie B -" con-
vient— dire] me dictes A
20. 1 malaquim B •'' est fehlt B 7 loing B ■' inaliuiuini B " iia-
fuire B? aprester] appareillr B malaquim B i" mar(juierz B
' Sollte sich diese seltsame Verkürzung nach Art der von ToMcr, Wrmhchte
Beiträge I, S. 102 ff. angeführten Fälle erkläveuV
11(1 Die altiraiizö.sischo Prosafsissuiig des Moiiiage (Jiüllaimie.
(liri'iit. Sinsigon Mahujuini et leurs liomnicB. Et. iiioiitereiit le niont
iiiiisi commc Malaijuiii les conduisoit, leqiiel so (lc)ul)l,oil loiisjoiirs
2ü de hl mort, inaiz iiiie nc Siivoit conuncnt, (|uant lu; reiii-c, hH|Hclle
estoifc ja venue, comme vous orres. Car (juant ilz fureiit oii liault,
lors parla Malaquiii a Sinagon disant: 'En ce bois cy ihjii iiiie
loing de cestui lieu devrions nous Guillaume trouver, sire' fet il.
'Si factes vos honuues tenir entour vous et regarder ca et la a ce
25 que nul ne s'en fuyc ou destourne, s'il iious aparcoit par quelque
adventure.'
21. /guillaume le noble })fiiice estoit eii son herinitage j)our loivs
vJT que les sarrasins le queroient, et se seoit a son huis pencant
a Dieu, que il servoit en lieu de la vie qu'il avoit menee ou tenips
passe. Et prioit souvent pour l'anie [de] Guibour la noble danio,
5 pour Aymery de Nerbonne son pere, pour Hemengart sa mere, pour
Charleniaigne dont souvent lui souvenoit, pour ses freres, pour ses
seurs, pour ses nepveux, et en especial pour Renouart et Maillefer,
et si prioit pour les trespasses et pour Vivien que plus avoit ame (pie
]iul cfes autres. Et ainsi qu'il estoit en celle pencee, aparceut en
10 regardant entour [de] lui parniy les buissons les sarrasins qui que-
roient son logeis; si se bouta en son hostel, ferma Tuis sur lui et
print ung grant levier, dont il servoit son huis par nuit, et dist
a soi mesmes que se leans survient honnne qui qu'il soit pour lui
nieffaire, qu'il se inectra a defFence. Et qui denianderoit, coni-
15 nient il estoit habillie et de quoy il vivoit, dit l'istoire qu'il avoit
son haubert vestu sur une haire, laquelle estoit pourrie en son
dos, et luy veoit Ten la char par les niailles de son haubert. Si
escouta et ouy a son huis hurter, non mie si malgracieusemcnt
qu'il se deust gaires effroier, car preniier y vindrent pour le cuider
2ü avoir par belles paroles Malaquin et trois autres sarrasins, lesqueulx
s'estoient des autres separes et faisoient avironner tout l'ostel a ce
qu'il n'eschappast.
22. / vuant Malaquins, qui plus pres de sa mort estoit qu'il ne
\ot cuidoit, fut a l'uis de l'ermitage ou Guillaume s'estoit en-
ferrae, il l'appella lors pour le cuider faire saillir hors et lui dist:
'Ouvres vostre maison, Guillaume' fet il, 'si verres ceulx qui vous
5 ont longuement cerchie et quis!' Si ne fut Guillaume gaires esbahy,
ains respondy asses courtoisement comme cellui qui rien ne savoit de
l'aventure qui lui estoit advenir: 'Cr me dy' fet il, 'qui t'a dit que
j'ay nom Guillaume, qui tu es et qui t'a envers moi cy envoie.' 'De
ce ne te mentiray [je] ja' fet il. 'Saches que j'ay sceu que tu as nom
20. 18 i^or Siuagon nochmals adoncq B 1^ malaquim B 22 malaquini B
2'> deurerons B 24 faictes B a ce] ad ce B
21. ■'' Hein.] s/'c ^ que] qui A ayme B 1^ mesfaire? 20 malaquim B
22. 1 malaquiun B 3 H appella B ^ envers] vers B cy fehlt ß i' te
fehlt B
Die altfrauzösiscbe Prosafassuiig des Mouiage Giiillauiue. 117
Guillaunie non mie de maiiitenjvnt, niais de long tenips a, et qui tu lo
estoies; si le me dist ung deable, auquel je parlay. Et suy ca venu
de Palerne pour le tien corps avoir et mener en prison du roy Sina-
gon ; et tant te dy que je suis sarrasin.' Et quant Guillauine entendi
cellui qui sarrasin se nomma, il ouvry soii huis [et le plus tost qu'il
peeust et si liastivement c'(jnques le sarrasinn ne se sceut destourner li
ne guarder, l'assena amont sur le chief ung coup si grant que la
cervelle lui espaultra, et le mist mort a son huis] devant Sinagon,
lecj^uel se retraliy et moult haultement s'eseria: 'Or y parra' fet il,
'beausseigneurs, qui mieulx le fera, et qui mon ennemi rendra vif!
Car ainsi le vueil je avoir, puis qu'il a le mien amy Malaquin occis.' 20
Et lors se mirent les sarrasins en besoigne et assaillirent Guillaunie,
qui vaillanment se defFendi et moult en occist verca et mehaigna.
Mais tout son efFort ne lui valut [ne prouffita] riens, car il fut de
toutes pars assailli et pris par force et rendu nialgre lui au roy Si-
nagon. 25
23. 1% Toult fut joyeux Sinagon de Guillaume tenir en sa possession
1t 1 pour le sort que Malaquin avoit de lui fait, auquel il creust
et croioit mieulx que paravant n'avoit creu, pour ce qu'il vit de lui
mesmes avenir ce qu'il avoit sorti. Si le plaigny asses et regreta
courageusement, disant: 'Hay Malaquin, beaux arais' fet il, 'tant est 5
grant damage de [la] vostre mort: si pleust a nos dieux que autre-
ment faire se peust! Car vous esties savant autant ou plus que nul
sarrasin du monde, et bien est [le] vostre grant sens apparant et ce
que vous disies npres voz sors veritable, si y doit bien chascum croire
et avoir fiance, quant par vous ay la chose en ma possession par i<>
quoy je seray de mort garanti jus(|ues a long temps. Mais trop
folliastes, quant vous mesmes, qui vostre mort veies a voz yeulx[, ne
sceustes par nul sens eviter]. Or en est fait, si ne convient que
vostre mort plourer[, car sur cellui qui occis vous a, ne vous puis je
tant qu'a present vengier].' Et quant il eust longuement plaint et 15
j)l()ure Malacpiin, il fist mener Guillaume au nafvire, et lui mesmes
et ses honmies se mirent en mer et tant exploicterent |}iar navye],
(ju'ilz vindrent a Palerne, ou Guillaume fut mene et dCiSsendu. Et
(]uant ilz furent [montez] ou palaix, lors fut Guillaume amene devant
Sinagon, qui moult le regarda volentiers et luy dist ausques cour- 20
toisement: 'De vous avoir en ma baillie suy je plus joyeux que de
2'<i. 1" qui] que AB n esties A 1'^ suy B sarrasini B J+ sarrasini B
-" aniis A niandaquim B occis] hi li noch: i\u\ la lui aiioit laceruele
espaultre deuat sou huis {der Schreiber hat nachtriiy/ich schie Lciehc narh-
geholt) 21 enibesoiugne B -'5 rieus fehlt B
23. 2 malaquim B 3 crioit A pour] par B -"^ malaquiin B 7 voz A
estes B 12 vous] voz A mosines] A fi(<jt hinxu y allastes 1'' mala-
quim B 1" eu mer fehlt B exploicterent] esreret B -0 regarda] veoit B
ausques] assez A
!18 Diu ultrnui/.iKsische rrosnfassmig des ^roiiiiige (iiiillaiiine.
Charlcnuiigne, s'il vivoit encores, sire Guilkiuinc' fet il. 'Et .sc V(ju.s
me (leinaudics pourquoy, je vous respondroie que j'avray vengenieiit
des rois Desranies, Esrofle, Aussibier, Thibault et des autres (lui par
25 vous ont este occis; et non raie que je face le vostre corps inourii-
pour itant, aiiis vous garderay soigueusemcnt en ma prisoii tellenieiit
que garde n'avres d'eschaper. Car par ung sage clerc fu[stj sorty
que je doy par la vostre main mourir et ma cite perdre et destruire
par la vostre entareprise: si y ay la raercy a mes dieux trouve le re-
30 mede tel que je ne doubte tous les hommes du nionde ne vous mes-
mes ne craings je se peu non, puis que je vous i)uis en nion dangier
[tenir].'
24. /^onune vous oies, parla Sinagon le roy au noble chevalier
\^J Guillaunie, lequel non obstant ce qu'il feust en sa niercy,
luy respondy: 'Les aventures sont si nierveilleuses, que on ne doit
de rien jurer, sire' fet il. 'Et de aussi grande come est ceste cy,
5 ay je en mon temps veu l'autrissement pour le roy Archillant, le
vous dy, qui en Luiserne tint prisonnier vii ans tous aconiplls le
mien frere Garin d'Aussenne pour ung qui estoit appelle Vivien, et
du(|uel il avoit fait sortyr qu'il ne niourroit si non par sa niain, et
si fist il depuis. Et pareillement pourra il de vous avenir, se destinee
1(1 l'a ainssi consenti. Mais ne vous dy mie ne je ne scay pas quant
ne comment ne la maniere, si ose je bien tant vous faire assavoir:
ja soit ce que je soie en vostre garde et commandement comme pri-
sonnier que je suis, que j'ay telz cens cbevalliers en mon linage, qui
mieulx ou plus tost vouldroient mourir, (|ue ilz ne vengent ma mort
1.5 et la peine que vous me feres endurer, se il venoit par quel(pie aven-
ture a leur notisse. Et ainsi se pourra par aventure le sort, que tu
as fait querir, faire.' — II fut emprisonne non pourtant, et le tint
leans Sinagon en [sa] prison .vii. ans, ou il ne lui faisoit que donncr
se non pain et eaue, et povrement le faisoit nourrir, ne dit mie l'is-
:^o toire a quel propos ne a quelle fin ce pouoit estre; mais tousjours
am and a sanz gaires empirer par la grace de Dieu, qui en ces ne-
cessites le conforta et fist en cbartre par son saint angel visiter. Et
despuis eust il grant besoing a crestiente, conme l'istoire le vous re-
cordera ca apres (; laquelle s'en taist tant qu'a present et retourne a
25 parier de Maillefer qui estoit en Gadifferne).
(Folgt die Piosaauflösuiig eines sonst verlorenen Mailieferepos,
s. Abschnitt I der Abhandlung.)
23. 23 me fehlt B 24 erofle B 31 craings] crangs A crain B puis]
tieus A
24. 2 nom B nö A ^ aussi] ainsi B 6 luisarne B ' qui] lequel B
13 ceut B 15 endurer fcJ/U B 16 notisse] counoisauce B 17 querir, faire]
faire querir AB nom B uö A 19 se] si B fasoit A 24 atant quant
apiit A
10
Die altfrauzösisclie Prosafa.ssun<r des Mouiai^e Guillaume. 110
IV. C 0 m m e n t Guillaume d ' O r a n g e f u t d e 1 i v r e
des p r i s 0 n s du fort r o y S i n a g o n p a r 1 e p o u r c h a z du
c () n t e L a 11 d r y 1 e t i m o ii i e r , q u i e s t o i t de s o ii p a r a ii t e.
(A: 3-ftb — 34G'i; B: 520 ^ — 525 1^.)
25. ^1 ^n ceste partie dit l'istoire que quant Guillaume se fut parti
1-^ d'Oraiige pour soi aler rendre moyne eu l'abbaie de Clugny,
JL_J et il eust son pais laissie et sa terre a gouverner a son iiepveu
Bertraii, au(|uel avaiit son parteraeiit il recommaiida ses hoiiimes pour
ce que tousjours les avoit paisibleiiient et doulcement iiourris et iiiaiii-
tenus, et ung peu de temps se fut passe, [fut] ca et la jusques a Paris,
la ou se tenoit le roy Loys de France, la nouvele sceue et publiee.
Si s'en nierveillerent les pluseurs, en plorerent [les aulcuns], et autres
n'en clialu se peu non, conime de chose mondaine et transitoire. Si
en y eust entre les autres ung conte riebe et puissant et bien en
linaige de par Aymery de Nerbonne et cousiii de Guillaume et de la
royne de France, le(|uel fut taut doulant pour Guillaume, que pour 15
faire a Dieu priere qui lui peust valoir envers Dieu et prouftiter a
son ame, se voua au sainct sepulcre de Jherusalem. Et de fait
apresta son erre et mena en sa compaignie xxx nobles bommes en
ung vessel bien garny de toutes necessites, ouquel il se cbarga, ne
dit point l'istoire ou ne a quel port. Mais bien dit que en son voiage 20
faisant, lequel fut au long — car grant estoit et est le cheniin, et niie
ii'ont tousjours les mariniere le vent propre ainsi conime ilz voul-
sissent bien avoir — , lui survint une aventure merveilleuse. Car par
tempeste et orage de temps fut leur nef conduicte tellement, que ilz
arriverent en lieu ou 1111. barges de sarrasins les rencontrerent, et si 20
as})rement les assaillirent, que voulsissent ou noni [et] mal gre en
eussent, ilz les enmenerent. Mais si rudement tracterent le conte
Landry pour ce qu'il avoit plus grant deffence moustree que les
autres, que moult de mal luy firent endurer. Et finablement les
menerent a Palerne devant Sinagon, qui moult estoit joyeux, car il so
liaioit mortellement tous crestiens.
26. / \uant en Palerne furent les sarrasins arrives, ilz presenterent
'.^ les crestiens au roy Sinagon et lui dirent: 'C-es crestiens
vous amenons, sire' fönt ils. 'Et niie ne les avons voulu occire pour
ce que volentiers en factes garnison en voz prisons. Mais |ce] sacbies
(jue ung en y a qui plus nous a fait de coiitraire que tous les autres, 0
et de noz bommes a occis et mebaignies plus de xl. avant ce que
25. ) d'Uraiige] au court ucz -fort fcliUV> -^ In A nocJi hinxii(jcfii(jt :
Comme vous orres en listoire ca apres en ensieuuant et .c.c.c.c. 1" loiiys H
de France fcldt B H pluuroient A l- uom B 1^ erre] estre B -" dit]
racompte B -7 enimenereut B traictereut B 28 möstree B
26. 3 fet il AB les] 1 AB ^ que volentiers umyestcUt A faictes B
120 Die iilUniiizösisclic Prosafiissun;,^ iles Moiiiage Guilhimiie.
iiniis l'iiyoiis j)eu uvoir.' Si Ig reganla lo roy Siimgoii par moiilt
<j;viUii (lespit c(, lui (lomiiiula son norn, dont il estoit. VA il luv res-
lioiidy: 'Moll iioni iie quier je ja celer, Bire' fet il. 'Sachies que on
III in'a|)clle Landry le tinionier qui sui de France natif, noble lioinnio,
Chevalier et lioninie qui toute ma vie ay 1^ guerre sieuvie soubz le
roy Lois de France et soubz Guillaume d'Orange, quant il vivoit.
Or suy je pris en retournant du Saint sepulcre, ou moy et nies com-
paignons avons le voiage empris, et a nostre honneur l'avions aoheve,
i-"» si ne feust ung vent orageux qui hier matiu nous leva de nostre
cheniin.' Et lors luy respondy Sinagon ausques courtoisement: 'Tu
as boii langaige, crestien' fet il. 'Mais en tes paroles ay trouvc uiaii-
terie en tant que tu m'as cy dit que Guillaume, soubz lequel tu as
les armes frequentees comme tu dis, est mort. Je te vueil bien tant
20 dire que non est, ains est en ma prison plus a de .vii ans acomplis,
et la le fäy[s] je languir de famine et tenir en orphante et grant
destresse pour les griefz qu'il a faits au linage Mahom en son
temps.'
27. T^~\ieux, comme fut doulant Landry, quant il ouy Sinagon le
aJ roy sarrasin qui de tenir le conte Guillaume en prison se
vanta. II le regarda moult despiteusement adonq, car bien lui sam-
bloit que il ne l'eust mie si longuement tenu en sa prison comme de
5 vii ans sans ce qu'il en eust quelque nouvelle, et lui respondv: 'Je
ne croy mie ce que vous dictes, sire rois' fet il, 'ne que si hardi
feussiez comme estoit Guillaume avoir garde en vos prisons ung seul
mois entier.' 'Si ay certes, sire Landris' fet lors Sinagon, 'et se une
chose me voules cy couvenancer de faire sans faillir, je vous moustre-
10 ray Guillaume sauf de corps et tout vivant, s'il n'est mort puis hier
matin, car je commanday qu'on lui donnast a boire et a mengier.
Mais tant vueil je bien, que vous sachies qu'il n'est mie en si bon
point qu'il a este aucuneffois, car je ne luy fay donner si non ung
quartier de pain pour jour et ung pot d'eaue seulement, ne me chauft
15 quelle, mais qu'il puisse avoir vie seulement.' 'Et quelle chose voules
vous que je vous convenance, sire rois ?' fet lors Landris, 'dictes le
moy. Car moult me tarde que je le voie, et volentiers feroie la chose
par quoy il pourroit estre de prison delivre, s'il est ainsi que l'ayes
en vostre dangier, lacjuelle chose je puis croire trop envis.' 'Bien vous
i!() en puis asseurer, sire crestien' fet il, 'et la veue ne vous en coustera
rien si non que mal vous fera au cueur, que bien le scay par ce que
cy m'aves dit que en moy n'a mie tant de hardiesse que je l'osasse
garder ung mois seullement. Mais avant ce que je Ten voie querir,
26. 7 Sinagon fehlt B 1'-^ louis B (so immer) V-'' suvz B U eschene B
1"' sc B 20 noni B 21 orpfante B
27. 1 landris B •' conveuaucer B möstreray B 1-j aucune fois B
uom B 1" veoie B lo je — enAas] laqiielle chose je ne le puis croire A
2'^ crestcien B voz A
Die altt'ranzöslsche Prosafassiuig des Mouiage Guillaume. 121
vous promectray je de delivrer a })ur et a plaiu et voz coinpalgnons
pareillement sans fiuance d'or et d'argent iie de rien paier, si non 25
de vous rendre telz et en la maniere que ceans nie feustes amenes,
par ainsi que de ey vous partires, et en luoy promectant de retournex;,
ne cesseres jusques a ce que vous seres en France a Paris ou ailleurs,
la ou bon vous samblera, dire a Loys le filz Charlemaigne et aux
parans du conte Aymery de Nerbonne que je tien Guillaume en nia so
prison en tel estat /comme) je le vous moustreray, affin qu'ilz luy
vienent donner secours ; car jusques a lors ay volente de le tenir.'
28. T andry le noble Chevalier oyant le roy Sinagon ninsi parier,
Jlj lui creanta de fere ce qu'il lui requeroit et mieulx pour le
delivrement de Guillaume, se faire le pouoit. Et lors appella Sinagon
son thourier et lui commanda, qu'il alast Guillaume querir. Et lors
se parti le geolier et vint a la chartre ou Guillaume estoit en grant 5
pencee et si endormy, que a peine l'eust il peu esveiller quant il
appella. Et dit l'istoire qu'il faisoit ung songe a icelle heure, par
lequel il lui sambla que ung angel le [re]conforta et lui disoit:
'C onforte toy, Guillaume, beaux amis' faisoit la voix, 'et prens pa-
cienment l'adversite en quoy te tient Sinagon, car encor seras tu lo
delivre de prison en quoy tu es et ja as este vii ans. Et aujourd'uy
verras le tien cousin Landry le timonier.' Et ainsi comme il estoit
en ceste pencee, ouy le thourier qui Tappelloit raoult asprement et le
fist esveillier, ce lui fut advis. Si lui demanda Guillaume, qu'il vou-
loit, car mie n'avoit acoustume de le appeller. Et lors lui respondi 15
le thourier: 'Au roy te convient venir, Guillaume' fet il, 'si te fera
["de] ta vie expedier, car long temps a que tu deusses estre pendu.' 'Par
Dien, sarrasin' ce respondy Guillaume, 'de ta venue ne suy je gaires
joyeux, et mieulx amasse que tu ne m'eusses ja esveillie.' 'Et pour-
quoy, Guillaume?' ce lui respond lors le chartrenier. 'Pour ce certes' -k
|fet il], 'que j'estoie endormy en ung songe qui tant me plaisoit, que
[)lus a de .xx. ans que le mien cueur ne fut si joyeux.' 'Et quel songe
as tu fait, qui tant a le tien cueur esjouy? Je croy que tu ressem-
bles l'oisel qui chante contre sa niort. Ne vois tu mie que je suy de
par Sinagon envoye pour faire jugement, de quelle mort tu mourras? 2">
Et ne scez tu aussi que la garde d'un tel larron conune tu es, n'est
mie bien seure? Si me tarde que de ton corps soye despechie.'
29. "m Toult fut doulant Guillaume, quant il ouy le sarrasin ({ui
XtX de sa mort lui parla tant de foiz. II respondy lors cn soy
complaignant et pencant au songe qu'il avoit fait et a la duulce
27. -■"• et frhlf B 'il inoiistrcray A? möstreray B
28. - faire B requeroit] dist A • son thourier] legeolier A '>peul
peust II B 1" sera A H vii ans | ja a vii ans B 13 geolier A 1'"' geolier A
17 deussies AB '^ ce respondy] fet A 1*^ aymasse B eussies A -^ ce —
chartrenier] fait le geolier A 24 vois] uoy A 2(i dum B
29. 1 sarrasim B •' douicee B
122 Die altfraii/.ö.si.sclif rro.safas.siiiii^ ili-s .Moiiiuf^e Ouillaunic.
l)C'iicce eil quoy il esloit a reure (jiu; le gi^olicr Tiivoit esveillic, puis
.0 (list coninio par regret: 'Hallas tinionier, l)eaux doulx cousins' fet il,
'coninie est le mieii cueur doullaiit (jue ])lus longuenient ii'ay doniiy!
et inaiildit Koit le sarrasiii qui niOusta de la peiicee en quoy j'estoie!
Car il lu'estoit advis que vous avies a .xxx. Chevaliers ce palaix
eoiKjueste, et que par vous estoie mis hors de ceste chartre. Que
10 or })leui^t a Dieu, <|ue ainsi peust adveiiir!' Et eu ce disant lui dist
Ic geolier: 'Deables vous advisereiit de cestui songe faire,' faulx
crcstieii' fet il. 'Car ce n'est mie songe, ains est verite, que Laudry
le tinionier, qui de vostre parante se dit, est en ce palaix, le(juel
tracte aveques Sinagon de vostre delivrement.' Et lors ont bien xxx
15 sarrasins tire Guillaume de la fosse en laquelle il avoit bien .vii. ans
gcu saus en partir. Et quant il fut dehors, lors le prist le geolier
ausques rudement, dont Guillaume se corrouca et de despit quil
eust, li donna ung cop si grant sur le visage, que tout l'estourdi,
si qu'il chay ou fons de la fosse dont Guillaume avoit este tire.
20 Et quant ceulx qui presens avoient este, virent le sarrasin cheoir,
il u'y eust celluy qui plus deist ung seul mot, ains le menerent en
sale devant le roy Sinagon, auquel ilz racompterent la mort de son
geolier. Et quant le timonier Landry vist Guillaume qui si niesgre
estoit, si velu et si descharne, il fut taut doulant qu'oncpies })lus
25 n'avoit este en son vivant.
30. rxieux, comnie fut doulant Landry le noble conte, quant il
Ar vit le sien cousin Guillaume en si grant orpbante, les cbe-
veux longs comme se onques ne les eust eu roignies, la barbe
jusques en la poictrine, les yeulx de son chief enforniz, la face i)ale
5 mesgre et seiche, ses habis tous mengies de vermine, uses et des-
ronipus et son corps grant lasche mesgre et afame. II chay pasnie
de douleur devant lui, et ja avoit le cueur si serre de destresse, que
a peine eust il ung seul mot sonne. Mais la furent ses hommes,
qui legierement le releverent et d'eaue lui bassinerent son visage
10 pour lui faire revenir le cueur. Et a chief de piece se revint et
moult doulcement baisa Guillaume, qui d'autre part le regarda nioult
piteusement. Et quant Landry se fut aus(|ues du tout revenu, il
29. ■• beau B ' sarrasim B 1- hiudris B li traicte B 1« 11] lui B
sus B 20 ceulx fehlt B sarrasim B
30. 2 cousim B orpfante B i euforues A '' II ] Si A chey B 12 aus-
ques du tout] du tout vorgestellt B
' Vgl. im Gedicht (Hs. Bibl. Nat. 24370):
Mutart l'enlent, s'en a un vis gete,
Dist a Guill. 'ge cuit tu es fae ! (faees Hs.; faks Loud.)
Les vis deables le fönt si tost conte:
En ton dormant as tu voir devine,
Et le lien songe est Ja tout averv' . . .
Die altfraiizösische Prosafassuug des Moniage Guillaume. 123
regartla Sinagon par si fier raaltalent que tous en furent les paiens
qui la estoient espouentes de son regart, et lui dist tout hardiment
et come asseure pour la convenance qui estoit faicte entre lui et li
Sinagon: 'Trop as mespris, roy de Palerne' fet il, 'qui le plus noble
hemme du nionde, le plus vaillant en armes, le plus preux en ba-
taille, le plus hardy chevalier et le plus entreprenant et saige guer-
roier du mtjnde as ainsi en grant captivite et en misere tenu si
longuement [come peult avoir nouvelle ouye]. Et si n'est mie cheu 20
en tes dangiers par ta vaillance, ne par ta proesce ne l'as tu mie
eu, ne tu ne Teusses seeu conquerir, ains l'asemble ou envoye querir
en (juelque hermitage ou il estoit servant Dieu, connne il apert a
l'abit qu'il souloit porter. Certainement de tant fais tu moings a
priser, et tous nobles hommes t'en devroient blasmer. Si le devroies 25
par droicte raison comparer, et si feras tu, comme je pence, se Dieu[x],
en qui je croy et qui est droicturier, me doint grace d'aler en France
faire le message que tu m'as chargie de faire. Et qui le voir en
diroit, tu pourroiez estre compare a cellui qui queille lez verges, des-
«pielles il est apres batu.' ' -^o
31. /^ \uant longuement eust parle Landry, lors parla le roy Sina-
VX gon, lequel pourtant qu'il avoit fait sortir et deviner qu'il
ne pouoit mourir si non par les mains du conte Guillaume qu'il
tcnoit en ses prisons, vouloit bien que toute la puissance crestienne
venist devant lui, car il ne craignoit nulle riens, et dist: 'Longtemps 5
vous ay en ma prison tenu, sire Guillaume' fet il, 'et tant de maulx
y aves endures que bien en deves estre lasse. Si vous dy que de
vostre prison seres alleigie par ung tractie fait entre Landry qui cy
est et moy; et jusques a ce qu'il ait mon message fait au roy de
France et a Aymery, se il est encores vivant, seres en gracieuse pri- H'
son, aise conune mon corps, baignie [et ventose] pour vous refaire,
par ainsi qu'il doit faire savoir a tous voz amis que vous estes ceans
prisonnier, affin que se ilz sont si hardis que pour vostre amour ilz
veullent aventurer leurs corps et leurs vies de venir cy devant a tel
pouoir comme ilz pourront finer, je leur livreray bataille et vous de- 15
livreray purement et quictement, se nous sommez desconfiz et que
la journee soit contra nous.' Et pour ce le disoit, qu'il savoit bien
qu'il ne pouoit de son corps estre occls tandis (pie Guillaume seroit
en sa prison. Mais il en fut depceu et briefment apres occis par
Guillaume mesmes, ainsi comme l'istoire le vous racomptera. -"
30. 1' eu armes le plus preux xiveiinal B -''> apart B 27 douue V>
29 cueil A
31. ^ traictie B 14 veillent B 1'' desconfils B 1^ estre] ne estre AB
ly briefuenit B par] pour A
1 Zu dieser .si)rich\vörtliclien Ivedensart vgl. Tobler, Li i'roverbe an l'ilain,
Str. 24Ü mit der Anmerkung.
!"_'l J>ic alllr;iriZ("i.sisclK' l'rosaf'a.s.suni' des Moiiiatju rjiiillaume.
d'
uc vous ftT(jit ri.sLoire long conite, le tractie fut fait et agree
par Guillaumo, lc(|uel en parlant a Landry son cousin luy
pria <iue il recommandast son fait piteux au roy de France, [a ses
freres| et autix'S auiis, et i)ar especial a Maillefer, le filz Renouart,
■' ad ce (ju'ilz ne le lessassent mie finer es mains du roy Sinagon. 8i
«eapresta Landry et sc niist a cheniin vers France. Et tant exploicta
par ses journees sans racompter nulles aventures qu'il [trouvast, qu'ill
arriva a Paris, ou le roy Loys estoit aconipaigne de maint prlnce
et de maint noble homme, dont la plus part fut ausques esbaie d'ouir
II' la nouvelle quo Landry leur racomptera presentement. II monta en
sale au fort, et quant il vist le roy et sa baronnie entour lui, il se
gecta a genoulx et dist si haultenient que clerement peust estre d'um
cbascuni entendu: 'Du Dieu Jliesucrist, qui pour nous voulsist mort
et passion endurer, soit benoist sauve et garde le noble roy Loys et
'•'' tous ceulx qui sont entour luy. Et de eellui mesmes Dieu, lequel
ressucita au tiers jour de sa passion et qui fut mis ou saint sepulcre,
(jue je viens d'aourer, soient les sarrasins mauldis et confondus.' Si
fut le roy de France ausques pencifz, (juant il vit Landry et il ouy
faire une teile salutacion, et lui demanda de ces nouvelles. Et il luy
-" respondy: 'Pour vous en racompter ay je moult travaillie, sire' fet
il, 'et crees que moult me tardoit que cy feusse, car merveilles vous
diray se me voules escouter.' Lors se tirerent pres les barons, affin
qu'ilz peussent ouir ce que Landris le timonier vouloit dire en plaine
audience.
33. /" 1 rande fut la presse entour le roy Loys, et haultement parla
\T Landry disant: 'Par vostre congie nie parti ja piec'a, sire'
fet il, 'pour aller faire ung voyage en Jherusalem aourer le saint
sepulcre, auquel j'ai este se Dieu piaist. Et par bonne devocion feis
r, a Dieu priere pour vous et pour tous mes bons amys, et par especial
p<_)ur l'anie du mien cousin Guillaume, lequel je cuidoie certainement
estre de cestui monde trespasse. Mais non est. Car a raon retoiu'
Tay veu par une aventure qui avint a moy et a mes compaignons,
ainsi comme je croy que ce fut le plaisir de eellui qui nous con-
1(1 duisoit. Et pour vous faire l'aventure savoir, nous charga ung vent
irajietueux en faisant nostre retour, lequel nous mena malgre nous
en si grant peril, que ne peusmes escliapper que pris ne feussions et
menes devant le roy Sinagon de Palerne, lequel me questionna et
fist promectre que verite lui diroie sanz mentir; et ainsi feiz je, et
15 luy racomptay le voyage que j'avoie fait, disant que ce avoit este
pour prier Dieu principalement pour Guillaume d'Orange qui mort
32. 1 traictie B l^ clerement — entendu] chm lentendy bleu A
13 voulst B 14 beneist B (A?) l" vieu B T' demande A 21 croies B
tarde B feusse] le f. A
33. 1 diex ß l-* que] qua A? 1'5 qui] que B
Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume. 125
estoit ja avoit longtemps. Si en fut si doulant qu'il me regarda par
grant nialtalent, disant que ce n'estoit que vraie menterie de mes
paroles, et qu'il tenoit Guillaume en sa prison ja avoit .vii. ans
acomplis et passes, dont je fus tant esbahis que onques ne fus plus. 20
Et de fait l'envoia querir et le me moustra si mesgre, si velu, si
afame et si morfondu que c'est grant pitie de le veoir. Et pour ce
que je le blasmay de l'avoir ainsi longtemps tenu sanz ce que vous
ne ses amis en peussent nouvelles avoir, il me dist que je seroie
quicte de toutes raencons et Guillaume mesmes eslargy de sa prison, 25
se je vouloie vers vous venir dire que se vous voulies a tout le vostre
pouoir venir devant Palerne, il vous livreroit bataille et rendroit
Guillaume sain et sauf, se vous pouiez estre de eellui jour victorien.
Si m'en chargay pour l'araour du mien cousin Guillaume, lequel se
recommande moult piteusement a la bonne grace de vous et des nobles so
Chevaliers de vostre court.' Si commencerent tous ou auscjues a 1er-
moyer [ceulx] qui la furent [presens].
34. Q aincte Marie, comme fut joyeux le roy Loys de France, quant
i^ il ouy Landry qui teile nouvelle lui aporta du noble marchis
Guillaume, qui tant de plaisirs luy avoit faitz en son temps. II jura
Dieu (ju'il le secourroit adonq, et que Sinagon courrousseroit, se Pa-
lerne et Guillaume ne luy rendoit. Si en fut Landry tant joyeux 5
(pie merveilles, et pour tout asseure se tint, puis que il en avoit ouy
jurer le roy, lequel fist adonq tous ses hommes mander et envoya
ses messagiers en Normandie en Bretaigne en Anjou en Poictou en
Aulvergne en Flandres en Braibant en Playnault en Picardie en
Lorraine en Champaigne en Bourgoigne en Lombardie en Gascoigne, 10
et tant assembla de gens que onques mais n'avoit faicte si grant
armee, et mesmement manda en Prouvence et ou pais volsin Bertran
le plasim et Maillefer le filz Renouart. Si deves savoir que maint
duc y eust, maint conte, maint palasim, maint chevalier et maint
noble homme qui pour l'onneur de Guillaume s'esmeurent pour aller 15
de bon cueur au mandement du riche roy Loys, lequel quant toutez
ses besoignes furent aprestees, prist congie a la rnyne Blanche sa
femrae, que Guillaume lui donna [jadis] en mariage, et se mist a
chemin vers Palerne ou Guillaume estoit prisonnier. Et finablement
exploicterent tant, [sans faire menction de leurs journees,] qu'ilz 20
virent la cite de Palerne. Mais ce ne fut mie si segretement fait
({ue bien n'en feust Sinagon adverti, et lui dist Ten la venue des
Francois lesqueulx fustoient gastoient et pilloient son pais, dont il
fut si joyeux en son courage (pie merveilles. Et bien dist en les
menassant que maintenant prendra il vengement de tous les niaulx 25
que ilz et leurs ancesseurs leur firent on(|ues.
33. i" regardoit A 21 mostra B et «ac// velu A -^ mes ror raencons A
34. 12 voisim Bertram B '" besögues B '''' etj ne B
12(i Die iiltfraiizr)sisclic rroHafassiirig des Moiiiago (iiiillauine.
35. / Uiiiil ful le biuit paniiy la eile, i|W!Uit los crestieii.s fiircnt
\ H dcviuit urrives. iSinagoii fisl .«e.« i)r(;paraction.s lors et coin-
luanda scs troinpes sonner et boiulir haulteniont, affin que chascuin
s'arinast pour issir aux chanii)S a rencontrc des crestiens, qui tous
5 ])restz les actendoient pour les combatre quant ilz les verroient saillir
de la cite. Et quant ilz ouirent crier aux armes et sonner les tronipetes,
et que chascuni fust habillie et prest, lors s'en saillirent ilz par ordre,
los banieres Icvees, si que bien les peurent veoir les crestiens, les-
(|ueulx ne tirerent luie en arriere, ains mirent leurs honunez en point
m onlonneenieut en baillant a chascum la charge teile comme ilz de-
voient avoir. Si leur vindrent les crestiens au devant et avoient fait
leur gonfFanonnier de Landry, qui pour Guillaume vengier avoit
ceste Office enchargiee. Et quant les sarrasins, que on eust peu
estimer a 11'= mille ou plus, furent rengies devant les crestiens, lors
ir. commencerent la bataille les gens de trait tant d'une partie comme
d'autre, et si dru le firent en Fair voler, que bien estoit cellui subtil
et eureux qui luy et son clieval })ouoit garder sans estre nafvre ne
blecie. Et au doz des archiers estoient ceulx de cheval armes et
apointies les ungs plus richement que les autres. Si eust Ten la veu
1^1» mainte baniere maint estandart maint riebe capel maint heaulme
maint escu mainte lance maint cheval nobleraent pares et enselles et
maint vassal fort bardy et courageux, lesqueulx ne haioient lors rien
tant comme les vies Tun de l'autre. Et bien le moustrerent par evi-
dence, quant le trait commenca a faillir voire par avant, car ilz se
•i') ferirent tant comme chevaulx peurent courre les ungs enmy les
autres, et se joignirent pesle mesle aux lances aux espelz aux dars
trenchans et aux espees clerement esmolues.
36. T^ier fut l'estour et la bataille mortelle dez sarrasins et des
±* crestiens, quant ilz furent escliauffes les ungs contre les
autres; maint coup y fut donne et receu de lances de dars d'espees
et de faussars, de grans guisarmes et de bastons diversement ferres,
f) dont ilz murtrissoient Tun l'autre en couppant testes bras jambes
espaules poings pietz et mains, exi efTondrant heaulmes, espaultrant
cerveles, en cravantant hommes et chevaulx, en decoppant visages
et faisant merveilles d'armes. Si y estoit le huy et la noise si grant
que toute la champaigne en retentissoit, ne niie n'y eust l'en ouy
Kl Dieu tonnant, tant pour les cris et pluremens dez nafvres et abatus
par terre conmie des martellemens des espees, des henissemens des
chevaulx et des trompes et autres instrumens qu'on faisoit la sonner
et tentir pour leurs conipaignons encouragier et resjouir. Si chevaulcha
35. 12 gonflF.] gouuerneur A._ Vgl. Kap. 87 und 45; Oed. Tir. 74 Le
timonier parte le gompitanon, Tir. 1 7 Landris portoii devant toux l'orifinmhe.
13 encharge A -■ niöstrerent B --^ eminy B 2ii espiels B
36. '3 efloudrant A? '•' tetissoit B
Die altfrauzösische Prosafassuug des Alouiage Giüllaume. li'T
|iar la bataille le roy Sinagon, lequel ne doubtoit homme iiul vivant
qui occire le peust selon le sort qu'il avoit fait faire ainsi comme 10
ouy aves. Et pour ce chevaulchoit il plus hardiment, et sl asprement
aloit pariny les crestiens en les corrigant raoi'telment, que moult
porta grant damage aux horumes [que] Landry le timonier [menoitj.
II eneontra ainsi corame aventure le consenti Hernaiz le conte
d'Avignon et si airement le fery que raort le porta enmy le champ, 20
puis brocha avant et eneontra ung baron de Bretaigne nomme Ant-
liiaulme et le fery amont sur le chief si que sauver ne le peust sou
lieaulme, ains le pourfendi jusques en la poictrine veans les honimes
au conte Landry, qui nul remede n'y sceurent mectre.
37. T\ieux, comme raalgracieusement se porta Sinagon en la ba-
X/ taille, et comme grant orgueil le surprist, quant il eust les
.11. nobles hommes oecis. II escria si haultement comme il peust
'Palerne Palerne', disant a ses hommes: 'Feres avant, barons' fet il,
'si avrons vengement de ses Francois !' Et lors s'esforcerent ilz d'aler 5
oultre a puissance. Mais la estoit le roy Loys de France, lequel
scevit par ouir dire la mort du sien nepveu Harnaiz d'Avignon, si en
fut si douiant, qu'il jura Dieu que vengement en seroit pris. II escria
'Saint Denis' adonq et 'Montjoie' pour ses chevaliers enhardir et
ralier. Et lors fut la bataille plus forte que par devant, et la mor- 10
talite des paiens si grant et si horrible, que par dessus les mors se
passoient ceulx qui estoient en vie. Et dit listoire que qui lascheoit,
estoit enfange en sang et en bourbier [ausques demoure et noye, et y
estoient les chevaulx] jusques aux genoulz, si que a peine se pouoient
ravoir du bourbier. Et lors se complaignirent les sarrasins en faisant 15
laide chiere et disant piteusement que mieulx aymassent n'avoir
onques Guillaume veu. Et quant Landri le timonier, qui la baniero
de France portoit devant le roy, vist les sarrasins plaindre faindre
vercer et mourir, il fery avant de plus en plus adonc, et tant occist
cellui jour de paiens, que chascum le mauldisoit et lui faisoit voye, 20
car il estoit ainsi comme desroye.
38. T e roy Sinagon veant la besoigne mal porter pour lui, et les
JLi crestiens qui de ses hommes faisoient si grant occision, il se
corrouca moult en son cueur et bien dit a soi mesmcs qu'il haban-
donnera le tout contre le tout, car mieulx veult mourir ou grant honto
recepvoir, que les Francois ne soient en cellui jour dcsconfiz. II appella 5
le roy Sorbares alors et lui dist: 'Au jour d'uy sommes nous deshon-
noures, sire rois' fet il, 'ou au dessus de nostre entreprise, se croire me
voules, car ja ne seront ces crestiens francois par nous desconfis, se
36. 1'' il fehlt B 1" niortellemeut B -0 aireement B emmy B
21 Authiaulmc A?
37. ~ lieriiais B l" nacli devant fügt B nauoit ein T' lede B disaus B
38. 1 bes(>n£rne B ''^ desconfils B '< tioz A ^ desconfils B
128 Die ültfraiiziisisclic I'rosiifiissiing fies Moniii;.'^ Oiiillaiime.
irest pur puisfiiincc de gen?; iiouveaiilx. Si coiivieiit ijue voiis voisies
III en la cite, et (|ue ])ar vous f<oient cy preseiiteiiient umciies tous ceulx
(pii Ic pouoir avroiit de leurs vies deffendre sans rien exccptxir.' Si
s'en j)arti de la bataille le sarrasin et entra eii la cite et tant [clie-
vaulcha par iiiy de nie en rue, qua tantj assambla de pueple qu'il
trouva [la endroitj, et fist haultement publier et crier de par le rf)y,
15 quo nul ne demourast qui pourroit armes })orter. Et finableinent so
viiida la cite telleincnt, que moult eust este aisee chone a la coii-
quester. Mais a itant s'eii taist ores l'istnire et rcfoiinie a parier de
Guillaunie d'Orange.
38. 1- sarrassini 15 1'^ lepcuplc qxiils B
Jena. Georg Schläger.
(Soliluls foly;t.)
Anmerkungen zu Jakob Eymans Gedichten.
IX. Teil.
CXXXV.
T e fl e u m 1 a u d a m u s.
S. ZV Nr. LXXI. Berührt sich am nächsten mit Nr. LXXTT
(.5. zu Str. 4. 5. 6. 7).
Ü.; s. zu LXXIII Ü.
Str. 1. F. 1. 2 The sonne of god hath take nature Of mylde
Mary, thatt uirgyn pure; s. zu LXX^'^, 6, 1. 2. — F. 3 To saue man-
kynde; s. zu V, 7, 3. — thus seith scripture; s. zu XVII, 1, 3.
Str. 2 When he was born, thatte lorde and king, Owte of thral-
dome mankynd to bring, With on accorde angellis didde sing: 'Te deum
laudamus' — LXXV {vgl. Anm.). CXXXIII, 2.
Str. 3. F. 1. 2 0 lorde most dere, that hast no pere, With the
sweete quere of apostlys dere ^= LXXI, 5, 1. 3 {vgl. Anm.). — F. 3
Bothe farre and nere; s. zu XV, 5, 3. — with ioyfuU chere; s. zu
XII, 12, 1.
Str. 4. Fl — 3 The potestatis vniuersall In thi highe court im-
periall Geuyth the honowre perpetuall = LXXII, 5, 1 — 3 {vgl. Anm.).
Str. 5. F. 1. 2 Cherubyn and seraphin with loue ardent Euer-
more crie with on assent = LXXII, 6, 1. 2 {vgl. Arwi.). — F. 3
0 lorde of vertu omnipotent = {doch fehlt O) CXXIX, 3, 3 {vgl. Anm,.).
CXXXVI, 3, 3 ex: LXXII, 6, 3 0 lord god Sabaoth omnipotent
Vgl. auch zu CXXVI, 2, 3.
Str. 6. F. 1 — 3 0 endlos god in persons thre, Thi prophetis alle
in ther degre Laude and honowre they geue to J)e oo LXXII, 8, 1 — 3
The prophetes alle in theire degree, O endeles god in persons thre,
Thanke and preysing they geve to J)e {vgl. Anm.). — F. 3 ; s. zu
XXII, (3, 1.
Archiv f. n. Sprachen. XCVII. 9
ICO Anmerkungen zu J. Rymans Gedichten CXXXV, 7 -— CXXXVI, 7.
Str. 7. V. 1 — 3 0 heuenly prince most glorious, The triumphe
woune laborious Thi martirs sing victorious = LXIJ, !), 1 — 3 (vtjl.
Anm.).
Str. 8. V. 2 many raoo; 6'. zu XXXI, ö, 1. — F. 3 Por thou
hast brought us owte of woo; 6-. x,u VI, 3, 3.
CXXXVI.
T e d e u m 1 a u d a ni u s.
S. zu Nr. LXXI. Zeigt grofse Übereinstimmung mit Nr. CXXIX
(s. zu Str. 3. 4. 5. 6. 7). Str. 9 und lU sind gleich CXXXI, 2 und 3;
vgl. auch zu Sti: 8, 1.
Ü. = CXXXVII ä, 1. 2. — F. 1; s. zu LXXI, 2.
Str. 1. F. 1 Eternall god (s. ;^m XXVI, 3, 2), fader of light oo
LXXII, 10, 1 O endeles god, fader of light. — F. 2 Tliatt madist
altliyng by J)i grete mygbt; s. zu IV, 7, 1. XXXV, 1, 3. — F. 3
With werde and dede; s. zu XVII, 7, 3. — as itte is right; s. zu
XXII, 4, 1.
Str. 2. Vgl. inhaltlich LXXII, 3. 4. — F. 1 in ther degree ; s. zu
XVIII, 6, 2. — F. 2 Heuens; s. zu VII, 5, 1. — F. 3 Incessantly;
6-. zu XL VIII, 7, 3.
Str. 3 Cherubyn and seraphyn with loue ardent Sey vnto the with
on assent, Lorde of vertu omnipotent: 'Te deum laudamus' = CXXIX,
3 {vgl. Anm.).
Str. 4 With endlos voice they seye to the: 'Heuen and erthe,
lordo, replete be With glory of thy mageste: Te deum laudamus' =
CXXIX, 4 {cgi. Anm.).
Str. 5 The quere of thy apostlys dere Laudith the ay with louely
chere, And thus they seye with voicis clere: 'Te deum laudamus' oo
CXXIX, 5 The quere of the apostlys dere Laudeth the ay witli
voicis clere, And thus they sey with louely chere: 'Te deum lau-
damus' (vgl. Anm.).
Str. 6 The number of thy prophetis alsoo Geuyth the honowre
with many moo, And thus they seye, alpha et .oo.: 'Te deum laudamus'
CO CXXIX, 6 The number of the prophetis alsoo Laudeth the ay
with many moo Seying to the, alpha et .oo.: 'Te deum laudamus'
(vgl. Anm,.). — V. 2; s. zu LXXII, 5, 3.
Str. 7 The hoste of martirs bright and clere Laudith the ay,
Anmerkungen zu J. Rymfvns Gedichten CXXXVI, 7 — CXXXVII, 3. 131
thatte hast no pere, And thus they seye to the infere: 'Te deum lau-
damus' ==: {nur V. 2 lorde statt ay) CXXIX, 7 ((vcjl. Anm.).
Str. 8. V. 1 — 3 0 highe fader of mageste (cv- CXXXI, 1, 1
0 fader of high maieste = LXXIII, 1, 1), Thy sonne and holigost
with J)e, On god, on lorde in persons thre; s. zu LVII, 1, 1—3. —
V. 3; s. zu I, 3, 3.
Str. 9 0 sonne of the fader of myght Äy procedyng of hym by
right, As god of god and light of light, Te deum laudamus = CXXXI,
2 {vgl. Anm.).
Str. 10 0 holigost, thatte doist procede Off the fader and sonne
in dede Only by loue, as seieth eure crede, Te deum laudamus =
CXXXI, 3 {vgl. Anm.).
CXXXVII.
T e deum laudamus.
S. zu Nr. LXXI.
Ü. V. 1. 2 Te deum laudamus, Te dominum confiteraur =
CXXXVI Ü. — V. -d 0 sweete Ihesu, we knowlege this -- CXXX,
1, 1. — F. 4 With hart and mynd, with will and {joujt; .s. zu XVII,
7, 3. — V. 5. 7 Dulciter pangamus . . . : 'Te deum laudamus"; -s. zu
LXXIII Ü. — V. 6 thatt all hath wroujt; s. zu IV, 7, 1.
Str. 1. F. 1 0 endles god; s. zu XXVIII, 4, 1. — bothe .iij.
and one; s. zu XI, 6, 1. — F. 2 Fader and sonne and holigost; 6'. zu
XXI, 8, 2. — F. 3 Euere sitting in heuen trone; i\ zu LIX, 4, 3. —
F. 4 lord and king; s. zu IV, 9, 1. — of myghtis most; s. zu X, 4, 2.
— F. 5 in euery cost; s. ;5;w X, 4, 1. — F. 6 Carmen istud modulamus
= 2, 6. 3, 6. — F. 7 With contrite hert ; s. zu L, 4, 2. — withowten
bost; s. zu CXVni, 3, 1. — F. 8 Te deum verum laudamus = 2, 8.
3, 8 ; s. zu LXXI Ü., 2.
Str. 2. F. 1 For thou art god omnipotent; s. zu LXXII, 6, 3.
— F. 2 The ordres .ix.; s. zu LXXV, 5, 1. — of angellis bright;
s. zu I, 11, 1. — V. 3 with on assent; i\ zu LXXII, G, 2. — F. 4
Sey; 'Sanctus, sanctus, sanctus' oo CXXVI, 2, 2 They sey: 'Sanefcus,
sauctus, sanctus' {vgl. Aiim.). — of right; s. zu XI, 1, l. — F. 5
by day and nyght ; s. zu XIX, 0,1. — F. 7 With all oure strenthe.
Der Schreiber braucht die Form strength XLVII, 5, 1, strengthe LV,
b, 2. — with all our myght; 6\ zu XIII, 1, 3.
*S7r. 3. F. 1. 3 Thi creaturis {s. zu LIII, 2, 1) celestiall . . . And
9=^
132 Anmerkungen zuJ. Rymans Gedichten CXXXVII,:^ — CXXXVllI,!.
we alsoo terrostriall ; s. zu VI, 8, 2. 3. — V. 2 in Wisse ... so clere;
.9. zu IV, 2, 3. — with the; .s. zu XXIIT, 4, 3 f. — La^ie and preyse
the; s. zu TV, 8, 3. — both farre and nere; s. zu XV, 5, 3. — V. 5
0 lord most dere; s. zu IV, 8, 2. — V. 7 With melody ; s. zu XXXVI,
4, 4. - — louely chere; ä. zu XII, 12, 1.
CXXXVIII.
Marienlied (Maria, spes nostra, salue).
Ü. V. 1 Mekely we syng and seye to the = 1, 6 ro 2, 6 Sith
we do syng and seye to the = 3, ö. 4, 6. .5, 6. 6, 6 cv) CXXXII,
1, 3 Therfore syng we and sey we thus. — F. 2 Maria, spes nostra,
salue = Kehrreim; s. zu LXXVIII, 2, 2.
Str. 1. F. 1 — 3 Childryn of Eve . . ., Here in this vale of wrechid-
nesse . . . to the we call cxd CXX, 2, 2. 3 Childryn of Evc, we call
to the Here in this vale terrestriall ^ CXLV, 2, 2. 3. — F. 1. 3
bothe grete and small . . . to the we call = LXXII, 1, 3 {vgl.Annt).
— F. 2; s. zu XLIX, 4, 1. LXXXIX, 3, 3. — F. 3 With grete
wepyng; vgl. LXI, 11, 4 A voice was hurde ... Of grete weping. —
F. 4 For helpe and grace; vgl. CXLII, 3, 2 Fraunces, repa}Te ray
place, Que, ut cernis, destruitur For lacke of helpe and grace. —
in eure distresse; s. zu CI, 7, 4. — F. .5 tungis; s. zu XI, 5, 2. —
expresse; vgl. CLIII, 2, 2 And oure excesse we do expresse. —
F. 6. 7 = Ü.
Str. 2. F. 1 Thou art, lady, and euer shalt be; s. zu XXI, 8, 3.
— F. 2 Quene of mercy, moder of grace ; s. zu VI, 4, 3. V, 2, 3. —
F. 3 atte nede; s.zu VII, 7, 3. — o lady fre; s. zu 1, S, \. — V. 4
Turne vnto us thi glorious face cnj XCIV, 2, 4 Turne vnto hym thy
glorious face; vgl. zu XII, 10, 2. XXXIX, 9, 1 — 3. — F. 5 in euery
case; 5. zu XII, 1, 2. — F. 6. 7 =-. den beiden letzten Versen in der
folgenden Stroplie ; s. zur Überschrift.
Str. 3. F. 1 offende; s. zu XCVII, 7, 1. — F. 2 foreuermore ;
s. zu XX, 5, 6. — F. 3 Therfore thy grace to us extende; s. zu
CXIII, 5, 3. — F. 4 Pure virgyn; s. zu VI, 6, 3. — after and be-
fore; s. zu XV, 4, 3. — F. 5 For syn that we be notte forlore; s. zu
vn, 4, 1.
Str. 4. F. 1 in all wise; s. zu II, 2, 2. — F. 2 grace and all
vertu; s. zu XXXII, 2, 3. — F. 3 laude; s. zu XXII, 6, 1. — V. 4
Aumerkungen zu J. Rymaus Gedichten CXXXVIII, 4 — CXXXIX, 0. 133
swete moder of Ihesu; s. zu XIV, 2, 1. — V. ö eschewe; s. zu
XII, 8, 2.
Str. 5. F. 2 benigne; s. zu LXXIX, 2, 2. — mediatrice; s. zu
XX, 6, 2. — V. 2 Thyn eyen of grace on us thou cast; s. zu XII,
11, 3. — V. 3 quene of paradise; s. zu IX, 5, 1.
Str. 6. F. 1 0 meke and mylde; s. zu TV, 6, 1. — F. 2 Por us
pray to thatt prince of pease ; s. zu V Ü. XVII, 8, 1 . — F. 3 to thatt
cite; s. zu CX Ü. — F. 4 Wheroff the ioye shall neuer sease; s. zu
XVII, 8, 3. — F. 5 encrease; s. zu XVII, 8, 2.
CXXXIX.
Marienlied (0 mater indulgencie).
Die drei Strophen dieses Gedichtes zeigen grofse Ähnlichkeit mit
Str. 4. 5. 6 von Nr. CX {s. die Amn.).
Ü. 0 regina clemencie, 0 mater indulgencie — CXL V Ü. — Fl;
vgl. CXLI, 2, 3 Tua pro clemencia. — V. 2 =. Kehrreim; vgl. quene
of indulgence zu CLXIII, 5, 3.
Str. 1. F. 1 — 4 0 floure of all uirginite, 0 moder of oure sauyoure,
0 chast boure of the trinite, Be oure confort, help and socoure = CX,
4, 1. 2. 3. 5 (vgl. Anni.). — F. 5 And defende us fro all doloure; s. zu
LXXXI, 1, 7. — F. (i Atte nede to the sith we do fle; s. zu VII, 7, 3.
Str. 2. F. 1. 2 0 louely spowse and paramoure Of Crist, thatte
is bothe god and man = CX, 6, 1. 2 (vgl. Anm.). — F. 3. 4 Fro
peyn of helle . . . kepe us ; s. zu, XI, 3, 3. — bitter ; s. zu LXXXIX,
2, 5. — sowre braucht Ryman aufserdem nur noch LXX, 6, 3 Oure
ale {nämlich was) soure, or we did begynne. — F. 5 woundis wan;
s. zu LXXVI, 3, 2. — F. 6 And with his bloode hath payede oure fe ;
s. zu XC, 8, 6. 7.
Str. 3. F. 1. 2 0 gate of liffe, moder and wyffe, 0 hope and
trust of synners all = CX, 5, 1. 2 {vgl. Anm.). — F. 3 — 5 In care
and woo, sorowe and stryffe Confort thou us, bothe grete and small,
Mekely to the sith we do call cno CX, 5, 3 — 5 In angwishe, woo,
trouble and stryfe For thy comfort we crie and calle, Bothe olde
and yonge, both gret and small. — F. 3 care and woo; s. zu XI,
1, 3. — stryffe; s. zu LVI, 1, 3. — F. 3 Mekely to the sith we do
call; s. zu LXXX, 2, 3. — F. Ü With hert and mynde; s. zu XVII,
7, 3. — 0 lady fre; s. zu I, 8, 1.
K54 Aiuucikuiigfii zu J. Ryniaiis (jcdichten OXL Ü. — CXLl, 2.
CXL.
Marienlied (Mater misericord io).
" Die drei Strophen dieses Gedichtes zeigen grofse Ähnlichkeit iiiit
Str. 2. 1. 3 von Nr. CX.
Ü. V. 1 Maria, mater gracie ; s. %u V, 2, 3. — V. 2 Mater miseri-
cordie = Kehrreim; s. zu ('V U., 2.
Str. 1. Kl — 6 0 prynces of eternall peas, 0 lady of all angellis
bright, Pray Crist oure bondage to releas And brynge us fro derknes
to lyght, Of hym thatte we may haue a syght, Thatt toke bothe flesshe
and bloode of |)e ^ CX, 2, 1 — 6 O princesse of eternall pease, 0 lady
of aungellis raoost bright, Pi'ay thy dere sonne oure woo to seace
And brynge vs fro derkenes to light, Of hym that we may haue
a sight, That died for vs on the roode tree {vgl. Ämn.). — F. 3 ; s.zu
CXIX, 6, 3. XXXV, 7, 1. — F. 6; s. zu X, 1, 1.
Str. 2. F. 1. 2, 4 0 quene of pite and of grace, Pray thou for
US, thy seruantis myld, . . . Pro blisse thatte we be nett exyld ^= CX,
1, 1. 4. 5 (vgl. Anm.). — F. 3 Thatte the dothe serue; s. zu XXXVII,
4, 3. — in euery place; s. zu XII, 1, 3. — F. 5 wickyd; s. z,u LVIII,
1, 1. ^ — wyld; s. zu IV, 6, 3. — F. 6 Yeitt we do hope and trust in
the; vgl. CX, 5, 2 O hope and trust of synners alle = CXXXIX, 3, 2.
Str. 3. F. 1 0 emperesse withowten pere := CX, 3, 1 i^vgl. Anm.).
— F. 2 above in blys; s. zu XXIX, 4, 3. — F. 3 thy son so dere;
s. zu Xn, 12, 1. — F. 4 Thatt we may reigne with hym and his;
s. zu IV, 3, 3. — F. 5 And of his ioye neuere to mys ; s. zu I, 1 2, 2.
— F. 6 withowte ende; s. zu LVI, 4, 3.
CXLI.
Maria Verkündigung.
S. zu Nr. I.
Str. 1 — 3, 2; s. zu I, 1.
Str. 1. F. 1 Misit deus angelum; s. zu LXXX, 5, 4. — F. 2
Adowne fro heuen blysse co LXXXIX, 3, 2 downe fro heven blisse.
— F. 4 To man, thatte didde amysse; s. zti VII, 2, 1. - — F. 5 Mary,
thatte meyde; s. zu LXXXVII, 3, 6. — F. 6 Füll mekely thus he
seyde; s. zu LXXXVII, 1, 4.
Str. 2. F. 2 0 Mary, meyden mylde; s. zu II, 3, 1. — F. 3 Tua
pro clemencia; vgl. CXXXIX Ü., 1 0 regina clemencie. — F. 4. 5. 6
Anmerkungen zu J. Rymaus Gedichten CXLI, 3 — 1(5. 135
Thou stalte conceyue a childe {=^ CXV, 3, 2), And thou shalte bere the
same: Ihesus shall be bis name; s. zu I, 4. — F. 6 = 6, 6. 7, 6.
8, 6. CXIV, 6, 4 ; s. zu XLII, 2, 2.
St7: 3. F. 4. 6 Shalt conceyue . . . And bere Ihesns by name ;
s. zu 1, 4. — F. 4 withowte woo; s. zu XVIII, 4, 3. — F. 5 With-
owten syn or blame = 4, 5. 5, 5. 6, 5. 7, 5, 8, 5. 9, 5. 14, 5 [nur
withowten blame 10, 5. 11, 5. 12, 5. 13, 5. 15, 5. 16, 5); s. zu XVII,
7, 3. XXTTT, 2, 4. — F. 6 And bere Ihesus by name oo 5, 6 To bere
Ihesus by name = 9, 6 ^ 10, 6 Conceyue Ihesus by name = 11, 6.
12, 6. 13, 6 oo 15, 6 Hadde borne Ihesus by name cv) 16, 6 Hast
born, Ihesus by name; vgl. zu I, 4, 3.
Str. 4. S. zu II, 2. — F. 6 Callyd Ihesus by name = 14, 6;
s. zu I, 4, 3.
Sir. 5. S. zu I, 3. — F. 4 in euery case ; s. zu XII, 1,2, —
F. 6 To bere sieht parallel mit Vt . . . teneas F. 3.
Sir. 6. S. zu I, 4. — F. 2 of high degre; s. zul,\,l. — V.'i. 4:
Vti sponsus de thalamo, Thatt shalle procede of the ; s. zu XXII, 3, 2.
Str. 7. S. zu I, 5. — F. 2 of grete fame ; s. zu I, 4, 2. — F. 3. 4
Altissimique fllius Callyd shall be the same cv) CXIII, 6, 3 The sonne
of güd shalbe the «ame.
Sir. 8. S. zu I, 6. — F. 4 Wherof none ende shall bo; s. zu
Lxxxm, 6, 5.
Str. 9. S. zu I, 7.
Sir. 10. S. zu I, 8.
Sir. 11. 12. S. zu \, 9.
Str. 11. F. 3 Lucernam veri luminis; vcjl. zu V, 5, 1. — F. 6
ist ein Komma hinter Conceyue zu setzen, da Thatt F. 5, wie 16, 5,
Itelativwm, nicht, -wie 12, 5. 13, 5, Konjwiktion ist.
Str. 12. F. 2 god withowte ende ; s. zu LVI, 4, 3. — F. 4 Schalle
into the descende; sonst braucht Ryman vom heil. Geiste immer light;
s. zu I, 8, 2.
Str. 13. S. zu I, 10.
Str. 14. S. zu 1,11. — V. 2 fayre and bryght; s. zu LXI, 6, 4. —
F. 4 lorde and kyng; s. zu IV, 9, 1. — kyng of myght; s. zu I, 11, 3.
Str. 1 5. S. zu XXXI, 5. — F. 2 withowte endyng ; s. zu XX, 6, 5.
Str. 16. Fl. Das c in Nunc ist mir aus Versehen au^ An-
tiqua gedruckt. — F. 2 bothe god and man; s. zu IV, 1, 3. — F. 4
He graunt us ioy and blysse; s. zu XCVII, 19, 6. 7 und XVI, 2, 2.
loG Aiuiirikuiigwi zu .1. Kyniaiis Gcdiclittu CXIJJ, 1 - (--'XLIJI, l.
CXLII.
Auf den heiligen Francisciis.
S. zu LXIX.
Str. 1. F. 5. 6 Kehrreim. — F. 5 encres; a. ';.u XVII, 8, 2. —
Fraunces; s. %u LXIX, 1, 2.
Str. 2. V. 2 kynrede; s. zu XXI, 2, 4. — of goode fame; s. zu
I, 4, 2.
Str. 3 Et crux sibi alloquitur: 'Fraunces, repayre my place, Que,
ut cernis, destruitur Per lacke of helpe and grace'; vgl. den heil. Bona-
ventura bei den Bollandisten {Oct. II, 746a oben in der Ausgabe von
1860) Vocem de ipsa cruce dilapsam et eum corporeis audivit auribus
ter dicentem: 'Francisce, vade et repara domum meam, quse, ut cer-
nis, tota destruitur.' In einer anderen Darstellung lauten die Worte
(S. 727a) 'Francisce, nonne vides, quod domus mea destruitur? Vade
igitur et repara illam mihi.' — F. 4 For lacke; s. zu LXX, 1, 3. —
helpe and grace; s. zu CXXXVIII, 1, 4.
Str. 4. F. 2 By goddis grace (=: 5, 2) and wylle ; vgl. zu CXIII,
9, 3. — F. 4 fulfylle ; s. zu LXII, 3, 2.
Str. 6. V. 4 kyndis; s. zu XXIX, 6, 2.
Str. 7. F. 2 All syn he did refuse. Dasselbe Verbwn braucht
Ryman nur noch CLXIV, 7, 4 For syn thatte he us notte refuse.
An beiden Stellen könnte forsake dafür stehen; s. zu LII, 5, 1.
I, 13, 2. — F. 4 Alle vertu he did vse; s. zu LXXXV, 16, 2.
Str. 8. F. 2 That be perfecte and good; s. zu LVI, 3, 2. —
F. 4 sweete speche; vgl. XIII, 5, 3 wordes swete. — mylde moode;
s. zu IV, 4, 1.
Str. 9. F. 2 The lorde of alle honoure; vgl. CLVIII, 4, 2 the
fruyte of alle honowre.
Str. 10. F. 4 woundis five; s. zu LIII, 5, 2.
Str. 11. F. 2 This bright sterre; s. zu XII, 3, 1. — F. 4 In
blysse with hym to be = CXLII, 2, 8 ; s. zu XXIII, 4, 3 f
CXLIII.
Auf den heiligen Franciscus.
S. zu LXIX.
Str. 1. F. 1. 3. 4 Salue, decus pauperum, ... In quo Cristus ite-
rum Sehe with his woundis five = Klenmiing III, 74 Salue, decus
Anmerkungen zu J. Rymans Gedichten CXLIII, 1 — CXLIV, 2. 137
pauperum, In quo Christus iterum Monstrat sua vulnera. — F. 2
ryve; s. %u LXXXV, 10, 8. — V. 3; s. zu LIII, 5, 2. — F. 5. 6
KeJirreim, doch mit Abweichungen in Str. 7 und noch mehr in Str. 8.
— V. G feithfull men; s. zu XXII, 1, 2. — both. farre and nere; s. zu
XV, 5, 3.
Str. 2. F. 1. 2 Aue, fratrum dux minornm . . ., Doctor vite, via
morum z=^ Klemming III, 73 (^mcr Salue statt Aue). — F. 2 sweete
fader ; s. zu XIV, 2, 1 . — F. 4 Subduere of oure foo ; der früheste
Beleg für ne. subduer, den ich kenne; vgl. zu LVII, 6, 2.
Str. 3. F. 4 In many dyuerse folde; s. zu CXV, 1, 3.
Str. 4. Vgl. Acta Sanct., a. a. 0. 750, wo auch der Ausdruck
currus et auriga vorkommt. — F. 3 brethern; s. zu XCIII, 2. —
where they aboode = LIX, 7, 2. LXI, 9, 3.
Str. 5. F. 1 ff. The holy sprit of prophecy In te tunc signis
radians Restyd hath; vgl. 7, 1 /". Sith the sprit restyd thus in the
Duplex prophetarum. — Wegen sprit s. zu XXI, 1, 4, ivegen restyd
vgl. CXXII, 8, 2 And alle oure trust restith in the (s. auch zu LXI, 1, 4).
Str. 6. F. 1 in certayn; s. zu XXXII, 6, 2. — F. 3. 4 Thatte
were ledde in that fyry wayn In solari specie; s. %u Str. 4.
Str. 7. V. 1.2; s. zu 0,1 ff. — V.S assistent; s. zu LXXII, 3, 3.
Str. 8. F. 1 . 3 Ihesu, Ali summe matris . . ., Serua prolem tanti
patris :— Klemming III, 75 {^nur Salua statt Serua). — F. 2 We be-
siehe the ; s. zu XXII, 5, 1 . — F. 4 And bryng them to thy blys ; ö\ zu
IV, 7, 3. — F. 6 Before thy face; s. zu XX, 6, 4. CXIV, 5, 3.
CXLIV.
Marienlied (Regina celi, letare).
S. zu IV und XIV.
Ü. F. 1. 3 Regina celi, letare ..., Quem meruisti portare =
1, 1. S und V. 1. B in jeder Strophe von IV. CVII. CVIII. — F. 1
au^h = CVII Ü., 1. — F. 2 With god and man; s. zu IV, 1, 3. —
F. 4 Withowten peyn and woo; s. zu XVIII, 4, 3. LXII, 1, 4.
Str. 1. F. 2 thy sonne so dere; s. zu XII, 12, 1. — V. 3 With
gladde and ioyfull chere; s. zu XII, 12, 1. — F. 5 In blisse, thatt is
so clere; .s. zu IV, 1, 3. — F. 7 corona coronare; s. zu V, 6, 2. —
F. 8 As quene withowten pere; .s. zu IV, 2, 3.
Str. 2. F. 1 Resurrexit, sicut dixit =: IV, 5, 3 As he tolde the,
i;58 Aiiiiicik-imj^fcii zu .1. Rymuiis Go«li<;litcii (;X LI V, 2- CXI.V, 0.
aryse did he. — V. 2 Thy sonne Ihesus so fre; .s. zu X('VJ, 4, 3. —
V. 4 And naylde vppon a tre; s. zu XIII, 4, 3. — V. i> Mortem uicit;
vgl. CXXX, 3, 1 Deth ouercome. — F. G And them with hym toke he;
s. zu XLIV, 10, 2. — F. 7 amara mors; s. zu LXXXIX, 2, 5. —
F. 8 In Wisse with hym to be = CXLII, 11, 4.
Sir. 3. F. 1 0 Maria, flos uirginum -- XIV, 2, 4. — F. 2 Most
fayre and sweete = XVI, 3, 1. — F. 3 Velud rosa vel liliam ==•
XIV, 3, 4. — F. 4 Whoys blossome schalle not mys; .s-. zu XLVIII,
1, 2. — F. 5 Funde preces ad filium = XIV, 4, 4. — F. 6 Both
god and man; s. zu IV, 1, 3. — F. 7 Pro salute fidelium =; XIV,
5, 4. XLVIII Ü. u. K. — F. 8 Thatt he may graunt us blisse; .s. zu
XCVII, 19, 6. 7.
CXLV.
Ma rienlied.
Die ersten drei Strophen zeigen Übereinstimmung mit Nr. CXX,
die drei letzten mit CXXI (vgl. die Anm.).
Ü. = CXXXIX Ü.
Str. 1. Fl — 3 0 lesse yerde iiorig-erat, The fruyte of liffe is
Sprunge of J)e, The prynce of pes desiderat = CXX, 1, 1 — 3 (vgl.
Anm.). — F. 4 And kyng of highe regalite ; vgl. zu CXIV, 4, 3.
Str. 2. Fl — 3 0 quene of blisse celestiall, Childryn of Eve, we
calle to 1)0 Here in this vale terrestriall = CXX, 2, 1 — 3 (vgl. Anm.). —
F. 4 Bothe highe and lowe ; vgl. den verderbteren Gegensatz LXXXIX,
4, 1. 2 tlie lowe descence Of Criste, that is so high in trone = XCIX,
6, 1. 2. — in eure degre; s. zu XVIII, 6, 2.
Str. 3. F. 1 — 3 Thatte lorde, thatte in thy wombe didde rest,
The whiche hath made and creatt |)e, Thou hast fedde with thy holy
brest = CXX, 5, 1 — 3 (vgl. Anm.). — F. 4 In all clennes and purite;
s. zu XII, 5, 2.
Str. 4. F. 1 — 3 0 meke Hester so fayre of face, Kyng Assuere
for loue of the Hath take mankynde ayen to grace = (nur vnto his
statt ayen to) CXXI, 2, 1 — 3 (vgl. Anm.). — F. 4 And fro all syn
hath made it fre; vgl. zu XXX, 2, 3. VII, 2, 3.
Str. 5. F. 1 — 3 0 benigne meyde, moder and wyffe, Oure ioy is
wonne only by the : Sothly, thou art the gate of liffe ^ CXXI, 3,
1 — 3 (vgl. Anm,.). — F. 4 The whiche Ezechiel didde se; s. zu\,\,l.
Str. 6. F. 1 — 3 Pray thy sweete sonne, J)at high iustice, Thatt
we may dwell with hym and J)e In the sweete blisse of paradyce =:;
Anmerkungeu zu J. Eymaus Gedichten CXLV, (J — CXLVI, 10. loO
(wwr Crist thy sonne statt thy sweete sonne) CXXI, 8, 1 — 3 {vrjl.
Änm.). — V. 1 thy sweete sonne; s. zu V, 8, 2. — F. 4 Wherof
endyng never shall be; s. zu XI, 2, 2.
CXLVI.
Maria an Christi Wiege.
S. zu Nr. LXII. Wegen alone am Ende jeder Strophe s. zu
Nr. XLV.
U. Mary hath borne alone The sonne of god in trone — CHI Ü.
[vgl. Anm.).
Str. 1. V. 1 That meyden mylde; s. zu II, 3, 1. — F. 3 dere
sonne = 2, 3. 6, 1. 8, 1. 10, 1. 12, 1; s. zu XII, 12, 1. — füll sore
did wepe; s. zu XX, 4, 5. — • F. 4 For synfuU man alone = CVI, 4, 4.
Str. 2. Fl She . . . sunge "Lullay"; vgl. 4, 1 "Lullay," slie seyde,
"sclepe and be still." — F. 2 he made grete mone; s. zu CIV Ü.
Str. 3. F. 1 I schall be sclayn; s. zu LXV, 9, 1. — F. 2 Thatt
syn did neuer none :x) LXXXIX, 4, 4 The whiche offence did nevir
none = XCIX, 6, 4. — F. 3 suffer dethe; s. zu XLIII, 5, 3. —
woofuU payn = XC, 4, 1.
Str. 4. F. 2 And lete be alle thy mone; vgl. 5, 2 Hou sbulde
I leve my mone ? — F. 3 Por alle thyng is atte thyn own will ; s. zu
IV, 7, 1. LXV, 3, 1. — F. 4 In heuen and erthe; 5. zu VII, 6, 3.
Str. 5. F. 3 sobbe and wepe; s. zu LXXVIII, 2, 4.
Str. 6. F. 1 the kyng of blisse; s. zu IV, 3, 1. — F. 2 Thatt
is so highe in trone =^ LXXXIX, 4, 2. XCIX, 6, 2 ; s. zu LXVI,
1, 1. — F. 3 thou diddist neuer amys; s. zu VII, 2, 1. — F. 4 Why
schuldist thou dy alone? = 8, 4.
Str. 7. F. 1. 2 of the I toke bothe flesshe and bone; s. zu X,
1, 1. — F. 3 To saue mankynde; s. zu V, 7, 3. — make it fre; s. zu
VII, 2, 3. — F. 4 hert bloode; s. zu IV, 4, 3.
Str. 8. F. 2 To god, thatt ys in trone; s. zu LXVI, 1, 1. —
F. 3 For man . . ., thatt is so thrall ; s. zu LXV, 8, 3.
Str. 9. Fl. 2 Moder . . . my faders will And myn, they be butte
one; s. zu LXIV, 5, 1. 2. — F. 3 by skylle; s. zu X, 3, 1. — F. 3. 4
fulfill My faders will; s. zu X, 3, 2.
Str. 10. F. 1. 2 thou hast take Of me bothe flesshe and bone;
s. ^^« X, 1, 1. — F. 3 forsake; s. zu LXIV, 8, 1. — F. 4 In caro
and WOG =. 12, 3; s. zu XI, 1, 3.
110 AiiiiicrkuiiLM'" zu J. Kyiiiiiiis ( Jodiditeii (LXI-VI, 1 1 — C^XLVII, •>.
Str. 11. Kl Por man I most the raunsomo pay; .v. zu LXIV,
7, 1. XC, 8, Ü. 7. — F. 2 The whiche to helle is gone; s. zu XLV,
1,3. — F. 3 on goode fryday; s. zu XLIV, 7, 1.
Str. 12. F. 2 When thou fro me arte gone; s. zu LXXXIV,
1, G. — F. 3; 6-. zu 10, 4. — F. 4 Withowte confort alone -- XLV, 1, 4.
Sir. 13. F. 1 take thought; A. Schmidts Shaksp.-Lex. — F. 2
raake thou no mone ; ö-. zu CIV Ü. — F. 3 When I haue bought ; s. %u
W, 7, 3. — Jmt I haue wrought; s. zu XXV, 2, 4.
Sir. 14. Fl On the iijde day; s. zu XLIII, 3, 2. CIV, 5, 1. —
I the behyght ; s. zu XXXV, 8, 3. — F. 3 I wyll aryse ; s. zu XIII,
3, 2. — by my grete myght; s. zu XIXXV, 1, 3.
CXLVII.
Marienlied (To the we make oure mone).
Ü. V. 1 To the we make our mone = 1, 4. 2, 4 ; vgl. 3, 4 For
US iiuike thou thy luone ; s. zu CIV Ü. — F. 2 Moder of Crist ^=
4, 3. G, 4; s.zu LXXVIII, 1, 2.
Str. 1. F. 1 Sith thou hast born the kyng of grace; ä. zu CXXII,
8, 1. — F. 2 Thatt sittith so highe in trone ; s. zu LXVI, 1, 1. —
F. 3 atte nede; s. zu VII, 7, 3. — in euery case; s. zu XII, 1,2. —
F. 4; s. Ü., 1.
Str. 2. F. 1 quene of euery place; s. zu XII, 1, 3. — F. 2
graunt us oure bone; s. zu XI, 6, 3. — F. 3 while we haue tyme
and Space; 5. zu XLIX Ü. — F. 4; s. U., 1.
Str. 3. F. 1 mace; s. zu LV, 3, 3. — F. 3 before thy sonnes
face; s. zu CXIV, 5, 3 /: — F 4; s. Ü"., 1.
Str. 4. F. 1. 2 Sith all oure trust is putte in the Next vnto god
alone c\j XJ, 6, 1. 2 Sith oure trust is in the allone Next god {v(jl.
Amn). — F. 3 moder of Crist so fre; s. zu Ü., 2 tmd XCVI, 4, 3. —
V. 4 At nede ; s. zu VII, 7, 3. — here 1>ovl our mone ; s. zu VIII, 2, 4.
Str. 5. F. 1 When we shall dye and yelde our gost (s. zu LXI,
1, 3) cv CLIX, 1, 3 When we schalle die and ende our lyffe. — F. 2
And owte of this worlde gone; s. zu LXXXV, 10, 7. — F. 3 thatte
lorde of myghtis most; s. zu X, 4, 2. — F. 4 to here our mone; s. zu
VIII, 2, 4.
Str. 6. F. 1 atte domys day; s. zu LXXXI, 2, 3. — F. 3 Be
our confort; s. zu XII, 1, 1. — we the pray; s. zu XX VIII, 3, 2.
Anmerkungcu zu .T. Rymans Gedichten CXLVill Ü. — CXLIX, 2. 141
CXLVIIl.
Christi Me n s c h w e r d u n g.
Wegen alone a7n Ende jeder Strophe s. zit Nr. XLV.
Ü. V. 1 The sone of god in trone = CHI Ü., 2. CXLVI Ü., 2 ;
s. zu LXVI, 1, 1. — V. 2 Hath take mankynd alone; s. zu VIII, 5, 1.
Str. 1. F. 1 so füll of myght; .s. zv. XXI, 3, 1. — V. 2 fro
heuen trone; s. zu LIX, 4, 3. — F. 3 lyg-ht; .s. zu XIII, 1, 2. —
F. 4 To saue mankynde alone Kehrreim ; .?. zu XLV, 3, 4.
Str. 2. V. 1 He, that of nought althyng- wrought; s. zu IV, 7, 1.
— V. 2 I take witnesse of Ihon; s. zu XXXVII, 1, 2. — F. 3 With-
owte syn he is made a man; s. zu XCI, 5, 2.
Str. 3. S. zu VII, 9. — F. 3 meyde Mary; 5-. zu LXXXVII, 3, 6.
Str. 4. F. 1 Bothe withowte peyn, woo and dolowre; s. 'zu LXXXII,
5, 3. — F. 2 In flesshe, in feile and hone; s. zu X, 1, 1. — F. 3
That meyde hath born oure sauywre ; s. zu VII, 3, 2.
Str. 5. F. 1. 2 Por syn mankynd in helle was cast, And confort
it hadde none; .s. zu XLV, 1, 3 /.
Str. 6. F. 1 In derknes, peyn, dolowre and woo ; s. zu CXXIII,
3, 3. LXXXII, 5, 3. — F. 2 made grete mone; s. zu CIV Ü. —
F. 3 Callyng for Crist; 5. zu LXXXI, 3, 3. — scripture seyeth soo;
.9. ZU XVn, 1, 3. Ryman deichte hier wohl an das Evangelium
Nicodemi.
Str. 7. F. 1. 2 Prophetis prechyd ... In tyme füll longo agone;
.5, ZU XL, 4, 1. — F. 1 as seyeth scripture; s. zu XVII, 1, 3. —
F. 3 take nature; s. zu V, 3, 2.
Str. 8. F. 1 Kutte of the hill withowte mannys hond ; s. z,u XVII, 7.
— T^. 2 Crist is the cornere stone; .<?. zu XXXV, 6, 1. — F. 3 Born
of a meyde; s. zu XXXVII, 5, 3. — I vnderstond; .s. zu CXXX, 4, 2.
CXLIX.
Bewillkomw, n u n g Christ i.
Ü. 0 rex noster Emanuel, Thou art welcum with ns to dwell;
s. zu XVII, 5, 2. 3. — F. 2 = Kehrreim.
Str. 1. V. 1 solace; .<?. zu LV, 2, 1. — F. 2 confort; .<?. ztt.
XII, 1, 2. — F. 3 goode lorde; .<?. zu XXV, 5, \. — sith it is soo;
s. zu LXIV, 11, 2.
Str. 2. F. 1 Thou hast take ns alle fro oure foo; <?. zn LXIV,
142 AiiMK'il-un-^'en /u .T. Ryniaiis rJcdicliton CXLIX, 2 — CLI, 2.
10, 3. 4. - — V. 2 And thou hast brou^ht us owte of helle; s. zuYIl,
3, 3. — F. 3 we haue no moo; .v. zu LVIJ, 2, 2.
Str. 3. F. 1 a meyden raylde; s. zu II, 3, 1. — F. 2 Vppoii a day;
s. zu CXI, IG, 1. — F. 3 bothe man and childe; .s. zu XLII Ü.
CL.
Christe, qui lux es et dies.
S. zu Nr. XXIX.
Str. 1. F 1 = CLXVI, bi, 5, 1.
Str. 2. V. 1 pray we the; s. zu XXVIII, 3, 2. — withowte ende;
s. zu LVI, 4, 3. — F. 2 0 lorde most fre; s. zu LXXVI, 2, 2. —
F. 3 By thy myght; .s. zu XXXV, 1, 3.
Str. 3. F. 1 laude; s. zu XXII, (5, 1. — V. 2 fraude; 6-. zu XIX,
4, 2. — F. 3 offense; s. zu IX, 6, 1. — - in thy presense; s. zu L, 3, 2.
Str. 4. V. 1 bi kynde; s. zu XXIX, 6, 2. — F. 2 Oure hert
and mynde; s. zu XVII, 7, 3. — F. 3 thi right honde defende us
above; vcjl. CLXIV, 2, 3 Pray thy sone to ... defende us with bis
rii;bt boiide; auch CXXX, 4, 1 Tbou sittist atte tbi faders rigbt
boiide. — Wegen aboue s. zu LXXXIX, 1, 2. — F. 4 in euery londe;
s. zu LXXVI, 4, 2.'
Str. 5. F. 2 putte downe ; s. zu XXI, 5, 3. — F. 3 lorde so
goode; s. zu IV, 4, 1. — F. 4 thralle; s. zu LXV, 8, 3.
Str. G. F. 3 by grace; s. zu CXIII, 5, 3. — F. 4 yn eche place;
s. z,u XII, 1, 3.
Str. 7. F. 3 the fader an hy; s. zu XXVII, 4, 3. — F. 4 in
euery cost; s. zu X, 4, 1.
CLI.
Christe, qui lux es et dies.
S. zu Nr. XXIX.
Sir. 1. F. 1 — 3 Crist, thatt arte light and day also, Derkenes of
nyght puttist us fro, Therfore of right we beleue the =; CLXVI, b^,
1, 1—3. — F. 1 auch = CLXVI, b', 4, 1. — F. 2. 3 mwh = CLXVI,
b', 5, 2. 3. — F. 2 CN3 CLXVI, b^ 3, 2 f. Derkenes of nyght ...
Puttist fro us; s. zu VII, 2, 2. — F. 3 of right; .v. zu XI, 1, 1. —
we beleue; -v. sz< XXVIII, 5, 1. — F. 4 The faders sone of myght;
s. zu XXVII, 2, 2.
Str. 2 F. 2 We pray the; s. zu XXVIII, 3, 2. — F. 3 pight;
.s. zu XLVII, 2, 3. — sette ; s. zu XLIII Ü.
Anmerkungen zu J. Rymans Gedichten CLI, 3 — CLII, 4. 14?>
Str. o. V. 1 vile; s. zit XLV, 1, 2. — on us raote lalle; 6-. zu
XVII, 2, 2. — V. 2 begile; s. zu XIX, 4, 3. — make us thralle;
s. zu LXV, 8, 3. — F. 3 thatte fowle wight; s. zu XVIII, 5, 3 und
CX, 7, 7. — F. 4 in thy sight; s. zu XLIII, 3, 1.
Str. 4. F. 1 in dede; s. zu LVIII, 4, 1. — F. 3 Goode lorde
abone; s. zu XXV, 5, 1. LXXXIX, 1, 2. — by grace; .?. zu CXIII,
5, 3. — F. 4 in euery place; s. zu XII, 1, 3.
Str. 5. F. 1 In oure distresse; s. zu CI, 7, 4. — F. 3 lorde so
goode; s. zu IV, 4, 1.
Str. 6. F. 1 0 lorde most fre; s. zu LXXVI, 2, 2. — F. 2 heuy;
s. zu LXX, 3, 3.
Str. 7. F. 3 the fader of myjt; s. zu XXVII, 2, 2. _ F. 4 off
ryglit; s. zu XI, 1, 1. — in euery cost; 6-. zu X, 4, 1.
CLII.
Sancta Maria, ora pro nobis.
Von den vier Strojjhen des Gedichtes stimmen, die zweite, dritte
und vierte wörtlicJi mit je einer Strophe von Nr. CLV, CLIII 'imd
CLIV, und die übrigbleibende erste zeigt wenigstens eine sehr weit-
gehende Ähnlichkeit mit CLIV, 2.
U. Sancta Maria, ora pro nobis ^= Ü. in CLIII — CLVIII. In
allen diesen Gedichten ist auch Ora pro nobis Kehrreim; vgl. CLIX
Ü. u. K. Ora pro nobis dominum.
Str. 1 0 moder mylde {s. zu XV, G, 1), mayde vndefylde (.v. zu
II, 3, 3), Thatt we so wylde {s. zu IV, 6, 3)* be notte begylde (.s. zu
XIX, 4, 3) And euere exylde {s. zu XII, 3, 3), Ora pro nobis r>o
CLIV, 2 O moder mylde, mayde vndefylde, Thatt wo so wylde be
not exylde Fro thy swete chylde {s. zu IV, G, 1) and fro all his, O. p. n.
Str. 2 0 quene of grace (s. zu V Ü.) most fayre of face (.v. zu.
CXXI, 2, 1) Of alle solace (s. zu LV, 2, 1) ledyng the trace, Off the
highe place {s. zu XI, 2, 3) thatte we nott mys [s. zu I, 1 2, 2) 0. p. n.
= CLV, 2.
Str. 3 0 lady fre (s. zu I, 8, 1) off highe degre {s. zu I, 1, 1),
Thatte we may se thy sone and the And euer to be, where alle ioy ys,
0. p. n. = CLIII, 3.
Str. 4 Thatte Crist us sende grace to amende {s. zu XLIX Ü.)
Oure tyme myspende, or wo hense wende {s. zu LV, 1, 3), And atte
III Anmcrkiiiifijon zu J. Rymans Gedichten CLII, I — CLV, H.
oure ende to graunte us blys (.s-. %u XCVII, 1 9, (j. 7) 0. p. n. =
CLIV, 3. — V. 3 f(i]iri fort, als wenn die Strophe angefanrjen hätte
To Crist to sende us grace. — atte oure ende ; vcjl. CLXIII, 2, 3 atte
oure last ende.
CLTII.
Sancta Maria, ora pro n ob i s.
S. zu Nr. CLII, deren dritte Strophe mit der dritten des vor-
lierjenden Gedichtes gleichlautet.
Str. 1. F. 1 0 uirgyn chast; vgl. VIII, 3 a, 1. — both fürst and
last; s. zii XV, 4, 3. — F. 2 by feith stedfast; s. zu LXXXIII,
2, 4. — F. 3 the kyng off blys; s. zu IV, 3, 1.
Str. 2. F. 2 expresse; .9. zu CXXXVIII, 1, 5. — F. 3 In oure
distresse; s. z,u CI, 7, 4. — haue mynde of this; ä. z,u XLII U.,1. —
F. 4 Et ora pro nobis -^ CLV, 3, 4. Ähnliclt, CLXI, 1, 4 Et miserere
nobis =r ebenda 3, 1 gegetiüber ebenda 2, 4. 4, 4 u. Ü. Miserere nobis.
Str. 3 r= CLII, 3.
CLIV.
Sancta Maria, Ora pro nobis.
S. zu Nr. CLII, besonders Str. 2 und, 4.
Str. 1. F. 1 0 lilly flowre of swete odowre oc XV, 1, 2 Haile,
lilly floure of swete odoure {vgl. Anni.). — F. 2 In wliois chast bowre;
s. zu XVI, 7, 1 . — F. 3 With grete honowre ; s. zu LXXXIV, 2, 3.
Str. 2 c^ CLII, 2 {vgl. Änm.).
Str. 3 = CLII, 4. '
CLV.
Sancta Maria, ora pro nobis.
S. zu Nr. CLII, besonders Str. 2.
Str. 1. F. 1 0 spowsesse most dere; .9. zu V, 6, 1. — most bryjt,
most clere; .5. zu XII, 3, 1. — F. 2 In heuen quere; s. zti IV, 8, 1.
— hauyng no pere; s. zu IV, 2, 3. — F. 3 Assuere; s. zu IV, 2, 1.
— the kyng of blys; s. zu IV, 3, 1.
Str. 2 = CLII, 2.
Str. 3. V. 1 0 highe prynces of blys endlos: s. z.u CXIV, 4, 3,
I, 12, 1. XI, 2, 2. — F. 2 the prynce of pes; s. zu XVII, 8, 1. —
F. 3 Vita et spes nostra cum sis; .s. zu LXXVIII, 2, 2. — F. 4 =
CLIII, 2, 4.
Anmerkungeu zu J. Rymaus Gedichten CLVI, 1 — CLVII, 1. 145
CLVI.
S a n c t a AI a r i a , o r a pro ii o b i s.
S. XU N'r. CLII. Zeigt mehrfache Berührung mit Nr. CLVII
{vgl. besonders Anm. %u Str. 3 imd 6, 1).
Str. 1. V. 1 — 3 0 tryclyn of the trinite Replete with alle diui-
nite, 0 flowre of alle uirginite -rvi XII, 9, 1 — 3 0 floure of alle vir-
ginitie Replete witli alle diuinite, O triclyne of the trinitie (vgl. Anm.).
Str. 2. V. 1 0 blessid quene of heuen blys; s. zulK, 5, 1. I, 12, 1.
— V. 2 Wheroff the ioye eternalle is; s. %u L, 6, 2. — F. 3 Of the
whiche blis thatte we not mys; s. zu I, 12, 2.
Str. 3. V. 1 0 emperesse of helle [s. zu XI, 5, 2) alsoo, Into
thatte place {s. zu XI, 2, 3) thatt we not goo {^vgl. zu XLV, 1, 3),
Where is derkenes and endles woo (.5. zu CXXIII, 3, 3. LXXXIII,
6, 4), 0. p. n. CO CLVII, 2 O emperesse of helle alsoo, Where is bothe
payn and endles woo {dieser Vers = CI, 3, 4), Vnto thatte place
thatt we not goo, 0. p. n.
Str. 4. F. 1 0 spowsesse of Crist, oure sauyowre ; s. zu V, 6, 1 .
XV, 1, 1. — V. 2 The whiche restyd in thy chast bowre ; s. zu VIII,
3 a, 3. XVI, 7,1. — F. 3 Thatte he kepe us fro alle dolowre ; s. zu
XI, 3, 3. LXXXI, 1, 7.
Str. 5. F. 1 0 sweete lady; s. zu VIII, 4, 3. — so meke and
mylde; s. zu IV, 6, 1. — F. 2 thy blessid chylde; s. zu CXVII, 3, 2.
— T". 3 Pro blysse thatte we be notte exylde ; s. zu VII, 2, 2. XII, 6, 3.
Str. 6. F. 1 Holy moder of Crist Ihesu; s. zu XV, 3, 2. —
F. 2 Thatte is the lorde of alle vertu; s. zu CXXVI, 2, 3. —
F. 3 with grace; s. zu XXIX, 4, 3. — renn; s. zu LXIX, 8, 1.
Str. 7. F. 1 Holy virgyn of virgyns alle oo CLVII, 5, 1 O pure
virgyn of uirgyns alle. — F. 2 thy sweete sone; i\ zu V, 8, 2. —
F. 3 bothe grete and smalle; s. zu LXX, 15, 2.
Str. 8. F. 1 Thatte we, whiche be terrestrialle ^:= VI, 8, 2 {vgl.
Anm.). — F. 2 May leve this lyff so bestialle; vgl. zu LXXII, 2, 2.
— F. 3 And come to blysse celestialle c\j VI, 8, 3 May come to blis
celestiall {vgl. Anm.).
CLVII.
Sancta Maria, ora pro uobis.
S. zu. CLII und CLVI.
Str. 1. F. 1 0 spowsesse of Crist and paramour; s. zu V, (!, 1.
Archiv f. n. Sprachen. XCVII. ]()
140 Anmerkungen zu ,T. Rymans Gedichten CLVII, l — CLVIII, 4.
— V. 2 Most of vertu (.v. zu LXXX, 1, 2), raost of honowre {s. t^u
V, 4, 1) cvj LXXXII, ], 5 Moost of vertue and of honoure. — V. 3
0 moder of onre sauyowre; s. zu V, 4, 2.
Str. 2 ^ C'LVI, y {s. Änm.y
Str. 3. K 1 0 blessid quene of paradise = IX, 5, 1 (vgl. Anm.).
— F. 2 Thatt Crist, thy sone, that high iustise; s. zu LXXXT, 3, 5.
— F. 3 US notte despise; s. zu IX, 5, 3.
Str. 4. F. 1 0 prynces of eternalle pese ; ^. zm CX, 2, 1 . — F. 2
Thatt Crist oure care and woo may sese; s. zu XI, 1, 3. XVII, 6, 4.
— F. 3 And oure solas and ioy increse; .<?. zu LV, 2, 1. XVII, 8, 2.
Str. 5. F. 1 0 pure uirg-yn of uirgyns alle fV) CLVI, 7, 1 Holy
virgyn of virgyns alle; s. auch zu VI, 3, 3. — F. 2. 3 Thatte we
may dwelle, both gret and sraalle (s. zu LXX, 15, 2), With Crist and
the in heuen halle; s. zu V, 8.
CLVIII.
S a n c t a Maria, o r a j) r o n o 1) i s.
S. zu CLII. Berührt sieh hesondrrs mit Nr. V {rgl. zu Str. 3, 1 .
4, 1), Nr. VI {vgl. zu Str. l, l f['. 2, 1 ff.) und Ni: X {rrjj. zu Str. h,
1. 3).
Str. 1. F. 1 — 3 0 meke Bester so niylde of mynde, Thatte hast
fownde grace for alle mankynde Of god co VI, 4, 1 — 3 O quene Hester
moost meke of myende, That were worthy of god to fynde Mercy
and grace for alle mankyende {vgl. Anm.). — F. 1 so niylde of mynde ;
vgl. CI Ü. so myelde of hert and myende (vgl. Anm.). — F. 3 Of god
habe ich nach der eben angeführten Stelle zum Vorhergehenden ge-
zogen, aber vielleicht steht es und y.oivov.
Str. 2. S. zu VI, 5. — F. 1 /! 0 strenge ludith, thatte of dydde
smyght The hede of Holoferne c>o VI, 5, 1. 2 O stronge ludith, that
Holoferne Decapitate cv) CXXII, 3, 1, 3 Holofenies, the fende, is
hede .. . Thou hast smytte of. — F. 2 thatte knyght; s. zu LIX, 6, 1.
— F. 3 Thatt we may putte the fende to flight ; s. zu LXXI, 7, 1 .
Str. 3. F. 1 0 closyd gate; s. zu V, 1, 1. — - F. 3 sittyng in
trone; s. zu LXVI, 1, 1.
Str. 4. F. 1 0 lesse yerde; s. <rw V, 1, 3. — flowre; s. %?t LXIX,
4, 1. — F. 2 And bare the fruyte of alle honowre; s. zu XIV, 1, 3.
CXLII, 9, 2. — T"; 3 That Crist defende us fro dolowre; s. zu XXII,
5, 3. LXXXI, 1, 7.
Anmerkungen zu ,T. Rymans Gedichten CLVIIl, 5 — CLX, 2. 147
Str. 5. V. 2 To god, that is of myghtis most; s. zu X, 4, 2. —
C. 2 Fadere and sone and holigost; s. zu. XXI, 8, 2. — V. o So thatte
for syn we be not lost = X, 4, 3.
CLIX.
Mar ienlicd (Ora pro nobis dominum).
Ü. V. 1 Cum sola sis spes hominum; s. z,u LXXVIII, 2, 2. —
V. 2 Ora pro nobis dominum = Kehrreim,; s. zu CLII.
Str. 1. V. 1 0 blessid mayde; s. zu CXIII, 2, 1. — mayde, moder
and wyffe; s. zu III, 10, 3. — F. 2 Graunter of pease, seaser of
stryfFe; s. u( XXXV, 7, 2 f. CX, 2, 1. LXXVIII, 2, 5. — T'. 3
When we schalle die and ende our lyffe oo CXLVII, 5, 1 When we
shall dye and yelde our gost.
Str. 2. V. 1 The flesshe ; s. zu XXIX, 3, 3.
Str. 3. V. 1.2 0 swete lady (s. zu VIII, 4, 3), thou be oure gyde
By nyght and day atte euery tyde cv) XCV, 2, 4. 5 Thou be niy
lielpe, comfort and guyde Bothe nyght and day and euery tyde {vgl.
Anm.). — F. 3 Into no syn that we notte sclyde; vgl. LXXVII, 2,
."). G that we not falle Into no synne.
Str. 4. F. 1 Of syn and vice {s. zu XXIII, 2, 4) thatte we may
sease; s. zu XVII, 6, 4. — F. 2 encrease; s. zu XVII, 8, 2. — F. 3
lede oure lyffe in . . . pease ; s. zu LH, 1,1. — goostly ; s. zu XXI, 3, 4.
Str. 5. F. 1 by grace; 5. zu CXIII, 5, 3. — procede; s. zu
XXIII, 1, 1. — F. 2 In wylle, in thought, in worde and dede; s. zu
XVII, 7, 3. — F. 3 mede; s. zu LXXXI, 2, 7.
CLX.
Marienlied (O dulcis Maria).
Ü. 0 Clemens, o pia, 0 dulcis Maria = XII tl. {vgl. Anm.).
Str. 1. T'. 1 Sith thou hast born the kyng of grace; s. zm CXXII,
8, 1. — F. 2 The lorde, the prynce of euery place; s. zu LXXII,
7, 2. XII, 1, 3. — F. 3 Be oure confort in euery case cv) XII, 1, 2
O oure comforte in euery case {vgl. Anm.) ^= XCIV, 2, 5.
Sir. 2. F. 1. 2 Whatte thou wilte axe of thy swete sone, In
heuen and erthe (s. zu VII, 6, 3) itte schalle be done ; .<?. z.u IX, 2. —
F. 3 For thy mekenes; s. zu VII, 2, 3.
10*
I'IS Antnerkungen zu J. Rymans Gedichteu CLX, 3 — CLXIl, 3.
Str. 3. V. 1 quene of blys; s. zu I, 12, 1. — F. 2 In tyme of
nede; s. zu LXXX, 2, 4. — haue mynde of this; s. zu XLII U. —
V. 3 Of thy conforte lete us notte mys; s. zu I, 12, 2.
Str. 4. F. 1 0 mylde moder; s. zu XV, (j, 1. — V. 2 thy sone
Crist, onre broder; vgl. CLXI, 1, 2 Sith Crist, thy sone, our broder is.
Sti: ö. V. 1 Vppon mankynde do thou thy eure; s. zu LXXX IV,
2, 6. — F. 2 So thatto of blysse we may be sure; s. zu LXXV^If,
3, 7. — F. 3 Wherof the ioy schalle ay endure; s. zu XCV, 1, ö.
CLXI.
An Christu s.
Str. 1. F. 1 0 highe fader of heuen blys; s. zu XXVII, 5, 4.
LXXIV, 3, 1. — F. 2 Sith Crist, thy sone, our broder is; s. zu CLX,
3, 2. — F. 3 mys; s. zu VII, 2, 2. — F. 4 Et miserere nobis =
3, 4 ; s. zu CLIII, 2, 4.
Str. 2 F. 1 0 sone of god namyd Ihesus =:r CXXV, 2, 1. —
F. 2 Sith with thy bloode {)ou hast bought us cv) LXXXIII, 6, 1 Sith
thou hast bought vs with thy blöde.
Str. 3. F. 1. 2 0 holygost, thatt doist procede Of the fader and
sone in dede =3 LXXIV, 5, 1. CXXXI, 3, 1. CXXXVI, 10, 1. —
V. 3 Wyth thy vertu and grace; s. zu XXXII, 2, 3.
Str. 4. F. 1. 2 0 .iij. and .j., of myghtys most. Fader and sone and
holygost; s. zu LXXIV, 1, 1. 3. — F. 3 As thou art lorde of euery
cost; s. zu X, 4, 1.
CLXII.
Marienlied {Snccurre nobis miseris).
Ü. V. 1 Pili Marie uirginis = 1, 2. C ZJ., 2 und K. — V. 2
Succurre nobis miseris :— K. CLXIII Ü., 2 und K.
Str. 1. F. 1 0 sweete Ihesu; s. zu LXXII, 14, 1. — so meke
and mylde; s. zu TV, (3, 1. — F. 2 Fro blysse thatt we be notte
exylde; s. zu XII, 6, 3,
Str. 2. F. 1 We scheide be lost for eure offense ; s. zu VII, 4, 1
tmd IX, 6, 1. — F. 2 Set tue matris meritis; vgl. CLXIII, 2, 2 Tuis
preclaris meritis. — F. 3 As thou art lorde of indulgense; s. zit
L, 1, 1.
Str. 0. F. 1. 2 Oure sowlys made to thi likenesse {absolute Kon-
Aumerkiuigeu zu J. Rymaiis Gedichteu CLXII, 8 — CLXIV, 1. 149
struktion) Natura nostra fragilis, nänil. est. — F". 3 in oure gostly
sikenesse; cS. xu XXI, 3, 4. Der Schreiber braticht sekenesse XCII, G, 1.
Str. 4. V. 1 . 2 Vppon a tre (s. xit VIII, 0, 2) thou madist us fre,
Effusione sanguinis ; s. z-u VII, 2, 3. — F. 3 we . . . besiehe the ; s. zu
XXII, 5, 1.
Str. 5. V. 1 the fllthe; s. %u XXIV, 2, 2. — F. 3 Fro blysse
thatte we be not reiecte = IX, 4, 3.
CLXIII.
Ma rienlied (S u c c u r r e n o b i s in i s e r i s).
tl. F. 1 0 mater sununi iudicis := \,2; s.xii LXXXI, 3, 5. —
F. 2 Succurre nobis miseris = K.; s. zu CLXII Ü., 2.
Str. 1. F. 1 0 sweete lady; vgl. 3, 3 und s. zu VIII, 4, 3. —
0 uirgyn pure; s. zu VI, 3, 3. — F. 2 On us mekely do thou thy eure;
s. zu LXXXIV, 2, 6.
Str. 2. F. 1 Atte domys day; s. zu LXXXI, 2, 3. — when we
haue nede; s. ^w VII, 7, 3. — F. 3 we the pray (davor ist ein Komma
zu setzen); s. zu XXVIII, 3, 2. — in werde and dede; s. zu XVII, 7, 3.
Str. 3. F. 1 thy sweete sone; s. zu V, 8, 2. — offende; s. zu
XCVII, 7, 1. — F. 2 Qui lux est veri luminis; s. zu LXXIV, 3, 3.
— F. 3 atte oure last ende ; s. zu CLII, 4, 3.
Str. 4. F. 1 Haue mynde = F. 3; s. zu XXI, 7, 1. — the quene
of blys ; s. zu I, 1 2, 1 . — F. 2 Et mater expers criminis ; s. zu XVII,
7, 3. — F. 3 thenke; s. zu LXXXII, 6, 4.
Str. 5. F. 1 For oure trespas and oure offense; i\ zu CX, 1, 6.
— F. 3 Sith thou art quene of indulgense ^= CLXIV, 3, 4 ; vijl.
CXXXIX Ü. mater iiidulgencie und zu L, 1, 1.
CLXIV.
Marienlied (Graunt us that pease, that is endlese).
Ü. Vita, dulcedo et spes Nostra, Maria, tu es; 6. ;i7« LXX VIII, 2, 2.
Str. 1. Fl Perles prynces of euery place; s. zulY, 2, 3. CVIII,
3, 1. XII, 1, 3. — F. 2 Of heuen, of erthe, of see, of sende co LXXVI,
4, 1 of heue«, ertli, se and sonde; s. zu VII, 6, 3. XXVII, 5, 1. —
F. 3 Moder of merey and of grace; s. zu V, 2, 3. VI, 4, 3. — F. 4
Helpe thy seruauntys in euery londe; s. zu LXXVI, 4, 2. — F. 5. ü
150 Amuerkuugeu zu J. Ityinuus CJediclituii CLXIV, 1 — 8.
Oure woo thou sese, oure ioy increse (.s-. zu XVII, H, '!), Graunt us
that pease, that is endlese =^ K. ^ XXXV, 7, 2. 3 Oure wou Lliou
ceas and graunt vs i:)eas In blis endeles, tluitt sliall not cea.se.
Sir. 2. F. 1 . 2 Pray thy sone to vnbynde oure bonde And brynge us
owte of care and woo; .v. xu LXV, 7, o. \. — V. 2; .s. auch ui VII, 3, o.
XI, 1, 3. — F. 3 And defende us with bis right honde; 6'. zu CL, 4, 3. —
F. 4 And kepe us fro the fende, oure foo; s. zu XU, 3, 3. XXII, 5, 4.
Str. 3. Fl. 2 Adam ... and Eve; s. zu VII, 4, 2. — Fl oure
first parent; s. zu LXXIX, 1, 5. — F. 2 offense; s. zu IX, 6, 1. —
F. 3 Lete notte niankynde for ay (s. zu XIX, G, 3) be schent; s. zu
VII, 4, 1. — F. 4 Sith thou art quene of indulgence ; v. zu CLXIII, 5, 3.
Str. 4. F. 1. 4 Oure lyffe, oure sweetnes, oure truste alsoo ...
Chyldryn of Eve, exyles most thralle 'v LXXVIII, 2, 2. 3. 5 {vyl.
Amii.). — F. 2. 3 we calle Only to the; s. zu XII, 1, 3. — F. 3 and
to no moo; s. zu LVII, 2, 2. — F. 4 most thralle; s. zu LXV, 8, 3.
Str. 5. F. I Here in this vale of care and woo; s. zu XLIX, 4, 1.
LXXXIX, 3, 3. XI, 1, 3. — F. 2 Sith thou art oure mediatrise; s. xu
XX, 6, 2. — - F. 3. 4 Thyn eyen of mercy, of grace alsoo Turne thou
to us; s. zu XII, 11, 3. VI, 4, 3. — F. 4 in mercyfuU wyse; s. zu
II, 2, 2.
Str. ö. F. 1 0 swete Mary most raeke and fre ; s. zu CXIV, 3, 2.
— F. 2 Thatt blessid fruyte of thy wombe, Ihesus; s. zu XIV, 1, 3.
VII, ii, 2. — F. 3 After thatte we departyd be; s. zu XX, G, 6. —
F. 4 Fro thys exyle. Nur hier hrmicht Rynian exyle im Sinne von
'Verbannung', LXXVIII, 2, 3. CLXIV, 4, 4 in dem von 'Verbannter';
wegen des Verbs s. zu XII, G, 3.
Str. 7. F. 1 0 sweete lady; s. zu VIII, 4, 3. — atte domys day;
s. zu LXXXI, 2, 3. — F. 2 the false fende; das Substantiv liabe ich
ergänzt nach XXII, 5, 4 Terme of oure lyfe defende us froo The
darte of the fals fende, oure foo; s. zu IX, 1, 3. — F. 3. 4; s. zu
Y Ü. — F. 4 Por syn thatte he us notte refuse; s. zti I, 13, 4.
CXLII, 7, 2.
Str. 8. F. 1 Lete notte the fende with alle his fraude = CXXI,
7, 1. — F. 2 Brynge us to payn and endles woo; .s-. zu IV, 7, 3. LXII,
1, 4. LXXXIII, 6, G. — F. 3. 4 Butte thatte to god we may gyff
laude In blysse cxj CXXI, 7, 3 In blysse thatte we may gyfF you
hiude; X. \u XXII, 6, 1. — F. 4 with the; s. zu XXIII, 4, 3 /". —
raany moo; i-. zu XXXI, 5, 1.
AumerkuEgeu zu J. Eymaus Gedichten CLXV U. — CLXVI, a'. 151
CLXV.
Maria Verkündigung.
S. zu Nr. I.
Ü. I bryng tydyngys, thatte be fülle tru (Who can sey 'Nay' to
thys?): Mary is moder of Ihesu, And god ys fader ys oj CXIV Ü.
Thys ys fülle true, J)is ys fülle tru u. s. iv. — F". 1 I bryng tydyng-ys;
s. zu LXXXVII, 1, 3.
Str. 1. V. 1 — 2; s. Z2C I, 1. — V. 1 came with fnlle grete light;
Ö-. XU XXXII, 1, 3. — V. d The lorde of alle; s. zu LXI, 5, 2. —
by his grete niyght; s. zu XXXV, 1, 3. — F. 4 In the hath take a
place; s. zu XXV, 3, 2.
Str. 2. F. 1 forthewithalle; s. zuXIÄ, 6, 4. — F. 1. 2 the holigost
Into her wombe dyd light ; s. zu I, 8, 2. VII, 5, 2. — F. 3 thatte lorde
of myghtys most; s. zu X, 5, 2. — V. 4 by right; s. zu X, 3, 1.
Str. 3. F. 1. 2 Laude we thatte lorde with hert and mynde, And
loue we hym alsoo; vgl. LXXXII, 3, 7 The whiclie we shulde, as it
is right, Loue, drcde and laude with alle oure myght; s. zu IV, 8, 3.
— V. l with hert and mynde; s. zu XVII, 7, 3. — V. 3 Thatte of
a mayde hath take mankynde; s. zu VIII, 5, 1. — F. 4 To bryng us
owte of woo; 6'. zu VII, 3, 3.
Str. 4. F. 1 Grod bryng us alle vnto thatte blys; s. zu VII, 7, 3.
— F. 2 Wherolf uone ende schalbe; 5. zu XI, 2, 1. — F, 3 thatte
maydyn and moder; 6\ zu III, 10, 3. — F. 4 Wyth Crist; s. zu XXIII,
4, 3 /. — Crist, here sone so fre; s. zu XCVI, 4, 3.
CLXVI.
Bruchstücke.
Unter dieser Nummer habe icJi die Bruchstücke vereinigt, die, wie
ich glaube, eine und dieselbe Hand, und zwar die Hand des Dichters,
auf Fol. 3'' zu verschiedenen Zeiten niedergeschrieben hat. Was ich
unter a gebe, ist mit dunklerer Tinte aufgezeichnet: die Verse unter b
und c sind mit hellerer Tinte geschrieben, aber iinter c die Buclistdbcn
fetter, als unter b. b~, b^ und c stehen rechts von dem übrigen, und
zwar b^ zwischen c, 1 und c, 2.
a\
Die beiden Strophen stehen in enger Beziehung zu LIII, mit dem
sie den Kehrreim O syiifull man, gcve niy thyn hert gleich haben, wie
152 Anmerkungeu zu J. RyiiiiiuH Gedichten CJAVI,a' — b'.
sie auch mit dem Strophencmfang Haue iiiyntl an dem Aiifaiuj der
meisten Strophen, jenes Gedichtes erinnern. Hatte etwa liijman die
Absicht, a^, 1 hinter CHI, 3 lond a^, 2 vor CHI, 6 einzuschieben ?
Str. 1. V. \ — 3 Haue mynd, atte .xxxtj wynter old To the lewys
hon I was sold By false ludas wyckyd and bold; s. zu XL VI, 4.
Str. 2. V. 1 Haue mynd, thou man, thatt were forlorn ; s. zu VII,
4, 1 . — F. 2. 3 Hou my hede was crownyd wyth thorn, And hon the luys
did me schorn; .s\ zu XL VI, 5, 1 — 3. — V. S; s. auch zu LXII, 7, 2.
a-\
Diese zwei Strophen sind Varianten zu VIII, wahrscheinlich
entstanden, als der Dichter VIII, 3« zu tilgen heschlofs.
Str. 1 As we rede in diuinite = VIII, 3 a, 2. — F. 2. 3; s. zu
VIII, U, 1—2.
Str. 2 = VIII, U.
bK
Varianten zu XIX, 1. CL, 1. CLI, 1; s. zu XIX.
Str. 1. F. 1—3 ~ CLI, 1, 1—3; s. Amn. ~ V. A Pe kyng of
myg^ht; s. zti I, 11, 3.
St7: 2. F. 1 Crist, that art lyght and day so clere =i: 3, 1.
Str. 3. F. 1 = 2, 1. — F. 2. 3 Derknes of nyght ... Puttist
fro us; s. zu CLI, 1, 2. — F. 2 o lorde most dere; s. zu IV, 8, 2.
— F. 3 in euery cost = 4, 3; s. zu X, 4, 1. — F. 4 By vertu of
the holigost = 4, 3; s. zu XCIX, 4, 1.
Str. 4. F. 1 = 1, 1. CLI, 1, 1. _ F. 2 doist us fro; vgl. CL
1, 2 doist a way. — F. 3 Bothe farre and nere; s. zu XV, 5, 3, —
F. 3. 4 in euery cost u. s. lo. = 3, 3. 4.
Str. 5. Fl =r CL, 1, 1. — F. 2 pnttist away; s. zu XXIV,
2, 4. — F. 2. 3 z= 1, 3. 4. CLI, 1, 3. 4.
F. 1 And lete alle care and sorowe g-oo = CXVII, 1,2. — F. 2
And brought us owt of payn and woo ; s. zu VII, 3, 3.
Die beiden lateinischen Zeilen, die hier und c, 1 Fl und 3 bil-
den, stehen als Überschrift und abwechselnd als Kehrreim in XXXV
vgl. Anm.).
Anmerkungen zu J. Rymans Gedichten CLXVI, b' — c. 153
V. 2 Whoyse kyngdom hath non ende; s. zu I, G, 3. — K 4 Thy
grace to us extende; s. zu CXIII, 5, 3.
c.
Str. 1; s. zu b^. — V. 2 Sittyng in heuen trone; s. zu LIX, 4, 3.
— F". 4 We pray the ; y. zu XXVIII, 3, 2. — here oure raone ; s. zu
VIII, 2, 4.
Str. 2. V. 2 0 faders sone of blys ; 5. zu XXVII, 5, 4. — V. 4
Pro peyn, thatt endles ys; .s. zu, LXXXIII, 6, 6.
Berlin. Julius Ztipitza.
Beurteilung'en und kurze Anzeigen.
Grazer Studieu zur deutsclien I*hilologie. Herausgegeben von
Anton E, Schönbach und Bernhard Seuifert. Graz, Verlags-
buchhandhmg Styria, 1895.
Die feierliche Eröffnung des neuerbauten Seminars für deutsche PJiilo-
logie an der Grazer Universität war für die dortigen Leiter der deutschen
Studien der Anlafs, eine nach Bedarf erscheinende Sammlung zu beginnen,
in die vornehmlich Grazer Doktordissertationen Aufnahme finden sollen.
Den Anfang machen zwei unter Schönbachs Leitung entstandene Hefte,
deren saubere Ausstattung zu rühmen ist. Das erste
Die rehgiösen Anschauungen Wolframs von Eschenbach. Be-
arbeitet von Anton Sattler. XI, 112 S. gr. 8. M. 3,20.
verfolgt die Bahnen, die Schönbach mit seinen Otfriedstudieu und seinem
Buch über Hartmann von Aue eingeschlagen hat. Der Verfasser ist Welt-
priester und Professor am fürstbischöflichen Gymnasium in Graz, mithin
gut ausgerüstet für seine Untersuchung. Wenn sie ihn zu dem Ergebnis
führt, dafs Wolfram die Summe von theologischen Kenntnissen besafs,
wie jeder gebildete Laie seiner Zeit; dafs er der herkömmlichen Schul-
meinung folgte und nur in betreff der neutralen Engel von ihr abwich,
so halte ich das für viel richtiger, als wenn man ihn zu einem Vor-
läufer des Protestantismus stempeln will, etwa wie Plato und Seneca zu
halben Christen. Wolfram ist ein Durchschnittskatholik, auch der Marieu-
verehrung nicht so abgeneigt, wie behauptet wird (vgl. S. 38 ff.). Nur die
Annahme der neutralen Engel ist unkirchlich, wenn auch nicht Wolframs
Erfindung. Hier möchte ich aber Sattler widersprechen. Es scheint mir
doch, als ob Wolfram sich anfänglich nicht klar darüber war, ob sie nur
zeitweilig oder für immer von Gott verstofsen, und dafs darauf die ver-
schiedene Auskunft Trevrezeuts zurückzuführen sei. Ich glaube das wegen
der zweifelnden Frage des Einsiedlers, aus dem doch der Dichter redet,
'154, 2ij op die ir unschult wider xock':' (Sattler erwähnt die Stelle nicht)
Beurteilimgeu und kurze Anzeigen. 155
und wegen des Bekenntnisses Trevrezents 471, 23 ff., er wisse niclit, was
aus ihnen geworden sei. Hier neigt Wolfram zur Milde, die er allerdings
nachher widerruft. Wahrscheinlich hat ihn dazu mit die Notwendigkeit
veranlafst, Eaum für die menschlichen Pfleger des Grals zu schaffen. Es
entsprach aber diese Milde auch seiner Gesinnung gegen die Heiden,
worin er allerdings seiner Zeit voraus ist. 3Iich wundert, dafs Sattler
hierauf mit keinem Wort eingeht. Er spricht S. 1U3 von dem Begräbnis
der heidnischen Könige, als ob es etwas Selbstverständliches sei,
da'X, se iht xe teile werden
decheime wolf, decheime rabn (Wh. 462, 22).
Dabei fällt König Matribleiz dem Markgrafen aus Dank für seine Scho-
nung der Toten zu Füfsen (463, 2 f.)! Sattier hätte überhaupt das Verhält-
nis Wolframs zu Heiden und Juden erörtern müssen, wie es aus Wh. 306,
25 ff., 309, 1 ff., 450, 15 ff. hervorgeht. Dafs die Heiden so gut Geschöpfe
Gottes seien wie die Christen, dafs man ihrer schonen und sie nicht wie
das Vieh erschlagen solle — • ist das allgemeine Ansicht der Zeit und
mahnt damals die Kirche daran ? Und was will Wolfram mit den Figuren
des Feirefiz und Rennewart sagen? Der Willehalm ist eben auch bei
Sattler wieder, wie in den meisten Untersuchungen über Wolfram, nicht
gehörig ausgenutzt. Bei der Kreuzigung S. 32 ff. war Wh. 30;' (Longiuus,
die fünf Wunden Christi u. s. w.), auch (58, 24 ff. zu erwähnen ; bei der
Realität der Teufel (S. 52) Wh. 17, 10 ff.; bei der Taufe 17 und 303; beim
Grabkreuz (S. 102) 17, 10 ff. Über das jüngste Gericht, wovon Sattler
schweigt, konnten 303, 12 ff. und 454, 18 ff. Auskunft geben. Übersehen
ist auch, dafs sich Willehalm 456 in einer ähnlichen, wenn auch minder
verzweifelten Stimmung befindet, wie Parzival bei Trevrezent (zu S. 14 und
71). Der Titurel pflegt noch schlechter wegzukommen. Er gewährt für
uns nur Str. 21 eine Bemerkung über das Einbalsamieren der Leichen
(S. 103) und eine Ergänzung zu S. 56 in Str. 51: xe himel ist reine für
got ir (der minne) geleite, minnc ist allentltalben, tcan xe helle. Den Unter-
schied zwischen der eigentlichen und der Vorhölle spricht \Volfram nicht
aus. »Sattler hätte S. 60 f. dem Mhd. Wb. nicht glauben sollen, dafs
queln zunächst 'eingeschlossen sein' bedeute: es heilst immer nur 'Pein
empfinden, Pein bereiten'. Irrig ist auch die Auslegung von Parz. 452,
21 got het im den muot gegebn: muot ist nicht, wie im Nhd., so viel wie
etwa Tapferkeit, sondern 'Stimmung, Gesinnung'. Dagegen möchte ich mich
ausdrücklich mit der Deutung von Willeh. 48, 15 ff. (S. 31 f.) einverstan-
den erklären und mit der Darlegung S. 80 ff., dafs der Einsiedler Trevre-
zent Priester und nicht mehr Laie war (S. 80 ff.). Wie man auch doch
ich ein leie u-torc Parz. 162, 11 übersetzen möge und ob man V. 13 den
Ind. künde oder den Konj. künde schreibe, immer wird Vergangenes oder
Unwirkliches ausgesagt. Man kann nur vermissen, dafs W^olfram nicht
ausdrücklich erzählt, Trevrezent habe dem bufsfertigen Ritter und den
Seinen sowie Parzival das Sakrament gespendet, was die sichere Bestäti-
gung seines Priestertums wäre. Auch sonst wird man an der überlegten
1^)0 Beurteilungeu und kurze Anzeigen.
1111(1 niliiacii DaisU'lhmg des Verfassers Freude haben, die innlieli diircli
Uiigoiauigkeiten in den nilid. Cituten nicht selten und durcli i'al.sche Zah-
len hin und wieder gestört wird.
Das zweite Heft enthält
Diu vrone botschaft ze der Christenheit. Untersuchungen und
Text von Robert Priebsch. X, 75 S. gr. 8. M. 1,70.
Der Verfasser hätte sich mit diesem über alle Mafsen elenden Mach-
werk, das unter den Erzeugnissen des 12. Jahrhunderts mit Arnolds Sie-
benzahl um die Palme der Scheuslichkeit ringt, gewLfs nicht abgegeben,
wenn es ihm nicht in einen gröfseren Zusammenhang getreten wäre. Vom
<). Jahrhundert an bis in die Gegenwart konnte er den angeblichen Brief
Christi verfolgen, den ein stumpfsinniger Fanatiker der Sonntagsheiligung
zusammengestoppelt hat, dessen sündhafte Anmalslichkeit nur seine Dumm-
heit und sein guter Zweck zu entschuldigen vermögen. Aber der Himmels-
brief fand Beifall, und ein Mönch aus Weihenstephan hat ihn für deutsche
Laien zu Ausgang des 12. Jahrhunderts in deutsche Verse gebracht und
aus einer lateinischen Quelle seines Klosters mit einem Anhang versehen,
worin ein göttliches Strafgericht geschildert wird, das um das Jahr 800
die Bewohner Jerusalems und zwar namentlich die christlichen getroffen
haben soll, weil sie den Sonntag nicht heiligten. Diese Begründung der
Plagen lehrt, dals die Verbindung der beiden Stücke alt und nicht
erst vom deutschen Keimer hergestellt ist. Seine schriftstellerischen Ver-
dienste sind sehr gering. Wenigstens macht er ziemlich reine Reime, und
auch seine Verse lesen sich nicht uneben. Durch meine Doktordisser-
tation über die Litanei, die Erinnerung und das Priesterleben, auf die
Priebsch sich beruft, habe ich verschuldet, dafs er zu viel an ihnen herum-
bessert. Ich sehe doch jetzt manches anders an. Freilich, den Dialekt
des Autors würde ich auch heute noch in angemessene Anrechnung brin-
gen, mich daneben aber gegen zwei- und dreisilbige Senkungen und ein-
zelne Verse von drei Hebungen oder Takten nicht mehr sträuben. Immer
wieder aber hebe ich hervor, dafs in derartigen Versen die Länge des
Auftaktes und die Lage und Zahl der Ikten durch die logische Satz-
betonung bestimmt wird. Man lese einmal die Vr. botsch. nach diesem
Eezept, dem sich so gut wie nichts vom Überlieferten entgegenstellt. Ich
verwerfe alle Änderungen, die Priebsch um der Metrik willen gemacht
hat, schreibe nur 54G lugnär für lugnäre (dieselbe Kürzung z. B. 541. 543).
Vier Silben in der Senkung kommen nur vor, wenn sogenannte Verschif-
fung möglich ist, also in einem leichten Fall. Verse mit vier Hebungen
klingend dürfen keinen Anstofs erregen. Die etwa sechzig überlangen Zei-
len, die Priebsch S. 16 f. aufzählt, schrumpfen auf den zehnten Teil
(V. 99. 100. 150. 161. 208. 799) zusammen, so dafs die alten Mafse von
vier Takten mit stumpfem und drei mit klingendem Ausgang ihre Vor-
herrschaft bewahren. Man vergleiche, was ich in Kürze über den Vers-
bau des Annoliedes MMG, Deutsche Chron. I, 2, 95 ff. vorgetragen habe.
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 167
Im Text befriedigt mich einiges nicht. Zu Anfang schreibt der Ver-
fasser fälschlich Jerusalem, nachher richtig Jerusalem.
213 dax ich t\f iwer gelende
minen xarn sende.
Hs. zif iv (/elende. i}f iu steht mehr als einmal für vf iuch, und auch sonst
vertritt der Dativ iu den Accusativ iuch, was Priebsch S. 8 nicht angiebt.
Das Latein hat entsprechend miüam stiper vos iram 7neam. Zu v^ym pafst
gelende nicht. Ich vermute gehende (Adverb mit Umlaut, nach dem Ad-
jectivum), 'in bereiter Weise, behende, allsogleich'. 219 f. sind unanstofsig;
219 erklärt ja blofs Amen. Nur 282 würde ich in Klammern setzen.
In 309 ist si ergänzt, nicht in 310; vgl. Haupts Text und bei Priebsch
S. 72. V. 354 ist elliu geschaft mufs man nach der Metrik unseres Ge-
dichtes eher mit zwei als mit drei Hebungen lesen, was einen zu kurzen
Vers giebt. Sollte nicht ein Adjectivum ausgefallen sein, etwa weiitlichiu?
358 führt das lateinische sub potestate weniger auf die Ergänzung iwer
guotltcher got, der ohnehin das Formelhafte mangelt, als auf ge-
ivaltiger. 449 würde ich den doch nicht seltenen Plur. worte und daher
auch den V. 448 nicht antasten. 504 lies vervart statt verioart. 563 schreibt
Priebsch wtsen: xe dem ewigen Übe (Hs. leben). Noch näher läge utsen:
paradlse, wodurch zugleich der singulare Reim (S. 11) verschwände; doch
müfste man, um der bekannten Formel zu genügen, dann wohl auch
vr'önen statt eivigen setzen. Der Schreiber hätte demnach achtlos eine
Formel mit der anderen vertauscht. 568, 584 rerttlgefnj, nicht vertilge(n);
582 bisex, nicht btsex,. 690 steht eine bessere Konjektur im Text, als S. IG
vorgeschlagen ward. 787 lies erste. 792 hat Priebsch mit seinem dehei?iiu
xal für dehein der Hs. einen groben Fehler in den Text gebracht. Der
mangelnde Reimvers zu 794 da% hup muose (Hs. mus) versicinden dürfte
nach dem lat. et omnes cortices arborum gelautet haben und aller boume
rinden. 862 lies vil manigen xaher statt maniger. Zu S. 72: V. 2 wähle
ich Priebschs Vorschlag des heiligen geistes. 229 wird tragen durch die
lat. Quelle geschützt, ebenso 723 f. der acc. cum Inf.
Einige Fehler der Einleitung übergehe ich um so lieber, als ich ihr
in den Hauptergebnissen — von der Metrik abgesehen — beistimme.
Nur dürfte Priebsch zu viel sprachliche Eigentündichkeiteu ohne rechten
Grund dem Schreiber zuwenden. Im allgemeinen verdient die Arbeit Lob.
Älöchte ihr die Geschichte des Himmelsbriefes bald folgen.
Berlin. Max Roediger.
O. Weise, Unsere Muttersprache, ihr Werden und ihr Wesen.
Zweite verbesserte Auflage (5. bis 8, Tausend). Leipzig,
Teubuer, 1896. VIII, 270 S. 8. M. 8.
Jene höchst dankenswerte Richtung, die die uns täglich umgebenden
Formen zu verschönern und besonders zu individualisieren sucht, hat
ir)8 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
ziemlich spät, dann aber um so kräftiger sich auch unserer Sprache
zugewandt. Der deutsche Sprachverein wirkt dabei gerade durch einen
Zusatz von Handwerksmäfsigem sehr verdienstlicli, und wie eine Anlei-
tung aus kunstgewerblichen Kreisen, die etwa Dilettanten über ^Verden
und Wesen der Porzellanmalerei oder des Punzens Aufschlufs giebt, liest
sich die von ihm gekrönte Schrift Weises. Das soll kein Tadel sein;
wir sind glücklich, wenn die Sprache nur erst in weiten Kreisen als
Kunstgewerbe gilt und gepflegt und gehandhabt w'ird ; als Kunst wird
sie immer nur von wenigen geübt werden können. Und für jenen Zweck
ist Weises klar geschriebenes und vortrefflich disponiertes Buch wohl
dem mit Recht gelobten von Behaghel noch vorzuziehen. Nur die auf-
dringliche Reklame (oder wie sagen die Fremdwörterfeinde?) für den
Sprachverein stört, und mehr noch der Chauvinismus, der das ganze
Werk durchdringt (z. B. S. 8.S. 44. 46. 50. 52 u. s. w.). Über die platte
Gegenüberstellung des 'treuen Germanen' und des 'treulosen Wälschen'
könnten wir doch allmählich herausgekommen sein! Wenn man aber
freilich behauptet, das deutsche Wort 'Ehrlichkeit' könne in keiner frem-
den Sprache genau wiedergegeben werden, weil der Begriff uns eigen sei
wie etwa dem Engländer der des Comfort (S. 53), dann läfst sich aus
der Sprache jede gewünschte Selbstverherrlichung der Nation ablesen,
und bei solcher Gesinnung kann man dann (S. 54) sogar aus dem Namen
der deutschen Stämme einen Gegensatz zu der Überhebung der keltischen
und slavischen Nachbarn herauspressen. — Besser gelingt es dem Autor,
deutsche Stammeseigenarten zu unterscheiden : in der Art V. Hehns
stellt er (S. 61 f.) Nord und Süd gegenüber und beschliefst die Parallele
mit einer allerdings etwas zu scharf pointierten Vergleichung Goethes
mit Lessiug (S. 70).
Von Einzelheiten heben wir die etwas zu bunt gemischten Litteratur-
angabeu hervor (neben unwichtigeren Aufsätzen aus Zeitschriften fehlen
Hauptarbeiten, wie S. 72 das Buch Socins über Schriftsprache und Dia-
lekte, S. 206 Roethes Abhandlung über das grammatische Geschlecht)
und die häfsliche Erscheinung der 'lateinisch' gedruckten Abkürzungen
'mhd', 'nhd' inmitten deutscher Schrift. Die sprachlichen Archaismen
der Romantiker scheinen uns (S. 129) zu unbedingt gelobt; 'Ger', 'Gadem',
'Wat' wirken einfach als störende Fremdwörter, weil sie so entbehrlich
und so schwer verständlich sind wie nur irgend ein gewaltsam aus Latein
oder Französisch geholter Ausdruck. Sehr gefallen haben uns dagegen
die Abschnitte über Lautwandel (S. 133 f.), grammatisches Geschlecht
(S. 213 f.), Bedeutung (S. 226; eine hübsche Bemerkung über die Jagd
sonst und jetzt S. 240 Anm.). Gerade diese und ähnliche Abschnitte
werden gewifs in weiten Kreisen anregend und belebend wirken und zu
einer lebendigeren, weil kuustmäfsigeren Auffassung der Sprache bei-
tragen. Hierfür gebührt dem Verfasser unser herzlichster Dank, und
wegen dieser Teile allein hätte der Sprachverein ihm wohl den vollen
Preis statt eines Fünftels zuerkennen dürfen.
Berlin. Richard M. Mever.
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 15P
Haudbuch zur Einführung in die deutsche Litteratur mit Proben
aus Poesie und Prosa von C. Hentschel, G, Hey, O. Lyon.
Zugleich 5. Teil des deutschen Lesebuches für höhere Lehr-
anstalten herausgegeben von Lehrern der deutschen Sprache
an dem Kgl. Realgymnasium zu Döbeln. Z^veite, völlig um-
gearbeitete Auflage. Leipzig, Teubner, 1895. VII, 590 S.
Eine Anthologie wird es immer schwer haben, dem Kritiker zu ge-
fallen; denn jeder hält andere Stücke für historisch bedeutsam, ästhetisch
wertvoll, pädagogisch geeignet. So gesteht Eecensent, dafs in dieser Aus-
wahl, deren Geschick und Brauchbarkeit er gern anerkennt, ihm eine ge-
wisse Vorliebe für das Weichliche oder doch Weiche auffiel, die den
Sclndjungen die Kost gelegentlich unschmackhaft machen dürfte. Etwas
weniger Geibel und dafür etwas Storm, etwas weniger Gerok und dafür
ein paar alte Kirchenlieder mehr; ein paar wärmere Worte für Lessing
und vor allem mehr Prosa und weniger Verse — das wären so etwa un-
sere W^ünsche. Die Überschätzung der Poesie in Schule und Lesebuch
ist noch aus der Zeit hergebracht, wo man um gute Stücke deutscher
Prosa in Verlegenheit sein konnte; sind jetzt wirklich aufser den beiden
sehr glücklich kontrastierten Historikern Ranke und Treitschke nur noch
zwei Vertreter des historischen Romans zuzulassen, und mufste der eine
von ihnen gerade Felix Dahn sein ? Hätte ein so eifriger Pädagoge wie
Gottfried Keller nicht ein Plätzchen finden sollen? nicht Jahns Deut-
sches Volkstum unseren jungen Turnern ein Stück Vorgeschichte ihrer
Kunst vorerzählen dürfen? Neben Bismarck, der ausgezeichnet vertreten
ist, sollte Moltke nicht fehlen ; und vor allem hätten die Volksmärchen
auch in diesem Zusammenhang nicht ganz ausfallen sollen. Aber das
sind alles Dinge, die nachgeholt werden können ; denn die klare Dispo-
sition, die knappen und klaren Einleitungen (nur sollten S. 1 die blofs
sprachlich zusammengehörigen Romanen nicht neben die ethnologischen
Griippen gestellt werden), die hübsche Auswahl bei den einzelnen Autoren
wird gewifs bald eine dritte Auflage möglich machen.
Berlin . .R i c h a r d M. ]\I e y e r.
Karl von Lutterottis Gedichte in Tiroler Dialekten. Dritte Auf-
lage bearbeitet von Dr. Ludwig von Hörmaun. Innsbruck,
Wagnersche Universitätsbuclihandlung, 1896. XV u, DSi) S.
Wie weifs doch die echte und rechte Poesie alles zu verklären und
dem Empfinden des menschlichen Herzeus nahe zu bringen ! Sie ist in
allen Kreisen der Menschheit anzutreffen, denn sie bindet sich nicht an
Stand und Würde, nicht an Nation und Konfession, nicht an eine be-
stimmte Sprache und Mundart. Das Alltägliche, das ganz Gewöhnliche,
auch das Derbe und sogar das Dumme vermag sie zu verschönen und
dem edleren Menschen geuiefsbar zu machen. Die tausenderlei Einzel-
fälle des Alltagslebens in sinniger Weise zu würdigen, darin ist Karl von
160 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
Lutterotti ein Meister. Zum dritteuniul wandern seine launigen Gedichte
in Tiroler Dialekten in die weite weite Welt hinaus.
Der erste Teil dieser Dichtungen urnfafst das Gebiet des Uuterinnthales
nebst Innsbruck, der zweite das Oberiunthal, der dritte das Etschlaud und
der vierte das Puster- und Wippthal. Den Schlufs bilden zwei längere
Gedichte, von denen das eine den St. Nikolaus -Markt zu Imst im Jahre
1829 zutreffend schildert, und das andere die Volkssage von Friedrich
mit der leeren Tasche zu Landeck darbietet. Durch all diese Tiroler
Dichtungen weht ein gesunder, frischer, mitunter kräftig derber Humor.
Geschraubtes, Gedrechseltes und Erkünsteltes trifft mau da nicht an. Ur-
wüchsig ist das Volk der Berge, ebenso sind Lutterottis Verse. Alles
handelt da so natürlich, schlicht und einfach. Die Gestalten, mit denen
man da nähere Bekanntschaft macht, erfreuen durch ihr offenes, biederes
Gemüt und durch ihre herzliche Einfalt und Unbefangenheit. Die Kraft
und Stärke dieser Gebirgsbewohner, ihre Naivetät und ihre Lebensfreudig-
keit, die bei ihnen ganz unverhohlen zu Tage tritt, sprechen aufserordeut-
lich an. Töne weifs Lutterotti in seinen Dialektdichtungen anzuschlagen,
die ganz an Fritz Eeuter und an Joseph IVIissons 'Da Naz' (Wien, 1850,
Gerold u. Sohn) gemahnen. Das zeigt so deutlich die schönste unter
diesen Dichtungen, das Frühliugslied, von dem ich einige Strophen zur
Probe aushebe:
Hui! wia lustig isch meahr' 's Löb'ii,
Wia isch 's wiedar nett und fein,
Öbschied ist 'n Wintar göb'n,
Wiedar ruckt dar Langas"^ ein.
Feld und Roan sein wiedar apar,^
Schoan in Jooch zua geaht dar Sehnen,
Fürchar schiafs'n schoan die Laapar,'*
Aulsar scliaugt dar jungi Klea.
Eoath und weils blüah'n schoan die Iload'n,^
Long schoan pafs'n d' Bei'n" drau,
Grean schoan isch's in Wöld und Woad'n,'
Und böld treibt ma 's Vich'l au.
D6 weard's wiedar in* a Schpringa,
Wiedar in a Gump'n geah'n,
Heat 's Vieh wiedar d' SclieU'n singa,
Kimmt's von Stooll i's frisclie Grean.
Und die Vög'l sein earst muntar,
Singa, selnvögla, 's ist a Lust,
Nimbb mi's aa' meiuoad nit Wundar,
Hob'n j6 Olli Hoachzat just.
Die Platöniglan,^ die geal'n,'"
Und die Munalan" schean weifs
' wieder. - Lenz. ^ aber, aber: unbedeckt, schneefrei. * Laub er, Blätter.
= Heiderich {crica carnea). '^ Beie: Biene. '' Weiden. * an. ^ Primeln (primulfi
acnnlis). '" gclbpn. *' Monatsröschen oder Gänseblümchen (hellis j)erejmU).
Beurteilungen und kurze Anzeigen. l6l
Thean si' aa' Staat' aufsar steahl'n,
Weil a-wöck ist Schnea und Eis.
Selber die Frau Suun' thuat's freu'ii,
Steaht sclioan liabar au' amöhl,
Weart^ sie holt aa' 's Schloffen rou'n,
Weil's so schean ist übarohl.
Frisehar rinnan Bach'^ und Brunnaii,
Spia^^lan d' Sunna z'rugg'' so scheau,
Hob'n si' am-eah' sehiar b'sunnan,
1' dear Eis-Krust' fürwärts z' geah'n.
Aussi^ Leutlan afs' die Hiitt'n,
Fort vu'r* Stub'n und Ofn-Bönk!
Hob'n uns g'nua' do inna g'litt'n,
latz weard's gor, Gott Lob und Dönk. etc. etc.
In die.?en Gedichten finden die Freunde der Volkskunde, die Sprach-
forscher, Kulturhistoriker und Ethnographen viele wertvolle Perlen. Ward
doch kürzlich erst hierzulande behauptet, das Wort Wams sei ein nord-
deutsches und sei im Alpenlande gänzlich unbekannt. Diese Ansicht
widerlegt die Dichtung von Friedrich mit der leeren Tasche in zutreffen-
der Weise; denn da liest man:
Richt'n 's wulla Wommas,^ 's uuia. —
Die Einleitung, die verschiedenen Vorberichte bei den einzelnen Ab-
teilungen und die Fülle von Fufsnoten geben den Eesern, die der tiroli-
schen Dialekte nicht kundig sind, so treffliche Winke, dafs sie den Text
leicht lesen und richtig auffassen können.
Das Bild Karls von Lutterotti und dessen Lebensabrifs sind würdige
Beigaben dieser Tiroler Dialekt-Gedichte.
Wien. Franz Branky.
Die schöne Magelone, aus dem Frauzösisclien übersetzt von Veit
Warbeck, 1527. Nach der Originalhandschrift herausgegeben
von Johannes Bolte. (Bibhothek älterer deutscher Über-
setzungen. Herausgegeben von August Sauer. 1.) Wei-
mar, Felber, 1894. LXVII u. 87 S. 8. M. 3.
'Suchet, so werdet ihr finden,' wenn ihr nämlich sorgsam und syste-
matisch suchet, wie es Johannes Bolte thut, und wenn ihr, wie er, so
gute Litteraturkenner seid, dafs ihr eure Funde zu schätzen und an den
gehörigen Platz und in fruchtbringenden Zusammenhang zu stellen wifst.
Das Büchlein von der schönen Magelone macht uns wieder mit einer sehr
hübschen Entdeckung Boltes bekannt, der auf der Herzoglichen Biblio-
' leise, sachte. - wird. ^ Bäche. * zurück. ^ ehvor. "^ ausbin, liinaus.
aus. " von der. ^ das wollene (lederne) Wams (Jacke).
Archiv f. n. Sprachen. XCVII. 11
102 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
thek zu Gotha Veit Warbecks eigenhändiges Manuskript Keiner Ver-
deutschung fand, «las um aclit Jahre älter und authentischer ist, als das
dem ersten Druck zu Grunde liegende, und damit die auf der Herzog-
lichen Bibliothek in Koburg aufbewahrte französische Handschrift ver-
band, wonach jene angefertigt ist. Der französische Text hat dem Unter-
richt gedient; ein Deutscher hat ihn mit lateinischer Interlinearversion
tind Randglossen über grammatische Dinge, selten über die Aussprache
versehen.
Warbecks Text fliefst in gutem, gewandtem Deutsch dahin. Für die
Grammatik und Lexikographie gewährt er recht mäfsige Ausbeute, ver-
diente aber trotzdem einen Neudruck wegen seines litterarischen Ein-
flusses und seiner Beliebtheit und um der breiten Ausdehnung und Ver-
wandtschaft des Stoffes willen, worin die anmutige Erzählung wurzelt.
Hierüber sowie über andere au den Text und seinen Verfasser sich knüp-
fende Fragen erteilt die umfängliche Einleitung des gelehrten Heraus-
gebers erwünschte und genaue Auskunft, die, wie immer bei Bolte, so
recht aus dem Vollen schöpft und auch im Vorbeigehen manchen brauch-
baren Wink spendet. Die Kenntnis von Veit Warbecks Lebenslauf wird
durch Benutzung von neuem, gedrucktem und ungedrucktem Material
erweitert und berichtigt; der Einflufs der französischen Prosaromane auf
den kursächsischen Hof und ganz Deutschland im Überblick vorgelegt;
die Nachwirkung von Warbecks Magelone in allen europäischen Litte-
ratureu durch eine erstaunlich reichhaltige Bibliographie veranschaulicht;
u. s. w. Die neue Sammlung, die das 14. bis 19. Jahrhundert umspan-
nen soll und die ihr Leiter Michael Bernays widmet, ist mit diesem ersten
Heft auf das gediegenste eröffnet worden und stellt in ihm den künf-
tigen Mitarbeitern ein anspornendes Vorbild hin.
Berlin. Max Roediger.
Torquato Tasso. Von Prof. Vinzenzo Crescini. Autorisierte
deutsche Übersetzuug von Carl Bolhoevener. München und
Leipzig, August Schupp, 1896. 32 S. 8. 30 Pfg.
Es sind gelegentlich der dreihundertsten Wiederkehr von Torquato
Tassos Todesdatum im letzten Frühling auffälligerweise in der deutschen
Presse, die sonst sich derartige Gedenktage ja nie entgehen läfst, nur sehr
wenige Artikel über den einst über die Mafsen angeschwärmten und heute
zu Unrecht arg in den Hintergrund gedrängten Verfasser des 'Befreiten
Jerusalem' erschienen, daher der Unterzeichnete wohl auf sein nach den
neuesten Feststellungen gezeichnetes Bild in der 'Belletristisch-litterarischen
Beilage der Hamburger Nachrichten' vom 21. April 1S0.5 hinweisen darf.
In breiterem Rahmen wurde das Gedächtnis der psychologisch ungemein
fesselnden Menschen- und Dichtergestalt' durch die berechtigte wohl-
' Wie die allgemeinen Ausführungen in Kuno Fischers Erläuterung von
Goethes Tasso' (1890) neuerdings am einleuchtendsten zu Gemüte führen.
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 163
gelungene Verdeutschung wachgerufen, die Carl Bolhoevener von Pro-
fessor Viuzenzo Grescinis zur 1895er Tasso-Säkular-Feier der Universität
Padua gehaltener Festrede in der 'Beilage zur (Münchner) Allgemeinen
Zeitung' 1895, Nr. 157 und 158, veröffentlicht hat. Wir empfangen da in
geschmücktem und doch klassisch abgeglichenem Stile eine geradezu vor-
zügliche Schilderung des eigentümlichen Schicksals und Entwickelungs-
ganges, durch den Tasso sich von so vielen bedeutenden Musenbrüdern
einfacherer Lebensführung unterscheidet. In Bolhoeveners geschickter
Wiedergabe liest sich diese feinsinnige Charakteristik mit ihrer an Tasso-
sche Sentimentalität anklingenden getragenen Stimmung und ihrer, des
Meisters autobiographische Andeutungen mit w^ürdiger Reserve, dagegen
die jüngsten Forschungen A. Solertis nebst deren einschneidenden Er-
gebnissen, sowie Corradi, Campori, Arrigoni degli Oddi u. a. voll be-
nutzenden Darlegung — am Schlüsse ist dies alles sauber registriert,
auch schon V. Cherbuliez' geistreicher Artikel in der 'Revue des deux
mondes' vom 15. Mai 1895 — ebenso belehrend wie packend, und man
hat deshalb dem Verleger aufrichtig zu danken, dafs er sie seiner viel-
seitigen Sammlung 'Kleine Studien. Wissenswertes aus allen Lebensgebieten'
(Heft 17) für so sehr billigen Preis eingereiht hat.
München. Ludwig Fränkel.
A Handy Bibliographical Guide to the Study of tlie Gerraan Lan-
guage and Literature for the Use of Students and Teachers
of German compiled and edited (with two Appendices and füll
Indexes) by Karl Breul, M. A., Ph. D. London, Paris, Boston,
Hachette and Company, 1895. XVI u. 144 S. 8. Sh. 2/6.
Der Titel des handlichen, hübsch ausgestatteten und übersichtlich ge-
druckten Buches giebt seinen Zweck deutlich genug an. Es ist natürlich
für englische, demnächst amerikanische Verhältnisse berechnet, kann aber
auch, wie der Verfasser mit Recht meint, von Lernenden anderer Länder
mit Nutzen eingesehen werden, wenn sie sich einen vorläufigen und all-
gemeinen Überblick über die vornehmsten selbständigen Lehr- und Stu-
dienbücher für das engere deutsche Sprachgebiet und das Gotische sowie
für die ergänzenden Wissenschaften der Phonetik, Sprachvergleichung,
politischen und Kulturgeschichte verschaffen wollen. Mehr als einen vor-
läufigen Überblick will das Buch nicht geben und kann es auch nicht,
weil Aufsätze in Zeitschriften oder Sammelwerken (abgesehen von Pauls
Grundrifs) ausgeschlossen wurden, es sei denn, dafs sie in Sonderabdrückeu
erschienen sind. Darin geht der Verfasser so weit, dafs er zwar Müllen-
hoffs Zeugnisse und Exkurse zur deutschen Heldensage aus dem 12. Bande
der Zs. f. d. Altert, notiert, nicht aber Jäuickes P>gäuzuugen im 15. Bande
(er führt dies Beispiel selbst S. VII der Vorrede an). Hat es jemals einen
neu paginierten und mit eigenem Titel versehenen Sonderdruck der
ersten beiden Sammlungen der Zeugnisse und Exkurse gegeben? und
wenn wirklich -— wer mr)chte ihn heute noch auftreiben? Freilich ist es
11*
101 Bctirteilungoii iiiid kiirzo Anzoigon.
besser, daCs die Zeugnisse und Exkurse in diesem Fülirer stehen, als
dafs z. B. bei den dialoktisclien Würterbüciiern Müllenhofl's CUossar zu
Klaus Groths (iuickborn feldt. Auch Riclicys treii'liches Idiot lernt Ilam-
burgense, das doch ein selbständiges Buch ist und dessen Brauchbarkeit
über das Hamburger Gebiet hinausreicht, hätte meines Erachtens l*latz
finden sollen. Indessen ist es für einen Ausländer bedenklich, ein Urteil
über ein Handbuch für englische Studenten in Bezug auf die von ihnen
zu verlangende Ausdehnung ihrer Studien abzugeben. Was ich also ein-
zufügen vorschlage, hält sich in engen Grenzen und tritt in aller Be-
scheidenheit auf. Es beschränkt sich auf Bücher, die vor Erscheinen des
Guide existierten.
Bei der Sprachwissenschaft vermisse ich Steinthals Hauptsächlichste
Typen des Sprachbaues, 1893 von Misteli neu bearbeitet. Bopps Ver-
gleichende Grammatik fehlt, weil der Verfasser nach S. VIII sie für ein
gänzlich abgethanes Buch hält, von dem nicht einmal einzelne Kapitel
mehr des Lesens wert sind. Dies Urteil ist kühn, zumal da Schleichers
Kompendium und R. v. Raumers Sprachwissenschaftliche Schriften (S. 16)
aufgenommen worden sind. S. 29 fehlt Pauls Abhandlung über die mhd.
Schriftsprache, und auch Herrn. Fischers Programm hätte genannt werden
können. S. 80 suche ich Aug. Lehmanns Sprachliche Sünden der Gegen-
wart und Wustmanns Sprachdummheiten vergeblich. Von meinen Alt-
sächsischen Paradigmata ist 1893 eine zweite, neu bearbeitete Auflage er-
schienen. Ist Heyses Lehrbuch der deutschen Sprache zu umfänglich für
einen Engländer? Engeliens und Michaelis' nhd. Grammatiken würde ich
nennen, bei der Syntax die höchst anregende Schrift von Ries, Was ist
Syntax?, bei der Interpunktion Alex. Bieling, Das Princip der deutscheu
Interpunktion. Dafs bei den Runen W. Grimm und Ad. Kirchhoff nicht
zu finden sind, wenn der Student sie auch aus Wimmer kennen lernen
würde, will mir nicht in den Sinn ; für die Abhandlungen von v. Lilieu-
crou und Müllenhoff Zur Runenlehre kann Wimmer oder Sievers aber
keinen Ersatz bieten. Für die Entwickelung der lateinischen Schrift ist
gar kein Wegweiser angeführt. S. 46: 'Ndd. Wbb. Bd. 3' wäre eine un-
zweckmäfsige Abkürzung für das Mndd. Hwb. von Lübben und Walther.
Die Neubearbeitung von Ficks Griechischen Personennamen (1894) ist Breul
noch nicht bekannt gewesen. Deeckes Schrift über die deutscheu Ver-
waudtschaftsnamen beschäftigt sich nur mit den Verwandtschaftsbezeich-
nungen, nicht mit den Eigennamen, zu denen sie gestellt ist. Bei Uhlauds
Biographien mangelt die wichtige, von seiner Witwe verfaiste. Die An-
gaben über das Schauspiel würde ich mit den Untersuchungen von Milch-
sack und Wirth über die Oster- und Passionsspiele eröflnet haben. Auch
das von Litzmann herausgegebene Sammelwerk Theatergeschichtliche For-
schungen war zu erwähnen und neben Moriz Schmidts Ausgabe der
Poetik des Aristoteles mindestens noch die LTntersuchung von Th. Lipps,
Der Streit über die Tragödie. Sanders' Abrifs der deutschen Silbenmessung
und Verskunst beruht zwar, wie der Titel zeigt, auf falscher Grundlage,
enthält aber sehr viel brauchbaren Stoff, insonderheit auch über die Wort-
Beurteilungen und kurze Anzeigen. lt!5
betounng, was doch gerade für Ausländer schätzenswert ist. Wurde Zarnckes
Schrift über den fünffüfsigen lambus citiert, so war auch die von Sauer
anzuführen, und wenn die Metrik Schillei's von Belling, so auch seine
Metrik Lessings. Bei den ahd. Denkmälern kann man des Isidor und der
IMonseer Fragmente wegen ilirer hervorragenden sprachlichen Wichtigkeit
nicht entraten, zumal da Henchs Ausgaben besonders lehrreich sind. Bei
der Kudruii vermisse ich MülleuhoiFs Schrift, beim Deutscheu Heldeubuch
die Ergänzung durch den Rosengarten von Holz und das Siegfriedslied
von Golther. Pipers Wolfram von Eschenbach würde ich wegen seiner
reichen Bibliographie nicht übergehen und bei Neidhart von Reuenthal
keinesfalls die Ausgabe von Moriz Haupt. Unter Hans Sachs sind zwar
die Fastnachtspiele von Goetze, aber nicht die Fabeln und Schwanke von
demselben verzeichnet, auch nicht die Arnoldsche Auswahl in Kürschners
Deutscher National-Litteratur. Von Luthers Schriften kein Wort, obgleich
grammatische und bibliographische Arbeiten über ihn und das Wörter-
buch von Dietz angegeben werden. Mindestens die Auswahlen von Grosse,
Neubauer und Eugen Wolff (letztere bei Kürschner) möchte man finden.
Bei den Erzeugnissen der Volkspoesie, wozu ich auch die Mythologie,
Sagen und Märchen rechne, wird man sich schwer über eine Auslese
einigen, indessen scheinen mir von den Lehrbüchern Wilhelm Müllers Alt-
deutsche Religion, Uhlands Thor, Mannhardts Wald- und Feldkulte, unter
den Sammlungen MülienhofFs Schleswig-Holsteinische Sagen, Märchen und
Lieder zu Unrecht ausgelassen; Müllenhoffs Einleitung seines Buches ist
gar nicht zu entbehren. Die Sprich Wörtersammlungen würde ich um die
Rechtssprichwörter von Graf imd Diether und die Biblischen Sprichwörter
von Schulze vermehren. Etwas kärglich scheint mir der Abschnitt über
Geschichte und Altertümer im weitesten Sinne bedacht zu sein. Ich
schlage vor, noch aufzunehmen Baumstarks Urdeutsche Staatsaltertümer,
die Rechtsgeschichten von Brunner und Richard Schröder, Bethges Dar-
stellung der ältesten deutschen Geschichte in Gebhardts Handbuch der
deutschen Geschichte, Rud. Muchs Deutsche Stammsitze, Treitschkes Deut-
sche Geschichte im 19. Jahrhundert, die ja gerade auf die socialen und
litterarischen Verhältnisse genau eingeht. An die Geschichtsipiellen von
W^atteubach und Lorenz möchte ich auch noch erinnern. Zu .Facob
Grimms Rechtsaltertümern giebt es einen Index von Th. von Karajan
und Pogatscher, zu Hennings Deutschem Haus Nachträge von ihm und
Lasius (QF. LV). Auch Meitzen, Das deutsche Haus vermisse ich.
Die Ai]gaben des Verfassers sind zuverlässig, er hat auch durch Sach-
und Namenregister sowie durch ei)i genaues Inhaltsverzeichnis das Finden
erleichtert. Hier und da Avären Verweisungen im Text angenehm, weil
manches Werk in mehr als eine Rubrik einsclilägt. Zweckmälsig sind
einige Zeichen, die erkennen lassen, ob ein Buch für Anfänger oder Vor-
geschrittenere sich eignet, ob es populär gehalten oder nur mit Vorsicht
zu benutzen ist. Im ganzen kann man den englischen Studenten nur
raten, sich Breuls vertrauenswerten Leitfaden eifrig zu Nutze zu machen.
Bcrlm. Max Roediger,
166 l'eiirtdluiij^t'ii iiinl kiir/x- Anzeigen.
K. M. Cla.s.sen, Über duK Leben und die Seln'ii'ten Byrlitlenls,
eines augel.säeli.sisehen Gelehrten und Sehrift.steller.s um das
Jahr 1000. (Leipziger Dissertation.) Dresden, Teubnor, 1 SOG.
39 S. 4.
Unter Byrhtfenls Namen geht, nach Chassen zu Unrecht, ein lateiui-
Hclier Kommentar zu IJedas Temporimi ratio und Natura rerum, den Ver-
l'asser tleilsig beschreibt, ausführlich charakterisiert und auf die f^u^llen
zurückführt. Es sind dies u. a. Raban, Haimo' und llemigius von Auxerre.
Der Konunentator mafs einst seinen Schatten in Qallia, in Tlicotonis
villa, d. i. Dietenhofeu. Es folgt daraus gallische Schulung (aber nicht
Geburt in Frankreich). Er wufste etwas Griechisch und (?) Hebräisch,
verstand mehr Mathematik und war weiter belesen als Byrhtferd. Dafs
er älter war als dieser, ninmit Classen ohne rechte Begründung au; er
giebt auch nicht die Ursache jener irrigen Unterschiebung an. Den rich-
tigen Platz in der Komputisteu-Litteratur könnte dem Kommentator nur
eine tiefere Kenntnis der Geschichte der Mathematik genau anweisen, als
einem angehenden Auglisten zuzumuten ist.
Byrhtferd ist uns fast nur aus der Handboc bekannt. (Gegenüber
alten Bibliographen übe Verfasser noch mehr Skepsis ! Hearne hinter Lang-
toft II, GüO und Wauley in Hickes Thes. ling. III, 156 a druckten Stücke."-')
Er nennt sich Mönch, Priester und Schullehrer. Er preist als Verstorbene
Oswald von Yo;k, den Stifter Ramseys, und seineu Lehrer Abbo von
Fleury, der um 987 zu Ramsey unterrichtete, ferner als lebend den einsti-
gen Ramseyer, Bischof Eaduoth von Dorchester, der 1016 fiel. (Dieser ist
nicht identisch mit iEthelnoth, erstem Abte von Ramsey.^) Er folgt meist
genau Beda, benutzt aber daneben u. a. Isidor, Raban, vielleicht Alcwine,
^^Ifric De ternporibus, jedoch, laut inhaltlicher Verschiedenheiten, wahr-
scheinlich nicht jenen Beda -Kommentator. Ihm verwandt ist der Ver-
fasser des chronologischen Fragments bei Cockayne Leechdoms III, 282.
Er arbeitet 1011, nach Classen zu Dorchester, meines Erachtens" eher zu
Ramsey. Kein selbständiger Forscher, weniger volkstümlich als iElfric,
erklärt er nur für Kleriker den lateinisch bereits vorhandenen chronolo-
gischen und grammatischen Wissensstoflt', im Bewufstsein ernster Lehrer-
pflicht, die ihm manche Schwierigkeiten verursacht. Doch schwingt er
sich bisweilen zu poetischer Form auf, bringt auch Vergleiche aus dem
Alltagsleben. (Hierüber würde der Kulturhistoriker Ausführlicheres wün-
schen.) Da nur Englisches aus der Handboc durch Kluge gedruckt vor-
' Vgl. Traube Itelperic, Neues Archiv alt. Gesch. 18, 95.
- Galba A II, Saxonica de conunito, eitiert von Wülker, ist verbraiiut.
3 Die Abtstblge (in Cartul. Rames. III, 171 und iu Chroii. Rames. 339 besser
als im Monasticou) irrt, laut V. Oswakli.
' Byrhtferth spricht öfters von sich unter Brüdern und nennt einmal diese
neben Gott und Konig als seine Vorgesetzten, aber nicht einen Bischof. Dafs er
im Range weit jenem Endnoth nachsteht, beweist doch nicht sein Leben an einer
Kathedrale.
Beurleilimgeu und kurze Anzeigen. 1G7
liegt, so giebt uus Chissen zuerst einen IJegriff von dem ganzen Werke
durch seine dankenswerte Inhaltsangabe aus der einzigen Handschrift
Ashmole (die bereits [Bernards] Catal. niss. Angl., 1C97, irrig zweimal, ver-
zeichnete). Er hält sie für autograph. (Dagegen spricht die Erwähnung
des patris Byrläferäi und mancher Kopistenfehler. Stubbs, Mem. of
Dunstan XIX, findet die Hand ähnlich der der ältesten V. Dunstani zu
Arras. Er druckt S. 440 ein Gebet an Dunstan aus Ashmole.) Auch
das folgende Homilienpaar wäre dann von Byrhtferds Hand. Allein
sicher mit Unrecht weist er ihm auch die Zusammenstellung dieses
Paares zu. (Napier Wulfstan 243 — 50 druckt es nämlich aus Ashmole
und noch einer Handschrift.) Zur Bilduugsgeschichte Ramseys hätte
Classeu wohl noch einiges beibringen können aus Chronik und Chartular
der Abtei, namentlich aber aus den Biographien Dunstans und Oswalds,
welche letztere, eben damals in Ramsey entstanden, auch Abbo citiert.'
Besonders dürfte die kulturelle Abhängigkeit dieser angelsächsischen
Benediktiner von Fleury schärfer hervortreten. Daher stammt wohl auch
Byrhtferds Kenntnis des französischen Sprichworts entre deux seilest —
Immerhin hat sich Glassen durch diese fleifsige und geschickte Unter-
suchung um die Geschichte der Chronologie, nicht blofs der englischen
Litteratur, wohl verdient gemacht ; im Gegensatz zu den zahlreichen Dok-
toranden, die englische Poesie beackern, durfte er mit seinem Komputisten
rufen: das circulas synt hehefe, aber earfode to secgaime.
F. Liebermann.
Karl Horst, Zur Kritit der altenglischen Aunaleu. Darmstadt,
Otto, 1896. 39 S.
Bereits 1887 geschrieben, ist diese Strafsburger Dissertation, deren
Fortsetzung die 'Englischen Studien' bringen werden, seitdem durch
Kupferschmidt überholt; vgl. Deutsche Zeitschr. Geschwiss. VI, 154.
Aber auch die Arbeiten Paulis (nicht Pauly), zuletzt von 1881, und man-
ches Frühere kennt Verfasser nicht. Er bringt S. 28 eine wertvolle Be-
schreibung von Codex C und bestätigt zu 1086 die Lesung reß (velum,
gegen rest), woran kein Historiker zweifelte; vgl. meine Leges Edw. Conf.
S. 11. Plummers Lesungen findet er genau, Earles Fortscliritte unter-
schätzt er.
Gleich Satz 2 erregt Anstofs: 'Die altengl. Aniialen ... bilden ... die
Frucht einer Entwickelung (Stil!) ... Ihre ersten Anfänge [reichen] ins 7. Jh.;
. . . ihre letzten Ausläufer in die 2. Hälfte 12. Jlis.' Bezieht er 'ihre' auf
Annalen, so ist '7. Jh.' falsch, bezieht er es auf 'Entwickelung', so ist zu
erwidern, dafs Englands späteste Historik auf jenen Annalen ruhen imils.
Er hält, ohne neue Argumente, den Ursprung der nationalen Annalistik
zu Winchester für wahrscheinlicher als zu Cauterbury. (Vielmehr stecken
hinter dem verlorenen Archetyp fürs 8. und 0. Jahrhundert minilestens
' Historiaiis of York, ed. liaiiic I, 45t).
2 Auglia Vlü, ;J13.
168 Beiirteiluiigeii untl kurze Anzeigen.
zwei Annales penläi, westsächsische und kenti.sclie.) Zu Xhl .schliefst er
mit Recht aus rrirst Abfassung nach S."».') und (nicht so bündig) vor 871.
Zu 801 entkleidet er (wie Frühere, auch Pauli) <j(fyrn des Sinnes Hoikj
ago'. Dafs jener Archetyp erst nach 850 entstand, ergiebt schon die
Jahrzahl- Verschiebung 751 — 889, über die Verfasser nichts sagt. Dal's A
für frühe Zeit kein Original ist, folgt einfach daraus, dal's niemand die
Schrift vor Alfred ansetzt; die Zahleufehler im G. bis 8. Jahrhundert
beweisen also nichts dafür; Verfasser sammelt aber auch für 853 — 94
Fälle, in denen A Wörter und Zeilen überspringt, die in anderen Codices
stehen. (Vgl. 790 Ceolivulf, wo B C richtig Cynulf.) Er nimmt einen Ver-
fasser für das Stück 800 — 98 an, einen zweiten für 894 — 925, von dem er
graphische, lautliche, stilistische Eigenheiten nachweist. Die Fortsetzung
in A sei erst nach 975 kompiliert (?); die Verse über Brunanburg und die
Fünf Burgen bestanden zuvor selbständig, die zu 973 und 975 gehören
dem Konipilator. (Mindestens nicht bewiesen.) Für 978 — 1001 gehört A
Winchester, 1005 — 70 Canterbury. Für 978 — 82 verrät C Lokalspuren
Dorsets. Mit Unrecht leugnet Verfasser die Beweiskraft der vielen auf
Abiugdon weisenden Stellen der Fassung, die am reinsten in C vorliegt;
besonders deutet meines Erachtens daraufhin das Interesse an dem Weih-
(nicht Erz)bischofe Siward und dem Abte ^Ethelstan, dem früheren Sakri-
stan (nicht namens Cyricweard). Dessen Nachfolger heifst 1050 einfach
'Abt Sperhafoc', wo erst fremde Abschreiber erklärend of Abhandune hin-
zufügen. Auch dient diese Fassung dem Chronicon de Abingilon ed.
Stevenson. — Zu S. 33: ein Engländer, kein Deutscher darf Brügge
'Bruges' nennen; Eadsige stieg 1050 nicht auf den Erzstuhl, sondern
ins Grab. F. Liebermann.
Hugo Dietze, Das umschreibende do iu der neuengliseheu Prosa.
Jenaer Inaugural-Dissertation. 1895. 83 S. 8.
Es ist ein durchaus verständiges Verfahren, dafs Dietze iu seiner
Monographie über das umschreibende do Prosa und Poesie, die Ausdrucks-
weise des 19. Jahrhunderts und die früherer Jahrhunderte der ueueng-
lischen Periode sorgfältig geschieden hat; er ist sogar noch einen Schritt
weiter gegangen und hat auch gelegentlich Litteratur-, L'mgangs- und
Dialektsprache, britisches und amerikanisches Englisch auseinander ge-
halten. Bei seiner Beschränkung auf die ne. Prosa hat er aber die Poesie
ebensowenig als die Sprache der alt- und mitteleuglischen Zeit unberück-
sichtigt gelassen : denn beides sind Faktoren, die für die richtige Erkennt-
nis und Beurteilung der Erscheinungen in der ne. Prosa unter Umständen
von Wichtigkeit sein können. Im allgemeinen verrät Dietzes Schrift ge-
wissenhaftes Studium und darf als dankenswerter Beitrag zur Lehre von
der englischen Syntax bezeichnet werden. Freilich wird man auch nicht
leugnen können, dafs er namentlich in den Abschnitten, in welchen er
das umschreibende do in der Prosa des 19. Jahrhunderts behandelt, kaum
etwas nennenswert Neues beigebracht hat.
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 169
Dietze bespricht auf S. 18 — 78 do in positiven Behauptungssätzen mit
Inversion des Subjekts (§ 1), in positiven Behauptuugssätzen ohne Inver-
sion des Subjekts (§ 2), in emphatischeu Sätzen (§ o), in negativen Be-
hauptungssätzen (§ A), in Fragesätzen (§ 5), in Aufforderungssätzen (§ 6),
bei be, have, ought und let (§ 7), in unvollständigen Sätzen (§ 8). Es sind
das alles Erscheinungen, die, soweit die neueste Sprache in Betracht kommt,
auch anderswo — zum Teil selbst in Schulgrammatikeu — ausführlich
behandelt und durch genügende Belege nachgewiesen worden sind; darum
bin ich der Meinung, dafs Dietze nicht nötig gehabt hätte, wenigstens
was ganz alltägliche Erscheinungen betrifft, so viele neue Belege bei-
zubringen, geschweige bereits anderswo gesammelte in seine Schrift auf-
zunehmen, wie er das letztere namentlich in § 1 — natürlich stets mit
Namhaftmachung des Fundortes — gethan hat; dabei ist ihm denn S. 21
unter b) entgangen, dafs das in einer Programmabhandlung von Verron
verzeichnete Beispiel Noright spake he to Lars Porsena, to Sextus naiiykt
spake he nicht aus einem prosaischen Werke Macaulays entlehnt ist, son-
dern aus dessen Lays of Ancient Rome (Tauchnitz) S. 73. Um einen Er-
satz zu bieten für dieses Beispiel, das dazu bestimmt sein sollte, darzuthun,
dafs trotz einer den Satz eröffnenden Negation in der neuesten Sprache
gelegentlich ('meist archaisch': D.) nicht die Umschreibung mit to do an-
gewandt wird, führe ich aus M^^ Carthy, A History of Our Own Times
(Tauchnitz) III, 42 folgende Stelle an : Never in our time, never probably
at any time, eame such nezvs upon England as the first füll story of the
outbreak in India.
Manche von Dietzes Beispielen sind auch nicht treffend genug gewählt
oder erscheinen nicht am richtigen Platze. Obgleich die Überschrift seines
§ 1, die ich oben angeführt habe, ausdrücklich erklärt, dafs in ihm von
'positiven Behauptungssätzen' die Rede sein soll, führt er doch (S. 20
unter 2) in demselben auch Fälle auf, wo 'eine Konjunktion oder ein
Adverb mit verneinender oder beschränkender Bedeutung die Inversion
veranlafst'. lu demselben Paragraphen (S. 21) sind eine gröfsere Anzahl
Beispiele in zwei Absätzen gesammelt, welche die Überschrift tragen:
'Aufserdem kommt die Umschreibung regelmäfsig zur Anwendung, wenn
das Prädikatsverb transitiv ist, gleichgiltig, ob a) irgend eine adverbiale
Bestimmung an der Spitze steht, b) oder ob das Akkusativobjekt den
Satz eröffnet.' Vor dem Worte 'aufserdem' ist wohl eine 4) ausgefallen?
oder in welcher Form will Dietze diese Absätze in den Rahmen von I
('Fälle, in denen das Prädikatsverb in der Regel immer umschrieben ist')
aufgenommen wissen? Jedenfalls waren meines Erachtens Fälle, wo die
adverbiale Bestimmung oder das Accusativobjekt eine Negation oder Be-
schränkung ausdrückt, von vornherein auszuschliefsen : Beispiele wie Nof
the less . . . did he feel the . . . relicf u. ä. (S. 21, a) und Not a sin<jle irord
did Peggotty speak (S. 21, b) konnten unbedenklich schon neben Beispielen
wie Little did he think (S. 20, 2) zu stehen kommen ; ebensowenig brauchte
zwischen den Fällen geschieden zu werden, wo 'einem adverbialen Aus-
druck am Anfange des Satzes ein so vorangeht' (S. 21,3), und denen, wo
170 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
dieses so {t/ma) uliein als iulverbiale Bestimmung (S. 21, aj (jder in Be-
gleitung eines voningestcllten Accusativobjekts verwandt ist (S. 21, b):
aber doch führt Dietze Beispiele wie So vividly lUd he rcalir^e t/ie suffcrinijs
of the poor (S. 21,3), so did Miss Susan Nipper curl her . . . tiose (S. 21, a)
und so little did he feel cven this last (S. 21, b) getrennt auf, und nament-
lich das letzte dürfte an falsche Stelle geraten sein, indem nicht so little,
sondern this last Accusativobjekt ist. Um der Übersichtlichkeit willen
hätte er unter a) nur Fülle wie Continiially, and in a thousand other ways,
did she fecl the inuumerable throbs of anguish, und unter b) nur Fälle
wie The same anxiety did the tvorthy Jeto display zusammenstellen sollen. —
Auf S. 21 unten und S. 22 werden dann unter II Sätze angeführt, welche
beweisen sollen, dafs 'sowohl nicht umschriebene, als auch um-
schriebene Formen, erstere allerdings in der Minderzahl, begegnen, Avenn
das Prädikatsverb intransitiv ist und a) entweder ein demonstratives
A.dverb wie here, there, then, now, so, thus den Satz beginnt, b) oder am
Anfange des Satzes eine umfänglichere adverbiale Bestimmung
steht'. Die Sätze beweisen allerdings, dafs sowohl nicht umschriebene
als auch umschriebene Formen unter den angegebenen Bedingungen
vorkommen, beweisen aber nicht, dafs erstere in der Minderzahl
sind : vielmehr hat Dietze für die nicht umschriebenen Formen unter a)
18 und unter b) 12 Belege aufgeführt, während er für die umschriebenen
Formen, die in den hier in Betracht kommenden Fällen auch nach meiner
Beobachtung gerade in der Minderheit zu sein scheinen, nur je zwei Be-
lege hat vorbringen können. — Zu § 2 sagt er auf S. 36: 'Vereinzelte
Fälle, bei denen man nicht imstande ist, die besondere Absicht der Ver-
wendung des umschreibenden do herauszufühlen (wenngleich hier und da
die Möglichkeit emphatischen Ausdrucks zugegeben werden mufs), be-
gegnen wohl bei den meisten Schriftstellern.' Ich habe nicht alle seine
Beispiele daraufhin prüfen können; aber bei den drei au^ Free man' s Short
History of the Norman Conqtiest angeführten ist die 'Absicht' sehr deutlich
erkennbar. Das erste von Dietze nur unvollständig angeführte lautet
(F. S. 17): 'Then they teil us (D. as) that the English fleet did land in
the Cötentin[, but that they were driven back u. s. w.]' : hier ist did im
Sinne eines indeed gegenüber dem nachfolgenden hit hinzugefügt, indem
der Satz die faktischen Ergebnisse der englischen Expedition berichten
soll, nachdem der vorangehende Satz (The Norman WTiters say that
vEthelred sent a fleet with orders to harry the whole land and to bring
Duke Eichard before him with bis hands tied behind bis back) von den
Absichten derselben gesprochen hatte. Ähnlich verhält es sich mit Dietzes
zweitem Beispiel: auch hier mufs man den ganzen Zusammenhang kennen,
um den Satz But it does seem likely (nur so viel druckt D.) richtig er-
klären zu können. Freeman sagt zu Anfang eines neuen Absatzes (S. 20):
'There seems no doubt that Cnut and Robert had some kind of quarrel,
but the story is told in difFereut ways, and it is not easy to make out
the exact truth . . . The Northern writers teil some wild stories about Onut
invadiug Normandy and dying while besieging Ronen.' Zunächst berich-
Beurteiluugen und kurze Anzeigen. 171
tigt er das mit den Worten 'but it is qiiite certaiu tliat he died quietly
at Shaftesbury in 10o5' und fahrt darauf, um den wahren Stand der
Dinge festzustellen (to make out the exact truth), folgendermalseu fort:
'But is does seem likely (= dahingegen scheint es allerdings wahr-
scheinlich) that Robert,' (hierauf ruht der Nachdruck im Gegensatz zu
den Onttt untergeschobenen Plänen) 'though he uever actually iuvaded
England, yet made ready to do so.' In dem dritten Beispiel endlich
haben wir es auch mit 'emphatischem', durch eine Gegenüberstellung be-
dingtem Ausdruck zu thun: 'Thus William [, who in sonie sort conqucred
liis own Normandy at Val-^s-dunes,] did in some sort also conqiier France
[France: D.] at Mortemer [and Varaville].' Somit hätten alle drei Fälle
nicht in § 2, sondern in § 3 einen Platz finden sollen.
In § 7 hat Dietze es unterlassen, to do auch in der Verbindung mit
to dare und to nced zu behandeln: vgl. Swaens Aufsatz über to dare in
den Engl. Stud. XX, 26G ff. und Sätze wie 'Amelia did not dare to look
at Rebecca's pale face' (Thackeray, Vanity Fair: London, Smith, Eider
& Co. 1877, S. 54) und 'rieh baronets do not need to be careful about
grammar' (eb. S. 65).
Die Überschrift von § 8 halte ich für unpassend. Welchen von Dietzes
Fällen man auch herausgreifen möge, ob 1) do you stop here, sir? / do
oder 2) You receive stolen goods, do you ? oder 8) Shall I open it for you ?
Do, immer handelt es sich um einen vollständigen Satz aus Subjekt
und IVädikat, wenn auch jenes bei dem Imperativ unterdrückt wird.
S. 7G sucht Dietze seine Bezeichnung damit zu rechtfertigen, dafs er sagt:
'Zweifelsohne ist in jedem einzelnen Falle ein Infinitiv zu ergänzen und
der Satz, in dem das in diesem Paragraphen behandelte do vorkommt,
ein unvollständiger.' Ich möchte vielmehr die hier besprochene Verwen-
dung des to do lieber aus seiner Fähigkeit, ein anderes Verbum zu ver-
treten (Dietze selbst spricht S. 12 und S. 76 von seiner vikariereudeu
Funktion), herleiten. Daher hätte ich als Überschrift von § 8 den Aus-
druck gewählt Das stellvertretende to do und hätte auch Fälle auf-
genommen wie die folgenden : yet he doth but as manie of bis brother
knights doc, keepe an ordinarie table for liim and bis long coate foUower
(Patient Grissill, ed. Hübsch, 4()8); The band of pouerty held downe your
States, As it did Grissils (eb. 1068); [Onophrio:] Let us turne earth into
heauen by being all louers beere to. [lulia:] So we doe, to an earthly
heauen we turne it (eb. 717); you goe to bed, you can but sleepe, why
and so doe wee (eb. 228?.); u. ä. — Unvollständig sind nur die von
Dietze S. 77 berührten 'elliptischen Wendungen' You don't! und Did you
ever!
Gröfsere Beachtung als die das umschreibende to do in der Prosa des
19. Jahrhunderts behandelnden Abschnitte scheint mir der historische Teil
von Dietzes Schrift zu verdienen. Hier hat er keine Mühe gescheut, sta-
tistische Aufstellungen über die Zu- und Abnahme im Gebrauch des um-
schreibenden to do zu machen, und ist dabei zu mehreren recht interessan-
ten Ergebnissen gelaugt. Manches macht allerdings auch hier eine
172 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
JJerit^iiligung oder Ergänzung nötig. Wenn er z. J>. auf S. 78, 8 zu-
saniineniiisscnd sagt: 'J)ie Unisehreibung des koj)uiativen Im in negativen
Aufi'orderungssiitzeu begegnet seit dem letzten Drittel de« 17. Jahrhunderts',
so durfte er doch von dem bei Shakspere vorkommenden, von ihm selbst
auf S. (i9 aus einer Göttinger Dissertation von Rohde angeführten do not
Ix: .so bitter with nie, wenn es auch in poetischer Rede erscheint, nicht so
gaiiz absehen; und hätte er sich nicht auf Rhode als Ciewährsinann be-
schränkt, sondern in Schmidts Shakespeare -Lexikon nachgeschlagen, so
würde er gefunden haben, dafs Shakspere auch beim verneinten Imperativ
Passivi — wenigstens in der Poesie schon — to do gekannt hat. Gerade
bei solchen Altersbestimmungen durfte trotz der im Thema enthaltenen
Beschränkung die Poesie zum Vergleich herangezogen werden. — In § 5,
S. 5G spricht er von der Verwendung des to do 'in Fragen nach dem
Subjekte und nach attributiven Bestimmungen des Subjekts'
und sagt: 'Mir ist nur ein einziges Beispiel begegnet, in dem das Prädi-
katsverb umschrieben war' [nämlich in Aschams Scholemaster]; 'in allen
übrigen untersuchten Texten jedoch stand ausnahmslos die nicht um-
schriebene Form': so ganz ausnahmslos ist das für Shakspere, aus dem
Dietze mehrere Belege für das Fehlen von to do in ungebundener Rede
anführt, auf Grund von Abbotts Beobachtungen (A Shakespearian Gram-
mar, § 303) in der Poesie wenigstens nicht; und bei der Seltenheit des
Auftretens von to do bei Fragen der bezeichneten Art in der Prosa, war
es wohl statthaft, darauf aufmerksam zu machen, dafs Shakspere es wenig-
stens in der gebundenen Rede gekannt hat. — In § 4, S. 43 sagt er, dafs
Shakspere die kontrahierten Formen {don't u. s. w.) noch nicht 'kennt'.
Dietze durfte nur sagen, dafs er in den Drucken von Shaksperes Wer-
ken sie nicht gefunden habe, und giebt auch selbst auf S. 45 zu, dafs 'es
sehr leicht möglich ist, dafs jene Kontraktionen bereits eine Zeitlang im
mündlichen Verkehr existierten, ehe sie in der Schrift zum Ausdruck
kamen'. Immerhin bleibt es auffällig, dafs die Kontraktion von do mit
iwt erst so spät — nach Dietze (S. 43) erst 'vom letzten Jahrzehnt des
17. Jahrhunderts an' — in der Schrift auftritt, während doch andere Kon-
traktionen wie lle, I'de u. a. sich schon so frühzeitig in den Drucken fin-
den. Auch hier war es ratsam, Shaksperes Verse zu Rate zu ziehen,
welche beweisen, dafs der Dichter die Verschleifung von not mit einem
einsilbigen vorhergehenden Worte gekannt hat: König (der Vers in Shak-
speres Dramen, S. 39) belegt als einsilbig gebraucht cannot, thou not,
he not, me not, may not, do not, know not.
Auf S. 1 bis 17 hat Dietze Untersuchungen über den Gebrauch von
to do in der alt- und mittelenglischen Periode angestellt und auf S. 3
aus englischen Bibelübersetzungen Belege dafür beigebracht, dafs der eine
Übersetzer die umschriebenen Formen oft da verwendet, wo ein anderer
einfache setzt. Mag auch Dietze im allgemeinen mit seiner Annahme
(S. 4, 3) recht haben, 'dafs für die Verwendung der Umschreibung nur
die subjektive Vorliebe resp. Abneigung der einzelnen Schriftsteller mafs-
gebend gewesen zu sein scheint', so dürfte doch in manchen Fällen viel-
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 173
leicht auch Abbotts Vermutung (a. a. O. § 804) zutrefTen, welcher im An-
schlufs an die Betrachtung von and alle eaten bei WicklifFe und all did
rat bei Tyndal folgendermafsen fortfährt: 'It is probable that one reason
for inserting the did here was the similarity between the present and past
of eat, and the desire to avoid ambiguity.' — Auf S. 7 f. spricht Dietze
von Fällen, wo ae. don 'verbum regens eines Hauptsatzes ist, dem ein mit
der Konjunktion pai eingeleiteter Substantivsatz folgt', und knüpft daran
(S. 8, Anm.) die Bemerkung, dafs man in den von ihm 'angeführten 12
Beispielen — soweit die betreffende Form überhaupt einen Unterschied
zwischen Konjunktiv und Indikativ erkennen läfst — in der Mehrzahl den
Konjunktiv' findet. 'Der Indikativ', fährt er fort, 'begegnet nur zweimal,
in Beispiel 1 {lie töiveorped) und Beispiel 7 (Wislice ge dydon, jxii gc tn
Oode sollten Jnet, pcH inannum digle ivrcsy : hierbei hat er übersehen, dal's
sollten doch der Form nach auch Konjunktiv ist.
Der Druck ist abgesehen von kleinen Fehlern, von denen ich schon
oben einige angeführt habe, im allgemeinen korrekt: S. 26, 2 muls es
offenbar 'Nicht umschriebene Formen' statt 'Nur umschriebene Formen'
heifsen.
Berlin. G. Schleich.
Handbuch der Erziehungs- und Unterrichtslehre für höhere Schulen
herausgegeben von Dr. A. Baumeister. III. Band: Didaktik
vuid Methodik der einzelnen Lehrfächer. Zweite Abteihuig:
Englisch, bearl)eitet von Dr. Friedrich Glauning, Professor
und Stadtschulrat in Nürnberg. München, Beck, 1895. 88 S.
M. 4.1
f*"' Die neuen preufsischen Lehrpläne stellen an den Lehrer der neueren
Sprachen gegen früher ganz wesentlich veränderte Anforderungen. Trotz
der im allgemeinen gleichen Stundenzahl ist das Unterrichtsziel viel
höher gesteckt, und daher eine Erreichung desselben nur durch eine
wesentlich verbesserte Methode möglich. Die erfolgreiche Handhabung
dieser neueren Methodik setzt jedoch eine so gründliche Schulung voraus,
dafs der Neuphilolog ohne eingehendes Studium der Methodik seines
Faches gar nicht auskommen kann. Zwar giebt es schon seit vielen
Jahren eine übergrofse Menge methodischer Schriften sowohl für den
englischen wie für den französischen Unterricht, aber dem jungen Lehrer
war es lange Zeit nur mit grofser Mühe und vielem Zeitaufwand mög-
lich, aus der verwirrenden Masse der Einzelschriften sich dasjenige her-
auszusuchen, was für seine Zwecke pafste. So war denn besonders seit
der Zeit, da durch die neuen preufsischen Lehrpläne eine ganz bestimmte
Lehrweise nach einheitlichen Grundsätzen vorgeschrieben war, eine Ge-
samtdarstellung der Methodik der beiden, an unseren höheren Schulen
gelehrten Sprachen ein dringendes Bedürfnis, um so mehr, als das seiner
' Im solljcn Hanrlc: Französiscli, von Dr. Williolm Müncli.
174 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
Zeit sehr verdienstliche Werk von IJernli. .Schmitz: Die neucHten
FortRch ritte der französisch- englischen Philologie, längst
veraltet war. Der erste, der jeueni ]5edürfnisse in betrefl' des englischen
Unterrichts entgegenkam, war Otto Wen dt durch die Veröffentlichung
seiner Eucyklopüdie des englischen Unterrichts (Hannover,
C. Meyer [G. Prior], 1893). Wendts Werk ist gewifs eine sehr verdienst-
liche und tüchtige Leistung, was ja auch von der Kritik mit Recht an-
erkannt worden ist, doch in seineu Vorzügen liegen auch seine Mängel.
Die an sich dankenswerte Breite der Anlage, die Teilung der verschie-
denen Eiuzeldisciplinen nach Unterrichtsstufen, die aufserordentliche, oft
überflüssig reichhaltige Fülle des Inhalts, die durch das ganze Buch ver-
teilten, peinlich gewissenhaften Litteraturverzeiclmisse nebst den ausführ-
lichen Beurteilungen können leicht bei manchem ein Hindernis sein für
die freudige und erfolgreiche Verarbeitung des 2(J0 Seiteu zählenden Wer-
kes. Zudem ist ja auch Wendts Buch ausdrücklich für sämtliche
Lehrer des Englischen berechnet, also auch für Lehrer au Mittelschulen,
höheren Töchterschulen und Handelsschulen. Eine Didaktik und Me-
thodik des englischen Unterrichts, die nur den Unterrichtsbetrieb an
höheren Schulen im Auge hat, und die unter Weglassung alles irgendwie
Entbehrlichen und unter Verweisung der Litteraturangabcn in den An-
hang nur das Wichtigste und Wesentliche über den englischen Unter-
richt bietet, darf also nicht als überflüssig gelten, im Gegenteil herzlich
willkommen geheifsen werden ; sie zu schreiben hat Friedrich Glauuing
übernommen.
Der Inhalt gliedert sich in folgende zehn Abschnitte: I. Einleitung
(§ 1—8). IL Aussprache (§ 9—19). III. Grammatik (§ 20—30). IV. Lek-
türe (§ 31—48). V. Wortschatz (§ 49—57). VI. Übersetzen {§ 58—68).
VII. Schreiben (§ 69—80). VIII. Sprechen (§ 81—95). IX. Schlufswort
(§ 96). X. Hilfsmittel für den englischen Unterricht (§ 97—103).
Das ist gewifs ein sehr reicher und umfassender Inhalt, zumal er
nur 88 Seiten füllt. Aber in dieser weisen Beschränkung zeigt sich gleich
der Meister.
Wenn es gestattet ist, diesen Inhalt mit dem der Münchschen Di-
daktik und Methodik des Französischen (in demselben Bande
des 'Handbuches') zu vergleichen, so wird man bemerken, dafs Glau-
uing den Rahmen etwas enger gezogen hat. Es fehlen nämlich in seinem
Werke zwei besondere Abschnitte, die bei Münch einen ziemlich breiten
Raum einnehmen: die Behandlung der sogenannten Nebengebiete des
englischen Unterrichts (Synonymik, Stilistik, Verslehre, Litteratur- und
Sprachgeschichte) und die Organisation des englischen Unterrichts (all-
gemeine Grundsätze, Einrichtung des Anfangsunterrichts, Besonderheit
der Schularten, die amtliche Organisation, Bestimmungen der verschie-
deneu Staaten). Gewifs wären diese beiden Abschnitte eine willkommene
Beigabe gewesen, doch sei gleich bemerkt, dafs der Inhalt dieser fehlen-
den Abschnitte unter anderem Titel gelegentlich wenigstens teilweise zur
Besprechung gelangt, so besonders die sogenannten Nebengebiete. Im
Beurteilungen und kurze Anzeigen, 175
übrigen stellt sich Glaunings Werk dem Münchs würdig zur Seite. Ob-
wohl Verfasser Süddeutseher ist und demnach auch naturgemäfs bei
seiner Darstellung meistens süddeutsche Schulverhältnisse im Auge hat
(was sich in der häufigen Verwendung der Ausdrücke 'Mittelschide',
'Kurs', AbsolutorialprüfuDg' statt unserer norddeutschen BegriÖe 'höhere
Schule', 'Klasse' oder 'Abteilung', 'Abiturientenprüfung' zeigt), so hat er
doch in richtiger Erkenntnis die neuen preufsischen Lehrpläne zur Richt-
schnur genommen. All die methodischen Anweisungen und Vorschriften,
die er von dem Lehrer des Englischen befolgt wissen will, sucht er grund-
sätzlich mit denen der genannten Lehrpläne in Einklang zu bringen
Damit ist ja auch zugleich der Standpunkt des Verfassers bestimmt: es
ist der einer besonneneu, vermittelnden Keform, wie sie augenblicklich
vou der Mehrzahl aller Lehrer der neueren Sprachen als berechtigt und
durchführbar anerkannt wird. Es kann nicht ausbleiben, dafs manche
Ansichten des Verfassers als zu engherzig werden getadelt werden, be-
sonders von den Anhängern der entschiedenen Reform, doch mul's gesagt
werden, dafs Verfasser stets folgerichtig verfährt. Mag man auch in
manchen Nebeufragen anderer Ansicht sein, in allen Hauptfragen wird
man ihm unbedingten Beifall zollen.
Zur Erläuterung seien einige der Hauptgedanken hervorgehoben. In
dem Abschnitt II über die Aussprache sagt der Verfasser mit Recht:
'die Phonetik als solche gehört nicht in die Schule . . .', doch sollen 'dem
Schüler praktische Anweisungen über die eigentümliche Art des englischen
Sprechens gegeben werden' (S. 10). Ferner: 'Die Anwendung der Laut-
schrift bewirkt beim Unterricht eine gröfsere Belastung für den Schüler,
als die Sache erfordert' (S. 16). Mit diesen Sätzen werden die Freunde
der phonetischen Unterweisung und der phonetischen Texte keinenfalls
einverstanden sein, doch vorläufig rechtfertigen den Verfasser die neuen
Lehrpläne. Der Ansicht, dafs 'die Mitteilung der Hauptregeln und der
allergebräuchlichsten Ausnahmen (in der Aussprache) . . . für den Anfang
unabweisbar ist' (S. 17), können wir nur beipflichten, obwohl auch in
diesem Punkte gegenteilige Ansichten herrschen. Dafs diese Mitteilung
'auf dem Wege der Induktion' geschieht, ist selbstverständlich.
Die Forderungen in betreff der Behandlung der Grammatik (Ab-
schnitt III) sind durchaus gesund und praktisch verwertbar. Sie decken
sich im allgemeinen mit den von allen Reformern aufgestellten, so daCs
sie keiner besonderen Erwähnung bedürfen. Nur eine Forderung möchten
wir als sehr beherzigenswert bezeichnen: 'Das Lehrbuch soll ... iiiclit
Grammatik und LesestoflTe untereinander bringen, sondern beides ge-
trennt, wenn überhaupt in einem Bande vereinigt' (S. 24). Manche der
neuesten und trefriichsten Lehrbücher verstolsen gegen diesen vernünf-
tigen Grundsatz.
Der Abschnitt (IV) über den Betrieb der Lektüre ist sehr reich an
vortrefflichen Gedanken und Bemerkungen ; doch in einem Punkte möch-
ten wir des Verfassers Ansicht nicht teilen. Er meint nämlich (S. ;>r)),
dafs 'häusliche Vorbereitung den Schülern ohne Beeinträchtigung des
170 Beurteilungen und knrzo Anzeigen.
Unterrichts-Erfolges erlassen werden kann'. Das möchten wir als allge-
meine Regel nicht gölten lassen, wenigstens niclit für alle Stufen. Uenn
wenn man auch zugehen kann, dals in den ersten Tlnterrichtsjahren, be-
sonders auf Schulen, wo der englische Unterricht sehr früh beginnt, von
einer häuslichen Vorbereitung abgesehen werden darf und mufs, so kann
man doch gröfseren Schülern, etwa der Sekunda und Prima, diese Arbeit
ruhig zumuten, um so mehr, als dadurch einerseits sehr viel Zeit ge-
wonnen, andererseits dem Schüler Gelegenheit geboten wird, seine Kraft
zu erproben. Die Befürchtung, daCs der Schüler 'zu Hause nach frem-
der, unerlaubter Hilfe greift', ist gerade in betreff der Lektüre der grö-
fseren Anzahl der englischen Schulschriftsteller unbegründet. Viel um-
stritten ist die Frage nach dem Werte des 'Herübersetzens'; man^ kann
den Gründen, die von vielen bedeutenden Reformern gegen diese Übung
aufgestellt werden, eine gewisse Berechtigung nicht absprechen, jedoch
sind wir mit dem Verfasser (S. 38) der Ansicht, dafs sie dem Erfolge des
englischen Unterrichts nicht schadet, dagegen der Übung in der Mutter-
sprache, deren Pflege in keinem Unterrichtsfache vernachlässigt werden
darf, ganz unschätzbare Dienste leistet.
Der Abschnitt über die Aneignung des Wortschatzes (V) enthält eine
Fülle feiner und geistvoller Bemerkungen, die jedem Lehrer des Eng-
lischen willkommen sein werden. Bei dieser Gelegenheit berührt Ver-
fasser auch einige der sogenannten Nebengebiete des englischen Unter-
richts, die Synonymik, Stilistik und Sprachgeschichte, wenn auch etwas
dürftig. Nebenbei sei bemerkt, dafs der westfälische Schinken in seiner
Heimat nicht Skinken gesprochen wird, sondern so, dafs das ch den
Laut des griechischen ;,; hat. Eine etwas schiefe Stellung hat nach un-
serer Ansicht der VI. Abschnitt, 'Übersetzen', da in demselben das Über-
setzen in die Muttersprache, teils in die Fremdsprache behandelt wird;
sonach hätte sich der Stoff wohl besser, so wie Münch es in seinem ge-
nannten Werke thut, verteilen lassen auf zwei andere Abschnitte: 'Lek-
türe' und 'Schreiben'. Übrigens ist in diesem Abschnitt besonders be-
achtenswert die recht geschickte Verteidigung der vielgeschmähten 'Einzel-
sätze' (S. 54), deren Verwendung der Verfasser allerdings nur für die
beiden ersten Unterrichtsjahre gelten läfst (S. 57). Vielleicht hätte bei
der Gelegenheit noch entschiedener betont werden können, dafs 'für den
Anfang', besser noch für die ersten Unterrichtsjahre über-
haupt, 'die zur Übersetzung ins Englische bestimmten Texte' aus-
schliefslich an die Lektüre sich anschliefsen müssen.
In dem Abschnitt VII, 'Schreiben', ist uns aufgefallen, dafs Verfasser
dem Diktat-Schreiben im ersten Unterrichtsjahre keinen Wert beimifst;
er will nur auswendig gelernte Texte niederschreiben lassen. Wir möchten
gerade im Anfangsunterricht eine möglichst frühzeitige und häufige Übung
des Diktat-Schreibens wünschen, ohne den Wert gelegentlicher Nieder-
schrift von auswendig gelernten Stücken zu verkennen.
Auch im VIII. Abschnitt, der uns eine vortreflfliche Unterweisung
bietet, wie die Schüler am besten und sichersten zum selbständigen Ge-
Beurteihmgeri uud kurze Anzeigen. l??
brauche der englischen Sprache angeleitet werden, scheint uns Verfasser
die Übungen im ersten Unterrichts] ahre unnötigerweise zu beschränken.
Er will 'den Beginn der Sprechübungen gleichzeitig mit dem Anfang der
Lektüre setzen' (S. 69). Nach S. 29 will er im zweiten Semester mit
derselben beginnen; das kann doch nur geschehen, wenn das ganze erste
Semester nur zu einer formalen Schulung der Sprachorgane benutzt wird.
Aber die meisten Lehrbücher beginnen doch mit einem Lesestück, an das
sich sogleich Sprechübungen anknüpfen lassen; mühsam ist das aller-
dings, wie aller Anfang, aber auch lohnend. Wir möchten deshalb mit
den neuen Lehrplänen der Ansicht sein, dafs der Beginn der Sprech-
übungen 'bald nach den ersten Versuchen in der Aussprache' nicht 'zu
früh' ist. Des Verfassers Bedenken gegen die unbedingte Verwendung
der Hölzelschen Bildertafeln (S. 71) wie auch gegen den Gebrauch
der Vokabularien bei den Sprechübungen (S. 72) teilen wir vollständig.
Seine Losung: 'Keine Lektüre ohne Sprechübung, keine
Sprechübung ohne Lektüre' (S. 72) mufs, nur etwa mit Ausnahme
der obersten Klassen des Realgymnasiums oder der Oberrealschule, für
sämtliche Stufen der verschiedenen Schulen unbedingte Geltung haben.
Nach emem kurzen Schlufswort (IX) folgt als letzter Abschnitt (X)
ein nach festen Gesichtspunkten übersichtlich geordnetes Verzeichnis der
Hilfsmittel für den englischen Unterricht, das in einzelnen Teilen zwar
leicht vervollständigt werden könnte, aber alles Wichtigste enthält. Nur
ist zu bedauern, dafs der Verfasser nicht auch, so wie Münch es thut,
erläuternde oder beurteilende Bemerkungen den Litteraturangaben bei-
fügt. Dadurch würde das Verzeichnis aufserordentlich gewonnen haben.
Doch genug der Einzelheiten. Betrachten wir das Werk als Ganzes,
so kann unser L'rteil nur sehr günstig lauten. Verfasser hat es verstan-
den, den reichen Stoff" in eine knappe Form zu giefsen uud denselben in
klarer, frischer Sprache darzustellen. Was uns in den zehn Abschnitten
geboten wird, ist die reife Frucht einer in fünfundzwanzigjähriger Praxis
gesammelten Erfahrung, die um so wertvoller ist, weil sie nicht allein
durch blofse Lehrthätigkeit des Verfassers, sondern auch durch die noch
wichtigere Thätigkeit desselben in der Eigenschaft eines beaufsichtigenden
und prüfenden Schulrats gewonnen wurde. Kurz, Glaunings Didaktik
und ^lethodik ist ein treffliches Werk, das allen Lehrern des Englischen,
besonders den jüngeren, zum Studium warm empfohlen werden mufs.
Felix Hase.
Spenser: Shepheards Calender, Edited with lutrodiiction and
Notes by Prof. Dr. Herford. London, 1895. LXXHI und
210 S.
Das Buch gehört zu der vortrefflichen Bücherreihe von ^lacmillans
English Classics. Es enthält eine volle Einleitung, Text, Anmerkungen zum
Texte und Glossar. Die Einleitung bietet a) Bibliographisches, b) Biogra-
Ithisches, c) Litterarhistorisches und d) Sprachliches. Herford erörtert
noch einmal die 'E. K.'- Frage, wobei er den von Oskar Sommer geäufserten
Archiv f. n. Sprachen. XCVII. 12
178 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
Meinungen widersprielit. In der litteriirliistoriselien Abteilung behandelt
Herford die drei Scliulen der Hirtendichtung in Sj)ensers Zeit: 1) die Schule
von Theokrit, Bion und Vergil; 2) die Schule der lateinischen Humanisten,
Petrarca, Boccaccio und Mantuan ; l',) die Schule des franz. Humanisten
und Hugenotten Clement Marot. Er zeigt, was Spenser von den drei
verschiedeneu Schulen entlehnt hat. Dann wendet er sich zu der Ge-
schichte der Hirtenpoesie in England vor Spenser, und spricht von dem
pastoralischen Charakter einiger Episoden in den Mysterienspielen. In
der sprachlichen Abteilung zeigt Herford, dafs Spensers Sprache durch-
aus nicht rein dialektisch, sondern höchst heterogen und gekünstelt war.
Die fremden Elemente in Spensers Sprache teilt er in fünf Klassen ein :
1) mittelenglische Elemente, 2) dialektische, 8) familiäre, 4) gelehrte und
litterarische, 5) Regelwidrigkeiten.
Die Anmerkungen, welche natürlich auch die Anmerkungen von 'E. K.'
enthalten, erklären nicht nur sprachliche Schwierigkeiten, sondern ent-
halten auch Forschungen über Spensers Entlehnungen aus Vergil, ^lantuan
und anderen. F. W. Moorman.
L. Bahlsen und J. Hengesbach, Schnlbibliothek französischer und
englisclier Prosaschriften aus der neueren Zeit. JVIit beson-
derer Berücksichtigung der Forderung der neuen Lehrpläne.
Abteilung II: Englische Schriften. Berlin, Gaertuer (Hey-
felder), 1895.
16. Bäudchen. Triumphs of Invention and discovery in art and
science by Hamilton Fyfe. Mit Anmerkungen zum Schulgebrauch
herausgegeben von Dr. Julius Leidolf, Lehrer an der Grofsherzogl.
Realschule zu Darmstadt. Rechtmäfsige Ausgabe. [Wörterbuch ge-
sondert.] 125, IX S.
17. Bäudchen. The World's Progress by Hamilton Fyfe. Für
den Schulgebrauch herausgegeben und erklärt von J. Ottens, Ober-
lehrer an der Oberrealschule zu Kiel. Rechtmäfsige Ausgabe. [Wörter-
buch gesondert.] 133, VIII S.
18. Bändchen. Romantic Tales of olden Times by Mrs. M. Corbet-
Seymour. Mit Anmerkungen zum Schulgebrauch herausgegeben von
Dr. Clemens Klöpper, I. Lehrer der neuereu Sprachen am Gymna-
sium zu Rostock. Mit Genehmigung der Verfasserin. [Wörterbuch
gesondert.] 78, VIII S.
19. Bändchen. History of Commerce by Hamilton Fyfe. Für
den Schulgebrauch bearbeitet und erläutert von Dr. J. Peronne,
Oberlehrer an der V. Realschule zu Berlin. Rechtmäfsige Ausgabe.
[Wörterbuch gesondert.] 121), VIII S.
20. Bändchen. Station Life in New Zealaud by Lady Barker.
Ausgewählt und erklärt von Dr. J. Hengesliach, Oberlehrer. Recht-
mäfsige Ausgabe. Mit einer Karte. [Wörterbuch und Questions
gesondert.] 146, VI S.
Beurteilungeu und kurze Anzeigen. 179
21. Bändchen. Home Rule. Fünf Reden zur .">. Lesung der
Home Rule Bill von 1803. Nach dem Bericht der Times heraus-
gegeben und mit Erläuterungen versehen von Dr. G. Wendt, Pro-
fessor am Realgymnasium zu Hamburg. 109, VIII S.
Vier dieser Bändchen habe ich mit den Mitgliedern unseres Seminars
(Kgl. Institut für die Ausbildung von Lehrern der neueren Sprachen) be-
reits besprochen. Der Berichterstatter über Lady Barkers Xew Zealand,
cand. Luft, hat uns alle überzeugt, dafs, trotz aller Mühe, die der Her-
ausgeber auf die Erklärung verwendet hat, das Bändchen für die Schule
nicht geeignet ist, wenn man, wie nötig, es sich zum Grundsatze macht,
nur wirklich Gediegenes den Schülern vorzulegen. Von einigen inter-
essanten Partien, wie z. B. dem Snow-Storm (Letter XII), abgesehen, ist
das Buch wirklich wenig interessant für andere als die Empfängerin der
Briefe, die Schwester der 18'oo bis 1869 als Gattin eines Schafzüchters in
Neuseeland weilenden Verfasserin. Das Essen, die Küche, Dienstmädchen-
ärger u. dgl. spielen eine grofse Rolle in dem Buche. Lady Barker ist
eine gute, brave, mutige Frau, besitzt aber nichts, was sie über den
Durchschnitt erhebt, so dafs auch für die Charakterbildung des Schülers
uiclit viel gewonnen wird. Keinesfalls kann ich des Herausgebers Wort
unterschreiben : 'einen solchen Inhalt als Schullektüre rechtfertigen wollen,
liiefse Kohlen nach Newcastle tragen.'
The World's Progress ist ein vom Herausgeber Ottens für die zweite
Hälfte von Hamilton Fyfes ^Triumphs of Invention' erfundener Titel, deren
erste Hälfte von Leidolf unter dem wahren Titel herausgegeben worden
ist. Was in unserem Seminar Dr. Kramer von dem erstgenannten Bänd-
chen sagte, gilt auch von dem zweiten, und ich unterschreibe es völlig.
Wir haben hier eine ganz vortreffliche neue Acquisition für die 'Mittel-
klassen', deren aber auch Primaner sich nicht zu schämen brauchen :
anschauliche biographische Charakterbilder, welche uns die Erfinder im
Augenblicke des Schaffens und des tvot/xa zeigen. In 'Triumphs of In-
vention': Gutenberg, Caxton, Walter Marquis of Worcester, James Watt,
Kay and Hargreaves, Arkwright, Crompton, Dr. Cartwright, Sir Robert
Peel, The Stephensons; in The World's Progress: Symington, Fulton,
Bell, Cort, Bessemer, Cooke, Wheatstone, Edison, Daguerre, Niepce, Talbot,
Lombe, Jacquard, Luca della Robbia, Palissy, Wedgwood, Davy, Lesseps,
Wagliorn u. a. m. — eine Fülle von Momenten werden uns vorgeführt,
die für die Charakterbildung des Schülers von wesentlichem Eiuflufs sein
kfinnen, und alles ist anregend geschrieben, also sehr zu empfehlen. In
den Anmerkungen hätte Leidolf sparsamer sein können. Ist zu 'Liver-
pool' eine nötig? Zu Essex? 'Grafschaft im Südosten Englands'? Zu
Plymouth? Mufs zu 'Hoe at Plymouth' erzählt werden, dafs für Drake
auch zu Otfenburg in Baden ein Denkmal errichtet wurde? — Das
dritte Bändchen Fyfes, History of Commerce, ist, wie Dr. Haase aus-
führte, nicht weniger interessant geschrieben. Es beginnt mit den ältesten
Sitzen des Handels in Indien und Phönicien, beschreibt den Handel von
12*
180 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
Venedig und Genua, geht ein auf die Fugger.s in Augsbuig und die
Hansa in unseren Seestädten, auf den j'f^rtugiesischeu Handel zur Zeit
Heinrichs des Seefahrers, Columbus, Baiboa u. a. m., um dann die Ent-
wickelung des englischen Handels von den ältesten Zeiten bis zur Gegen-
wart zu schildern, die Expeditionen der Cabots, des Hawkins, des Wil-
loughby, .Tenkinson, Drake, die Ostindische Compagnie und ihre Macht,
Clivc und die Nabobs, die Entwickelung des Kaffee-, Thee-, Zuckerhandels,
der Bauniwollenindustrie und des Bankwesens etc. Die Anmerkungen
enthalten manches Überflüssige, wie z. B. die Erklärung von Lagune,
Sirene, Gorgoue, des Seewegs nach Ostindien u. dgl. m., sind aber im
übrigen brauchbar. —
Die Verfasserin der Bomantic Tales of olden 'Times leitet ihren Ur-
sprung von einem Corbet her, der Wilhelm den Eroberer begleitete.
Ch. Dickens prophezeite ihr eine Schriftstellerlaufbahn. Mit 21 Jahren
Witwe, begann sie zu reisen und zu schreiben : Sfories from Shakespeare,
Stories from Chaucer, Stories of Heroes. Jetzt lebt sie in Brügge. Dies
alles und noch mehr erzählt sie in der Autobio(jraphy, welche sie auf
Klöppers Wunsch ihm eingesandt hat und welche er abdruckt. Die Ro-
mantic Tales sind nach Mrs. Corbet- Seymours eignen Angaben aus fol-
genden Quellen geschöpft: Petrarch's Story of Griselda aus Chaucer, Tlie
Windmiller' s Secret aus Daudet, Death's Messengers aus Pierre Chevalier,
The Story of Guillotin aus Berthoud, The Humiliation of Robert of Sieily
aus Longfellow, fast wörtlich in Prosa nacherzählt. Ebendaselbst in
den Tales of a Wayside Inn ist fast wörtlich zu finden die Story of
Ben Levi, -die die Verfasserin aus einem alten Manuskrijjt zu haben vor-
giebt, was Klöpper entgangen ist. Ebenso unverfroren ist, wie Dr. F. Stroh-
meyer in unserem Seminar nachgewiesen hat, The Phantom Ship fast
wörtlich aus Longfellows The Ballad of Carmilhan abgeschrieben. Hier-
nach vermutet er, dafs auch die zwei übrigen Legenden, die die Ver-
fasserin entweder nach dem alten Manuskript oder nach dem Volksmunde
selbst zu erzählen behauptet, irgendwo fast wörtlick so zu finden sein
werden : Love stronger than death, TJie Story of Jantje van Sluis. Die
Anmerkungen fand er nicht fehlerfrei: S. 29, 2) 'get, nimm' statt: hole!
kaufe! S. 46 'you ivotild not be long in arriving, ihr würdet nicht lange
auf euch warten lassen' statt: so kommt man bald.
G. Wendts Home Rule ist eine willkommene Bereicherung der Schul-
lektüre für Prima. Wir haben in deutschen Schulausgaben nur wenige
Bändchen, welche englische politische Reden enthalten, namentlich noch
keine aus neuester Zeit, und ein kundigerer Herausgeber konnte wohl
nicht gefunden werden als gerade G. Wendt, der verdienstvolle Verfasser
von 'England, seine Geschichte, Verfassung und staatlichen Einrichtungen'.
Die sachliche Bewältigung der Home ßule-Reden stellt freilich trotz Ein-
leitung und Anmerkungen hohe Anforderungen an Lehrer und au Primaner.
Es sind nur die wichtigsten Eeden der dritten Lesung (August-September
189B), welche hier vorgeführt werden; es wird also sachlich die Kenntnis
der ganzen Frage vorausgesetzt, und wie die englischen Staatsmänner so
Beurteiluugen und kurze Auzeigen. 181
sehr geteilter Meinung sind über diese wichtige, jetzt für lange Zeit jeden-
falls vom Programm der Eegieruug verschwundene Frage, so wird es
auch dem erklärenden Lehrer schwer, in jedem einzelnen Punkte der Frage
dem Schüler anzugeben, wer nun recht hat, ja man ist oft ungewifs, ob
die thatsächlichen Angaben der Redner wirklich richtig sind, da Partei-
geist sie alle erfüllt. Ich würde den Rahmen dieser kurzen x4.uzeige zu
sehr überschreiten, wollte ich auf alle solche Einzelheiten eingehen, die
mir bei der ersten Lektüre aufgestofsen sind. Jedenfalls lernt der Schüler
aufser der Hauptfrage bedeutende Staatsmänner der Gegenwart kennen:
Gladstone, Chamberlain, Wallace, Balfour, Morley; er wird ihr Rede-
talent bewundern, die Art ihres Redekampfes kennen lernen und über
den rücksichtslosen Hohn und Spott, deren einige fähig sind, manchmal
den Kojjf schütteln. So verdient das interessante Bäudchen in Prima ge-
lesen zu werden, nachdem der Lehrer selbst sich gründlich in den Gegen-
stand vertieft hat.
Berlin, April 1896. W. Mangold.
The Three Graces, By Mrs. Hungerford. Leipzig, Bernhai-d
Tauchnitz, 1895 (Coli, of Brit. Authors, Vol. 3065).
Mrs. Hungerford, lange als Verfasserin von Molly Bawn bezeichnet
und durch mehr als fünfzig Bände in der Tauchnitz-Samnüung vertreten,
weifs äufserst geschickt alle möglichen absonderlichen Situationen zu er-
finden und zeichnet sich durch bedeutendes Erzählungstalent aus, so dafs
die Spannung des Lesers aufrecht erhalten wird ; allein die Anlage der
Charaktere ist sehr ungleichniäfsig, oft ganz verfehlt. Der Titel 'The
Three Graces' läfst sich nicht wiedergeben; es sind eigentlich drei Schwe-
stern Namens Grace, man denkt aber unwillkürlich an die drei Grazien.
Sie haben einen etwas verdrehten, noch dazu mit starker Übertreibung
geschilderten Vater, der sie von keinem etwa Heiratsgedanken erweckenden
männlichen Wesen will sehen lassen, zumal wenn es am nervns verum
fehlt. Ein wohlliabender Vetter in Irland, O'Grady, kündigt telegraphisch
an, Betty sei unterwegs zu einem Besuch und werde binnen kurzem an-
kommen; brieflich bald mehr. Der Name sollte Batty lauten und eine
Abkürzung von Bartholomew sein. Das jüngste Fräulein Grace, ein mun-
terer und schnippischer Backfisch, trifft auf einem Spaziergang den un-
bekannten Vetter und erhält von ihm eine Aufklärung des mit ganz er-
götzlichen Scenen verknüpften Mifsverständnisses. Seine freie und spru-
delnde irische Gemütlichkeit stimmt zu ihrem Wesen, obgleich sich beide
fortwährend zanken, und man kann leicht ahnen, schlieislich wird ein
Pärchen daraus. Die zweite Grazie liebt einen sehr gediegenen jungen
Mann Namens Mowbray, anfangs hoffnungslos wegen seines Mangels au
einem genügenden Auskommen, bis er auf die abenteuerlichste Weise,
nachdem der Leichtgläubigkeit des Lesers viel zugemutet ist, seinen rei-
chen Oheim Mowbray beerbt und dadurch in den Augen des Vaters der
Hand seiner Geliebten würdig erscheint. Die älteste Tochter des Herrn
182 Beurteiluugeu und kurze Anzeigeu.
Grace ist in früher Kindheit erblindet und vermag, was docli bei der leicht
sich entwickelnden Feinheit des Gehörs in einem solchen Falle wenig
Wahrscheinlichkeit hat, die Stimme zweier gleichraäl'sig in sie verliebten
Brüder nicht zu unterscheiden. Nachdem sie sich mit dem einen verlobt,
aber eigentlich den anderen gemeint hat, wird sie durch eine Operation
wieder sehend und eilt in die Arme des Unrichtigen. Dessen überspann-
ter Bruder hat sie sich eigentlich nur wegen ihrer Hilflosigkeit erkoren
und erklärt es jetzt als würdigeren Lebensberuf, mit Verzicht auf die
Braut als Missionar in die ferne Welt zu ziehen. Da einmal reine AV^irt-
schaft gemacht werden soll, mufs sich auch die nicht mehr ganz jugend-
liche Tante verloben. Die Verfasserin scheint es sich als Hauptaufgabe
gestellt zu haben, Unglaubliches glaubhaft zu machen. Doch soll an-
erkannt werden, dal's die Charaktere der Blinden und des ihr wirklich Be-
stimmten ansprechend gezeichnet sind.
Grofs-Lichterfelde. Immanuel Schmidt.
The Dancer in Yellow. By W. E. Norris. Leipzig, Bernhard
Tauchnitz, 1896 (Coli, of Brit. Authors, Vol. 3116).
Der Verfasser ist ein erfahrener Novellenschreiber, wie die vierzehn
Tauchnitzbände zeigen, die von ihm vorliegen. Die 'Tänzerin in Gelb'
von einem der Londoner Operettentheater thut es einem jungen Offizier
an, der auf Urlaub aus Indien dort ist, so dafs er sie — sollte man es
glauben? — heiratet. Selbstverständlich aber macht sie sieb volle Selb-
ständigkeit dabei aus und wünscht selbst, dafs die sonderbare Ehe dem
alten sehr respektablen, aber derangierten Vater auf seiner verschuldeten
Besitzung in Kent und dem älteren Bruder, der bei der Garde dient, ver-
heimlicht wird. Was sich daraus für sonderbare Zustände ergeben, wird
mit verblüffender Unbefangenheit und in jenem Ton selbstverständlicher
Einfacliheit erzählt, der das Unmögliche möglich erscheinen läfst. Wäh-
rend er weitere zwei Jahre in Indien ist und der Briefwechsel zwischen
den getrennten Gatten bald einschläft, kreiert sie, wie es im Bühnenjargon
heifst, den Serpentintanz und erntet unter anderem eine fünfreihige Per-
lenschnur, die dem inzwischen heimgekehrten Gatten zu denken giebt.
Eine anmutige Nachbarin des väterlichen Besitzes, auch nicht von ganz
klarer Vergangenheit — sie hat den steinreichen Grundherrn, obgleich sie
eingestandenermafsen einen anderen liebt, nur geheiratet, um ihn bald zu
beerben — , ist dem älteren Bruder zugedacht und soll den verschuldeten
väterlichen Besitz erhalten helfen. Der Bruder stürzt im rechten Moment
beim Kennen, auch der alte Vater stirbt und zeigt sich nach dem Tode
reicher als er schien. Nichts hinderte nun — auch nicht die scharfe
Zunge einer alten Tante, die auf des Hauses Ehre hält — den jungen
Gatten der Tänzerin, sein Glück zu machen und auf den väterlichen Besitz,
den er nun angetreten, die junge Witwe heimzuführen, die er schon lange
liebt, — wenn er nicht eben Gatte wäre. Aber er ist einmal ein Glücks-
pilz: die junge Witwe lernt die Tänzerin in Brighton kennen, wohin sie
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 183
sich zur Heilung begeben mufste; denn auf der Bühne — natürlich wäh-
rend ihr Gatte und die junge Witwe in der Loge sitzen — hat sie in-
folge der enormen allabendlichen Anstrengung ein Blutsturz ereilt. Die
junge "Witwe ist gar nicht überrascht, als ihr der Gatte seine Ehe gesteht,
um die Lüge los zu werden ; — die Tänzerin in Gelb stirbt wiederum im
rechten Moment, und der Glückspilz heiratet die Witwe.
Wer's glaubt — wie schon gesagt; aber es ist so anmutig und ein-
fach erzählt, dafs man es für glaublich hält.
Ich frage mich bei solchem englischen Buch oft, wie wohl ein Fran-
zose den heiklen Gegenstand behandelt hätte, selbst einer der Besten,
wie Zola, Daudet, Bourget. Aus der englischen Gesellschaft weht trotz
alledem der Geist von Sitte und Ehrbarkeit, von einer gewissen Gesund-
heit uns an.
Daisy Villiers, die Tänzerin, spricht und schreibt das ordinärste
London-Englisch, obgleich sie nicht ohne Herz und noch weniger ohne
Verstand ist — sie citiert sogar einmal das deutsche 'Du hast Diamanten
und Perlen, mein Liebchen, was willst du mehr?' — . Mrs. Trafford,
die junge Witwe, die nebenher die Bewerbung eines Staatssekretärs des
Krieges, einer Art von Chamberlain, glänzend abblitzen läfst, schreibt und
spricht das vollkommenste Englisch der feinen Welt. Und so der Ver-
fasser selbst. Alles das ist ja dagewesen ; neu wirkte auf mich die unbe-
fangene Frische, mit der die Gegensätze verbunden sind.
Berlin. E. Hübner.
Dr. Adolf KolseD, Guiravit von Bornelh, der Meister der Troba-
dors. L Die drei Tenzonen nach sämtlichen Handschriften.
2. Drei bisher unbekannte, ihm zugeschriebene Gedichte
(Berliner Beiträge zur german. und roman. Philologie, VI.
Romanische Abteilung Nr. 1). Berlin, C. Vogts Verlag,
1894. 148 S.
Der Verfasser hat sich zu seiner Aufgabe gemacht, die im Titel ge-
nannten sechs Gedichte Guirauts nach allen Handschriften, die sie uns
überliefern, kritisch herauszugeben und ihren Text in jeder wünschens-
werten Art zu erläutern. Eine kurze Einleitung giebt eine Bibliograjihie
zur Lebensgeschichte des Dichters und sichtet, was bisher für seineu poe-
tischen Nachlafs gehalten wurde. Nr. 21 der Bartschschen Liste ist be-
kanntlich identisch mit Nr. 20; die zweifelhaften Stücke 3, 7, 81, ferner
das Gedicht 323, 1, werden mit Gröber dem Dichter zugesprochen, ebenso
die drei neuen Gedichte der Handschrift in Saragossa; Nr. 38, 50, 52, (Jl
dagegen werden Guiraut aberkannt. Die Zahl der uns überlieferten
Lieder beläuft sich mithin auf achtzig. Kolsen bringt diese achtzig
sodann bei den verschiedenen Gattungen unter, in denen Guiraut ge-
dichtet hat.
Der wertvollste Teil der Veröffentlichung ist der kritische Text selbst
der sechs Lieder. Kolsen hat sich seiner Aufgabe, wie überhaupt, auch
184 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
liier mit grofsem Fleifse unterzogen. Zwei von den Tenzoneu sind, wie
Kolsen bemerkt, während der Fertigstellung seiner Arbeit uuch von mir
in der Chrestomathie gedruckt und seitdem veröfleutlichl worden. Die
Textgestaltung dieser Stücke ist in den beiden Ausgaben nicht an zahl-
reichen Stellen wesentlich verschieden ausgefallen. Wenn die Überein-
stimmung in der Auffassung nicht immer ebensoweit geht wie die im
Wortlaut, so erklärt sich das aus den nicht geringen Schwierigkeiten, die
gerade diese beiden Gedichte dem Verständnis bieten.
I. Si'tis quer eoselh, bei' ami' Alamanda.
V. 10. ges aisi tot a randa Volers d'mnie no's fai ni no's (jaranda:
Kolsen übersetzt garmidar mit 'verbürgen', indem er ein neben ijarandir
stehendes garandar annimmt. Diese Bedeutung pafst, wie Kolsen selbst
anmerkt, nicht zu den Beispielen, die Raynouard von garandar giebt.
ßaynouard übersetzt das Wort, III 424 a, mit embrasser, renfermer, con-
tenir, das Substantiv garanda allerdings, zwar einerseits mit discretion,
mesure, convenance, andererseits aber auch mit garantie, promessc, so
dafs auch er hier einen Zusammenhang mit garentir u. s. w. anzuneh-
men scheint, das er freilich S. 430 zu einer anderen Sippe zählt. Ich
glaube, dafs man mit einem einzigen garandar zu thun hat, das mit
garentir nicht zusammenhängt, das dagegen vielleicht mit randa eines
Stammes ist. *garanddn müfste die germanische Grundlage sein, deren
Bildung vom ostgermanischen weiblichen Substantivum aus, wie mir
von kundiger Seite versichert wird, keinem Bedenken unterliegt. 'Um-
randen, mit einem Eand umfassen', wäre dann der erste Sinn des Wor-
tes, so dafs ßaynouard mit emhrasser das Richtige getroffen hat. An
unserer Stelle vermute ich als Bedeutung: 'das Wollen eines Freundes
wird nicht so in seiner ganzen Ausdehnung gleich umfafst, d. h. nicht
ganz und gar erfüllt.' Die beiden Substantive garan und garanda be-
deuten zunächst 'Umfassung', dann das '(vollkommene) Mals' eines Gegen-
standes.
V. 12. destric 'Schaden', nicht 'Zwist', wie Kolsen übersetzt.
Die dritte Strophe bietet dem Verständnis ernste Schwierigkeiten.
Die Übersetzung, welche Kolsen mit Toblers Hilfe gegeben hat, befriedigt
doch vielleicht nicht ganz. Dafs non etx primera ni segonda sich auf die
dienende Stellung der Alamanda beziehe, ist mir wenig wahrscheinlich.
Einmal würde der Gedanke sehr unklar ausgesprochen worden sein, so-
dann hat die Eigenschaft der Dienerin hier, scheint mir, wenig zu thun,
und überdies würde der Alamanda eine Stelle zweiten Ranges doch wohl
einzuräumen gewesen sein. Wir haben es in ihr doch nicht mit einer
eigentlichen Dienerin, sondern mit einer donxela zu thun, wie sie V. 18
und V. 33 genannt wird. Statt non etx geben sechs von den vierzehn
Handschriften no i etx, und zwar verteilen sich beide Lesarten auf beide
Handschriftgruppen. Dieses no i etx möchte ich vorziehen und, indem
ich das orguelh des 17. Verses nicht auf die Herrin, sondern auf das
Fräulein beziehe, welches die Frage Guirauts mit einem Gemeinplatz der
Liebeslehre beantwortet hat und auch weiterhin zunächst wenig geneigt
Beurteilungeu und kurze Auzeigen. 185
scheint, sich mit Guirauts Handel zu befassen, möchte ich übersetzen:
'Ich kann nicht umhin gegen Gleichgültigkeit (in dieser findet das orguelh
des Fräuleins hier Ausdruck) zu schelten, wenn Ihr auch ein schönes
blondes Fräulein seid. "Geringer Kummer schadet Euch, und mit ge-
ringer Freude ist Euch geholfen." Aber Ihr seid freilich auch nicht erste
oder zweite daran (Ihr seid bei dem Handel nicht in Gefahr). Aber
ich, der ich fürchte, dafs dieser Kummer mich zu Grunde richte, was
ratet Ihr mir dabei? dafs wenn ich mich dem Untergänge nahe fühle,
ich mich weiter ins Wasser hineinbegebe!' Der Vers pauc d'ircfus notX'
e paucs iois vos ao?ida hat das Aussehen einer sprichwörtlichen Rede.
Es mag sein, dafs Guiraut den ersten Teil davon für sich verwenden
und dem Fräulein so seinen Kummer ans Herz legen will. Wahrschein-
licher aber ist, dafs der zweite Teil von Guiraut gemeint und mit iro-
nischem Tone herausgehoben wurde : 'Mit geringer Freude ist Euch schon
geholfen (indem Ihr nämlich. Eurem Rate nach, zufrieden wäret, schlecht
behandelt zu werden, in der Hoffnung, dadurch Liebe zu gewinnen).'
Man beachte, dafs nur dieser zweite Teil des Verses vom Fräulein auf-
genommen wird.
Für V. 28 ist jetzt auch Zenker, Die Gedichte des Folquet von
Romans, Anmkg. zu XII, 1 zu vergleichen. Das pelar mufs doch wohl
dem pauc entsprechen, also ungefähr wie Zenker will: 'ich will lieber mit
geringerem Nutzen zufrieden sein, als dafs mir Schaden zugefügt werde.'
V. 31. bo cor, das Kolsen aufser den bei mir angegebenen drei Hand-
schriften auch noch in den von mir nicht benutzten NQ a gefunden hat,
mag vor dem bei cors meines Textes den Vorzug verdienen.
V. 82 möchte ich nicht übersetzen : 'wohl scheint mir, dafs Ihr in gar
grofser Bedrängnis seid,' sondern : 'wohl kommt zur Erscheinung, wie eilig
Ihr es damit habt, wie begierig Ihr danach seid.'
V. 47. Si l'en destrenh steht nur in R, Sil in V. So wird man doch
bei der Lesart Si s'en bleiben müssen, die ja auch befriedigt: 'wenn sie
es über sich gewinnt.' Was Kolsen in der Anmerkung sagt, scheint mir
nicht zutreffend.
V. (34. 'Wenn Ihr Euch damit nicht mehr befafst (nämlich: die Herrin
dadurch zu reizen, dafs Ihr einer anderen den Hof macht).'
In der Einleitung sucht Kolsen die Situation klarzustellen, aus der
dieses Gedicht hervorgegangen ist, und er erörtert die hiermit zusammen-
hängende Frage, ob die Tenzone eme wirkliche oder eine fingierte ist.
Die Untersuchung mufs sich zunächst mit der in N^ und S" überlieferten
Raxo auseinandersetzen. So druckt denn Kolsen ihre beiden Fassungen
nebeneinander ab.' Dafs die hier angeknüpften Erörterungen zu eineni
irgend sicheren Resultat geführt hätten, will mir nicht scheinen. Kolsen
will oft gar zu viel aus den Worten des Dichters herauslesen. Wird den
Schwüren eines Liebenden nicht allzu sehr vertraut, wenn man aus
* In normalisierter Orthographie: nicht ganz mit Recht, wie mir scheinen will.
Jedenfalls war aber Z. 26 nicht prdsava zu schreiben.
186 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
Guiniuts gelegentlichen Versicherungen, er hätte nie einer anderen Dame
gehuldigt, noch würde er es je thun, schliel'st, dals alle Liehesgedichte
Guirauts sich auf eine und dieselbe Dame bezögen ? Solchen Stellen könnte
man andere gegen übersetzen, wie Nr. 57 Str. 2 (Pakscher - De LoUis, S. 54)
e'anc de solatz non senti tant, pos fui nah, ni fui tant enamorat; .
— Ist es wohl auch menschlich, den Dichter im Jahre 1189, oder noch
später, fortgesetzt einen Bruch mit der Geliebten beklagen zu lassen, der
im Jahre 1KJ8 eingetreten wäre, wie Kolscn S. 27 will? So weit dürfen
wir die Gefühle der Trobadors schwerlich petrarkisieren. Wir wissen ja,
wie das Herz auch innig empfindender Sänger, wie das Bernarts von
Ventadorn, nicht einer Dame ewige Treue hielt. Und vollends Escaronha,
die Gemahlin Bernard Jourdaius, wie Kolsen S. 23 vermutet, kann die so
beständig angebetete Dame doch nicht sein, wenn Escaronha 1125 geboren
ist und jenes Gedicht frühestens aus dem .Jahre 1189 stammt! Und ist
diese Escaronha nach 1180 gestorben (S. 21), so kann sie wieder nicht die
mit Mon Joi bezeichnete Person sein (S. 25), denn Mon Joi starb vor
Linhaure (s. meine Chrestomathie, Stück 83, V. 15), Linhaure aber ist,
wenn Kolsens Vermutung S. 45 flf. zutrifft, 1173 gestorben. So stimmt
hier eines mit dem anderen nicht recht überein. Die Geschichte der
Liebe Guirauts wird sich erst nach Herstellung des kritischen Textes
seiner Lieder, wahrscheinlich auch dann nur sehr unvollkommen, schrei-
ben lassen.
Auch die Auseinandersetzungen S. 34 — 38, die beweisen sollen, dafs
wir es in dem Gedicht mit einer wirklichen, nicht mit einer fingierten
Tenzone zu thun haben, können mich nicht überzeugen. Gerade das Ge-
dicht, welches Kolsen au erster Stelle für die wirkliche Existenz der
Alamanda geltend macht, ist für mich ein Anlafs mehr, an dem Charakter
unserer Tenzone als einer echten zu zweifeln. Dafs jenes Gespräch
zwischen Dona und Donxela (Ge. 4G1, 56; Schultz, Prov. Dichterinnen, S. 29)
ein fingiertes sei, das wird, scheint mir, durch V. 33 ganz aufser Frage
gestellt: suaii parlcm, domna, qu'om no-ns entenda. Wie könnte diese
Aufforderung in einer wirklichen Tenzone ihre Stelle finden ? Der Dichter
hat hier seine eigene Überredungskunst einem Fräulein in den Mund gelegt.
Ganz dasselbe aber, was der Trobador hier durch die Fingierung eines
Gesprächs zwischen der geliebten Frau und ihrem Fräulein erreichen will :
die Dame zu seinen Gunsten zu stimmen, sie von der Aufrichtigkeit seiner
Leidenschaft in geschickter Weise zu überzeugen, das will, scheint mir,
Guiraut auch durch sein fingiertes Gespräch mit der Alamanda thun. Dafs
man das Gespräch nicht sogleich als ein erdichtetes erkennt, spricht nur
für Guirauts Talent, der die Aufgabe in der That sehr glücklich löste.
Unter welchen Umständen aber soll man sich denn die Tenzone als eine
wirkHche entstanden denken? Nach den Regeln der Trobadorliebe mufste
doch die Dame Guirauts verborgen bleiben. Wie konnte also ihr Fräu-
lein mit Guiraut über seine Liebe tenzoniereu? Oder ist Alamanda ein
Versteckname und blieb das Fräulein incognito? Das schöne blonde
Fräulein, das gewandt genug dichtete, um es mit einem Guiraut von
Beurteilungen iiud kurze Anzeigen. 187
Buruelh aufzuuelimeu, hätte ihr Incoguito schwerlicli wahren können.
Ich glaube auch nicht, dafs die Verse o7, 38 in einer wirklichen Tenzone
eine so sanftmütige Antwort gefunden hätten. Dafs aber Guiraut der
Fingierung solcher Situationen nicht abgeneigt war, zeigen sowohl seine
beiden Pastoralen, von denen L'autrier lo primier iorn d'aost dasselbe
Ziel wie die Tenzone in ähnlicher Weise verfolgt, und die berühmte Alba,
die doch gewifs niemand für einen wirklichen Dialog halten wird.
Die Gliederung der musikalischen Strophe, die Kolsen S. 38 als ihm
unbekannt bezeichnet, ist die, dafs V. 1, 2 und S, 4 dasselbe Sätzchen
wiederholen; also dem Textschema 10_a 10_a 10_a lO^a 10_a 4 b
lO^a G b entspricht das musikalische : a b : c d e f. So wenigstens
ist die Melodie in Hs. R 8'^''^ beschaffen.
II. Ära-ni jjlatx, Guiraut de Bornelh. Für die Tenzone mit Linhaure
hat Kolsen auch die Handschrift N^ benutzt, die ich für meinen Druck
in der Chrestomathie, Stück 87, nicht herbeigezogen hatte. Doch ist
nicht dies die Veranlassung, dafs die Abweichungen unserer beiden Texte
gröfser sind als beim ersten Gedicht.
V. 7 mufs, da DEN^ in seran, seratm übereinstimmen, nach dem
von Kolsen aufgestellten Handschriftenverhältnis dies aufgenommen wer-
den. Das, wonach vorher gefragt wurde, wird von Linhaure als that-
sächlich eingetreten angenommen.
V. 10. Die Anmerkung fordert wohl mit Unrecht durchaus eu statt
me in mc eis viceill iutjar d'aitan. Auch wenn me nicht für cu steht,
kann es bleiben : 'für mich selbst', und da Kolsen die Lesarten von E E
in der Regel vorzieht, konnte er auch diese annehmen.
V. 13. Venassal, veniassal hat mit venal, mit dem Raynouard es zu-
sammenbringt, gewifs nichts zu thun. Ist es nicht vielmehr eine Ab-
leitung von vcrna, durch dessen Pejorativ hindurch, *vern-ace-aler>i statt
des vorhandenen vernalem?
V. 15. 'G., nicht will ich, dafs mein Dichten in solche Verwirrung
hineingerate, dafs man das Schlechte ebenso liebe wie das Gute, das
Kleine wie das Grofse.'
V. 24. maxan deutet Kolsen als 'unangenehme Unruhe, Belästigung'.
Dafs das Wort dies bedeuten kann, zeigt schon Bocthius, V. 117; aber
dafs der Lärm, welcher mit maxan bezeichnet wird, auch ein augeneluner
sein kann, zeigen verschiedene Belege bei Raynouard. Das Wort mag
hier zu verstehen sein wie Diez Leben und Werke', S. 13>2 an einer anderen
Stelle (freilich dort vielleicht nicht mit Recht) verstanden hat, als 'Beifalls-
lärm': 'Linhaure. wenn ich dafür (nämlich Lieder zu dichten, die über
das gemeine Verständnis hinausgehen) wache und meine Kurzweil in
Älühsal wende, so scheint es, dafs ich den Beifallslärm scheue.'
Besonders schwierig ist die ü. Strophe. Heifst V. 30, 37 in der That :
'ein treuer Liebender ist beim ^Vidersprechcn ein sehr guter Berater'?
Oder heifst es: 'ein treuer Liebender ist, indem er widerspricht, gar wohl
beraten'? oder aber: 'ein treuer Liebender ist gar sehr widerstrebend in
Beziehung auf guten Rat' d. h. ich gebe Euch zu, dafs Euer Rat gut ist.
188 JjC'iiiieiluiigc'u uud kurze Anzeigen.
ich ulter iii;ig inicli, :ils treuer Liebender, doch iiii'lil danacli riclilen?
Es sollte dann freilich eher cuntrariana stehen, aber aucli luiitrarian ist
wohl nicht unmöglich.
Über die hierauf folgendeu Verse s. jetzt Levy, Supplenientwörterbuch,
unter deisaxegar.
V. 10. d'als cos/r kann nicht heifsen 'von anderem Kummer', vielmehr
'(wenn ich) an anderes denke', uud dann wold weiter no in'cs corcd 'so
ist es mir nicht von Herzen'.
V. 53 — 55 mag Kolsen im Recht sein, zu lesen Cals fols pcsaU Oidra-
ctidatx M'a mes (oder auch 7i/e trais) doptansa desleial! gegenüber meinem
oah. Dagegen setze ich nach V. 56 lieber Fragezeichen als Punkt.
In der Einleitung zu diesem Gedicht ist das Wichtigste die über-
raschende Behauptung Kolsens, dals Linhaure niemand anderes sei als
Raimbaut d'Aurenga. Von den nicht weniger als zwanzig Paragraphen,
die Kolsen beibringt, um seine Hypothese zu stützen, hätte eine ganze
Anzahl als wenig oder nichts bedeutend oder als geradezu unzutrefiend
unterdrückt werden können (es sind Nr. 3, G, 7, 10 — 14, 16,' 17). Was
übrig bleibt, ist aber, scheint mir, beachtenswert genug, um der Vermutung
eine gewisse Wahrscheinlichkeit zu sichern.
III. Be me plairia, senken reis.
V. 8. respondre franchamen steht im Gegensatze zum tcner per guerrer
der vorhergehenden Zeile, ist also nicht 'freimütig', sondern etwa 'wohl-
gesonneu'.
V. 35, 36. 'Viel Wert hat vor dem Beiliegen der Handel des treuen
Bewerbers (sein Verhältnis zu seiner Dame)'. Entendedor ist ja nicht
Liebhaber schlechtweg, sondern der Liebhaber, welcher noch nicht driä ist
(s. Dammann, Die allegorische Kanzone des Guiraut de Calanso, S. 71).
So ist auch entendre V. 40 nicht 'verliebt sein', sondern etwa 'werben'.
In der Einleitung zu diesem Gedicht, S. 56, wird Guirauts dichterische
Thätigkeit auf ca. 1165 bis ca. r200 festgesetzt. Kolsen hat aber unter-
lassen, sich mit dem Lied Ges de sobrevoler auseinanderzusetzen, dessen
zweite Tornada Diez veranlafst hat, das Ende von Guirauts Wirksamkeit
viel später zu datieren.
Dafs die Strophenform dieses Gedichtes in Peire Vidal 25 nachgeahmt
sei, darf man nicht sagen. Es gehen da nicht nur die Verse auf andere
Endungen aus, sondern auch die Silbenzahlen und das Reimgeschlecht
stimmen nicht überein. Selbst die Nachahmung in Peire Vidal 2:'> ist
keineswegs sicher, denn auch hier sind die Reime andere, und nur bei
gleichen Reimen dürfen wir, bis jetzt, einen Zusammenhang als erwiesen
annehmen, zumal bei einem Strophenschema, das nicht übermäfsig kom-
pliziert erscheint.
Auch eine formale Beziehung von 233, 5 zu dem Gedicht IV wird
S. QQ mit Unrecht angenommen, und das Lied Gaucelm Faidit 57 hat
* Die richtige Lesung der von Kolsen mit Unrecht herbeigezogenen Verse
65 X, s. ehrest., Stück 83, V. 68, 69.
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 189
ganz und gar nicht die Form, die Kolsen, Maus folgend, ihm beilegt. Über
den Text dieses und der beiden folgenden Gedichte ist wenig zu sagen :
V. 31 fl". 'Giebt es in der Welt einen Kaiser, der (Que, nicht Qu'en),
was Reichtum angeht, halb so viel wert wäre?' Ricor ist hier 'Reichtum',
nicht 'Adel', wie aus paubretat, V. 89, hervorgeht. Dafs derjenige, der
doppelt so viel wert ist wie jeder Kaiser, der Dichter selbst sei, zeigt der
Zusammenhang mit dem folgenden. Ausgesprochen wird es nicht direkt.
Da das Lied in der einzigen Handschrift, die es uns überliefert, nur vier
Strophen enthält, liegt die Vermutung nahe, dafs vor dieser vierten Strophe
eine verloren gegangen ist, deren Ende die Beziehung der folgenden Verse
völlig klar stellte.
V. V. 7. Lieber lo statt loi (die Hs. hat ho). — • V. 33. nom (nicht
no-m) pot.
VI. V. 12. Komma nach (Jona; j^r sa manentia wird mit plus es
lau'.at\ zu vereinigen sein. — V. 13 verstehe ich nicht; in V. 14 aber
ist rapis gewifs nicht in tapis zu ändern: 'mancher geht als Räuber
{rapt, s. Mistral rapin), um (das Geraubte als) das Seinige zu verschenken.'
Semikolon oder Punkt am Ende von V. 15. — V. 37. So steht hier wohl
für lor, ebenso wie es V. 25 in der Handschrift steht: 'sollen die Guten
aufhören ihr Wollen zu bezeugen, wenn ihnen Macht zu handeln fehlt?'
Ich breche hier ab, wenn auch noch manches an Kolsens Arbeit zu
erwähnen wäre. Von den sehr zahlreichen Anmerkungen würde man
viele gern entbehren. Auch in der Anführung von Litteratur thut Kolsen
des Guten eher zu viel als zu wenig. Er zeigt so aber wenigstens die
Sorgfalt, die über der ganzen Arbeit gewaltet hat.
Kolsen hat sich vorgesetzt, die sämtlichen Gedichte Guirauts kritisch
herauszugeben. Die Aufgabe ist langwierig und schwer, und es scheint
Kolsen (S. 8), in Gedanken an die künftigen Kritiker, schon frühzeitig
durch den Sinn zu fahren, was sein Dichter (VI, 43) mit Beziehung auf
die Wölfe und Bären sagt:
ai cosirer
d esser trenchatz o davtr grau pesaiisa.
Möge er seinem Plane aber doch getreu bleiben. Gerade die Länge der
Arbeit wird seinen Kräften zu gute kommen. C. Appcl.
Dr. Karl Voretzsch, aulserordentlicher Professor der roiuaiiischeu
Philologie an der Universität Tübingen, Die französische
Heldensage. Akademische Antrittsvorlcsnng, gehalten am
25. Jannar 1894. Heitlclberg, Karl Winters Universitäts-
buchhandlung, 1894. 32 S.
Nach einem kurzen Hinweis auf die Bedeutung Ludwig Uhlands
für die romanische Philologie und seine Lehrthätigkeit an der Tübinger
Hochschule führt Voretzsch berechtigte Klage über die Gleichgültigkeit,
mit der die deutsche Gelehrtenwelt der von ihm selbst bevorzugten Wir-
kungssphäre, dem Studium der französischen Heldensage, gegenüber-
190 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
steht.' Kr deutet an, diifs der eigentümliche Reiz, der dem .Studium der
germanischen oder griechischen Heldensage die ununterbrochene Teilnahme
der l'hilologen sichere, dem entsprechenden französischen Forschungsgebiete
zwar fehle, weifs aber doch hinwiederum die vielseitigen Vorzüge einer
diesem Gegenstande zugewandten wissenschaftlichen Thätigkeit in so helles
Licht zu rücken, dafs sein Aufruf zur Mitarbeit sicher nicht ungehört
verhallen wird. In strengem Anschlufs an das Wort bestimmt er den
Begriff der Heldensage näher als die sich an hervorragende geschicht-
liche Ereiguis.se und Personen heftende mündliche Überlieferung,
die von Mund zu Mund weitergetragen namentlich in dem auf littera-
rischem Wege uns überkommenen Heldenepos durch individuelle dichte-
rische Phantasie und Freiheit in der Handhabung des Stoffes mehr oder
weniger entstellt, aber je früher desto treuer zu fester Gestaltung gelangt
ist. Das vornehmste Merkmal der französischen Heldensage ist also ihr
historischer Kern, der freilich häufig genug schon durch die geschäftige
Sage verdunkelt wurde und sich nicht überall so leicht aus den sich im
Laufe der Zeiten um ihn sammelnden heterogenen Zuthaten herausschälen
läfst, wie dies bei dem Rolandsliede oder dem Epos von Huon de
Bordeaux der Fall ist. Dabei ist ohne weiteres klar, dafs diese Art
volkstümlicher Sagenbildung nur Vorgänge der nationalen Geschichte zum
Gegenstande haben kann, so dafs die der Geschichte oder der Sage des
Altertums entnommenen Stoffe, die Artusepen sowie die Dichtungen
orientalischer Herkunft (Amis und Amiles) aufserhalb ihres Bereiches
liegen. Aus der eigenartigen politischen Entwickeluug des Frankenreiches
ergiebt sich mit Notwendigkeit, dafs die französische Heldensage im An-
fange auf dem Boden rein germanischer Phantasie erwuchs. Der Ver-
fasser verweist treffend auf die Wesenseiuheit von Chlodowechs Sohne
Theodorich und Hugdietrich, von Gregors Däneukönig Chochi-
laicus und dem König Hygelac im Beowulf (vergl. dazu Kurth,
Histoire poetüpce des Merovingiens, Paris 1893. S. 377. 339 ff.). Erst
im Verlaufe der Geschichte fand die sich an die Thaten der fränkischen
Könige knüpfende Sagenbildung auch die Teilnahme romanischer Sprach-
angehöriger, bis sie endlich seit den Verträgen von Verdun und Mersen
sich neben der germanischen Heldensage zu einem selbständigen Gebiete
herausgestaltet. Der Verfasser schildert in kurzen, klaren Zügen, wie die
mündlich fortgepflanzte Heldensage, ohne sich ihrer Fälschungen bewufst
zu werden, sich von der geschichtlichen Überlieferung entfernt, wie sie
die von ihr ergriffenen Personen mit allerlei abenteuerlichen Zügen aus-
' Inzwischen sind freilich einige hieihergehörige Arbeiten erschienen; so die
von Cloetta, Die beiden altfranzösischen Epen vom Moniage Guillaume im Arcliiv
f. n. Spr. XCIII, 399— 447; XCIV, 21—38, und von demselben Verfasser 'Die der
Synagon- Episode des Moniage Guillaume II zu Grunde liegenden historischen Er-
eignisse' in den Herrn Prof. Dr. Adolf Tobler zum 31. Januar 1895 gewidmeten
Abhandlungen (Halle, Niemeyer, ISg.")) 240 — 2G8. Ferner Phil. Aug. Becker, Die
altfranzösische Wilhelmsage und ihre Beziehung zu Wilhelm dem Heiligen. Studien
über das Epos vom Moniage Guillaume. Halle, Niemcyer, 1875. V. 178 S.
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 191
stattet, behufs schärferer Charakteristik neben ihnen sekundäre, historisch
nicht beglaubigte Gestalten neu erfindet (Olivier neben Roland und
vielleicht Naimes), und andererseits verschiedene Männer der Geschichte
zu einer einzigen Sagengestalt zusammentliefsen läfst (Wilhelm von
Orange; Karl der Grofse). Der Verfasser geht nun zu dem Haupt-
teil seiner Aufgabe, der Quellenforschung, über und kennzeichnet den
Wert, der den verschiedenartigen uns überkommenen Zeugnissen für die
Erforschung der französischen Heldensage beizumessen sei. Während er
an alte sagenhafte Stofle erinnernde Orts- oder Sachbezeichnungen (Fief
Roland, Breche de Roland, Tour Charlemagne) und sonstige
Lokalsagen dem Einflüsse späterer Dichtung zuzuschreiben geneigt ist,
erkennt er in einem Teile der sagenhaften Aufzeichnungen der fränkischen
Geschichtschreiber aus der Merowingerzeit unzweifelhaft echte Dokumente
der mündlichen Überlieferung. Dagegen erweisen sich die karolingischen
Geschichtschreiber, von den wertvollen Erzählungen des Mönches von
St. Gallen und einigen anderweitigen Berichten abgesehen, für das Stu-
dium der Heldensage als unfruchtbar und gleichen hierin den jüngeren
Chroniken, die, wo sie Sagenhaftes berichten, ihre Abhängigkeit von der
Dichtung nicht verleugnen können. Gleiche Vorsicht hat die Kritik bei
der Würdigung der sagenhafte Stoffe enthaltenden lateinischen Gedichte
des Mittelalters, wie des Carmen Rolandi, der auf O gier bezüglichen
Stelle aus den Quirinalia des Metellus von Tegernsee, des dem
Sagenkreise Wilhelms von Orange nahestehenden Haager Frag-
mentes, zu beobachten, da ihre Überlieferungen, bei aller Anerkennung
ihres sonstigen Wertes, wahrscheinlich doch nur Ausflüsse französischer
Epeudichtung sind. Bei der Untersuchung der für die Erforschung der
Heldensage am reichsten fliefsenden Quelle, der uns erhaltenen Helden-
epen, hat die Kritik vor allem die Beantwortung der Frage anzustreben,
welches Verhältnis zwischen der Dichtung und den zeitlich von ihr weit
getrennten geschichtlichen Vorgängen obwaltet. Voretzsch vermag der
ersten von den drei sich bietenden Möglichkeiten, der Annahme, dals die
seit dem 8. Jahrhundert mündlich fortgepflanzten Überlieferungen im
12. Jahrhundert dichterisch fixiert worden wären, keinerlei Bedeutung
beizumessen; er zeigt an der Eigenart des bei Albericus Trium Fon-
tium sich findenden Berichtes über das Auftauchen Ogiers im Jahre
121G, dafs die Popularität der alten Helden im 12. Jahrhundert nur dem
Einflüsse der Dichtung zu danken sei. Mehr Wahrscheinlichkeit hat die
zweite Möglichkeit für sich, dafs der Ependichter seinen StoÜ' unmittelbar
aus alten Chroniken geschöpft habe, ein Hergang, den Voretzsch für
gewisse Episoden des Anseis und des Huon ausdrücklich anerkennt.
Die gröfste Anziehungskraft wird auf den Sageuforscher die dritte sich
ihm bietende Möglichkeit ausüben : von der Thatsache ausgehend, dafs
die meisten Epen uns nicht in ihrer ursprünglichen Fassung, sondern
als spätere Überarbeitungen erhalten sind, weist Voretzsch der philolo-
gischen Kritik die Aufgabe zu, die zu verschiedenen Zeiten entstandenen
Schichten der Dichtung voneinander zu sondern, um somit eine ältere,
192 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
die niiindliclie Überlieferung möglichst treu wiederspiegelnde, dem liisto-
rischen Ereignisse am nächsten stehende Gestaltung der Sage zu gewinnen.
Man weil's, dals Voretzsch mit seiner P>stlingsschrift über die Ogiersage,'
in der er, von den Grundsätzen letzterer Art geleitet, es unternommen
hatte, das Verhältnis des sagenhaften Ogier zu seinem geschichtlichen
Urbilde darzulegen, die Anerkennung weiter Kreise gefunden hat; um so
bemerkenswerter erscheint es nun, dafs neuerdings Philipp August Becker
in seiner Besprechung der soeben genannten Schrift (Litt- Blatt 1895,
401 — 412) zu Ergebnissen gelangt ist, die den von Voretzsch auch in
seiner Antrittsvorlesung wiederholten Anschauungen stracks zuwiderlaufen.
Nach Becker sind nicht nur die altnordische und die italienische Bearbei-
tung der Ogiersage ungeeignet, der Chevalerie Ogier zeitlich voran-
gehende Versionen der Dichtung wahrscheinlich zu machen, er vermag
auch den von Voretzsch so stark betonten Widersprüchen zwischen ein-
zelnen Teilen des Epos keinerlei ernsthafte Bedeutung beizumessen und
ist sogar geneigt, die beiden so wenig zueinander stimmenden Angaben
über die Flucht Ogiers zu Desiderius einem und demselben Dichter
zuzuschreiben und, mit Rücksicht auf eine den geschichtlichen Verlauf
dieser Flucht berichtende Stelle der Chronik der Benediktinerabtei Lobbes,
die zweite der von Voretzsch angedeuteten ]Möglichkeiten, Entlehnung aus
Niederschriften historischer Art, als Grundlage für die Entstehung wenig-
stens der Chevalerie Ogier zuzulassen.
Mit seinem hier kurz wiedergegebeuen wissenschaftlichen Manifest,
das ihn auf Bahnen leitet, auf denen vor ihm schon Paul Meyer, Pio
Rajua u. a. gewandelt waren, tritt Voretzsch in bewufsten Gegensatz zu
der von hervorragender Seite vertretenen Kantilenentheorie. Ohne die
Möglichkeit der freilich durch nichts sicher erwiesenen Existenz derartiger
Lieder in Abrede zu stellen, leugnet Voretzsch, dafs die auf dem Boden
grofser kriegerischer Ereignisse emporwachsende volkstümliche Liederdich-
tung mit Hinblick auf ihre fast ausschliefslich lyrische Richtung überhaupt
dazu angethan sei, einer historischen Epenlitteratur als Quelle zu dienen,
und wenigstens hierin scheint Becker ihm beipflichten zu wollen, wenn
er (a. a. O. 406) erklärt, dafs er in dem vielberufenen Farolied nicht
ein Volkslied, sondern nur ein historisches Gedicht zu erkennen vermöge.
Potsdam. Alfred Risop.
Prof. Dr. Karl Meurer, Sachlich geordnetes französisches Voka-
bularium mit Phraseologie und Sprechübungen über Vor-
kommnisse des täglichen Lebens. Anleitung zum französisch
Sprechen. BerUn, Verlag von F. A. Herbig, 1896. 180 S.
Gegen den Gebrauch von Vokabularien macht man gewöhnlich zweier-
lei geltend. Erstens, sagt man, würden die Wörter am besten und leich-
1 Über die Sage von Ogier dem Dänen und die Entstehung der Chevalerie
Ogier, ein Beitrag zur Entwickelung des altfranzösisclion Heldenepos. Halle, Nie-
meyer, 1891. (Vergl. Archiv LXXXIX, 115—117.)
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 193
testen aus dem Zusammenhange gelernt, und zweitens, hebt mau hervor,
liabe man nicht immer die nötige Zeit, um noch neben den Wörtern des
Übungsbuches und der Lektüre andere Vokabeln lernen zu lassen. Die
erste Behauptung läfst sich kaum bestreiten. Man braucht ja nur ein
Wort wie unser 'Zug' und die entsprechenden französischen Ausdrücke:
train, trait, expedition, cortege u. a. zu nehmen, um zu sehen, dafs sich
häufig ganz unbewufst — und das heifst doch weiter nichts als infolge
des Zusammenhanges, in dem diese Wörter vorkamen — sich ein richti-
ges Verständnis für die Bedeutung der französischen Wörter gebildet
hat. Auch reproduziert oft ein Ausdruck den anderen und das kann ja
meistens nur in zusammenhängender Rede der Fall sein. Andererseits
kann man hiergegen geltend machen, dafs der Zusammenhang im Laufe
der Zeit verloren geht und dafs die Wörter aus dem Gedächtnis ver-
schwinden. Der Vokabeluschatz ist häutig in den oberen Klassen ein
äuiserst geringer. Manchmal werden die einfachsten Vokabeln nicht ge-
wufst, und können auch zuweilen nicht gewufst werden, weil sie zufällig
im Übungsbuche und in der Lektüre nicht dagewesen sind. Was das
zweite Bedenken, den Mangel an Zeit anbetrifft, so hebt man hervor,
dafs man schon jetzt seine Not und Mühe habe, die Wörter der Lektüre
in elnigermafsen festen Besitz den Schülern zu bringen. Auch dies letz-
tere läfst sich kaum bestreiten, aber es fragt sich, ob sich nicht doch
auch hier gewisse Vorteile beim Gebrauch eines Vokabulariums heraus-
stellen, die durchaus nicht zu unterschätzen sind und die aufgewandte
Mühe reichlich lohnen.
Durch die neuen preufsischen Lehrpläne wird der Gebrauch von
Vokabularien nicht obligatorisch gemacht, aber es heifst darin: 'Auf An-
eignung eines festen von Stufe zu Stufe zu erweiternden und auch auf
den Gebrauch im täglichen Verkehr zu bemessenden Wort- und
Phrasenschatzes ist auf allen Stufen streng zu halten. Dieser Schatz
ist durch fortgesetzte mündliche und schriftliche Verwertung in sicheren
Besitz umzuwandeln. Besondere, die Lektüre und das Bedürfnis
des täglichen Lebens berücksichtigende Vokabularien
können gute Dienste leisten.' Der letzteren Ansicht stimme ich
vollständig bei. Ein Vokabular kann vortreffliche Dienste leisten dadurch,
dafs es bereits vorgekommene Wörter wieder auffrischt oder durch eine
Zusammenstellung des begrifflich Verwandten die Aneignung des Wort-
schatzes wesentlich erleichtert.
Auch ein, ich möchte sagen, rein äufserlicher Gesichtspunkt spricht
für den Gebrauch eines Vokabulars. Viele unserer Lehrbücher sind so
eingerichtet, dafs für jede Klasse ein besonderes Buch da ist, und wenn
der Schüler in eine höhere Klasse versetzt wird, so entledigt er sich ge-
wöhnlich des Bücherschatzes der vorigen. In den mittleren und oberen
Klassen kann der Lehrer nicht gut auf alle diese Bücher Rücksicht neh-
men, auch wird sich sehr oft besonders auf gröfseren Anstalten später
der Fall einstellen, dafs der eine Schüler dies, der andere jenes seiner Zeit
in den Lektürestuudeu gelesen hat.
Archiv f. n. Sprachen. XCVII. 13
101 Beurteiluügeu und kurze Anzeigen.
Alles (lies weist uus iuif ein Vokabular hin, das sachlich geordnet,
alles Ungewöhnliche beiseite läl'st, und uns gleichsam einen eisernen Be-
stand für die Schüler der oberen Klassen bietet. Das vorliegende wird
allen Anforderungen gerecht, die man billigerweise an ein solches Buch
stellen kann. Es hält die Mitte zwischen dem grofsen Voeahulaire systc-
matique von Plötz und dem kleineren für den Anfang. Vom zunächst-
liegenden, dem Hause, ausgehend, erweitert es allmählich seine Kreise,
berücksichtigt Stadt und Land, den Menschen und den Staat. Durch
kleinere Unterabteilungen sucht es Ordnung in die grofse Masse der Ver-
hältnisse zu bringen. So finden wir unter 'Mensch' die Abteilungen:
Familie, Verwandtschaft, Lebensalter; der menschliche Körper, Körper-
thätigkeiten ; Leben, Schlaf, Gesundheit; Krankheiten, die Sinne, die
Sprache, die Seele, der Geist. Hinter jedem kleineren Abschnitte befinden
sich aufserdem Redensarten, die sich an die eben angegebenen Wörter
anschliefsen. Als eine sehr glücklich augebrachte Zuthat begrüfst Re-
ferent die zweite Abteilung (37 Seiten), die zum gröfsteu Teil nach allge-
meinen Gesichtsi^unkten geordnete Sprechübungen über die Vorkommnisse
des alltäglichea Lebens enthält. Zu wiederholten Malen hat Referent die
Erfahrung gemacht, dafs, wenn die Schüler hier nichts Gedrucktes in
den Händen haben, vieler mühsam eingeübter Stoff" leicht wieder verloren
geht. Vielleicht entschliefst sich auch der Verfasser in einer zweiten Auf-
lage kurze synonymische Bemerkungen bei einzelnen Wörtern hinzu-
zufügen. Das würde sicherlich den Wert des Buches erhöhen.
In der Hand eines Lehrers, der das in diesem Vokabular Gebotene
geschickt zu Sprechübungen zu verwenden weifs, werden die Schüler
grofsen Nutzen aus Meurers Buche ziehen könneu.
Im einzelnen möchte Referent den Verfasser auf folgende Punkte auf-
merksam machen, die seines Erachteus bei einer zweiten Auflage der Ver-
besserung bedürfen. Auf S. XII befindet sich eine Aussprachetabelle für
die Vokabeln. Da nur bei ganz wenigen Wörtern die Aussprache ange-
geben ist, so erscheint diese Tabelle eigentlich überflüssig. Soll sie aber
einmal stehen bleiben, so würden wohl die deutschen Wörter, die den-
selben Laut aufweisen sollen wie gewisse französische Wörter, und einige
ungenaue Bemerkungen einfach zu streichen oder durch bestimmtere An-
gaben zu ersetzen sein. Beim geschlossenen i steht z. B. ami, dit und
das deutsche Wort 'hinauf, dessen i gleichfalls ein geschlossenes sein
soll. Für Süddeutschland mag dies zutreffen, für Mittel- und Nord-
deutschland aber entschieden nicht. Bei e finden wir 'geschlossenes c
(lebendig): ete, parlez'. Das deutsche Beispiel ist schlecht gewählt, denn
in der ersten Silbe desselben wird von vielen ein ö-haltiger Laut ge-
sprochen. Zu unbestimmt erscheint die Angabe: 'Dumpfes e in le. mc,
te' oder 'Mittleres a liegt in der Mitte zwischen dem hellen a- und dem
dunkleren o-Laute'. Für denjenigen, der den Laut kennt, ist die Angabe
überflüssig, und für denjenigen, der ihn nicht kennt, ist sie ungenügend,
denn er wird dadurch nicht in den Stand gesetzt, den Laut unfehlbar
sicher zu finden. Auf S. 38 steht 'le lis (liefs) die Lilie', während in der
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 195
Tabelle der lange Laut durch ein daliintergesetztes h bezeichnet wird.
Ob mau nach der VeröfFeutlichung von Koschwitz' Les Parlers Parlsiens
noch behaupten darf, dafs das Französische keine offenen i-, u- und Ä-Laute
kennt, will ich dahingestellt sein lassen.
S. 13 befindet sich das interessante Wort 'la creme der Eahm, die
Sahne'. Es steht ebenso bei Plötz, Vocabulaire systematique, S. 261. Fer-
ner kommt es vor sechsmal bei Plötz, Vgijage a, Paris '-, S. 90. 91. 97 und
;i8. Duden, Vollständiges orthographisches Wörterbuch schreibt: 'Creme,
die (franz. creme), Schaumgericht; das Beste, Erlesenste.' Desgleichen
Meyer, Konversationslexikon, unter creme. Friedrich von Hellwald, Frank-
reich, gebraucht S. '261 (Ausgabe ohne Illustrationen) den Ausdruck creme
de la creme. Wenn mau ferner ein deutsches Kochbuch hernimmt, z. B.
das von Henriette Davidis, oder die Kochrezepte der Liebig-Fleisch-Extrakt-
Compaguie, und dann auf die vielen Wasch -Creme, Gesichts -Creme,
Myrrhen - Creme und Massage -Creme achtet, die in den Annoncen der
Zeitschriften herumspuken, so niufs man sich nur wundern, dafs das fran-
zösische Wort — nicht mit einem Cirkumflex geschrieben wird. Man
findet bei uns auch in der Litteratur nur höchst selten das einzig rich-
tige la creme. Offenbar haben Wörter wie meme, extreme, supreme die
falsche Schreibweise herbeigeführt.
S. 14 steht 'tm habit ein Leibrock, la redingote der Überrock'. Den
Schülern ist das Wort Leibrock ganz unverständlich, und auch unter
Erwachsenen kann man Meinungsverschiedenheiten über seine Bedeutung
wahrnehmen. Ob es in einzelnen Gegenden noch gebräuchlich ist, ver-
mag ich nicht zu sagen, jedenfalls ist aber das Wort Frack allgemein
verständlich. Unter 'Überrock' denken sich die Schüler gewöhnlich einen
Überzieher, und doch bedeutet redingote in erster Linie 'Gehrock', den
längeren Gesellschaftsrock, dann und wann auch einen längeren, dickeren
Eock {espece de vetement plus long et plus larye qu'un habit, et dont on se
sert principalement comme d'un surtout dans les temps froids etpluvieux. Ac).
Irex-vous ä cette ceremonie en redingote'? Non, j'irai en habit. Ac. Fer-
ner ist nur noch Ha veste, die Jacke' angegeben. Es fehlen demnach die
französischen Bezeichnungen für Jackett und unseren gewöhnlichen Rock
mit Taschen hinten. Plötz, Voyage ä Paris ^'\ S. 4 sagt: 'un veston, une
Jaquette, ein kurzer Herrenrock.' Das ist meiner Ansicht nach nur jaquette,
während veston unserem Jackett oder der Joppe entspricht, und veste eine
Jacke oder auch ein kurzes Jackett (Sack) bezeichnet.
S. 3. He Store der Vorhang.' Ob man unter 'Vorhang' unser 'Rouleau'
verstehen wird, ist mir sehr zweifelhaft. — S. 16. 'Cet habit vous va bien
Dieser Rock sitzt Ihnen gut. Tont lui va bien Es steht ihm alles gut.
Cela vous sied ä merveille Das steht Ihnen vorzüglich.' Ein Kleidungs-
stück kann einem gut sitzen, aber doch nicht stehen. Dafs aller und
seoir in beiden Bedeutungen vorkommen, darüber wären einige nähere
Angaben am Platze gewesen. — S. AO. He gar^on der Knabe.' Das heifst
für gewöhnlich nur le petit oder le jenvne gar^n. — S. 46. Neben rendre
risite war vielleicht auch faire utie vi^ite anzugeben, und neben 'pas de
lOG Beurteilungen imd kurze Anzeigen.
qiioi keine Ursaehe' (S. 80) das gewöhnliehe 'Bitte'. — S. 127. 'Ic kilo-
iiiHrc das Kilometer.' Bei Meter, Thermometer und J>arometer giebt
Duden, Orthographisches Wörterbuch'', männliches und sächliches Ge-
schlecht an, und mit Recht, denn wir haben das Wort Meter durch djus
Französische bekommen; möglicherweise haben wir auch eine durchaus
berechtigte Angleichung an das Wort 'der Messer' vorgenommen. Bei
Kilometer, das, beiläufig bemerkt, Duden nicht besonders angiebt, kenne
ich aber nur das männliche Geschlecht. Vergl. hierüber die interessanten
Bemerkungen bei Matthias, Sprachleben und Sprachschäden, S. 82.
Gera. O. Schulze.
Grammaire raisouiK^e de la langue fran5aise, par Leon Cl^dat.
Avec pr^face de Gastoii Paris. 4'"" edition. Paris, H. Le
Soudier, 1894. XVI imd 236 S. Fr. 3,50.
^Nos grammaires sont dans hur plus (jrmide partie un recueil de dog^ncs
incomprehensibles auxquels il faut aveugUment se soumettre, de recettes
mccaniques qu'il faut apprendre par coeur, de distinctions purement gra-
phiques, d'exceptions aussi peu m,otivees que les regles' sagt Gaston Paris
in der Vorrede (S. VI) des vorliegenden Buches, und in der That mufs
man erkennen, dafs in Frankreich der bedeutende Aufschwung der philo-
logischen Forschung während der letzten Jahrzehnte bis j«tzt keinen tie-
fen Einfluls auf die Schulgrammatik ausgeübt hat. Die ausführlichsten
unter den gangbaren Sprachlehren haben allerdings ihre Darstellung mit
einer Reihe Anmerkungen sprachhistorischen Inhalts bereichert, aber ab-
gesehen davon, dafs bei weitem nicht alles, was da geboten wird, auf der
Höhe der heutigen Wissenschaft steht, dürften wohl diese Anmerkungen,
wenn sie nicht einfach übersprungen werden, eher für den Schüler eine
Vermehrung des zu lernenden Stoffes bilden, als ein wirkliches Mittel
bessere Einsicht in das Wesen der grammatischen Erscheinungen zu ge-
winnen. Neues Material ist also hinzugefügt worden, aber das alte Ge-
bäude ist dabei ziemlich unberührt geblieben. Die alte unhistorische, mit
logischen Abstraktionen operierende Betrachtungsweise ist es immer noch,
die den ebenso zahlreichen wie minutiösen Regeln zu Grunde liegt. Es
wäre wirklich an der Zeit, dafs eine gründliche Umgestaltung auf diesem
Gebiete eintrete, und als ersten Austofs dazu kann man das Erscheinen
der Grammaire raisonnee des Herrn C16dat nur mit Freude begrüfsen.
Wir erhalten damit kein systematisches und vollständiges Lehrbuch, wie
man nach dem Titel leicht vermuten könnte, sondern eine Art Kommentar,
der die landläufigen Grammatiken teils erklärt, teils berichtigt und er-
gänzt, und also nur als Korrektiv zu denselben gedacht werden soll.
Hoffentlich werden es die Umstände dem Verfasser erlauben, nicht dabei
zu bleiben.
Das Buch zerfällt in zwei Teile: Phonetique und Flexion et Syntaxe.
In den 77 Seiten des ersten Teiles ist von eigentlicher Phonetik sehr wenig
zu finden; die dürftige Lauttabelle (S. 4) ist beinahe alles, was man dahin
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 197
rechnen kann. Aber unter Phonetik versteht Verfasser 'l'etude des saus et
des signes qui Ics representent' (S. ?>), und dieser Teil ist in der That beinahe
aussehlielslich der Lautdarstellungslehre gewidmet. Es ist in kurzer Fas-
sung eine historisch - kritische Darstellung des orthographischen Systems
des Französischen, die in seiner Art als durchaus originell und gelungen
bezeichnet werden darf. Der Verfasser unterläl'st es nicht, auf die zahl-
reichen Inkonsequenzen und unnützen Verwickelungen des Systems auf-
merksam zu machen, und schlägt dabei eine Reihe Veränderungen vor,
die alle den Stempel der Besonnenheit und einer weisen Mäfsigung tragen.
Diese klare und nüchterne Darstellung der Thatsachen ist vorzüglich dazu
angethan, der Sache der orthographischen Reform neue Freunde zu
gewinnen.
Im zweiten Teile werden Flexion und Syntax behandelt, und zwar nicht
getrennt, sondern jedesmal gleichzeitig in Abschnitten, die die einzelnen
Redeteile der Reihe nach durchgehen. In diesem Teile kann man den
fragmentarischen, den jeweiligen Umständen angepafsten Charakter des
Buches deutlich wahrnehmen. Einzelne Punkte, wie z. B. der Gebrauch
des Artikels bei Eigennamen (S. 91 — 99) oder die Stellung des persönlichen
Pronomens (S. 149 — 155), werden ausführlich behandelt, weil Verfasser die
gewöhnliche Darstellung für unzureichend hält, während an und für sich
wichtigere Fragen kaum gestreift sind oder gänzlich fehlen. Man könnte
natürlich über den den einzelnen Erscheinungen anzuweisenden Raum
gelegentlich anderer Meinung als der Verfasser sein; vor allem könnte
man finden, dafs viele andere Punkte auch verdient hätten zur Sprache
zu kommen; aber wenn man den geringen Umfang und den elementaren
Zweck des Buches berücksichtigt, wird man wohl anerkennen müssen,
dafs die Auswahl geschickt getroffen worden ist.
Der blofse Name des Verfassers bürgt schon dafür, dafs wir es hier
nicht mit einer mehr oder weniger gelungenen Kompilation, sondern mit
der selbständigen Arbeit eines über die einschlägige Litteratur wohl unter-
richteten Fachmannes zu thun haben. Jedoch ist es weniger die wissen-
schaftliche als die pädagogische Seite des Buches, die die Aufmerksam-
keit auf sich zu ziehen verdient. Die dem Verfasser eigenen Anschauun-
gen über gewisse grammatische Fragen sind schon aus seinen früheren
Werken bekannt, und der Gelehrte wird in der Grammairc raiso?mee
kaum etwas Neues von Belang finden. Dem Verfasser kommt es hier
hauptsächlich darauf au, dem Schüler die Grammatik in einem anderen,
richtigeren Licht, als es gewöhnlich geschieht, erscheinen zu lassen. Er
bemüht sich, an den Verstand und nicht nur an das Gedächtnis zu appel-
lieren; überall sucht er das Warum anscheinender Sonderlichkeiten zu
erklären, und an Stelle dogmatischer Vorschriften raisonnierte Entschei-
dungen zu setzen. Er wendet sich gegen spitztindigc Unterscheidungen,
und in schwierigen Fällen setzt er dem engherzigen Geiste der klassischen
Grammatik eine weitgehende Toleranz entgegen. Endlich giebt er der
Sprache, wie sie heute gesprochen wird, die ihr zukommende überwiegende
Stellung.
108 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
Die Orammaire raisonnee ist keine historische Gnuiiniatik iiml .sollte
iiuch keine sein ; aber es versteht sich von selbst, djifs, um das Gegen-
wärtige zu erklären, der Verfasser fortwährend auf die älteren rerloden
der Sj^rache Bezug nehmen mufs; dies geschieht jedoch ohne jeglichen
gelehrten Apparat ; nicht einmal die Kenntnis des Lateins wird voraus-
gesetzt, so dafs die Auseinandersetzungen auch von Schülern mit der ele-
mentarsten Vorbildung verstanden werden können. Unter solchen Ver-
hältnissen ist es nicht immer leicht. Kürze und Klarheit mit der not-
wendigen Genauigkeit zu vereinigen, und man kann nur die Geschicktheit
des Verfassers in dieser Hinsicht bewundern. Der besonders sorgfältig
ausgearbeitete Abschnitt über die Formenlehre des Verbums (S. 171— 2U8)
ist, von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, sehr interessant. In dem
knappen Räume ist es dem Verfasser gelungen, alle Verbalformen, die
unregelmäfsigen wie die regelmäfsigen, in ein zusammenhängendes, hin-
reichend wissenschaftliches System zu ordnen, und das ohne die latei-
nische Gestaltung der Formen direkt zu Hilfe zu nehmen. Wir fragen
uns doch, ob es sich mit dieser Methode wirklich lohnt, eine solche Voll-
ständigkeit anzustreben, und ob die daraus entstehende Anhäufung klei-
nerer Gruppen der Übersichtlichkeit des Ganzen nicht Abbruch thut.
Vielleicht wäre es zweckmäfsiger und dem sonstigen Charakter des
Werkes angemessener, nicht alles erklären zu wollen, sondern nur die
allgemeinen Grundzüge der Darstellung zu behalten ; für das Übrige
könnte einfach auf die historische Grammatik verwiesen werden, auf die
auch schon jetzt der Verfasser sich manchmal gezwungen sieht, sich zu
berufen.
In seinen syntaktischen Eeformvorschlägen zeigt sich der Verfasser
im allgemeinen ebenso vorsichtig und mäfsig wie im ersten Teile. Aber
die Sache ist heiklerer Natur, und da die psychische Seite der Sprache
etwas viel Schwebenderes und schwerer Greifbares als die Aussprache ist,
so ist es auch viel schwieriger, eine feste Norm zu finden. Das subjektive
Element spielt hier eine weitaus gröfsere Rolle. Um ein einziges Beispiel
anzuführen: wenn Verfasser (§ 251) es für widersprechend hält, dafs man
ohne Kongruenz des gants paille, des etoffes cerise neben des doigts roses
schreibt, da überall einfache Adjektiva vorliegen, so kann man darauf
antworten, dafs diese Wörter doch nicht auf gleicher Stufe im Bewufst-
sein des Sprechenden stehen, und dafs der Unterschied in der Behandlung
einen Unterschied in der Empfindung blofs wiederspiegelt. Für den heu-
tigen Sprechenden bezeichnet rose eine Farbe auf dieselbe Weise wie
rotige, vert, jaune u. s. w., ohne im mindesten die Vorstellung der Rose
wachzurufen. Die Farbevorstellung hat sich von dem Gegenstande, an
dem sie ursprünglich anhaftete, vollständig losgelöst und lebt heute ihr
eigenes Leben. Das kann man nicht von den besondere Schattierungen
bezeichnenden paille, cerise, puce u. s. w. sagen, deren Gebrauch ein be-
schränktes Gebiet nicht überschreitet, und die eher als juxtaponierte Sub-
stautiva, wie sie in den unverkürzten Ausdrücken : jaune paille, rotige
cerise, brun puce vorliegen, empfunden \verden. Dafs diese Juxtaposition
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 199
eben einen Anfang von Adjektivierung ausmache, will ich durchaus nicht
in Abrede stellen ; ich habe blofs zeigen wollen, dafs in solchen Fragen
die gröfste Vorsicht von nöten ist, und dafs man sich vor voreiligen Ver-
allgemeinerungen hüten soll.
Das an sich sehr lobenswerte Streben nach Vereinfachung scheint
uns den Verfasser zu einer solchen geführt zu haben, wenn er (§ -113)
behauptet, dafs ^la negation expletive ne n'est jamais indispensable. On a
toujoiirs le droit de l'omettre.' Würde wirklich der Verfasser einen Satz
wie: il depense beaucoup plus que ses moyens lui permettent, für statthaft
halten? Die Beispiele des 17. Jahrhunderts, die der Verfasser anführt,
beweisen nichts für den heutigen Gebrauch. Man kann allerdings auch
heute gelegentlich einen Komparativ ohne nachfolgendes ne treffen: Tout
le monde m'a semble aussi im peu plus aigre que je Vavais laisse. P. Möri-
mee: Eevue des Deux-Mondes, 15. April 1896, S. 862. II etait plus fler
d'avoir invente un cordon de montre que le serait un general d'une bataillc
gagnee. H. Fouquier: Figaro, 28. April 1896, S. 1. Parmi nos servif eurs
il cxiste beaucoup plus de braves gens qu'on veut bien le dire. Figaro,
3. Februar 1896, S. 1. J'en sors plus pauvre que fy etais entre. Figaro,
18. Mai 1896, S. 3. Aber diese Beispiele sind zum Teil sui generis, zum
Teil können sie nur als höchst nachlässige Sprache gelten, die keine
Nachahmung verdient. Wenn man ins Detail gehen will, ist in der That
diese Frage des expletiven ne äufserst verwickelt, weil verschiedene Ten-
denzen sich hier kreuzen und geringe Gedankenschattierungen genügen,
um bald der einen, bald der anderen zum Siege zu verhelfen. Aber damit
ist noch lange nicht ein Gebrauch ad libitum, wie Herr Cledat ihn haben
will, für alle Fälle gegeben, und die Fremden, die sich zu sehr auf seine
Versicherung verlassen würden, laufen Gefahr, manchmal ein merkwürdi-
ges Französisch zu schreiben. Vorläufig werden sie besser thun, sich an
die hergebrachten Regeln zu halten, die das Gewöhnliche richtig darstellen
und nichts von ihrer Berechtigung verlieren, weil sporadische Abweichun-
gen vorkommen können.
Der Verfasser tadelt oft mit ßecht die Willkür und die Spitzfindig-
keit gewisser Regeln, die jeder ernsten Grundlage entbehren. Wir kön-
nen ihm aber nicht beistimmen, wenn er die bekannte Kongruenzregel
des Partie. Pret. mit le peu dahin rechnen will. In den beiden von ihm
{§ 129) angeführten Beisi)ielen: Ic peu d'ardeur que vous avex montre vous
a empeche d'arriver, und le peu d'ardeur que vous avex montree a suffi
potir vous faire arriver, wird jeder unbefangene Leser im ersten Falle das
Gewicht auf le peu legen,, im zweiten dagegen auf ardeur, und infolge-
dessen das Partie, demgemäfs verschieden behandeln. Wir können durch-
aus nicht zugeben, dafs le bon sens condamne ces distinctions, und es
heilst geradezu die wirkliclien Verhältnisse auf den Kopf stellen, wenn der
Verfasser behauptet, die Versclnedeidieit der Behaiullung des Partie, sei
nur ein von den Grammatikern erfundenes Mittel, um 'die Verschieden-
heit des Sinnes anzudeuten. Man kann gern dem Verfasser zugeben,
dafs le peu einfach als Kollektivausdruck wie irgend ein anderer zu be-
200 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
trachten sei, aber gerade die Befolgung dieses Princi])« führt zur ge-
tadelten Regel.
Trotzdem, dal's der Verfasser die alte Si)raclie vorzüglich kennt, will
es uns scheinen, dafs in der Beurteilung gewisser Fragen er sich noch zu
sehr von logischen Betrachtungen hat leiten lassen, ohne auf die that-
sächliche Entwickelung, wie sie aus der Sprachgeschichte erhellt, die ge-
bührende Rücksicht zu nehmen. So z. B. in den Kapiteln über quclquc
und tout (S. löü — 161). Auch was der Verfasser zu Gunsten seiner An-
sicht vorbringt, dafs das Partie. Pret. mit folgendem Infinitiv immer un-
llektiert bleiben sollte (§ 4o(J — 431), steht mit den Daten der Sprach-
geschichte in Widerspruch. In Sätzen wie: les enfants que j'ai entendus
crier wäre nach dem Verfasser der Accusativ que nicht Objekt des Partie.
entendu, sondern der 'locution' entendu crier, folglich sollte das Partie,
immer unveränderlich bleiben. Ob diese Auffassung logisch richtiger als
diejenige sei, die sowohl que wie crier als direkte Objekte des Partie, an-
sieht, mag dahingestellt bleiben; die einzige uns interessierende Frage
ist, zu wissen, wie die Sprechenden thatsächlich aufgefafst haben. Zur
Stütze seiner Ansicht führt der Verfasser die Unveränderlichkeit von
faxt mit folgendem Infin. an, die der einzige Fall wäre, wo das Richtige
beibehalten wäre, weil die Grammatiker nicht gewagt hätten, der Aus-
sprache, d. h. der Sprache selbst, Gewalt anzuthun und la blessure qu'il
a faite saigner vorzuschreiben. Indessen wissen wir, dafs afr. nichts Ge-
wöhnlicheres war als Kongruenz von fait bei folgendem Inf. (Verm.
Beitr. I, S. 171), und ich glaube, dafs diese angeblich sprachwidrige Aus-
drucksweise in der heutigen Volkssprache nicht ausgestorben ist; jeden-
falls besteht sie noch in Dialekten, wie dem von Cellefrouin, wo mau bei
weiblichem Objekte regelmäfsig sagt: je l'ai faite faire (s. P. Rousselot:
De vocabulorum congruentia in dialecto Cellefrouini, S. 55) und sogar:
eile s'est faite faire une jolie robe (ebendaselbst, S. 5G). Was die übrigen
Partie, betrifft, wenn man den Schreibungen der alten Texte genügende
Beweiskraft absprechen will, so liefert derselbe Dialekt, w'o Flexions-
formen wie entendu, ue, us, ues verschieden lauten, und doch Kongruenz
vor Infin. stattfindet, einen neuen Beweis dafür, dafs die Erscheinung
keine blofse Grammatikererfindung ist, wie der Verfasser meint, sondern
auf wirklich vorhandenem Sprachgefühle beruht. Nur in der Beschrän-
kung der Kongruenz auf den Fall, wo der Infinitiv aktive Bedeutung
hat, könnte man gelehrten Einflufs vermuten, denn der Dialekt kennt
diese Unterscheidung ebensowenig wie die alte Sprache und sagt sowohl
cette chanson, je l'ai entendus chanter, wie je l'ai entendue chanter cette
chanson (Verm. Beitr. u. Rousselot, a. a. O.).
Es seien noch zu einzelnen Punkten einige Bemerkungen gestattet:
§ 193 findet man folgende Erklärung: II faut noter ime tendance de
la langue ä placer l'article ap?-es a, par une sorte d' attraction, lorsque le
premier nom est lui-menie determine : on dira le mar che au ble, mais un
verre ä biere. Quand, dans une expression de ce genre, on cmploie beaucoup
plus souvent la forme avee article que l'autre, il peut arriver qu'elle l'em-
Beurteiluugeu imd kurze Anzeigen. 201
porte plus OH moins completement sur l'autrc, et que, meme avcc l'artkh
indefint dcvant le premier nom, on maintienne l'article defini devant le
second, ou vice versa. Also das häufigere le marche au hie hätte un niar-
che au blc nach sich geführt, und unter dem Einflüsse von un verre n
biere wäre le verre ä la biere verdrängt worden. Das scheint uns nicht
gerade einleuchtend, und wir glauben niclit, dafs zwischen Anwendung
des bestimmten Artikels beim zweiten Substantiv imd seinem Vorhandensein
beim ersten irgend ein kausales Verhältnis bestehe. Wenn wir die nicht
eben zahlreiche Reihe der hierher gehörigen Fälle durchmustern {marche
au ble, confiture aux groseilles, soupe aux dioux, bouteille ä l'encrc, und
ähnliche), so bemerken wir, dafs die mit bestimmtem Artikel begleiteten
Substantive immer Stoffe bezeichnen, deren Vorhandensein als bekannt
vorausgesetzt wird. Marche au ble bezeichnet also nicht die Stelle, wo
du ble verkauft wird, sondern die Stelle, wo man le ble im Gegensatz zu
le 2}oisson, le betail und den anderen gewöhnlich vorkommenden Produkten
findet. Ebenso sagt confiture aux cerises-, dafs unter den verschiedenen
wohlbekannten Fruchtarten, die für Zubereitung von Eingemachtem in
Betracht kommen, les cerises und nicht les abricots oder les groseilles hier
zur Anwendung gekommen sind. Die Konstruktion ist dann gleichsam
zur Formel geworden, um die Zusammensetzung irgend eines Produktes
näher zu bezeichnen. Der Gebrauch des bestimmten Artikels in diesen
Ausdrücken wäre also mit demjenigen, den man in un frane la livre, le
viHre, deux fois la semaine u. s. w. hat, nahe verwandt. In beiden Fällen
handelt es sich um einen Begriff, den man aus einer Reihe möglicher und
wohlbekannter ähnlicher (hier Gewicht-, Mafs-, Zeitbestimmungen) heraus-
nimmt. Das Princip, das diesem Gebrauche zu Grunde liegt, ist dasselbe,
nach welchem einzelne Teile eines Gegenstandes, dessen Beschaffenheit
allgemein bekannt ist, vom bestimmten Artikel begleitet werden können
(vgl. Verm. Beitr. II, S. 45).
§ 214. In les Boileau et les Gilbert sont les Jurenals de leur siede sind
Boileau und Gilbert einerseits und Juveuals andererseits nicht so iden-
tisch, was den Numerus betrifft, wie der Verfasser meint, der eine ver-
schiedene Behandlung dieser Eigennamen für ganz unbegründet hält.
Beim sogenannten emphatischen Pluralis gehört les eigentlich zur Totalität
der folgenden Namen, wie bei les pere et mere, und das Anormale au der
Konstruktion ist nur die Wiederholung des Pluralartikels bei jedem dieser
Substantive, die, einzeln betrachtet, entschieden Singulare sind (vgl. Robert ;
Questions de gramm., S. 58 — 54).
§ 229. Man begreift nicht recht, wie das Wort tnerci, 'par extension,'
aus der Bedeutung Je fais appel ä votre pitie in diejenige von je mtts
rends gruce de la pitie, de la faveur qu£. vous me faites hat übergehen
können. Die ursprüngliche, im afr. la vostre mercl deutlicher hervor-
tretende Bedeutung ist vielmehr: 'durch Ihre Gnade (seist es geschehen,
nämlich das, wofür man dankt).' Die nahe Verwandtschaft von 'Sie haben
mir eine Gnade erwiesen' mit 'ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet' und
'ich bin Ihnen dankbar' liegt auf der Hand.
202 Beurteilungen und kur/x* Anzeigeu.
§ 2o8 wird angenommen, dafs die Adjektiva hcl, nouvel, fol, niol, vidi
nicht nur vor flexivischem s, sondern auch satzphonetisch vor konsonan-
tisclieni Anlaut zu bcau, nouveau, fou, mou, vieux geworden seien, und
gerade weil j)roklitische Stellung bei diesen Adjektiven gewöhnlich sei,
hätten diese letzteren Formen das Übergewicht genommen. Diese Er-
klärung anzunehmen verbietet schon die Überlieferung der alten Texte.
Die Grundlage für die Geschichte dieser Wörter, die von derjenigen der
Substantiva mit entsprechenden Endungen nicht getrennt werden darf,
findet man bei Meyer-Lübke : Rom. Gr. II, § 25 u. § 56, vgl. Darmesteter;
(Iramm. bist. II, § 107, -1" und 185 E 2".
§ 256. In dix-sept, dix-huit, dix-neuf, vingt-deux, vinrjt-trois, trcnte-
deux, trente-trois ... u. s. w. sieht der Verfasser reduzierte Formen der
älteren dix et sept, vingt et deiix u. s. w., wofür die Aussprache dix' neuf
mit stimmhaftem s und vingt' deiix u. s. w. mit lautem t zu sprechen
scheinen. Der Vorgang ist doch schwerlich rein phonetisch gewesen, und
man hat eher in den heutigen Formen Fortsetzer analogischer Bildungen
zu sehen. Da man nämlich trente-deux, trente-trois u. s. w. neben trcntc
et dcux, trente et trois hatte, so entstand neben vingt et deux ein ent-
sprechendes vinte-deux u. s. w., und sogar dize-sept, -hiiit, -neuf neben dix
et sept, dix et huit, dix et neuf. Eisop hat im Archiv XCV, S. 319, diese
Bildungen aus alten Texten belegt; vingt, isoliert mit hörbarem t, ist in
der Schweiz noch üblich, und diz' sept kommt in Mundarten vor. Aber
besonders lehrreich sind die südfrauzösischen Vertreter von 17, 18, 19, die
man bei Mistral, Tresor dou Felibrige, gesammelt findet. Hier kann man
deutlich den Typus mit erhaltenem et von dem analogischen unterscheiden:
z. B. den bearn. detz-e-set, detx-e-nau stehen im rouerg. doso-set, doso-ndu
gegenüber, und beide Bildungen kommen nebeneinander in der Gegend
von Marseille vor, wo man dvs-e-set, des-e-vue, dcs-e-ndu und deso-set, deso-
iue, deso-nöii begegnet. Aufserdem ist einfache Juxtaposition (decem Sep-
tem) auch vertreten. Aufser Frankreich zeigt sich dieselbe Mannigfaltig-
keit: so steht neben span. diex- y seis etc., portug. dexeseis oder dexaseis,
und das Catalanische hat einfache Juxtajiosition. Nicht anders als die
portug. Formen mit a sind die ital. diciassette, diciannove zu beurteilen.
Viele rätorom. Mundarten haben auch Formen wie dexeset, dekemtpf, in
denen das c wohl als Fortsetzer von et anzusehen ist, aber wahrscheinlich
nur als Endung eines Wortes deie empfunden wird. Dafür spricht, dafs
in einigen Dialekten, durch Anlehnung an vinti, dieses e zu i wird; aber
ein dem ital. diciassette entsprechendes *dexaset scheint nicht vorhanden
zu sein (s. Gärtner: Eätorom. Gr., S. 194—195). Sehr verbreitet ist auch
im Eätorom. dexdöt < decem et octo -= mundartlich ital. dicidotto, dessen d
also nicht analogisch ist, wie Meyer-Lübke, Ital. Gramm., § 142 sagt.
§ 265. Zugegeben, dafs avee sich aus ah hoc herleiten läfst, so wird
doch ein Schüler sich schwerlich etwas Eichtiges vorstellen, wenn er ein-
fach liest, dafs es ursprünglich de cela hiefs. — C'est cela il ist auch
keine glückliche Wiedergabe von oiii, das vielmehr cela (sc. fait oder est)
il bedeutet.
Beurteilimgeu uud kurze Anzeigen. 203
§ 272. Der Gebrauch von moti, ton, son vor vokalisch anlautenden
Feminina wird als Analogie erklärt; nach den lautlich identischen For-
men in l'arhre, l'epee; cet arbre, ceW epee: un arbre, un' epee hätte sich
mon arbre, ni'epee in mon arbre, mon epee verwandelt In ähnlicher Weise
(und anscheinend ohne Kenntnis von Cledat) ist neulich die Sache von
Herzog (Zeitschr. f. rom. Phil. XX, S. 8J — 8Ü) erklärt worden, nur dal's
er hauptsächlich von der Identität in Fällen wie bon ami, bonne amic
ausgeht. Die Thatsache, dafs seit dem 14. Jahrhundert mien, tien, sien
ein analogisches Femininum mienne, Henne, sienne bekommen, so dafs vor
Vokalen Mask. und Fem. gleich lauten, verdient auch wohl in Betracht
gezogen zu werden, da analogische Beeinflussung bei gleichbedeutenden
Ausdrücken wie Tuon ami, m'amie und le mien ami, la mienne amie be-
sonders nahe lag. Die häufige Genusschwankung bei vokalisch anlautenden
Substantiven kann auch mitgewirkt haben.
§ 279. In Sätzen wie il lui serra la main kann von einem possessi-
ven Dative, der mit la main ä lui gleichbedeutend wäre, keine Rede sein.
Der Dativ bezeichnet hier, wie gewöhnlich, die beteiligte Person.
§ 307. Comme notre langue fait souvent tarier les adverbes de la meine
maniere que les adjectifs ... § 309. Puisque les adverbes ne sont j^as
necessairement invariables . . . Die wenigen hier gemeinten Fälle (fleurs
fratehes eeloses, partes grandes ouvertes, tonte surprise u. s. w.) berechtigen
nicht zu solch allgemein gehaltenen Aussprüchen. Aufserdem, da mau
in allen Grammatiken das Adverbium unter die unveränderlichen Wörter
rechnet, ist es bedenklich, ohne weiteres von flektierten Adverbien zu reden.
Der Verfasser drückt sich § 250 vorsichtiger aus, indem er von adjec-
tifs employes adverbialement spricht, und es wäre in der That richtiger zu
sagen, dafs hier und da unter besonderen Umständen die Sprache das
Adjektiv eintreten läfst, während streng logische Betrachtung das Adver-
bium fordern würde. Durch eine Art Attraktion geht die Kongruenz über
ihre gewöhnlichen Grenzen hinaus, so dafs der Ausdruck accord instinctif,
dessen der Verfasser sich anderswo (§ 321) bedient, auch hier verwendbar
wäre. Die Volkssprache ist natürlich der günstigste Boden für solche
mangelhafte Logik, und aus den Mundarten liefsen sich manche hierher-
gehörige Fälle anführen; so sagt man z. B. in Bournois: eile ne sent pas
bonne (Roussey : Glossaire du Patois de B., S. oü) uud in Cellefrouin :
pa regle leurs montres justcs, ces messieurs; voici de rüdes pleins saladicr.s
(Rousselot: Vocab. congr., S. 40). Das flektierte punto des floreutinischeii
punta paura, punti scrupoli (Arch. glott. I, XXII) zeigt dieselbe Er-
scheinung.
§ 344 b. An mehreren Stellen verwirft der Verfasser mit Recht an-
gebliche Rücksichten auf den Wohlklang als Grund gewisser grammati-
scher Erscheinungen ; doch scheint er selbst denselben Irrtum zu begehen,
wenn er die Beibehaltung von gesir neben gisais, gisant auf Euphonie
zurückführt; gisir würde nicht schlechter klingen als vixir, condni.^irent
u. s. w., an denen niemand Anstofs nimmt. Wenn d.as Wort sich dem
analogischen Einflüsse des Präsens git entzogen hat, so liegt es wohl
204 Ikuirteiluiigen uud kurze Auzeigen.
(laraii, diil's es «clioii lange aulser Gebriiuch ist uih! heule bluls den
(iruniiniitikeu und Wörterbüelicrn sein Selieinleben verdankt.
§ 'ÜMj. Die yVinialime, dals tendrai, vcndrai in ticndra/, vicntlrai um-
gestaltet seien, um Zusammenfall mit den Fut. von vendrc, tendre zu ver-
meiden, ist vollkommen überflüssig. Diese Formen waren einige Jahr-
hunderte hindurch identisch gewesen, und hätten es wohl ohne Schaden
länger bleiben können. Das Eindringen des Präsensstammes ist wie ein
gewöhnlicher, unwillkürlicher Analogiefall aufzufassen, der auch z. B. bei
sicra, assiera vorliegt.
§ 437. Die sehr alte und häufige Kedensart ü ne voit (juutte wird
schwerlich aus ü ne boit goiitte durch Kalauer entstanden sein ; sie erklärt
sich vielmehr aus dem Umstände, dafs, wie lat. (jidta, afr. (jouttc auch die
Bedeutung 'Punkt, Fleckchen' hatte: L'ch'oirope est ... de roges gotes bien
goutcc; teles i a (de ,ces picrres) qui sont vers conime jaspre, gontccs de
gmdes vermelles (Godefroy unter goute). Je ne vois goiätc kommt also
dem lat. niliü {= ne hihim) video sehr nahe.
Der Wert des Buches wird noch durch eine Vorrede (S. I — XVI) er-
höht, in der Gaston Paris Begriif und Aufgabe der Grammatik, sowie das
schwierige Problem der orthographischen Reform kurz, aber mit ge-
wohntem Scharfsinn und tiefgehendem Blick erörtert.
J. Jeanj aquet.
Scliulgranimatik der französischen Sprache von Professor Dr. G.
Strien, Direktor des Realgymnasiums der Frauckeschen Stif-
tungen zu Halle a. S. 2. Abteilung: Satzlehre. Ausgabe B:
Für Gymnasien und Realgymnasien, Halle a. S., Eugen Strien.
Der Verfasser des vorliegenden Buches hat für die ersten Jahre des
französischen Unterrichtes einige vortreffliche Bücher veröfleutlicht, die
in kurzer Zeit mehrere Auflagen erlebt haben, und die wegen der guten
Auswahl des französischen Stoffes und wegen der geschickten Verarbei-
tung desselben in den deutschen Übungsstücken mit Recht bei vielen An-
klang gefunden haben. Dem Elementarbuch war gleich eine kleine Gram-
matik für das erste Jahr beigefügt, für die einzelnen Teile des Lehr-
buches erscheint jetzt eine Schulgrammatik, deren zweite Abteilung, die
Satzlehre, uns vorliegt. In dem Vorworte heifst es : 'Dieses Buch ist für
Gymnasien und Realgymnasien bestimmt. Da an diesen Anstalten die
sprachlich-logische Schulung in erster Linie durch den Betrieb der latei-
nischen Grammatik erreicht werden soll, so bedarf es im französischen
Unterricht keiner allgemeinen Begriffsbestimmungen ; die grammatische
Terminologie kann als bekannt vorausgesetzt werden. Es empfiehlt sich
aber weiter für diese Anstalten, den ganzen Aufbau der französischen
Grammatik, namentlich die Anordnung des syntaktischen Stof-
fes, soweit es irgend thunlich ist, dem der lateinischen Grammatik an-
zupassen. Dadurch erwächst dem Schüler der bei der geringen Stunden-
zahl nicht zu unterschätzende Vorteil, dafs er sich leichter und schneller
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 205
in der Granamatik der neuen Sprache zurechtzufinden vermag. Auch er-
geben sich bei dem Erlernen der 'Tochter'sprache ganz von selbst An-
regungen zu vergleichenden Rückblicken auf die 'Mutter'sprache, die zur
Wiederholung und Befestigung des dort Gelernten veranlassen.'
Gegen den Gedanken, etwas Neues an bereits Bekanntes anzuknüpfen,
läfst sich schwerlich etwas anführen. Auch zeigt ein Blick in einzelne
Grammatiken der* alten und der neueren Sprachen, dafs leider sehr oft
ein und dieselbe Sache ganz verschieden benannt und behandelt, und
dafs dadurch in den Köpfen der Schüler der Klarheit wirklich nicht
Vorschub geleistet wird. Man hat ja deshalb auch schon vor Jahren
den Gedanken an Parallelgrammatiken augeregt und zum Teil ausgeführt.
Oflfenbar ist dies ein sehr gutes und notwendiges Beginnen. Aber ich
glaube, man kann auch manchmal in dieser Beziehung zu weit gehen,
man kann vergleichen, wo der Vergleich zum Verstehen und Erfassen
einer neuen Sache von gar keinem Nutzen ist. Der Verfasser möge
es mir als einen Ausüufs des Interesses auslegen, das ich an seinem
Unterrichtswerke nehme, wenn ich aus seinem Buche zur Begründung
meiner Ansicht einen Punkt herausgreife. Auf Seite 80 — 91 wird vom
Genetiv gehandelt, und zwar befinden sich dort vier Abteilungen :
4. Genetiv bei Substantiven, a. Genetivus possessivus. b. Gen. sub-
iectivus. c. Gen. possessivus. d. Gen. explicativus (Le royatcme de Prussc,
Le nom de Gaule . . .) u. s. w. 2. Genetiv bei Adjektiven. Der Gen. obi.
steht bei den Adjektiven, welche
begierig, fähig und gewils,
teilhaftig, reich und voll
sowie das Gegenteil davon bezeichnen. 3. Genetiv bei Verben a. Le mi-
nistre fut acciise de haute trahison. Le traitre Ganelon fut puni de mort
u. s. w. Bei den Verben der Anklage und Vergeltung, des Lobes und
Tadels, des Dankes und des Trostes giebt der Genetiv den Grund der
Thätigkeit an. b. Sans crainte on jouit du plaisir, quand .... c. II faut
changer nos jjlans. Le coloiiel changea de tnanieres. Dann die Verben
abuser qn. und abiiser de qch. u. s. w. 4. De statt des Ablativs, a. Abi.
separationis bei den Ausdrücken der Entfernung und Trennung, sowie
der Nähe. Loin des yeux, hin du cceur. Seiyneur, dcl/'vrc-nous du mal!
Dicu tn'en garde. Le cheval s'approclia du tröne de Jupito: II ii'y a poiut
de solitude plus douce que celle qui est voisine d'unegrande vüle. b. 1. Abi.
limitationis. Nous sonimes Allemands d'origine .... 2. Abi. comparatio-
nis. Phos d'une fois 3. Abi. mensuraa. De moitic .... c. 1. Abi.
instrumenta Elle nous faisait signe de la main .... 2. Abi. causa?, a. wo-
von ? wodurch ? // est resj^ecte de tous. II voulait n'etre vu de personne . . ..
Der Urheber einer innerlichen oder unmittelbaren Thätigkeit wird
durch de, der einer auf serlich vermittelten Thätigkeit durch par be-
zeichnet, b. woran? c. worüber? weshalb? d. Abi. modi.'
Ich greife zuerst '4. De statt des Ablativs' heraus. Das soll doch
wohl den Sinn haben, dafs de statt eines lateinischen Ablativns stellt,
20Ü Beurteilungen und kurze Anzeigen.
wie unter c. 1 . Elle noiis faisait signc de la mam, de la niain r— manu
sein würde. Vergeblich aber sehe ich mich nach einem lateinischen
Ablativ um bei a. Abi. separationis. Lß cheoal s'approcha du tröne, de
Jupiter, und bei dem anderen Satze mit ime solitude voisi/ne d'une cjrande
ville. S'approcher kann doch im Lateinischen nur mit Verben wie acc.e-
dere, pervenire ad wiedergegeben werden, und voisin de mit (initimus,
vieinus, confinis mit dem Dativ.
Dadurch ferner, dafs auf den lateinischen Ablativ Bezug genommen
wird, werden Fälle, die im Französischen zusammengehören, auseiiiuüder
gerissen. Unter 3. Genetiv bei Verben, wird bei a. angegeben, dafs bei
den Verben der Anklage und der Vergeltung u. a. der Genetiv den Grund
der Thätigkeit angiebt, unter Hinzufügung der Beispiele Le mmtstre fut
accuse de haute traJiison. Le traitre Oanelon fut puni de mort u. a. Unter
4. De statt des Ablativs, steht bei c. 2 der Ablativus causae und dabei
Beispiele unter 'weshalb?' wie II n'etait pas content de son sort. Le
vieillard me parut ravi de cet eloge. Abgesehen davon, dafs das Beispiel
Le trattre Oanelon fut puni de mort gar nicht zu der angegebenen
Regel pafst, werden doch hier Dinge getrennt behandelt, die im Fran-
zösischen eng zusammen gehören. In beiden Fällen haben wir ein de,
das die Ursache angiebt, aber, da im Lateinischen acciisare mit dem
Genetiv und contentus mit dem Ablativ verbunden wird, machte das
im Französischen Zusammengehörige eine doppelte Behandlung nötig.
Der Ausdruck Ablativus causae giebt mir ferner zu einem anderen Be-
denken Aulal's. Nach des Verfassers Ansicht soll in II est respede de
tous, de tous ein Ablativus causse sein, ebenso de personne in // vonlait
n'etre vu de personale. Nun weifs ich sehr wohl, dafs man nach verschie-
denen lateinischen Grammatiken die Sache so auffassen kann. Steg-
mann, § 143, sagt z. B. : 'Der Ablativus causse bezeichnet die Ursache
oder die Veranlassung auf die Fragen wovon? wodurch? worüber? wes-
halb? Der persönliche Urheber steht stets mit ab.' Aber dafs in dem
Satze: Er wird von allen geachtet, 'von allen' die Ursache oder die Ver-
anlassung des Geachtetwerdens angeben soll, das will mir nicht so recht
in den Sinn, und verschiedenen Grammatikern auch nicht, denn sonst
hätten sie diesen Fall nicht anders aufgefafst und bezeichnet. Ich will
übrigens hiermit nur sagen, wie mifslich es ist, solche Bezeichnungen,
über die keine Einigkeit im eigenen Lager vorhanden ist, in die Behand-
lung einer anderen Sprache hinüberzuuehmen.
Der Rücksichtnahme auf das Lateinische verdanken wir wohl auch
die Regel: 'Der Gen. obi. steht bei den Adjektiven, welche begierig,
fähig und gewifs, teilhaftig, reich und voll, sowie das Gegenteil davon
bedeuten.' Und eine andere auf S. 84 : 'Wie bei den Verben des Nutzens,
Schadens, Gefallens, Mifsfallens, so steht der Dativ auch bei den Adjek-
^^^'^ nützlich, passend, angenehm,
ähnlich, nötig, leicht, geneigt
und deren Gegenteil.'
Beurteilungeu imd kurze Anzeigen. 207
Ich weifs, offen gestanden, nicht recht, was ich mit derartigen Regeln
anfangen soll. Das lateinische Vorbild : 'Der Genetiv steht nach den
Ausdrücken: begierig, kundig, eingedenk, teilhaftig, mächtig, voll, und
ihrem Gegenteil' ist mir immer etwas unverständlich geblieben. Begie-
rig möchte noch gehen, denn wir sagen ja begierig nach, wenn ferner
statt 'kundig' 'erfahren in' stände, so könnte man auch eine gewisse Be-
rechtigung diesem Ausdrucke nicht bestreiten, aber wie steht es mit 'ein-
gedenk, teilhaftig, mächtig, voll'? Da die Schulgrammatiken für gewöhn-
lich bei diesen Dingen nur solche Fälle berücksichtigen, in denen die
fremde Sprache von der Muttersprache abweicht, so sieht man nicht
recht ein, warum hier eine Ausnahme gemacht werden soll. ' Ich halte
es deshalb für überflüssig, im Französischen Beispiele anzuführen, wie
Je suis sür de mon affaire. Nous sommes pleins de bonnes intentions (§ lo'ji).
Überflüssig aber ist es auch deshalb, weil hier ein paar Adjektive an-
geführt und unzählige andere ausgelassen werden. Ich erinnere nur an
ravi, triste, jaloux, ßer, envieux, natif, long, large, fort u. a. Nun bin ich
mir sehr wohl bewufst, dafs viele Adjectiva nicht im § 132, Genetiv bei
Adjektiven, wo sie meiner Ansicht nach hingehören, sondern in § 135,
De statt des Ablativs, und in dem Anhang zur Kasuslehre aufgeführt
werden. Das macht meines Erachtens die Behandlung dieses Stoffes nicht
klarer, schadet aber vielleicht geradezu dem Lateinischen. Wenn es z. B.
§ 136, c heilst: Thomas, nnmobile de peur, tira sa bourse unter der Über-
schrift Ablativus causse, so kann der Schüler annehmen, dafs er unbe-
denklich imniobüis terrore lateinisch sagen darf, oder ein paar Zeilen
weiter oben für Ic chcvcd trenthla d'horreur: equus tremuit terrore.
Ahnliche Einwendungen habe ich gegen die Adjectiva mit dem Dativ
vorzubringen. Den Dativ in Sätzen wie Sa laine m'est necessaire, tandis
(jue ton miel ne m'est qu'agreable halte ich für ganz natürlich und nicht
erwähnenswert, wohl aber sind Adjectiva anzuführen wie attentif, insen-
sible, sourd, indifferent, inexxirable ä u. a.
Da die lateinische Deklination vollständig untergegangen ist und im
Französischen ihren Ersatz in der Verwendung von Präpositionen vor
dem Substantiv findet, so war meiner Ansicht nach hier eine Berücksich-
tigung des Lateinischen am ehesten zu entbehren.
Auf S. 119 wird vom Gebrauch der Modi gehandelt. Es heifst da-
selbst:
'A. In Hauptsätzen. Jeder Satz drückt entweder ein Urteil aus
(Urteilssatz) oder ein Begehren (Begeh rungssatz).
Der Urteilssatz bezeichnet eine Handlung 1. als wirklich, •_'. als
möglich, 3. als nicht wirklich.
Der Begehrungssatz drückt 1. einen Befehl oder eine Auf-
forderung, 2. einen Wunsch, 3. eine Einräumung aus.'
' Ich sehe hier sclhstverstiiiidlich von jenen giiilseien Grammatiken ab, die
ohne Rücksiclitnahme auf die Mnttcrspraclie abgefärbt sind. Audi gobc icii gern
zu, (hifs einzehie Wörter anders üi)orsot/.t werden können, wie z. 13. meiiior in
Erinnerung an, aber dies tritl't aiicli bei nnzäliligcn amieren Wörtern zu.
208 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
Gegen diese allgemeinen Bemerkungen habe ich folgendes einzu-
wenden. Wenn ein Urteilssatz eine Handlung als wirklich, möglich
und nicht wirklich bezeichnen soll, so sieht man nicht ein, warum man
nicht aucli noch 'als notwendig' hinzufügen soll, ^fun würde dann auf
Kants problematisches, assertorisches und apodiktisches Urteil kommen.
Aber gegen diese Einteilung Kants ist mit Recht geltend gemacht wor-
den, dafs die erste und dritte Urteilsform im Grunde genommen auch
nur assertorisch ist, da in ihnen die blofse Möglichkeit oder Notwendig-
keit des Urteiliuhaltes einfach behauptet wird, ohne dafs im übrigen Zu-
sammenhange der Urteilsglieder, also in der logischen Struktur der Ur-
teile, irgend ein erkennbarer Grund läge, um deswillen die Geltung des
ersten Urteils auf eine blofse Möglichkeit herabgesetzt, die der dritten
zu einer Notwendigkeit gesteigert werden müfste (Lotze). Ferner gefällt
mir nicht, dafs der Begehruugssatz auch 'eine Einräumung' aus-
drücken soll. Ich weifs sehr wohl, dafs dies auch bei Stegmann, Lat
Grammatik, steht (der nach den Worten der Einleitung von Strien be-
sonders berücksichtigt ist), und dafs diese Einteilung sich auch bei an-
deren findet (z. B. in Bischoflfs vortrefflichem Buche 'Der Konjunktiv bei
Chrestieu), aber ich meine doch, dafs Sätze wie sit hoc verum 'gesetzt,
dafs es wahr ist', ^it desint vires, tarnen est laudanda voluntas (Stegmann
§ 2f9) sich nur gezwungen dem Begehren unterordnen lassen. Meiner
Ansicht nach haben die Sätze der Annahme und der Einräumung ein
Eecht, neben den Aussage- und Begehrungssätzen augegeben zu wer-
den. Übrigens führt EUendt-Seifert, der ebenfalls von Strien berücksich-
tigt ist, in meiner allerdings recht alten Ausgabe vom Jahre 1873 diese
Sätze nicht unter den Begehrungssätzen auf.
Wenn endlich der Verfasser § 196 sagt: 'a. Der Indikativ bezeichnet
den Inhalt eines Satzes als wirklich oder thatsächlich. b. Das
Conditionnel (statt des lateinischen Coni. potentialis) drückt ein
bescheidenes Urteil, eine gemilderte Behauptung, eine höfliche Frage
aus' und wenn im Anschlufs au Stegmauu, § 216 ('Die Möglichkeit
bezeichnet der Konjunktiv als coni. potentialis besonders in beschei-
denen Behauptungen') man nun annehmen mufs, dafs hier der
Urteilssatz mit dem Conditionnel eine Handlung als möglich bezeichnet,
so stellt sich auf einmal nach dem obigen Wortlaute die Thatsache
heraus, dafs das Conditionnel eine Handlung als wirklich bezeichnet —
denn dieses Tempus wird vom Verfasser in der Formenlehre unter dem
Indikativ aufgeführt — und zugleich als möglich (das Conditionnel als
Vertreter des Coni. potejitialis). Das hat der Verfasser offenbar nicht
beabsichtigt zu sagen, denn der Urteilssatz soll ja nach ihm eine Hand-
lung erstens als wirklich, zweitens als möglich, drittens als nichtwirklich
bezeichnen, aber auf keinen Fall doch zu gleicher Zeit als wirklich
und möglich.
§ 109. 'Demi und nu bleiben vor dem Substantiv unverändert.'
Nach dieser ungenauen Fassung könnte man auch U7ie heure demie sagen.
;? 109, P>. 'a. Trampiille je m'endors, et tranquille Je veille. Lc m,eunier
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 209
s'endorviait content ... h. Le roi montait le premier. Seuls ils se de-
fendent. Le chetif enclos s'y jjerdait tout entier. Das prädikative Attribut
stellt zur Bezeichnung a. eines körperlichen oder geistigen Zustandes,
b. der Ordnung und Reihenfolge.' Ich halte es nicht für augebracht an-
zugeben, was alles das prädikative Adjektiv ausdrückt. Hierzu genügt
auch das nicht, was der Verfasser angiebt, denn z. B. in deu beiden letz-
ten unter b. angeführten Beispielen drücken seids und toid entier nicht
Ordnung oder Reihenfolge aus. Ferner weifs ich nicht, ob man nicht
auch in II dort tranquülement von einem körperlichen Zustande sprechen
könnte. Lücking, Schulgr. § 195, spricht von 'einem Merkmal, welches
dem Subjekt oder passiven Objekt bei der Thätigkeit eigen ist'. — § 113
führt die allgemeine Überschrift 'Der bestimmte Artikel vor Gattungs-
namen', in deu Beispielen wei'deu aber ohne weiteres die StofFnamen
und Abstrakten mit dazu gerechnet. — § 114 'Der Artikel fehlt wie im
Deutschen bei Büchertiteln, Überschriften . . .' ist zu unbestimmt. Immer
fehlt in Überschriften das partitive de (mit und ohne Artikel) ; iu betreff
des bestimmten Artikels lohnt sich eine Beobachtung dieses Punktes in
des Verfassers eigenen französischen Überschriften. — Nach § 117 soll es
des jeunes gens heifsen, weil hier das Adjektiv mit dem Substantiv 'einen
Begriff' bilde. Das ist in de helles montagnes, de grands talents auch der
Fall, denn sowohl jeunes als auch helles und grands bezeichnen weiter
nichts als die Eigenschaft eines Gegenstandes, und bildet man den Be-
griff" des betreffenden Gegenstandes, so hat man selbstverständlich nur
einen Begriff mit dem und dem Merkmale. Der Ausdruck Begriff und
verschiedene andere der Logik entlehnte Bezeichnungen sind meines Er-
achtens in unseren Grammatiken durchaus entbehrlich. Sollen sie aber
einmal gebraucht werden, so möge man sie so anwenden, wie es in der
Logik üblich ist. Diese Vorsicht wird leider aufser acht gelassen in einer
ganzen Reihe von französischen und englischen Grammatiken, sowie —
und das glaube ich an einer anderen Stelle nachgewiesen zu haben' —
in verschiedenen lateinischen und besonders griechischen Lehrbüchern. —
In dem vorliegenden Buche ist der Ausdruck Begriff' auch sonst noch zu
finden, z. B. im § 110, wo es heifst: 'Das neutrale le weist auf ein Adjek-
tiv oder einen allgemeinen Begriff zurück, die geschlechtlichen For-
men le la les auf bestimmte Einzelwesen.' Dafs es hier nicht nötig
war, eine Bezeichnung der Logik zu verwenden, beweist Lücking, Schul-
grammatik, § 250, der da sagt, dafs in dem einen Falle von einem be-
stimmten Einzelwesen, und in dem anderen von keinem bestimmten
Einzelwesen die Rede sei. Das ist durchaus richtig und klar. Dasselbe
kann mau aber nicht von der angezogenen Regel behaupten. Abgesehen
von der nicht gerechtfertigten Gegenüberstellung von Einzelwesen uud
Begriffen — als ob zu einem Einzelwesen nicht auch ein Begriff gehörte- — ,
' Neue Jahrbüc'lier für Philologie und Pädagogik, II. Abteilung, ISD."}. Heft
12. S. 5G4— 571.
- Vgl. Lotze, Logik S. 44.
Archiv f. n. Spraolicn. XCVII. 14
210 BourU'iliiiigcn und kurze Anzeigen.
sind die Worte dem Schüler nicht ohne weiteres verständlich. ^?ind uns
die beiden Begriffe soldat und fantassin gegeben, so ist offenbar soklat
der allgemeine (weitere) und fantassin der engere Begriff. Und habe
ich die beiden Sätze: Etes-vous fantassin'? und Etes-vous le soldat qui est
arrive liier?, so bezeichnet fantassin, der engere Begriff", nach der obigen
Regel einen 'allgemeinen Begriff"' und le soldat, der allgemeine, hier aber
singulare Begriff", ein bestimmtes Einzelwesen! P^erner: Wenn le soldat
ein bestimmtes Einzelwesen bezeichnet, so bezeichnet fantassin noch längst
nicht einen allgemeinen Begriff. In dem Satze: Etes-vous fantassin? will
ich nicht fragen, ob 'jemand' ein allgemeiner Begriff ist, sondern ob er
ein — nicht näher bestimmtes — Individuum ist, das der Gattung fan-
tassin angehört.
§ 118. 'Der Teilungsartikel fehlt in adverbialen Ausdrücken:
avee soin sorgfältig . . . sur (par) terre et sur (par) mer zu Wasser und
zu Lande, ferner in vielen Redensarten, die einen einfachen Verbal-
begriff umschreiben : avoir faim hungern, avoir soif dürsten, avoir besoin
bedürfen, avoir coidume pflegen, prendre part teilnehmen . . .' In avoir
besoin, avoir coidunte und sur terre et sur mer ist sicherlich kein Teilungs-
artikel, sondern der bestimmte Artikel ausgelassen, in prendre p)art Her
unbestimmte Artikel. Vgl. Tobler, Vermischte Beiträge zur französischen
Grammatik, Zweite Reihe, S. 96 — 112. Avoir faim ist besser durch
'Hunger haben' wiederzugeben, denn zwischen 'hungern' und 'Hunger
haben' ist zuweilen ein sehr grofser Unterschied.
§ 124. 'Wenn zu den Verben faire, Jaisscr, entendre, voir aufser dem
persönlichen Objekt noch ein transitiver Infinitiv mit einem sächlichen
Objekt tritt, so wird das persönliche Objekt (das logische Subjekt des
Infinitiv) in der Regel in den Dativ gesetzt.' Wenn nun zwei persön-
liche Objekte da sind? 11 lui fit prendre la jeune fille sur la Croupe dti
cheval (G. Sand). II voulait la lui faire conjiaUre (Fr. Coppee). Darf man
ferner faire mit laisser, entendre, voir auf eine Stufe stellen und behaup-
ten, dafs das Objekt in der Regel in den Dativ gesetzt wird? Bei
faire würde ich einen Accusativ den Schülern als Fehler anrechnen, da
er nur sehr vereinzelt vorkommt. — § 155,2. In Qui se ressemble,
s'assemble entspricht qui nicht einem cclui qui, sondern ce qui. — § 170.
'Die Kasus des Infinitiv werden nach den Regeln der Kasuslehre ge-
braucht, wenn auch in beschränkter Ausdehnung.' Statt dieser allge-
meinen Bemerkung wäre bei den Beispielen mit ä viel eher die Angabe
am Platze gewesen, dafs ä vom lateinischen ad kommt. — Nach § 170
soll das unveränderliche Partie. Präs. eine vorübergehende Thätigkeit
und das Verbaladjektiv eine bleibende Eigenschaft, einen Zustand be-
zeichnen. Ist in dem Beispiele : On ne voyait que des visages riants, riants
eine bleibende Eigenschaft? Und warum wird die Thätigkeit beim un-
veränderlichen Particip als eine vorübergehende bezeichnet? Toutes
les planhtes eircidant autour du soleil, paraissent avoir ete mises en mouve-
ment par une impulsion commune (bei Schmitz). Die Wörter Eigenschaft
(Zustand) und Thätigkeit hätten allein genügt. Wünschenswert wären
Beurteilimgen und kurze Anzeigeu. 211
aber einige Benierkuugcu darüber gewesen, woran mau erkennt, dafs kein
Verbaladjektiv vorliegt. Vgl. Plattner § 209 Anm. — § 181. 'Excepte ausge-
nonnnen, ci-inclus eingeschlossen, ci-joint beiliegend, vu in anbetracbt u. a.
sind unveränderlich vor dem Substantiv.' Ci-joint und ci-inclus sind
nur dann unveränderlich vor dem Substantivum, wenn das letztere keinen
Artikel hat. Übrigens kommt rii nur vor dem Substantiv vor, während die
ül)rigeu vor und hinter demselben stehen können. — § 182. In Les acteurs
que j'ai tu jouer mufs vu verändert werden. — § 185. Die Regel über
die Verben, die mit etre konjugiert werden, läfst sich am besten fassen,
wenn man einfach von den Verben aller, venir, partir etc. mit
ihren intransitiven Kompositen spricht. Giebt man die Composita
einmal an, so darf man auch keine auslassen. Bei Strien vermisse ich
z. B. provenir, survenir, ressortir, repartir u. a. ^ — § 212. ,Der Konjunktiv
steht in attributiven Relativsätzen nur a. in finalem Sinne, um eine
geforderte Eigenschaft auszudrücken; b. nach einem verneinten
oder beschränkten Urteile im Hauptsatze.' Hiernach kann man Sätze
bilden wie II ne me rend pas le livre que je lui aie prete! Nach Tobler
steht der Konjunktiv, wenn die Existenz des Beziehungswortes des Rela-
tivums verneint oder in Frage gestellt wird. Der Ausdruck 'beschränktes
Urteil' ist meines Erachtens nicht gut gewählt. — § 213. 'Bei nicht aus-
geführter Vergleichung bezeichnen si und tant einen hohen Grad. Tant il
est difflcile d'etre sage! 11 est si richel Kann in Sätzen dieser Art noch
von einer Vergleichung die Rede sein? — § 222 u. 228 (Inversion)
bedarf einer präciseren Fassung. Qu£ ist mit oü, d'oü, comment, quand u. a.
zusammengestellt, und es wird behauptet, dafs danach das Hauptwort
hinter das Verb treten könne. Das trift't nicht bei qtie zu, das stets
die einfache Inversion verlangt. In § 223 c sind Fälle, in denen die
Inversion obligatorisch ist {Tel fut le roh . . .), mit anderen gemischt, in
denen man bei etwas anderer Fassung sehr wohl die Inversion unter-
lassen kann. — § 229. Seid kann vor und hinter dem Substantivum die
Bedeutung allein (blofs, schon) haben. // se trouverait recommande par
la seide raleur j^ßrsonelle (Souvestre, L'Incognito). Mon maUre attribua
inon agitation ä la setde crainte de lui avoir deplu (Lesage). L'idee seule
de venir au palais de la reine la rendait taute tremblante (Scribe, Le verre
i/'cau). L'idee seule de revolution lui faisait horreur {Revue d. d. M. 1. Nov.
11. 109).
Das sind die hauptsächlichsten Punkte, die nach der Ansicht des
Referenten bei einer zweiten Auflage der Verbesserung bedürfen. Eine
Reihe anderer Bemerkungen über minder wichtige Fälle, die er hier über-
gehen zu können glaubt, ist er gern bereit, dem Verfasser brieflich zur
Verfügung zu stellen.
Wenn Referent hier nur das hervorgehoben hat, was ihm nicht zu-
sagte, so mufs er andererseits bekennen, dafs er in vielem dem Verfasser
zustimmt, und dafs ihm die Behandlung verschiedener Punkte als durch-
aus gelungen erscheint.
Gera. (). Schulze.
11*
212 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
Dr. Rchrmann, Professor am Königlichen Kadetten-Corps, Fran-
zösische Schulg'i-aniniatik nebst gi-aniniatischcn Übungen für
die Oberstufe höherer Lehranstalten. Auf Veranlassung der
General - Inspektion des Militär -Erziehungs- und Bildungs-
wesens bearbeitet. Lehrgang der französischen Sprache von
Dr. Püttmaun und Dr. Rehrmanu, Professoren am Königl.
Kadetten -Corps. IIL Teil. Berlin, E. S. Mittler u. Sohn,
1895. XIV, 351 S. M. 3,50.
Der Stoif, den diese zunächst, wie es scheint, für Kadettenschulen
geschriebene Grammatik zusammenträgt, ist in neun Hauptabschnitte ge-
teilt, die, in der folgenden Ordnung, vom Verbum, vom Substantivum,
vom Adjektivum, vom Adverbium, vom Zahlwort, vom Pronomen, von
den Präpositionen, den Konjunktionen und den Interjektionen handeln.
Ein Anhang bespricht sodann die Laut- und die Schriftzeichen, giebt eine
kurze Verslehre und stellt in nützlicher Weise eine Anzahl lautgleicher,
formähnlicher und sinnverwandter Wörter zusammen. Mit einem Sach-
register schliefst der bis S. 254 reichende erste Teil des Buches, dessen
zweiten Teil Übungssätze und -stücke in deutscher Sprache mit reich-
lichen, die Übersetzung andeutenden oder enthaltenden Fufsnoten bilden.
Einen grofsen Teil der Übungsstücke für die 'oberste Stufe' hat der Mit-
herausgeber des gesamten 'Lelirganges', Dr. Püttmanu, beigesteuert. In
den einzelnen Abschnitten der Grammatik selbst behandelt der Verfasser
regelmäfsig die Syntax gleich nach der Formenlehre, vgl. hierzu seine
Bemerkung auf S. III. Das 'Notwendigste' für den Unterricht (s. S. IVj
hat er ebenso wie den an die Spitze einer jeden Kegel gestellten 'Muster-
satz' durch fetten Druck, der zugleich die Übersicht erleichtert, hervor-
treten lassen ; freilich wird man der Abgrenzung der verschiedenen Grade
von Notwendigkeit, die der Verfasser unterscheidet, nicht immer bei-
pflichten und hätte man zuweilen auch die Berührung von Einzelheiten,
die er nicht aufgenommen, für berechtigt und erwünscht gehalten. Die
Fassung der Regeln ist durchweg knapp, manchmal aber etwas äufserlicli
und nicht recht klar ; auch befriedigt die Erläuterung syntaktischer Eigen-
tümlichkeiten an einzelnen Orten nicht ganz. Für historische Behand-
lung der Grammatik ist der Verfasser nicht eingenommen, aber auch da,
wo das freie Belieben aufhören mufs, findet man durch ihn Auffassungen
vertreten, die zum Teil schon seit vielen Jahren berichtigt sind. Im all-
gemeinen ist das Buch jedoch mit Fleifs gearbeitet, und wenn man auch
sagen darf, dafs ein dringendes Bedürfnis zu ihm schwerlich vorgelegen
habe, so ist es doch bei bedachtsamer Nachj^rüfung ebenso brauchbar
wie manches andere seinesgleichen. Es mögen einige der möglichen Aus-
stellungen folgen.
Dafs auch die Inchoativ-Konjugation auf -ir keine Neubildungen
hervorbringen 'könne', damit behauptet der Verfasser im § 4 zu viel;
wenn sie auch nicht mehr fruchtbar zu sein scheint, so 'könnte' sie dies
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 213
doch sehr wohl sein, und noch aveidir (vgl. Darmesteter, Mots Nouv.
S. 130) ist beispielshalber ein ziemlich junges Wort. Der Name 'Laut-
gesetze' der Konjugation im § 12 wäre nicht nur deswegen besser um-
gangen worden, weil er gleichzeitig 'Schriftgesetze' bezeichnen soll (vgl.
des Verfassers Vorbemerkung S. IV), sondern auch weil die Lautgesetze
selbst meist keinen objektiven Wert haben ; übrigens erschöpfen sie die
Erscheinungen nicht vollständig (vgl. z. B. je saurai, je pourrai), und
Xr. 10 liest man in § 31 in umgekehrter Fassung. Überhaupt aber hätte
eine Methode vermieden werden sollen, die es mit sich brachte, z. B. je
connais aus je connaiss-s oder il connatt aus ü connaiss-t zu erklären.
Dafs das eingeschobene t in donne-t-il 'wiedereingetretene Endung' sei,
wie es im § 14, 2 hellst, glaubt jetzt niemand mehr; vgl. Tobler, Vers-
bau^ S. 64; Meyer-Lübke, Gramm. II, S. 368 f. Die Vorschrift, die Frage-
form zu bilden (§ 20, 1), indem man das persönliche Fürwort hinter das
Zeitwort setze und mit diesem durch einen Bindestrich verbinde, kann
auf dem Papier allerdings ausgeführt werden, seant, 'tagend', steht zwar
S. 4-1, aber nicht § 53 erwähnt. Die Regel des § 84 ist nicht scharf ge-
fafst, man vergleiche nur das dritte Beispiel mit dem vierten; bei asyn-
detischer Folge mehrerer Subjekte bestimmen eben andere Momente die
Anwendung des Singulars für das Verbum. Auch in dem folgenden Bei-
spiel hat der letztei'e nicht in etwaiger Begriffsverwaudtschaft der beiden
Subjekte seine Ursache, sondern darin, dafs dieselben thatsächlich als
eine und dieselbe Person oder als ein und derselbe Begriff gedacht sind.
In dem dortigen Zusammenhange vermifst man ein Wort über das Ver-
halten des Verbums, wenn die Verbindung eines Substantivums mit einem
anderen durch avec, ainsi qtie u. dgl. sein Subjekt ist. Die Regel des
§ 08 ist nicht zutreffend formuliert; der Fehler liegt in dem Ausdrucke
'bei sich hat'. Schon das erste Beispiel widerspricht der Fassung. Mit
demselben Rechte wie faire la guerre ä q. hätten im § 106 auch Wen-
dungen wie mettre le fcu ä qc, donner le ehange ä q. erwähnt sein können.
Wo von denjenigen Verben, die abweichend vom Deutschen den Accu-
sativ bei sich haben, gehandelt wird, fehlt die Berührung der Verba des
Kaufens, Verkaufens etc. In § 109 wäre die genauere Anweisung der
verschiedenen Objekte, die bei faire 'lassen' stehen, erwünscht gewesen.
§ 110 hätte gut in § 10 1 aufgehen können. Zu § 127, 4 hätte Tobler,
V. B. II, S. 117 ff. vorher befragt sein sollen. Die in § 135 a aufgeführten
Ausdrücke der Willensäufserung scheiden sich des engeren in Verba des
WoUens und Strebens und in solche des Billigens (auch in Form eines
Urteils). Vgl. zu § 139 auch si nach den Verben des Affekts. Gleich
in dem ersten Beispiel des § 112 handelt es sich nicht um eine nach der
'Ansicht des Redenden' unbestrittene Thatsache, vielmehr beugt sich der-
selbe dem erwiesenen Faktum. Dafs der Relativsatz, § 148, von einer
Verneinung oder Beschränkung, § 149, von einem Superlativ oder von
preniier, dernier, seid, um'que (warum nicht le premier etc.? ebenso tj 171)
'abhänge', ist keine sachgemälse Ausdrucksweise, es war Tobler, V. B. II,
S. 17 f. vorher zu vergleichen. In § 151, Anm. 2 war es möglich, sich
214 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
noch bestimmter zu äufsern ; auch die Folge kann ja beabsichtigt werden.
Zu § 185 war Tobler, V. B. I, 175 f. einzusehen. Zu § 2011) ist zu be-
merken, dafs es Baumuamen auch weiblichen Geschlechts giebt, so yeuse.
Die als Ausnahmen aufgezählten Substantiva des § 202 a hätten ein wenig
systematischer geordnet sein können. Unter den Au.snahmen in § 205 b
war ein Hinweis auf § 201 c am Platze und fehlen tison, poisson, frisson,
soupQon. Für rje^is im § 206 konnte Tobler, V. B. I, 190 Anm. benutzt
werden. Die Scheidung der in den §§ 207 und 20S namhaft gemachten
gleichlautenden Substantivpaare nach Verwandtschaft oder Nichtverwandt-
schaft des Sinnes hat, abgesehen davon, dafs sich im § 207 über die Siun-
verwandtschaft im einzelnen streiten liefse, keinen Zweck; eher liefse
sich von Stammverwandtschaft und Stammverschiedenheit reden, womit
aber im § 207 auch nichts erklärt ist. § 216 d übergeht email, aspirail,
sotipirail, plumm'l. Man schreibt gewöhnlich Je Te Deum und nicht Ic
te-deum, § 218 b. Dafs in thnbre-poste, § 219, de ausgefallen sei, hat man
kein Eecht zu behaupten. Die Gruppierung der Ausdrücke, die im § 239
zusammengestellt sind, hätte systematischer ausfallen können. Die Eegel
des § 250: mit dem Artikel stehen die StofFnamen und Abstrakta, wenn
sie die Gesamtheit bezeichnen, ist undeutlich. Vgl. zu public in § 264
auch ecuhic, und chretien geht nicht auf -en, sondern auf -ien aus, wes-
wegen freilich -eti, vgl. europeen, chaldeen, nicht zu fehlen braucht. In
§ 281 ergiebt sich daraus, dafs es sich um verschiedene Gegenstände han-
delt, schon von selbst, dafs es mehrere, was der Verfasser, auch durch
den Druck, besonders hervorhebt, sein müssen; Diez III, 97, dem der
Verfasser wohl gefolgt ist, drückt sich genauer aus. Wird mechmit im
§ 292 behandelt, so brauchte es im § 291 nicht erwähnt zu werden. Zu
presentement, § 307, gehört auch vehementemeiit ; opidemment, violemment
u. s. -w. werden nicht berührt. In § 325 ist nach 'vor Nebensätzen' ein-
zuschieben: aufser vor solchen mit que. Zu § 326 f. vgl. auch die Ein-
schränkung einer den Satz einleitenden adverbialen Bestimmung mit
Hilfe von ee n'est que . . . que — Zu § 331, 6 ist il ne m'eii chaut hin-
zuzufügen. Zu § 341 vgl. auch § 344. § 345b ist dixaine zu schreiben.
In § 352 und 354 heifsen moi und toi beim Imperativ die 'schweren'
Formen im Gegensatz zu den 'leichten' mc und te, während vorher zwi-
schen betonten und unbetonten Formen unterschieden wurde; auch im
§ 355 hätte von einer 'Zurückverwandlung von moi und toi vor en in m'
und f nicht gesprochen werden sollen. § 358 erfordert die Ergänzung:
vorausgesetzt, dafs sich eine erlaubte Kombination ergiebt. In § 380 ver-
mifst man das deutsche 'desto'. Statt 'überflüssig' durfte es in § 381 höch-
stens heifsen : 'scheinbar überflüssig'; der Verfasser selbst überträgt zudem
die Wendung il en est de meme que de ... in 'es verhält sich damit ebenso
wie mit . . .'. Dasselbe gilt von dem Ausdruck 'beziehungslos' in § 382,
Anm. 2. In § 388 hätten Substantiva und Adjektiva getrennt behandelt
sein sollen, und die Sinnverwandtschaft ist das treffende Unterscheidungs-
merkmal nicht; es sei auf Lücking, Schulgramm.^ §417 u. 419 verwiesen.
Auch wären mehr Beispiele erwünscht gewesen. Die possessiven Für-
Beurteilungen imd kurze Anzeigen. 215
Wörter scheidet der Verfasser § 383 und 391 nicht wie die übrigen Pro-
nomina in tonlose und betonte, sondern in 'adjektivische' und 'substan-
tivische'. Da in § 409 von qite (und ce que\) als Nominativ die Eede ist,
so sind taille qne vaille und coilte que coüte daselbst sub c nicht am
Platze. Als Ausnahme zu § 416, 3 Anfang war der mit lequel beginnende
Relativsatz, von dem im § 412 a gesprochen wird, zu erwähnen. Das
fragende Neutrum qite steht im § 418, wo der Nom. qui nicht angegeben
ist, unter den betonten Formen. In der Anm. zu § 424 steht das erste
Beispiel, in dem que schon ganz adverbial ist, besser hinter dem dritten.
Am Schlüsse der Beispiele des § 432 heifst es statt Maskulinum richtiger
Neutrum. Im § 436b wird es so dargestellt, als ob für die absolute
Verbindung notis autres, rous autres von dem Falle auszugehen sei, wo
naus autres etc. noch von einem Substantivum (das der Verfasser übrigens
nicht näher charakterisiert) begleitet ist. Der für die Kongruenz von tont
mit dem Prädikatsnomen in dem Satze Dieu est toute justice angegebene
Grund, § 437 h, Anm. 1, kann nicht überzeugen. Von der Bezeichnung
Genetiv ist § 442 ein zu weitgehender Gebrauch gemacht worden. Es
handelt sich im §450 nicht immer um die Konjunktion que; zu b und d
vgl. Tobler, V. B. I, S. 12 ff., auch über das que in qiie si 'wenn dem-
nach' äufsert der Verfasser nicht näher seine Meinung.
Berlin. " G. Cohn.
Wolter, Dr. E., Frankreich. Geschichte, Land und Leute. Ein
Lese- und Reahenbuch für den französischen Unterricht.
Zweiter Teil : La France et les Francais. Lectures pratiques.
Correspondance. Mit 7 Plänen und 1 Karte. Berlin, Gaert-
ner, 1895. V, 206 S. 8. M. 1,80, geb. M. 2,10.
Der erste Teil dieser Arbeit, nach der Buchhändleranzeige Histoire
et Biographies enthaltend, ist mir nicht zu Gesicht gekommen. Der mir
vorliegende zweite Teil charakterisiert sich als eine geschickt getrofl"ene
Auswahl lehrreicher Abschnitte aus guten französischen Werken über
Geschichte, Geographie und Volkskunde Frankreichs. Eine durch ihre
Länge Achtung vor dem Fleifs des Verfassers gebietende Liste der be-
nutzten Quellen ist dem Buche vorgedruckt. Im ersten Abschnitt werden
behandelt Frankreichs geographische Lage, Bodengestaltuug, Hydrogra{>hie,
Klima, Bodenprodukte, Industrie, Verkehrswege u. s. w. Besonders an-
sprechend und dankenswert erscheinen hier die Darstellungen der fran-
zösischen Verfassung und Verwaltung, des Heeres-, Gerichts- und Schul-
wesens, die ich in gleich gediegener Art noch in keinem in Deutschland
erschienenen Lesebuche gefunden habe. Hierauf folgt eine ziemlich ein-
gehende Geschichte der Stadt Paris seit den ältesten Zeiten bis auf die
Gegenwart nebst einer Belehrung über die jetzige Organisation der Pariser
Stadtverwaltung. Weiter sind angefügt drei hübsche Skizzen: Le Pari-
sien, Le dimanclie ä Paris, Paris entre Noel et le jour de l'an. Es ist
schade, dafs der Verfasser solche liildcr aus dem Leben und Treiben der
21G Beurteiluugen iiiid kurze Auztigou.
Grofsstadt nicht in gröfserer Zahl gegeben hat. Vortrefflich ist der
zweite Abschnitt: Lcctures pratiques, eine Sammlung von Aufsätzen ülter
Dinge des täglichen Lebens, Eisenbahn, Telegrai)h, Telephon, ]\riinzen
u. dergl. Besondere Anziehung wird auf deutsche Schüler die Beschrei-
bung eines französischen lycce und des Lebens in einem solchen ausüben.
Im letzten Abschnitt hat schliefslich die Korrespondenz ausreichende Be-
rücksichtigung gefunden. Man wird aus dieser gedrängten Übersicht
schon ersehen, wie reichhaltig Wolters Buch ist. Allerdings wird dem
französischen Unterricht damit ein neues, nicht gerade leicht zu behan-
delndes Material zugeführt, und der Lehrer wird sehr sichten müssen.
Meiner Ansicht nach ist es des Guten zu viel, wenn Wolter — um nur
dies eine zu erwähnen — der Geschichte des Louvre vierzig Zeilen wid-
met und zur Erläuterung einen Plan beifügt, auf dem die einzelnen Teile
dieses Palastes nach ihi-em Alter verschieden schraffiert nebst den Namen
ihrer Erbauer von Lescot bis auf Lefuel eingetragen sind. Ich möchte
fast bezweifeln, dafs unter den Berliner Jungen z. B., die Wolters Frank-
reich in die Hand bekommen werden, viele sind, denen ihr Lehrer der
vaterländischen Geschichte mit gleicher Ausführlichkeit, wie hier beim
Louvre geschieht, die Baugeschichte des Berliner Schlosses vorgetragen hat.
Zu S. 26, 28 Quelques lignes sfratec/iqnes seules sont exploitecs par
l'Etat sei bemerkt, dafs diese Angabe ungenau ist, seitdem der Staat das
Netz der ehemaligen Orleansbahngesellschaft übernommen hat. S. 155,
9 — 10 ist angegeben, dafs die legion etrangere aus einem Regiment be-
stehe, während es seit Jahren schon ihrer zwei sind.
Berlin. E. Pariselle.
Lese- und Lehrbuch der französischen Sprache für die untere
Stufe höherer Lehranstalten von Dr, W. Maugold und Dr.
D. Coste. Ausgabe B: Für höhere Töchterschulen, Zweite,
verbesserte Auflage. Berlin, Julius Springer, 1895. IX,
223 S.
Das Buch hat sich im Mädchenschulunterricht entschieden bewährt,
und die Verfasser haben wohl recht, wenn sie behaupten, sie hätten
nicht nötig gehabt, durchgreifende principielle Änderungen bei ihrer Neu-
bearbeitung vorzunehmen. Aber die Praxis hat manche Unebenheit im
einzelnen herausgestellt, sowohl was die Auswahl der Lesestücke und
den Wortlaut mancher Stelle ihres Textes, wie auch ganz besonders was
die Behandlung des grammatischen Pensums anlangt. Was den Ver-
fassern an ehrlichen Ausstellungen zu Ohren gekommen ist, wurde vor-
urteilslos geprüft und in weitem Umfange berücksichtigt. Die bedeutend-
sten Änderungen sehe ich darin, dafs erstens die Übungen zum Über-
setzen ins Französische, soweit sie sich auf die Vorstufe und die Lese-
stücke bis Nr. 19 bezogen, durch trefflich gebildete Hör- und Leseübungen
ersetzt worden sind; und dafs zweitens vor die beiden Wörterverzeich-
nisse eine Zusammenstellung von 'Wörtergruppen zur Bildung von Ge-
Beurteilungeu uud kurze Anzeigen. 217
sprächen' eingeschaltet worden ist, die sich ebenfalls in enger Anlehnung
an die Vorstufe und das Lesebuch hält. Diese beiden Änderungen mufs
ich als ganz wesentliche Verbesserungen bezeiclinen ; denn sie werden den
nächsten Zweck des heutigen Sprachunterrichts energisch fördern, d. h.
die Kinder von allem Anfang an auf ein freies Gespräch in der fremden
Sprache hinführen. Dafs wir aber bei aller Vollkommenheit der Hör-
und Leseübungen und der lexikalischen Hilfsmittel dieses Ziel nie ganz
erreichen würden, wenn wir die Grammatik daneben blof's synthetisch
betrieben, das wissen die Verfasser genau genug. Und unter diesem
Gesichtspunkte haben sie die bessernde Hand auch an den grammatischen
Abschnitt gelegt und dem reinen induktiven Verfahren des Lehrers über-
all den Weg geebnet, so namentlich auch dadurch, dal's sie in der Ele-
mentargrammatik den betretFenden Konjugationen, sowie den unregel-
mäfsigeu Verben die wichtigsten bereits im Lesebuch vorgekommenen
Beispiele vorgedruckt haben.
Man darf mit Fug und Recht behaupten, dafs die vorliegende zweite
Auflage des beliebten Lese- und Lehrbuchs der französischen Sprache
ein entschiedener Ge\yiun für unsere höhere Mädchenschule ist.
Berlin-Zehlendorf. Fr. Speyer.
Ploetz- Kares, Kurzer Lehrgang der französischen Sprache. —
Elementarbuch. Verfafst von Dr. Gustav Plcetz. (Unter
Mitwirkung des Direktors Dr. Kares.) Ausgabe D. Für
Mädchenschulen. Berlin, Verlag von F. A. Herbig, 1895.
Das Elementarbuch hat mir nach der Art und Gruppierung seines
Stoffes ebenso wie nach seiner typographischen Ausstattung den günstig-
sten Eindruck gemacht. Was der Verfasser als sein Ziel aufstellt, luim-
licli die Gründlichkeit der alten Methode mit der Frische und Natürlich-
keit der modernen zu verschmelzen — ich glaube, er hat es erreicht,
soweit das überhaupt menschenmöglich ist. Von der Anschauung eines
französischen Textes geht er aus, und wenn ihm auch zusammen-
hängende Lesestücke in den ersten Wochen nicht genehm sind — eine
Ansicht, worüber sich streiten liefse — , so stellt er doch schon die ersten
Sätze nach einer ziemlich engen Verwandtschaft ihres Inhalts zu Grup-
pen zusammen. Auf diese Weise ist es ihm möglich, dem bunten Durch-
einander der verschiedensten lautlichen Schwierigkeiten und der damit
unleugbar verbundenen gi'ofseu Gefahr des Mil'slingens zu wehren, die aus
eben diesem Grunde bei der konsequenteren Durchführung der analytischen
Methode stets droht; er vermag aber doch andererseits von der ersten
Stunde ab die französische Wechselrede zwischen Lehrer und Schülerin her-
beizuführen und also den wichtigsten Vorteil des analytischen Verfahrens
zu retten. Die Reihe der Lesestücke wird mit einer Anzahl französischer
Gedichte geschlossen, unter denen wenig Neues ist, die aber ihrem Zwecke
sehr wohl entsprechen dürften, da sie inlialtlich und formell der Altersstufe
durchaus angepafst sind. Es folgt nun die Elementargrammatik, die mit
218 I5emk'iliiiigeij imd kurze Anzeigen.
einem Lautkursus von Kares eröffnet wird, der aber keineswegs nur die
Aussprache, sondern in mehr oder minder starker Anlehnung an sie schon
einzelne Punkte der Formenlehre behandelt, bis er von dieser schlielslich
ganz und gar abgelöst wird. Nirgends — weder in Bezug auf die Aus-
wahl des Wissenswerten, noch in Bezug auf die sprachliche Fas-
sung der Kegeln — hat der Verfasser den Begriff der Elementar-
grammatik aus den Augen verloren. Er hat es aber auch dabei ver-
standen, den heutigen wissenschaftlichen Anschauungen Rechnung zu
tragen und mit manchem Schlendrian der Schulbücher aufzuräumen, so
z. B. durch die Scheidung der Konjugationen in eine Haupt- und drei
Nebeukonjugationen, durch die Heranziehung lautphysiologischer That-
sachen zur Erklärung gewisser Schwierigkeiten der Aussprache, durch
den Hinweis darauf, dafs die französische Sprache keine eigentliche De-
klination mehr hat, sondern sich der präpositionalen Umschreibung be-
dienen mufs, und durch manches andere mehr. Der Forderung der Lehr-
pläue, dafs die 'grofsen bestimmenden Züge' überall klar hervorzutreten
hätten, ist der Verfasser thunlichst gefolgt, so z. B. wenn er bei der Ein-
übung der Verben auf -ir sofort einen vergleichenden Überblick auf das
allen Nebeukonjugationen Gemeinsame giebt. Die Rücksicht darauf, dafs
für die Bewältigung der gesamten Syntax nur zwei Jahre mit je vier
wöchentlichen Stunden verfügbar sind, hat dazu geführt, dafs einige leicht
verständliche Erklärungen besonders wichtiger Dinge aus der Tempus-
und Moduslehre hier vorausgenommen werden — aber immer anknüpfend
an bestimmte Abschnitte des Lesebuchs — und dafs in einem Anhang
zum Lehrpensum des dritten Jahres die gebräuchlichsten Formen der-
jenigen uuregelmäfsigen Verben eingeübt werden, die in der Lektüre bis-
her vorgekommen sind. Man sieht also auch hier, in einem wie engen
Verhältnisse Grammatik und Lesebuch zueinander stehen. Ebenso eng
mit beiden verknüpft ist der dritte Hauptteil des. Werkes, die 'Übungen'.
Sie bringen nur solchen Übersetzungsstoff, der sich aus dem entsprechenden
Lesestück des ersten Teiles ergab ; es sind also naturgemäfs zunächst nur
Einzelsätze, allmählich aber finden sich auch zusammenhängende Stücke
ein. Früher Gelerntes wird beständig wiederholt; fast jedes Kapitel ver-
arbeitet in einem ersten Abschnitte ältere Lesepensen, während ein zwei-
ter Abschnitt das zuletzt Gelesene behandelt. Ein dritter will durch ge-
eignete Fragen für die immer selbständiger werdende Sprechübung sorgen;
ich glaube, er ist am wenigsten bedeutend. In welcher Weise Lesestück,
grammatische Unterweisung und Übung zusammengehören, sieht man
sehr klar und schön durch drei parallel laufende Inhaltsverzeichnisse am
Anfange des Buches. Am Schlüsse haben wir ein 'Wörterverzeichnis für
das Lesebuch', d. h. genaue Präparationen zu jedem einzelnen Stück, und
zwei alphabetische Verzeichnisse des gesamten vorkommenden Wort-
schatzes, Französisch-Deutsch und Deutsch-Französisch.
Aus dem Gesagten geht hervor, dafs das Elementarbuch von Gustav
Plcetz eiue erfreuliche Erscheinung auf dem Gebiete unserer pädagogischen
Litteratur ist. Die schwerste Ausstellung, die ich daran zu uuichen hätte,
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 219
wäre die, dafs scbou die ersten Kapitel ein etwas gar zu reichliches Vokabel-
pensum zu lernen geben ; das ist vielleicht ein notwendiges Übel, wenn
wir mit zusammenhängenden Stücken beginnen, aber Plcetz, der
zuerst nur Einzelsätze bringt, hätte dieses Übel vermeiden können.
Berlin-Zehlendorf. Fr. Speyer.
Kurzgefafstes Übungsbuch zum Übersetzeu aus dem Deutschen
in das Französische. Von Prof. Dr. O. Ulbrich. Berhu,
Gaertner (Hermann Heyfelder), 1895. IV, 132 S.
Allerdings ist das Buch als ein 'kurzgefafstes' zu bezeichnen; denn
mit einer Sicherheit ohnegleichen wufste der Verfasser die wichtigsten
Punkte der Syntax durch seinen Übersetzungsstoff klarzustellen und frei
von allem grammatischen Nebenwerk einzuijrägen. Es ist sehr gut, dafs
deu einzelnen Kapiteln lose Sätze vorangehen; denn nur durch sie wird
es möglich, die Aufmerksamkeit des Schülers einmal auf einen Punkt
zu lenken und ihm zur Überwindung dieser einen bestimmten Schwierig-
keit zu verhelfen. Ja, ich hätte sogar gewünscht, dafs Ulrich auch dem
dritten Kapitel (Gebrauch der Zeiten) eine Anzahl solcher Einzelsätze mit-
gegeben hätte, Aviewohl gei-ade hier ein gewisser Zusammenhang von allem
Anfang au notwendig ist; dieser Zusammenhang konnte ja auch durch
geschickte Vereinigung je zweier oder dreier Sätze zur Genüge deutlich
gemacht werden.
Den Kern des Buches bilden aber mit Recht eine Menge kleinerer
und gröfserer Erzählungen, Schilderungen und Briefe, die wohl ausnahms-
los aus dem Französischen übersetzt sind ; die Erzählungen überwiegen
natürlich weitaus. Ein eigentliches Übersetzungsdeutsch — so wie es in
früheren Werken dieser Art sich breit machte — haben Avir hier nirgends ;
aber freilich, den frischen Eindruck deutscher Originale machen die Stücke
auch nicht, und der kann auch wohl bei Übersetzungen nie ganz erreicht
werden. Wäre es aber möglich, den gleichen praktischen Zweck mit rein
deutschen Schriftwerken zu erreichen? Ich glaube nicht; ja ich möchte
mit aller Entschiedenheit von einem solchen Versuche abraten ; deuu statt
des Übersetzungsdeutsch unserer Lehrbücher bekämen wir dann ein
Übersetzungsfranzösisch von unseren Schülern, was noch schlimmer
wäre, weil es die Erfolge eines ganzen Lehrfaches in Frage stellen würde.
Will mau also nicht völlig auf die Übersetzung aus unserer Sprache in
die fremde verzichten, so wird man einen taktvoll zubereiteten Text
annehmen müssen; und dann verdient Ulbrichs Buch gerade wegen des
grofsen Taktes, den es dabei bekundet, eine besonders rühmende Hervor-
hebung.
Aber auch die Wahl der Stücke ist in jeder Hinsicht zu loben. Sie
sind alle schlicht und klar in ihrem Bau, sie ziehen dem Schüler keine
Fallstricke, sie zeigen ihm aber doch so manche Schwierigkeit, die der
Anfänger besiegen mufs, und die sie ihn auch mit wenigen guten Win-
ken besiegen lehren. Diese Übersetzungswinke linden sich in den Fufs-
2'2U Beurteiluugeu uucl kurze Anzeigen.
Hüten; und wie sehr ich auch bei Schulausgaben französischer Schrift-
steller gegen Fufsnoteu bin, hier kann ich sie nur billigen, weil der
Schüler ahnunglüs hundertmal falsche Vokabeln und verkehrte Wendungen
gebrauchen würde, ehe er einmal hinten nachschlüge. Aufserdem ist jede
Übertragung aus der Muttersprache in die fremde schon so schwer an
sich, dafs man alle Ursache hat, auf mechanische Vorteile zu sinnen.
Aber diese Anmerkungen halten sich durchaus in den engen (irenzen, die
ich eben bezeichnet habe; sie wollen weder das Wörterbuch ersetzen, noch
die Schulgrammatik. Ein vollständiges Wörterbuch steht überdies am
Schlüsse des Buches ; und jeder Abschnitt trägt als Überschrift die kurze
Angabe des behandelten grammatischen Pensums und der betreffenden
Paragraphen von Ulbrichs Schulgrammatik.
Das Buch kann also mit gutem Gewissen als ein wertvolles Hilfs-
mittel für den Schulunterricht im Französischen empfohlen werdem
Berlin-Zehlendorf. Fr. Speyer.
Französisches Lesebuch für Anfänger. Mit einem grammatischen
Elementar - Kursus als Anhang. Von Karl Kühn. Zweite
vermehrte Auflage. Bielefeld und Leipzig, Velhagen und
Klasing, 1895.
Der Verfasser darf mit Recht annehmen, dafs sein Lesebuch für An-
fänger als einziges Unterrichtsmittel des ersten und vielleicht auch des
zweiten Jahres gebraucht werden kann; ich selbst bin ganz entschieden
der Meinung, dafs es z. B. in Mädchenschulen für die beiden ersten
Jahre ausreicht. Vom zusammenhängenden Texte wird dabei schon in
der ersten Stunde ausgegangen, und zwar von einem kleinen Gedichtchen,
das ebenso wie die folgenden sechzehn Texte nur in Lautschrift mitge-
teilt wird. Natürlich will der Verfasser nicht etwa, dafs die Schüler diese
Lautschrift im Buche lesen; sie soll nur dem Lehrer ein Hilfsmittel
sein, wenn er die Tafel benützt: so wenigstens glaube ich Kühn ver-
stehen zu müssen. Einen Teil der Texte hat er selbst verfafst, aber so-
wohl dieser Teil, vne alle übrigen Stücke bieten nur ganz gediegenes,
mustergültiges Französisch, wie es für die vorausgesetzte Stufe verständ-
lich ist. Der notwendigen Abwechselung im Gang des Unterrichts, der
der Verfasser sehr warm das Wort redet, dienen auch zehn Lieder mit
Melodien, für die gar mancher Lehrer herzlich dankbar sein wird. Hier,
wie überall, sind nur Stoffe aus der Ungebung des Kindes und den Vor-
kommnissen seines täglichen Lebens behandelt, also auch aus der Schule;
und zwar wurde in der vorliegenden zweiten Auflage der Abschnitt L'Ecole
möglichst weit nach vorn, hinter die Eimes et jeux de l'enfance gerückt,
weil der Unterricht am besten von der Umgebung des Schülers im Klassen-
zimmer als der unmittelbarsten und allen gemeinsamen Anschauung aus-
geht. Auch sonst bringt die zweite Auflage eine Reihe von Verbesserungen,
die alle insofern freundlich zu begrüfsen sind, als sie eine vollkommenere
Durchführung der ^Vlethode bedeuten, auf die das Buch gegründet ist.
Beurteiluugeu und kurze Anzeigen. 221
Freilich bleibt zu bedaueru, dafs diese zweite neben der ersten Auflage
nicht sehr bequem zu gebraucheu ist, aber der Verfasser hat sein Mög-
lichstes gethan, um diese Unbequemlichkeiten abzuschwächen, so z. B.
durch jedesmalige Beifügung der Nummer und Seite der ersten Auflage
im Inhaltsverzeichnis.
Als 'ein gutes ilittel, Ohr und INIuud der Schüler an die fremden
Laute zu gewöhnen', verwendet Kühn das Zahlensystem, zunächst bis 20,
allmählich weiter bis 1000. Er thut es, weil bei der Bewegung der Zahlen
die Statzbildung aufserord entlich einfach ist und der Anfänger so am
leichtesten zum Sprechen kommt; auch eignet sich die Einfachheit des
Wortapparates besonders gut zu Ausspracheübungen. In der Einleitung
verbreitet sich der Verfasser hierüber genauer und giebt dort überhaupt
eine Anzahl trefflicher methodischer Bemerkungen, die den Fachgeuossen
wohl empfohlen seien.
Auf das eigentliche Lesebuch folgen die Präparationeu sämtlicher
Stücke und darauf als Anhang das grammatische Pensum des ersten
Jahres aus Kuhns Kleiner franz. Schulgrammatik. Hierüber ist Neues nicht
zu sagen; uur sei angeführt, dafs auch dieser Abdruck erst in die zweite
Auflage eingerückt wurde.
Berlin-Zehlendorf. Fr. Speyer.
Französisches Lesebuch. Mittelstufe. Von Karl Kühn, Mit
acht Illustrationen, einem Plan und einer Ansicht von Pari?:.
Bielefeld und Leipzig, Velhagen u. Klasing, 1894. IX,
314 S.
Kühn erscheint uns hier als eifriger Förderer eines Gedankens, der
namentlich seit Wactzoldts bekanntem Vortrage auf dem Neiiphilologcu-
tage in Berlin 1892 in immer weiteren Kreisen der Fachgenossen Anhang
gefunden hat. 'Der Unterricht im Französischen soll nicht nur die
Sprache lehren, sondern auch eine dem Standpunkte der Jugend ange-
messene Kenntnis von Frankreich und seinen Bewohnern ver-
mitteln.' So sagt Kühn, und zur Erreichung dieses Zieles hält er ein
Lesebuch für notwendig, das neben geschichtlichen und geographischen
Belehrungen auch einen vollen Einblick in den heutigen Kulturstand
unseres Nachbarvolkes giebt. Es ist also das vorliegende Buch durchaus
keine Chrestomathie gewöhnlichen Schlages, und dies tun so weniger,
als die gewählten Stücke nicht zusammenhangslos nebcneinaiuler stehen,
sondern in der That — wie der Verfasser es erstrebt hat — ein recht
harmonisches Ganze bilden. Des weiteren verdient volle Auerkeniunig
der grofse Fleifs, mit dem die allerueueste Litteratur — auch Zeitschrifteu-
litteratur — ausgeschöpft worden ist, um der Sammlung ein wahrhaft
modernes Gepräge zu geben. Aber der Name des Verfassers bürgt
ja schon dafür, dafs durch alle Blätter des Werkchens der kräftige
Hauch der Gegenwart weht! Und so will er es auch nicht etwa an
Stelle der Lektüre zusammenhängender Werke gebracht wissen, sou-
222 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
dern nur als P2rgänzung dieser Thätigkeit nacli der angegebenen liich-
tuug hin.
Dals ein Abschnitt Poesies den Schlufs des eigentlichen Lesebuches
macht, lag im Plane des Ganzen ; doch schon aus äufserem Grunde, schon
als Ersatz für ein besonderes Gedichtbuch, ist er mit Freude zu be-
grüfseu: nur die sechs Übersetzungen deutscher Gedichte wären besser
weggeblieben. Sehr gut sind die 'Erklärenden Zusätze' und die 'Kurze
Verslehre'; sie werden von Lehrern und Schülern gleich dankbar ent-
gegengenommen werden. Die Illustrationen sind gewifs ebenfalls gut zu
verwenden, namentlich auch, wenn man sie den Sprechübungen in der
Klasse zu Grunde legt. Dagegen bin ich der Meinung, dafs die 'Litte-
rarische Übersicht', deren Klarheit und Gedrängtheit freilich an sich zu
loben ist, für die Schule wenig Zweck hat. Wertvoller wäre ihr gewils
ein 'Wörterbuch' ge\vesen: und ich will hier den Wunsch aiissi^rechen,
dafs der Verfasser sein schönes Werk nach dieser Seite künftighin er-
gänzen möge.
Berlin-Zehlendorf. Fr. Speyer.
Traktisehes Elementarbuch zur Erlernung der französischen Sprache
für Fortbildungs- und Fachschulen, wie zum Selbststudium,
mit Unterstützung von A. Sohier, Professeur de langue fran-
caise, bearbeitet von Dr. John Koch. VIII, 195 S. Berlin,
Emil Goldschmidt, 1895.
Das vorliegende Lesebuch ist ein Seitenstück zu desselben Verfassers
'Praktischem Elementarbuch zur Erlernung der englischen Sprache', das
in der kurzen Zeit von zwei Jahren bereits die dritte Auflage erlebt hat.
Es ist also begreiflich genug, dafs der Verfasser seine Methode nunmehr
auch auf den Unterricht in der französischen Sprache anzuwenden suchte,
und dafs er das neue Buch in allen seinen Teilen und selbst in Bezug
auf den Wortlaut der verarbeiteten französischen Texte dem älteren Werke
thunlichst parallel gestaltet hat. Dies ist bei dem vorwiegend jiraktischen
Zweck, dem beide Bücher dienen sollen, gewifs zu billigen ; ob es freilich
nötig und gut war, im französischen Teil eine Anzahl der englischen
Stücke in freier Übersetzung zu bringen, mag dahingestellt bleiben. Was
nun die Methode des Verfassers anbelangt, so liegt die wesentlich in drei
Punkten. Es wird 1) die Aussprache vollständig durch eine fortlaufende
Lautschrift angegeben; 2) der ÜbungsstofF ganz und gar dem täglichen
Leben, insbesondere dem Gesichtskreis des Kaufmanns entnommen; und
3) der Hauptwert auf das gedächtnismäfsige Erlernen des Übungs-
materials gelegt, weshalb der deutsche Text unmittelbar neben den fran-
zösischen gesetzt ist, damit das zeitraubende Nachschlagen im Wörter-
buch unnötig wird.
Ich mufs gestehen, dafs ich mich trotz der sichtlichen Erfolge dieser
Methode für eine fortlaufende lautschriftliche Angabe der Aussprache
nicht erwärmen kaqn; denn, abgesehen von ihren verwirrenden Einflüssen,
ßeurteiluDgen und kurze Auzeigen. 223
halte ich es auch für uuzweckmäfsig, dem Schüler, der alle Aufmerksam-
keit auf das lebendige Sprechen seines Lehrers richten soll, eine solche
Eselsbrücke zu bauen — wer sich aber durch Selbststudium bilden will,
dem wird dadurch blutwenig geholfen, denn durch Buchstaben lernt
er niemals einen richtigen fremden Laut. Die Beschränkung des Übungs-
stoftes auf das Gebiet des täglichen Lebens billige ich durchaus, aber die
Nebeueinanderstelluug der französischen Texte und ihrer deutscheu Über-
setzung will mir gar nicht in den Kopf. Es ist gewifs gut, wenn der
Verfasser ein Hauptgewicht auf gedächt uismäfsiges Lernen legt,
und im allgemeinen lassen unsere Schulen diese Seite des Sprachstudiums
viel zu sehr aufser acht; aber ich sehe nicht ein, wie gerade durch diese
Gegenüberstellung ihr so w'esentlich gedient werden kann. Ich meine
vielmehr, der Lernende wird gerade dadurch an oberflächliche Arbeit ge-
wöhnt; er wird sich mehr auf sein Auge als auf sein Gedächtnis ver-
lassen. Zudem nnifs ihn die stete Vorführung des deutschen Textes an
jenem wünschenswerten energischen Streben nach freier Herrschaft über
das fremde Idiom hindern: er wird immer mehr zu übersetzen als selb-
ständig und unmittelbar französisch zu sprechen suchen. Das gram-
matische Pensum ist geschickt ausgewählt und in seiner sprachlichen
Darlegung dem Schülermaterial, das der Verfasser voraussetzt, wohl an-
gepafst. Ich wüfste hier nur wenige und unbedeutende Ausstellungen
zu macheu, die aber doch in dem Wunsche gipfeln würden, dafs der
Verfasser auch äufserlich zwischen einem grammatischen und einem
Übungsteile geschieden hätte. Diese äufserliche Scheidung würde, glaube
ich, einen inneren Vorteil gebracht haben ; denn so, wie das Buch ist,
mufs es leicht einen weniger gewandten und willeusfesten Schüler ver-
wirren.
Berlin-Zehlendorf. Fr. Speyer.
Französischer Sprech-, Schreib-, Leseunterricht für Mädchen-
schulen von Th. Hahn und E. Roos. Halle, Gesenius, 1892.
Anleitung zum Gel)rauch des Französischen Sprech-, Schreib-,
Leseunterrichts für Mädchenschulen von Th. Hahn und
E. Roos. Halle, Gesenius, 1892.
Französischer Sprech-, Schreib-, Leseunterricht für Mädchen-
schulen von Th. Hahn und E. Roos. Zweite Stufe, bear-
beitet von Th. Hahn. Halle, Gesenius, 1894.
Wieder ein Versuch, den neuen Lehrplänen im Sprachunterricht ge-
recht zu werden — und kein übler Versuch, das sei ohne weiteres aner-
kannt. Aber es fehlt auch hier die Energie, den Satz als phonetische
Einheit durchzuführen; überall wird analysiert und zerpflückt. So halte
ich es nicht für gut, wenn man schon in den ersten Stunden mit Zählen
anfängt, den Schüler auf orthographische Unterschiede vcrwaiulter Wörter
aufmerksam macht, ihn bestimmte Wortgrupi)eu als solche auswendig
224 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
lernen lälst: das alles giebt dem Einzelworte eine Wichtigkeit, die ilun
in der lebendigen Sprache nicht zukommt. Und darum ist es besonders
falsch, nach meinem Dafürhalten, wenn von Anbeginn des Unterrichts
'alles Gesprochene zugleich durch Lesen und Schreiben dem Gedächtnis'
vermittelt werden soll. Sei es ums Lesen ! Aber das verfrühte Schreiben
mufs gefährlich werden, weil es zur Vernachlässigung von Sprechtakt und
Satzaccent geradezu herausfordert. Nun scheinen die Verfasserinnen des
vorliegenden Werkchens besonders stolz darauf zu sein, dafs sie nicht
'durch blolse Sprechübungen das Gedächtnis der Kinder einseitig in An-
spruch' nehmen. Ich bin auch kein Freund von Einseitigkeit, aber die
gleichzeitige Darbietung mehrerer Lernstoffe erscheint mir doch nichts
weniger als zweckmäfsig: die lebende Sprache und die konventionelle
Orthographie sind grundverschieden voneinander, sind völlig disparate
Begriffe; bietet man sie nebeneinander dar, so erhöht man nur die
Schwierigkeit der Aneignung. Einzig die Lautschrift könnte unter Leitung
eines geschickten Lehrers die gedächtuismäfsige Verarbeitung des Sprach-
stoffs unterstützen — aber sie brächte wieder so viele andere Nachteile,
dafs man gern auf ihre Hilfe verzichtet.
Noch mehrere Ausstellungen könnte ich macheu. Aber ich will lieber
mein eingangs ausgesprochenes anerkennendes Urteil begründen. Der
sichere Blick für das Wesentliche, den die Verfasserinnen überall zeigen,
die Beschränkung des Stoffes also, aber auch die geschickte Verknüpfung
und ganz besonders der lebendige Ton, die geistige Frische der Darbietung,
das ehrliche, rechte AVollen, das aus jeder Zeile spricht, machen mir das
Werkchen doch zu einer recht sympathischen Erscheinung.
Berlin-Zehlendorf. Fr. Speyer.
Lehrbuch der französischen Sprache von Dr. Hermann Soltmann.
Bremen, Verlag von Gustav Winter, 1895. VIII, 173 S. 8.
Das vorliegende Buch ist nach folgenden leitenden Grundsätzen be-
arbeitet :
Beim Unterricht in der Fremdsprache mufs das Deutsche möglichst
zurücktreten, und Vergleiche mit der Muttersprache sind thunlichst zu
vermeiden. An die Stelle des Übersetzens tritt die freie Satzbilduug,
aus der sich die zusammenhängende Darstellung, mündliche und schrift-
liche, entwickelt. Die Schüler, welche Sätze in französischer Sprache bil-
den, ohne sich des Mediums der Muttersprache zu bedienen, müssen in
den Stand gesetzt werden, die Arbeit nicht lediglich mit dem Gedächt-
nisse zu leisten, sondern den französischen Sprachgeist zu verstehen und
lebendig nachzuempfinden. Ein Lehrbuch soll in den Händen der Schüler
zunächst gar keine Rolle spielen. Im Anschlufs an die in der Lektüre
gefundenen oder auch an der Hand der von den Schülern frei gebildeten
Sätze bespricht der Lehrer eine syntaktische Erscheinung, dann läl'st er
sie in den Unterrichtsstunden und in häuslichen Arbeiten in zahlreichen
Sätzen zur Anwendung bringen und in der Lektüre sorgfältig beobachten ;
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 225
erst wenn der besprochene Fall von den Schülern verstanden ist, sollen
dieselben ihn in dem Lehrbuche nachlesen.
Der grammatische Stofl' ist gegen früher wesentlich einzuschränken.
Das logische Denken hat vom Erfassen der grammatischen Sätze wenig
Gewinn. Wenu auch jetzt noch die Grammatik auf der Oberstufe im
Dienste der Lektüre steht, nachdem sie vorher Nahrung und Leben aus
ihr geschöpft hat, so gilt als ihr Hauptzweck doch etwas anderes: die
Sprache für den mündlichen und schriftlichen Gebrauch praktisch ver-
wertbar zu machen. Dieser praktische Zweck mufs an der Spitze alles
fremdsprachlichen Unterrichts stehen. Danach ist auch der Umfang des
Stoffes zu entscheiden. Alles, was der Schüler nur ausnahmsweise ver-
werten kann, mufs in Fortfall kommen, weil es gewöhnlich auf Kosten
der sicheren Kenntnis und Beherrschung des wirklich Wichtigen geschieht.
Daher sind Beispiele nur in beschränkter Anzahl zu geben. Der Schüler
selbst hat zahlreiche Sätze zu bilden, in denen das Besprochene in Er-
scheinung tritt. Deutsche Übungssätze sind gar nicht zu geben. Die
Arbeit des Ubersetzens«in die Fremdsprache gehört nicht in den Eahmen
des Schulunterrichtes. Die frühere Übersetzungsmethode ist falsch, sogar
gefährlich. Selbst wenn eine wörtliche Übertragung in gutes Französisch
möglich wäre, so erfordert diese Arbeit doch eine Summe geistiger Kraft,
die mit der eigentlichen Aufgabe, französisch sprechen und schreiben zu
lernen, nichts zu thun hat. Diese Nachteile fallen fort, wenn wir an die
Stelle der Übersetzung die freie Nachbildung setzen. Der Schüler, welcher
übersetzt und vom Deutschen ausgeht, ist nicht im stände, an Stelle der
von ihm empfundenen deutscheu Auffassungsweise die französische ein-
zusetzen und das französische Sprachgefühl gegen das deutsche einzu-
tauschen, er sieht jedes einzelne Wort auf die ihm eingelernten Regeln an.
Dies fällt bei der Methode der freien Satzbildung und der damit zu-
sammenhängenden Erklärung der grammatischen Erscheinungen fort. Der
Schüler bleibt bei derselben auf dem Boden der französischen Anschauung ;
dafs die deutsche eine andere ist, kommt ihm in dem Augenblicke, wo
er seinen Satz bildet, gar nicht zum Bewufstsein, er weifs nichts von
Wörtergruppen, die er in fremde Verhältnisse hineinzwängen soll, nichts
von grammatischen Regeln. Die freie Satzbildung ist demnach zur Ver-
arbeitung eines bestimmten grammatischen Falles ein besseres Mittel als
die Übersetzung. Der an die Übersetzungsarbeit gewöhnte Schüler wird
nur die Fähigkeit besitzen, für eine wörtliche Übersetzung ausgewählte
Sätze zu übersetzen, während der an die freie Satzbildung gewöhnte
Schüler sich eine gewisse Herrschaft über die Materie angeeignet und ge-
lernt hat, im Geiste der fremden Sprache zu sehen, zu fühlen und zu
denken. Letzterer erfüllt also seine Aufgabe besser. Er erfalst das innere
Wesen der grammatischen Erscheinungen mit dem Verstände und nimmt
sie in sein Sprachgefühl auf; er mufs daher einerseits in die psycho-
logische Seite der Sprache eingeführt werden, andererseits ist sein Ohr
für deren eigentümliche dynamisch - rhythmische Seite empfänglich zu
machen. Das ist der Kernpunkt der pädagogischen Frage.
Arclüv 1'. n. Sprachen. XCVII. 15
226 Beurteilungen uml kurze Anzeigen.
Auf diesen eben angeführten Grundsätzen ist das Lehrbueli aufge-
baut und systematisch mit Folgerichtigkeit durchgefülirt. Von diesem
Standpunkte aus ist es auch zu beurteilen. Referent ist kein unbedingter
Anhänger der neuesten von Soltmann in ein System gebrachten ^Methode
mit Fernhalten der Muttersprache, wenn er auch mit den Endzielen, die
der Verfasser aufstellt, einverstanden ist; er hält im Gegenteil Über-
setzungen und Übungen, die an das Gedächtnis des Schülers Anforde-
rungen stellen, nicht nur für nützlich, sondern im beschränkten Mafsstabe
für unentbehrlich, selbst auf die Gefahr hin, dafs der Schüler im münd-
lichen und schriftlichen Gebrauche der französischen Sprache etwas zurück-
bleibt. Aber das hindert ihn nicht, anzuerkennen, dafs, Avenu man ein-
mal das von Soltmann befolgte System als oberstes Leitmotiv zur Erler-
nung der Sprache gewählt hat, der Verfasser sich seiner Aufgabe in
seinem Lehrbuche mit Geschick und Verständnis entledigt hat. Sein
Buch soll kein Lehrbuch im eigentlichen Sinne des Wortes sein — lernen
soll der Schüler in den Unterrichtsstunden, in eigener, schaffender Arbeit
— sondern es soll nur ein Begleitbuch sein und zum gelegentlichen Nach-
schlagen dienen. Die Anordnung und Verteilung des Stoffes in demselben
ist eine zweckmäfsige, die Fassung und Begründung der französischen
Spracherscheinungen ist klar und präcis, die Übersichtlichkeit überall ge-
wahrt und die Ergebnisse der neuesten Forschungen auf dem Gebiete der
Schulgrammatik sind gebührend berücksichtigt. Die Beispiele sind iuhalt-
reich und passend gewählt. Durch das ganze Buch ist der logische
Zusammenhang erkennbar.
Nach der Lautlehre, die in knapper und gedrängter Form das für
den Schüler Wissenswerteste enthält — leider ist hier gleich auf der
ersten Seite zweimal 0 für Ö verdruckt — , folgt unmittelbar die Lehre
von der Wortstellung, da das Betonungsgesetz vom Verfasser stets an
die Spitze gestellt wird und die Betonung von entscheidendem Einflüsse
auf die gegenseitige Stellung der einzelneu Satzteile ist; ein Gedanke,
mit dem man sich einverstanden erklären kann. Phonetische Zeichen
sind nicht angewandt. In dem sich daran anschliefsendeu Kapitel von der
Interpunktion, welche nach Soltmann nicht unter der Oberhoheit der
Grammatik, sondern unter der der Rhetorik steht, hätten ein paar Worte
über den eigentümlichen Gebrauch des Kolons, wenn der nachfolgende
Satzteil aus dem vorhergehenden eine Folgerung zieht und ihn entwickelt,
hinzugefügt werden können. Der Interpunktionslehre reiht sich auf der
Grundlage der Lautlehre das Wichtigste aus der Wortbildung au, von
welcher die Wortbiegung nur als ein besonderer Teil angesehen wird.
Unter den Ableitungen fehlt die wichtige Endung -teur. Zu der Kom-
position mit der Partikel con- hätten die Beispiele correlatif und collcction
hinzugesetzt werden können. Die Konjugation als eiu besonderer Teil
der unter den Lautgesetzen stehenden Wortbildung wird ausführlicher
behandelt; ja die Aufzählung der unregelmäfsigen Verben mit ihren com-
poscs und deren Bedeutungen nimmt vielleicht einen zu grol'sen Teil des
Lehrbuches ein. Brpondre une lettre ist wohl nicht zulässig. Bei Souvenir
l'eurteiluugen und kurze Anzeigen. 227
hätte auf die Form il me souvient, bei mentir auf il en a menti, bei revivre
auf den jetzt üblichen Gebrauch als transitives Zeitwort hingewiesen
werden können, 'proscrire ächten, dafür jetzt gewöhnlich exiler' ist un-
richtig.
Au die Flexion des Zeitworts schliefst sich der Gebrauch der Zeiten,
der Modi und der Mittelformen, dann die Lehre von den übrigen Rede-
teilen. Die Lehre von dem Gebrauch der Präpositionen de und ä nimmt
einen verhältnismäfsig grofsen Raum ein, weil nach Ansicht des Verfassers
au ihnen die französische Auffassung, abweichend von der deutschen, am
meisten hervortritt und daher eine gröfsere Reihe von Beispielen im Unter-
richt uuerläfslich ist.
Formenlehre und Syntax sind ungetrennt nach den Wortarten ange-
ordnet, wobei das Verb au erster Stelle und der Artikel zusammen mit
dem Substantiv behandelt ist. In den Paragraphen vom Bedingungssätze
mit der Konjunktion si fehlt der so wichtige Gebrauch von si mit dem
Defini. Die Begründungen zu dem Gebrauche des Konjunktivs sind tref-
fend und einleuchtend. Nach de ce qiie steht wohl jetzt meist der Kon-
junktiv. Zu dem Paragraphen über den Gebrauch des Artikels, wenn der
Inhalt des Substantivs, in seinem ganzen Umfange gedacht, dazu dient,
einen anderen Substantiviuhalt näher zu bestimmen, wie chemin de fer
etc., könnte auf die sehr üblichen Ausnahmen wie ses habits du dimanche,
le travail des cJiamps etc. aufmerksam gemacht werden. Zu § 154 hätte
als Ausnahme Home antique und Borne moderne angeführt werden können.
§ lül wäre das Beispiel ä mes frais et depens, § IG9 das Beispiel des fleurs
fraiches ecloses nachzuholen. Zu § 17r> wäre ein passendes Beispiel V Alle-
magne savante, dem la savante AUeiimgne gegenübergestellt. Im Auschlufs
an § 221, welcher von der Adverbialbildung der Adjektive auf ent und
(tut handelt, hätte auch angeführt werden können, dafs mau nicht Worte
wie frappant, charmant, permanent etc. mit der Adverbialenduug bildet.
Druckfehler sind mir folgende aufgefallen: S. 29, § 26 je le comprend;
S. 47, §52 couvrir laufen; S. 111, § 13ü controle; S. 111, § 130 epüaphe;
S. 124, § 157 trimhre statt timhrc; S. 125, § 102 pole Nord; S. 137, § 188
done-le-tnoi; S. 165, § 230 chaire de poule; S. 165, § 239 il est laide und
endlich der sehr sinnentstellende Fehler vin statt verrc auf S. 164, 1. Zeile.
Ein Index ist nicht vorhanden.
Das Lehrbuch von Soltmann enthält viel Interessantes und Brauch-
bares und regt unbedingt zum Selbststudium und Nachdenken des Schü-
lers an. Lehrer, welche auf dem Boden der von Soltmann empfohlenen
Methode stehen, werden sicher gute Erfolge mit dem Lehrbuche erzielen,
vorausgesetzt, dafs in demselben Sinne vorgearbeitet ist. Denn sie ist
nur für reifere Schüler verständlich. Der Verfasser nimmt als Normal-
zahl der Schüler in einer Klasse die Zalil dreilsig an, welche in zehn
Minuten dreilsig frei gebildete Sätze leisten könnten; eine Voraussetzung,
die wohl in den seltensten Fällen sich erfüllt, hier in Berlin überhaupt
nicht. Die neueste Älethode wird in der Übcrlüllung der Klassen stets
ein Hindernis für die Durchführung ihrer Ziele linden, und dieser llhel-
15=*^
228 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
stand wird wohl so bald nicht beseitigt werden. Immerhin ist die geschickt
angelegte und mit Verständnis und Sachkenntnis cutwickelte Lehrmethode
Soltmanns der Beachtung und Berücksichtigung der Fachgenossen zu
empfehlen.
Berlin. G. Völckerling.
Lautrecho, eine italienische Dichtung aus den Jahren 1521 bis
1523. Herausgegeben von Hermann Varnhageu. Nebst
einer Geschichte des französischen Feldzuges gegen Mailand
im Jahre 1522. Erlangen, Fr. Junges Verlagsbuchhandlung,
1896. CVm, 40 S. 4.
Der alte Druck dieses interessanten Werkes ist so selten, dafs man
die neue Ausgabe, welcher Varnhageu das von ihm im Germanischen
Nationalmuseum wiederaufgefundene Exemplar zu Grunde legt, dankbar
zu begrüfsen hat. Seine Textbehandlung beschränkt sich auf Interpunk-
tion und Ausmerzung von metrischen und Druckfehlern. Einzelne Stelleu
werden durch Anmerkungen erklärt. Die Dichtung, in w^enig flüssigen
Oktaven abgefafst, ist ästhetisch betrachtet ohne Wert; ihre Bedeutung
für uns erhält sie dadurch, dafs aufser ihr sonst keine Dramatisierung
von Ereignissen der Zeitgeschichte (Nachahmung der Rapprese7itaxione
Sacra) in italienischer Sprache erhalten zu sein scheint.
Varnhageu macht in seiner guten Einleitung wahrscheinlich, dafs die
drei ersten 'Bücher' und Teile des vierten ursprünglich als 'politische
Tendenzdramen' verfertigt wurden, um auf irgend einem öffentlichen
Platze des von französischen, venezianischen und schweizerischen Truppen
schwer bedrängten Mailand aufgeführt zu werden. Später — wohl zum
Zweck der Drucklegung — habe der Verfasser, Francesco Mantovano,
über den bis jetzt nichts Gewisses zu ermitteln war, den 'Büchern' I und II
einige epische Oktaven eingefügt und in rein erzählendem Tone als Fort-
setzung der drei ersten ein viertes Buch geschrieben, in welchem er die
obenerwähnten dramatischen Bruchstücke mit verarbeitete.
Zu diesem Eesultat gelangt Varnhageu durch eine Reihe scharf-
sinniger Schlufsfolgerungen, deren feste Basis eine sorgsame, aus den
Quellen, besonders dem bisher noch nicht genügend berücksichtigten
Sanuto, geschöpfte Darstellung des französischen Feldzuges im Jahre 1522
(S. I — LIV) bildet. Mit Hilfe einzelner Anspielungen und direkter Hin-
weise auf historische Begebenheiten, die Francesco Mantovanos Werk
enthält, sucht er die Entstehungsgeschichte der vier Bücher zu kon-
struieren.
Im grofsen und ganzen glückt ihm dies auch. Manches einzelne
freilich erscheint allzu hypothetisch und ist — für mich wenigstens —
nicht völlig überzeugend. Am sichersten gelingt die Datierung des zweiten
Buches. Den 7. Dezember 1521 mochte aus Rom die Nachricht von den
guten Aussichten der Papstkandidatur Giulio de' Medicis nach Mailand
gelangt sein; am 12. Dezember ist man daselbst vermutlich über die Geld-
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 229
uot der Kurie unterrichtet gewesen. In die Zwischenzeit dürfte die Ent-
stehung des zweiten Buches fallen. Hinsichtlich des ersten, an das sich das
zweite inhaltlich unmittelbar anschliefst, ergiebt sich als terminus a quo
der 20. November (Wiederbesetzuug Cremonas durch Lautrec). Als termi-
nus ad quem, soll der 7. Dezember gelten, 'als der Tag, an welchem frühe-
stens das zweite Buch entstanden oder begonnen sein kann.' Aber wenn
nun das erste nicht am 7. Dezember, sondern ein wenig später begonnen
wurde? Wieso ist denn der terminus a quo von II zugleich terminus ad
quem von I? — Ferner meint Varnhagen, Leo X. werde in I noch als
lebend augesehen, und schliefst daraus, I sei vor dem 5. Dezember (dem
Tage, an dem die Todesnachricht in Mailand eintreflen konnte) beendet
worden. Die Voraussetzung ist unsicher: in zwei Oktaven (v. 145 — 160)
überhäuft Lautrecho allerdings Leo mit Schmähungen, ohne seinen Tod
zu erwähnen; doch was beweist dieser negative Umstand, zumal Lautrecho
von einer vergangenen Zeit, dem Beginne des päpstlichen Feldzuges,
spricht? Damit wankt auch eine andere, darauf gebaute Folgerung: dafs
II noch nicht geplant sein konnte, als Francesco Mantovano Buch I
schrieb. Es liefse sich immerhin annehmen, sie seien gemeinsam kon-
zipiert, schnell hintereinander geschrieben, aber gleichsam als getrennte
Akte aufgeführt (und deshalb auch gesondert gedruckt) worden. Indessen
kann es wohl sein, dafs Varnhagen recht hat; nur seine Beweisführung
ist nicht unanfechtbar. — Ganz solche Einwände erheben sich gegenüber
der Behauptung, es sei unwahrscheinlich, dafs Francesco Mantovano,
welcher der Plünderung Comos durch die Spanier Pescaras (29. November)
in II eine hervorragende Stelle anweise, dieses Aufsehen erregenden Er-
eignisses nicht schon in I gedacht haben sollte, wenn I nicht vor dem
30. November entstanden wäre. Auch das ist unbewiesen, sobald nicht
feststeht, dafs I vor Leos Tode geschrieben ist, also I und II keinem ein-
heitlichen Plane ihr Dasein verdanken konnten ; auch hier ist es, wie
immer, gefährlich, etwas aus einem negativen L^mstande zu folgern.
Sicher, oder doch nahezu, ergiebt sich daher nur dies : das erste Buch
wurde nach dem 27. November und vor Beginn des zweiten verfafst, d. h.
iu den letzten Tagen des Novembers oder den ersten des Dezembers 1521.
— Der Schlufs von IV behandelt die Räumung Cremonas durch die
Franzosen (4. Juli 1522). Dies ist nach Varnhagen ein terminus a quo
für das vierte Buch; meines Ermessens nur für den Schlufs des vierten
Buches: wer sagt uns, dafs der Autor daran nicht schon nach der Schlaclit
an der Bicocca (27. April) zu arbeiten begonnen habe, mit der anfäng-
lichen, später modifizierten Absicht, die Ereignisse blofs bis zu dieser
Katastrophe zu schildern?
Solche schwachen Punkte der Argumentation thun dem Werte der
Gesamtleistung nur geringen Abbruch. Die ganze Einleitung, von der
einzelne Teile bereits früher erschienen waren (Prorektoratsprogramm
Erlangen, 1895; Varnhagen, Italienische Kleinigkeiten. Plalle a. S., 1895),
ist musterhaft klar und bekundet eine ungewöhnliche Beherrschung des
historischen Materials, sowie greise Gewandtheit in der Ausnützung des-
230 Beurteilungen uud kurze Anzeigen.
selben für Interpretationszwecke. Eine Ergänzung dazu bilden die dem
Texte folgenden Anmerkungen. Den Sinn von v. :'20 {fjli convctieca ü
fcminile amore) hat D'Ancona (Origini del teatro ital. - II, 28) ange-
messener gedeutet. Seine Auffassung wird übrigens auch durch v. 1121
unterstützt. — v. 1379: 'fu dato ... il verde. Mufs bedeuten: Das Wort
wurde erteilt. Doch finde ich verde in dieser Verwendung nicht ver-
zeichnet.' So Varnhagen. Aber verde gehört doch als Adjektiv zu dem
unmittelbar darauf folgenden aloi'o 'Lorbeer'. — v. 915: Schon Boerio
(Dixion. del dial. venex.) hat pota zu dtsch. Pote gestellt. — Zu v. 1152
konnte auf de chi sei fldato (= de chi ti s. f.) aufmerksam gemacht
werden.
Das vierte Buch schliefst einen Abschnitt von besonderem Interesse
ein: Lautrecho macht sein Testament; er hinterläfst den Franzosen seinen
Hochmut, den Genuesen seinen Geiz, seinen Hang zum Trug Venezianern
und Schweizern gemeinschaftlich u. s. w., bedenkt auch die übrigen Führer
des französischen Heeres mit solchen Legaten. Diese politische Satire
erinnert an andere Erzeugnisse, welche beweisen, dafs auf italienischem
Boden, wie anderswo, oft die Form des Testaments in satirischer oder
auch in rein komischer Absicht parodiert wurde. Man vergleiche hierzu
V. Eossi, Un elefante famoso (Estr. dalla Eivista Intermezzo, anno 1,
num. 28 — 30), Alessandria 1890, p. 18 n. ; Novati, Carmina medii tevi,
Firenze 1883, pp. 71 sgg., und Zambrini, Op. volg.'', Sp. 415; A. Calmo,
Lettere, ed. V. Rossi, Torino 1888, p. 153, n. 5. Man hat nicht nötig,
au französische Einflüsse zu denken, wie Varnhagen, der (S. LXXXVII)
Villons Petit Testament für das Vorbild Francesco Mantovanos hält.
Wie man sieht, schliefst sich diese Publikation würdig den voran-
gegangenen gleichartigen Varnhagens au. Den Bibliographen wird die
Reproduktion der vier Titel (mit Holzschnitten) des Origiualdrucks will-
kommen sein.
Breslau. Richard Wendriner.
Paolo Bellezza, Introduzione allo studio dei fonti italiaui di
G. Chaucer e prinii appuuti sullo studio delle letterature stra-
uiere in generale. Milauo, Presso Pautore, o. J. (1895). 59 S.
8. M. 2AQ.
Man begreift nicht recht, wessen Wissen der Verfasser dieses Büch-
leins erweitern will; denn sowohl anglistische Philologen wie die Männer
der vergleichenden Litteraturgeschichte werden sich für die Zumutung
bedanken, auf den Blättern dieses weit gedruckten, übrigens, wie die mei-
sten ähnlichen Erzeugnisse der italienischen Bücher2)resse, s^Dlendid ausge-
statteten (nur dadurch wird der relativ hohe Preis erklärlich) Heftes Be-
lehrung zu schöpfen. Dafs ein sorgfältiger deutscher Litterarhistoriker
wie Max Hippe soeben dies Elaborat excerpiert und bewillkommnet hat,
sowie das Versprechen, in dem angekündigten umfänglicheren Werke über
Chaucers Verhältnis zur italienischen Litteratur abweichende Auschauun-
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 231
gen genau und systematisch zu begründen, ernst nehmen konnte und
zwar gerade in einem deutscher Wissenschaft wirklich Ehre machenden
Organ, wie die 'Zeitschrift für vergleichende Litteraturgeschichte' (N. F.
IX, 271) ist, entschuldige ich nur aus der etwas eiligen Erledigung für die
'kurzen Anzeigen' daselbst. Hippe hätte, bevor er sein Votum fixierte,
lieber diejenige Vorsicht walten lassen sollen, die ihn an desselben Ver-
fassers anmafsende 52 Seiten 'Studio comparativo sui proverbi iuglesi'
(Milano, Tii^ografia L. F. Cogliati, 1893) einen mit Eecht strengen Mafs-
stab anlegen liefs (Englische Studien' XXII, 76 f.), obzwar er eigentlich
zwei Jahre nach dem Erscheinen gar nicht anders darauf hätte zurückzu-
kommen brauchen als mit einigen energisch warnenden Ausrufezeichen.
Immerhin würden Hippes für die ältere Skizze angewendete Tadels-
wendungen ('etwas planlose Ausführungen', 'der hier und da angeschlagene
feuilletonistische Plauderton steht bisweilen in einem gewissen Gegen-
satze . . .', 'leider wird die anregende Schrift durch eine Eeihe von Ver-
sehen verunziert, die wohl auf ungenügender Kenntnis der fremden Spra-
chen beruhen') für die vorliegende Arbeit in den Superlativ erhoben
werden müssen. Und wie Hippe über das kuriose Deutsch in der Wieder-
gabe romanischer Sj^richwörter billig erstaunt ist, so vermag Bellezza mit
seiner scheinbaren Belesenheit in unserer Fachlitteratur keinen Kenner zu
bestechen ; auch ein Anfänger der Forschung wird sich durch Citieren von
'J. Scherr, A Hist. of Engl. Lit. (transl. from the Germ, by M. V.), London,
1882' und K. Rosenkranz', Graesses, Th. Hundts, C. S. Wollschlägers für
das litterarische Studium heute ganz wertlosen Leistungen nicht impo-
nieren lassen. Bei Erwähnung des Goetheschen 'Faust' beruft sich der
Verfasser (S. 28) auf ultramontane Darlegungen. Im übrigen sclieiut ihm
der Zufall für seine Kompilation von längst feststehenden Fakten, krausen
Mifsverständnisseu und einigen völlig haltlosen Vermutungen mehrere
spanische Geschichtswerke und portugiesische Hilfsmittel in die Hände
gespielt zu haben, die er nun bei den unpassendsten Anlässen ausschlachtet.
Zum Thema selbst finden wir auf den paar ihm wirklich gewidmeten
Seiten keinerlei Förderung. Ist das wundersam, wo der debütierende
litterarhistorische Dilettant (und Selbstverleger), wie wir soeben bei A. de
Gubernatis, Piccolo dizionario dei contemporanei italiaui (Roma, 1895)
S. 95'6 im Nachtrag lesen, ein dreiundsechzigjähriger Bersaglieri - Oberst
in Pension ist?
Da wird man auch so billig sein, die an Abhandlungen derartigen
Ziels gemeiniglich zu legenden Erfordernisse etwas herabzustimmen —
aber schliefslich dürfen letztere doch nie unter einen gewissen Durch-
schnitt sinken! Und dahin in erster Linie rechne ich es, dafs Bellezza
von der Existenz einer wissenschaftlich fest fundierten, an Erzeugnissen
wie Ergebnissen gesegneten Chaucer - Specialistik gar nichts ahnt. Was
hierzu an befragten Unterlagen seine Fufsnoten namhaft machen, be-
* Deren Herausgeber E. Kölbing soeben XXII, 288 BcUezzas Chaucer-Schrift
olme Schroffheit vom wissenschaftlichen Standpunkte verwirft.
232 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
schränkt sich auf H. Morleys 'Euglish writers', llossettis für die Chaucer
Society (1873) geschehene Parallelisierung von 'Troylus and Cryseyde'
mit Boccaccios Filostrato nebst ihren Prefatory Reinarks, H. Inncs 'A
lecture on the genius of Chaucer', welche auf Malta 1851 erschienene
Schrift ihm bequemer zu Händen und so ein gern zu Rate gezogenes
Orakel gewesen sein mag, Ch. D. Deshlers 'Selectious from the poetical
works of G. Chaucer, with a concise life of that poet' (London 1817),
A. W. Wards populäres Lebens- und Charakterbild. Nirgends ein Ver-
such, in Anlehnung an die wirkliche Forschung zu den zahllosen schwe-
benden Fragen Stellung zu nehmen, nirgends ein Ansatz zur Verwertung,
Nachprüfung, Weiterführung der bisher aufgesammelten umfänglichen
Materialien. Insbesondere die heutigen deutschen Gelehrten, deren ältere
Landsleute er für die hingeworfenen Brocken allgemeineren Phrasen-
ergusses, wie wir sehen, planlos nachschlug, gehen ganz leer aus : wir be-
gegnen ten Brinks, John Kochs, E. Koppels und anderer gewiegter Helfer
Namen überhaujit nicht, und dafs wir seit vollen zwei Jahrzehnten m
A. Kifsners gründlicher Erstlingsleistuug eine Arbeit besitzen, die ihm
nicht nur das Thema, sondern, längst vor — dem S. 16, Anm. 3 auge-
führten — G. Brugari (Geoffrey Chaucer e la letteratura inglese del
secolo XIV: aus 'Giornale della Societä di Letter, e Convers. scientif. di
Genova', Genova 1881), nach Mafsgabe der damals verfügbaren Mittel
auch dessen Erledigung vorwegnahm, wird für ihn eine Mitteilung mit
dem Reize überraschendster Neuheit bilden. So brauchen wir unseren
Lesern keine Belege für die Behauptung zu erbringen, Bellezzas specimen
eruditioiiis sei oberflächlich bis zur Anmafsuug, unnütz bis zur Lächer-
lichkeit. Die hübsch eingestreuten heiteren Druckfehler halte ich nicht
für Flüchtigkeiten, sondern gleichsam für die zum Gesicht dieses Geistes-
kindes schier unentbehrlichen Pockennarben. Dafs doch die seit einem
Jahrhunderte eingewurzelten und ständig fortwachsenden engen Wechsel-
sympathien zwischen Italien und England nichts Gediegeneres zu Wege
brachten! Auf der Apenninenhalbinsel beschäftigt sich gegenwärtig wohl
nur G. Chiariui in selbständiger Untersuchung mit der englischen Littera-
tur und auch er nur mit Shakespeare und von da ab. Vor der Gönner-
schaft vom Schlage Bellezzas bewahre diese der Himmel ! '
München. Ludwig Fräukel.
Tiktiu, Dr. H., Rumänisch - deutsches Wörterbuch. Auf Staats-
kosten gedruckt. Lieferung L Bukarest, Staatsdruckerei,
1895. ym, 64 S. gr. 8.
Das Werk des rühmlichst bekannten Gelehrten, das in zwanzig Liefe-
rungen von vier bis fünf Bogen zum Preise von je M. 1.00 vollständig
werden soll (die erste reicht bis zum Worte analisa'), verspricht ein Hilfs-
' Eine allgemeiner gehaltene Ablehnung gab ich schon Littcrar. Ceutralbl.
1896, Sp. 548.
Beurteilungeu uud kurze Anzeigen. 2So
mittel für das Studium des Rumänischen zu werden, wie es für die lexi-
kalische Seite der Unterweisung noch nie deutschen Lesern geboten wor-
den ist. Ja mau darf wohl sagen, dafs keine lebende Sprache für aus-
ländische Studierende in gleich sorgsamer und ausgiebiger Weise lexikalisch
dai'gestellt ist, wie es hier mit dem Rumänischen geschieht, ja dafs aucli
das, was für die Rumänen selbst in gleicher Richtung geleistet worden
ist, hinter dem zurückbleibt, was hier geboten wird. In der Reihe der
vorgeführten Wörter wird man schwerlich etwas vermissen, da aufser den
vorhandenen Wörterbüchern die Litteratur von den alten Sprachdenk-
mälern ab bis zur heutigen schön wissenschaftlichen, historischen und tech-
nischen Produktion, das Rumänisch der geschulten Leute wie das der
Aufzeichnungen aus dem Volksmunde in weitestem Umfange selbständig
durchgangeu ist. Wichtiger ist, dafs der Verfasser, wo immer die blofse
Übersetzung mit einem deutschen Worte nicht genügte, sorgsam die Kon-
struktionen, in denen das Wort auftreten kann, und die entsprechenden
Bedeutungen verzeichnet, jene aber auch durch Belegsätze zur Anschauung
bringt, sei es durch einfache selbstgebildete, sei es durch der Litteratur
entnommene (deren Fundort jederzeit genau angegeben wird), und dafs
er jene wie diese immer noch mit einer Übersetzung in ein reines, glattes
Deutsch begleitet. Wie reich die syntaktische Belehrung in Tiktins Werke
fliefsen wird, zeigt gerade die erste Lieferung, in welcher so wichtige
Wörter wie die Präiwsition a und zahlreiche demonstrative Pronomina
und Adverbia in der dankeswertesten Weise behandelt sind. Die Titel-
wörter erhalten immer eine genaue Bezeichnung des Tonvokals, und diese
ist so eingerichtet, dafs eine Verwechselung mit den diakritischen Zeichen
für die Vokale ausgeschlossen bleibt. Auch über den Bereich der Üblich-
keit solcher Wörter, die nur gewissen Gegenden oder nur der älteren Zeit
augehören, hinwieder derer, die erst der neuere internationale Verkehr zu
den Rumänen gebracht hat, erfährt man das Nötige. Was diese letzteren
angeht, so mag es manchem scheinen, der Verfasser habe ihnen die Thore
etwas zu weit geöffnet, und es hätten abajiir (fz. ahat-jour), adagio (it.),
acordor de pianuri (Klavierstimmer) ohne Schaden draufsen bleiben können.
Aber wer sich einmal den rumänischen Sprachschatz auf seine Herkunft
auch nur flüchtig angesehen hat, wird zugeben müssen, dafs eine Aus-
sonderung der Fremdwörter hier auf ganz andere Schwierigkeiten stöfst als
etwa beim Deutschen ; und hat das Volk z. B. ahajitr sich wirklich so weit
angeeignet, dafs es den Plural ahajiinn'i bildet, so wird ihm das Wort so
gut angehören wie das türkische aha' (der Name des Bauernmantels)
samt dessen Derivaten. — Von hohem Werte sind auch die grammatischen
Bemerkungen, die manchen Artikeln beigegeben sind, bald mundartliche
Abweichungen vom litterarisch Üblichen, bald Änderungen des Stamm-
vokals im Zusammenhange mit der Flexion oder sonstige Besonderheiten
dieser letzteren betreffen, bisweilen auch auf Unrichtigkeit verbreiteter
Betonungsweise u. dgl. hinweisen. Es wäre vielleicht zweckmäl'siger ge-
wesen, diese Bemerkungen der eigentlich lexikalischen Erörterung voran-
zustellen statt sie ihr folgen zu lassen, weil uuinches in den Belegstelleu
2?)i Beurteil II ij geil und kurze Anzeigen.
Vorkoiuiiiende erst durcli jene verstäiidlieh wird. l>i.s\veilen i«t auch auf
Synonyndk in Kürze eingegangen. Einzelne Artikel niaehen auf Landes-
bräuche auiinerksani, die man kennen muls, um den fSinu gewisser Wörter
zu erfassen. Endlicli ist zu jedem Worte gedrängt angegeben, was hin-
sichtlich seiner Herkunft mit einiger Sicherheit sich sagen läfst. Die
Schreibweise ist zweckmäfsigerweise einheitlich geregelt, so dals die aus
cyrillisch gedruckten Texten entnommenen Belegstellen wie die in latei-
nischer Schrift aber in abweichender Orthographie vorliegenden sämtlich
in die Schreibweise umgesetzt sind, die der Verfasser bei den von ihm
selbst gebildeten Sätzen anwendet. Sie mag manchen etwas zu sehr
historisch, zu wenig den gesprochenen Lauten folgend vorkommen. Tiktin
schreibt d, 6, c (wenigstens oft), sei, wo manche andere z, od, cd, sti setzen.
Doch sind dies ja Dinge, an die man lange gewohnt ist, und die keinem
den Gebrauch des Werkes erschweren werden.
Möge ihm rascher und sicherer Fortgang beschieden sein. Denen,
die in Deutschland nüt der merkwürdigen Sprache der östlichsten Romanen
sich bereits beschäftigten, wird es kräftige Förderung gewähren. Dal's
neue Teilnahme sich ihr zuwende, ist bei der hier gewährten trefflichen
Belehrung bestimmt zu hofTen.
Adolf Tob 1er.
Verzeichnis
der vom 12. Mai bis zuui 15. Juli 1896 bei der Redaktion
einirelaufenen Druckschriften.
Zeitschrift für vergleichende Litteraturgeschichte. Herausgegeben von
Dr. Max Koch. Neue Folge. IX, 6 [A. Wünche, Das Eätsel vom Jahr
und seinen Zeitabschnitten in der Weltlitteratur. E. Siüger-Gebing, Dante
in der deutscheu Litteratur.des XVIII. Jahrhunderts bis zum Erscheinen
der ersten .vollständigen Übersetzung der Divina Commedia 17ü7/09.
J. Devay, Äneas Sylvius' Entlehnungen in der Novelle 'Euryalus und
Lucretia' und ihre ungarischen Bearbeitungen. Besprechungen: A. Biese,
Die Philosophie des Metaphorischen (H. Rötteken)]. X, 1 [J. O. E. Don-
ner, Richardsou in der deutschen Romantik. A. L. Stiefel, Zu den Quel-
len der Hans Sachsischen Schwanke. E. Sulger-Gebing, Dante in der
deutschen Litteratur II. Die Übersetzungen. H. v. Wlislocki, Türkische
Volksmärchen aus Anatolien. P. Steiuthal, Aus den Geschichten früherer
Existenzen Buddhas. Vermischtes. Besprechungen. Kurze Anzeigen].
Le Moyen Age. Direction MM. Marignan, Prou, Wilmotte.
IX, 4. 5.
Die neueren Sprachen. Herausgegeben von Wilhelm Vietor. IV, 2
[Victor, Zur Frage der neuphilologischen Vorbildung I. D. Mackay,
Elementary Education in Scotland. G. Höfer, Die moderne Londoner
Vulgärsprache insbesondere nach dem Punch I. M. ProUius, Der neu-
sprachliche Ferienkursus in Köln vom 2. bis 12. Januar 189G. Besprechuu-
gen. Vermischtes]. 3 [Vietor, Zur Frage u. s. w. II. E. Wilke,_ Au-
schauuugsunterricht im Englischen und Französischen und seine Verteilung
auf die einzelnen Klassen. G. Höfer, Die moderne Londoner Vulgär-
sprache IL Jecinac, Der deutsche und der russische Berlitz in Rul'sland.
Besprechungen. Vermischtes].
Publications of the Modern Lauguage Association of- America edited
by James W. Bright, vol. XI, nr. 3 (new series vol. IV, nr. 3): Über
Goethes Sonette by J. Schipper. — Troilus and Criseyde, a study in
Chaucer's method of narrative construction, by Thomas R. Price. — The
dialect of the Hildebrandslied, by Francis A. Wood. — The origin of the
rule forbidding hiatus in French verse, by P. B. Marcou. — Antwurt
und Klag mit Entschuldigung Doctor Murners wider Brüder Michel
Stifel, by Ernst Voss. — MaVco Polo and the squire's tale by John
Matthews Manly. p. 275— :U)2.
Modern Language Notes, vol. XI, uo. 1, p. 195— 25G [L. Round, The
romauut of the rose, additional evidence that it is Chaucer's. — C. A.
Eggert, Goethe and Diderot ou actors and acting. — T. Diekhofl', A Sug-
gestion on Lessing's Kein Mensch mufs müssen. — E. M. Tuppan, Nicolas
2:>0 Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften.
Breton iiud George Gascoigne. — E. W. Fay, Some linguistic specuhitions.
— G. Hempl, The stress of Gcrman and Pingli.sh Compounds in geo-
graphica! iiauios. — Reviews. Corrospondonce]. no. n, p. 257 — '>2ii [A. G.
Cunicroii, France, filology, fonetism and i)oetic formuhe II. — F. Shelling,
Poems of 8hirlcy attributed to Carew aud Goffe. — C. Fontaine, Zohi. —
F. G. G. Schmidt, Tlie dialect of the Kies. — B. D. Woodward, On
Racine's 'Iphigöuie' act I, sc. 1, v. 91. — G. Shipley, On the order of the
Canterbury tales. — A. R. Hohlfeld, Contributions to a bibli()graj)hy of
Racine. — K. Pietsch, On Schelling's Book of Elizabethan lyrics. — Re-
views. Correspondence]. uo. 6, p. 321 — iJSl [O. B. Schlutter, On Hall's
( 'oncise Ags. dictionary I. — C. Bierwirth, Noch, its Englisli equivalents
and the relative frequency of their occurrence. — G. Hempl, The O. E.
nine.s for a and o. — L. Wiener, English lexicography. — F. A. AVood,
Final s in Germanic. — E. W. Bowen, The history of a vulgarism. —
Reviews. Correspondence].
Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur (Paul
und Braunes), herausgeg. von E. Sievers. XXI. Bd. 1. Heft \Irniindeot
und irmingot, von W. Braune. — Anglosaxonica, von P. J. Cosijn. — Zur
Kritik des Sprachatlas, von O. Bremer. — Etymologisches, von C. C. Uhlen-
beck. — Müspilli, von F. Detter. — Windsbraut, von B. Schmidt. —
Nochmals die Deutung der germanischen Völkernamen, von H. Hirt. —
Zur gotischen Lautlehre, von dems. — Runenstudien: I, die urgerman.
Runen, von R. M. Meyer. Die germanischen Runeuuamen : die gotischen
Buchstabenuamen, von Th. von Grienberger. — Zu Wolframs Willehalni,
vou F. Panzer. Zu Heinrich von Mügeln, von K. Helm. — Nochmals
das Todesjahr des Wulfila, von E. Sievers. Nachtrag (zu oben S. 5 f.),
von W. Braune. — Zu Andreas 575, von P. J. Cosijn. — Notiz], p. 1 — 252.
2. Heft [Über Wirnt von Grafenberg und den Wigalois, von F. Saran].
p. 253—420.
Wissenschaftlicher Centralverein Humboldt-Akademie. Skizze ihrer
Thätigkeit und Entwickelung 1878 — 1896. Ein Beitrag zur Volkshochschul-
frage von Max Hirsch. Berlin, Hugo Steinitz, 1896. 48 S. 8.
De Gregorio, Giacomo, prof. pareggiato nella R. Universita di Pa-
lermo, Glottologia. Milano, Hoepli, 1896. XXXI, 318 S. 8. (Manuali
Hoepli Nr. 218—219.) 1. 3.
Die Pflege der deutschen Aussprache in der Schule, ein erweiterter
Vortrag von Chr. Ufer. Altenburg, Oskar Bonde, 189t;. 40 S. 8.
Vereinfachte deutsche Rechtschreibung und richtige Aussprache, von
W. Bleich. Berlin, Max Schildberger, 1890. 42 S. 8.
Schweizerisches Idiotikon. Wörtei'buch der schweizerdeutschen
Sprache ... bearbeitet von Fr. Staub, R. Seh och, A. Bachmann
und H. Bruppacher. XXXL Heft (Band IV, Bogen 1—9). Frauen-
feld, Huber, 1896.
Pitt Press Series. Wallenstein, ein Trauerspiel von Friedrich Schiller.
Edited with Introduction, English Notes and an Appendix by Karl Breul,
!M. A., Ph. D., University Lecturer in German. Cambridge, University
Press, 1894, 1896. 2 Bde. LVI, 299, LVII, 305 S. 8. Jeder Band
3 sh. 6 d.
Twenty Stories from Grimm. Edited, with Notes and Vocabulary,
by Walter Rippmanu, M. A., late scholar of Gonville and Caius College.
Cambridge, University Press, 1896. VII, 216 S. 8. 3 sh.
E. Th. A. Hoftmann, Le Tonnelier de Nuremberg. Meister Martin
der Küfer und seine Gesellen, texte allemand publi6 avec une notice et
un commentaire par Alfred Bauer, membre de la Soci^te de Linguistique
de Paris. Deuxifeme edition, revue et augmeutee de nouvelles notes.
Paris, Hachette, 1896. IX, 196 S. kl. 8. 2 fr. [Die erste Ausgabe war
Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. 237
188(3 erschienen ; zu ihrem unverändert gebliebenen Wortlaut sind zwanzig
Seiten neuer Anmerkungen hinzugekommen. In demselben Verlage ist
eine lobenswerte Übersetzung der Erzählung durch L. Jeanneret luid
E. Malvoisin 1887 veröffentlicht. 9u S. kl. 8. 1 fr.]
Merwart, Karl, Reckenspäfse. Eine heitere Märe mit Benutzung
einer altfranzösischen Sage. Leipzig, A. Schulze, 189G. 52 S. kl. 8.
[Die benutzte Sage ist die von Karls Reise.]
Anglia, Zeitschrift für englische Philologie, herausgeg. von Eugen
Einenkel. Bd. VI, 3., 4. Heft. Halle, Niemeyer, 189ti [E. Holthausen,
Medizinische (Jedichte aus einer Stockhohner Handschrift. — Ewald Elü-
gel, The irreverant Doctor Faustus. — Philipp Aronstein, Dickensstudien
(Eortsetzung und Schlufs). — Dickens und Carlyle. — Moritz Trautmanii,
Orms Doppelzeichen bei Sweet und bei Morsbach — der sogenannte Crist.
— George Caro, Zur Lehre vom altenglischen Perfectum. — Karl.Borinski,
Dante und Shakespeare. — Ewald Flügel, Die handschriftliche Überliefe-
rung der Gedichte von Sir Thomas Wyatt, II]. S. VI, 293 — .51<j. Bei-
blatt.: Bd. VI, Xr. 12 und Bd. VII, Nr. I.
Übersicht über die im Jahre 1891 auf dem Gebiete der englischen
Philologie erschienenen Bücher, Schriften und Aufsätze, zusammengestellt
von Paul Lange. Supplement zur 'Anglia', Jahrgang 1894 5. 90 S. 8.
Preis M. 1,50.
Englische Studien. Organ für englische Philologie, herausgeg. von
E. Kölbing. Bd. XXI, Heft 2 [Wann sind die Germanen nach England
gekommen? von R. Thurneysen. — Das französische Element im Orrmulum,
von F. Kluge. ^ Lord Byron als Übersetzer III, von F. Maychrzak. —
Bericht über das VII. Sommermeeting der University Extension Students
in Oxford 1895. — Beiträge zur englischen Grammatik II, von O. Schulze.
— Besprechungen. Miscellen]. S. 163 — 344.
Geschichte der englischen Litteratur von den ältesten Zeiten bis zur
Gegenwart, von Richard Wülker. 14 Lieferungen zu je 1 M. (Gesamt-
preis 14 M.) mit 150 Abbildungen im Text, 25 Tafeln in Farbendruck,
Kupferstich und Holzschnitt und 11 Faksimile -Beilagen. Leipzig und
Wien, Bibliographisches Institut, 1896. Heft I, 48 S., Heft II, 49—96,
Heft III, 97—1-14, Heft IV, 145-192, Heft V, 193—240, Heft VI, 241—288.
Englisches Reallexikon (mit AusschluCs Amerikas) unter Mitwirkung
von Karl Böddeker, Franz Wershoven, Karl Becker, Gustav
Krüger, Johannes Leitritz herausgeg. von C'lemens Klöpper. Voll-
ständig mit etwa 80 Bogen. Preis jeder Lieferung, 4 Bogen stark, M. 1,50.
Leipzig, Gebhard & Wilisch, 1896. 2. Lieferung, S. 65— 12ö. 8.
Die Northumbrischen Runensteine. Beiträge zur. Textkritik. Gram-
matik und Glossar von Wilhelm Victor. Mit einer Übersichtskarte und
7 Tafeln in Lichtdruck. Marburg i. H., N. G. Elwert, 1895. VIII, 5o S.
Ein mittelenglisches Medizinbuch, herausgeg. von F'ritz Heinricii.
Halle a. S., Max Niemeyer, 1896. 234 S. 8. 6 M.
The authorship of the Kingis quair, a new criticism. S. T. T. Brown.
Glasgow, James Mac Lehose, 1896. X, 99 S. 8.
Endymion, the man in the moon, by John Lyly, ed. by George
P. Baker. New York, Henry Holt, 1894. CXCVI, 109 S. 8.
Six tales from Shakspeare by Charles and Marv liamb, ein Lese-
buch für mittlere Klassen mit grammatischen Anmerkungen und einem
vollständigen Wörterbuch von F. Balty. Vierte verbesserte Auflage von
J. Schneider. Altenburg, Schnuphase (Max Lippold). 120 S. 8. M. 1,50.
Lord Byrons Werke in kritischen Texten mit Einleitung und An-
merkungen herausgegeben von Eugen Kölbing. 2. J5and. The prisoner
of Chillon and other poems. \\'einiar, Emil Felber, 1896. IX, 150 S. 8.
238 Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften.
Collection of British Authors. Leipzig, Bernhard Tauchnitz, I8flG.
Jeder Band M. 1,60:
Vols. 3129 and 31:^.0. Cleg Kelley. By S. R. Crockett.
Vol. 3131. Comedies of courtship. Bv Anthony Hope.
Vols. 3132 and 3133. Briseis. By William Black.
Vol. 3134. Adam Johnstone's son. By F. Marion Crawford.
Vols. 3135 and 3136. A fight with fate. By Mrs. Alexander.
Vol. 3137. A füll confession. By F. C. Philips.
F. W. üesenins' englische Sprachlehre, völlig neu bearbeitet von
Ernst Regel. Ausgabe für höhere Mädchenschulen. Halle, Hermann
Gesenius, 1806. VIII, 400 S. 8. _
Freytags Sammlung französischer und englischer Schriftsteller für
Mädchenschulei]. Charles Dickens, A christmas carol in prose, für den
Schulgebrauch herausgeg. von H. Heim. I. Teil. Einleitung und Text.
116 S. II. Teil. Anmerkungen und Wörterverzeichnis. 278 S. Leipzig,
G. Freytag, 1896. Preis beider Teile gebunden 2 M.
Exercises on the habitual mistakes of Germans in English conver-
satiou and on the most difficult points of gramraar for the use of ad-
vanced students in English. A Supplement to all English grammars for
Germans by D. As her. Fourth Edition. VIII, 79 S. Key to the
exercises on the habitual mistakes of Germans in English conversation.
VI, 74 S.
Romania ... publ. par Paul Meyer et Gaston Paris. T. XXV,
No. 98 [C. Jullian, La tombe de Roland ä Blaye. P. Meyer, Version
anglp-normande en vers de l'Apocalypse. E. Philipot, Uu episode d'Erec
et Enide: La Joie de la Cour; Mabon l'enchanteur. F. D'Ovidio, Di
alcuue infiltrazioni d'italiano settentrionale uell' italiano letterario. Me-
lange»: P. M., Le roraan du comte et de la veuve du Jongleur. A. Piaget,
Uu pretendu manuscrit autographe d'Alain Chartier. L. Luzzatto, Contri-
buto allo studio del dialetto valdostano. Comptes rendus. Periodiques.
Chronique].
Revue des langes romanes. XXXIX, 6 [A. Jeanroy, Les Chansons
franjaises iuedites du manuscrit de Modfene. Robolly, Documents pro-
venyaux tires des archives muuicipales d'Arles et des minutes d'ancieus
uotaires (suite). J. Ulrich, Charte haute-engadinoise de 1580. J. Anglade,
Pour la reforme de l'orthographe. Chronique].
Staaf f, Erik, Le Suffixe -arius daus les langues romanes. These pour
le doctorat. Upsal, Imprimerie Almqvist & Wlksell, 1896. 158 S. 8.
Zeitschrift für französische Sprache und Litteratur . . . herausgegeben
von D. Behrens. XVIII, 5 u. 7 [Abhandlungen 3 u. 4: H. Morf, Die
französische Litteratur in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhun-
derts. L. P. Betz, Emile Montegut. W. Foerster, Friedrich Diez (Fort-
setzung der Freundesbriefe von Friedrich Diez, Bonn, 1894). G. Körting,
Kleine Beiträge zur französischen »Sprachgeschichte].
Moschetti, Andrea, I principali episodi della canzone d'Orlando
tradotti in versi italiani, con un jsroemio storico di Vincenzo Crescini.
Torino, Clausen, 1896. CXII, 122 S. 8. 1. 4.
Gourdon, Georges, Guillaume d'Orange, po^me dramatique. Preface
de M. Gaston Paris, de l'Academie fraugaise. Paris, Lemerre, 1896. fr. 2.
Le Pionnier de Seurdre, monologue dramatique recite ,ä Angers en
1524; reimprime, avec uue introduction et des notes, par Emile Picot.
Paris, Techener, 1896. 33 S. 8. Extrait du Bulletin du Bibliophile.
Gropp, Ernst, und Hausknecht, Emil, Auswahl französischer
Gedichte für den Schulgebrauch zusammengestellt. 25. bis 27. Tausend.
Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. 239
Leipzig, Renger, 189ü. XIV, 240 S. 8. M. 2, Kommentar nebst einem
Abrifs der französischen Verslehre und einer Auswahl metrischer Über-
setzungen. Zweite Auflage. Leipzig, Renger, 1896. VIII, 195 S. M. 1,80.
Bibliotheque franjaise. Dresden, Kühtmann, 1896. kl. 8.
2G. 27. Rosa. Une histoire de jeune fille par Madame E. de Pressense.
Premiere partie ... herausg. von Prof. Dr. C. Th. Lion. 6. Auf-
lage. 138, 54, 26 S. M. 1,10.
40. 41. Petite mere par Madame E. de Pressense . . . herausg. von Prof.
Dr. C. Th. Lion. 4. Auflage. 151, 55, 40 S. M. 1,50.
41. 45. Saus famille par Hector Malot. Premiere partie ... herausg.
von Prof. Dr. C. Th. Lion. 4. Auflage. 137, 31, 13 S. M. 1,5(1.
68. En famille par Hector Malot. Tome second . . . herausg. von Prof.
Dr. C. Th. Lion. 128, 22 S. M. 1.
69. Le gardiau de la Camargue par M'"*^ Louis Figuier. Für den
Schuigebrauch bearbeitet von Bertha von der Lage. 111, 39, 22 S.
M. 1,-JO.
Freytags Sammlung französischer und englischer Schriftsteller für
Mädchenschulen. Leipzig, 1S'j6. Scribe et Legouve, Bataille de dames ...
herausg. von Prof. Dr. Albert Hamann, Direktor. Einleitung, Text,
Anmerkungen und Wörterverzeichnis. X, 118 S. 8. geb. M. 1,20. —
Emile Souvestre, Le Chevrier de Lorraine ... herausg. von P>iedrich
Spever, Oberlehrer an der köuigl. Elisabethschule zu Berlin. VIII,
133 S. 8. geb. M...l,10.
Französische Übuugs-Bibliothek. Dresden, Ehlermann, 1896. kl. 8.
11. Lessiug, Minna von Barnhelm. Zum Übersetzen aus dem Deut-
schen in das Französische bearbeitet von Dr. Julius Sahr. 3. Auf-
lage. M. 1,20.
Cledat, L., professeur ä la Faculte des lettres de Lyon, Grammaiie
elementaire de la vieille langue frangaise. Ouvrage couronue par l'Aca-
demie fran^aise. Troisifeme edition, revue et corrigee. Paris, Garnier
freres [ohne Jahr]. VII, 3.51 S. 8. fr. 3,50.
Schoeps, Richard, Die Partikeln in altnormannischen Texten. In-
auguraldissertation aus Halle, 1896. 105 S. 8.
de Poven-Bellisle, Rene, The laws of hiatus "i" in gallic populär
latin. 11 S. 8 [ohne Ort u. Jahr].
Paris, Gaston, de TAcademie franyaise, Penseurs et Poetes. James
Darmesteter, Frederic Mistral, SuUv Prudhomme, Alexandre Bida, Ernest
Renan, Albert Sorel. Paris, Levy,' 1896. IV, 348 S. 8. fr. 3,50.
Walcker, Dr. Karl, Dozent der Staatswissenschaften an der Uni-
versität Leipzig, Montesquieu als Polyhistor, Philosoph, Vorkäm])fer der
germanisch-protestantischen Kultur und als politischer Prophet. Leipzig,
Rofsberg, 1896. V, 31 S. 8.
Pätzold, Alfred, Die individuellen Eigentümlichkeiten einiger her-
vorragender Trobadors. Marburger Dissertation, 1896. 50 S. 8 [Die Ar-
beit wird vollständig; in Stengels Ausgaben und Abhandlungen erscheinen].
Collezioue di opere inedite o rare dei primi tre secoli (h4ia liiigua
pubblicata per cura della R. Commissione pe' testi di lingua nelle pro-
viucie dell Emilia e diretta da Giosue Carducci. Bologna, Romagnoli-
Dair Acqua. II Tristano riccardiano edito e illustrato da E. (t. Parodi,
1896. CCX, 467 S. 8. 1. 15. — Le Rime di Seralino de' Ciminelli dal-
l'Aquila a cura di Mario Menghin i. Vol. I. CXVIII, 343 S. 8. 1.10,4(1.
Dante Alighieri, Opere niinori, edizione critica. II trattato de
vulgnri eloquentia per cura di Pio Rajna. (Societa dantesca italiuna.)
240 Verzeichnis der eingelaufenen Druclcschriften.
Firenze, Successori Le Monnier, 1890. CCXIV, 20tJ 8. 4. :; Tafeln
Facsimile.
Rassegna critica della letteratura italiana pubbl. da E. Percopo
e N. Ziugarelli. Num. 4. 5. 0.
Crem o na, Dr. Antouino, Fonetica del Caltagirouese con riguardi
alle principali parlate del Siciliano. Acireale, 1895. (Estratto dalla
Rassegna della Letteratura Siciliana, anno 1895.) 77 S. 8.
Scherillo, Michele, Alcuni capitoli della biografia di Dante. L'anno
della nascita — La madre e la matrigna — II nome di Dante — II
cognonie Alighieri — Geri del Bello — Brunetto Latini — 1 priini versi
— La morte di Beatrice — I prinii studi — 1 giganti nella Commedia —
Perchfe Dante salva Salomone. Torino, Loescher, I89ö. XX, 529 S. 8. 1. 5.
Fourteeuth Annual Report of the Dante-Society (Cambridge, ^lass.)
May 15, 1895. Boston, 1895. 54 S. 8 [Enthält aulser dem eigentlichen
Bericht: lUustrations of the Divine Comedy from the Chronicie of Fra
Salimbene by C. E. Norton. A Variant in the Vita Xova by E. Moore.
Additions to the Dante CoUection in the Harvard College Library com-
piled by William C. Lane].
Los cantares de myo Cid con una introduccion y notas por D. Edu-
arde Lidforss. Lund, 189-5, Imprenta de E. Malmstnmi. VIII, 1G4 S. I.
(La introduccion y notas se acabaron de iinj^rimir el 25 de Abril de 189*;.)
Die altfrauzösische Prosafassiiiig des Moulage Guillaume.
(Schlufs des Textes.)
V. Comment Sinagon de Palerne fut occis par la main
de Guillaume d'Orange, conime il avoit este sorty, la
bataille desconfite par les crestiens et la cite conquise.
(A: 346<i— 348d; B: 5251' — 528^.)
39. /^^r dit l'istoire que quant Landry le noble conte eust le
I I tractie fait aveques le roy Sinagon d'aler a Paris devers 5
V^^' le roy Loys de France et devers les parans de Guillaume
pour sa delivrance, et Guillaume fut mis hors de prison jusques a
ung terme certain donne et accorde entr'eulx, Sinagon le fist baigner
conroyer et remectre en point ainsi comme il avoit este convenance.
Et fut Guillaume mis en une cliambre ou palaix mesmes de Palerne, lo
nourry et bien gouverne selon la convenance que le roy Sinagon
avoit faiete a Landry le timonier, et y fut en tel estat jusques a ce
que le secours feust venu, comme si fist il. Et lessa le roy Sinagon
le conte Guillaume en une chambre aveques ne dit point l'istoire
combien de sarrasins. (Mais ... les sarrasins) qui le gardoient, se 15
armerent et mirent en point pour aller en bataille, faire aide et se-
cours a leur seigneur aveques les autres que Sorbares le roy sarrasin
ala querir et faire armer comme par maniere d'arrierebam. Or vit
bien Guillaume toute la maniere, or aparceut il bien que la cite se
vuidoit de gens, et or savoit il bien que la bataille se faisoit, et que 20
Landris estoit revenu de France et qu'il avoit grant secours araene.
Si ne vist liomme nul qui l'empeschast de son corps armer, et moult
desiroit a estre hors de prison, car il n'y estoit sur sa foy ne sur sa
prommesse ne autrement, si non comme prisonnier auquel on avoit
gardes lassees, lesquelles gardes, comme vous oyes, desirans conforter 25
aider et servir leur prince, allerent a son secours sans pencer au fait
de Guillaume que ilz habandonnerent leans, et jamais n'eussent
39. 3 conqiiise] A fügt hinxu comme sensuit ^ noble fehlt B 5 traictie B
6 loys le roy ß les parans] leparans A H le roy fehlt B 15 dessarrasis A
Leiche in A und B 17 sarrassim B 21 grantj güs A 24 nom B -5 les-
siees B 26 a son] au A
Archiv f. n. Sprachen. XCVII. 16
242 Die altfranzößische Prosafassung des Moniage Guillaume.
pence ce qui avint. Et pour ce se arma le noble conte; et asses y
avoit de quoy ou palais.
40. /^uant Guillaume d'Orange fut arme de haubert grant long
\X/ et large si qu'il lui couvroit les genoulx, il print ung chapel
de fer, dont il couvry son chief pour les doubtes qui eussent peu ad-
venir, puis • seindy Mirgaude la riebe espee, que souloit porter le
5 fort roy Sortibrane, et une riebe guisarme trouva il en son chemin,
dont il se garny et fortiffia. Et quant il se fut ainsi arme, il re-
garda aux fenestres de la tour adonq et vit [par la cite] les bour-
gois et vavasseurs qui se armoient et montoient es chevaulx, les
ungs volentiers, les autres moult a envis et le plus tard qu'ilz pou-
10 oient. Sy desvala au guicbet et tant fery encontre que il fist voler
hors des gons, puis s'en issi et entra ou palaix, ou il trouva les
queux les bouteilliers les vieulx officiers du roy Sinagon, lesqueulx
par grant vieillesse, par maladie et par feiblesse et par debilitaction
de leurs corps ne pouoient sieuvir les armes. Si s'adressa vers eulx
15 Guillaume et de la guisarme qu'il portoit en fist si grant essart, que
onques homme ne fut puis tant hardi qu'il luy osast sa volente des-
veer, ains coururent tous, et hastivement, eulx musser et se destourne-
rent de sa voie. Et lors s'en sailli Guillaume et trouva comme a
l'issue du palaix et a l'entrer en la cite ung bourgois sarrasin, le-
20 quel estoit arme a souhet et vouloit monter sur ung grant cheval a
merveilles; si le fery Guillaume de sa guisarme en travercant ung
coup si fermement assis que mort le mist devant luy enmy le pave-
ment veans sa femme et les voisins, lesqueulx s'en fouirent [tous] en
leurs maisons. Et adonq lui osta Guillaume son heaulme et se arma
25 de son escu, puis s'en passa au long de la grant rue et vint a la porte,
ou il trouva cinq sarrasins grans fors et membrus, lesqueulx ouvroient
la porte et laissoient passer ceulx qu'ilz cognoissoient. Et certainement
cuidoient que ce feust Braidement le bourgois aux armes qu'il portoit
et au cheval qu'il cbevauclioit: si lui ouvrirent la porte, mais non mie si
30 diligenment corame Guillaume eust voulu, pourquoy il se corrouca et
de sa guisarme en fery ung que premier aconsieuvi, que tout le doz
lui pourfendy veans ses compaignons, qui de ce furent ausques esbahis.
41. /^uant Guillaume d'Orange eust le sarrasin occis et il vit la
\oc porte ouverte, il s'en passa oultre lors sanz plus faire de
desplaisir aux autres, car nul [de eulx] ne se mist a deflTence. Et
40. 9 a fehlt B 10 11] Ils B 13 f ablasse B libitacion B 17 missar B
19 sarrasim B 23 toutes B 28 üg B 29 üs B
41. 1 sarrasim B
* Vgl. zum Folgenden Tir. 75:
Puis ceint Maugrade a son senesire lez,
Ce ßi l' espee Sortihran le fae . . .
. . . Une gutsarme dont Facier estoit ks
Vit le marchis par delez .i. piler. ...
Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume. 243
lors chevaulcha Guillaume vers la bataille, ou moult desiroit arriver,
car longtemps avoit qu'il n'y avoit este. Et qui demanderoit s'il 5
estoit en bon point et sain du corps et bien refait pour estour en-
durer, dit l'istoire que ouy: car il s'estoit refait par l'espace du temps
que Landry le timonier avoit mis a amener le secours de France.
Et quant il entra en la bataille, lors se fery il parmy les sarrasins
et de sa guisarme en occist plus de xv, dont trop fut doulant Sina- 10
gon, et bien se doubta que ce feust Guillaume qui feust de prison
eschape, ja seit ce qu'il portast les armes de Braidement le bourgois
et que il chevauchast son cheval. Si commanda qu'il feust assailly
de toutes pars ; mais nul ne tourna vers luy, cuidans certainement
que ce feust Braidement le bourgois. Et quant Guillaume vit Sina- 15
gon, qui sa mort avoit juree et qui si longuement l'avoit en sa prison
tenu, il ne se sceut tenir de parier lors et lui dist: 'Voirement sui je
Guillaume qui tant as en ta prison tenu, roy de Palerne' fet il. 'Mais
saches qu'il t'en mescherra, et verras le sort que de ta mort feis
faire [averir], car aujourd'uy te occiray a mes mains.' Et quant le 20
roy Sinagon entendi Guillaume qui ainssi le menassa de mort, il fut
moult doulant en son courage et dist a soy mesmes que mieulx
aymast oncques ne l'avoir tenu prisonnier. Et asses en mauldist et
blasma ceulx par qui il estoit de la tour de Palerne eschappe, car
plus n'estoit en seurte de sa vie, mais en si grant doubte qu'il ne 25
savoit comment sainement se peust eschapper de l'estour.
42. ]% Toult fut doulant Sinagon de la delivrance de Guillaume,
i.T_l qui de mort ne le pouoit asseurer; et plus reconforta son
duel quant Guillaume le deffia en tirant Murgaude la riebe espee
du fourrel. II s'escria 'Palerne' si haultement adonq, que la sur-
vindrent plus de mil sarrasins, lesqueulx assaillirent Guillaume si 5
fierement, que en plus de xxx lieux le nafvrerent et son cheval
mesmes occirent soubz luy. Et lui mesmes eussent ilz mort ou pris,
quant il cria 'Orange' a haulte voix si longuement et haultement,
que clerement l'entendy Landry le timonier, qui lors s'avanca en
rompant la presse et tant se porta vaillanment que il le aparceut lo
a pie, mais mie ne le cognut si non a la grandeur de son corps et
a la deffence qu'il monstroit. Si lui escria haultement: 'Tenes vous
bien, sire cousins' fet il, 'tenez vous bien! que bien uit qui cy vous
amena et qui de prison vous a a ce matin delivre! Mais en trop
grant dangier aves este, se haultement n'eussies Orange crie; car a 15
vostre voix et au cry que vous soulies faire en bataille, vous ay je
cogneu et entendu.' Si avint ainsi que la parloient Guillaume et
Landry Tun a l'autre, passoit ung roy payen nomme Magdanias,
41. 19 sachies A mescharra B 22 que] qui AB 23 oncques ne l'avoir]
umgestellt B en fehlt B mauldisy B 25 seurete B
42. 3 deil B 7 occeireut B mors A H cougnust B nom B 18 mag-
damas AB?
16*
2-11 Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaurae.
lequel estoit monte si avantageusement, que en piain champ eust
20 Ten a peine eu le cheval qu'il chevaulchoit. Et de son corps avoit
tant fait d'armes et de damage aux crestiens, que pour en avoir
vengence le chacoit et sieuvoit au doz Maillefer a tout une hache,
qui plus avoit de deux pies de taillant et tant estoit finement asseree
que rien qu'il encontrast ne s'en pouoit jamais aller; et pour ce que
25 Magdanias avoit veu son contenement, ne l'avoit il ose actendre,
ains s'enfFuioit par la bataille. Et si avant s'embati, qu'il vint passer
par devant le conte Landry, qui tellement le fery de l'espee que jus
du cheval l'abati enmy le champ voire devant Guillaume, qui mie
ne dormy a icelle heure, ains mist main a la bride et monta dessus
30 aussi legierement comme s'il n'eust eu que xxx ans.
43. /^vr fut .Guillaume sur le destrier monte pour la poursuite que
KJ fist Maillefer et par la vaillance du noble conte Landry,
qui le sarrasin avoit d'un cop d'espee abatu. Et quant il fut a
cheval, il se mira en son harnois come fait ung paon en la roe qu'il
5 fait de son plumage, et tant se orgueilli du bon destrier, qu'i[l] ne
doubtoit homme uul vivant. Et ja se vouloit referir en ses ennemis,
quant il aparceut le noble roy Maillefer, lequel il adevanca et se fist
a luy cognoistre par sa parole. Et quant Maillefer le cognut, vous deves
savoir qu'il fut moult joyeux, et longuement l'eust [voulentiers] festoie.
10 Mais il n'eust mie le loisir: car ja estoit la bataille si enfforcee, que
a peine avoient ilz le loisir de parier Tun a l'autre. Et trop se
venderent chierement leurs maulx talens. Car quant ilz furent tous
entremesles, tant ceulx qui premierement estoient venus comme ceulx
qui despuis arriverent de la cite ung peu devant Guillaume, lors
15 commenca et doubla par ramfort la bataille. Et tant y eust de coupz
donnes empruntez receus et rendus, que trop se diminua le pueple
et les rencs se en esclaircirent ; car tant en tumba et verca en la
presse, que bien pouoient Tun l'autre cognoistre et aviser ceulx qui en
sante a cheval ou a pie estoient demourez, et ceulx de cheval par
20 especial pouoient mieulx veoir que ceulx qui estoient verces par force
de horions. Et par ce fut Sinagon occis. Car Guillaume, qui aux
armes qu'il portoit en son blason le recognut, se fery en travercant
les mors par la bataille et s'adreca vers lui l'espee traite disant:
'Au jour d'uy est le jour venu et Teure est aprouchiee, rois Sinagon'
25 fet il, 'que le sort que tu feiz jadiz faire par Malaquin de Lutie,
[averira, si te (tuerai a l'aide) du dieu ou quel je croy].' Et quant
Sinagon vit et entendi Guillaume qui sa mort lui amenteust par
deffiance, il fut si espardu en soi que il ne sceust nulle defFence
monstrer; car il penca de tout son cueur et afficha son entendement
42. 22 toute A 25 Magdanias] s. o.
43. 3 sarrasim B dum B 4 rue B lo le fehlt B n ilz] eulx B i^ maul-
talans B ^3 entremelles B 16 emprumtes B diminia A peuple B 24 est
aprouchiee] venue A 25 malaquim B Lucie? vgl. zu 16 21 utul 2Ul 29 ficha B
Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume. 245
ou sort que Malaquin [le sarrasim] avoit fait, et se tint comme pour 30
mort. Et lors le fery le conte Guillaume de s'espee si airement, que
mort le porta enmy le champ.
44. >^omme vous oiez, mourut Sinagon par lui mesmes. Car ainsi
vy' lui estoit destine ne nul ne Ten eust sceu destourner, puis
que son sort y estoit aveques l'ymagination qu'il y avoit. Et lors
branslerent fort les sarrasins, car c'estoit celluy qui les conduisoit
et qui tout le fais de leur bataille sousteuoit. Si se commencerent 5
a esbahir de leur part, et Guillaume a crier Orange pour les Fran-
cois esbaudir si baultement, que clerement entendy Loys le filz
Charlemaigne sa voix et ala vers lui a grant joie. Mais petit se
festierent a icelle heure, ains entendirent a grever leurs ennemis, qui
ja estoient comme oultres et [menes] a desconfiture. Et lors s'entre- lo
trouverent comme ensamble les nobles princes Bertran le plasim,
Guielin, Baudoims de Flandre[s], le conte [de Blois, Pierron du
Tertre, Guion d'Auvergne, le conte] Savary, Gobert de Troies et
autres pluseurs, lesqueulx poursieuvirent leur fait si asprement a
l'aide du vaillant chevalier Maillefer, que les sarrasins en furent tous 15
mis en desroy. Et s'enffuirent vers la cite les aulcuns et les autres
[plusieurs] ca et la, ainssi que mieulx se cuiderent sauver. Et se
aucuns demandoient, qu'il avint de ceulx qui en la cite retournoient,
respond l'istoire que Guillaume d'Orange et Maillefer, quaut ilz vireut
mourir Sinagon, pencans que la bataille ne dureroit plus gaires du 20
coste des sarrasins, se partirent de l'estour et tirerent droit a la cite
pour les fuians recevoir, se aulcuns se vouloient dedans retraire.
Car bien savoit Guillaume veritablement que mie n'y avoit gens
dedans pour la garder.
45. rprop furent les sarrasins mauvaisement appointes, quant ilz
JL se cuiderent retraire en la cite, et moult en firent Guillaume
et Maillefer mourir, dont les crestiens furent joyeux, car se dedans
feussent entres par aventure ainssi conmie ilz cuidoient faire, ilz
eussent donne ung grant empescheraent pour tant que la cite estoit 5
fournie de tous vivres. Mais Dieu[x] y ouvra de sa grace, car
Guillaume et Maillefer la deflTendirent et conquirent l'entree si legiere-
ment comme se on les eust mandes pour leur livrer par composicion.
Et lors convint sarrasins mourir et tourner le doz comme gens qui
ne savoient ou eulx retraire, et longuement dura la chace. Mais asses lo
en y eust qui se rendirent et promirent eulx fere baptisier et estre
crestiens : si les prist Ten a mercy et mena Ten en la cite, en la-
quelle le roy de France enti'a, le roy Maillefer, aussi Landry le
timonier, qui l'onneur avoit eue de la bataille pour tant qu'il avoit
43. 30 malaquim B 31 aireemeut B 32 emmi B
44. 9 festoierent B H emsamble B Bertram B 13 Nach Troies ist in A
nackrjchoU pierron du tertre guion d'auuergne 16 desrov] desarroy B
'45. 11 faire B
246 Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Ciuillaume.
15 l'enseigne de France conduicte. Et a luy aussi fut le royaulme et
la cite de Palerne bailles de par les princes crestiens du consente-
ment de Guillaume, lequel apres .vui. jours passes et durant la feste
qui fut joyeusement et sollempnelleinent faicte, voulu prendre le
congie du roy et des autres barons, qui moult luy prierent de re-
20 tourner en France aveques eulx. Mais pour priere que le roy lui
feist, n'en voulut rien faire, ains dist que jamais au siecle ne de-
niourroit et qu'il vouldroit en Termitage user sa vie et Dieu servir
tant comme il lui plairoit que il vesquist. Et fin de compte s'en
parti Guillaume, que puis ne virent comme dit l'istoire; si ala il
25 combatre le jaiant Ysore devant Paris et le tua, come vous orres
ca apres [racompter].
46. X es viii jours passes apres la feste que firent les nobles cres-
JLi tiens en la cite de Palerne dont le noble chevalier Landry
le timonier fut roy coronne et sacres, que Guillaume d'Orange s'en
fut retourne en hermitage, s'en partirent les princes et nobles barons
5 pour retourner chascum en son lieu. S'en ala le roy Loys en France,
le roy Maillefer a Pourpaillart [et les aulti-es chascum en son lieu].
Et Landry le timonier demoura en Palerne, ou il se fist servir craindre
et amer; et moult fist de sarrasins convertir a la foy crestienne et
baptisier, et y fist faire belies esglises et en tout le pais d'environ or-
10 donna prestres et gens d'esglise pour le nom de Dieu honnourer.
Mais combien il regna, qui lui fist guerre ou non [depuis], ne dit
rien l'istoire, ains s'en passe a itant d'en plus parier et retourne a
Ysore et aux sarrasins qui avoient Loquiferne conquise.
VI. Comment Ysore le grant, qui fut filz Brohier,
se parti de son pais pour aller en France venger le roy
Sinagon que Guillaume avoit occis.
0
(A: 348a — 350c; ß: 5281) — 531^.)
47. /'"Xr dit l'istoire que quant Ysores le grant eust Loquiferne
conquise, comme ouy aves ca arriere, et il sceut comment
Maillefer avoit Esmeree la rayne, qui fut femme du roy
Gloriant, emmenee, il fut plus doulant qu'onques mais, car bien cui-
doit pour certain avoir Maillefer a son commandement. Et au fort
n'est si grant duel qu'il ne conviengne oublier et delaisser; si se
10 apaisa et fut ung certain temps en celle cite, puis s'en parti quant
bon lui Sambia et s'en retourna ou royaulme de Coymbres, dont il
estoit seigneur et d'autres pluseurs pais terres et contrees domin ateur
45. 15 aussi fut umgestellt B 19 de] du B
46. 8 aymer B 9 en tout] entour A H nom B
47. 9 deil B delessier ß
Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume. 247
en souverainete. Et dit l'istoire qu'il estoit la ung jour, qu'il luy
vint ung message ainsi comme nouvelles vont, lequel lui racompta
la bataille qui avoit este devant Palerne, l'aventure qui estoit advenue 15
au roy Sinagon, la descoufiture du pueple Mahom et la prise de la
cite, dont il fut tant doulant que merveilles, et pour ce que Sina-
gon[s] estoit de son parente, jura Dieux et la barbe de son'menton
que il feroit si grant armee comme il pourroit plus [faire et] assem-
bler, et qu'il passeroit mer et iroit en France et desti'uiroit crestiente 20
ou despit du filz Charlemaigne qui ainsi avoit le sien parent des-
herite. Et lors manda ses barons [ses] rois [ses ammassours] ses ami-
raulx ses tambullans et ceulx qui estoient a lui obeissans, et leur
desclaira sa volonte en leur commandant que dedans ung certain
temps long asses ilz se preparassent, feissent faire du nasvire et se 25
pourveissent de vitaille et de tous autres habillemens et convenables
uecessites pour vivre en mer et pour guerroier sur terre, en leur
signifiant le serment qu'il avojt fait, les causes pourquoy et ce qu'il
avoit en pencee tout entierement.
48. XT^t quant les princes et rois sarrasins entendirent le vouloir
J_J du soudant Ysores, chascum lui convenanca de lui tenir
compaignie et de fere les aprestes des vesseaulx, de gens et de vi-
taille, et estre vers lui a ung terme qui de par lui leur fut donne,
lequel fut long asses, car si brief ne se eust mie peu faire [, come 5
l'istoire le pourroit bien racompter]. Et cependant se pourvey Ysore
de messaiges seurs propres [et] parlans et entendans tous langaiges;
et iceulx envoya en France et par toutes contrees crestiennes en-
querir cerchier et savoir amplement et segretement et ainssi comme
mieulx le savroient, que Ten disoit en France et es pais crestiens, lo
et ou estoit Guillaume d'Orange. Car de lui se doubtoit plus que
de homme nul vivant, savant de vray qu'il n'estoit homme qui le
peust occire si non lui. Et lors se partirent ceulx qui de ce faire
eurent la charge, et cerchierent Lombardie Bourgoigne Champaigne
Aulvergne Berry Gascoigne France Picardie Alraaigne, et mesmes i5
en Ai'le furent ilz, a Orange a Nerbonne en Prouvence et par toutes
les contrees crestiennes de quoy ilz se sceurent adviser, par bours
mesmes, par villes [par cites] et chasteaulx, par villages et en bos-
caiges [meesmes] pour ce qu'il avoit este en hermitage, en enquirent
eulx. Mals onques nouvelle [bonne <ne) male, certaine ou doubteuse] 20
n'en peurent ouir; si s'en retournerent faire leur rapport au soudant
Ysores, lequel ymagina penca et crut certainement qu'il feust mort.
Si ne craigny homme vivant, et dist [il] a par soy qu'il vivroit si
47. lö peuple B 19 ils B {beidemal) 20 zweites et fehlt B 23 tamb.] sie
24 vouUente B 25 nafvire B? 26 toutes B -9 empencee A, empence B
48. 3 faire B 5 eust — peu] peust A 13 nom B 15 almeigne B
1*^ par chasteaulx A 23 a fehlt B
248 Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume.
longuement, qu'il conquerroit Almaigne Braibant Angleterre Flandres
25 [Ardenne] le Lieige Haynault Picardie et toute France, se feroit co-
ronner a Saint Denis, tiendroit son siege a Paris, puis conquestroit
Normandie Bretaigne Anjou Touraine Berry Auvergne Poictou Bour-
goigne Vianne Nerbonne Toulouse toute Gascoigne et Bourdeaux,
et remectroit toute Espaigne ou point qu'elle estoit du temps Roulland
30 Olivier et Charlemaigne le grant, et a Romme aussi tiendroit il son
siege et seroit roy de tout le monde, se le sort qu'il avoit fait faire
n'estoit menteur.
49. A inssi se devisoit a par lui le soudant Ysore en passant le
XX temps et actendans la saison qui approuchoit, que ceulx
qu'il avoit semonx et mandes devoient venir; lesqueulx vindrent
lin ablernen t, et tant y arriva grant nasvire que toute la marine en
5 estoit couverte. Si s'en esjouy le soudant et moult loua ses dieux
de l'onneur qu'on lui faisoit et du monde qui luy venoit par [la] mer
de toutes pars. Et quant tout fut bien appointie a leur souhet, lors
se charga il en une nef grant a merveille, forte belle et ovree neufve-
ment par maistres qui bien et proprement l'avoient compousee, que
10 en facon ne en aultre rien n'y eust Ten trouve que redire. Et moult
avoit leans de cbambres a haulx et doubles estaiges et moyens
essaulcemens comme en ung chastel bien logeable. Le mast d'icelle
nef estoit de cypres, grant, hault par mesure et si gros que .iiii. hommes
ne l'eussent eu a peine embrasse, et lez chambres de leans richement
15 pourtraictes et painctes a beaux histoires anciens pour lez seigneurs
et les dames, se elles y eussent este esbatre et desduire plaisanment
Sans ennuy. Puis fist lever les voisles quant il fut temps et le vent
leur fut bon. Et tant singlerent par mer par jours par nuyts et par
reposees, selon ce que les vens gouvernoient leur nasvire, que ilz
20 arriverent en Almaigne. Et la descendi Ysore a tout m*^ mille paiens,
lesquevüx coururent la terre, fusterent pillerent et destruiserent mar-
clians laboureurs et gens de tous estas. Si n'osoit nul arrester de-
vant eulx, et si ne savoient ou ne quelle part fouir; car tout en
estoit le pais piain et si peuple qu'il n'y avoit ville village bourc
25 baie [ne] buisson ou il n'en y eust.
50. /^uant les vesseaulx et le nasvire des sarrasins furent des-
\ot chargies, et Ysore le grant fut aux champs, il lui tarda
moult qu'il feust en France, car il lui sambloit que par avoir la cite
de Paris conquise il pouoit estre maistre seigneur et [le] roy de tout
5 le demourant, Si fist ses bagaiges trousser et chargier sur chars et
chevaulx, dont il ne finoit ainssi comme bon luy sambloit. Et en
48. 24 almeigne B 25 heynault B 26 tendroit B xiveites a] devant A
cöquesteroit B 29 roland B 30 charlemeine B tendroit B
49. 2 actondant B '"^ semons B 4 uafvire ß? 12 Le] la A 19 na-
fuire B? II B 23 fuir B
50. 1 uafuire B? ^ coinuie] que A sembla A
Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume. 249
travercant les marches d'Alraaigne, passant par Braibant par Hay-
nault par Picardie, et passant par les gues et par les rivieres ex-
ploicta tant qu'il arriva devant Paris la grant cite. Et des villez
cites chasteaulx fortei'esses ponts pors ou passages qu'il conqueist lo
ou gaignast avant qu'il y peust estre arrive, se taist l'istoire tant qu'a
present, et racompte que quant il vit Paris, il fut ausques joyeux et y
mist son siege du coste de Heruppe, pour tant que les Francois y
ont tousjours este les plus fors. Si deves savoir que quant le roy
Loys y estoit adonq et qui ja avoit ouy les plaintifz des sarrasins 15
et l'armee qu'ilz avoient faicte si grande comme de nn'' mille paiens
aveques lui, qui estoit comme on lui avoit raporte filz du jaiant
Brohier, qui mist le siege devant Laon pour le temps de la grant
guerre que Ogier mena contre le sien pere Charlemaigne, fut tant
doulant que merveilles et non sans cause. 20
51. -yrers Nostre Dame des Champs pres de Paris ordonna son
V logeis le soudant Ysore; et vers Saint Marcel estoient
d'autres rois de sa compaignie, a la porte Sainct Victor pareilleraent,
et vers Saint Germain des Pres estoient les rois Clariant Corsabrins
et Valdinde, acompaignies de cent mille paiens pour tout le quartier 0
d'icellui bas garder. Et Loys estoit en son palaix [a Paris], acom-
paignie de maint prince, voire tous nouveaulx. Car ja estoit passe
le temps du noble et preux conte Aymery et de ses enffans, et estoit
comme ung autre monde neuf a icellui temps. Le roy estant en son
palaix, oyant les grans plaintifz de Funiversel pueple qui onques 10
mais de leur aaige n'avoient veue la pareille aventure avenir ne les
sarrasins venir a celle puissance, veant son barnaige espouante, es-
coutant se nul ne lui donneroit confort ou conseil sur ce qu'il avoit
a faire, informe par ses prives officiers (du) commun pueple qui s'es-
baissoit et qui cuidoit estre pardu sans remission — car il regretoit 15
Charlemaigne Ogier Roland Olivier et les nobles pers et barons, qui
puissanment souloient regner, qui vaillanment souloient la terre de
France deffendre [et garder] et les haultes terres et seignories con-
querir et par leurs grans proesses subjuguer et soubzmectre a l'onneur
imperial qu'i mist sus et souloit tenir le vaillant conquerant Charlc- 20
maigne son pere, dont ilz plouroient lors la mort a chauldes lermes — ,
se argua en soi mesmes et en sa pencee desira et regreta les nobles
princes et vaillans barons qui en son jeune aage avoient son hostel
pare de leurs personnes, son honneur haultement eslevee et soustenue
par leurs beaux faitz et ses ennemis subjugues par leur[s] puissance 25
[et vasseleiges] et proessez, comme estoient Aymery de Nerbonne
50. 7 almeigne B H se] Si se B 14 fort A. Der Satz ist wohl sicher
verderbt. 16 arme A
51. " et de Valdinde A paiens] hömes B 10 peuple B H navoient
veno umrjcstcUt A 1* ses prives] ces princes A peuple B '^0 ampercal B
charlemciue B ^1 larmes B -3 aide B
250 Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume.
Garin d' Aussenne Beufves de Commarchis Hernaiz d'Orleans Ber-
nart de Braibant Guillaume d'Orange Aymer de Venise Guibert
de Andrenas Renouart au tinel et leur noble lignee, laquelle se com-
30 mancoit a decliner ainssi comme nous mesmes qui vivons ores veons
la declinaison du temps, qui tout est different a cellui dont nous
avons leu et lisons en pluseurs histoires.
52. rpousjours ne peut Ten mie estre en ung argu ne en une
X peneee. Pour ce [le] dit l'istoire, que longuement n'y fut
mie le noble roy, ains lui revint le courage, et jura Saint Denis que
ja ne luy seroit reprouchie, que il eust sa cite soufferte asseigier sans
5 la deffendre, car trop la cuidoient les sarrasins avoir conquise. Si
manda ses barons et fist par la cite [si] haultement sonner aux armes
que chascum le peust clerement ouir. Et quant ilz furent aprestes,
lors se mirent ilz aux champs par une porte ou par deux ainssi
comme meilleur leur sembla a faire. Mais gairez ne chevaucherent
10 avant, quant Clariant ' les moustra au roy Corsabrun et lui dist:
'A bataille ne pouons nous faillir, [dant] rois' fet il, 'mais a nous
n'avront duree les crestiens, se saigement les savons a ce commance-
ment recueillir.' Ilz se armerent bien Ix mille [alors], et le plus
asprement qu'iiz peurent se ferirent es crestiens qui premiers sailloient
15 a la file. Et quant ilz commencerent l'estour, vous deves savoir que
moult en y eust de verces que d'uns que d'autres des fers des lances
a la puissance des chevaulx qui duitz estoient de guerre. Et tant
se combatirent enssamble crians chascum son ensseigne, que mors
et desconfiz feussent les paiens, quant Valdinde le roy y amena bien
20 .Ix.m. hommes fres et reposes, qui les crestiens assaillireut et descon-
firent si asprement que mors feussent [et decopez] sanz mercy, se
en Paris ne se feussent retrais hastivement. Et quant ilz furent
dedans, ilz fermerent leurs portes, et bon besoing leur estoit, car
Ysore y fist son grant ost arriver quant il entendi le bruit et la
25 [grant] criee, et commanda assaillir la cite. Mais gaires n'y eurent
de prouffit, car la nuit les seurprist, qui [les] fist leur assault cesser.
Si se retrairent le plus diligenment qu'iiz peurent, plaignans la perte
qu'iiz avoient faicte et menassans les crestiens, lesqueulx ne s'en
pouoient gaire louer, car moult avoient de leurs hommes pardus au
30 raenffort que le roy Valdinde y amena.
51. 28 brebant B A hat Aymer de V. vor Bernart
52. 1 zweites en fehlt B ^'» möstra B 13 mil B 15 fiUe B 18 emssamble B
19 desconfils B feussent «acÄ mors B 20 m.] mille B frests B 21 mercis A
22 emparis A, enp. B 24 ysore zweimal B 26 leur] 1 A 29 guieres B 30 y feidt B
» Vgl. Tir. 80 (Hs. 24370):
Premier les vit h fier roy Clarions {Premiers — li fors rois Claritons Lond.)
Qui a la porte avoit son paveillon. ...
... // en apde Fahurs (Farbiir Lond.) et Fauxerons (Pause. Lond.)
Et Corssabrin ei CorssouU (Corsaut Lond.) Vesclavon ...
Die altfranzösisclie Prosafassung des Moniage Guillaume. 251
53. /^omme vous oies, eurent bataille les crestiens contre les sarra-
V. siiis, et moult y eust de gens mors d'une et d'autre partie.
Si plaignv chascum le damage qu'il avoit receu; et grant dueil en
fist Loys de son coste, si faisoient les sarrasins d'autre part, disans
que se ilz sailloient encores, que ilz les avroient par grant sens ou 5
par grant cautele. Et pour les eschaufFer et faire saillir hors venoit
moult souvent Ysores a la porte et jusques aux fosses comme cellui
qui rien du monde ne doubtoit, et crioit si haultement que l'organne
qui de son corps issoit estoit ouye de par tout Paris jusques oultre
la cite. Si en estoit le roy si doulant, que lui mesmes le voulut lo
veoir; car on luy avoit rapporte qu'il avoit bien xviii pies de liaul-
teur, et que son corps n'eust vee ne reffuse contre .xxx. Chevaliers
armes des plus vaiilans qu'on eust peu en France finer. Et quant
le roy le vist a ung matin qu'il venoit devant la porte crier haulte-
ment a grosse voix comme ung orgre: 'Pourquoy ne viens tu hors, 15
Loys?' fet il, 'et que u[e me] ameines tu [cy endroit] xx ou xxx de
tes Chevaliers, que je seul combatray en soustenant que la loy Mahom
vault mieiüx que la loy Jhesus, que tu fais a Paris et par tout ton
royaume aourer, et soubz ceste querele me veulx combatre? si viens
contre moy ainssi acompaignie comme je t'ay [ja] dit! Car je t'ai 20
[ja] dit que je te deffie pour la mort du mien pere venger, que
Charlemaigne ton pere fist devant Laon occire par Ogier de Dampne-
marche. Et tant te dy que par nul moien ne peux eschapper de
ma main.'
54. rprop fut doulant le roy de France, quant il ouy Ysores qui
_L ainsi parla oultrageusement. II s'en retourna en son palais
adonq, et Ysores demoura ausques longuement pour savoir ouir et
escouter, se nulle responce lui seroit rendue. Et quant longuement
se fut tenu et il lui ennuya, lors se mist il au retour et s'en ala en 5
son tref, qui tendu estoit en lieu grant et spacieux. Mais mie ne se
y tenoit moult souvent, ains aloit et venoit parmy son ost veoir et
visiter les rois [les] amiraulx et nobles qui aveques lui estoient
venus. Et tant avoit de peuple en sa compaignie, que plus de .vii.
grans lieues tenoient de pais environ. Et tousjours aloit au matin et lo
au vespre en une engarde ou petite löge qu'il avoit faicte pour lui
seulement pres dez fosses et des murs de Paris, et crioit si hault comme
ung ennemy et si hault que bien le pouoient entendre ceulx de Paris
et de l'ost [meesmement]. Mais trop s'en corroussoit le roy Loys et y
prenoit desplaisir si grant, qu'il en souspiroit de fin dueil maintesfois. i5
Si se taist a itant ung peu l'istoire du soudant Ysores et de ceulx de
sa compaignie et parle du roy de France et des Chevaliers de son hostel.
53. 3 deil B 17 tes] tels B mahom — loy xiveimal B 18 Iheson B
20 je] lay B (beidemal) ^1 erstP)i quo] Car B -- charlemeine B
54. 1 desfranccöis B ^ xweitcs il] ils B '•' sa xwcinial B 10 lieux AB
13 et fehlt B entendre] cleremt ouir B W oost B? 1«"> ils B doil B
252 Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaunie.
VII, Comment Loys le filz Charlemaigne envoya
par conseill des nobles liommes de son royaume
partout cerchier et querir Guillaume d'Orange.
(A: SSO'i — 352b; B: 5'31b — 534a.)
55, /^^r dit l'istoire que quant Ysores de Coymbres se fut devant
5 11 Pfii"is logie et il eust eue une bataille contre Loys le
V_^ noble roy, il envoia tout le pais courir [et] fourrer ardoir
piller et gaster aux environs des bonnes villes et cites, et tenoit le
menu peuple en sa subgection et a destroit, que nul n'osoit soi tenir
aux cliamps ne labourer, si non par emblee. Car ilz n'estoient mie
10 enssamble nioings de .x. ou de .xn. niille, et ne les savoit Ten avoir
si non par aventure, quant ilz se esquartoient [trop pres]. Et tant
de maulx de griefz et de damages importables faisoient au pueple,
que moult souvent en avoit le roy les plaintifz en son palaix, dont
il estoit si douloreux que bien souvent le convenoit de pitie [et de
15 courroux] lermoier; et lui mesmes s'en complaignoit et doulousoit a
ses princes et barons, ausqueulx il demandoit conseil, mais nul ne
lui savoit donner. Et quant il se vit ainssi asseigie, il envoya en
l'ost des sarrasins ses espiez et messaiges duits et apris de teile chose
faire, et bien leur charga de savoir leur convine et comment ilz se
20 raaintenoient, affin de les grever [par toutes voies guerroyables, et
bien leur commanda que ils sceussent Testat du jaiant Ysore et com-
ment il se maintenoit par jour et par nuit] ; car il leur sambloit que
se le jaiant eust este occis pris ou a mort nafvre, que le demourant
n'eust gaires demoure contre eulx. Puis manda le roy en mainte con-
25 tree a lui obeissant et es puissans villes et cites de son royaulme,
que partie d'eulx venist a son secours a certain jour qu'il leur fist a
savoir, affin d'assaillir les sarrasins Selon la responce qu'il avroit des
espies, lesqueulx se partirent de Paris segretement en habit dissimule
a ce qu'ilz ne feussent [par advanture] cogneuz.
56. /~\v sont en l'ost du roy Ysore les espiez du roy de France, et
V_/ asses ont tenue bonne maniere et enquis en frequentant, bu-
vant et mengant et conversant, les sarrasins, desqueulx ilz savoient
parier entendre et respondre le langaige. Et en peu de jours ouirent
5 racompter la cause principale pour quoi Ysore estoit meeu en son
courage de fere son armee et de venir en France si avant; et bien
55. 6 le noble xiveimal B 9 nom B 10 emsamble B H nom B
12 peuple B 14 que — le] quil len A 20 maintenoit A B ; danach par lour
et par nuit ysore A par toutes — nuit] en quelque facö A 22 erstes ilj
Ils B 24 dure nach durchstriehenem demoure B 26 assauoir AB 27 ü]
ils B 28 espiees B de Paris] depais B, dupais A 29 ad ce B
56. 1 espiees B 3 erstes et fehlt B. Ist les sarrasins unmittelbar von
frequentant ahhäwjif)? ^ faire B
Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume. 253
virent aussi le segret de l'ost, le fait de Ysore, ou il repairoit par
jour, ou il se retraioit par nuit, et quel guet on faisoit. Si s'en re-
tournerent, quant ilz eurent ausques sejourne, et vindrent a Paris ou
palaix, ou estoit le noble roy aveques les barons de son hostel. Et 10
quant le roy les vit, il leur deraanda de leurs nouvelles, et ilz lui
dirent: 'Nous venons de l'ost des sarrasins, sire' fönt ilz, 'et la avons
veu Ysores, duquel nous avons enquis et sceu ausques de son fait.
Et sachies que de sa grandeur n'a nulle coraparaison a homme vivant
ne convercant en vostre court, non mie a vi. pies pres, ce nous peut 15
il Sambier; car il a xviii pies de liaulteur, et de forneture a il a
l'avenant. Et ne croions mie ou a grant peine que femme ait peu
delivrer d'un tel boult come il est, se eile n'estoit du linage d'enfer.
II est plus grant plus gros et plus fourny que ne fut oncques Re-
nouart le filz Desrames [de Cordres]. Et se vous nous demandies de 20
son fait, sachies que de ce avons nous faicte certaine [vraie] inqui-
sicion. Et nous a Ten dit que la principale raison qui l'a fait la mer
passer pour venir ou royaume de France, est pour en estre roy et
seignour, ne il ne fait nulle doubte qu'il ne soit et qu'il ne conquiere
vostre seignorie. Et n'est homme qui le sceut erapescher, ne il n'est 25
homme vivant, non mie tous ceulx de Paris [emsamble] s'ilz estoient
en bataille, qui le sceussent convaincre [destruire] ne subjuguer. Car
il fist ja a long temps passe sortir et deviuer par le deable, qui lui
en donna les respons que jamais par nul homme ne seroit [occis]
si non par la main de Guillaume d'Orange. Or est il veritablement 30
de sa mort informe par ses truchemens et espies qui plus de ij ans
n'ont fine de cerchier le monde et onques n'en ont nouvelle eue. Et
pour ce a il ce grant pueple amasse pour parvenir a l'intencion et
amerissement de son sort.'
57. oaincte Marie, conme fut doulant Loys le filz Charlemaigne,
^ quant il ouy ainsi racompter la grandeur et le fait du jaiant
Ysores. II assambla ses princes adonq et leur expousa ce que ses
espies lui avoient raporte en leur disant: 'Trop sommes mal bailliez,
beausseigneurs' fet il, 'et moult nous portera grant damaige ce jaiand, 5
se remede n'y est par nous prochainement trouve. Car en peu de
temps avroit nous et nostre cite affames et nostre pueple si tost es-
pouente que grant pou[r]oit estre le dangier. Si vous prie a tous
enssemble et a chacun par soy, que me veillez a cestui besoing con-
seiller.' Et lors se leva Gobert le conte de Troies, qui saige con- 10
seiliier estoit, et en plaine audience parla disant: 'A moy n'apartient
56. 8 retraiait AB quel] quelq B 9 ou] au B 1" alauauenant B
18 dum B 22 nous] vous A 27 en bataille] en senible A 30 i\ fddt B
31 espiees B 33 peuple B 34 amerissement] sie; vielleicht ist an ein ave-
rissement oder au verissement xu denken?
57. 1 charlemeine B 2 lesfais B 3 ysore B ^ espiees B bailiiz B 6 par]
pour A 7 noz A citez B peuple B ? emsamble B chin B "^^ troiz A
254 Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume.
pas la Parole prämiere en vostre court, sire' fet il; 'mais pourtant
que le cas requiert bien hastive expediction, et que vous et nous
sonimes par ces sarrasins fort presses de nostre honneur et plus
15 pourrions estre a trop longue provision y trouver, veil je bien soubz
toutez bonnes corrections rendre ey presentement mon oppinion. Je
presuppouse et ay entendu que voz espiez vous ont rapporte du fait
des sarrasins et par especial du jaiant Ysore, lequel ne craint ne
doubte tous ceulx de Paris enssemble, et avroit plus grant paour de
20 Guillaume que de tout le monde, puis que c'est son sort qu'il doye
mourir par lui. Je ne scay se il cognoist point Guillaume; mais il
me semble que s'il y avoit ung chevalier en vostre court qui Guil-
laume d'Orange se osast faire appeller, et il avoit la hardiesse de
soi trouver devant lui en champ de bataille, et que on eust premiere-
25 ment dist au sarrasin que ce feust Guillaume, certainement il mour-
roit de paour comme je croy, et seroit aisie a desconfire plus que ne
seroit ung autre simple soudoier, car la grant paour qu'il avroit de
morir ne le pourroit soufFrir mectre a defTence. Or croy je bien qu'il
n'y a chevalier tant hardi en vostre court qui ce [fait] osast entre-
30 prendre. Si soit donques toute diligence possible hastivement faicte
et gens mis en besoigne et en queste de toutes pars pour Guillaume
cerchier et le faire venir par deca ; car nul meilleur remede n'y voy.'
58. "1% /roult parla sagement Gobert de Troies, et bien fut sa parole
irJL notee et accordee de tous les barons, dont il n'y eust ung
seul qui osast soy faire presenter pour Guillaume ne qui avenist a
sa grandeur et grosseur aussi. Car quoy que les ouvriers et paintres
5 facent ou figurent la pourtraicture de Guillaume d'Orange ' et Ysore
en murailles en tapisseries et ailleurs, estoit Guillaume moult grant,
et estoit entre les communs Chevaliers des cours des princes et grans
seigneurs tenu pour jaiand, et plus grant estoit sanz comparaison
que ne fut son pere Aymery et que ne furent nulz de ses freres.
57. 13 requiert] le r. B 17 espiees B 18 jaiand B 19 emssamble B
25 sarrasim B 27 üs B 31 embesoigne A 32 remede meilleur A
58. 9 nul B
• Zu diesem interessanten Berichte über bildliche Darstellungen von Wilhelms
Thaten vgl. noch die später anzuführende Stelle aus der Prosafassung von Aliscans
(in Abschnitt V der Abhandlung). Gerade für Wilhelm und Ysore aber haben
wir aus dem 16. Jahrhundert ein wertvolles Zeugnis in einem Hochzeitscherze,
der eine Menge von Häuserzeichen in Paris ('/es enseignes de p/usieia-s hosteis de la
ville de Paris') quodlibetartig verarbeitet und unter anderen eine Abbildung von
Wilhelm und Ysore an einem Hause der Place Maubert erwähnt. Das ganze
Stück ist abgedruckt bei Jubinal, Mysteres inedits du XV^ siech, I, Paris 1837,
S. 369 ff.; es heifst daselbst S. 374. 375: 'Nous aurons le cerf devant BaUkhue,
le sanglier devant St-Julien-le-Povre, en la nie St-Martin. La poimne devant le Se-
pulcre, le peirez au hout de la rue du Temple, le figuier au hout de la rue aux Non-
nains-d lerre, et pour garder nostre feste sans debat, nous prendrons Ysore et Guil-
laume au cort nez, en la place Mauberl . . .'
Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume. 255
Et finablement fut par le conseil du roy conclud d'y envoier. Si lo
appella le roy ses messagiers, ausqueulx il bailla a chascum teile
Charge comme bon lui sembla. Et entre les autres y eust .1. Che-
valier nomme Ansseis de Aulvergne, en qui le roy se fieoit plus que
en nul de ceulx qu'il envoyeoit en queste. Si l'appella le roy et lui
dist: 'A vous comme a cellui en qui mon corps se fie, veil ceste 15
peine donner, [sire] Ansseiz' fet il, 'et vous prie sur toutes riens, que
vous voisies en l'enqueste du mien frere Guillaume, lequel, s'il est
vivant, vous devres trouver en Prouvence se bien est quis. Car
quant je l'alay secourir, et je le cuiday ramener par deca veoir sa
seur la rayne, il me dist qu'il s'en retourneroit en son hermitage, et 20
que la vouldroit il le demourant de sa vie user en servant Dieu. Si
lui dires [, se le trouvez, comment je suy de sarrassins oppresses par
le soudant Ysorez, lequel me tient si de court asseigie en Paris la
capital cite de mon royaulme, que Sans son aide ne puis je contre
la puissance du jaiant resister; et lui dires] que je lui prie qu'il me 25
viengne secourir, aux ensseignes que je fus a son mandement a Pa-
lerne. Car le payen doubte sa personne plus que cent mille com-
batans, s'ilz estoient contre lui en une journee.'
59. Ty/roult fut joyeux Ansseis, quant il ouy le roy qui d'aler en
JJX. cellui voiage lui commanda [et pria]. II lui convenanca
de partir l'endemain et de faire si grant diligence [come de partir
l'endemain possible seroit. Si se reposa et l'endemain <de> celle nuit se
parti au matin], si se mist a chemin parmy la cite jusques a la porte 5
ou le roy mesmes le convoya. Mais point n'issi hors Paris ne gaires
ne fist joyeuse chiere tandis que Ansseis et ses autres messagiers
furent dehors, ancois pencoit souvent au soudant Ysores et moult
se merveilloit, comment il avoit ose teile hardiesse entreprendre comme
de le venir dedans Paris asseigier. Si lui fist Ysores maint ennuy: 10
car il estoit si grant que il veoit souventeffois par dessus les murs
dedans Paris, et crieoit tous les jours .11. fois, une au plus matin et
au soir une autre: 'Trop feistes grant oultrage, dant rois' fet il,
'quant vous venistes a Palerne secourir Guillaume, qui or ne vous
peust aider, car il est mort ja piec'a, et par vostre entreprise fut le 15
mien cousin Sinagon occis : si en seres destruict et vostre pais pardu
et gaste.' Et quant le roy entend ce que lui dist Ysore, il est si
doulant de ce que de lui ne se peust vengei", que poy s'en fault qu'il
ne lermoye. Mais son sens ne lui seuffre faire, ains se reprent, affin
que ses hommes ne s'esbahissent. Et bien dit a soy que se Ansseis 20
ou autre de ses messages peuent Guillaume ramener, il fera Ysores
58. 13 fioit B 14 envoioit B 16 riengs B 27 les payens doubtet A
mil B
59. 4 et l'endemain] umgestellt B. Besser vielleicht Si se reposa celle
nuit et l'endemain se parti ...? «'' si] et B 8 aincois B 10 ysore B H sou-
uetesfois? l" dit lesarrasim B
256 Die altfranzösisclie Prosafassung des Moniage Guillaume.
et les rois si doulans que bien vouldroient estre en leurs pais pai-
siblement. Mais moult avra a soufrir et tout son pueple avant que
Guillaume soit trouve, car trop est embuschie la ou il a dresse son
25 heniiitage. Si se taist a tant l'istoire du roy et des sarrasins et re-
tourne a parier du chevalier Aiisseis [d'Aulvergne].
60. Tr~x evant ce que plus avant soit tractie de la matiere pre-
I 1 sentement amanteue, et que tout se puisse, et ordonnee-
J — ' ment, conduire Selon le coramenceraent de ce present
livre, convient ramener a propos une oubliance faicte cy arriere, la-
5 quelle est asses aisee a aniander, et mieulx la vault amantevoir plus
tost que plus tard, et mie ne faisoit a oublier. Si dira l'istoire que
quant Guillaume d'Orange se fut parti de Palerne, ou il eust laissie.
Loys de France le roy Maillefer et les nobles princes et barons cres-
tiens, et que [le timosnier] Landry eust prinse [la] pocession du
10 royaume que souloit tenir Sinagon, il exploicta tant par ses journees
[en passant paiz], qu'il arriva en Provence. Et se tray vers une
abbaie nommee Asnieres, en laquelle avoit ung abbe preudomme
sage riebe puissant et si bien renomme, que en lui se voulut il bien
fier et es autres moynes seniblablement. Si dessendi celle part de
15 son cheval, que ung varlet vint tenir et establer selon la coustume
du temps d'adonq, laquelle estoit bonnourable en tant que on festoieoit
les Chevaliers et nobles hommez dont que ilz venissent ou [que ils]
alassent. Et finablement se acointa Guillaume de l'abbe et de ses
religieux, lesqueulx [lui] firent si bonne chiere comrae il esconvenoit,
20 et le firent souper et reposer leans celle nuytee. Et l'endemain matin
se leva Guillaume et vint a l'abe, auquel il exposa son cas [ou
ausques], disant: 'Je suy noble homme, sire' fet il, 'qui des m'en-
fance ay la guerre sieuvie, les armes frequentees et les seigneurs a
court servis. Et desoremais suy aaigie, si que je ne puis souffrir
25 tant de peine come je souloye. Si ay avise pour faire le sauvement
de mon ame, que je me remectray en ung bois et la serviray Dieu
en ung liermitage pour espanouir les grans pechies que j'ai fait ma
vie durant. Maiz pour ce que je ne scay que je pourray avoir a
faire en aucun temps, ne quelle aventure me pourra advenir, vous
30 lesseray je mon cheval ma lance m'espee et mes armes, lesquelles
vous me garderes tant que vous pourres et jusques a ce que vous
aies nouvelles de moy, et mon cheval par especial factes nourrir
tant comme vivre pourra. Et pour ce faire avres ce que j'ay
aveques moy aporte. Mais que me factes donner ung simple abit
35 pour le mien corps couvrir quant je seray en ung bois.' Que vous
59. 22 leur B 23 assoufrir A, asoufrir B peuple B
60. 4 rantener A. Vielleicht kann das auf einem mi fsverstandenen ram-
teu' = ramantevoir beruhen? lequel AB 7 lessies B 12 a asnieres AB
preudomme B 16 festoioit B 26 mon ame] lame de moy B 28 ne fehlt B
29 aulcum B 32 nouuelle B fetes B 3i facties B
Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume. 257
diroie je : l'abbe lui accorda ce qu'il luy requist, et Guillaume [s'en]
ala en la forest, ou Loys de France le fist depuis querir pour com-
batre le jaiant Ysore, comme vous orres.
VIII. Comment Ansseis d'Auvergne trouva
Guillaume d'Orange, qu'il ne sceust cognoistre,
en son hermitage.
(A: 3521^ — 354c; ß: 534b — 538a.)
61. y'~\r dit l'istoire que quant Ansseis le noble chevalier eust
I B pris congie du roy et des barons de France, lesqueulx le 5
V.^' convoierent jusques [dejliors Paris, pour ce que plus se
fioient en sa queste que en nul des aultres pourtant qu'il estoit
vaillant chevalier, sage hardi et bien diligent, et il se fut d'eulx
party et mis a chemim, il se destourna au mieulx que il peust a ce
qu'il ne feust aparceu ne choisi au veu des sarrasins, qui pas n'eus- lo
sent mieulx demande que de lui faire desplaisir de son corps et em-
peschement de son voyage. Et bien lui prist qu'il eschappa les
dangiers, mais avant fust moult loing[s]. Car les sarrasins pour-
prenoient entour Paris d'icelluy coste plus de .vii. lieues; mais aussi
ne les trouvoit Ten gaire oultre, car les villes chasteaux et cites 15
estoient fortes et garnies de pueple de Paris qui se retraioit en icelies.
Et finablement chevaulcha tant par ses journees en querant et de-
mandant du noble homme Guillaume, qu'il vint vers le Rosne; et
d'illecques en oultre se mist en queste [et] en demundant de plus en
plus, car en icellui pais avoit Guillaume tousjours converce. Si n'en 20
passa bois forest haie buisson lande cherain estroict chapelle abaye
moustier [hamel], maison desmolie ou entiere sur chemin sur centier
halier, vielx ediffice ou empare de nouvel, ne hermitage ne reclusage,
qu'il ne cerchast a son pouoir et a quelque meschief que ce feust.
Et tant en avoit ses vestemens dessires et sa char mesraes esgratinee 25
[et aroncee], que hideur eust este de le veoir a la court, se il s'en
feust par aventure par desplaisance ou par ennuy retourne. Si deves
savoir que son voyage devoit esti'e long a ainssi faire, et que moult
devoit ennuyer a ceulx qui son retour actendoient.
62. /""^uant le noble chevalier Ansseiz eust fort cerchie et passes
VX' g^iez rivieres destroiz pons pors et autres passages aisies
et difficiles, adonq entra il en Prouvence et enquist par les bours
par les villages [et hameaulx] du pais, se on savoit nulle nouvelle
61. 7 fierent A 9 ad ce B ^ parceu B au] sie 14 lleux A 15 guieres B
16 pueples A, peuple B 20 celui B guille tousiours umgestellt A ^i forest
haie uvigestellt A 23 nach reclusaige noch einmal ou r. B
62. 2 aisiees AB
Archiv f. n. Sprachen. XCVII. 17
258 Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume.
5 de ce qu'il deraandoit. Puis se mist en queste de esglise en autre,
de abaye en monastere pour enquerir et savoir, (jueulx hermitages
queulx chapelles queulx lieux devocieux de penitence et queulx re-
clusages 11 y avoit en icellui pais ; et on lui dist que moult avroit a
faire a les cercher et trouver tous, car se aulcuns en y avoit, ilz
10 estoient es desertz d'icelluy pais, ou trop avroit de meschief a mener
son cheval et lui mesmes a passer les buissons et rompre les haliers.
II se remist a chemin au fort, et tant passa et chevaucha les grans
landes et les haulx bois, les plains et les larris que il lui convenoit
monter et avaler, que il entra es grans desers d'icellui pais, lesqueulx
15 il ne pouoit chevaucliier, et convint, voulsist ou nom, qu'il dessendist
a pie et que il menast son cheval par la main apres lui. Et qui
deraanderoit se il trouvoit nulz hermitages ne homme a qui parier,
dit l'istoire que si faisoit, mais nulle mention n'en fait pour ce que
ilz ne cognoissoient Tun l'autre et peu se frequentoient se ilz n'avoient
20 trop grande necessite. Je dy ces choses pour ce qu'on se pourroit
merveiller, de quoy Ansseis vivoit en faisant son voyage; car en ces
desers il ne pouoit faire grant chemin pour jour, et si lui convenoit
travercer le long et le le, pourquoy on peust pencer que Ysore et
ses hommes furent longtemps devant Paris.
63. T^our l'istoire abregier sans trop long compte deviser, se tra-
X. vailla tant le chevalier Ansseis, qu'il pardi les grans che-
mins et les voies batues; mesmement ne sceut il plus tenir et ne
pouoit comme plus cheminer pour les haliers qui ses vestemens de-
5 rompoient et les aronces qui es estriers et estrivieres de son cheval
se lassoient, dont il estoit si tres ennuye qu'il fut meu .ii. ou iii fois
de retourner. Car il lui conuenoit monter ung rocheiz qui estoit
hault et merveilleux [durement]; si se seigna lors [et] en soy gectant
a genoulx dist par grant devocion : 'Mercy, sire Dieux, glorieux pere
10 tout puissant' fet il, 'veilles moy adrecier tellement que je puisse
de cellui que j'ay tant quis et que je quier ouir nouvelle, jDar laquelle
je puisse a mon retour resjoviir le noble roy Loys et les nobles barons
crestiens, ausquelx il te plaise, mon doulx createur, donner si bon
confort que ja les sarrasins ne puissent ta foy ta creance et ta loy
15 diminuer ne mectre a declin, et veilles le mien corps garder d'ennuy
de mal et de peril!' Si se leva lors et ouy le bruit d'une eaue qui
roidement descendoit [du hault] de ce mont au pie duquel il avoit
faicte sa priere; mais l'eaue ne vit il mie, car eile cheoit par ung
creux d'un autre coste d'icelluy mont. Et lors luy chay ou courage
20 que ce pouoit estre d'une fontaine; si delibera en soi de savoir et
veoir le lieu dont celle eaue procedoit.
62. 6 monasteire B quelx B 7 quielx, quelx, quelx B H bissons B
15 erstes il] ils B convint] comme A 17 il] ilz B
63. "^ les] des AB 6 lessoient A 15 diminuier B? diminier A 19 dum B
■-1 Celle eaue] eile B
Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume. 259
64. A u pie d'icellui mont ou Ansseiz avoit son oroison faicte,
JjL avoit il tous chemins pardus excepte une sente ung peu
herbue, en laquelle il se bouta et tira amoiit son cheval apres lui.
Mais tant estoit cellui lieu roide et fort a puier, que ung homme
eust le pas defTendu contre mille, se il eust este de leur venue ad- 5
vise. Et moult de fois le convint rejjouser, car il suoit en degoutant,
et son cheval aussi souffloit si fort de peine qu'il avoit, comme fait
ung cheval quant il enhaine [pour] le fardel qu'il lui convient tirer.
Mais ce le reconforta, que en montant trouvoit le chemin plus eslar-
gie et despeschie qu'il n'estoit ou val flu mont; si haulca la veue en 10
soy reposant et vist l'ermitage ou Guillaume s'estoit rendu, dont il
fut ausques joyeux, non mie pourtant qu'il cuidast avoir trouve
Guillaume, mais pour savoir ou il estoit et pour avoir a mengier,
se il y avoit de quoy [la dessus], car a boire ne pouoit il faillir, ce
lui sambloit. Et quant il fut ausques repouse, il monta tout amont 15
et vit la maison tout a piain; si se refreschy et dist comme cellui
qui bien pencoit que il y avoit repaire leans, que moult estoit cellui
piain d'engin i qui pour parier a Dieu avoit trouve maniere de soy
logier si pres des nues. Mais en ung moement apres fut ausques
espouente, et mie ne fut trop asseure, quant il passa avant et il vist 20
le preudomme Guillaume en estant devant l'uy de son habitacle,
que mie ne cognut, ne il ne l'eust sceu cognoistre pourtant que si
grant lui sambla et que il n'estoit mie si grox ne si bien nourry
comme il souloit estre. II prist hardement en soy non pourtant, et
comme amoureusement lasse et travaillie s'en ala devant son huis 25
presenter, disant: 'L^ostel et l'aumosne vous demande, sire preudoms'
fet il, 'ou nom de saincte charite; car sachies que de fain ay tout
le cueur vuidie et si legier qu'il ne tient comme a rien, ce me semble,'
Et lors le regarda Guillaume, qui mie ne le cognut, et luy respondy
moult doulcement: 'De moy ne vous yert rien reffuse, sire chevalier' 30
fet il, 'puis que ou nom de Dieu et de saincte charite l'aves si doulce-
ment requis.'
65. /guillaume d'Orange herberga et receu le chevalier adonq et
Vjr de telz biens comme il avoit le pourvey, et son cheval fist
herberger et paistre comme il eust voulu qu'on eust pour lui fait
64:. ■'' mil B 8 a eu haine B ö eslargies A, eslargue B 10 despeschies A
1*5 rafraschy B 19 nuees B 20 asseeur B 21 proudomme ß 21 hardiemt B
nompourtant B 25 amouresement A 26 preudoms B
65. 3 zweites eust] eust voulu AB
' Vgl. Tir. 82 der Londoner Hs.:
'Icis hermites par fu trop forsenes,
Qui ca deseure estotira son os/el:
Il veul a Deu par t/rant engten ahr,
Quant vers le ciel eat issi (si tres 24370) haut 7nontes'
17*
'2G0 Die altfranzösische Prosafassuug des Moniage Guillaume.
quant il souloit aller aux aventures. Et quant ilz eurent soupe et
5 graces rendues a cellui qui les biens envoye, lors parlerent ilz Tun
a l'autre, et lui demanda Guillaume, qui il estoit, de quelle terre, et
ou il aloit. Et lors luy respondy Ansseis, veant a sa personne que
ce n'estoit mie homnie a qui on deust mentir ne jouer de bobes ne
de paroles moqueuses : 'Je suis du paiz de France, sire' fet il, 'homme
10 du roy Loys et chevalier, quoy que je soie par luy transmis en mes-
saige, ou je ne finay de vacquer et chevaulchier mens et vaulx ja
a pres d'un an [venu], et si ne puis ne je ne scay trouver ne avoir
nouvelle nulle de ce pour qüoy je me suy mis en ceste peneuse
qucste.' Et lors lui respondi Guillaume, qui rien ne savoit des saiTa-
15 sins: 'Or rae dictes que vous queres, beau sire' fet il, 'et si me ra-
comptes la cause pour quoy vous estes si longuement dehors. Gar
par ce sarableroit que vous n'eussies mie chose hastive, quant vous
aves ja pres d'un an demoure,' 'En nom Dieu, sire preudoms' ce
lui respondi lors Ansseiz, 'je le vous diray, car par celer mon fait
20 n'en pourroye mie bonnement la verite trouver. Sacbies que dedans
Paris est et a este longuement asseigie le roy de France du jaiand
Ysore d'Aufrique et Conimbres, lequel ou despit de Guillaume
d'Orange qui occist le roy Sinagon en Palerne la cite, et pour le sien
pere Brohier venger que le duc Ogier occist devant Laon, a fait si
25 grant armee comme de iiij mille paiens, lesqueulx il a amenes deca la
mer, et a tout le pais de France et de Haynault gaste. II a le roy
asseigie et tenu si de court qu'il n'ose saillir hors de la cite pour lui,
car il a trouve en ses sors que par homme nul du monde ne peult
mourir a grant vieillesse si non par le noble combatant Guillaume
30 d'Orange; se lequel n'est trouve, le noble royaume est en voie de
perdiction, et tout le surplus de crestiente par ce moien, car il n'est
mie vieulx homme et pourra en brief terme tout conquerir et mectre
saincte crestiente a grief misere.'
66. cjaincte Marie, comme fut doulant Guillaume le noble prince,
^ quant il ouy ainsi parier Ansseis. II luy souvint du noble
roy adonq, du temps passe aussi et des vaillans hommes qui mors
estoient et qui durant son temps et le temps Charlemaigne et son
5 pere Aymery avoient regne. II lui souvint aussi de Renouart au
tinel, qui tant avoit fait d'onneurs au royaume, que tous les paiens
du monde n'eussent ose venir de ca la mer quant il vivoit. Si se
print a lermoier, puis demanda au chevalier comment il avoit nom.
Et il qui bien le vist lermoier, lui respondy : 'On me nomme Ansseis,
65. 9 suy B 11 ne fehlt B vacquer et chevaulchier] querir A 12 dum B
ne je] je ne A 13 nulle] nesune B pour quoy — queste] que je quiers A
15 beaussire B 18 demoure pres dum an B proudoms B ce — lors] fait A
21 jaiant B 22 Conimbres? Hss. ginbres B, glnbres A. Vcjl. 47 H. 55 1.
23 d'Orange fehlt B 21 occeist B 25 lü. mil B , «)^/. 49 20. 5U l'\ 28 pour A
31 pardiction B 33 a grief] en A
Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume. 261
sire' fet il, 'et fuz nes en Aulvergne. Mais du commandement du lo
roy qui est mon seigneur acomplir sui si desireux, que ainssi en suis
dessire comme vous vees.' Et lors le prist Guillaunae par la main
et le mena en ung vergier qu'il avoit darriere son habitacle, ouquel
avoit de maintes herbes et semees par graines qui ainssi les avoient
fait croistre. Et quant il fut dedans, il prist ung piquot de fer qui 15
la estoit, et toutes les bonnes herbes qui la estoient desplanta et
arracha aux mains et les gecta sur ung furnier qui empres estoit,
voire par si grant air, que tout en fut Ansseis esbahy, et teile heure
vist qu'il voulist bien n'y avoir onques entre, tant avoit paour que
a lui se corroucast. Et quant Guillaume eust ses bonnes herbes 20
arrachees [toutes], lors replanta il les niauvaises et toutes conroya et
mist en point veant Ansseis, qui de ce se merveilla asses et volen-
tiers eust sceu pourquoy il faisoit ceste chose, mais onques ne lui osa
demander.
67. /^es choses faictes ainsi que vous oyes, mena Guillaume cou-
\J chier le chevalier Ansseis, lequel reposa et [se] dorray au
mieulx qu'il peust, puis se leva au matin, et [quant il fut chausse et
mis en point,] vint a Guillaume pour eongie prendre, car besoin lui
estoit de son voiage abreger. Et lors le convoia Guillaume et le 5
mist en son meilleur chemin, disant [quant il se party]: 'Alles vous
ent, doulx amis' fet il, 'a Dieu, qui vous veille et puisse conduire
et vous doint grace de si bien adrecier que ce soit a vostre honneur
et au preu du noble roy Loys et de son royaume.' Si s'en parti le
Chevalier a itant, et tant exploicta, sans [plus] faire longue narracion lO
des peines qu'il avoit eues, des journees qu'il avoit faictes et des
autres aventures qu'il avoit trouvees, qu'il arriva a Paris. Et la
trouva le roy Loys en son palaix acompaignie de maint prince et de
maint chevalier, desqueulx il fut haultement et joyeusement festoie,
et lui demanderent de ses nouvelles, a quoy il [lui] respondi devant 15
toute la court de ce que il avoit trouve, disant: 'Sachies de voir,
sire' fet il, 'que de Guillaume ne vous savroie bonne nouvelle ra-
porter, ains croy mieulx qu'il soit mort que autrement. Car j'ai este
en raainte contree puis ung an que de cy me parti, et maint grief
mal ay souffert puis que ne me veistes, et mainte sueur ay enduree, 20
maint froit et maint chault a monter et desvaler et a passer les
haultes et grans forestz, et maint ennuy ay eu a passer les buissons,
a rompre les haies les aronces et les haliers devant moy, qui ont mes
habis dessires et mis en tel ploy come vous pouez veoir. Et si ay
maint hermite maint reclus maint moine et maint preudomme trouve 25
66. 11 suis] suy B i'^ derriere B 19 vousist B 20 couroussoit B ses]
les B
67. 7 puisse et veille B 16 de ce — disant] et dist A 19 de cy me parti]
le me parti deceans A grief] grant A 22 bissons B 24 pouez veoir]
vees A 25 proudöme B
262 Die altfranzösische Prosafassung des Mouiage Guillaume.
et veu, mais de Guillaume n'ay point ouy de mencion [ne de nul
n'ay sceu] s'il estoit mort ou vif.'
68. ipwieux, comme fut doulant le bon roy, quant il eust failli a la
J_/ responce du noble chevalier Ansseiz, car tous les autres
messagiers estoient ja retournes et nulle nouvelle n'en avoient ra-
portee. Si parla adonq devant tous ses barons et fist venir tous les
5 autres messagiers et leur dist [ausques] haultement: 'Moult me mer-
veil, beausseigneurs' fet il, 'que plus de xn. messagiers saiges habilles
et bien enparles pour aler par pais pour enquerir pour cerchier et
pour respondre a toutes choses ay envoyes pour le plus grant besoing
qui me avint onques de mon temps, comme tous vous qui participes
10 au bien et au mal qui en peust ensieuvir le poes savoir, et nulle res-
ponce du monde n'ay de nul d'eulx peu avoir ne ensseigne nulle
cognoissance de bomme qui a Guillaume ressemblast, que chascum
d'eulx a cogneu comme moy mesmes, de quoy je ne scay estre con-
tent ne je ne puis pencer ou croire qu'ilz aient tous fait leur loyal
15 devoir, mesmement qu'ilz ne [me] racomptent aventure qui leur soit
advenue, par laquelle j'aye esperance que jamais je le revoye, se je
mesmes ne le vois querir.' — Et lors souvint a Ansseiz de l'ermitage
ou tant avoit eu de peine, si lui dist: 'Puis que de noz aventures
voules ouir parier, sachies que je vous en racompteray une aventure
20 merveilleuse qui fait asses a ouir et ramentevoir. Saichies que c'est
Celle qui m'est dernierement avenue.' Et lors s'avanca chascum, cui-
dant qu'il voulsist racompter une risee.
69. T e Chevalier Ansseiz leur racompta lors, comment il avoit les
I 4 amples pais chevaulchiez, les rivieres passees, les ponts tra-
verces, les grans cherains et lez forestz frequentees. Puis leur ra-
compta, comment il avoit les monasteres les chapelles les hermitaiges
5 et lieux communs estranges et segres veuz et cerchies et es desers de
Prouvence mesmez hantez et tous venz visites a son pouoir, 'sique[s'
fet il] 'je ne savoie plus [ou] aler, ains m'en vouloie retourner par
deca, quant je ouy au pie d'une montaigne ou je me trouvay une
eaue bruire et cheoir roidement d'icellui mont. Si pencay [a]lors que
10 en hault devoit avoir une fontaine et quelque habitacion. Et lors
me commenday a Dieu et dessendi de mon cheval, que je menay a
si grant peine que je ne scay comment je peux la arriver. Et quant
je fus au plus hault, je aparceuz ung reclusage en ung lieu ventueux
et si froit en yver, que je ne scay comme homme y peut habiter ne
15 faire sa residence. Si hurtay a la porte pour avoir a menger, car
lasse estoie a merveille. Et lors me vint ouvi'ir l'uis ung hermite,
67. 27 estoit] est A vif ou mort B
68. 3 n'en] ne B 9 vous tous B 10 enssivir B H nulle] nesune B
13 contempt B 15 meesmement xweimal B 18 puis ques B 20 Saichies —
avenue] Et est celle la daruiere qui mest advenue A 22 compter A
69. 2 ampleez A, amplees B * monastaires B
Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume. 263
qui si grant estoit comme ung espouentail, car quant j'estoie pres de
lui assis a son menger ou debout en mon estant, il estoit plus grant
de moy ung quartier: ne scay ou ung telz homs peust estre trouve.
Si deves savoir que je ne fuz guieres asseure, et bien eusse voulu 20
estre liors de la. II me fist souper aveques lui non pourtant, et apres
soupper m'enquist de mes nouvelles. Si lui racomptay mon fait,
qu'il escouta ausques debonnairement, et moult fut au cueur piteux
de vostre ennuy, come il me sembla. Et me mena en. son j ardin a
icelle heure, ou je fu[s] plus esbais que par devant, et euz au vray 25
compter si grant paour, que j'eusse volu estre a Montpellier. Et se
vous me demandies pourquoy, je vous respondroie qu'il prist ung
piequot en sa main et en arracha et desplanta tout le muguet la vio-
lete la pourcelaine les rosiers les frasiers et autres bonnes herbes de
son j ardin, qu'il gecta sur ung fumier come par fin argneux despit, 30
et en lieu d'icelles y planta et cultiva soigneusement orties aronces
[et] toutes autres herbes non profitans ne vallablez come chardons
et espines. Maiz onques ne l'osay reprendre pour sa grandeur, qui
estoit a mon cuider de xii pies de haulteur, et tant vous ose je bien
certiffier, qu'onques en mon vivant en vostre hostel je ne veis si 35
grant home qu'est cellui duquel je vous parle, excepte Renouart au
tinel, car a cellui n'est nul qui se compare de grandeur et de gros-
seur.' Et quant le roy eust Ansseis entendu et [la maniere du
faire entendu en son jardim, c'est a dire] de cueillir et arrachier les
bonnes herbes, que il gecta come par despit et ou lieu d'icelles en 40
planta de mauvaises, il se penca que ce fust Guillaume, et que pour
quelque moralite il avoit ainssi voulu besoigner.
70. A sses tost apres que Ansseis eust son aventure racomptee,
J\. demanda le roy l'eaue pour laver, car le disner estoit
apreste. Puis se seirent a table, ou moult petit deviserent, car ilz en-
tendirent au menger, et d'autre pai't se aparceurent bien les barons
que le roy estoit argue, et non sans cause: il pencoit voirement a ce 5
que Ansseis lui avoit racompte de cellui qui les bonnes herbes avoit
en son jardin arrachees pour planter et faire place aux mauvaises.
Et fort notoit ceste chose, disant que c'estoit Guillaume le sien aray
sans nulle faulte. Et pour gloser dessus disoit: 'Ce estes vous certes,
Guillaume, beaulx doulx frere' fet il, 'qui a Ansseis mon chevalier 10
aves fait si grant paour qu'il ne vous a ose le vostre nom ne qui
vous estes demander. Si vous doint Dieux volente de moy venir
secourir, et a moy doint grace de vivre tant que je vous voie: si me
dires, pour quelle raison vous plantastes les mauvaises hei'bes en
69. 18 estät chascfi B 25 que] cörae ß 29 pourcelaine] marjolenne A
30 lardim B eher argueux 31 ortiees B 34 voz A 38 Ja — dire] du lardin
aussi A 41 ztveites que] qui A 42 besögnier B
70. 1 racompta A " lardim B i" Beaudoulx B 13 doint] donner AB
264 Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume.
15 vostre jardiii, duquel vous arrachastes et gectastes Ics bonnes.' Si ne
s'en pouoit oster le roy, et moult pencerent a ce les chevaliers et
noblez hommes, glosans sur ce que hon leur sembla. — Mais a itant
s'en taist ores [d'eulx] l'istoire et parle de Guillaume [d'Orange] qui
estoit en son hermitaige.
IX. Comment Guillaume d'Orange se party de son
hermitaige pour aller secourir le roy Loys de France,
le filz de Charlemaigne.
0
(A: 354d — 357^; B: 538^ — 543^.)
71. /'~\r dit l'istoire que quant Guillaume le noble prince eust
nouvelle ouye de France par le chevalier Ansseis, qu'il
repceut et festoia et [qu'il] mena en son j ardin, ou il ar-
racha lez bonnez herbes et planta les mauvaises, en demonstrant a
son entendement qu'ainssi avoit fait Loys le filz Charlemaigne en
son hostel, dont il avoit chacies et deboutes les vaillans et nobles
10 preudommes et retrais aveques soy ceulx desqueulx il ne se pouoit
bonnement aider a son besoing: il penca en soy que trop avroit le
pueple de France a souffrir par les sarrasins, se de son aide n'estoit
secouru, [meesmement] que il estoit bien a ce faire, considerant la
grant amour que il avoit eue a Charlemaigne, le grant honneur que
15 son filz Loys lui fist quant il espousa sa seur Blancheflour, actendu
aussi le grant plaisir qu'il lui fist quant il l'ala secourir a Palerne,
auquel lieu il feust mort en la prison du roy Sinagon. Si jura Dieux
que Jamals en bois en buisson ne en hermitage ne sejourneroit
jusques a ce qu'il eust le jaiant veu, qui pour soi venger estoit mer
20 passee et avoit Paris asseigie et le royaume de France gaste et exillie.
Et quant il fut de ce faire delibere, lors se parti[st] il ung jour de
son reclusage et se mist droit a chemin vers Asnieres, auquel lieu
il avoit son harnois ses armes et son cheval laissie, quant il retourna
de Palerne. Et tant exploicta qu'il vint a l'abbaie, ou il fut [aus-
25 ques] recogneu de l'abbe, qui honnourablement le repceut, et des
moynes, qui bonne chiere lui firent pourtant que du sien leur avoit
donne a son departement.
72. /^uant Guillaume eust l'abbe et les moynes festoies, il s'en
yot ala au moustier lors pour faire sa devocion et sa priere a
Dieu, puis retourna a l'abe et lui demanda ses armes et son cheval,
70. 15 lardim B
71. 2 de France stellt B tiach charlemeine 3 A fügt noch hinzu le grant/
Cöme seus' ö lardim B 10 prousdeshommes B 12 peuple B assouffrir A,
asupporter B 15 sueur B 20 passee] eigentümliche AttraMion ; Diex, Gramm.^
974 (in, 288) kennt nur il est mer passez 22 vers a asnieres AB; vgl.
üO 12 lieu fehlt B 28 retourna] vint A 25 hon. nach repceut A
Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume. 265
mais pour quoy faire et [pour] ou aler, ne luy voult mie dire, et
aussi ne luy enquist rien l'abbe. Si se fist armer Guillaume par ung 5
des serviteurs de l'abbe, qui bien s'en sceut entremectre ; puis s'en ala
disgner aveques l'abbe, lequel pour l'onneur de chevalerie le fist seoir
de coste luy. Et quant les nappes furent ostees, lors amena .1. eseuier
le cheval a Guillaume, qui monta dessus et en prenant congie a
l'abe et aux [aultres] religieux s'en party. Et en passant monts et 10
vaulx vint en France, sans racompter aventure nulle qu'il trouvast,
car temps est de la matiere ab regier. — A ung jour certain que
l'istoire ne nomme mie [ne desclaire], arriva le noble conte Guillaume
si pres de Paris, que il vit les tours les clochiers les cbasteaux les
esglises et ediffices de la cite, que moult regarda piteusement pour ce 15
que tout a l'entour, au moiiigs du coste dont il arriva, estoit de sar-
rasins avironne. II s'approucha au fort au mieulx qu'il peust, et tant
se cuida baster pour entrer dedans qu'il vint a la porte, qui estoit
fermee, car il estoit tart et temps que [ung] chascum se retraist pour
le jour qui estoit passe [et pour la nuit qui estoit venue]. Et quant JO
il trouva la porte fermee, il regarda en hault et vit la guete qui se
pourmena au long du mur et des creneaulx, et lui escria: 'Factes
vostre porte ouvrir, beaux amis' fet il, 'si entreray dedans, car be-
soing y ay.' 'Et qui estes vous, vassal' fet il, 'qui ceans a ceste heure
aves a besoigner?' 'Je suy ung soudoier, doulx amis' fet lors Guil- 25
laume, 'qui pour grever sarrasins et aider [ou servir] au roy Loys
par gaiges en argent ou pour l'onneur de crestiente suy en cestui
pais de longtaine contree venu.'
73. T a guete de Paris estans sur le mur, oiant Guillaume qui
I i come il disoit venoit pour Loys secourir, et veant sa gran-
deur et sa grosseur, lui respondy pour ce que il ouy [ausques]
courtoisement parier: 'Vostre venue iray au roy denoncer, sire' fet il,
'et bien lui savray dire ce que vous m'aves racompte. Mais actendre 5
vous convendra mon retour; si ne vous veille ennuyer se je ne re-
tourne asses legierement. Car par aventure sera le roy a son conseil
ou si embesoigne qu'il ne pourra si tost a moy parier.' Et a ces
paroles c'est cellui parti et est a la chambre du roy venu hurter.
Et quant le roy vist cellui qui hastivement vouloit a lui parier, il 10
lui demanda quelle nouvelle. Et il lui respondy: 'La hors' fet il,
'sire, est ung soudoier arrive, grant grox et fourny sur tous autres,
lequel requier[t] a entrer ceans, et dit que il vous vient servir pour
soudees et gaiges avoir. Mais pour ce qu'il est heure a moy defFen-
due, ne luy ay je voulu la porte ouvrir sanz vostre sceu et congie; 15
si veilles envoyer vers luy ou moi dire ce qu'il vous plaira que je
72. 4 luy] le B voulut B 0 par] pour A 19 tard B 21 guiecte B
22 Faictes B 25 aves nach ceans B
73. 1 estant B 9 a] en A H hos A 14 nach avoir iwch de B
266 Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume.
face.' Et quant le roy entendi cellui qui teile nouvelle lui racompta,
il ne penca point a Guillaume, dont il ne fut mie advise, ains cuida
qua ce feust quelque sarrasin qui pour traison ou malfaire feust la
20 venu. Si deffendi au portier sur son honneur et sur la charge qu'il
avoit de par lui, qu'il ne feust si hardi de faire ouverture, et qu'il
trouvast excusacion de le faire logier dehors pour celle nuyt. Si s'en
repenti tant depuis, que mieulx amast avoir C mil mars d'argent
[donnez ou pardus].
74. A inssi s'en departi le portier du roy et vint sur le mur pour
Iil- parier a Guillaume, qui longuement avoit actendu et qui
bien le vist arriver, car la lune luisoit a icelle heure, et lui dist:
'Factes la porte ouvrir, doulx amis' fet il, 'et je vous en prie; car
5 trop suy icy en grant dangier pour sarrasins se ilz venoient, car en
peu de heure me avroient occis, si n'y pourroit le roy gaire avoir
proufite.' Et lors luy respondi le portier: 'De par moy n'y poues
vous maintenant entrer, sire chevalier' fet il, 'ne nul autre n'a puis-
sance de vous bouter dedans, se le roy ne le commandoit de sa
10 bouche. Et tant sachies que (pour) rurailite de vous et de vostre
doulce personne et parole ay je [par] devers lui este, mais il m'a
deffendu que je ne soie si hardy de riens ouvrir sur ma vie, se je ne
scay pour tout vray a qui c'est par nom et par seurnom, ou que je
le cognoisse certainement. Si saches que de vous me poise plus que
15 de homme qui piec'a y venist a teile heiu-e comme il est. Mais ung
hostel vous ensseigneray pour vous herbergier icy pres pour meshuy ;
et demain entreres, se Dieu[x] piaist, et vous appelleray si tost comme
j'avray la porte ouverte, et que Ysore le jaiand avra fait sa reze de-
vant la cite. Sachies, sire' fet il, 'que de Paris a fait le roy Loys
20 vuidier les povres gens et ceulx qui n'ont de quoy vivre, pour la vi-
taille qui moult est en la cite diminuee. Mais en ce fosse, se bien le
cerchies pres du lieu ouquel vous estes, se est ung bon homme retrait,
lequel a fait ung sousterrain et bon logeis en quoy il se retrait et
herberge, et löge aucuneiFois ceulx qui ne peuent ceans a leur gre
25 entrer, ainssi que vous mesmes y aves failli maintenant. Si conseille
que vous [voisies celle part et que pour huymais vous] y voisies her-
berger; car en village nul d'icy environ ne pourries vous logeis trouver.'
75. A ces paroles c'est Guillaume parti du portier, auquel il de-
J\. manda toutesvoiez le nom du povre homme, affin que plus-
tost trouvast aveques lui acoinctance; si lui respondi le portier que
le bon homme estoit appelle Bernard. Si s'en parti adonq Guillaume,
73. 19 sarrasim B 23 avoir pardu A 2i döuez] auoir d. B
74. 4 Faictes B emprie AB 6 guieres B ^ proffit A n personne
durcJigestrichen B et fehlt B 15 de fehlt B 17 piaist fehlt B appellaray B
18 laiant B 21 moult nach cite A diminiee A 24 aucunesfois ? peueuent B
27 decy B?
75. 4 Bernart B
Die altfranzösisclie Prosafassimg des Moniage Guillaume. 267
et tont Selon le chemin que celui portier lui avoit ensseigne, entra 5
ou fosse et vit la maison Bernart, qui ja estoit endormi, car il se cou-
choit de haulte heure. Et moult eust Guillaume eu a souffrir, se ne
feust le portier, qui au long des murs ala dire a ceulx qui faisoient
le guet, que on ne lui geetast trait pierres ne cailloux. Et par ce
est a entendre que la maison dam Bernart estoit ausques en seurte lo
pour les sarrasins, se ilz y feussent par aventure alles par nuit. II
se merveilla moult au fort, quant il vit l'entree si petite, et bien se
doubta qu'il n'y peust entrer, quant il vist teile maisonnete. Et
dessendi de son cheval, puis approucha de l'uis, disant a soi mesmes:
'Aies mercy de ton pueple, vrais Dieux' fet il, 'et garde mon corps 15
et mon cheval en ceste nuit, et me fay tant de grace que je puisse
le sarrasin veoir en teile maniere qu'il ne me puisse nuyre ne porter
grevance; ains me donne[s] force vertu et pouoir de le mater et des-
confire.' Et lors vint hurter a l'uis disant doulcement: 'Homme qui
leans demoures, parle[s] a moy' fet il, 'ou nom de cellui qui pour le 20
sauvement humain voulut prendre mort et passion en Tarbre de la
croix!' Si s'esveilla le bon homme en seursault comme tout estourdy
et se leva de son giste, puis vint a l'uis, cuidant que ce feussent
quelques larrons qui [leans] le venissent desrober, et dist haultement:
'Icy ne poues vous rien conquester, compaignons, car je n'ay que 25
perdre, si ne me pourries desrober chose dont vous eussies mie grant-
ment de prouffit'
76. /"guillaume d'Orange oyant Bernart qui bien cuidoit par les
\T paroles qu'il disoit, que ce feussent larrons qui a son huis
hurtassent pour le desrober, lui respondi le plus doulcement qu'il
peust: 'Larron ne suy je mie, doulx amis Bernart' fet il, 'ains suy
ung soudoier envoie pour estre champion de Dieu de Paradis, qui 5
veil combatre pour la loy soustenir. Mais ainsi est que je ne puis
en Paris entrer; et m'a ung portier ton logeis ensseigne. Si te prie
que pour ceste nuit me veilles en ta maison ou nom de Jhesucrist
herberger.' Et quant Bernart, qui n'avoit que perdre, entendi cellui
qui ou nom de Dieu si doulcement lui requeroit son hostel, il fut 10
meeu de pitie et lui ouvry. Mais quant si grant le vit, il füt si es-
pouente tout a coup que pou s'en failly qu'il ne s'en fouy ou fons
du fosse; mais il se advisa au fort et retourna vers Guillaume, qui
le araisonna et lui dist: 'Pourquoy aves vous paour, beau[x] preu-
doms?' fet il. 'Ne vous ay je mie dit que je suis homme de qui vous 10
ne pouez empirer? et non feres vous.' 'Voirement le m'aves vous
dit, sire' fet il, 'et bien vous en croy. Mais trop ay eu le mien cueur
75. •'' celui] le A 6 coucha A " assouffrir A, as. B i" dam] de A
seurete B l^ peuple B vrai B 1" sarrasim B
76. " emparis A, enp. B ensseigney ror ton B n il feJilf B ^- poy B
fuy B 14 proudoms B 15 suy B i'' en croy] ay creu B
268 Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guilhiunie.
efFroie, quant je vous regarday; car onques en mon vivant si grant
crestien ne veis que vous et Guillaume au court iiez, auquel Dieu[x]
20 veille ses pecbies pardonner. Si ne scay ou vous pourres herberger
ne le vostre cheval, car tant est mon hostel petit que a peine vous
y savres vous contourner,'
77. ni /roult ententivement regarda Bernart le noble marchis Guil-
iyjL laurae, et de plus en plus s'espouenta, quant il vist si
pres aprouchier qu'il joigny a l'espaule encontre l'uisserie. Si lui
dist: 'Pour neant vous tires si pres, sire chevalier' fet il, 'car jamais
5 n'y entreres, dont je sui doullant pour la pitie que j'ay de vous.' Si
lui respondi Guillaume [lors] : 'Si feray, s'i[l] piaist a Dieu, doulx
amis!' [fet il]. Et lors fist sa priere le noble chevalier humblement a
Dieu en lui requerant sa grace de soy loger pour celle nuyt Et
Dieu[x] exaulca sa priere: car Guillaume haulca le merrain de la
10 maisonnete a l'espaule tellement, comme dit l'istoire, que Guillaume
y entra plainement; et son cheval mesmes y aberga il, dont le bon
homme fut si esbahy qu'il cuida estre enfantosrae. Si ne ose mot
sonner pour paour de mesprendre, quant il voit la merveille, ains se
met a genoulx devant lui, cuidant que ce feust saincte chose, et lui
15 dist: 'Estes vous Dieu, sire?' fet il, 'ou se c'e[st] oeuvre faee que de
voz faitz, certainement c'est la plus merveilleuse aventure que j'aie
a mez yeulx [veue].' Et lors luy respond Guillaume: 'Oeuvre faee
n'est ce mie, beaux doulx amis' fet il, 'ains est par le vouloir de
Dieu, qui bien veult que je soie en ta maison logie se tu veulx,'
20 'Helas sire' ce respond lors Bernard le preudomme, 'le dangier n'en
est mie mien, ains est vostre le hostel et les povrez biens qui y sont, se
en gre recevoir lez voulez, et le corps mesmes est a vostre commande-
ment.' Si lui en sceut le noble conte trop grant gre, et asses [ou
ausques] fut content de luy.
78. /^omme vous oiez, miraculeusement se loga Guillaume et son
V^' cheval en la maisonnete dant Bernart. Mais quant il fut
dedans et il eust bien tout cerchie et quis, il n'y avoit dont son
cheval ne lui se feussent desjeunes ne lit en quoy il se feust cou-
5 chie ; car il n'y avoit que .i. petit de bruire ' et de grosses herbes
[aconqueillies], sur lesquelles il se gisoit, quant il avoit tout le jour
gaigne le pain dont il vivoit. Et quant il eust son cheval estable
76. 18 reg'de B
77. 6 f eroie B plaisoit B 7 sapriere nach humblement ; nach fist
ist humblement sapriere durchgestrichen B 8 noustre nach dieu B H he-
berga B 15 faee] faicte A i" respoudy A faee] faicte A 18 doulx
fehlte 20 ce — lors] fet A bernart B proudome B 21 vostre le] le vre A,
voustre B 24 contempt B
78. 4 erstes ne] et A; nach lui nochmals ne AB 6 lesqueillez A
7 dont] dequoy A
* Im Gedichte: .i. poi avoit de bruire assemble.
Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume. 269
et tout l'ostel cerchie, il se fist desarmer au bon homme, qui volentiers
l'y aida et bien le sceut faire, car en son temps avoit sieuvi la
guerre, et estoit de noble lieu issu, mais fortune avoit son- estat si lo
abaissie que il vivoit adonq pacienment en povrete. Si lui demanda
Guillaume son nom, et il lui respondi ausques debonnairement: 'On
me nomme Bernart du fosse, sire' fet il, 'qui souloie vivre noblement
et tenoie terres et seignories, mais par guerre sui ainssi abaissie comme
vous vees: et si me convient Dieu louer de tout' Et quant Guil- 15
laume l'entendi, il le regarda asses, puis lui demanda se on pourroit
tant faire qu'il entrast en la cite, puis qu'il estoit homme de cognois-
sance, affin qu'il eust des vivres pour luy et pour son cbeval. Et il
[lui] respondi qu'il essaieroit volentiers. Et lors lui bailla Guillaume
de l'argent et luy dist: 'Or y alles donques, Bernart beaux doulx 20
amis' fet il, 'et m'aportes de la vitaille pour moy et pour mon cheval.
Mais quoy que vous facies, vous prie [je] que de moy ne soit nulle
mention faicte; car je ne le vouldroie pour nulle rien du monde.'
79. y^ernart du fosse prist l'argent que Guillaume lui bailla adonq,
±J et le plus diligenment qu'il peust s'en ala vers le guet, qui
au langaige legierement le cognut et lui demanda qu'il vouloit, et
lui requist qu'on lui ouvrist la porte pour avoir des vivres pour gens
qui estoient en son hostel arrives. Et finablement parla tant, prom- 5
mist et donna, que on luy ouvry; car bien le cognoissoient. Et quant
il "eust ce qu'il lui convenoit, il s'en parti et vint en son hostel ou
il trouva Guillaume qui l'actendoit, lequel fut moult joyeux de le
veoir. II approvenda son cheval alors et appareilla son soupper et
se tint si aise celle nuyt comme il peust. Et quant ilz eurent souppe 10
a [leur] loisir, lors se mirent ilz devers le feu, et se commenca Guil-
laume a deviser a son hoste Bernart et lui enquist des sarrasins du
roy Ysores et du grant siege qu'il tenoit : a quoy Bernart lui respondy
[bien et] doulcement et tellement que Guillaume lui en sceust grant
gre. 'Et quel[x] horas est ce, beaux doulx hostes' fet il, 'que ce sarra- 15
sin qui taut fait de lui dire et parier que la nouvelle en bruit en
mainte contree?' 'En nom Dieu, sire' ce lui respond lors Bernard,
'c'est ung jaiant grant et gros comme ung deable, qui ceste cite tient
en si grande subgection que c'est pitie d'en ouir parier. Car le roy
ne tous [ses] Chevaliers ne sont mie si hardis enssarable ne autrement 20
de lui donner la bataille ne d'eulx presenter contre lui seul. Si vient
il par chascutn jour sans faillir crier .u. foiz [du moings] le jour
devant la porte au plus pres du fosse, que on lui livre bataille dix
contre lui seulement, xvi. xx. xxx ou cent se tant en veult saillir;
78. 9 l'y] lui B iß le fehlt B 17 entra B 19 quils essoieroit B 23 rien]
chose B
79. ■! qu'on] que II B 5 Et — ouvry xtceimalB H ilz] II B 1-^ sarra-
sim B 1" sire — lors] fait A 24 lui seul seulement A
270 Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume.
25 mais nul ne luy respond. Et va souventefFoiz si pres qu'il voit les
gens par dessus lez raurs de Paris, car il a bleu xviii pies de haul-
teur a mon advis.'
80. A inssi se devisa Bernart aveques Guillaume, qui volentiers
J\_ l'ouy parier et moult de choses lui enquist et pourquoy
cellui jaiant estoit par deca la raer venu, qui l'avoit ineu d'y venir,
comment les crestiens ne le combatoient, et que on en disoit. Si lui
5 respondy Bernart: 'Par foy, sire' fet il, 'je ne suy mie du grant con-
seil du roy, mais je escoute moult de choses et retiens partie de ce
que je oys dire. On dit que c'est le filz de Brohier le grant jaiant,
qui Charlemaigne asseiga en Laon, et que le duc Ogier tua, si s'en
veult venger maintenant; et si het Loys de France mortellement
10 pour ung voyage qu'il fist n'a mie grantment a Palerne, ou Guillaume
d'Orange occist le roy Sinagon son cousin, par lequel il a prinse la
principale question. Et maintient qu'il sera roy de France selon ung
sort qu'il a fait novellement gecter, par lequel il a trouve et croit
certainement que nul ne peust son entreprinse empescher que Guil-
15 laume d'Orange, lequel est mort comme chascum croit; et aussi est
le royaume en voye de perdiction, se Dieu[x] de sa grace ne le se-
queurt.' — 'Et ou se tient celluy jaiant, beaux hostes?' [ce luy res-
pond lors Guillaume.] 'Certainement, [sire]' fait Bernard [du fosse],
*il se tient la hault en ung lieu qu'on dit Nostre Dame des Champs.
20 Mais au matin, avant que le souleil soit leve, il vient hurler comme
ung thourel la note que je vous ay racomptee, puis s'en va de rue
en rue pour son ost visiter. Et demain le pourres ouir si haultement
crier qu'il vous fera grant paour de son organne ouir.'
81. /''\uant Guillaume entendi Bernard qui de Ysores lui parloit,
Tgc il lui pria que il l'esveillast si tost comme il l'orroit crier
et braire au matin. Et il lui convenanca que ainssi le feroit il et le
lui moustreroit pour veoir sa maniere facon et grandeur et que moult
5 souvent y crioit [quant bon lui sambloit. Et lors lui respondi Guil-
laume:] 'Aussi le veil je veoir, beaux amis' fet il, 'car pour ce sui
je venu par deca.' Et apres ces parolles s'en alerent reposer jusques
a l'endemain au matin, que le jaiant se parti de son logeis et vint
arme comme pour combatre cent Chevaliers, se ilz feussent de Paris
10 issus. Et devant la porte se prist a crier si haultement qu'il sembloit
visiblement a ceulx de la cite, qu'il feust dedans la ville, tant avoit
voix horrible et hideuse, et de la grant freur et paour qu'ilz avoient
79. 25 souventesfoiz?
80. 5 suy] scay A 8 en] a A H cousim B 12 mainten (= mainte-
nant) AB 16 pardiction B 18 fait] ce rpnd B bernart B 20 le fehlt B
22 pour] par A
81. 2 l'orroit] orroit B 3 erstes le fehlt B 4 möstreroit B facom B
5 y crioit] fehlt B, y croit A 6 ü] Guillaume A parce A 7 Et — alerent]
Si salerent A n avoit] avoix A 12 fraeur B
Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume. 271
se mussoient las bourgois en leurs maisons, et disoit apres qu'il avoit
[ainssy] hurle: 'Viens contre moi' fet il, 'Loys faulx crestien, couart
et failly chevalier! et saulx sur le destrier a tout iiii^^ ou cent che- 15
valiers soudoiers vassaux ou telz hommes que tu vouldras aveques
toy amener, et me venes combatre par ainsi que se me poues par
force subjuguer, je m'en yray en mon pais et feray tout mon grant
ost deslogier, et se je vous conquiers, si me rendes Paris et vous
mectes en mon obeissance.' Et quant il avoit ainsi fait son ery, il 20
s'en ala parmy son ost et s'en retournoit en son logeis, ou il se re-
posoit en ung destour pour veoir s'il verroit nulluy venir a Paris
par le grant chemin d'Orleans.
82. A Teure que le jaiand eria a la porte ainssi haultement, s'es-
XX veilla Bernard, lequel appella Guillaume qui dormoit ferme-
ment, et lui dist: 'Leves vous sus, sire chevalier' fet il, 'leves vous
sus! car ja est le jaiant venu faire son cry, et bien pourres sa voix
ouir, se le voulez escouter.' Et lors s'est leve en seursault le noble 5
chevalier Guillaume, qui s'est apointe et arme a l'aide de Bernart,
qui quant il lui vist son cheval enseeller, lui demanda quelle volente
il avoit. Et lors lui respondi Guillaume: 'Je vueil le sarrasin aller
veoir, beaux hostes' fet il. 'Ne me aves vous mie convenance de le
me moustrer?' 'Ouil certes' fet lors Bernart, 'voirement vous ay je 10
dit que je le vous moustreray. Mais que vous aiez espee armeure
ne cheval, ne Tay je mie accorde, ne ja n'en passeres ung pie plus
avant que le lieu dont je le vous feray veoir tout seurement sanz ce
qu'il vous puisse aulcun mal faire.' Si lui demanda Guillaume, pour
quoy il ne le devoit moustrer a tout son cheval et ses armes. 'Pour- 15
tant certes, sire' fet il, 'que se il vous veoit arme par aucune aventure,
il vous pourroit courir seure pour ce seulement que vostre grandeur
est merveilleuse au regart des autres Chevaliers de Paris, lesqueulx
saillent aucunefFoiz, [et] ne tient compte d'eulx et ja ne s'esfroiera
ne esmovra de leur mal faire neant plus que fait ung grant levrier 20
de petis chiens, quant il les voit abbaier entour lui. Si n'y ires ja
si pres par mon conseil ; car il porte en ses mains ung grant f aussart
si large par le taillant come de [plus de 111 ou] nii pies, dont il avroit
vous et vostre cheval couppe et faulce tout a ung coup.'
83. rprop bien cuida Bernart du fosse destorner Guillaume de soy
_L armer et monter sur son cheval. Mais ce fut pour neant,
car il luy respondy: 'Au sarrasin me convient il parier, Bernart
81. 13 apres qu'] quant B 15 le zweimal A
82. 1 jaiant B 2 bernart B 3 vous fehlt B (beidemal) i le] la B
7 ensseeler B 8 sarrasim B 10 möstrer B Ouy B H möstreray B 14 aul-
cum B 15 möstrer B 17 sure B 19 aucunesfoiz? tiennent AB seffroiera B
20 esmouera A 21 chienuez B il les voit] Ils vont B nyres B 24 faul-
chie B tout fehlt B
83. 3 sarrasim B
272 Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume.
[beausire]' fet il ; 'si vous prie que me aidies a monter et me moustres
5 par ou le jaiant s'en va, si le verray de pres se Dieu[x] piaist, et
savray quelle est sa volente, se il veult icy longuement sejourner,
ou se il s'en retournera.' Et lors est Guillaume monte sur le cheval
qui moult valoit d'argent, car il le conquist devant Palerne a l'aide
de Landry le timonier, qui occist ung roy san-asin qui par la ba-
10 taille chevaulchoit. Et quant il fut dessus, lors voulut Bernard aler
aveques luy pour ce que le jaiant s'en estoit ja parti de devant le
fosse de la eite ou il avoit fait son cry. Mais Guillaume lui defFendi
disant: 'Vous n'y entreres ja, sire hostes' fet il, 'ains me suffist de
moy seul, mais que je saclie ou le jaiant trouver.' Et lors luy en-
15 sseigna Bernart quel cliemin il tiendroit, et moult se dolousa du
noble conte qui ainsi s'en alloit a sa mort, ce luy sambloit, et en la
presence de Guillaume se prist a lermoier de pitie, a destordre ses
poings, a arracher ses cheveulx et faire si piteuse fin a son departe-
ment que merveilles. Mais a itant se taist ung peu l'istoire de luy
20 et parle de Guillaume d'Orange et de Ysore le grant jaiand.
X. Comment Guillaume d'Orange conquist par armes
et occist le jaiand Ysore le grant filz Brohier devant
Paris.
(A: 357e — 359a; B: 543a — 5<16a.)
84. /^"^r dit l'istoire que quant Guillaume eust pris congie au
5 11 ^^^^ homme Bernard du fosse qui celle nuyt avoit logie
V,^ en son [povre] hostel, et il l'eust mercie de la bonne
chiere qu'il lui avoit faicte et du Service dont volentiers s'estoit entre-
mis, il fist le signe de la croix en son front, [et] en soy commandant
a Dieu s'en party. Et vint au Heu ou le jaiant avoit este, si que
10 bien le peust veoir la guecte du crenel et de la porte; mais a lui ne
pencoient mie, ains disoient a eulx mesmes que c^estoit ung sarrasin
du lignage du roy Ysore, pour ce que si grant estoit comme vous
aves ouy. Et de la s'en ala [sieuvant a son pouoir le pas] par ou
le jaiant avoit marchie; et taut trassa et tint le train du jaiant que
15 il le vist en ung petit quarrefour, ou il guetoit s'il vendroit homme
du coste d[evers] Orleans par especial, affin s'il eust veu quelqu'un
venir, qu'il feust sailli du lieu couvert et embuschie. Et quant Guil-
laume, qui l'espee nue, dont Cliarlemaigne avoit maint cop feru en
son temps, avoit empoignee, vist le jaiant si grant, il ne fut gaires
83. 4 möstres B 8 le fehlt B 9 sarrassim B l'' bernard B tendroit B
16 assamort A, as, B 19 itant] tant A 20 B 7iur de Guillaume Et de
Ysore
84. 2 laiant B le grant filz Brohier fehlt B 5 bernart B ß F fehlt B
9 siques B n pencoit A sarrasim B i"^ le fehlt B
Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaunie. 273
esbahy, ains s'approucha de lui disant: 'Que fais tu cy, sarrasin 20
feloii?' fet iL *Va, si te lieve et vien contre moy combatre! car ti'op
as longuement sejorne en cestui pais, et temps est que tu compares
les maulx que tu y as faiz et l'oustrage que tu feis, quant la mer
passas pour venir en ce royaume.'
85, "m Toult despiteusement regarda Ysores le conte Guillaume et
ITX pour luy ne se voulut lever de prime venue, ains lui dist
en le regardant: 'Pour toi ne me daigneroie je lever, vassal' fet il,
'ne ja a ton corps ne quier par maltalent atouchier; mais laisse moi
cy reposer et ten va a Paris querir xxx. xl ou cent hommes de 5
guerre ou de tel estat comme tu vouldras, et les me ameine[s] cy de-
vant moy aussi bien armes et montes comme tu es. Et lors me lie-
vray je ; car pour ung seul homme me estre mis a defFence me seroit
tourne a grant vitupere.' Et lors lui respondy Guillaume : 'Tu parles
de neant, sarrasin' fet il. 'Car saches que pour toi combatre et mener lo
a oultrance ne vueil je que moy seulement et l'aide du dieu en qui
je croy, ne onques bataille ne feis a homme si non corps contre corps.
Et si ay niaint autre jaiant sarrasin que tu n'es combatu : si feray
je toy, veilles ou non, ou je te feray honteusement mourir. Et a ce
que tu ne tournez a truffe ce que j'ai [cy] dit, te deffie je du nom du 15
createur du monde et du sien filz que juifz firent en croix mourir.'
Et quant Ysores entendi Guillaume qui le deffia et qui lui avoit dit
qu'il ne vouloit si non lui a le combatre, il sourdi le chief et lui
dist: 'En petit corps a grant courage aucunefFois, vassal' fet il. 'Mais
du tien puis je dire qu'il y a grant orgueil, et grant oultrage t'a fait 20
cy devant moy parier, qui dis que as maint autre jaiant que moy
combatu. Je croy qu'ilz estoient donques endormis ou que ilz avoient
les membres lies; car je n'en vouldroie de telz que tu es que iiii pen-
dus a ma saincture, deux soubz mez bras et xun a mon col, si n'en
laisseroye ja a courir. Mais or me dy par le dieu ou tu croiz, qui 25
tu es, qui ainssi cuides m'espouenter de baves et de ta venterie.'
86. /guillaume dOrange oiant le jaiant qui lui demanda qui il
\jr estoit, savant par ouir dire qu'i\l> le doubtoit plus que homme
vivant, luy respondy: 'Qui je sui, te feray je bien savoir au jour d'uy,
sarrasin' fet il, 'et mon nom ne te celeray je ja. Saches que je sui
Guillaume, qui Orange conquis ou temps qui passa et Orable la fille 5
de Desrames le grant, que je occeis en bataille devant Orange; je
occeis devant Romme le jaiant Corbault, et Esrofle le grant en
84. 20 cy] Icy A sarrasim B
85. 1 ysore B ^ par] pour A lesse B " lieuueray ß 10 sarrasim B
11 je fehlt B 12 nom B 13 sarrasim B 1^ nom B 18 nom B 19 aucunesfois ?
21 autre maint A 23 iiii] xiiil A? x könnte aber getilgt sein 24 xweites a]
sur B
86. ^ sarrasim B Sachies A '' conquist A •' de fehlt B xweites je —
Corbault] Et le I. C. que le occeis deuüt röme A
Archiv f. n. Sprachen. XCVU. 18
274 Die altfr;uizösi,sche Prosafassung des Moniage Guillaume.
Arleschant, et si occeis n'a pas m ans devant Palerne le roy Sina-
gon. Saches que ainsi feray je de toy, ne ja de ma main n'escha-
10 peras; car trop as damage ce royaume.' Et quant Ysores entendy
Guillaume qui ainsi parla, il se leva en son estant pour le cuider
esbair de sa grandeur, et lui dist: 'Je ne croy point que tu soies
cellui Guillaume qui les jaians oeceist et qui eonquist Orange sur
le roy Desrames. Car il est mort ja a pres de in. ans, comrae j'ay
15 ouy dire. Et moult seroie joyeux se tu estoies celluy, car ja contre
moy n'avras duree se contre moy te combas seul a seul.' 'Si suy
certes, sarrasin' fet il, 'je sui cellui voirement que tu cuides estre
mort. Mais je me sui longtemps tenu en hermitage, ou Sinagon me
vint jadis querir en sa malle heure et me tint .vii. ans tous entiers
20 en sa prison en Palerne, ou Loys le filz Charlemaigne me vint se-
courir a tout son pouoir: si est raison que ceste honte lui soit par
moy maintenant rendue, car il en est plus grant besoing que jamais,
et on dit en [ung] commun langaige que qui une bonte fait, aultre
bonte requiert.'
87. T^ieux, comme fut doulant Ysores, quant il sceut de vray que
JLJ c'estoit Guillaume le filz Aymery de Nerbonne auquel il
parloit. II estoit ja arme et prest, si leva son faussart sur son espaule
et en le regardant lui dist : 'Tu me samblez moult oultrageux, crestien'
5 fet il, 'et peu prises ta vie, quant si follement te veulx a moy com-
batre. Or me dy par ta foy ou gist ta mort, et je te diray ou gist
la mienne.' 'Ad ce te respondray je bien, sarrasin' fet lors Guillaume,
'ne ja ne t'en quier mentir pour nulle riens. Saches que qui me
avroit en la plante du pie nafvre, je seroie comme [a] mort feru.
10 Mais or me di ou gist la tienne, affin que tu soies envers moy ac-
quicte ainssi comme tu m'as prommis.' 'La mienne ne gist mie si
bas, crestien' fet il, 'ains gist ou genoul. Car saches que c'est le lieu
que je doubte plus ou monde.' Et quant ilz eurent ausques longue
piece devise, lors lui dist Guillaume: 'Or te garde de moy, sarrasin!
15 car dez ores mais te deffi je du dieu en qui je croy, lequel me veille
grace donner de toi destruire.' Si ne actendi mie Ysore que il ferist
le premier, ains le deffia pareillement de son dieu Mahom disant:
'Sur ton dieu auquel tu t'es recommande et sur cellui en qui je croy
en soit, crestien' fet il. 'Car je ne croy mie que en ton dieu ait de
20 puissance tant que de ma main te saches garantir.' Et en ce disant
a le grant faussart leve contre amont pour Guillaume assaillir, lequel
se recula legierement, car mie ne vouloit perdre son cheval, que d'un
seul coup eust le jaiant occis ou couppe en deux moities. Et quant
86. 9 erstes de fehlt B ne] et A 1^ sarrasim B 19 jnal heure A
23 aultre fehlt B
87. 5 te] tu B 7 sarrasim B fet] ce lui respond B § rieng B Sachies A
14 sarrasim B 15 desores {ohne mais) B deffiay B 16 que] qui B 18 te
recömädes A 22 dum B 23 leust A
Die altfniuzösische Prosafassuug des Mouiage Guillaume. 275
il fut de son cheval dessendu, lors vint il contre le jaiant, qui le pie
lui cuida copper poui- ce qu'il lui avoit dit que la gisoit sa mort. 25
Mais Guillaume, qui bien s'en doubta, se retray et si bien s'en garda
que nul mal ne lui fist [d'icelui coup].
88. i^rant diligence fist Ysore de Guillaume son ennemy mortel
Vjr grever. Et tousjours le cuida ferir par devers les piez en
faulchant; mais pour ce qu'il s'en garda, haulca son cop hault et
sur le heaulme l'assena si airement que clianceler le convint. Et fut
Guillaume comme tout estonne; si ne vouly mie Dieu que il chaist 5
ne que il mourust a icelle heure, ains le garanti de sa grace et lui
donna tel courage, que de l'espee que il tenoit nue en son poing en
fery le sarrasin amont sur le heaulme si airement que le coup des-
sendi sur l'espaule, et lui mist le taillant en char si avant que le
sang vermeil en [sailli et] coula jusques a terre: dont Ysore fut si 10
doulant qu'il malgroia ses dieux et par merveilleux air haulca le
grant faussart et en cuida Guillaume assener; mais legierement se
destorna, et feri le [paien son] faussart en terre si avant que mie
n'eust loisir de le tirer. Si se recula et sacha une espee qui au
coste lui pendoit, dont il fist si grant desplaisir a Guillaume que 15
asses avoit a faire a son corpz garder. Et quant ilz furent eschauffez,
lors commenca la bataille, et tant se tindrent l'un contre l'autre que
ausques travailles estoient, chaulx et suans. Et dit l'istoire que
moult se merveilloit Ysore comment Guillaume pouoit tant a l'en-
contre de lui durer : si l'espia a ung cop et de l'espee qu'il tenoit lui 20
lanca tellement, que en desvalant le brant lui raisa la cuisse et en
leva de char asses pour repaistre ung faulcon.
89. nr\ienx, comme fut doulant Guillaume d'Orange, quant ainsi
i ß se senti nafvre et il vit le sang de sa cuisse couler par
terre. II estraigny les dens adonq et par grant fellonnie fery Ysore
amont sur le heaulme; mais le cop glissa a coste et chay si randon-
neement sur l'espaule du jaiant que haubert ne armeure qu'il eust 5
ne le sceurent garantir qu'il ne luy emportast toute jus, dont il fut
si doulant que a crier se print haultenient. Mais Guillaume, qui
grant desir eust de l'occire, le poursieuvi tant come il peust, et de
s'espee recouvra et Ten fery si airement que tout l'eust pourfendu
jusques en la poictrine, se droit l'eust assene; mais l'espee guenchy 10
et dessendi a coste du chief vers l'oreille si que toute nette lui coppa,
dont le sarrasin fut plus doulant que pardevant n'avoit este. Et
bien aparceut que contre Guillauine [ne pouroit] il durer [et que son
88. 4 aireement B ^' vouhit B chaaist B 8 sarrasim B aireement B
10 a terre] par t. B 12 et fehlt B leg. — dest.] se sceut d'icelui coup des-
tourner B 1* n'eust] leust neust B I0 gö corpz agarder A 17 Tautre]
contre B
89. 1 d'Orange] au court nez B quant il senti ainsi A ^ aireemt B
12 sarrasim B 13 il durer fehli B
18*
276 Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillanme.
sort celui jour seroit avery] : si racompte l'istoire que il s'en fust
15 volentiers fuy, se il eust peu par nulle gulse eschapper. Et lors se
mist il a defFence et de l'espee qu'il tenoit cuida ferir Guillaume, qui
se destourna vistement comme cellui qui bieu savoit les tours de la
guerre ; et Ysore estoit grant, si se lessa cheoir devant aveques le cop,
qui ehay sur une pierre de si grant puissance que l'espee ronipi en
20 deux moities, dont Guillaume mercia le nora de Dieu de Paradis.
Mais Ysore fut si doulant, qu'il s'aprocha de Guillaume et de ce qui
ou poing lui estoit de l'espee demoure le fery tellement sur l'ouye,
que poy s'en failly qu'il ne l'estonna.
90. A inssi comme ouy aves se maintindrent les deux charapions
J\ [longuement] Tun contre l'autre. Mais trop estoit aöbibli
le soudant Ysore d'un de ses bras qu'il avoit pardu, et de sou faus-
sart qu'il n'avoit [peeu] ravoir de terre. II couru celle part pour le
5 prendre a une main pour ce que pardue avoit son espee ; mais ainssi
qu'il se baissoit pour le tirer, haulca Guillaume Joyeuse la riebe
espee et en cuida ferir le sarrasin, qui haulca si [bjastivemeut, que le
coup dessendi sur son genoul airement [et tellement] que les mailies
ne le sceurent garder, que plus de nij doiz ne lui embati ou genoul,
10 et si lourdement que cheoir le convint, voulsist ou non. Et lors sailli
Guillaume sur lui, qui a force lui arracha son heaume et de l'espee
lui trancha le chief, si que onques puis ne parla. Et quant Guil-
laume eust le sarrasin occis et il vit le corps si long si grant et si
hideux, il loua le nom de Dieu, et de la teste arracha la langue a
1'^ son pouoir [ou] ce qu'il en peust avoir. Puis s'en retourna vers son
cheval, monta desus et vint droit a l'ostel Bernart ou il avoit celle
nuyt herbergie. Et quant Bernart le vist, il cognut legierement qu'il
avoit au jaiant combatu, car son harnois estoit rompu et son hau-
bert desmaillie des cops d'espee qu'il avoit repceux, et [meesmement]
■20 estoit [il] ensanglantes d'un cop que le sarrasin lui avoit donne en
la cuisse, dont la jambe estoit [ausques] vermeille. II dessendi du
cheval nonpourtant et appella Bernard disant: 'J'ay la mercy Dieu
le sarrasin desconfy, Bernart beaux amis' fet il. 'Et aux enseignes
de la langue qu'il portoit, quant il sera besoing, tu t'en iras devers
2ö le roy et lui diras en plaine audience, quant de sa mort sera question
et que on vouldra savoir qui l'a occis et qui lui couppa le chief, que
ce fist son bon amy Guillaume, lequel Test venu secourir jDour le
grant plaisir qu'il lui fist, quant il l'ala delivrer de Palerne. Et si
lui racompte que je m'en [re]vois en l'ermitage, et [que] aux ensseignes
89. 15 eust — eschapper] peust auoir eu le loisir A 20 erstes de fehlt B
22 delespee lui estoit A le fery] fery guille A 23 qu'il] qui B
90. 2 afloibj B 3 soudant] roy B dum B 8 nach genoul noch si A
genoil B aireemet B 9 genoil B lO nom B 13 sarrasim B 16 celle]
ceste B 20 dum B sarrasim B 22 nompourtät B bnart B 23 sarrasim B
2' desconfit B
Die altfranzösische ProsafassuDg des Moniage Guillaume. 277
que je t'ay donnees, en luy presentant ceste langue, je lui prie que so
il te donne rente pour ton estat relever. Et adieu te dy.'
91. T» yroult fut doulant Bernart du fosse, quant il ouy Guillaume
J^JL d'Orange qui sans veoir le roy s'en voult ainsi retourner.
II lui pria du demourer, disant que 'Or demoures, sire' fet il, 'et si
alles le noble roy et les barons veoir en Paris, que on ouverra mainte-
nant a tous venans. Et si me recommanderes au roy: car quant je 5
luy avray ceste langue presentee et racompte de voz nouvelles et
tout ce que vous m'aves chargie de dire, je seray ouy et bien venu
pour ceste heure seulement ou pour une sepmaine, mais en peu d'eure
serai mis en oubly, car teile est l'eaue benoicte de la court.' Et
quant Guillaume [qui ja estoit ou cheval remonte] entendi Bernart lo
qui f aisoit doubte qu'on ne feist riens pour luy, il lui dist de rechief :
'Si fera, [dant] Bernart' fet il. 'Et se autres ensseignes luy veulx de
par moy donner, tu luy diras que il me pria moult a Palerne, quant
les sarrasins furent desconfis, que je m'en retournasse a Paris aveques
lui pour veoir ma seur la rayne, et je lui dis que non feroye.' Si 15
s'en parti Guillaume a itant; si se taist l'istoire de lui tant qu'a pre-
sent [et retourne (a parier) des sarrassins, qui furent desconfils mors
et noies].
XI. Comraent les Francois desconfirent les sarrasins
et trouverentYsore le grant occis en ungpetitcarre-
four pres de Nostre Dame des Champs.
(A: 359b — 360b; ß: 546a — 548a.)
92. /^^i' dit l'istoire que quant Guillaume d'Orange eust le grant
I I jaiant occis et laissie estandu de son long, et il s'en fut 5
V_^ retourne en l'ostel Bernart du fosse, et ceulx de Paris se
furent armes et aprestes pour venir ouvrir lez portes ainsi qu'ilz
avoient acoustume de faire une heure ou environ apres ce que Ysore
s'en estoit alle de devant la cite ou il avoit fait sa rese son cry et
sa huee: ilz ouvrirent la porte adonq et s'en issirent les aulcuns, 10
lesqueulx s'espandirent par les jardins pour descouvrir affin d'eschiver
les dangiers et pour trouver leurs aventures sur les sarrasins, se
aucuneraent se feussent hors de leur ost esloigniez, comme si faisoient
ilz souventeffois, car rien ne doubtoient les crestiens si non Ysore le
jaiant. Et tant allerent de jardin en jardin et de rue en autre [et 15
de masure en masure] en approchant l'ost des paiens, que ilz virent
une grant tourbe de sarrasins ensemble, lesqueulx faisoient chiere si
91. 1 ouy fehlt B - d'Orange fMt B 4 ouura B 6 xacomptee B ^ be-
ueiste B 1* desconfils B l^ dis] deis B noni B !'• itant] tat A si] et B
92. 7 qu'ilz] cöe Tis ß 10 aulcums B H descheuer B H souveutes-
fois? nom B i'^ lardim B {xweimal) 17 dessarrasius A emsanible B
278 Die altfranzösische Prosafassung des Mouiage Guillaume.
esbaye que merveilles. Si les regarderent asses ceulx qui ainsi s'es-
toient avances, et les veoient en ce carrefour arriver de toutes pars,
20 plourer, bactre leurs paulmes, detordre leurs poings, esracher leurs
cheveux, eulx gecter contre terre comme par desconfort et tenir
manieres si piteuses que ilz ne sceurent que pencer: car tous estoient
assambles en ung tas et comme geiis esbahis regardoient bas devant
eulx. Si se retrairent les crestiens le plus tost et le plus celeement
25 qu'ilz peurent et racompterent ce qu'ilz avoient veu. Et fin de compte
ala la nouvelle au roy et a ces barons, lesqueulx pencerent legiere-
merrt qu'il j avoit efFroy ou logeis des paiens. Si demanda le roy
ses armes et commanda que hastivement feussent armes par la cite:
et si fureut ilz plus de .xxm., lesqueulx se mirent aux champs pour
30 courre seure aux sarrasins.
93. /^uant les crestiens furent partis de Paris, les escus a leurs
\oti colz, les lances es poings, les espees aux costes, les haubers
vestus et les heaulmes affubles, lors se mirent ilz a chemin les banieres
levees, non mie par une porte [seulle], mais par .ii. ou par .iii. ; et
5 tant come ilz se peurent aväncer, se ferirent en l'ost de leurs enne-
mis, qui si esbahis furent que le plu§ hardi se mist en fuite. Car
ilz ne sceurent que pencer et doubterent tous estre vendus et trahis:
si s'enfuirent qui mieulx mieulx, les ungs ca et les autres la, et se
soufFrirent assommer detrancher et murdrir come bestes. Et dit
10 l'istoire que plus de xxx .m. s'en noya en la riviere [dont ils ne
congnoissoient le gue ne toute l'eaue ne peurent mie boire], et si en
y eust tant de pris que plaines en furent les prisons de Paris ; et peu
en peust eschaper, comme dit l'istoire. Si deves savoir que grant fut
l'eschat, et a ce jour furent paies de leurs selaires ceulx qui maiutz
15 maulx et maints" grans damages avoient fait devant Paris par l'espace
du temps qu'ilz y avoient este. Et finablement fina la chace qui
longuement avoit dure, et ne demoura devant Paris que les tentes
les trefz les pavillons et le bagaige des sarrasins, c'est a dire lez
femmez sai'rasines et crestiennes qu'ilz tenoient par force aveques
20 eulx, les malades et vieulx hommes qui plus ne pouoient, et leur
mesnaige, or, argent monnoye [et (a) monnoyer], robes chevaulx et
autres marchandises, dont Paris fut tant enrichy que mieulx leur en
fut longuement depuis, voire aux ungs plus que aux autres, selon ce
que il en [es]chay.
94. TTTn retournant de la chace, en cerchant les tentes et l'ost ou
Pj les sarrasins estoient, s'adressa j)remier par aventure qui
ainsi l'amena ung chevalier qui grant estoit et de riebe parante,
lequel estoit nonmie Foucart. Cellui Foucart trouva le corps du jaiant
92. ly voient A 22 despiteuses A
93. 3 afflubes B 4 zweites und drittes par] pour A •' raurdreir A
^4 sallaires B 19 sarrasins A
94. 1 retour B
Die altfrauzösische Prosafassung des Moniage Guillaume. 279
Ysore couchie et estandu de son long et le chief au plus pres qui 5
couppe estoit, et mie ne prist garde a la langue. Si se charga d'icel-
lui chief et le pendi a son arcon, et s'en retourna a Paris pesle mesle
parmy les autres, lesqueulx s'estoient trousses et bagues les ungs
d'un les autres d'auti-e, car asses y avoit de bagues portatives. Mais
tant y eust grant presse au corps du roy Ysore regarder, que pou lo
s'en failli qu'ilz ne se combatirent pour le veoir, et maintz en y eust
qui le mesurerent et trouverent que sans la teste pouoit bien avoir
XV pies de longueur. Si peut Ten encor veoir le lieu ou Guillaume
le lessa mort; car ou propre lieu y ordonna le roy et fist faire une
tumbe ou une ensseigne, par quoy on l'a depuis tousjours sceu et 15
cognoist Ten encores, et en sera perpetuel memoire. Et quant le roy
et ses barons furent entres en Paris, ilz firent joye sollempuele et
rendirent graces a Dieu de la victoire qu'ilz avoient eue, ne savoient
par quel moien ne qui avoit le [grantj jaiant [Ysore] occis ne ose
assaillir. 20
95. A pi'es ce que graces furent a Dieu renduez par chacune esglise
J\. devotement [et notablement], comme bien le devoient faire
[tous vaillans crestiens] a son de cloches et a grant luminaire, fut
i'eaue cornee en l'ostel du roy, car [prest estoit le disgner et] temps
estoit de repaistre a ceulx par especial qui travaillies [et lasses] estoient 5
de la bataille et de l'issue qu'ilz avoient faicte cellui jour de Paris.
Si se scey le roy et commanda que on feust servi de telz mez come
il y avoit. Et apres disgner assambla en sale ses barons et [en par-
lant a eulx] demanda qui avoit Ysore le jaiant occis, disant que a
cellui qui l'avoit ose assaillir devoit grant honneur estre faicte et 10
beaux dons et riches presentes. Et lors se vint Foucart le chevalier
presenter devant le roy et ses barons et lui dist qu'il avoit le jaiant
occis; et pour mieulx estre creu, aporta le chief aveques lui, qui
d'uns et d'autres fut longuement regarde et le chief visite par ouvriers
qui en telz besongnes se cognoissoient, lesqueulx ne le pouoient 15
croire et moult se merveilloient comment il pouoit avoir ung tel
ouvrage acomply, considere qu'il n'estoit mie si chevalereux, comme
Ten pourroit bien racompter. Si le prisa moult le roy, et ja lui eust
donne ce qu'il eust requis pour sa parole acomplir, quant en salle
entra Bernard du fosse auquel nul n'eust jamais pence, qui quant il 20
sceut l'assamblee et pour quoy eile estoit faicte, s'avanca jusques
devant le roy, sans ce que homme nul vi van t en sceut rien autre
chose que ce que Foucart avoit raporte, et dist haultement: 'De ceste
94. <' mie] mist A •' dum B i" poy B I0 tonibe B on] en B
16 cognoist] cögneu seet len et cognoist len {das Ichte leu durchgestrichen) B
If* oser A
qu
fehlt B
95. 5 repaistre] disgner et de rep. A 7 gi se scey] Sistei A? come]
A !•'' telles B besongnes] chos A 20 du fosse fehlt B 23 erstes que
280 Die altfranzösische Prosafassung des Moniage (Jiiillaiiino.
chose vous parleray au vray [sans mentir], sire' fet 11. 'Car plus en
25 scay que Foucart, qui de sa parole vous cuide orendroit abuser.
Saches que hersoir apres les portes de vostre cite fermees vint en
ma maisonnete ung chevalier logier, lequel vous envoya deniander
l'entree, mais vous luy reffusastes. Je le herbergay au niieulx que
je peux au fort jusques au matin, qu'il s'est leve arme et monte a
30 cheval et ale contre Ysore le jaiant, qu'il a occis et coppe le chief,
dont ce chevalier se vante par la teste qu'il a apportee; de laquelle
il m'aporta la langue et me dist que je la vous apportasse, et que je
vous deisse que Guillaume d'Oraiige, lequel vous alastes secourir a
Palerne, vous est de son hermitage cy endroit venu secourir, et que
35 aux ensseignes de la langue au jaiant et que vous le priastes a son
partement de Palerne de venir en France, ce qu'il vous reffusa, vous
me facties donner chose par quoy je soie remis en chevance.
96. Ojaincte Marie, comme fut Bernart bien venu devant le roy,
iO quant il raporta si certaine nouvelle de Guillaume qui avoit
le jaiant occis. II commenca a lermoyer adonq et donna au bon
homme Bernard une rue entiere dedans Paris pour [en] prendre les
5 esmolumens [et] prouffis pour vivre lui et son estat comme le plus
noble bourgois de la cite. Et le chevalier Foucart fut hue et moquie
pour ce qu'il avoit voulu abuser le roy et les barons. Mais a itant
s'en taist [ores] l'istoire du roy de Bernart et de sa chevalerie et re-
tourne a eschever et paracomplir la vie de Guillaume d'Orange.
XII. C o m m e n t Guillaume d'Orange c o ra b a t y
le deable en faisant ung pont pres de son hermitaige.
(A: Müoi' — Stil; B: 548:' — 54U.)
97. >^~^r dit l'istoire que quant Guillaume d'Orange se fut parti
■ 1 de Bernart du fosse apres ce qu'il eust occis Ysore le
5 V.^ jaiant devant Paris, il chevaulcha tant par ses journees
qu'il arriva a l'abbaie de Asnieres ou il trouva l'abbe et le convent,
lesqueulx lui firent grant chiere et festierent par fixion, comme croit
Tistoire, car en abaye ne veulent nulle teile gent. Et quant il eust
leans son cheval et son harnois presente, il prist congie, dont chas-
lü cum de leans fut ausques joyeux; si s'en party, disant a soi mesmes
que jamais sur cheval ne monteroit. Et tant exploicta qu'il vint au
bois ou estoit son harmitage, monta ou hault et refist le lieu au
mieulx qu'il peust et se pena de Dieu servir ainssi comme par avaut
avoit fait. Or avoit il ou val d'icelle montaigne la ou estoit son
95. 30 ale] ala A 32 m'aporta] ma apporte B 37 factes A
96. 4 bernart B 5 prouffiz esmolums A ^ hue und moque vertatisckt B
97. 5 le laiaut ysore B <> de aasnieres AB ; vgl. tju 1- und 7 1 22. Zu, schrei-
ben Aasuieres? ~ festoiereut B 1'- estoit hinter harmitage A hermitaige B
'.%
Die altfranzösische Prosafassung des Moniage Guillaume. 281
herraitage une eaue grosse asses et courant moult roidement, procedant 15
de la foiitaine et de l'esgoust d'icellui luont, et tousjours couroit in-
cessanment; si conveuoit les pellerins qui alloient a saint Gile passer
par la, et moult leur estoit ce passage eunuyeux et penible. Et pour
ce s'avisa Guillaume d'y faire et ediffier ung pont, et dist que s'il
peust, a l'aide de Dieu il le fera. Et de fait prist place pour le faire 20
et le commanca a ediffier et a massonner de pierre, dont il se pour-
vey a grant peine autour de cellui tertre, et de mourtier, que lui
mesmes destrampoit quant il avoit sa pierre assamblee.
98. XTng jour estoit Guillaume en son ouvrage, et tant avoit mas-
U sonne de pierre que comrae pour haulcer son pont ausques
hault, et ja estoient lesfondemens hors de terre a la peine qu'il avoit
prise et prenoit. Et en pou de temps eust son pont escheve, quant
ung deable qui onques n'ayraa charite bien fait ne bonne oeuvre lui 5
abati en une heure de nuit tout ce qu'il avoit fait; si que, quant
Guillaume retourna au matin pour achever ce qu'il avoit encom-
mence, il trouva tout fondu, dont il loa Dieu, cuidans que ce feust
par malefacon, et dist que il le recommenceroit plus fort qu'il n'estoit
par avant. Lors se mist il a cercher pierres ca et la, et mesmement 10
pour retirer celle qui estoit en l'eaue, dont il avoit autreffois mas-
sonne, se mist il en grant peine, et de creuser ses fondemens plus
bas qu'ilz n'estoient la ou il assist plus grosses pierres [d'ases] qu'il
arrachoit a la sueur de son corps. Et quant il eust comme par avant
haulce, ne dit point l'istoire en combien de jours ne de terme, le 15
deable lui abati tout come par avant avoit fait; dont Guillaume se
commenca a esbair, et pria Dieu qu'il lui donnast grace de le pouoir
eschever a l'aisement des povres pellerins qui par la passoient pour
aller au benoist saint Gille gaigner les pardons. II le recommenca
par moult de fois, et par moult de foiz lui despeca l'enemy. Si cuida 20
que ce feussent larrons, dont le pais estoit [ausques] peuples ; car
quant il avoit besoigne, il trouva a la longue tout abatu. Et quant
il vit que sa peine estoit ainssi pardue, il delibera de faire le guet
pour une nuit.
99. T~ e jour dont Guillaume se delibera de faire le guet, fist le
I i plus d'ouvraige qu'il peust. Et quant vint au soir qu'il fut
teraps de laisser besoigne, il se mussa les ung rochier, cuidans que
larrons deussent la venir pour son ouvrage abactre comme on avoit
acoustunie. Et lors vint le deable qui autreffois lui avoit tout gaste; 5
si le vist bien Guillaume venir, lequel estoit en grant devotion et
moult soigneusement faisoit sa priere a Dieu, qu'il lui donnast la
grace de soy venger de ceulx qui ainssi grant des})laisir lui faisoient.
97. 16 esgoult B T' vor Guillaume i)i beiden Hss. il durchqestrichen
98. 5 euure B - escheuer B 8 cuidant B 9 le fehlt B i» deses B
21 peuple B
99. 3 lesser B cuidant B
282 Die altfranzösische Prosafassimg des Moniage Guillaume.
Si s'en ala tout bellement jusques au pont et prist le deable qui les
10 pierres abactoit, et tant le detira deca et dela comme plus peust,
et en le conjurant et mauldisant le gecta dedans l'eaue soubz cellui
pont, en priant humblement nostre seigneur que jaraais de la ne
peust partir. Et dit l'istoire que sa priere fut exaulcee; car en celle
n'a fons ne rive, ains est ung droit abisme ' et lieu si parfons et si
15 hideux que merveilles, et y tourne et boullonne l'eaue sans cesser,
comme chascum qui par la passe en allant a saint Gille peut veoir.
Et lors escheva Guillaume son pont qui encor y est, et n'est Komme
qui en celle eaue osast entrer.
100. /^rant peine prist le noble Chevalier Guillaume a son pont
\jr eschever. Et guieres ne vesqui apres en ce monde, ains
trespassa de ce siecle en l'autre par le vouloir nostre seigneur, qui
son ame voulut colloquer es sains cieulx. Et fut enterre en son
5 habitacle, ouquel il fist, comme racompte l'istoire, maint beau miracle,
par quoy il fut esleve et est tenu pour sainct aveques les sains ; et
le nommoit l'en Sainct Guillaume du Desert, si fist l'en despuis
fonder ung monastere en l'ermitage, ce scevent et peuent veoir et
croire ceulx qui l'ont veu, qui y ont este et qui encor y vont. Et a
10 tant s'en taist l'istoire de lui, car plus n'en treuve rien l'istorien; et fin.
[Amen,]
99. 14 parfont B 18 ose _A
100. 2 apres fehlt B depuis nach monde B 10 s'en] se A
1 Vgl. dazu Lond. Hs., Tir. 103 :
Li aigue i torne, ja coie ne serra ;
Grans est U fosse et noire conliwal,
Ainc plus hideuse niis hom n'en esgarda
Ens en cest siecle, ne jamais n'entrera. . . .
Tir. 104: Li aigue i torne entor ei environ.
Grans est li fosse, nus n'i puet prendre fons,
Luide et hideuse, ne vic onques grignor,
Onques plus laide ne pout voier (1. veoir) uns hom. ...
Interessant ist auch die Hist. litt. XXII, 510 angeführte Stelle aus der Ckevalerie
Vivien, namentlich die Zeilen
Iluec est l'eve en itele brunor,
L' abisme semble, et si tornoie entor.
Die dunkle Farbe des Wassers hebt auch Leon Vinas hervor ( Visite retrospcciive
h Si-Guilhem-du-Desert, Montpellier und Paris 1875, S. 3): der Teil des Herault,
über den die Brücke führt, ist un gouffre doni an ne voit pas le fond, ce qui a fait
appeler ces lieux Gouffre noir, Gurges niger, d^oii le village voisin a pris le nom
qu'il a parte Jusqu'an milieu du XII^ siecle: Saint- Jean de Gurgite nigra, de
Gurgo nigra.
(Abhandlung folgt im nächsten Hefte.)
Jena, Georg Schläger.
Die altfranzösische Liederhandschrift
der Bodleiana in Oxford, Douce 308.*
Ve% d labecelaire des grans chans. foi. 147
^ Jain per costume et par vs . lai ou ie ne | Contre lou dous tens
destei que uoi | A maus fins et uerais . debonairetes . | Biaus main-
tiens et cortoisie et nobles | -^ Amors longement seruit ai . et bien | Se
par force de mereit ne dexant a | Force damours mi destraint et iu
He cuers batains plus que gerfalz | Amerous destrois et pancis plains
^^ Se iai Ions tens amors seruit de | Dame uos estes li confors a pe-
cheours | La doucour dou tens qui ranverdoie | Li dous termines ma-
gree dou mors | Lautrier auint en cel autre pais | ^^ Dame iatent au
boin espoir viostre | Loiaul dezir et pancee iolie . et bone | Nuns hons
ne doit les biens damors | Per grant franchise me couient | Quant li
tens pert sa chalour que j ^^ Coment caloigniez soie del dous [ Folz
est qui a essiant weit sor gra | Puez ke ie suis de lamerouze loi 1
Soprins damors fins cuers ne ce j Or uoi ie bien quil nest riens an |
'^^ Se par mon chant me pooie aligier | Mout par sout bien mon auen-
taige I Dex dont me vint ke jozai commencier | Chans doixillons ne
bocaiges foill'is | Bone amor mait an son seruixe I; ^" De bien amer foi. ui
grant ioie atent | Por ioie cliant et por merci dont | Mout ai esteit
longuement esbai | Chanteir me fait ceu dont ie | Quant lai saixon
deziree est entree | '^■' Je ne uoi mais ne lui ke ju ne | De bone amor
uient science et bon | Puez que li malz camors me fönt | lai de
chanteir ne me fut talent | Demoustreir uoil en chantant | ^" Viure
tous tens et chascun ior | Per son dous comandement mi | Por lou
tens qui uerdoie . mestuet | Moul't est amours de haut pooir | Glo-
riouse uirge j)laisans qui | ^^ Meire douce creature ou li filz | Ie nai
autre retenance . an a | Li iolis malz ke ie sent ne | Jai fait mains
uers de chanson | Dous est li mals qui la gent | ■''" Or uoi ie bien
quil souuient bone | Chant ne me uient de uerdure ( Dame et amors
* Eine ergänzende und erläuterude Bemerkung wird am Schlüsse der
"Wiedergabe der Handschrift folgen.
281 Die nllfriinzüsisrlic Tiiidcrliaiidsclirifl der Bdcllciiiiia in Oxford.
et espoirs dauoir | loie damors ke iai taut deziree | Cilz qui proient
et dezirent merci | ■'■' Poiiine damors et li malzque ian | Cilz qui
dient damors suis alentis | Li dous teus qui san renait | an chantant
piain et sopir mon | Yuers an uait li iolis tens repaire | '^'" Sans et
bonteiz ualour et cortoisie j! Quant nature ait celle saixon | Damour
me piain qui ansi me | Au repairier an la douce contree | On demande
mout souent kest | ^-^ Per coi se plaint damor nuns | Per ceu ke iai
lou uoloir rete | Or androit plus conke mais | A grant dolour me fait
vseir | An mon chant lo et graici . amors | '" Onkes damour ne ioi
ne nou | Quant ie uoi boix et riuiere panre | Por ceu ce ie suis an
prison ne | loie an biautei hautime amor | Nuns ne se doit meruillier 1
'■' Quant bone amour en son seruir | Gloriouse dame gentis . qui j
Tres fine amor par son cortois | De lame ihesucrist . chansonette | Vn
dous espoirs amerous et | *'^ Li biens qui fönt ciaus auoir | Ie ne me
puis plus tenir | De puis ke ie suis an amors qui | Nuns hons ne
doit de bone amor | Li roisignors qui pas ne seit | *-^ Sans oquison
on me weit de | Por faucetei dame qui de vos ] Certes il nest mais
nuns hons | Dun dous baisier me lose Iai la.
Vesci labecellaire des estampies.
^ En dame iolie de tous biens garnie | Onkes talent de faire
chant ne | Sopris et ampris dameir vorrai | Iai longuement estei sans
uolen(teit) ) '' De bone uolanteit ai ie mon euer | Dame bone et saige
uaillans de | Amors que iai tant serui . mait [ Amors et nature et
iolieteit | Amors qui tient cuers an ualor | ^" De bien ameir chant .
dezir grant | Quant uoi Iai uerdure lou tens | Doucement souent
mesprant | Cant ferne se fie bien est mesche | En ioie seroie . samors
metoit an | ^^ Iai sofFert mes grieteiz et de boin j A Ian tränt dou tens
renouelant | Ie chans souent de euer amerousement | Fine amor cui
iaour mait do . | Volenteit iolie remembrence.
Vesci labecelaire desieus partis.
^ Consilliez moi rollant ie uos | An iaikes de billei amins dittes {
iehans de bair uos qui aueis | Par deu Rollant vne dame est | ^ Rol-
lans car respondeis ami de | lain par amors de fin euer sans | Rolant
de rains ie uos requier | Sire vne dame ait ameit Ion | Concilliez moi
ie uos pri rolant | "^ Douce dame uolantiers saroie | Iaikes de billi
biaus sire iai | Lorette suer par amors ne me celer | Dous iehans de
bair respondeiz | Douce dame respondeis a ceu que | ^-'Par deu rol-
lant iai ameit longe | Thiebaus de bair li rois des alle | Dous dames
sont rollant qui | A ti rollant ie demant se tu man | Rollant amin
au fort me consilliez | ^'^ Consilliez moi aubertin ie vos prie [ Perrins
amins mout uolentiers | Sire li queis ait plus grant ioie | Respondeis
Die altfrauzösische Liederhandschrift der Bodleiana iu Oxford. 285
a ina demande biaus | Biaus thierit ie uos uoll prieir | ^^ Sarcet par
droit nie respondeis | Biaus gillebert dittes eil uos || Amins bertrant foi. 14
dittes moi lou | Amors ie uos requier et pri | Bouchairt ie uos pairt
damors | ''" Biaus rois thiebaut sire consilliez | Cardons de uos lou
uoil oir I Rollant vne dame trouai | Douce dame uos aueis pris
Consilliez moi rollant ie uos | ■'' Par deu rollant .1. miens morgue
Li fee ait fait coman(dement).
Vesci labecelaire des pastorelles.
^ Lautre iour ie chivachoie sor | Lautre iour par vn matin souz
Pastorelle vi seant leiz .1. bo | Lautre ior par .1. matin maloie
^ Lautre iour moi chivachoie | Par coi me bait mes maris | Lautrier
me chivachoie pencis | An yuer an lai jallee qui re | lai trouei mon
euer plus an | ^'^ Lautrier vn lundi matin man | Quant ees mouxons
sont faillies | Lautre iour me departoie de | Au euer les ai les iolis
malz I A definement desteit . lairai | ^^ Antre arrais et dewai de fors j
En vn florit uergier iolit lautre | Lautre iour me ehiuaehoie sous
An mai au dous tens nouel ke | Lautre iour mon ehamin erroie
'-" Deiolit euer chanterai . bone a | Lai fille dan huwe ranvoixie
Per matinet deleis .1. uert bo | Ie me leuai ier main matin | Pasto-
relle ui seant leiz .1. boxon | ^' Pancis amerouzement de tor | Amba-
noiant lautre ior man | Em mi deus urais deus sire dex | Chascuns
chantent de euer io | Lautre iour me chivachai | ^'■' Leiz dehors hom-
pignies lautrier | laim simplette anuoixie saue | De mes a fristor
lautre ior me | Lautre iour me ehiuachai | Le ehiuaehoie lautrier mon j
"■^ A lai folie au dous martin alen | Lautre iour par vn matin jueir |
Lautrier de ioste eambrai jueir | De saint quentin an cambrai chiua j
Cant io ehanteir laluwette | ^'^Cheuaehai mon ehief anelin | Dares a
flandres alloie ambe | Sest tout la jus eondit sor loliue | Entre moi et
mon amin en .1, | Lautrier par vn matinet jueier | ^'Lautrier ehiua-
ehoie leiz .1. boix . | Trop uolantiers ameroie aneor . {[ Anhaichicort foi. n
lautre ior ehiuaehoie | Tous sous sus mon pallefroi j Per vn tres biaus
iour de mai | '''^ Heu main matin jueir allai leiz | Pancis lautrier alloie
mon chamin | Pute poiune chiuachoit amatinet | Lautrier alloie ju-
want por moi | Lautre iour ie ehiuaehoie pencis | '' Lautrier an mai
por moi esba | Ebergiers si grant an vie iai de | Ie me leuai ier
matin de langres.
Vesci labecelaire des halleUes.
^ A la belle me comant et euer et cors | An mon ehantoir me
reconfort | Amors me met an uoie destre jo | Amors qui tant ait pooir
por I ' Amors mont fait mon uiuant | Haute paneee me done . de
dezireir Dame saige et antantiue atoute | lai lone tens esteit que M. 1 1
ie nai chan | Or nest iL teil uie que de bon amer | '" Amors mait fait
286 Die altfrauzösische Liederhandschrift der Bodleiana iu Oxford.
adrecier a belle | Amors qui mait an la uoie mis ] Aurai aligement
plaisant et de bon | Duez an vn praelet estoie lautre j Bone amor me
fait chanteir et | ^' Amors me fait espireir par son | Ne mi bateis mies
maleurous | Amors me semont et prie . dameir | Amors ne se done
mais eile se | Biauteit et sans et uaillance me | ^'^ Douce dame cui
iain tant . on | Aucune gens uont dixant que | Se ie chans moins
que ne suel | Dame eil uos uient an grei . so | Iain simplette annoixie .
saue I ^-^ Cleire brünette sopris mont | Amors de uos malz . mauez
asen(ti) | Dieus iai amait et ain ancor et a | Ie chans an espoir ioli .
an dezirant | E dame iolie mon euer sans faceir | "'^ De tout mon
euer bone amor ser | Amors cui ie uoil seruir et ameir | Tres dous
amins ie lou vos di | Par faute de loialtei ke iai an a | Trop mi de-
straint li malz dont | ^•'' Bien me puis uanteir . kil nest | Or Iai truix
trop durette uoir . voir Puez ke li malz dameir est vie j An uers
fauce amor ai .1. chant | Li hons fait folie qui cude estre | ^'^ cou-
stumier suis de chanteir por j Cant remir la belle a cui ie noz | Amors
par sai signorie doucement | Amors ma prant a chanteir . et | On
dit can amor franchise . ait j *^ Iai esteit clers mout longement | De
grant uolanteit iolie chante | Iai par maintes fois faillit a | Lai biau-
teit ma dame . mait si | Les malz damors santit ai et | ''^ Baixiez moi
belle plaisans et gra | Chascuns chante de thierit . et | Ie ne chan-
tai onke mais de si | Dame a cui uoil obeir doigniez | Dame a cui
motroie ie ne puis | ■''^ Dame cortoise et bien sachans | Hailais com
est an dormis mes | Se mesdixans mont reprins | Por deu cor ne mo-
blieizdouce | Lai vie moinrai iolie . cai apris | ^^ An mirancolie ai
pris uolan | Se iain sans panceir folie | Dame bien me dovieroie
plaindre | An dame plaisans donour no | Amors par sai signorie
douche I ^^ Ie me suis mout longement | Amors a cui ie me rant
pris I Mesdixans por moi greueir . me | Mercit ie uos proi fins cuers i
Li tres dous panceirs gentis | ''^ Tres douce dame merci uos pri |
Amors man uoie a messaige | Bone amor iolie . forment mi | Se ie
chans moinz que ie ne suel | Chanteir mestuet por la plus | ^^ Iolie
ne suis ie pais mais ie | Dame gardeiz uos de mentir uer | Dame
donor qui ualeis tant | Puez ne mi uolt oir ma dame | Ccant ie uing
an ceste vile ie | *^ Iain par amors et si ne sai se iai | Dame ie uos
aimme plus que nunz j Ie fu de bone houre nee ke iai | E mi deus
urais dex que ferai | Douce dame a uostre uoloir | ^^ Ie me duel amie
des dous maz | Dame cui ie noz nomeir de vos | He bone amorette .
tres sauerou | Lai saigette blondette mait en | Duez iain par amo-
rette et si en ai | -'-' Li tres dous panceirs ke iai | des duxans suis
et ioliette sa | Les malz damors santit ai . et | Trop mi demoinne li
malz da | Boin fait ameir par amors . con | ^^' Amours ait bone auen-
ture can | Vos qui ameiz ie uos f ais a sa | Ie me leuai ier main par
.1. matin | Cilz a cui ie suis amie est cointe | Mesdixans can tient a
uos se ie 1 ^^^ Duez duez duez duez duez . donez 1 lan comans ma
Die altfranzösische Liederhandschrift der Bodleiaua in Oxford. 287
Chansonette cointe | Saige blondette uos biauteit | le noz amami pair-
leir deuaiit | Tres dous amins ie loa uos dix | ^"'^ Par de faut de loial-
teit . ke iai en j Trop mi destraint li malz dont | Trop mi destraint
lamor biatrix | Li hons fait folie qui cude estre ] An uers fauce amor
ai .1. chant | '-"^ Ie nan puls mais se ie ne chant | Trop mi destraint
amorettes ke | Or Iai truix trop durette uoir uoir | Bargeronette tres
douce baicelete | Honis soit li iones hons ki pre | ^'-^ Dame boin grei
uos sauroie ce \ Dame donour mait an uoie mis | lain dame anuoixie
cui ie noz j Por ceu chant . iain sans faire | biauteit et sans et uail-
lance me | ^'^'^ On dit ke trop suis ione se poize | Duez confonde
mesdixans car il | Cilz ke me tient por ioli ne seit | Qquant li nou-
iaus tens sa gence | Dont sont qui sont si uairlet a | ^-' Onkez an
ameir loialmeut ne con | Amors qui tout puet doneir per Et por foi. 15(
ceu doi ie auoir et mis an | Merei dame ou ie morrai . il ait | Lai
blondette saigette me tient | ^^'^' II ait teil an ceste ville qui ait | Dame
il nest dolours an terre ne | Osteis ma kenoille ie ne puis fi ) A dous
tens ke violettes sont par | An espoir dauoir aie des dous | ^^^ Cant
remir la belle a cui ie noz | Trop me repant mais tairt mi | An
uoixiez suis et chantans . et a | Lautrier par vn matinet par .1. pe ]
amors mont si doucement naureit | ^^^ De ma droite norriture doi
de fi I Plus amerous conkes mais et | Silz qui contre mal bien rant
est I Iai main iour de euer ameit . et | An espoir dauoir la ioie ki
uient I ^^^ Se iain et sers loialment . amors | Ie chant dun amerous
talent | Or est raisons et si la corde drois | Ie suis an esmai ma
dame souent | Chansonette mestuet faire de vos | ^^'^ Amors me
fönt languir . et si ne | Onkes mais no oquison .de chanteir | Ie
morrai des malz damours . se | Biauteit bonteit douce chiere | Douce
margot ie uos pri . ke ce | ^•'^ Bone uolanteit ke iai deseruir | Onkes
mais de chanson faire j De urai euer humiliant et en bone | Certes foi. 15(
nuns ne ce doit fieir en | Ie ne sai coment nomeir ceu que | ^'^'"Fine
amour me semont de chan | Puez ke bone amor ait an soi | Amors
an lai cui bailie ie suis | Onkes mais ne so deuoir camors | Aucuns
sont qui ont an vie sor | ^^' Por nuns meschief que ie sente | Tant
ai mal ni puis dureir et | Tant ai serui sans fauceir a | Salige-
ment ne puis troueir | Onkes iour ne me uantai ke | ''"" Bone amour
qui mait norrit | lantrai an lai ruwelette . si tro j Belle et bone mi
proie ke gais | Pres un boix et Ions de gent | Aucuns dameir ce
bobance | ^^^ He lais ie chante et bien uoi que | Vn dous regairs
Sans folaige | Des puez ke ie so ameir ne | Honis soie ie lou iour
ke ie se | Onkes ne so camors eust pooir | ^*'^ A legiez moi ma gre-
uence dou | Ponce mait point ci poins | Et ie souhait frex fromaige
Puez ke nature passe et uerdure | Talant mait pris de chanteir
^^^ Se ie me piain iai bien raison | Se fortune mait mostreit .1. petit |
Ie me doi bien resioir que mis euer | Gratiouzement suis pris foi. 15<
de cleir.
288 -Die altfranzösische Liederhaudschrift der Bodleiana in Oxford.
Vesci lahccclaire des sottes chansons contre amours.
^ Chans de singe ne poire mal pel | Amors graici de sou iolit pre-
sent I Bieii doit chanteir qui est si fort | Chaiiteir mestuet iiiscal iour
"' Quant io crieir robardie neue | Quant uoi uandre chair de pore sor \
Quant uoi lai quaile chaucie entre | Quant an yuer uoi ces ribaus
lan j Amors me fait chanteir a poc | '" Quant ie regairt lou bei vi-
saige I lai ausi belle oquison de faire | Ameire amors par lai grande
poi j Quant uoi negier par uergiers [ Onkes mais iour de mai vie j
^'' Quant uoi ploreir lou fromaige j Quant uoi paroir la percelle on |
Au tens ke harnus repaire | Au son nouel que chascuns se ba | Ce
fut tout droit lou iour de | -'^ Amors et sai signorie me fönt | Se ie
chant con gentil home il fut | Deuant awast cou doit ces bleis.
[Fol. 150 d ist unbesclivieben. Es folgt in der Hs. noch ein weiteres unbeschriebenes Blatt.]
Ci comancent li grant chant.
1. R. 2124.
I. lain per coustume et par vs . lai ou ie ne puix atendre . et
chans come amins et drus qui damors ne soze plaindre . se ai
moult de malz eus , mais ne mandoie mie faindre . pour si doz faix
mettre ius . iai deus ne me lest an faindre . vn soul ior de bien ameir.
II. Nest pas drois ke ie refus . la dolor ke me fait teindre ,
madame est douce et agus fus . por moi prandre et estaindre . mais
se ne fist onkes (nuns) auant doreir et pues paindre . a premiers fu
bien uenus . por tant est ma dolor graindre . ke voi apres dous ameir.
III. Lire por cui mest faillis . dous samblans nait pais faucee .
mai volantei ans est plus . ma dame a uers moi iree . se samor ni
fait uertus . ke sor moi cest esprouee . iai ces pris nan iert creus .
ains li serait reprouee . ma loiaulteit sens fauceir.
IV. Ma dame an cui suix randus . ait ma ioie enprixonnee .
et lou dous samblans repus . dont eile mait mort donee . se damer
seux mescreus . cai ie dit fole pensee . se iestoie rois on dus . se fust
de moi si amee . ni deuroit eile penceir.
V. Tant est de moi a desus . ke ie crien ke ne ] mocie . se ni
suis amanteus . damour qui paraige oblie . bien miert li samblans
uandus . et la douce conpaignie , dont crien estre deceus . mais
esper an ce mafie . tout a des dou recoureir.
VI. Chascuns iour suis a saillus . damor qui mait an bailie .
soie merci defendus . uers li ne me suis ie mie . bien andoi estre creus .
car iu ains sans tricherie . si soie iou chier tenus . de ma dame kai
seruie . lontens sens gueridonneir.
VII. Et cant li plairait merie . iert ma poinne et retenus .
blondiaz cui lamors defie . samin nel digne clameir.
VIII. Onkes nuns hons ne fut pris . damors ke nan vaxist muez .
Die altfranzösische Liederhandschrift der Bodleiana in Oxford. 289
et qui nan fust plus jolis . et muez uenus en tous luez . car boue
amor lou fait faire . Bien est raisons quil j paire . puez ke tous li
biens en uient . Folz est qui ne lou maintient.
IX. Et puis ke ie mi suis mis . graut bonteit man ait fait duez .
De la millour suis espris conkes fust ueue deus . eile ne mest pas
contraire . son gent cors son der viaire . remir cant eilz malz rae m. 152 (
tient . sa grant biateit me souient.
X. Onkes mais nuns fins amans . ne fut damors si eschiueis .
Con suis et serai tous tens . car mes eurs an est teis . Douce dame
debonaire . Comeut me poroie taire . kant cilz iolis mal me tient .
et ci ne uos an souient.
2. R. 446.
I. Contre lou dous tens destei . ke uoi reuenir . ke renuerdissent
li prei . ne me puis tenir . de chant comencier . Car iain de fin euer
antier . sans deceuoir dame qui me fait doloir.
II. Por conforteir ma grieteit . et por muez courir me tig an
ioliteit . por moins resioir . eiaus qui lozangier . vuelent amors et
trichier . muez nai pouoir . diaus greueii* ca ioie auoir.
III. Dame plainne de bontei . cui ie uoil seruir . se par de bo
naireteit . daigniez recoillir . moi qui sans trichier , vous uoil seruir
et prieir . sans deceuoir . san douroie muez uoloir.
3. E. 198.
I. Amans fins et uerais . de bonaireteit et paix . Lealteiz foit
et fiance . rapiaz de desespe rance . humilitei cors parfais . ente dont foi. 152
li frus nasquit . qui a tier iour surrexit . de mort a vie an poxance .
teille canfer confondit . ou estoient si amin,
II. Dame uos cors fut palais . ou li pairlemens fut fais . Li
plais et li otrience . de lai tres douce acordance . dou pechiet (jui
tant fut lais . Cadans nos peire furnit . kan Eve lou frut coillit .
dont cilz li ot fait ueance ke humaniteit uestit . et deiteit an
courit.
III. Dame cilz cruous meffais . tist uostre anfant si griez faix .
sofFrir car an sai vitance . fut ferus sans deffience . si calpiez lau
uint li rais . dou sanc qui de lui ixit . kant li cousteis li ourit . mais
ce fut senefience dumiliteit ke mercit . ot cilz ke lou col ferit.
IV. II nest nuns ne clers ne lais . viez iones boins ne mauais .
ke ne doie an remembrance auoir lai douce softVance . ke li dous
aigneles gais . sofTri des lou merkedi . iusques au grant uanredi .
quil ot lou cop de la lance droit soz loure de meidi . si cumaniteit
trancit.
V. O roze flour delix et glais . top pace rubis valais . voie de foi. 153
droite esperence. Doneis moi teil cognisance. Dame que soie si
fais . ke de kant ke iai mantit . uer uos fil et mes seruit per fal
uice diguorance . dame ke ie serue ci . ka la fin aie mercit.
Archiv f. n. Sprachen. XCVII. 19
290 Die altfranzösische Liederhaudschrift der Bodleiaua iu Oxford.
4. R. 1114.
I. Biaus maintiens et cortoisie et nobles atours . de darae
donour garnie . an cui cuers ualours . maint et iert manans toz
iors . me fait espireir , raercit sans follour panceir . cest belle aie
bien ce doit atant passeir . qui vuelt amie.
II. An amer sans tricherie . cest tous mes recors . cest drois
car il naimme mies . cilz qui pance aillors . ka deseruir les dousors
camors puet doneir . bien ce doit anians peneir . toute sa uie . des-
plaisans biens conkesteir . ka mors otrie.
III. Aucuns dist per sa uolie camors est dolours . non est cai
ke nuns an die . mais douce sauours . et tous li plus biaus labours .
dont on puist oureir . qui muez si weit amonteir . plus sumelie . par
sans et ptxr biaus pairleir . contre folie.
IV. Com plus ain plus monte plie . an mon euer amors : et
muez est de moi seruie . Celle qui la flour est de toutes les millours .
com puisse troueir. Or me uoille amors presteir par sa maistrie .
pouoir de parceuereir sans uilonie.
V. Dame de grant signorie . se iai lou secors . de mercit capoirs
ma fie . cest uos grans honors . car mercis est li drois tours . damin
conforteir . or lou me uoilliez graieir . dame en voixie. Car mercit
doit recourei ke mercit prie.
VI. Chanson por toi muez loweir iez anvoie . ce li por cui
honoreir ie tai fornie.
5. R. 55.
I. Amors longement seruit ai . et bien resoi ma poinne an grei .
si ne sai ce ie an morrai. Car ie troix mout mon cors peneit .
mais lou euer troix fin et uerai , por faire uostre uolantei. Darae
conkes nomeir nozai.
II. Mout souent suis an grant esmai . car mesdixant mont
trop greuei. He biaus sire deus ke ferai . conkes nvms ior en mon
aiey . ne lour forfix si con ie sai nancor ne nai pais uolenteit . ne
iai ce deus plait nauerai.
III. * mais tout ades mamenderai . sautrement lou fais bien
me hei . et muez tout dis uos seruirai . Dame plainne de grant bon
teit . car an uos tant de biautei . sai ke tost maureis reconfortei . tout
iors uos uoloir atandrai.
6. R. 1059.
I. Se par force de mercit . ne de xant amors coralz . En Iai
millour des loialz . iai ne mi vaireis saixit . de bien ke ne mi soit
mas . mais ce pitie auerai par vn dous comandement .i. petit dan-
forcement . meixent en lour pooir . Iors poroie ioie auoir.
II. De li remireir ansi . cest muez uuet chascuns iornalz . a Iai
colour natural . a la faice ke gi vi . mest fins rubis et cristal . li
* Hier fehlt die Initiale.
Die altfrauzösisclie Liederhandschrift der ßodleiana in Oxford. 291
sorciz samblent esmalz . an or assis . finement . par deuis comau-
dement . et li oil mi fönt pouruoir . Lestoile iornal paroir.
III. Blaus deus ke ne fut ansi . lamor fine comunal . ke baix
et haut fut ygalz . mais ceu conour est ami tiennent a honte li
faulz . Deus qui les vairoit antriaz . conteir et dire souant . lour fais
a deuinemens . de faire | mansonge uoir . per fins anaans deeeuoir. foi. 153
IV. Ne taing pais a fins arains . qui cesmaie riens pour iaus .
por teil felon desloialz . tant ont mantit et uoir dit . ke iai nan
serait uns saulz . franehe riens operitalz de celestiens present . sont
uostre amerous saiublant . ke nuns ne uos puet ueoir . ke iai san
keist mouoir.
7. E. 1631.
I. Force damors mi destraint et iustice . jolieteit mait mis
dedans ces lais . an regardant ai bone amor conquize . et tu pitiet
ma dame conquerrais . ansi seront mi violoir a compli . damor damie
et de loiaul amin saurai dameir la ioie et lou soles.
IL He cuers hatains plus ke gerfalz sus bixe . fais por hair
orgoil et uilain gais . dame qui es de belle a cointe a prize . a uos
motroi ne me refuzeir pas . et se ie faus iolis cuers a mercit . trestuit
li biens mi seront defaillit . soiez por moi de la mort an porches.
III. Ne morrai pas mais Iai mort miert pres mize . car ipanceiz
belle ausi com ie fais . Helais dolans ou est or couoitixe . Iai ou ie foi. 15J
uoil . ke Iai nest eile pais . Car couoitiez belle ie uos an pri . moi
a ameir et amors autreci . ou ie dirai deus de si haut si bais.
IV. Cilz est mout haut qui ioie ait antreprize . de bone amour
mais ceu ne di je pas . ke fort eur ne soit por moi remize . san ci
defait trop iert pancis et mas . Car a premiers dame kant ie vos ui .
mes cuers por uos de mon cors departi . or lou gardez ie man uoix
uos lou lais.
V. Ie lairai dame an la uostre franchixe . foi et dousour he
cuers qui remainrais . tu fus iai miens soies an son seruixe . ce ne
lou fais a tout iors trait mais . et non porcant il ne tient fors ca li .
siens est seur et amours ai pleuit . ke an mon cors ia mais ne
ranterrais.
8. R. 1589.
I. Amerous destrois et pencis . plains de mirancolie . maita mors
an sa prison mis . Dont iai iour an mai vie . ne man quier ostegier .
muez ainz morir chartrier . ke iai soit obliee . celle dont iai me stier, loi. ir.4
n. Bien ait mes cuers ki est assis . en si grant signorie . mais
trop redout ce mest auis . ke samour ne mocie . Car noz a li noncier .
con de fin euer antier . ie lain saus uilonie . tant Iai dout correciei'.
III. Dame mes cors cest a demis . por uos ie nan dout mies . de
mon euer que uos aueis pris et an uostre bailie . laueis por iusti-
cier . si uos pri et requier . par uostre cortoisie . ke me uoilliez aidier.
IV. He belle riens ou iai tout mis . et euer et cors et vie . ne
19*
292 Die altfranzösische Liederhandschrift der Bodleiana in Oxford.
uos anuit frans cuers gentis . ce tout iors mercit prie . ne uos doit
a noieir . ce ie uos ai plus chier . ke ie naie ma uie . sans uos ne
puls durier.
V. Por uos serai toz iors iolis . belle tres douce amie . et si
sai bien ke fins amins . mor rai ie nan dout mie . mais ie uos uoil
prier . ke felons lozangier . ne creeiz an uos uie . car trop sont
patonier.
9. E. 1082.
I. Se iai Ions tens amors servit . de loiaul euer entierement .
toi. i.')4 c. Et eile ne mait riens merit . Onkes por ceu ne man repent . An sois
i pans plus bonement . et a son uoloir miert merit . iai ne.man
trouerai partit . or face de moi son talent.
II. Et puez conques ne li meffis . bien ferait ce pitiet lan
prant . faice ma dame antendre a li . ou tant ait biauteit et iouent .
et estre an son comandement . tant que ie paruigne a mercit . Iors
maurait de tous malz garit . et doneit ioie sans torraent.
III. Douce dame bien sai de uoir . qui que de uos uoille estre
ameiz . il li couient an lui menoir . fin euer et bone uolanteit . Garnis
an suis et a saizeis . dont mout boin greit man doi sauoir . et ce
plus nan cuidoie auoir , niere ie iai des espereis.
IV. Moult mait estint et fait doloir . Ions deziriers an amoreis .
kant ceu que iain ne puis ueoir . par coi ie soie amins clameis .
He franche et plainne de bonteit . ne me meteiz an non chaloir .
mais faites uostre amin menoir . pitiet auec uos grant biateit.
V. Debonairement a tandrai . douce dame mon dezirier . et
foi. 154 d. plus et plus uos scruirai . ne iai ne man quier esloignier . douce
dame an chantant uos quier . merci ne sai ce ie laurai . et ceu
conkes ne uos faussai . me douroit par raison aidier.
10. E. 1927.
I. Dame uos estes li confors a pecheours desconforteis . vos
estes li uerais raicors . a celui signor ma cordeis . qui de uostre
Saint cors fut neiz . bien sai ke miens an est li tors . par iugement
seroie mors . dame or aiez de moi pitiet.
II. Dame nuns ne poroit nombreir . les biens de uos tant an j
ait . tant fut saiges clers ne lettreiz . bien i peirt can uos sa .
ombrait . nostres sires qui uos am ait . por les uostres tres grant
bonteit . he dame aiez de moi piteit . car an uostre garde mis mai.
III. Dame uos estes li osteis . ou li filz deu ce haberiait .
onkes ne fut si biaus ne teis . ne iamais si biaus ne serait . theo-
philus bien lesprouait . qui tant plorait par uos ateis . ke de tous
ces pechiez morteis . a uostre fil ce racordait.
11. E. 1754.
foi. 155 a. I, La dousour dou tens qui ranverdoie . chantent oixel | et
florissent uergier . mais ie ne sai dont resioir me doie . ca la millor
Die altfrauzösische Liederhaudschrift der Bodleiana in Oxford. 293
fail cant ie plus la quier . sau cbauterai saus proiere . ke mal mort
uoi iie faillir ui poroie . puez camors vuelt ke plus de moi la croie.
n. Deus kalt amors qui tous les sieus guerroie . ciaz kelle
puet greueir et maistrieir . Li biaus samblant can ma dame trouoie .
mait trop greueit nainz ue nie uolt aidier . Elle me fut crueilz a
lacointier . je sai de uoir ca son tort me guerroie . si me couieut
ca sa uolauteit soie.
III. Puez can ci est ca li ne puis containdre . ou uoille ou
non seruir la me couient qui cuide auoir graut ioie saus a taindre .
est come cilz qui ades faillir crieut . si est destrois cant secours ne
li uient . mais ie ne sai moi ne mon euer defFendre . de plus ameir
car mors ne me uoil rendre.
IV. Ie ne taig pais lamor a droit partie . dont il couient morir
ou trop ameir . si me couient ke chant et iue et rie . et fais samblant
de mai ioie cureir . ma dame dist ansi doi andureir . viure a perant toi. 155
an atendant aie . ioir an puis mais ne sai ke ie die.
1-2. R. 490.
I. Li dous termine mai gree . dou mors dauril en pascor ke
uois lai bruele et la pree . chergiet de foille et de flour . et estre an
uerdour . et io clianteir nuit et iour . oixelz par bruele ramee . mais
ioie euxe grignor ce ie fuisse an lai contree . ou celle maint cui iaour.
II. Piesai ni fiz demoree car iauoie graut poour . ke par moi
ne fut blasmee por sai fait aillors seior . ke li traitor cont parceut .
nostre amor . euxent aillors pancee . et cant ie ferai retour . sau
iert mai ioie doublee . et saurai grain de sauor.
III. Ie ne lai pais moins amee . por ceu soli ne seior . ansois
lai plus deziree . car an li ait graut ualour . biautei saus folour .
Lou uis ait piain de dousour . blons chief faice coloree . uairs eus
bouche de bial tor . belle cant est a semee . et bien plaisans sans ator.
IV. Taut dezir sa conpaignie . ke siens suis tout quitement . bien
fust ma ioie a complie . sun soul iour taut soulement . euxe a li foi. 155
pairlenient . mais mis mait an ialozie . mes cuers ke me dist souent .
kelle por ceu man troblie . ke trop demour longement.
13. R. 1574.
I. Lautrier auint an cel atre pais . cuns chiualiers ot une dame
amee . et lai dame tous iors an son boin pris . li ait samour escon-
ditte et ueee . kant uint apres ce li ait dit aniins . par paroUes uos
ai meneit tous iors . or est lamor conue et esprouee . Des ore mais
suis a uostre plaisir.
IL Li chiualiers lai regardait el vis . si la uit mout paile et
descoloree , dame fait il mort nuiuez et trait cant de lautre an ne
sai uostre pancee . ke uostre uis me sambloit flor delis . qui or est si
aleis de mal an pis . ce mest a vis uos me soiez amblee . atairt a
ueis dame cest consoil pris.
294 Die altfranzösischc Liederhandschrift der IJodleiana in Oxford.
III. Cant la danie soit si ramponeir . vergoingne an ot et an
euer lan prist ire . par deu uassaus lan uos doit bien ameir . cuidiez
1. 155 d. uos dons ca certes lou deisse . nennil par deu ne me uint an
panceir . conques nuns iour ne uos dignaisse amer ke uos aueis par
deu grignour an uie dun bei ualet baisier et escoleir.
IV. Par deu dame iai bien oit parleir . de uos biautei mais ce
nest ores mies . et de troies ai ie oit conteir . kelle fut iai de moult
grant signorie . or ui puet on que Iai plaice troueir . por ceu uos
loz dame a escuseir . ke tuit eil soient arresteit dazerie . ke des or
maix ne uos uorront ameir.
V. Par deu vassalz mar uos uint en pencer ke uos maueiz
reproueit mon eaige . se ie auoie tout mon iouent uzeit . si suis ie
riebe et de mout haut paraige . Lou mameroit a petit de biauteit .
certes nait pas aneor .n. mois passeiz ke li marehis raauvoiait son
messaige . et li boriois ait por raamor ploreit.
VI. Par deu dame ce uos puet mout greueir . ke uos gardeis
tous iors a signoraige . on naimme pas dame por parenteit . ainz
laimraet on cant eile est prous et saige . vos an saureiz partans la
I. I5ij a. ueriteit . car teilz sant ont por vostre I amor ploreit . ke sestieiz fille
a roi de kartaige . nan auront il iamais Iour uolanteit.
14. R. 1797.
I. Dame iatant an boin espoir . uostre amour ou iai mon
panceir . ne de ceu ne me quier mouoir . ne de uostre seruixe osteir .
ains pri a deu et faix sauoir . ke me uoille si atorneir . tous autres
biens ke doie auoir . ia plus ne lan quier demandeir.
IL Amors me fait ma mort uoloir . et si ne Iai me lait
douteir . nonkes tant ne me fait doloir cades ne uoille plus ameir .
ne iai neust tant de pooir . dame eiz malz de moi greueir . se uos
peusse tant ueoir . de mes eulz con dou remambreir.
III. Douce dame tout mon uiuant . uous vodrai ameir et seruir .
iai deus ne dont ke cilz couens . uos peust or de iour mentir . fellon
traitour mesdixant . plus me grieue de mon morir . por uos qui an
sereiz ioiant . qui ne fait por la mort santir.
IV. Se ma dame pitiet nan prant . dont ne sai ie ke deuenir .
ii. I5(i b. mon euer an uoi a li souent . mais tant lou rai que ian sopir . amors
i met si dous talent . ke ie ne man puix de partir . can puis ie
dons ce ie lain tant . cant plus lain et plus la dezir.
15. R. 1172.
I. Loiaul dezir et pancee iolie . et bone amor qui mait dou tout
saixit . mi fait chanteir non porcant nest ce mie . por son desduit de
coie iaie ioit . ainz chant sans plus an espoir de mercit . ke iatan-
drai iuscal chief de ma uie . et sains la mort auoie de seruie . joie
damors plus iolis an seroie . Et plus souent et muez en chanteroie.
Die iiltfrauzösische Liederhandschrift der Bodleiana in Oxford. 295
IL E dame a droit lowee et ansignie . saige plaisant cortoise
et belle ausi . com urais amins est dezirous damie . uos pri por deu
ne meteis an oblit . moi ke tous iors si humlement uous pri . de
loial euer sans point de vilonie . iai uos ualour nan seroit amanrie .
se ie au uos aucun confort trouoie , keil ke il fust a grant bien
lou tanroie.
III. He bone amor por coi naueis an vie . de guerroier ma
dame ausi con mi . taut kelle eust coneut uos maistrie . sauroit ie
croi pitiet de son amin . sanci estoit bien tost mauroit garit . et non foi. 156
portant ne uoil pas ke lotrie . mauaisement auroie deseruie . si haute
amor ce par sohait lauoie . jain muez seruir tant ke auoir la doie.
IV. Si uoirement cains ne pansai folie , ne facetei ne traison
uer li . si uoille amour ke par sai signorie . se il li plait me soit
ancor merit . ceu que tant lains et ce gi ai faillit . ce poize moi mais
mes cuers lan mercie . casseiz raillour de moi lont couoitie . dont poc
li est mais ian suis toute uoie . an boin espoir ke plus iolis an soie,
V. Iai uoir de moi ne serait esloignie . bien fust ansi kelle
meust guerpit . car en li maint honour et cortoisie . ke sans esraai
rae tient et fait hardi . et ceu kelle ait lou euer si bien norrit . ke ne
sauroit andureir uilonie . me fait menoir an sai douce bailie . nautre
ke li ameir ie ne sauroie . si uoille amors ancor ameir me doie.
IG. E. 1456.
I. Nuns hons ne doit lou bien damor santir , ce les dolors ' nan foi. 156 a
resoit bonement . ainz doit an greit et prandre et recoillir . et biens
et malz cant camors li consent . eil an trait mal son souffre bone-
ment camors puet plus an .i. soul ior merir . ke nuns ne puet andu-
reir ne soifrir . et buer sofFre qui gueredon atent.
IL Se Iai belle me fait uiure atorment . me doi ie dons de
samor departir . naie par deu ie nan ferai niant ainz atandrai
bonement son plaisir . ceu doit cilz faire qui damors vuelt ioir . Car
ce deus plait ancor iert autrement . con ne uoit pas tous iors uan-
teir .1. uent ne ces uoloirs an tout tens a complir.
III. De bien ameir ne me puis alentir . ens ain ades de euer
entierenient . mais mout me fait doloir et esbahir . ceu ke mercit ne
truis en son cors gent . et non porcant ce ie lains loialnient . il ne
man puet ce bien non auenir . car de boin leu doit ades bien uenir .
cilz ne faut pas ki an bqin leu ce prant.
IV. Coment ke soit an son comandement . motroi dou tout de
uiure et de morir . nan puis partir amors lou me dettent . i Et contre t'oi. 157 ;i
amors ne puet force garir . Et puez ca ceu couient cest plait uenir .
sofTrir mestuet et seruir aut^iinent . soffrir ualt moult et saije souent .
et biaus seruir fait maint liorae a rechir.
V. Chanson vai tan et si te fais oir . a ma mie la belle
droitement . di li canci puixe ie deu veir . come ie lainnne de euer
296 Die altfranzösische Liederhandschrift der Bodleiana in Oxford.
antierement . et de pair moi li de proie hiunleinent . come celi dont
bontei doit ixir . ke les traualz me daignent amainrir . et les dolors
ke mes cuers por li sent.
17. R. 782.
I. Per grant franchixe me couient clianteir . ce uoil auoir lai
riens ke plus dezir . Mais ie ne sai ou ie puixe trouer boiiis mos si
clians con cilz que crient raorir ne puis mon euer a grant ioie ator-
neir . et non por cant fine amor nos ansaigne dameir celi cui paxion
destraigne . san pou doure nou mait gueredoneit.
II. Li desloiaul qui ce poinne dameir . fönt les loialz a grant
dolour languir . et les dames en fönt mout a blaismeir . ki ainme
157 b. ciaus can gaibent a partir . ie ne lour puis mon coraige celleir . ke
ie mes malz et ma dolor ne plaigne . douce dame frois glaiues uos
ataigne . cant si par fönt me faites sospireir.
III. Douce dame bien mi doneiz aidier . fors ke de tant ke
lozangiers fellons . ce sont vanteis ke per lour mansongier . fönt de
partir amans tout sans raison . por ceu suis mors cains ne uos so
tricliier . deus tant mar ui uostre douce a cointance . et uos biaus
eulz qui mont naureit sans lance . malle broclie les uos puisse sachier.
IV. Or ai ie dit come folz estre doit . iai li pecbiez ne man
soit pardoneis . cant ie lai di la rienz ke ie foi doi . seruirai lai en
bone loialteit . et eil li plait ke me retaigne o soi . seruirai si com
mai dame chiere . ou ce se non lai paxion lai fiere . san pou doure
ne prant de moi conroi.
18. R. 1969.
I. Quant li tens pert sa chalor . ke la flour blanche est pailie .
eil oixel por lai froidour . ne ne chantent ne ne crient. tant ke uient
157 c. atens paskor . Lors chantent et nuit et ior . he lais ji chaitis ansi ne
mest il mies . tous iours ai duel ains no ioie an ma uie.
IL Se ie uis a grant dolour . ne nos an meruillies mies . Car
li felon traitour . ont tout lou mont an bailie . largesse et pris et
lionour . et sor toutes riens amors . nos ont si pres del tout aniantie .
et ont tant fait ke mercit est faillie.
III. Mout souent sopir et plour . ke ne mefTaice ou mesdre .
et san trauail et labour . dire et de ialozie . ke iai au euer a seior .
trop me dous de ceste amor . chascuns me mist nelle ne me weit mie .
ausi puis bien tost faillir a amie.
IV. Ie me taing a la millor . malgrei sien pais ne man prie . et
eil me torne a follour . nelui nan blaismerai mie . fors mes eulz et
son ator . et sait tres fraiche collor . et sai bouche dont si me con-
tralie . mais ne li uaut iai par moi niert guerpie.
V. Par deu lou haut creatour . moi dont celle gent haie . ou
il nait point de ualour . mais orgoil et vilonie si mont grevei li plu-
157(1. sor . mais , toute voies a iour . droit celle part lai ou ie sai mamie .
si coiement ke nuns nel parsoit mie.
Die altfranzösische Liederliamischrift der Bodleiaua in Oxford. 297
19. E. 1763.
I. Coment caloingniez soie del dous pais . ades me tient en
ioie . li bieus cauoir souloie . con fins ainins . mais dune riens sui
fiz . SB iamais uos rauoie . jai ne man partiroie . cuers gentis mais
a welz uos morroie . con fins amins.
IL Sire deus muelz estoie can paraidis . quant a loixir mi
voie . la faice qui rozoie ioste les lix . an piain front bien assis .
eulz vairs lescrine bloe . lais por coi man partoie . trop meffix . cant
a ceu ne pansoie . dont or mest pix.
III. le ne puis auoir ioie . fors de celi . a cui mes cuers so-
troie . ou bone amour man voie . por bien seruir . car biauteit mait
pris . por riens nan partiroie . de li muelz ameroie . mort sofirir . car
iamais ne poroie . millour servir.
20. R. 665.
I. Folz est qui a essiant vuelt sor graueile semeir . et plus
folz qui entre})rent volaige ferne a ameir . on ni puet raison troueir .
tost aimme et tost san repant . et tost fait celui dolant ke plus si
cuide fieir.
II. Leaulz hons ke si atant i fait mout a des ameir . cest cilz
catent lou mal uent puez san point an haute meir . a teilz fernes
doit baieir . vns angignieres de gens ke por son angignement les
sait a lour droit meneir.
III. Ainz doienz comunement et seruir et honoreir . pucelle qui
bonement seit son euer an amoreir . et bien seit a sauoreir les tres
dous malz kelle sent . et tout li sofFre et consant . sans li trop des
honoreir . Li malz damors mocit ki ne mi lait dureir.
21. R. 1601.
I. Puez ke ie suis de lamerouze loi . bien doi amors an chan-
tent assaucier . ancor j ait millour raison por coi ie doi . chanteir
damerous dezirier . car sans raanecier suis el euer trais et^^ferus .
dun uairs eus cleirs et agus . rians por muez a seneir . a ceu ne
puet contresteir haubers ne escus.
IL Ie ne suix pas por teil cop an efFroi . ne iai nuns ior nan
quier assoaigier . car ce li malz amenuxoit en moi . il couandroit
lamour amenusier . car an droit iugier amors est si con li fus . car
depres lou sant on plus . con ne fait de leschueir . et qui ne san
weit bruleir si san traie ansus.
22. R. 189.
I. Sopris damors fins cuers ne ce puet taire . ke malz et biens
ne regraite souent . esperence damours can moi repaire . me fait
chanteir la ou plour durement . car Ions respis me fait souent do-
loir . mais fine amours me tient an boin espoir , si ke por mal mes
fins cuers ne cesmaie . ke ioie atant ke tous mes malz rapaie.
298 Die altfranzösisclie Liederhandschrift der Bodleiaiia in Oxford.
II. Qui bone arnor trueue et de haut a faire . bien est raauais
kant por maul ce repaire . ki bien aimme drois est ca lueure paire .
cilz vuelt damor ioie auanceraent . car bone amor fait monteir et
valoir . loial amant qui sert sanz deceuoir . an leaulteit por ceu sers
ke ian aie lou bien ke ma dolour senne et ma plaie.
III. A fin amant ne puet onkes desplaire . por bone amor sof-
158 c. frir poinne et torment . e lais ne sai por li mal poinne traire . ke
doie auoir son gueredonnement . nan moi ne sai uaillance ne sauoir .
ke ie doie si hautement amovu- auoir . por ceu suis mins del tout
an sa me naie . sans repentir a queil fin ke ian traie.
IV. E bonne amour cor uos doingne ores plaire . ke ma dolour
praigne definement . puez camin suis et sers si sans mefFaire . ke de
seruit nai uostre mal talent . ce uos aueiz uer moi nulz boins ualoir .
por den partans man faites parceuoir . car quant mercis trop de-
nioure et de laie . meschief uient tost ke souent tolt grant ioie.
V. Mout serait liez se fellons ont contraire . ke de moi ont
mesdit vilainnement . et lai mort iert cortoise et debonaire celle
prant diauz ansi lou uangement . kelles les faicent entendre et
parceuoir . can li ait mout sent uaillance et pooir . bien ait amors
cant si bien chascuns paie.
VI. Chanson uait ten di ma dame por uoir . can li ait mis
158 d. mon euer sans remouoir . ne nai pooir ke ie iai Ian retraie . si ferait
mal pardeu ce plus ma saie.
23. E. 1917.
I. Or uoi ie bien quil nest rienz an cest mont . qui des or maix
puist araour sormonteir . jai si an li mize mantancion . ke ne man
puix retraire ne osteir . or me dont deus ke ie la serue en greit .
taut kelle mait de la dolour geteit . ke iai por li soffert toute ma
uie . nou di por ceu que man repante mie.
II. Car sa biauteit me prie et semont . et sa ualour de moi
reconforteir . li bial sarablant li uair eul de son front mont si sopris
ke ie ni puis dureir . mais boins espoir mi fait ioie meneir . et
sonkes nulz polt por bien andureir . grant ioie auoir ne secours ne
aie . ie lauerai car pitiet mi a fie.
III. Dame de uos atent mon gueredon . car biau seruir mi ait
fait afieir . cor seroit bien leuz et tens et Saisons . ca ma dolour
regardexiez pitiet . cant uos remir bien uoil tout oblieir . poinne et
i'9a. traualz por uostre grant biauteit . ke tant dezir ke ian per drai lai
uie . se de uos nai et coufort et aie.
IV. Et se ian mur siert trop grant raesprison . ke ie nai euer
ne talent de fauceir . uer uos ke li mauais pris a bandon . ke ie ne
puis ca uos gent cors panseir . bien suis dou tout a uostre uolan-
teit . San crien morir can vos truix grant durteit . par deu por ceu
ne laisserai ie mie . vous a ameir belle tres douce amie.
Die altfranzösische Liederhaudschrift der Bodleiana in Oxford. 290
V. A defineir requier de ma chanson . ioie et mercit por
amours honoreir . a mon uis peirt dont lai collour deffont . ce ie ai
bleu et loialment ameit , bien lou poeiz parceuoir et gardeir . darne
por ceu saiez de moi piteit . et de mes malz par vostre cortoisie .
faites en tant ke chascims biens an die.
24. E. 1252.
I. Se par mon chant me poioie a ligier . de lire grant ke iai
en mon coraige . raestier maroit por mon bien rebaitier . point ne
me uaut rienz ne me rasoaige . foille ne flour chant dessai per bo-
caige . plus suis iriez cant plus oi cointoier . lai douce uoix dou
roisignour sauaige.
IL Dame bien uoi ke mestuet folieir . por vostre amor ai am-
pris grant outraige . sait fait amors ke mait fait adrecier . mon euer f"i- 15S' i
si baut et lait mis an teil raige . san crien forment ke ni aie da-
maige . ke iai oit conteir et tesmoingnier . trop mait greuait force
de signoraige.
III. Dame por den car faites a drecier . vos dous regairt qui
mait mis an ostaige . vos saueis bien uos mauez a iugier . ie suis
uos hons fait uos an ai homaige . ce mocieiz uos j auriez hontaige .
De ces choses mal mettre et anpeirier . nait euer poissant ne pris ne
vasselaige.
25. R. 758.
I. Mout parsolt bien mon auentaige ameir . cant an teil leu
suis por garison trais . lai ou je nai poioir de lesgardeir . fors soul
itant can remirer mi paix . et ce de ceu suis trop antais . de riens
blaismeir ne mandoit on dezir fait sans outreir.
IL Par maintes fois mait fait mes cuers guieir . mes eus cains
nan porent soffrir lou fex . nes con ne puet on soloil esgarder . por
ceu ke trop an resclaircist li rais . tant sor moi tornent a vn faix .
sui bei oil cleirs les mienz couient gaingehir et aueugleir.
III. Douce dame iai ne vos quier fauceir . ains sofTerrai pour m. ]'>9i
uos poinne et griez faix . mais garis suix ce iai vn remireir . de uos
biauls eulz qui mont anz on cors trait . parmi lou euer dont iai
niere seneis . se ])ar uos non belle a cui suis doneis.
26. R. 1270.
I. Dens dont me vint ke iozai comencier . si haute honour lai
ou mes fins cuers bee . se ie euxe flandres a iusticier . et lai conteit
ke artois est nomee . et fuisse etor dou poing et de lespee . si ce
douroit muez ma dame amploler . por cui gen praing teil folio . iai
de la dolor ke iai . ne garirai . ce ma dame ne maie.
IL Teis herdement me vint amour noncier . por ceu an prius
si tres haute pencee . Dameir celi ke plus fait aprisier . ke rieus
del mont ke ferne soit clamee . Dens mar lai vi la belle lai senee .
300 Die altfranzösisclie Liederhaudschrift der Bodleiana in Oxford.
Celle me lait niorir . son prisonier . amors mal greit lan saurait .
Celle ne maimrae inal ferait . lai tres belle qui moii euer ait.
III. Car ie laiiiz tant de fin euer loialment . ke ie ne voll a
autre faire homaige . si proi a deu lou peire tout pouxant . ke la
159 d. belle de mon mal masoaige . ke ie ne loz alleir ueoir souent . j)or
tant ie ne li oz dire . iai ma dolor ne saurait tant redout lescondire.
27. R. 1.548.
I. Chans doixillons ne bocaige foillis . ne li desdus de boix et
de riuiere . ne tiennent pas mon euer ce mest a uis . an lieesse nan
ioie nouelliere . mais li penceirs ke de ma dame vient . dou tout an
tout me condut et soustient . cades i ai loiaul pancee antiere . ne
iai por mal ne man trairai amere.
II. E franche rienz an cui ie ai tout mis . et euer et cors mal
greit gens mal pairliere . por deu uos pri caiez de moi mercit . san
creueront celle gent lozangiere . ke li miens cuers tant doutent et
tant Orient . que grant poour an ai cant man souient . he belle rienz
parceueis a lour chiere . lour mal uistiet et lour face maniere.
III. Si las tanreis an grant despit et vis . cant uos saureiz lour
fauceteit plainniere . a dons vaireiz ce ie suis urais amins . de vo-
lenteit et fine et droituriere . a fin amant loiaulteit bien a uient . por
160 a. ceu suis liez dame cant me souient . de vostre vis qui est on mont
lumiere . et est plus cleirs ke cristalz ne vairiere.
IV. Plus ait an uos de bien ke ne deuis . mais en chantant ne
puis troueir matiere . ke de mes malz puisse estre amainris . car
uers moi est plus dure ke nest piere , mais boin espoir an ioie me
maintient . ke tout ades au deuant me revient . et me donnent pan-
cee deziriere . de uos seruir mais ie vos truix trop fiere.
V. Iai dex ne dont ke ie soie alantis . de vios araeir muez ain
lai mort me fiere . ne ke mes cuers soit iai de uos partis . belle plai-
sant a cui ie faix prieire . ke la dolour ki me destrent et tient .
voilliez osteir ou atrement conuient . mon cors fenir de dure mort
crueire . se ie ansi faulz a mai ioie premiere.
28. E. 1569.
I. Bone amour mait an son seruixe mis . cest bien raisons ke
plus iolis an soie . et por ceu mest de chanteir talent pris . car
raioir plus biaus ne me sauroie . si proi cell a cui mes cuers sotroie .
de cevi kelle ne mi uoille oblieir . car por trauail ne por poinne an-
160 b. dureir . niere ie iai de samor de parj tis.
II. Ces amins suis et serai a toz dis . nulz talent nai que
iamais man recroie . car dex ait tant en son gent cors assis . sans
et ualor qui ades montej)loie* . et sanci est ke iai toir nan doie . nies
mais vorrai an teil ioie doubleir . conkes mais nuns ne resut por
ameir . si grant ioie con ie aurai conkis.
Die altfranzösische Liederhaudschrift der Bodleiana in Oxford. 301
III. Por cest mes malz si plaisans et iolis . ke nulle riens mes
traualz ne manoie . ainz me plait tant ceu ca 11 suis sougis . cant
plus i paus et plus an ai grant iole . bien ait mes cuers ki teil
talent manvoie . dont ie puis tant ualoir et amendeir . si an uoil
mout ma dame mercieir . can par son grei cest en teil leu assiz.
IV. Dame plaisans et an fais et en dis et asseis plus ke
panceir ne poi'oie . mercit uos proi come lealz amins . de vos secors
dame trop muelz vadroie . car nuns son tens si richement nanploie .
fors cilz ke puet an sai dame troueir . ke par raison lost amie
ciameir . plus nobles mos nan poroit estre ois.
29. E. 643.
I. De bien ameir grant ioie atent . ke cest mai grignor , an foi. ir>i
vie . et saichiez bien certainnement . camors ait teil signorie . ke
double gueredon en rent . a ciauz qui an li se fie . et cilz qui dameir
ce repent . est bien trauilliez por niant.
IL * ele est de dous acointement . et de bone conpaignie . et
saiges antre anueze gent . ke de mon euer est saixie . sans et biauteit
en li sestent . et heit toute vilonie . dame ce me grieue forment . ne
saueiz pais les malz ke sent.
III. Onkes ne fix a essiant . contre amors sans ne folie . ainz
suix an son comendement . et serai tote ma uie . cilz remaint
amerozement . de cui amors ne cest partie . dame si mansaigne et es
prent . karaors est dameir loialment.
IV. Bone amor ne me puet greueir . con plus me grieue plus
ma gree . muez uoil morir et bien ameir . cun soul iour laie entro-
bliee . dame qui me poeiz doneir ma grant ioie deziree . si me faites
griez sopireir . mais fine amor mi fait cureir,
V. Dame de totes les non peirs . prouz et saige a droit lowee .
iai ne deuxiez escouteir . fauce gent mal euree . cantre mentir et foi. 16(
deuineir ont si amour atornee . kelle ne ce sait raiuiseir , Iai ou
eile deust alleir.
30. E. 1068.
I. Por ioie chant et por mercit . dont iauroie si grant mestier .
et por ceu camors mait saixit . dont bien cuidoie estre esloigniez .
or me refait rancomancier . son seruise si mait trait . conkes nulle
fois nan ioy.
IL De ceu mait amors mal baillit . kelle me fait trop couoitier .
ma dame cant premiers la vi . et bien me repeut aidier mi oil qui
lalerent noncier . mon euer (j^ui tant san esioit . sans congiet prendre
mait guerpit.
III. Mon euer troix ie mout csbahit . kelle ne daigne a compai-
gnier . mai dame a cui il lait faillit . et vers moi noze repairier .
* Fehlt die Initiale.
302 Die altfranzösische Liederbandschrift der Bodleiana in Ozford.
fellons mesdixans lozangier . vous aueiz tout trouueit an li . kelle
ne conoit mais anrai.
IV. Samor seust gueredoneir . et ma dame mercit auoir . plus
volantiers deusse ameir . et retenir mon boin espoir . mais toutes
vuelent deceuoir . ceu me fait moult deconforteir . ke sans samor
ne puet dureir.
161 a. V. Si tres bei oil riant et cleir . deus celle man doignest ueoir .
ne li peust niant greueir et ian cuidaixe rauez ualoir . dame plairoit
uos a seoir . ke merci uos or est blaismeir . vostre orgviel et a
mesureir.
VI. Sune autre me doingnaist seoir . dame bien cuidaisse
eschaipeir . mais amors nou weit andureir . ie ne doi pas amor
blameir . de ceu kelle nie fait doloir . kelle an cuide en pris
monteir.
31. K 1536.
I. Mout ai esteit longuement esbaihis . ke ie nozai chanson
faire nan prendre . ke de ma ioie estoie departis . or nie refait mai
dame ali entendre . et sa biauteit mest uenue deuaiit . ke me se
mont et prie ke ie chans . et ie suix sienz toz quites ligement ke
tost me puet et angignier et vandre.
IL De tantes pairs ai esteit a saillis . ke ie nai mais pooir
de moi defFendre . ne ie ne sux tant fors ne tant hardis . ke vers
amors mozaixe plus coiitandre . puez ke de moi puet faire son
taleilt . doneiz mi suis si de bonairement . ke ce iamais contre li
me deffent . faice san droit que bien lou me puet vandre.
161 b. III. Sonkes grans biens pot estre deser uis . por mal soffrir bien
doi mercit atendre . mais ian suis ci greueis et a flebis . ca moi en
puet li plus saiges aprendre . et si en trais lai plus belle a garant .
de cui nuns hons uos lixe ne vos chant . mais ie ne sai ancor cer-
taiiinement . queil gueredon eile nie uodrait rendre.
IV. Iamais mes eulz ne vairai asseuir . de regardeir sai belle
faice tendre . ces blanches mains ces dois Ions et traitis . qui lamor
fönt an flameir et an prendre . et ces biax brais et son col blanc et
gent . et son biaul chief lou poil blonc reluxaut . et lai bouchete
qui tant biaus ris seit rendre.
V. Iamais por rieiis ne fut niesclians ois . por tant peust nies
cuers de dollour fendre . mais or seroit de grant ioie esbaudis .
kant fine amor lou weit a son oelz prendre . kelle seit bien et conoit
et entent kil nan est nuns ke tant aint finement . mais eil li plait
por deu si faice tant . kan ma dame faice pitiet dexendre.
VI. Chanson vai tan tost et isnellement . droit a noblet mon
161 c. signor cui iain tant si te ferai par lou pais aprendre . a mon signor
de molins qui te chant . ke por amors est plus pailes ke cendre ,
et ci lour di que tant ain elisant . ke toz suix sienz por ardoir ou
por pendre.
Die altfranzösische Liederhandschrift der Bodleiana in Oxford. 308
82. R. 1429.
I. Chanteir me fait ceu dont ie crien morir . loialz amors et
douze deziree . si me meruoil coment puet auenir . kant lai niort
vuelt lai riens kai plus amee . tant ai dousour a mes malz sostenir .
cant plus me grieue amors et muez magree . Dex vairai iai la
promesse aueree . dont fine amor me deust en rechir.
n. Mesperence mest tornee a faillir . esperance san est de moi
allee . sanci la pert ne sai ke deuenir . he dame con dure de
seuree . kant nuns eonfort de vous ne puls oir . or est mamor an
prise et alumee . trop me repent cant vers di ma pencee . cant por
ceu pert cant deuxe ioir.
III. Et non porquant ne ce doit esbahir . de mal soffrir cilz
qui a seruir bee . miex ainz ades ceste poinne soffrir . cun tout soul
ior leuxe antrobliee . par maintes fois recort et a loixir . sa grant m. 16]
biauteit fine et freche esmeree . ke ci mocit coiement a celee . et
chant a des por ma dolor courir.
IV. Belle dame por cui piain et sopir . la plus belle qui soit de
meire nee . de uos ne kier ne ne doi departir . car por uos ai toute
ioie obliee . tant finement uos ain et vos dezir . ke ia sans mort ne
puet estre celee . La grant dolor que on euer mest entree . Ne sai
ce iai la me viorreiz merir.
V. Onkes ne so amors en repentir . por ceu ci ai mainte
poinne enduree . que iai .i. euer por amor maintenir . fin et leaul
douce dame honoree . por deu uos pri eil vos vient aplaisir . ke
vostre amor fine me soit donee . et can que soit doit bien estre
atornee . Lai grant pitiet dont mercit doit venir.
33. R. 505.
I. Quant lai saixon deziree . est antree . kijvers nait poor . et
ie uoix an la uert pree . la rozee . sus lai flor paroir . lors sant
main et soir . vn mal qui magree . con a pelle dezireir . si plaisans
a andureir . quil mi fait chanteir.
IL De ualour fine ameree . est paree . celle a dire uoir . de
cui iatant la sodee sauoree . camins doit auoir . ke sans deceuoir . foi. ig
a sa dame bee . ceu mi fait viure et dureir . mais de tant moz bien
uanteir . ke nan sai mon peir.
III. Belle blonde et acemee . ordenee . de toz biens sauoir .
leaulment iestes amee . trop nui gree . cant vos puis ueoir . lou
mien euer rauoir . ni puis belle nee . car uos an prison laueiz .
dame par vostre bonteit . san aiez piteit.
IV. Ne poroit estre trouee . ne pancee . la ioie por uoir . lai
ou li miens fins cuers bee . a la belle . cui iain muez cauoir lou
euer an ai uoir . la faice torblee et lou vis descoloreit . mar a coin-
tai sai biauteit . cant mestuet fineir.
304 Die altfranzösische Liederhandschrift der ßodleiaua in Oxford.
34. R. 315.
I. le ne uoi mais nelui qui ju ne chant . ne uolentiers faice
feste ne ioie . et por ceu ai demoreit longuenient . ke ne chantai
ans! con ie souloie . ne ie ne nai eut coniandement . et por iceu ce
iai (lit follenient . an ma chanson . de ceu ke ie voldroie ne man-
doit on reprendre niallement.
II. Grant pechiet fait que fin amant reprent . cilz naimme pas
ke por dis ce chastoie . et Iai costume est teil de fin amant . plus
pence ali et il plus ce desroie . qui an amor ait tout euer et tallent .
. 102 b. il doit soffrir bien et mal raerciant et qui ansi nel fait il ce foloient .
ne ia naurait grant ioie an son viuant.
III. Si maie deus onques ne vi ne lui . tres bien ameir ki san
puisse retraire . et cilz est folz et felz et plains danuit . que atre-
ment vuelt meneir son a faire . he sa vieiz esteit Iai ou ien fu .
douce dame sains damors rienz conu . vostres dous cuers ke si peirt
debonaires auroit mercit sonkes rienz lot dautrui.
IV. Quant plus manchauce amors et moins li fu . siz malz est
bien a toz autres contraires . ciz qui aimment ainz dex ne fist ce-
lui . nestuet souent de ces malz ioie faire . de vos ameir onques ne
me recru . puis icelle houre dame que vostre fu . ke mes fins cuei's
vos fist tant a moi plaire . boin grei man sai de ceu ke ie lou cru.
V. Si suix pancis ke ie ne sai que kiere . fors ke mercit dame
eil vos a gree . et bien saueiz iai niert a reproueir . dorguillous
euer bone chanson chantee . mais par pitie ce doit on assaucier .
ne iai orguez ne ce doit habergier . Iai ou il ait de bien teil renomee .
1. 162 c. ainz doit j, lou sien bien faire et auancier.
35. IE. 407.
I. De bone amor vient science et bonteit . et amors uient de
ces dous autreci . tuit .ni. sont vn ke bien i ait pancei . ne iai nuns
ior ne seront departi . par .i. consoil cont ansamble estaubli li
correous ke deuant sont alei de mon euer ont fait lour chaimin
ferreit . tant lont vzeit mais nan seront parti.
II. Li correour sont la neut en clerteit et lou ior sont por
Iai gent oscureit . li dous regairs plaisans et sauoreis . et li biauteis
et li bien ke gi vi . nest pas meruelle san regairt mesbahi . de li
ait deus lou siecle anluminei . car qui vairoit lou plus biaus ior
destei uers li seroit oscurs am plaim meidi.
III. An amor ai poor et herdement . li dui fönt troi . et dou
tiers sont li dui . san uient a aulz grant ualour espandant . et Iai
biauteit i recest et desduit por cest amor li hospitalz datrui ke nuns
ni faut contre son auenant . gi ai faillit dame ki valeiz tant . a
uostre amor si ne sai ou ie suis.
ii 162 d. IV". Or ni ai plus ; fors ca li me comant . car tous biens fais
ai laissiet por celui . ma douce ioie ou mai mort j atent . ne sai lou
Die altfranzösische Liederhandschrift der ßodleiana in Oxford. 305
queil des que deuant li fu . ne nie firent lors si oil point danui .
ainz me vinrent ferir ou euer dedens . par mi lou cors dun dairt
damors tranchans . ancor i est li colz que ie ressu.
V. Li colz fut grans il ne fait canpeirier . il nest nuns mires
ki lou peust senneir . fors ke celee qui lou dart fist lancier . ce de
ces eulz me dignoit regardeir . bien an poroit lou col morteil osteir .
a tout lou fust dont iai graut dezirier . mais la pointe dou fer nan
puet sachier . kelle brixait dedens au col doneir.
36. R. 1457.
I. Puez ke li malz camors me fönt sentir . sont ci plaisans
quil me couient chanteir . bien doi auoir uolenteit et dezir . dauoir
la rienz ke iai tant desirei or me laist dex tant seruir et oureir .
uers ma dame ke tant est bone et franche . ke ne me laist cheoir
an desperance . ansois me doust mon voloir eschueir.
II. Se raon dezir en pooie a complir , nulz nan douroit vi- foi. 16J
lainnement pairleir . car ie lainz tant muez uodroie morir . ke des
honour puisse en li troueir . ke iai nuns hons qui aimme sans
fauceir . ne fins amins ne doit auoir beance . anuns desduit dont sa
dame ait vitance . car on met trop a honour recoureir.
37. E. 1605.
I. Iai de chanteir ne me fut talent pris . an ior de ma vie .
samors ne fut a cui ie Iai apris . dont ie lan merei . et sai teil
maistrie . sor moi que toz dis . suis et serai ces sougis tant mi plait
sa conpaignie.
II. Se nies cuers est de fine araovu* a pris . ne man meruout
mies . car eulz rians belle bouche au cleir vis . et gorge polie .
men ont ansaignie . uoie ou me sux mis par coi tres bien mest avis .
tous mes biens an monteplie.
III. An dame adroit cortoise de hault pris . et sans vilonie ai
mis mon euer dont iai ne niert partis . ki que mescondie . Et ce iai
motroie samor . ie suis fis . dauoir teil ioie . camins ne conkit onques
damie.
IV. Or ne sai ie li queils vaut muez ou pis . ke li taixe ou loi. 163
die . ceu ke ie lain si an suis esbahis . car ce ie li prie mercit . et
irie an est . iaurai quis ceu dont serai mal baillis . ce pitiet nest
an maie.
38. E. 325.
I. Demoustreir uoil an chantant . ceu dont ploreir doueroie .
car an celle cui iain tant . que muex ameir ne poroie . ne trux fors
durtei . san cuit perdre Iai santei . samours cui gen proie par pitei
ne la met an atre uoie.
II. An boin leu et soffixant . bonement doneis mestoie . ou
omme faixoit samblant , bei et boin cant gi aloie . or lou truix mueij
Archiv f. n. Sprachen. XCVII. 20
30C Die altfranzösische Liederhandschrift der Bodleiaua in Oxford.
san ai au euer grant grietei . et trop plus manoie . ke souvreit fauce-
ment uer li äuoie.
IIL Or ne sai ee mesdixans a cui po de bleu uorroie . mont
esteit uers lei neuxant . ou sautre amor lai maistroie . qui ml alt
greueit car an moi nai rienz troueit . dont sauoir nie doie si mal
grei con de ceu coblieis soie.
39. E. 1431.
I. Viure tout tens et chascun ior morir . ceu doit li hons
>\. 163 c. saigement espireir . au viure doit panceir por lui cheuir . et a mo rir
por les malz eschvieir . qui an si fait il ne-puet mes erreir . ne
perdre deu ne pouretei sentir . a teil consoil ce fait il boin tenir .
car on i puet lairme et lou cors saueir.
II. Or uoil a toz plainement faire cleir . coment on puet ces
.n. choses furnir . qui bieii les vuelt ambedous eschiueir . il li
couient saigement maintenir . kai qui lan doie an cest ciecle a
venir . qui nait lou euer outraious ne aueir . et qui ansi ee seit
amesureir . bone vie ait et glorious fenir.
III. Cant li hons nest lors comence a morir . et quant plus
vit et moins ait a dureir . et tous iors vuelt lai cliair lairme trair .
teil conpaignie fait il boin redouteir . quil uergoigne ceu kil doit
honoreir . Car si tost con li cors est sans lesperit . si leschueuent ki
lou suelent cherir . et tout conuient sor lairme recoureir.
IV. Nuns ne ce jDuet contre la mort tenceir . nestre eertains
cant eile doit venir . por ceu doit si chascuns son euer fermeir . de
tous biehz fais ke ni puist auenir . cilz ke ne kiert fors les airmes
)1. 163 d. rauir . et nous soldure et lou mal an orteir . se ni ait eil ke des
airmes armer uers lanemin ke tant seit descremir.
V. Se bien nous vuelt de la mort souenir . ke ihesucrist sofFrit
por nous saueir . nous ne poons a la ioie faillir . quil donne a ciaz
qui lou vuelent ameir . Sai douce meire an douons reclameir . kelle
uoille nos airmes garentir . a perillous besoing dou cors partir .
kelle lou faicent auoc li osteleir.
VI. Kant deus uorreit la destresse mostreir . quil uolt por nous
an dureir et soffrir . et nous vairons eiel et terre trambleir . lair
corrompu et lou monde bruir . cors reueleir et buxines tentir .
pieres partir souloil descoloreir . lou plus hardit fait mout redouteir .
lou iugement quil doueret oir.
VII. Lors seront mout li manais esbahis ke de nuns biens ne
ee poront uanteir . quant deus les boins feroit a lui uenir . et les
mauais on feu denfer alleir . a toz iors mais morir sans recoureir .
por ceu doit on an sa uie seruir , ceu dont on puet bien auoir sans
fenir . saint paraidix quil nos welent doneir.
f>i. 164 a. VIII. Chanson vai ten ma darae saluer . a cui eilz fist parolle
en ehair mueir . qui an la eroix dignait pour nous morir.
Die altfrauzösische Liederhandschrift der Bodleiana in Oxford. 307
40. R. 649.
I. Par son dous coraandement . mi suis a chanteir pris . ke
tous ostoie esinarris . et plains dire et de torraent . naais il couient
neut et ior . moi et mon euer sans retor . a mai danae et a ainors .
toz tens estre obedians.
IL Onkes namai autreraent . cai* cilz nest pas fins amins .
puez ca bone amor cest mins . ke san pairt vilainnemeut . dex me
gairt de teil folour . iai nan doit santir dousour . kant pas nan seit
la dolour . soffrir de bonairement.
III. Aineit laurai longuement . nonkes ancor ne li di . mais
iai our an son pais . et ser can ca li apant . et de toute la vigour .
ke iai a mon euer grignour . cest cant deuant li deiuour de remireir
son cors gent.
IV. A mon tres dous aymant . cbancon mi uaille mercis . et
sonkes rienz li forfis . cest ke ie lain loialment . et ce sa freche
colour . ait fait mes cuers miraor . mais si oil que uont autor . ne
seiuent j)as ke ie sent. j
41. R. 1768.
I. Por lou tens qui uerdoie . mestuet chanteir . et mon euer foi. 164
mettre an ioie . por de porteir . por riens ne mi tanroie . de bien
ameir . ce ie dame trouoie . que sens guileir . me uoxist confor-
teir . plus iolis an seroie . ne a mon greit de li ne partiroie.
IL O fine amor et antiere . doit on loweir . et les gens mal
pairliere . sor tot blameir . li hons qui est trichieres . ne puet dureir .
ne ferne lozengiere an pris monteir . qui aimme por doneir damor
est noueliere . cilz est guileis ke plus laimme et tient chiere.
III. Moult seroit bone vie . de bien ameir . qui auroit belle
amie . celui ameir . qui de euer laimme et prie.
IV. Oteilz cuide auoir amie . a son plaisir . si ne laimme
mie . por lui seruir . folz est cilz ke ci fie . ce mest auis . ne
conoist sa folie . tres ca fenir . pour un tout soul faus ris . li fols
muzars qui prie . est bien sopris muez uadroit mort ke vie.
V. lehans de sure prie . et weit prieir , ciaus qui bone amor
lie . sans de lieir . ne ce recroie mie . por lozangier . car qui
liement prie . de euer antier . deus laimme et tient chier . ameis kai M- 164
ke nuns die . cest boin mestier . qui ait loial amie . por moi
ranvoixier.
42. R. 1809.
I. Moult est amors de haut pooir . et douce et signorie . quant
eile fait celui uoloir . qui ains ne uolt amie . lou felon fait cortois
clameir . et a leueir biaz don doneir . cest une fort maistrie teil
signor doit on a oreir.
IL Cilz est folz que sans deceuoir . ne sert et sans boidie .
celui ke si biaul mireour . done a sa conpaignie . por ceu uoil seruir
20*
B08 Die altfranzösische Liederhandschrift der Bodleiana in Oxford.
et ameir . belle et bone sans de seureir . et dousor plus raa fie . an
amors qui me puet saueir.
III. le iiai ne confort ne pooir . se pitiez ne maije . et amors
qui me fait menoir en araeir ma uie . per ceu lai doi ensi clameir .
can li ne puis merci troueir . mais sai graice me lie . si cades i veul
demoreir.
43. E. 276.
I. Gloriouse virge plaisans . ki tout lou mont puet conforteir .
vos portestes dedens vos flans . celui qui ce laixait peneir . por nos
IM d. des poinnes raicheteir . sofFrir an creux angoisse grant . j et brixait
anfer lou puant . pour les siens amins deliureir.
II. E dex con doit estre ioians . ke teil dame puet honoreir .
an foy ke iai ni soit chainjans . mout i puet de bien recoureir .
mercit auoir a deseureir . de eest siecle ke tant ne quant . ne uaut
contre lai ioie grant . kelle puet ces amins doneir.
III. Chascims i doit estre creans et a son besoing apelleir .
car tant par est abelixans . li biens de li ares conteir . car cant eile
uoit tormenteir . son fil ihesus an uers sa gent . an genillons se uait
metant . por son pueple mercit crieir.
IV. Cilz que uer li nest repentans . ce puet bien por chaitis
clameir , he douce dame humelians . con chascuns douroit dezireir .
la uostre amor et acheteir dont ne fuixiens nous tuit perdant . se ne
fuxiels dou mefFait grant . keue fist par son faulz penceir.
V. Roze dodour soweis flairans , qui tous biens poieiz a leueir .
mercit uos pri a eulz plorant . ke ne mi uoilliez oblieir . teneiz mon
euer de chancelier . qui ce redoute durement . ke ne me laxiez
165 a. longuement . dame de mercit a | f ameir.
Bonn a. Rh. Georg Steffens.
(Fortsetzung folgt.)
Religious Poems from Ms. Digby 2.
Christ on the Gross.
Lf. 6. 6 stanzas of 10 lines each, ababccbccb.
|) is for y.
(1)
Hi sike al wan hi singe,
for sorue J)at lii se;
Wan hie wit wepinge
bi-holde a-pon J)e tre, 4
Hi se ihesu mi suete
his he?-te blöde for-lete
for pe luue of me. 7
His wondis wexin wete:
Marie milde and sute
J)u haf merci of me! lo
(2)
Hey. a-pon a dune n
as al folke hit se may,
a mile wytt-hute |)e tune,
a-bute I)e mid day, n
|)e rode was op a-reride:
his f?-endis werin al of-ferde
J)ei cluwgin so |)e cley. 17
J)e rod stonit in ston,
Mari hir seife al-hon,
hir songe was way. -^
(3)
Wan hie him bi-holde 21
vfjt hey and herte boye, ^
? for 'bope'.
310 Religious Poems from Ms. Digby 2.
Hi se his bodi colde,
bis ble waxit alle bloe. 24
He bonge al of blöde,
so bey a-pon |)e rode
bi-twixin |)efis two. 27
Hu soldi singe mor?
Mari, |)w wepe sor,
|)u wist of al bis woe, 30
(4)
Wel ofte wan hi siebe, 3i
bi make mi mone,
Hiuel bic may me like,
and wondir nis bit non, 34
Wan bi se bonge bey,
Ande bitter peynis drei,
Ibesu my lemmon. 37
His wondis sor[e] smerte,
|)e sper bis at bis berte,
Ande porit bis side gone. 40
(5)
Pe naylis beit al to longe, 41
J)e smyt bis al to sleye,
|)ue bledis al to longe,
pe tre bis al to beye; • 44
|)e stonis waxin wete.
Alias, ibesu, mi suete,
feu frendis bafdis pue ; ^ 47
But sin Ion me/rnid.
And Mari wepnid,
pat al |)i sorug seye. so
(6)
Wel ofte wan bi slepe, si
wit soru bic hara |)oit soit;
Wan bi wake and wende,
bi Jienke in mi |)oit, 54
Alias I)at man beit wode!
bi-holdit an |)e rode,
and silit bie [?] • •'^7
Hir souelis in to sin,
for any worlde bit win,
jiat was so der bi-boyt. oo
' Ms. rubd.
Eeligious Poems from Ms. Digby 2. 311
Hail Mary!
Lf. 6 back. A ryme-beginuing poem:' 5 stanzas of 8 liues, aaaaabab.
(1)
Hayl, mari! hie am sori:
haf pite of me, and merci!
mi leuecli, to |)e i cri :
for mi sinnis, dred harn hi, 4
wen lii {)enke |)at lii sal bi,
|)at hi haf mis hi-don
in worde, in worke, bi {)oith, foli :
leuedi, her mi bon ! 8
(2)
Mi bon |)u her, leuedi der, 9
f)at hie aske wit reuful eher!
|)u len me her, - wil hie am fer,
do penanx in mi praier; 12
ne let me noth 1er, J)at |)u ber,
at mi nendin day :
f)e warlais, {)ai wil be her,
fort[o] take f)air pray, 16
(3)
To take |)ar pray alse hi her say 17
f)ai er redi, boyt nite'^ and day;
so Strange er ^ai, pat we ne may
A-gaynis |)aim stond, so way la way, 20
but ^u gif helpus, mitteful ^ may,
Wit f)i sunes grace:
Wan J)u eomes, {)ai fllet a-wai;
dar |)ai not se f)i faee. 21
Pi faee to se, |)u grant hit me, 25
lefdi ful fillid of pite,
|)at hi may be in loy wit pe,
to se |)i sone in trinite, 28
|)at sufl^rid pine and dro for me
and for al man-kyn:
' See Early English Poems and Lives of Saints, in Pliil. Soc. Trans.
1872, and note the frequent central rymes here.
^ 'lefdi der' foUows, dotted under as a mistake.
^ Note the absence of the guttural gh. Compare Capgrave's Chronicle,
and his St. Katharine, E. E. T. Soc.
312 Religious Poems from Ms. Digby 2.
his flesse was sprade on rode tre,
to leyser al of sine. 32
(5)
Of sine and kar, lie maked vs bar, 33
Wan he pollid pines sar;
to drupe and dar, we athe wel mare,
alse for ])e hondis doyt |)e har, 36
wan we |)enke hu we sal far
wan he sal dem vs alle,
we sal haf ned[e |)an and] J)are,
a-pan mari to calle, &c. 40
A Resolve to Reform.
Lf. 15. A ryme-beginning poem, 3 stanzas of 6, aaabab.
(1)
No more willi wiked be;
Forsake ich wille |)is world-is fe,
J)is wildis wodis, J)is folen gle; 3
ich wul be mild of chere:
of cnottis scal mi girdil be,
becomme[n] ich wil frere. (5
(2)
Frer menur i wil me make, 7
and lecherie i wille asake;
to ihesu crist ich wil me take, 9
and serue in holi churche,
all in mi ouris for to wake,
goddis wille to wurche. 12
(3)
Wurche i wille |)is workes gode, 13
for bim pat boyht us in J)e rode;
from bis side ran |)e blöde; 15
so dere he gan vs bie:
for sothe i tel bim mor |)an wode,
J)at haytit licherie. is
London. Frederick J. Furnivall.
Zur Quellenkunde des Stuart -Dramas.
1. König Heinrich IV. von Frankreich im Spiegel der
zeitgenössischen englischen Bühne.
Noch zu Lebzeiten Heinrichs IV. hatte ihn das Londoner
Pnbhkum auf der Bühne gesehen : in Chapmans kolossalem Dop-
pelspiele *The Conspiracie and Tragedie of Charles Duke of
Byron, Marshall of France^ vom Jahre 1608 stand der König
im Vordergrunde der Handlung. Chapmans Hauptgewährsmann
war der offizielle Historiograph Heinrichs, Pierre Matthieu,^ der
dem König selbstverständlich in jeder Hinsicht den Ehrenplatz
eingeräumt hat. Innerhalb der politischen Aktion seiner Dramen
hat Chapman an diesem günstigen Bilde des Königs keinen Zug
geändert, auch bei ihm verdient Heinrich alles Lob für die Milde,
für die Langmut, welche er seinem treulosen Unterthan gegen-
über an den Tag legt.
Aber auch in der Brust des berühmten französischen Herr-
schers wohnten zwei Seelen, die sich nicht selten in einer seinen
Ratgebern recht ärgerlichen Weise bekämpften : seine Staatsklug-
heit wurde hin und wieder von den Eingebungen, den Launen
seines verliebten Herzens getrübt. Der Versuchung, den König-
in seinen Dramen auch von dieser seiner schwachen, für den
Dichter aber besonders anziehenden Seite zu zeigen, den dra-
matisch so wirksamen Konflikt zwischen der Königin und der
Maitresse auszunützen, konnte Chapman nicht widerstehen. In
einer Scene seines zweiten Byron - Dramas, der 'Tragödie', kam
es zu einem heftigen Auftritt zwischen der Gattin Heinrichs, der
' Näheres über Chapmans Verhältnis zu den französischen Historikern
in des Verfassers 'Quellen-Studien zu den Dramen George Chapmans etc.'
S. 16 ff.
314 Zur Quellenkunde des Stuart-Dramas.
Königin Marie de Mcclicis, und seiner damals regierenden Favo-
ritin, der ehrgeizigen Catherine -Henriette de Balzac d'Entragues
(d'Entraigues), Marquise de Verneuil — zu einem Wortgefechte,
welches Chapman nach der kräftigen englischen Art in einer der
Maitresse von der Königin versetzten Ohrfeige gipfeln liels.
Diese Scene, mit welcher der Dic^hter der Vorliebe seines
Publikums für die Chronique seandaleuse, seinen eigenen dra-
matischen Gelüsten und zugleich seinem Gerechtigkeitsgefühl ge-
nügte, ist in der uns überlieferten Form der Tragedie' nicht
mehr zu finden. Der französische Gesandte protestierte gegen
diesen Einblick in die häuslichen Schwierigkeiten seines Herr-
schers, der Censor griif zur Feder — in der gedruckten Form
der Tragödie wird nur noch versteckt, in einem allegorischen
Spiele, die Versöhnung der beiden Damen gemeldet, ein Er-
eignis, welchem der naive, von der Vorgeschichte des Dramas
nicht unterrichtete Leser kein Verständnis und kein Interesse
entgegenbringen kann, da er ja nichts von dem Zwist der Frauen
gehört hat. Die Reden der Marquise de Verneuil sind mit
Stumpf und Stiel ausgerottet, sie ist zur stummen Person herab-
gesunken und führt nur noch in zwei Bühnenweisungen ein
kümmerliches Dasein.'
Nach dem Tode des Königs aber sollte gerade dieser poli-
tisch wichtigste Liebeshandel Heinrichs IV., welcher die Auf-
merksamkeit der ganzen Welt auf sich gezogen hatte, der Gegen-
stand eines englischen Dramas werden. Der Verfasser dieses
Dramas war jedoch von vornherein viel vorsichtiger als Chap-
man, er hat der historischen Handlung so viele frei erfundene,
hochromantische Elemente beigemischt und überdies mit Versteck-
namen und Ortswechsel so gründlich und so erfolgreich operiert,
dafs der historische Kern seines Werkes bis jetzt der Beachtung
entgangen ist.
Zweimal, am 16. Mai 1631 und am 9. Dezember 1633, ist
für zwei verschiedene Buchdrucker ein Drama, betitelt 'The Noble
Spanish Souldier' in das Register der Stationers' Company ein-
getragen, beide Male als ein Werk Dekkers.- Wie es aber im
Jahre 1634, also ungefähr ein Jahr nach dem am 9. Februar
' Näheres a. a. O. S. 3i) ff.
.' 2 Vgl. Hazlitts Manual S. 167.
Zur Quelleukunde des Stuart-Dramas. 315
1633 ei-folgteu Tode der Marquise de Verneuil, aas der Drucker-
presse hervorging, zeigte es auf dem Titelblatt den Vermerk :
Written hy S. R. A. H. Bullen, der uns mit einem Neudruck dieser
Rarität beschenkt hat,' sucht hinter diesen Initialen den damals
bereits verstorbenen Bühnendichter und -darsteller Samuel Rowley,
und bemerkt zur Erklärung der Namensverschiedenheit zwischen
Eintrag und Titelblatt: There is nothing to hinder us from
supposing that Dekher, unwüling to take the credit due to his
dead friend, informed the puhJisher of the mistake. Possihly
the play hod undergnne some revision at Dekker's hands
(a. a. O. S. 257). Für Dekker selbst ist mir, meinem persön-
lichen Empfinden nach, das Stück nicht gut genug, es ist echte
Theaterraache, ohne die Spuren einer frischen, urwüchsigen Be-
gabung, die uns bei Dekker immer wieder erfreuen und für die
nicht geringen Mängel seiner hastigen Produktion entschädigen.
Der alte Druck ist betitelt: The Kohle Soxddier, or, A
Contract Broken, Justlij Reveng'd, innerhalb der Quarto er-
seheint jedoch der in die Buchhändlerliste eingetragene Titel:
The Noble Spanish Soiddier. Dieser auf dem Titelblatt figu-
rierende edle spanische Soldat, Baltazar genannt, ist jedoch kei-
neswegs die bedeutendste Gestalt des Spieles — wie so viele
Stücke jener Zeit, ist auch dieses Drama nach einer volkstümlich
gehaltenen, der Lachlust des Publikums dienenden Nebenperson be-
nannt. Der wackere Raufbold Baltazar wird in der folgenden, knap-
pen Inhaltsangabe des Dramas nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Akt I: Ein König von Spanien, dessen Name an keiner
Stelle des Trauerspiels genannt ist, klagt einem Kardinal, dafs
er sich des Besitzes seiner jungen und schönen Gattin Pauline,
der Tochter des Herzogs von Florenz, nicht freuen könne, weil
er durch ein früheres Eheversprechen an Onaelia gebunden sei,
die Nichte des Duke of Medina, the Contracted Lady, wie sie
in der Liste der dramatis persom« genannt ist. On.TÜa hat ihm
einen Sohn geboren, aber sein Herz spricht weder für die A'^er-
lassene noch ihr Kind, er gedenkt ihrer nur deshalb mit fort-
währender Sorge, weil Onielia ein schriftliches Ehe ver-
sprechen von ihm in Händen hat, ein von vielen Zeugen
• Vgl. Bullens 'Collection of Old English Plays', Bd. I (London 188'2),
S. 257 ff.'
316 Zur Quellenkunde des Stuart-Dramas.
unterzeichnetes Dokument, kraft dessen sie ihre Ansprüche jeden
Augenbhck geltend machen kann : She lias that Contract loritten,
seal'd hy you \ And oiher Churchmen {witnesses untoo 't). \ A
kingdome sliould he given for that paper (I, 1, S. 266). Mit
Gewalt kann er gegen die entschlossene Frau nichts ausrichten,
er will zur List seine Zuflucht nehmen und thut den ersten
Schachzug, indem er ihr durch den Kardinal sagen läfst, dafs er,
der König, zu ihr zurückkehren und ihr endlich zu ihrem guten
Recht verhelfen wolle: Teil her Fm resolv'd \ To give my new
Hawke hells and let her flye ; \ My Queene Tm iceary of and
her will marry (ebd. S. 267). Die schwergekränkte, erbitterte
Onselia nimmt diese Botschaft sehr ungläubig auf und überhäuft
den geistlichen Vermittler mit Vorwürfen, für welche sie leiden-
schaftliche, schneidende Worte findet, wohl die dichterisch beste
Scene des ganzen Dramas. Schliefslich läfst sie sich aber doch
von den guten Absichten des Königs überzeugen, und wie dieser
selbst kommt und ihr feierlich verspricht, dafs er seine Königin
nach Florenz zurücksenden und sich vor den versammelten Gro-
fsen seines Reiches mit ihr vermählen werde, liefert sie ihm
leichtgläubig den verlangten Kontrakt aus: This your Indenture
held alone the life \ Of my suppos'd dead honour: yet (behold)'
Into your hands I redeliver it. \ Oh keepe it^ Sir, as yon shoxdd
keepe that vow \ To which (heing sign'd hy Heaven) even Angels
hoxoe (I, 2, S. 273 f.). Kaum hat der König das kostbare Doku-
ment in Händen, als er frohlockend den Ton ändert und sich,
höchst unköniglich, mit den gemeinsten Schmähungen auf ewig
von ihr lossagt. Verzweiflungsvoll, in rasender Wut, ruft die
abermals Betrogene ihren Oheim, den Herzog von Medina, zur
Rache auf, und der erste Akt, der wirkungsvollste Abschnitt der
ganzen Tragödie, schliefst mit einem Vorklange des bekannten
Schiller- Wortes : Here's the decree of fate : \ A hlacke deed must
a hlacke deed expiate (ebd. S. 275).
Akt II: Der zweite Akt enthält nur eine die Handlung
fördernde Scene: vor den versammelten Granden Spaniens ver-
brennt der König den Kontrakt der Onselia. Der Herzog von
Medina mahnt die Verwandten der überlisteten Frau an die
Pflicht der Rache: Let us all revenge \ Wrongs done to cur
most nohle kinsivoman: | Action is honours language, swords
are tongues (II, 1, S. 285). Im übrigen taucht in diesem Akte
Zur Quellenkunde des Stuart-Dramas. 317
der aus dem Kriege gegen die Mauren zurückkehrende Baltazar
auf, hält dem Könige, der ihn freundlich begrüfst hat, mit derb-
ster Freimütigkeit seine Sünde gegen Ona?lia vor, und stellt dann
diese selbst auf die Probe, indem er ihr anbietet, er wolle den
trugvollen König ermorden. Für einen Augenblick schwankt
Onielia, wird aber durch Baltazars eigene Worte schnell zur Be-
sinnung gebracht und weist den Versucher mit Entrüstung ab,
zur grofsen Freude des braven Baltazar: Give me thy goll, ihou
art a noble girle: I did play the Devils pari and roare in a
feigned voyce, but I am the Jionestest Devül tliat ever spet fire
(II, 2, S. 288). Für die Handlung sind diese Baltazar -Scenen
durchaus entbehrlich, aber sie werfen einiges Licht auf das Wesen
der Hauptpersonen, und der volkstümlichen Gestalt des Soldaten
wird wohl der Löwenanteil des Beifalls zugekommen sein, den
das Drama bei der Aufführung geerntet haben soll.^
Akt IH: Von ihrem Günstling Malateste, einem Florentiner,
der ihr nach Spanien gefolgt ist, hört die Königin, dal's nach der
allgemeinen, auch von den Jesuiten eifrig verfochtenen Ansicht ihre
Ehe mit dem Könige null und nichtig sei wegen seines früheren
Vertrags mit Onajlia, dafs von Rechts wegen Onselias Sohn die
Krone erben müsse. Mit giftigen Worten steigert Malateste die
Erbitterung der Königin, sie verlangt von ihrem Gatten die end-
gültige Beseitigung, die Ermordung von Mutter und Kind: als
geeignetstes Werkzeug erscheint ihr der rauhe Baltazar. Nach-
dem ihm der König selbst Straflosigkeit und Belohnung zuge-
sichert hat, übernimmt dieser scheinbar die Ausführung des blu-
tigen Auftrags: Subjects may stumble wJien Kings ivalk astray
(in, 3, S. 305), Im Hause der Ona^lia aber bereden sich die
Verschworenen; Schonung/ des Lebens des Königs ist die von
ihr gestellte Bedingung.
Akt IV : Baltazar setzt die Verwandten der Ona^lia in Kennt-
nis von dem ihm gegebenen Mordbefehl. Medina selbst will den
König nochmals prüfen : als französischer Arzt verkleidet, bietet
er dem König an, Onrelia zu vergiften. Der König geht mit
vollkommener Harmlosigkeit auch in diese Falle; Medina ist zum
' Nach der Mitteilung des freilich nicht unparteiischen Druckers der
alten Quarto: Understanding Reader, Ipresent this to your view uhich hos
received applause in Action. The Poet might eonceive a compleat satisfac-
tion upon tfie Stagcs approbation. But the Printer rests not there etc. (S. 2(53).
318 Zur Quellenkunde des Stuart-Dramas.
äufsersten entschlossen. Ein ganz überflüssiger, an zwecklosen
Wiederholungen krankender Akt.
Akt V: Der König erhält von Medina Briefe mit dem Vor-
schlag, ihren Zwist aus der Welt zu schaffen durch eine Vermäh-
lung seiner Nichte On;elia mit einem spanischen Edelmann. Ohne
Zögern wilhgt der König ein, giebt jedoch gleichzeitig den Be-
fehl, Medina und seine ganze Partei beim Hochzeitsfeste gefangen
zu nehmen, oder, bei Gegenwehr, niederzumachen. Baltazar mel-
det die Ermordung des kleinen Sebastian, der König heuchelt
Reue. Mit grofser Empörung hört die Königin von der geplan-
ten Vermählung ihrer Nebenbuhlerin, sie fürchtet die Unbestän-
digkeit und Hinterlist ihres Gatten: Italian fires of Jealousie
burn my marrow: \ For to delade my hopes the leacherous
King \ Cuts out this rohe of cunning marriage \ To cover kis
Incontinence (V, 3, S. 326). Onselia mufs sterben, Malateste
soll ihr beim Bankett einen vergifteten Becher reichen. Ein Zu-
fall spielt diesen Becher in die Hände des Königs, er leert ihn,
Malateste bekennt seine Missethat, wird erstochen, der sterbende
König sieht sich von Feinden umgeben. Er verlangt geistlichen
Beistand, im Mönchsgewand naht sein von Baltazar beschützter
Sohn Sebastian, zur grolsen Erleichterung der Gewissenslast des
Sterbenden. Er ernennt Sebastian zu seinem Nachfolger, be-
stimmt, dafs die Königin nach Florenz zurückgesandt werden
solle, und stirbt. Medina betraut Onselia und Baltazar mit der
Pflege des jungen Königs und schliefst mit einem sehr pessi-
mistischen Ausblick in die Zukunft des Staates: My Xeece Ona'.-
lia, and that trusty Souldier, | We doe appoint to guard the
Infant King. \ Other distractions Time must reconcile; \ The
State is poysond like a Crocodile (V, 4, S. 334).
Bis jetzt ist die Herkunft dieses tragisch ablaufenden hreach
of promise-case noch nicht ermittelt worden. Langbaine sagt
über unser Drama: Where it was acted, I know not, nor the
Foundation of the Story, it not heing mentioned what King
of Spaiii it loas, that committed that act of Perjury loith
Oncelia (S. 430). Bullen scheint an einen englischen Ursprung
der Geschichte zu glauben, er bemerkt: The 'Noble Soiddier'
affords a good Illustration of the sanctity attached by our
ancestors to marriage- contracts (S. 259). Sehen wir nun, ob
uns eine Prüfung des Verhältnisses Heinrichs IV. von Frank-
Zur Quellenkunde des Stuart-Dramas. 319
reich zu Mademoiselle d'Entragues den Schlüssel des Rätsels
finden lassen wird.
Mademoiselle d'Entragues war zwanzig Jahre alt, wie im
Jahre 1599 die Aufmerksamkeit des Königs auf sie gelenkt
wurde. Durchaus keine regelmäfsige Schönheit, besafs das leb-
hafte und witzige Mädchen doch la beaute du dlahle, den sie
auch im Leib hatte — intrigant, herrschsüchtig, von grofser
Herzenskälte tritt sie uns aus den Ereignissen und aus den Be-
richten der Zeitgenossen entgegen. Der sich schnell zur dauern-
den Leidenschaft steigernden Neigung des Königs stand sie voll-
kommen ungerührt, berechnend gegenüber, fest entschlossen, sich
möglichst hoch im Preise zu halten. Ohne Bedenken nahm sie
grol'se Geldgeschenke von ihrem Verehrer an, bevor sie ihm
jedoch die letzte Gunst gewähren wollte, verlangte sie — nur
zur Beruhigung ihrer Eltern, als eine reine Formalität, wie sie
dem König schrieb — ein schriftliches Eheversp rechen
von ihm. Und der verliebte König stellte, trotz der lebhaften
Proteste seines treuen SuUy, in der That eigenhändig ein der-
artiges Dokument aus, war aber doch schlau genug, eine Klau-
sel einzufügen, welche sein Versprechen auf eine sehr unsichere
Basis stellte. Er erklärte sich bereit, Henriette zu ehelichen,
falls sie ihm innerhalb eines bestimmten Termins einen Sohn
gebären würde. Dieses merkwürdige und verhängnisvolle Doku-
ment hatte folgenden Wortlaut: Xous, Henry quatrieme, par
la gräce de Dieu, roi de France et de Kavarre, jpromettons
et jurons devant Dieu, en foi et parole de Roi, ä messire
Frangois de Balzac, sieur d'JEntragues, Chevalier de nos ordres,
que, nous donnant poiir compagne damoiselle Henriette- Cathe-
rine de Balzac, sa fille, au cas que dans six mors, ä com-
mencer du premier jour du present, eile devienne grosse et
qu'elle en accouche d'un fils, alors et ä V instant nous la jpren-
drons ä femme et legitime epouse, dont nous solemniserons le
mariage publiquement et en face de notre Sainte Eglise, selon
les solennites en tel cas requises et accoutumees. Pour ijIus
grande approhation de laquelle presente promesse, nous pro-
mettons et jurons comme dessus, de la ratifier et renouveler
soiis notre seing, incontinent apres que nous aurons obtenu
de Notre Saint-Pere le Pape In dissolution du mariage entre
nous et dame Marguerite de France, avec permission de nous
320 Zur Quellenkunde des Stuart-Dramas.
remarier oh hon iioks senihlera. Kn temoin de quoi nous avous
(icrit et signe la presente. Au hois Malesherhes, ce jour d'hui
jpremier octohre 1599. Henryk Die vom König gestellte
Bedingung wurde nicht erfüllt. Von einem durch ihr Zimmer
fahrenden Blitz erschreckt, kam Henriette d^Entragues vor der
Zeit nieder, das Kind war tot.
Während der König selbst Zeit und Gedanken an diese
neue Liebschaft vergeudete, die seinem häuslichen Frieden und
der Ruhe seines Staates so gefährlich werden sollte, war sein
Minister Sully bemüht, ihm unter möglichst vorteilhaften Be-
dingungen eine ebenbürtige Gattin zu gewinnen in Marie de
M^dicis, der Nichte des regierenden Groisherzogs Ferdinand von
Toscana. Trotz seiner Verliebtheit fügte sich Heinrich, der in
den entscheidenden Augenblicken doch immer zum vollen Be-
wufstsein seiner grofseu Verantwortlichkeit kam, auch in diesem
Falle der von Sully vertretenen Staatsklugkeit, er liefs sich, so
zu sagen hinter dem Rücken seiner Maitresse, verheiraten : schon
im Oktober 1600 wurde die italienische Prinzessin in Florenz
seinem Stellvertreter, im folgenden Dezember in Lyon ihm selbst
angetraut. Den Zorn seiner Geliebten suchte er durch ihre Er-
höhung zur Marquise de Verneuil einigermafsen zu besehwich-
tigen. Eine überaus merkwürdige Lektüre sind die Briefe, welche
der König in diesem entscheidenden Jahre 1600 an seine Braut
und Gattin und an seine Maitresse gerichtet hat. Beide Frauen
werden von dem weitherzigen Manne mit Liebesbeteuerungen
und Schmeicheleien überhäuft, aber die üblichen Schlufsformeln
seiner Briefe geben uns doch einen richtigen Gradmesser für
die Wärme seiner Gefühle. Seiner Frau gegenüber bevorzugt
er Formeln wie: Je haise votre helle houche cent mille fois^-
von der Marquise verabschiedet er sich mit Wendungen wie:
Aimez-moi hien, les cheres amours ä moi^ que je haise un
million de fois.^ Der Einfluls der Marquise blieb der über-
mächtige: in dem erbitterten Kampfe, der sich zwischen der
Königin und der Favoritin entspann, stand Heinrich allzu häufig
auf der Seite der letzteren.
' Vgl. Lettres Intimes de Henry IV avec une introd. et des notes
par L. Dussieux, Paris 1876, S. 311.
2 Vgl. z. B. den Brief vom 30. September 1600, Lettres Intimes S. 342.
3 Vgl. z. B. den Brief vom 11. Oktober 1600, ebd. S. 342 f.
Zur Quellenkunde des Stuart-Dramas. 321
Eine der Hauptwaffen der Marquise war und blieb das in
ihren Händen befindliche Eheversprechen des Königs, kraft dessen
sie sich bei jeder Gelegenheit für die rechtmäfsige Gattin, ihren
Sohn für den legitimen Thronerben erklärte. Die Königin, die
für die Zukunft ihres Sohnes kämpfte, und die Minister drangen
in Heinrich, das Dokument zurückzufordern, aber auf friedlichem
Wege war bei der Marquise nichts zu erreichen, und zum Zwang
eutschlofs sich der König erst im Augenblick der Gefahr. Im
Jahre 1604 kam man auf die Spur hochverräterischer Verbin-
dungen, welche der Vater der Marquise und ihr Halbbruder, der
Comte d^Auvergne, zweifellos mit ihrem Vorwissen, mit dem
spanischen Hofe angeknüpft hatten. Eine Begünstigung der
Ansprüche des Sohnes der Marquise mufste den Spaniern als
das beste Mittel erscheinen, Frankreich in neue Unruhen zu
stürzen. Mit den Beweisen dieser Verschwörung in der Hand,
erzwang der König endlich die Rückgabe seines Eheversprechens.
Sie erfolgte im Juli 1604 durch den Vater der Marquise, in
Gegenwart der Prinzen von Geblüt und vieler hoher Staats-
beamten. Zur Beruhigung seiner Gemahlin betraute der König
sie selbst mit der Aufbewahrung des verhängnisvollen Doku-
ments. * Die Rolle der Marquise aber war mit diesem Ereignis
noch keineswegs ausgespielt, die Verschwörerin wurde trotz aller
gegen sie sprechenden Zeugnisse vom König begnadigt. Nach
einer kurzen Verbannung vom Hofe gewann sie bald ihren alten
Einflufs auf Heinrich wieder und verursachte der Königin noch
viel schwere Stunden, bis sie durch eine neue Leidenschaft des
seinem tragischen Ende nahen Fürsten, durch sein Verlangen
nach Maderaoiselle de Montmorency, endgültig gestürzt wurde.
Dafs diese historisch verbürgten Thatsachen die Grundlage
der enghschen Tragödie bilden, ist augenscheinlich. Der namen-
lose König von Spanien vertritt Heinrich IV. von Frankreich;
seine Gattin, die Königin Paulina, die Tochter des Herzogs von
' Vgl. Berthold Zeller 'Henry I.V et Marie de M6dicis d'aprfes des
documents nouveaux tir6s des archives de Floreuce et de Paris', Paris
1877, S. 218 ff". Auf Zellers Darstellung beruhen meine obigen Angaben
in erster Linie, vgl. aulscrdem Dreux du Radier 'Memoires Historiques,
.Critiques et Anecdotes des Reines et Rdgeutes de France'. Nouvelle ^d.,
Paris 177Ö, Bd. VI, S. 131 ff.
Archiv f. n. Sprachen. XCVII. 21
322 Zur Quellenkunde des Stuart-Dramas.
Florenz, die Königin Marie de M^dicis, die Tochter des Grols-
herzogs Franz von Toscana; Onselia, tlie Contracted Ladij, die
Marquise de Verneuil; Sebastian, ihr und des Königs Sohn, den
im Oktober 1601 geborenen Sohn der Marquise, Gaston Henry,
duc de Verneuil; der Duke of Medina, der Oheim Onselias, ent-
spricht ihrem Vater, Sire d^Entragues; der Marquesse Dtcnia,
ein anderer Verwandter der Verlassenen, dem Comte d'Auvergne,
dem Halbbruder der Marquise; bei dem Vertrauten und Lands-
manne der Königin, dem Florentiner Malateste, mag dem Eng-
länder der Italiener Concino Concini, conte de la Penna, vorge-
schwebt haben, dessen EiuHuIs "im späteren Leben der Königin
Marie in so unheilvoller Weise zur Geltung kam. Das Ehever-
sprechen, die Zurückgabe des Dokuments, die Verschwörung der
Verwandten der Favoritin, die Eifersucht der Königin, alle diese
historischen Elemente finden wir in der englischen Tragödie wie-
der, nur der Schlufs ist, abgesehen davon, dafs auch Heinrich IV.
eines gewaltsamen Todes gestorben ist, durchaus verschieden:
Onselia siegt, ihr Sohn besteigt den Thron. Überhaupt kämpft
der Dramatiker durchaus auf Seite der getäuschten Frau; wenn
sich auch Onxelia in ihrer Not zu heftigen, unweiblichen Dro-
hungen hinreilsen läfst, so gewinnt doch ihre edle Natur schnell
wieder die Oberhand, sie schützt das Leben des Königs, ihr
Recht will sie, nicht die Bestrafung des Schuldigen. Der König
hingegen ist ein Ausbuud aller Laster, ein feiger Heuchler und
Mörder. Es fragt sich nun, ob der Verfasser bei der Schöpfung
dieser Kontrastfiguren nur an die Bühnenwirksamkeit seines
Stückes dachte, welche zur weiteren Verklärung der Oneelia eine
Verdunkelung ihres Gegenspielers wünschenswert erscheinen liefs,
oder ob er etwa gegen den ursprünglich protestantischen König-
Empfindungen hegte ähnlich jenen, welche den Dolch in die Hand
seines Mörders, des fanatischen Ravaillac, gelegt hatten? Trotz
einer begeisterten Lobrede auf Klöster und Mönche,' die uns in
dem protestantischen England überraschen mufs, neige ich mich
' Der sterbende König sagt: Religious houses are those hyves where
Bees I Make honey for mens soules. I teil thee, Boy, \ A Fryery is a Cube
which strongly Stands, | Fashioned by 7nen, supported by heavens hands: \
Orders of holy Priest -hood are as hiyh, \ I'th eyes of Angels, as a Kings,
dignity (V, 4, S. 333).
Zur Quelleukuüde des Stuart-Dramas. 323
doch der ersteren Ansicht zu. Mit Ausnahme der Herkunft der
Königin hat der Verfasser alle historischen Orts- und Eigen-
namen vermieden, die Entdeckung der geschichtlichen Basis mög-
lichst erschwert. Ich glaube nicht, dafs er von einer dem längst
verstorbenen Könige feiudhchen, politischen oder konfessionellen
Tendenz beseelt war, er wollte nur sein Publikum fesseln und
deshalb mulste der nachtschwarze König der lichten Onselia als
Folie dienen.
Was die unmittelbare Quelle des englischen Dramatikers an-
langt, so könnte er alle historischen Elemente in dem 1620 ver-
öffentlichten letzten Teile der Thuana gefunden haben. Unter
den Ereignissen des Jahres 1604 meldet de Thou die Rückgabe
des Eheversprechens, welches für die Königin eine Quelle unab-
lässiger Eifersucht und Sorge war, und die Verschwörung der
Verwandten der Marquise.^ Neben de Thous knappem und trocke-
nem Bericht mag es vor 1631, dem vermutlichen Entstehungs-
jahre der Tragödie, wohl noch manch andere mir nicht bekannte,
weitläufigere und gewürztere Darstellung dieses folgenschweren
Liebeshandels Heinrichs IV. gegeben haben. Aber die meisten
der zum Teil recht geschmacklosen Änderungen und Zuthaten
werden gewiis auf die Rechnung des englischen Dramatikers zu
setzen sein.
2. Die Quellen von Thomas Heywoods Drama
'The Captives; or, The Lost Recovered'.
Eine der gröfsten Überraschungen, welche wir dem ver-
dienstvollen Herausgeber A. H. Bullen verdanken, war wohl seine
Veröffentlichung dieses für uns Menschen des neunzehnten Jahr-
hunderts funkelnagelneuen Dramas des trotz aller schriftstelle-
rischen Schwächen so anziehenden und liebenswerten Thomas
Heywood.- Das Manuskript trägt den Namen des Dichters
nicht, aber Heywoods Autorschaft ist über jeden Zweifel gestellt
durch eine längst bekannte Notiz im Office-Book des Censors
* Vgl. Jac. Augusti Thuani Historia; Sui Teniporis. Londiui excudi
curavit Samuel Buckley MDC^CXXXIII; tom. VI, Lib. CXXXII, fol. 2-^9 f.,
Lib. CXXXIV, fol. 317.
- Vgl. BuUens 'CoUection of Old English Plays', Bd. IV (Loudou
1885), S. 99 fi:
21*
324 Zur Quellenkunde des Stuart-Dramas.
Sir Henry Herbert, vom 3. September 1624, lautend: For the
Cock-pit Compmiy a iiew jplay called the Captive or the Lost
Recovered, written hy Hayward.^
Aber auch ohne dieses jede Unsicherheit beseitigende Zeug-
nis würde der Quellenforscher beim Lesen des Dramas bald an
Heywood erinnert worden sein. In auffälligster Weise zeigt es
eine keineswegs lobenswerte Eigentümlichkeit des stets beeilt
schaifenden Dramaturgen — seine Neigung, zur Ausfüllung der
fünf Akte zwei grundverschiedene Handlungen durcheinander zu
mischen, ohne jeden Versuch, sie auch innerlich zu verbinden.
Wie in seinem besten Werke 'A Woman killed with Kindness'
und wie in dem Stücke '^A Challenge for Beauty',^ so läfst sich
auch das neuentdeckte Drama *The Captives^ glatt, ohne Schnitt,
in zwei Teile zerlegen, in zwei voneinander vollkommen unab-
hängige Stücke.
In der Haupthandlung herrscht die Liebe, die frische, junge
Liebe, die nach verschiedenen Fährlichkeiten ihr Ziel gewinnt.
Mr. Raphael, ein junger Kaufmann von Marceliis (i. e. Marseille),
hat im Hause eines Kupplers ein schönes und reines Mädchen
gesehen und, trotz aller Gegenvorstellungen seines Freundes
Treadway, sofort besclilossen : To redeem-e her \ Out of this
gayle of sinne and lejprosye, \ This mart of all diseases,
where shee lyves \ Still under the comande and Tyrany \ Of
a most hase hee-hawde (I, 1, S. 107). Er kauft Palestra um 300
Ki'onen dem Kuppler ab, dieser Schurke aber will ihn betrügen
und schüft sich nach dem Empfang des Geldes schleunigst ein,
um seine menschliche Ware an einen anderen Markt zu bringen.
Sein Schiff wird von einem furchtbaren Sturm gepackt, an die
Felsen geschleudert und zerschmettert, doch gelingt es ihm und
zweien seiner Gefangenen, Palestra und ihrer Freundin Scri-
bonia, sich ans Land zu retten. Gegen die erneuten Verfol-
gungen des Kupplers werden die Mädchen von dem Engländer
Mr. Ashburne geschützt, der in Palestra schliefslich seine ihm
als Kind geraubte Tochter Mirable und in Scribonia seine Nichte
Winefryde, die Tochter seines Bruders, erkennt. Raphael wird
1 Vgl. ebd. S. 99.
- Über die Quellenverhältnisse dieser beiden Dramen Näheres in des
Verfassers 'Quellen -Studien zu den Dramen Ben Jonsous etc.' S. 135 ff.,
145 ff.
Zur Quellenkunde des Stuart-Dramas. 325
mit der Hand seiner Palestra-Mirable beglückt, Scribouia-AVine-
fryde seinem Freunde Treadway vermählt. Die Gefangenen sind
befreit, die Verlorenen wiedergefunden.
Die Quelle dieser Haupthandlung hat schon Bullen bestimmt :
The main story of 'The Captives' is horrowed front Plautus'
'Rudens\ manij passages being translated almost ivord for
Word (1. c. S. 100). Diese Bemerkung entspricht dem That-
bestand vollkommen, Heywood war so wenig darauf bedacht,
seine Quelle zu verdecken, dafs er den Namen der weiblichen
Hauptgestalt ohne Bedenken übernommen hat, sie heifst auch
bei Plautus Palsestra.
In dem plautinischen Schauspiel flüchten sich die schiff-
brüchigen Mädchen zunächst in einen Tempel der Venus, deren
Priesterin sie liebreich aufnimmt. Bei Heywood ist dieses erste
Asyl ein Kloster, und zwar nicht ein Nonnen-, sondern ein neu-
gegründetes Mönchskloster. In diesem Hause des Friedens, wo
die Mädchen Schutz und Pflege finden, geht es im übrigen
keineswegs friedlich her. Zwei Mönche, Friar John und Friar
Richard, befehden sich auf das heftigste, und auch ihre vom
Abte befohlene Versöhnung ist eine sehr äufserliche : während
sie sich vor dem Friedenstifter umarmen, verabreden sie eine
abendliche Zusammenkunft im Klostergarten, um ihren Streit
mit der Faust auszufechteu. Der eine dieser streitlustigen
Mönche, Friar John, ist verliebt in die schöne junge Frau des
Ritters Lord de Averne, welcher das Kloster gestiftet hat und
über welchen wir von dem Abte gehört haben: The founder,
hee still lyves, \ Ä souldier once and eminent in the feild,
And after many battayles nowe retyrd | In peace to lyve a
lyff contemplative (I, 2, S. 116). Ein Liebesbrief, den der kecke
Kleriker der schönen und tugendhaften Dame zutragen lälst,
fällt in die Hände des Gatten. Er veranlafst seine Frau, dem
Mönche ein nächtliches Stelldichein zu bewilligen, und wie Friar
John in die Falle gegangen ist, wird er von dem wütenden
Ritter und seinem Diener Dennis erdrosselt. Die Reue folgt
der raschen That auf dem Fnfse, sie wissen nicht, was sie mit
der Leiche anfangen sollen, Dennis trägt sie schlieislich in das
Kloster zurück und setzt sie da in das heimliche Gemach.
Dorthin kommt in derselben Nacht auch noch der feindliche
Friar Richard, und wie der Tote auf seine ungeduldigen Fragen
326 Zur Quellenkunde des Stuart-Drairias.
nicht antwortet und sich nicht von der Stelle rührt, wirft er in
seiner Not und in seinem Zorne einen Stein nach ihm.' Die
Leiche fällt um, der entsetzte Mönch hält sich für den Mörder,
in seiner Verzweiflung kommt ihm der rettende Gedanke, den
Toten, dessen verbrecherische Leidenschaft für die Lady de
Averne ruchbar geworden war, vor die Halle des Ritters zu
bringen: It miglit hee thought the knight in jelosy \ Had done
tJiis murder in a just revendge (IV, 3, S. 190). Die Rückkehr
des Toten erschreckt seine Mörder nicht wenig; um sich dieses
gefährlichen Gastes um jeden Preis zu entledigen, ersinnt der
Ritter ein sehr merkwürdiges Mittel: er läfst den Toten in eine
alte Rüstung stecken, auf einen Hengst binden und diesen ins
Freie jagen:
There's in my stable an ould stallion, once
A lusty horse bat now past servyce . . .
Hirn I'l have sadled and capparisond.
Heare in the hall a rusty Armor hanges,
PistoUs in rotten ,cases, an ould sword,
And a cast lance to all these sutable.
I'l have them instantly tooke downe . . .
In these I'l arme the fryar from head to knee;
Mount him iuto his saddle, with stronge cords
There bind him fast, and to his gauntlet band
Fasten his lance . . . Thus arm'd, thus mounted,
And thus accoutred, with his beiver upp,
Turne him out of the gates, neither attended
With squire or page, lyke a stronge knight adventures
To seeke a desperate fortuue. (IV, H, S. 193.)
Aber auch der vermeintliche Mörder, Friar Richard, ist im Klo-
ster noch nicht zur Ruhe gekommen, er fürchtet die Entdeckung
und beschhefst zu entfliehen. Um seine Flucht bewerkstelligen
zu können, sagt er dem Klosterbäcker, er wolle für ihn das
Mehl in der Mühle holen, sattelt die Klosterstute und reitet
hinaus. Der Hengst des Toten wittert die Stute; zu seinem
namenlosen Entsetzen sieht der Mönch seinen alten Feind, den
er getötet zu haben glaubt, wie rasend auf sich zureiten. Ein-
geholt, bekennt er sich laut jammernd als der Mörder des Friar
John. Er wird zum Tode verurteilt, im letzten Augenblick aber
» Die Bühnenweisuug lautet: Eatlier stnßes Mm trUh a staffe or casts
a stone (S. 189). In der Quelle wird ein Stein geworfen.
Zur Quellenkunde des Stuart-Dramas. 327
durch das Geständnis des Ritters gerettet. Für diesen hat seine
Gattin beim König Verzeihung erwirkt, so dals das Stück fröh-
hch enden kann.
Die Quelle dieser Nebenhandlung ist noch nicht bestimmt
worden. Bullen bemerkt nur: / liave not heen ahle to discover
the soiirce of the veri/ curious underplot of ^The Captives'
(S. 101). Auf der richtigen Spur war der Dichter Smnburne:
The rather ferocionshj farcicnl underplot must surely have
heen horroioed frovi some fabliau (S. 400).' Die sonderbare
Geschichte von der wandernden Leiche eines bei einem ver-
liebten Abenteuer erschlagenen Klerikers ist in der That in ver-
schiedenen französischen Fabliaux behandelt worden. Von den
mir bekannten Gedichten dieser Gruppe stehen der Handlung
unseres Dramas am nächsten: 1) Du Segretain ou du Moine,^
2) Du Segretain Moine, 3) Le Bit dou Soucretain, verfafst
von Jean le Chapelain." Aber es ergeben sich auch viele und
grofse Verschiedenheiten, deren wesentlichste ist, dals in den
Fabliaux der Gatte die aufdringliche Leiche schliefslich in einem
Misthaufen verstecken will, wo er einen gewaltigen Schinken
findet. Die Diebe, welche den Schinken dort verborgen hatten,
tragen den toten Mönch in das Haus des Bestohlenen, und
dieser ist es, welcher die Leiche aufs Pferd setzt und in die
Welt hinaussendet. Wir haben es hier jedoch nicht mit freien,
selbständigen Änderungen des englischen Dramatikers zu thun:
alle Besonderheiten des Dramas und vor allem die Kürzung,
dals schon der Gatte, der Mörder des Klei'ikers, die Leiche be-
ritten macht, wodurch die Schinkenepisode beseitigt wird, finden
wir bereits in einer Novelle des Masuccio Salernitano, in
der ersten Erzählung seines 'Novellino^, überschrieben: Maestro
Diego portato morto da AI. Roderico al suo convento, un
altro Frate credendolo vivo li da con un sasso, e crede averlo
' Vgl. Swinburnes Aufsatz über 'The Romantic aud Coutcuiporary
Plays of Thomas Heywood' in der Zeitschrift 'The 10"' Century', Bd.
XXXVIII (1895), S. a97 ff.
2 Vgl. Recueil G^n^ral et Complot des Fabliaux des XI 11^' et XI V"^
siecles . . . Publiös . . . par Auatole de Moutaiglou et Gaston Raynaud,
Paris 1872—1890, 6 Bde.; Bd. V, No. CXXIII,. S. 115 ff.
3 Ebd. No. CXXXVI, S. 215 ff.
■ Ebd. Bd. VI, No. GL, S. 117 ff.
328 Zur Quellenkunde des Stuart-Dramas.
morto: lui fnggesi con una cavalla, e per uno straao caso
s'incontra col morto a cavallo in uno Stallone con la lancia
alla resta: seguelo per tutta la Cittä: lo vivo e preso, con-
fessa lui essere stato 1'om.icida, vuol esser giustiziato : il Cava-
liero manifesta il vero, e al Frate e perdonata la non meri-
tata morte.^ Aus der Novelle des Masuccio hat der Franzose
Antoine de Saint -Denis geschöpft, in dessen 1555 zum ersten-
male gedruckter Sammlung 'Les Comptes du Monde Adven-
tureux'^ unsere Geschichte als 23. Erzählung erscheint: D'un
moyne faisant l'amour ä la femme de messire Roderic du-
quel il fut estrangle piteusement'^ (Bd. I, S. 125 ff.). Der
Franzose hat sich dem Italiener eng angeschlossen, die Handlung
ist identisch, nur ist die französische Bearbeitung durchgehends
im Ausdruck etwas knapper, wodurch es uns ermöglicht wird,
eine direkte Verbindungslinie zwischen Masuccio und Heywood
zu ziehen. An einigen wenigen Stellen erkennen ^vir nämlich
in Heywoods Versen die Ausdrucksweise des Italieners, während
der französische Text nichts Entsprechendes bietet:
II Cavaliere che onorato ed ani- Lord Av. This religious place, \
moso era molto fudi tanta ftera ira Once vowed to sanctity, Fl under-
aeceso, che poco si tenne che in myne \ And in one instant
quella ora non andasse a porre blowe the structureupp \ With
a ferro e fuoeo il Convento e' all th' tmhallowed covent (III,
tutti i Frati (S. 117) — 1, S. 152) —
Saint-Denis sagt nur: non sans extreme colere (S. 127);
lui molto bene perfumatosi, che Fr. Jhon. ... this capp — P[e]r-
non desse del fratino{S. M8) — f[um]ed^ of purpose, least I
should smell fryar (III, 3, S. 167),
Saint-Denis: s'estant prepare et accoustre de senteurs et
hon vin (S. 128);
' Citiert nacli der Sammlung 'Novelle di Varj Autori con Note', Milane
1804, S. Hl. Ein Druck des ganzen 'Novellino' ist mir leider nicht zur Hand.
- Texte Original avec notice, notes et index par Felix Frank, Paris
1878, 2 Bde.
^ Vgl. Pietro Toldo 'Contributo allo studio della Novella Francese etc.'
(Roma 1895), S. 119, wo einige weitere Litteratur für die Geschichte des
weitverbreiteten Stoffes verzeichnet ist. Toldo citiert S. U die mir vor-
liegende Ausgabe des ßecueil Montaiglon, aber seine Seitenangaben auf
S. 119 stimmen nicht immer zu ihr.
'S Bullens Text bietet das an dieser Stelle sinnlose Wort Proffred —
die Quelle giebt uns den richtigen Wortlaut in die Feder: Perftimed.
Zur Quellenkunde des Stuart-Dramas. 329
Ebbe per fermo averlo ucciso lid Fr. Richard. I have doon a feare-
nel modo detto, e dolente a morte, fidl tnurder, which our former
dubttando che per loro inimicixie Inveterate hate will be a thousand
di botto sarebbe sospettato in lui testats \ That I for that insidiated
(S. 120) — his lyfe (IV, 3, S. 189) —
bei Saint-Denis fehlt diese Begründung der Angst des vermeint-
lichen Mörders, er sagt kurz: [il] estima soudain l'auoir tue,
clont fut ce frere si dolent qu'il fondoit tout en larmes (S. 129).
Die verglichenen Stelleu berechtigen uns zu der Annahme,
da(!s Heywood Masuccios Version der Geschichte vor sich hegen
hatte. Die wichtigsten Veränderungen, die er vorgenommen hat,
lassen den geübten Dramaturgen erkennen: die Feindschaft der
beiden Mönche, welche in der Novelle erst in der verhängnis-
vollen Nachtscene kurz berührt ist, hat uns Heywood in seiner
ersten Klosterscene (I, 2, S. 115 ff.) drastisch vor Augen ge-
bracht, so dafs wir auf einen weiteren Zusammenstofs vorbereitet
sind; die Lady wird beim Lesen des Briefes von ihrem Gatten
überrascht (HI, 1, S. 150 f.), während sie bei Masuccio ihrem
Gatten ruhig von der verliebten Keckheit des Mönches spricht;
der Guardiano ist im Drama durch den realistischen Bäcker er-
setzt; mit guter Wirkung läfst Heywood die Begnadigung des
Mörders, die in der Novelle unmittelbar vom Könige erfolgt,
durch die sympathische Gattin des Ritters bewerkstelligen. Über-
haupt ist seine Dramatisierung der Novelle eine sehr geschickte,
aber der Kontrast zwischen diesen Klosterscenen und der Haupt-
handlung bleibt freilich der grellste. Plautus und Masuccio, das
klassische Altertum und das Mittelalter — nach allen Seiten
greift, in allen Minen gräbt die stoffhungrige Zeit, welche in
Thomas Hej^vood einen besonders t}^3ischen Vertreter gefun-
den hat.
3. Ein Vorbild für Sliaksperes Statue der Heriuioiie.
Die Königin Bellaria in Greenes Novelle 'Pandosto' stirbt,
die Wucht ihres Schicksals zerbricht ihr das Herz — Shakspere
hat in der milden Stimmung seiner letzten Jahre diese Härte des
Erzählers beseitigt und seine Hermione schlielslich dem reuigen
Gatten zurückgegeben. Sehr kunstvoll ist diese Wiedervereini-
gung bewerkstelligt : Leontes koumit ins Haus der Paulina, um
eine Statue seiner totgeglaubteu Gemahlin zu betrachten, schmerz-
330 Zur Quclloukunde des Stuart-Dramas.
vei'loren stellt er vor dem Kunstwerke — da belebt sich die
Statue, und Ilermione steigt herab, den Gatten zu umarmen.
Diese wirkungsvolle Scene hat bisher unbestritten als Shak-
speres Eigentum, als seine freie Erfindung gegolten.' Wenn sich
jedoch in der Welt, welche den Dichter umgab, auf der Bühne,
in einem älteren Stücke eine ganz ähnliche Scene abgespielt hat,
so ist es gewil's keine Kühnheit, anzunehmen, dafs Shakspere die
stoifliche Anregung einem Vorgänger verdankt, dafs er auch in
diesem Falle, wie so oft, einem bereits vorhandenen Material die
künstlerische Form und Weihe gegeben hat.
In dem am 4. Dezember 1604 registrierten, 1605 gedruck-
ten Drama 'The History of the Tryall of Chevalry with the
Life and Death of Cavaliero Dicke Bowyer',- dessen Autorschaft
noch eine offene Frage ist, liebt Ferdinand, der Sohn des Königs
von Navarra, die Tochter des Königs Lewes von Frankreich,
die schöne Prinzessin Katharina. Mit tausend Freuden ist er
bereit, einen zwischen den Vätern drohenden Krieg durch seine
Vermählung mit Katharina abzuwenden, aber die Prinzessin liebt
nicht den ihr bestimmten Bräutigam, sondern seinen Freund, den
Earl of Pembroke, eine der damals auf der Bühne beliebten
Verkörperungen englischer Vortrefflichkeit. Der nichts ahnende
Ferdinand beschwört seinen Freund, bei Katharina für ihn zu
sprechen, und Pembroke wird bei dieser Gelegenheit durch eine
rückhaltslose Liebeserklärung der Prinzessin überrascht. Pem-
broke zieht sich daraufhin sofort zurück, Ferdinand aber, dem
das verliebte Mädchen zuruft: Speake then for Pembrooke as
he did for you \ Or eis your bootlesse suite will soon he cold
(I, 2, S. 283), glaubt sich von seinem Freiwerber verraten.
Er fordert Pembroke zu einem Zweikampf heraus, zwingt den
' Eine sehr ähnliche, wahrscheinlich von Shaksperes 'Winter's Tale'
inspirierte Schlufsscene hat Johannes Bolte in einem späteren holländischen
Drama nachgewiesen, vgl. Jahrhuch der Deutschen Shakspere-Gesellschaft
XXVI, S. 87 ff. Bolte" zweifelt : 'ob Graefi" [der Holländer] das Motiv
dem Shakspereschen Drama oder einer anderen, vielleicht erzählenden
Dichtung, die schon Shakspere vor ihm benutzte, verdankt' (S. 88). Von
einer solchen erzählenden Dichtung ist jedoch bisher noch keine Spur
gefunden worden.
^ Neugedruckt in Bullens 'Collectiou of Old Euglish Plays' Bd. III
(London ISS-l), S. 2(j^ ff. Vgl. über dieses Drama auch meine 'Quellen-
Studien zu den Dramen George Chapmaus etc.' S. 221 f.
Zur Quellenkunde des Stuart-Dramas. 831
Widerstrebenden, in der Notwehr zur Waife zu greifen, sie
verwunden sich gegenseitig so schwer, dafs sie bewufstlos zu
Boden sinken. Pepabroke wird von einem Förster aufgelesen
und gepflegt, Ferdinand von einem Fischer. Pembroke genest,
läfst seinem Freunde, den er getötet zu haben glaubt, an der
Stelle ihres verhängnisvollen Kampfes ein Denkmal errichten,
und erklärt seinem Retter:
Now leave me to my seife, for here I vow
To spend the remnant of my hapless dayes.
No knight nor Frince shall ever passe this way
Before his tongue acknowledge Ferdinand
The faythfullst lover and the lovingst friend
The World contaynes. Ile have his Sepulcher,
As yet but naked and ungarnished,
Ere many dayes hang richer with the spoyles
And vanquisht Trophyes of proud passengers
Then was the Romans wealthy CapitoU. (IV, 1, S.320.)
An dieser Stelle bemerken wir eine beachtenswerte Über-
einstimmung mit einer Episode des in England durch Sir John
Haringtons Übersetzung wohlbekannten 'Orlando Furioso'. Pem-
broke, der sich als den unfreiwilligen Mörder seines Freundes
betrachtet und als Sühne dessen Grabmal zu bewachen und mit
den Schilden vorüberziehender Ritter zu schmücken gedenkt, er-
innert uns stark an den Sarazenenkönig Rodomonte, der sehr
gegen seinen Willen die schöne Isabella ermordet, ihr ein mäch-
tiges Grabmal errichtet und dieses als ewiger Wächter mit den
Rüstungen und Waffen der vorüberziehenden Ritter behängen
will: Che delle sjjoglie lor mille trofei \ Promette cd cimi-
tero dl costei (Canto XXIX, St. 34). Die Isabolla- Episode
hat ja bekanntlich auch auf Marlowe einen tiefen Eindruck
gemacht.
Die Prinzessin Katharina hat von dem Zweikampf gehört,
sie sucht ihren geliebten Pembroke und gelangt zu dem Grab-
mal Ferdinands. Pembroke, der sich ihr nicht zu erkennen giebt,
versteht es, ihr durch eine glühende Schilderung der Schönheit
und Tugenden des Prinzen und seiner treuen Liebe das Herz
zu rühren, so dafs sie mit heifsen Thränen ihre Verstocktheit
lind den unersetzlichen Verlust beklagt. Pembroke sagt ihr,
dafs er auf das Grab eine lebensgroCse Statue des Verstorbenen
setzen lassen würde:
332 Zur Quellenkunde des Stuart-Dramas.
I teil you, Madam, I sball shortly have
His whole proportion cut in Alabaster,
Armd as he was when he encountred here,
Which kneeling shall be set upon his tombe.
(IV, 1, S. 325.)
Katharina will dieser Statue täglich Blumen zu Füfsen legen.
Inzwischen sind auch Ferdinands Wunden geheilt, reumütig
kehrt er zur Stätte ihres Kampfes zurück und wird von Pem-
broke aufgefordert, den dort bestatteten Ferdinand für den be-
rühmtesten Ritter der Welt zu erklären. Er weigert sich: But
I deny tliat saying, \ Glving to Pembroke that preeminence
(ebd. S. 334). Kämpfend erkennen sich die Freunde, Pembroke
spricht von der Wandlung in der Gesinnung der Prinzessin und
veranlafst den Prinzen, einstweilen den Platz der Statue auf dem
Grabe einzunehmen, damit er Katharina selbst beobachten könne:
Now, for assurance I dissemble not,
Instead of thy resemblance cut in stone
Kneele here, thyself, and heare her pitious mone.
(Ebd. S. 336.)
Ferdinand kniet auf dem Grabe nieder, Katharina kommt,
schmückt klagend die Statue mit Blumen und Ring und will
sich vor ihr den Tod geben. Da belebt sich die Statue : die
Liebenden sind vereinigt.
Der verschmähte, gekränkte Liebhaber als Statue, die lei-
denschaftliche Reue der Prinzessin, die seinen Tod verschuldet
zu haben glaubt, die plötzliche Belebung der Statue und die
heitere Lösung des tragischen Knotens — gewifs eine Scene, die
sich dem Gedächtnis einprägen mufste. Ich selbst bezweifle
nicht, dafs Shakspere bei der Schöpfung der Schlufsscene seines
W^intermärchens dieses Schlufsbild des vierten Aktes des älteren
Dramas vor Augen hatte, dafs wir in der Statue des Prinzen
Ferdinand von Navarra das Vorbild der Statue der Königin
Hermioue zu erkennen haben. Wie sehr er die Wirkung schon
dadurch gesteigert hat, dai's die Belebung der Statue auch für
die Zuschauer eine Überraschung ist, wie er den an und für
sich etwas kindlichen Scherz in die ergreifendste Poesie ver-
w'andelt hat — darüber braucht man ja wohl keine Worte zu
verlieren.
Strafsburg i. E. Emil Koeppel.
S. T. Coleridges Notizbuch
aus den Jahren 1795 — 1798.
In einem Schaukasten des Britischen Museums liegt ein
Büchlein in Duodez, mit neunzig Blättern groben Papiers, teils
mit Tinte, teils mit Bleistift flüchtig beschrieben, in schwarzes
Leder sorgsam gebunden und als Ms. Additional 27 901 signiert.
Es soll dem Besucher von der Handschrift des Mannes, der den
'Alten Matrosen' dichtete, eine Vorstellung geben; und in der
That ist es unter den vielen Autographen, die das Britische
Museum von ihm besitzt, das interessanteste.
Auf den ersten Blick erkennt man es als ein Notizbuch,
dem er, je nach Eingebung des Augenblicks, seine wechselnden
Stimmungen, Lesefrüchte und Einfälle, seine Zweifel, Hoffnungen,
Kämpfe, Zornesergüsse, Gebete und wachen Träume anvertraute.
Einige Worte darin nehmen sich aus, als hätte er die Seltsam-
keit seiner Eintragungen selbst gemerkt: flashes of loit — per-
plexities of metaphysic controversy (S. 3 b) — zeal-uttered sen-
tences of ventrous edge (S. 14b) — tumultuous thought (S. 77a).
Genauere Leser haben sich bisher wenige gefunden, vermut-
lich weil der Inhalt absonderlich wirr scheint und weil manche
Seite kaum mehr zu entziffern ist. Der Herausgeber von Cole-
ridges Literary remains (Bd. I, 1836) hat eine Anzahl Vers-
fragmente daraus gedruckt, die dann T. Ashe in seiner Ausgabe
der Poetical xoorks (Bd. H, 1885, S. 367-371) wiederhohe. Die
Prosanotizen auszubeuten begann ich in meinem biographischen
Versuch (1886). Endlich hat J. D. Campbell für seine fleifsig
vorbereitete Neuausgabe der Poetical luorks (1893) eine zweite
334 S. T. Coleridges Notizbuch aus deu Jahreu 1795—1798.
— obwohl noch immer nicht erschöpfende — Suche nach poeti-
schen Eintragungen unternommen und zugleich mehrere dieser
Verse als ältere Entwürfe zu längst veröffentlichten Dichtungen
erkannt (S. 453—8), ein Verdienst, das im Folgenden bei jedem
Einzelfall gebucht ist.
Mit solcher Auswahl und teilweiser Erklärung ist aber dem
wissenschaftlichen Bedürfnis nicht genügt. Vor allem sind die
Fragen der Chronologie erst dann überzeuglich zu lösen, wenn
das gesamte Material vorliegt. Ferner werden viele Versfrag-
meute, Sentenzen und Selbstbekenntnisse erst durch die Um-
gebung, mit der sie gleichzeitig entstanden, erklärt und bedeut-
sam. Endlich ist bei einem Manne wie Coleridge, der seinen
Landsleuten in poetischen, in kunstkritischen und in philoso-
phisch-reHgiösen Dingen neue Bahnen wies, jede noch so ver-
einzelte Angabe über seine Lektüre, seine Urteile und Entwicke-
lung wertvoll. Ich gebe daher im Folgenden einen unverkürzten
Abdruck. Nur die Liste der Zimmer- und Küchengeräte auf
S. 84 b und 85 a habe ich ausgelassen. Dafs Coleridge in seinem
Haushalte zwei Betten (oder Doppelbetten) mit vier Leintüchern
hatte, zwei Fleischtöpfe, drei Spiei'se u. dgl., klingt zwar höchst
thatsächlich, enthält aber doch keine litterarhistorische Thatsache,
einfach weil die Litteraturgeschichte daraus nichts lerut; sie wird
vielmehr durch solch geschmacklose Kleinkrämerei lächerlich ge-
macht. — Die Interpunktion ist bewahrt. In den griechischen
Sätzen sind die Accente, die im Original oft fehlen, reguliert. —
Obwohl ich meine im Jahre 1882 angefertigte Abschrift noch
bei dreimaligem Aufenthalt in London ergänzte und berichtigte,
vermochte ich nicht jedes Wort zu lesen. Wo mir etwas dunkel
blieb, ist es bemerkt. Dafs ich überhaupt so viel bieten kann,
verdanke ich der vielfachen und sehr freundlichen Hilfe ver-
schiedener Beamten im Britischen Museum : der Herren George
F. Warner, Augustus Hughes - Hughes und Francis B. Bickley.
Auch für den Quellennachweis der Citate und die Beibringung
weiterer Parallelstellen dürfte bei der abstrusen Belesenheit, die
Coleridge besafs, und bei seiner Neigung, ein Bild oder einen
Gedanken zu wiederholen, noch manches zu thun bleiben.
Was die Entstehungszeit der Eintragungen betrifft, finde ich
keine, die älter sein mufs als das Frühjahr 1795. Anderenteils
g. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798. 335
darf die Aufzeichnung auf S. 5 a über die Fleischstücke, die auf
den Werbeplätzeu in Bristol als Köder ausgehängt waren, auch
nicht später angesetzt werden; denn in der zweiten der Con-
ciones ad populmti^ die Coleridge damals in Bristol hielt, ist
sie bereits verwertet. Dazu stimmt die Bemerkung über das
Gänseblümchen im März S. 2 b und über den Apriltag 4b. Die
spätesten Notizen versetzen uns in den April 1798, als er llie
nightingale schrieb (S. 32 a und 36 b). Das Büchlein umspannt
also gerade die merkwürdigste Periode seines Lebens und Schaf-
fens, in der er aus einem glücklichen Sanguiniker zu einem
selbstquälerischen Opiumesser, aus einem revolutionären Kommu-
nisten zu einem die Franzosen fürchtenden Patrioten wurde,
seine unitarische Skeptik mit einer mystischen Glaubensinnigkeit
vertauschte, den Äncient mariner dichtete und Christabel begann.
Innerhalb dieser Grenzen darf man allerdings nicht eine
strenge Reihenfolge der Eintragungen, wie in einem Tagebuche,
erwarten. Am regelmäfsigsten erscheinen sie noch auf den ersten
36 Blättern, vor der grol'sen Lücke von S. 37 b und 38a. Ein
bezeichnendes Beispiel dafür geben die Anspielungen auf Fa-
miKen Verhältnisse : S. 2 a ist er offenbar noch Liebhaber, 8 a hat
er seine Frau (seit Oktober 1795), 23b ein Söhnchen (Hartley,
geboren September 1796), und dies finden wir 32 a bei den Geh-
versuchen. Auch die Parallelen mit den datierten Gedichten
laufen in der genannten Partie ziemlich gleichmäl'sig von Jahr
zu Jahr, wie aus meinen Anmerkungen zu ersehen ist. Doch
sind nicht einmal da die Seiten immer gefüllt; S. 4b, 9a, 20a,
30 a zeigen beträchtliche Lücken. Und in einem Falle, wo eine
längere Reihe Notizen in sicherem Zusammenhang steht, ist deut-
lich zu beobachten, wie lax Coleridge vorging: die Aufzählung
der Werke, die er schreiben wollte, begann er mit einer aus-
drücklichen Überschrift S. 21a oben, übersprang 21b, 22 und den
Kopf von 23 a, offenbar weil da schon alles beschrieben war,
fuhr in der Mitte von 23 a fort, mit einem Stofsseufzer, den der
Plan zu einer Address to povertij veranlafste, am Ful's der
Seite, übersprang wieder 24 a, weil da schon eine Eintragung
stand — ein Rezept, ähnlich wie 21b und 22 b — und begann
24 b von neuem, mit enger Anknüpfung an das letzte Wort von
23 b; von hier geht dann die Liste, jetzt sogar durch Ziffern zu-
336 S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798.
sammengehalten, ununterbrochen weiter bis 25 b, wo sie schliefst.
Es ist demnach schon in der Partie vor der Lücke S. 37/8 Vor-
sicht bei chronologischen SchUissen geboten. Auf den übrigen
Seiten des Büchleins aber gehen die Eintragungen vollends durch-
einander. Da bleibt nur mehr der innere Zusammenhang als
Kriterium für Gruppen, deren jede als Stimmungsdurchschnitt
eines Tages gelten kann. Im Druck habe ich diese Gruppen
durch Einrücken der ersten Zeile anzudeuten gesucht.
Ob alle Blätter des Büchleins erhalten sind, muf's man be-
zweifeln; 89 sind vorhanden, und das giebt keine Bogenzahl.
Ich sage 89; denn die Bleistiftzählung, die von unbekannter
Hand nachträglich angebracht wurde und bis 90 geht, ist falsch:
Bl. 50 gehört nicht hinein. Immerhin scheint der Verlust nicht
grofs.
Inhaltlich zeugen die Notizen hauptsächlich von der Auf-
richtigkeit des Dichters, der, mehr noch als Cowper und Words-
worth, vom Grundsatz ausging: poeta vates. Was er in lyrischer,
subjektiver Form schrieb, mag es oft noch so seltsam klingen,
ist erlebt und Ausdruck echter Empfindung. Anfangs, während
er die Keligious musings ausarbeitet, sehen -vvir ihn auch per-
sönlich von der hohen Liebe erfüllt, die er darin feiert; er sucht
sich die optimistische Lehre, das Übel sei nur eine Vorbedingung
des Guten, praktisch wie poetisch klar zu machen; er ist so er-
griffen von seinem Gegenstande, dafs er gleich noch einige philo-
sophische Dichtungen ähnlicher Art in Angriff nehmen will. Aber
die politischen Vorgänge ziehen ihn ab; er wirft einen religiös
gefärbten Hafs auf Pitt, als den kalt beredten Verteidiger der
bestehenden ungesunden Gesellschaftsordnung; aus der Apoka-
lypse, wie aus Shakspere, holt er sich Knüttel zum Angriff; die
Gestalt des glänzenden, gescheiten, übermächtigen Gegners wird
ihm allmählich zu einer traumhaft verzerrten Höllenfigur (19 b),
der er The devil's thoughts und die Furiensatire Fire^ famine,
and slaughter auf den Leib dichtet. In späteren Jahren, als
Coleridge zur konservativen Partei übergegangen war, wufste er
das selbst nicht mehr und setzte in einer Apologetic preface
zu der letztgenannten Dichtung sich und der Welt auseinander,
er habe es nicht so infernalisch gemeint. In einem weiteren
Gedichte, der Ode On tlie departing year (1796), steigert sich
S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798. 337
seine Gemütserregung bis ins Fieberhafte. Ausgehend von einer
frommen Zerknirschung über die Kriegsgreuel, die England, the
people of jierdüion^ in diesem Jahre angestiftet (75b), erhebt er
sich zu einem mystischen Gebet, ringt in bibhschen Worten mit
den Schmerz- und Trostempfindungen seiner eigenen Seele, bis
er sich selbst zurufen mufs: tarne the rehellion of tumultuous
thought (77a), und sieht schliefslich Lichter und Farben (77b).
Vermutlich war auch Opium mit im Spiel; vgl. S. 77b und in
einem Entwurf zu Osorio S. 53b die merkwürdige Anspielung
auf an ophim-cheicer, die er beim Drucke strich. Von den abge-
brochenen Sätzen, die er in solchem Zustand zu Papier gebracht,
kehren mehrere wörtlich in The departing year weder, so dafs
die vom Notizbuch festgehaltene Stimmmig mit der daraus ent-
sprungenen Dichtung in unmittelbaren Zusammenhang tritt. Das
Notizbuch ist hier gewissermafsen der psychologische Kommentar
zu dieser Ode, ja der pathologische zu den Versen 103 ff., worin
der Dichter das Entsetzen schildert, das ihm die Vision der er-
warteten Gottesstrafe für sein Vaterland verursacht:
Gold sweat-drops gather on my limbs;
My ears throb hot; my eye-balls start;
My brain with iiorrid tumtilt sivims;
Wild is the tempest of my lieart;
And my thick and strugyUng breath
Imitates tlie toil of death!
Was man sonst wohl für dichterische Übertreibung halten
möchte, war also seelische Überhitztheit. Je regelloser Coleridge
das Notizbuch geschrieben hat, desto unverblümter spiegelt es
seine Geistesbeschaffenheit. Ein Tagebuch führt leicht zu Selbst-
reflexion und auch zu Selbstheuchelei; hier aber enthüllt sicli
ein Genie in einer Nacktheit, die fast etwas Unheimliches hat.
Für eiue andere Hauptklasse seiner Gedichte, die Märchen-
balladen, ist eine erlebte Grundlage im allgemeinen naturgemäls
nicht zu erwarten, Wohl aber lernen wir aus dem Notizbuch,
wie eifrig er wundersame und wunderliche Züge dafür sammelte,
aus eigener Beobachtung und mündlicher Mitteilung, aus Zei-
tungen und Büchern, aus orientalischen Fecugeschichten und
wissenschaftlichen Abhandlungen, aus Nah und Fern. Da sind
Beschreibungen von Irrsinnigen und Visionären, von exotischen
Archiv f. n. Sprachen. XCVII. 22
338 S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1705—1798.
Pflanzen und Tieren, sogar der Anfang einer grofsartigen Alli-
gatorengeschichte (S. 32 b). Stoff genug für viele Wildnisfabeln,
green and fountainous and unvioUited hy ynan, wie es am
Fufs von S. 32 a heilst, ist hier aufgehäuft. Von denen, die er
thatsächlich ausgeführt hat, wird Christabel durch das Notizbuch
am meisten beleuchtet. Wir erhalten eine ältere Fassung der
Verse, die den halb verschleierten Nachthimmel und den klein
aussehenden Vollmond ausmalen (S. 31a); wahrscheinlich flössen
sie aus wirklicher Anschauung. In das Jahr 1796 noch scheint
eine Stelle (S. 18 a) zu fallen, wo Dämonenaugen, wie sie Geral-
dine hat, mit Diamanten in einem Feen-Golkonda verglichen
werden ; indische Vorstellungen haben daher mitgespielt. Schwer-
lich wäre Christabel entstanden, hätte Coleridge nicht seine
Phantasie lange vorher mit solchen Elementen erfüllt. Und noch
ein psychologischer Prozefs, der seineu Märchengedichten den
Reiz berückender Originalität verleiht, als wäre ihre ganze Atmo-
sphäre von ihm erst erfunden, ist in diesem unscheinbaren Büch-
lein zu verfolgen: die Kombination realer Züge, die in Wirklich-
keit nie miteinander vorkommen. So verbindet er die Vorstel-
lung von javanischen Upas-Bäumen mit der eines tartarischen
Urwaldes (S. 19 a), oder die eines Baches mit der von Pflanzen
auf dem Meeresgrunde (S. 30 b), und erzielt dadurch ein Drittes
von frappanter Seltsamheit, ähnlich wie er in Kubla Khan in
einem Atem von blühenden Weihrauchbäumeu und dunklen ur-
alten Bergwäldern spricht, von eisigen Höhlen und morgenlän-
discher Sonne.
Zwischendurch begegnen noch viele Einzelausdrücke von be-
stechender Phantasiewirkung und einschmeichelnder Rhythmik,
wie sie einem dichterisch veranlagten Geist erst lange durch die
Seele ziehen, bis sie endlich in günstiger Stunde zu einem vollen
Gedicht aufschiefsen. Manch idyllisches Landschaftsbildchen
grüfst uns am Weg, mancher Satz der Weisheit in sinnlich - epi-
grammatischer Form lohnt unsere Wanderung. Wir bekommen
ferner eine Ahnung von der vielseitigen Gelehrtheit des Kritikers,
der später für Shakspere das Prädikat myriad-minded ersann.
Mit den griechischen Autoren bis herab zur neuplatonischen Zeit
ist er ungemein vertraut, während er von lateinischen, mit Um-
gehung der allbekannten, fast nur die der jüngsten Jahrhunderte
S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798. 339
berücksichtigt. Von neueren Philosophen bevorzugt er den
mystisch angehauchten Berkeley, während man einen Einflufs
des in der Biographia llteraria stark betonten Hartley schon
nicht mehr findet; er Hebt Swedenborg und Jakob Böhmen —
eine Nameusform, die auf das Medium einer Übersetzung deutet;
er hat von Bayles Wörterbuch und von Lavaters Physiognomik
wenigstens gehört. In den politischen Schriftstellern des da-
maligen England ist er ausnehmend belesen; von allerlei Natur-
forschern und Philologen kennt er einzelne Bücher; der Ruf der
Vergil-Ausgabe von dem Göttinger Professor Heyne ist ihm zu
Ohren gekommen (S. 86 a), und vielleicht war dies auch ein Anlafs,
warum er alsbald seine deutsche Reise gerade nach der Universi-
tätsstadt an der Leine richtete. Zu mehreren seiner heimischen
Vorgänger in der Lyrik, zu Akenside, Collins und Gray, zeigt
er ein engeres Verhältnis, als man nach seinen sonstigen Aufse-
rungen schhefsen möchte, die fast ausschliefslich auf Milton,
Chattertou, Burns und Bowles gehen. Was die Elisabethische
Periode betrifft, so ist er in Shakspere zu Hause und bereits
zu Donue und Drayton übergegangen. Aus der Bibel weiis er
lange Gesätze auswendig. Mitten in die erhabenen Gedanken
brechen aber oft Dinge der Alltäglichkeit herein, Geldsorgen und
Küchenzettel, Scherz und Neckerei mit Freunden. Besonders
hübsch ist es, wie er einmal in einem pohtisch-poetischen Zer-
kuirschungstaumel in die Kindheitsjahre zurückdenkt, als ihn sein
Mütterchen im Pfarrhaus zu Ottery St. Mary die ersten Gebete
lispeln lehrte (S. 78b). Mehrfach regt sich in ihm der künftige
Kritiker. Kurz, sein Wesen entfaltet sich in diesem Büchlein in
all seiner Buntheit so durchsichtig, dafs jenes Gefühl persön-
licher Nähe entsteht, welches zum wärmeren Verständnis, Mit-
empfinden und Nacherleben poetischer Werke am meisten bei-
trägt.
Auf dem vorderen Flugblatt, in Tinte: Purchased of Mrs. H. Bohn
13. June 1868.
1. Blatt unbeschrieben, aber beklebt mit gedruckten Sätzen aus
einem Antiquarskatalog: Common -Place Book of Coleridge in his
handwriting with autograph Mss. of his Poen\s of tiie Stripling's War
Song, The Dark Ladie, The Lesbia and fragments of two other of
22*
340 S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798.
his Poems ; containing valuable Variations from the printed text
which have iiever been published. Many Prose Extracts were made
from this Common-Place Book by H. N. Coleridge in tlie Literary-
Remains * — vide j). 274, vol. I. but nearly all are unpublished.
From the Library of Mr. Gutch, of Bristol, who was a school-fellow
and intimate friend of the Poet, for whora he printed his Biographia
Literaria. 12"'^ £10. 10. 0.
Bl.2a [ ]- the Vernal Hours^ — Leg. Thomson.
Moon at present uninhabited owing to its little or no atmo-
sphere but raay be in Time — an atheistic Romance might be formed
- — a Theistic one too. — Mem. !
I mix in life and labor to seem free
With common persons pleased and '* common things
While every Thought and action tend to thee
And every impulse from thy Influence Springs. ^
Sometimes to a gibbet, sometimes to a Throne — always
to Hell.
The flames of two Candles joined give a much stronger light
than both of them separate — evid. by a person holding the two
Candles near his Face, first separated, and then joined in one.''
Picture of Hymen. ^
2h The lowest part of the flame of a [ ]" Candle is always blue
when [ ] 7 the flame is sufficiently cle[ar] so as to be just ready to
[ ] '^ the top is always red. —
Little Daisy — very late Spring. March. Quid si vivat? —
Do all things in Faith, never pluck a flower again! — Mem.^
Send out our hopes and fears on fools' errands —
* 4 Bände, 1836—9. " Ein Wort verloren.
3 Vgl. Coleridges Gedicht 'Imitated from Ossian' (1795) V. 7: my
vernal day. Thomson : natürlich der Dichter der 'Seasons'.
"* Hier und sonst öfters abgekürzt geschrieben.
5 Gedruckt in Campbells Coleridge" S. 64 mit der Überschrift To —
und der Bemerkung: ? 1796. Ich denke 1795.
^ Coleridge vermählte sich mit Sarah Fricker am 4. Oktober 1795.
Von der Liebe zu ihr scheint auch die vorausgehende Bemerkung über
die zwei Flammen und die Verse 'I mix in life' bestimmt, ebenso wie
mehrere Sätze auf S. 2 b und 8a. Vgl. sein Gedicht 'Lines in the manner
of Spenser' (1795).
■^ Ein Wort verloren am Ende der Zeile.
^ Campbell, der diese Eintragung S. 453 abdruckt, glaubt nicht, dafs
Coleridge took this vow in pubhc. Doch stimmen zu der hier ausge-
sprochenen Empfindung zwei Gedichte des Jahres 1796: To a primrose,
the first seen in the season, und noch mehr On observing a blossem in
the P* of February, das selbst wieder, besonders in der Vergleichung der
vom Winter bedrängten Blume mit einem frühzeitig geknickten Mädchen
und einem unglückUchen Barden, an die Stauzas to a mouutain daisy
von Bums (1786) erinnert.
S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798. 341
Froni the iiarrow path of Virtue Pleasure leads us to more
flowery fields, and then Pain meets and chides our wandering —
Of how many pleasures, of what lasting Happiness is Pain the
Parent and Woe the Womb ! — •
Love — a myrtle wand by the Aaron touch of Jealousy
transformed into a serpent so vast as to swallow up every other
stinging woe, and raaking (3 a) us mourn the exchange ! - —
— that inebriates Life, irabitters Death, und beggars Eternitv.
When luUed Reason sleeps on the stormy Bosom of Transport, as
a shipboy in the Shrouds -^ —
Love, that soothes aiisfortune and buoys up to Virtue — the joillow
of Sorrows, the wings of Virtue.
Optimism, by having no will but the will of Heaven, we «all in
Omnipotence to fight our battles! —
This is the true sublime of Man ! this the Meridian Majesty of our
Nature ! '*
What (Burke's book 3) repugnant feelings did it excite! I shut-
tered while I praised it — a web wrought with admirable beauty
from a black bag of Poison!
3h The helmet of Virtue needs not the plume of Praise! —
Strike me blind by lightning flashes of wit! —
The dark and deep perplexities of metaphysic Controversy ! —
Real Pain can alone eure us of imaginary ills ! We feel a thousand
miseries tili Ave are lucky enough to feel Misery.
Turbid Joy ending in Sorrow — dissipation.
Dwarfing Earth's giant Ills. "^
What we must do, let us love to do. It is a noble Chemistry, that
turns Necessity into Pleasure.
Jonas — a Monodrama —
* Derselbe Gedankengang in 'Eeligious Musiugs' (1794 — S^Q): in the
primeval age ein Schäferleben, vacaut; dann Imagination conjured up uew
(lesires, und daraus all the sore ills that vex and desolate our niortal life.
Wide-wastiug ills! yet each the immediate source of mightier good (V. 198 il".).
- Vgl. das Sonett On a discoverv made too late.
3 Vgl. Heinrich IV. B, Akt III,' Sc. 1, V. 18 ff.
^ 'Tis the sublime of mau, our noontide Majesty, to know ourselves
parts and proportions of onc wonderous whole! Eeligious IMusiugs V. l'ici — 8.
'' Edmund Burkes Absagebrief an die Fortschrittspartei waren die
'Reflections on the revolutiou of France' 1790; darauf folgten mehrere
kleinere Flugschriften, bis er am 9. Juli 1797 starb. Das Souett vou
Coleridge auf Burke war im Dezember 1794 entstanden und erschien im
März 1796 in den Poems on various subjects (S. o8). Auch die Conciones
ad populum (Druck vom November 1795) enthalten auf S. 53 eine ein-
schlägige Stelle: I thiuk of Edmund Burke's declamatory invectives with
emotion ; yet while I shudder at the excesses, I must admirc the streugth
of this Hercules Fureus of oratory. But our Premier's (I'itt) harangues ! —
Mystery concealing meauuess, as steam-clouds envelope a duughill.
•^ Zu den letzten vier Eintragungen vgl. Eeligious iMiis. \ . 27G — 319.
342 S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1705—1798.
Vide Hunter's Anatomy of the Whale, '
an involuntary Burlesque.
4a Plquing Minds measuring others by their own Standard, when
they view a man, think ay What a Monster! —
Poetry, like schoolboys, by too frequent and severe correction,
may be cowed into Dullness ! — ^
— peculiar, not for-fetched — natural, but not obvlous; delicate,
not affected ; dignified, not swelling; fiery, but not niad; rieh in
Iniagery, but not loaded with it — in short, a union of harmony,
and good sense, of perspicuity, and conscious Thought is the body
of such an ode, Enthusiasm the Soul, and Imagination the Drapery ! — ^
Upas-Tree * — a poem — on Whitmon[day] —
4h A Ruffian fleshed in murthers.
Dioclesian King of Syria fiftv Daughters on a ship unmann'd —
same as Danaides — land in England — commit [adultery] with Devils.-^
Protoplast — • 6
Misfortunes prepare the heart for the enjoyment of Happiness
in a better State. The Life" of a benevolent man^ — his pains and
sorrows are fertilizing rain.
April Day — the Sunshine blends with every shower — and look !
how füll and lovely it lies on yonder hills !
5a People starved into War — over an enlisting place in Bristol
a quarter of Lamb and piece of Beef hung up — ^
The soul-enlivening Airs of Martial Music played to induce forget-
fulness of Toil, while the Fraternity of Mankind were eraployed in
agricultural Tasks. '•'
' John Hunter (1728 — 93) veröffentlichte in den Pbilosophical Traus-
actions der Kgl. Gesellschaft zu London, Bd. 77, Teil 2, S. 371—446,
eine Abhandlung über den Bau der Walfische, die solches Aufsehen er-
regte, dals sie 1795 von J. G. Schneider ins Deutsche übersetzt wurde.
^ Dürfte wieder auf die Rehgious Musings gehen, die bis zur Druck-
legung (März 1796) beträchtliche Veränderungen erfuhren.
^ Vgl. die Widmung der Ode on the departing year 2li. Dezember 179ti:
'That impetuosity of transition, and that precipitation of fancy and feeling,
which are the essential excelleucies of the sublimer ode.'
* Javanischer Giftbaum ; vgl. unten S. 19 a.
^ Sage von der Urbesiedelung Britanniens, geschöpft aus irgend einer
alten Chronik.
" Vergl. Destiny of nations, V. 282.
■^ Zuerst: pains and errours, dann ausgestrichen, darüber Life.
** Vor benevolent ist good man and ausgestrichen, und ebeu.so are
the nach man.
'^ Auch in den 'Conciones ad populum' S. 60 als Beispiel erwähnt, wie
die Leute durch Hunger in den Krieg getrieben werden: Over a re-
cruiting place in this city (Bristol) I have seen pieces of beef hang up
to attract the half-famished mechanic. England war im schlechten Jahre
1795 einer Hungersnot nahe.
'" In den Conciones S. 61 — 62 geifselt Coleridge den Menschenhandel
der deutschen Fürsten, Death's prime slave-merchants (ähnlich in Re-
S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798. 343
Non aliter quam captivus, qui forte imaginaria libertati frue-
batur in somnis, quum postea suspicari incipit se dormire, timet
excitari blaudis lUusionibus lente connivet in profundum gurgitem
delapsus ut nee possim in imo pedem figere nee enatare ad summum.
5h Wandering Jew, a romanceJ
A Robber concealed over a rooni and hearing the noise of
Mirth and dancing — bis Reflections!
Strait Waistcoat Madhouse etc. — a stratagem —
The Autbor of them may do niuch good within their several
spheres tbough not very f ar extended : and they who affect to despise
humble endeavors of tbis kind would do well to give proof of greater
Abilities in the Service of their Country.
Bristol Critic. - May 1795.
6a ilal yuQ u.v9^Q(0Ttoi Tuvra (/.•/crjXooTeg, Swuro) f.iev [.lud^ilv, dvva-
TOi de f-ivTi 1.10V tvour o? vvv uqvi arfioi Cf^uoi, tu /Liev rore uthototutu
öoSciura eivui, vvv tiiototutu xa) evucyaoTara qui'vtad'ur ä öi rora
TTidTOTuru, vvv TOvvuvTi'ov. Platou. Epist. II. 3
The Character of Man an argument in favor of his divine
Legation —
Light cargoes waft of modulated sound
From yiewless Hybla brought, when Melodies
Like birds of Paradise on wings, that aye
Disport in wild variety of hues
Murmur around the honey-dropping flowers.
Shivers in nakedness.
6 b Horsley — *
ligious musings V. 179 fF.), indem er in Anlehnung an Schillers 'Cabal and
Love' den Abschied der nach Amerika verkauften Soldaten schildert:
The trumpets were ordered immediately to be souuded, and the drums
to be beaten, in order to drown the shrieks and cries of the young meu
torn from their parents at an instant's call !
' Nachdem Bischof Percy in den 'Reliques', Bd. II, B. 2, Nr. ?.,
durch Abdruck einer Pepys - Ballade auf diese mittelalterliche Sage zu-
rückgewiesen hatte, wurde sie durch M. G. Lewis im 'Mouk' 179r), wohl
unter dem Einflul's von Schuberts deutscher Dichtung, zu einem Gegen-
stand besonderen litterarischen Interesses erhoben. Von Lewis ging der
Anstofs weiter zu Godwin (St. Leon), Shelley, Dr. Croly (Salathiel). Vgl.
auch Crabbes 'Parish register', 1. Teil, Anm. 17.
■^ Im Britischen Museum nicht zu finden.
^ Gegen Ende des Briefes. Einige Worte sind ausgelassen; im Origi-
nal steht axrjy.ooTES y.ni ^zAeti'ov»' und itvrjiiofsvant yr/.l ßaaaiianvTFi TTfiirr
7i(irT(i}g Knirni., ya'novres 'fiSrj y.nl ovh iläiroj rpiäy.üvza ittov ftxrjy.o- ores,
a''i riv u. S. w.
"* Gemeint ist ohne Zweifel Samuel Horsley (1733 — 1806), der New-
tons Werke und unter diesen auch Newtons Abhandlung über die
Prophezeiungen Daniels herausgegeben hatte, ein Buch, das Coleridge
auf S. 10 a erwähnt. Horsley war zugleich durch seine 'History of the
corruptions of christianity' und die Kontroverse mit Priestley, die sich
daran knüpfte, berühmt geworden.
344' S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798.
N-/] Tov Ji h/O) yovv Qi'og uyiov itvori'iQia ' uiaQ ov xal/iUij
ravra ror nXeüo '/{invov. Arist, ßu.iQai. '
The Whale followed by Waves — I would glide down the
rivulet of quiet Life, a Trout ! ^
Broad-breasted Rock.
Hanging cliff that glasses his rugged forehead in the cabny sea. ^
Bad means for a good end — I cannot conceive that there
can be any road to Heaven through Hell —
7a My clock here (patting his guts) chime twelve —
The Sister of Haroun — beloved by the Calyph — Giafar,
Her Verses to Giafar. Giafar's answer — good subjects. *
{Bleistift) Unbiased mind — an absurdity.
Leaves already on the waste seattered —
Burnet's theoria telkiris ■'' translated into Blank Verse, the ori-
ginal at the bottom of the page.
7h Poetry without egotism comparatively uninteresting ^ — Mem.
Write an Ode to Meat and Drink.
You dare do any ill — but you want the true courage to be
honest.
Coope Materialism.
[Bleistift und darüber Tinte) Arguments in favor of a soul —
{Tinte) Dumb Walter — Bed — Little Tommy — Cerberus — and
Duppe — '^
8a {Bleistift) A Line, in which S — y^ lay ogling Mende —
Reason for a far riper Day — Poor man — sheepheads etc.
{Tinte) By au accurate computation 90 millions of Mites' Eggs make
one Pigeon's Egg ! ! — Encyclo —
The Devil drest in black everlasting — ergo — not a san-
culotte. ^
The Lamentations of Jeremiah Sneakü
Equality — Pity and Envy her handmaids.
Disappointed Love not uncommonly produces Misogyny, even
as extreme Thirst is supposed to be the cause of the Hydrophobia.
^ Aristophanes, Frösche, V. 159 f.
2 Vgl. das Sonett To the river Otter.
3 Campbell, Poetical and draniatic works of S. T. Coleridge S. 453,
vergleicht: Its high, o'er-hanging, white, broad-breasted chfFs Glass'd on
the subject oceau. Destiny of Nations, V. 335 f.
'* Coleridge war in der Jugend ein eifriger Leser von Tausend und
eine Nacht.
'" Telluris theoria sacra war das Hauptwerk von Dr. Thomas Buruet
(1635—1715). Vgl. auch Biographia literaria, Kap. XIV gegen Ende.
^ Über diese Frage handelte Coleridge ausführlich in der Vorrede zu
den Poems on various subjects 1796 (März).
"' Unsicher und dunkel.
» Southey?
^ Vorklang des politisch - satirischen Gedichtes The devil's thoughts.
S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798. 345
Men — bot to adulterize my time by absenting myself from
my wife —
8b When a man is attempting to describe another's character, he
may be right or he my be wrong — but in one thing he ^vill always
succeed: in describing himself. If he express simple approbation, he
praises from a consciousness of possession — If he approve with
admiration, from a consciousness of deficiency. A. Ay! he is a too
sober man. — B. ah Sir ! what a blessing in sobriety. — N. B. A is
a man conscious of sobriety who egotizes in truism — B is one, who
feeling the ill efFects of a contrary habit with blameless envy con-
templates sobriety — A. Yes ! he is a warm man a moneyed fellow
— von (9aj may rely on him. B. Yes! yes! Sir! No wonder! he
has the blessing of being well in the world.
After the first violence of recentment when the heart is dephlogistica-
ted to introduce this reflection in defence of plaintive egotism — and
to examine all the charges against it — and from what feelings
they proeeed. *
.9b (Pantis.)"2 Themes to debauch Boys' minds are the miseries
of rieh men and comforts of Poor men.
A very frequent mistake that what has been useful or perni-
cious, is and will be so. Always to meditate on this.
The limited Sphere of mental activity in artist ^ — .
The poor and the rieh in this resemble each other — they are
usually unloving of their children — n. b. '* explain why.
Marriage — sole Propriety in Paradise. •'»
The thorn in the flesh — vide St. Paul 6 — reason on this.
Unitarians, travelling from Orthodoxy to Atheism — why ? etc.
Property intended to secure to every man the produce of his
Toil — as at present instituted, operates directly contrarywise to
this. Nota bene.
10 a Stars twinkle upon us — Suns in other worlds. — Double
sense of Prophecies. —
Sir J. Newton observes in P. 309 of his Prophecies of holy Writ,"
' Vgl. die erste Eintragung auf S. 7 b.
- PantisocracA- ; vgl. unten S. 21a. Die genaueste Beschreibung dieses
kommunistischen "Planes bietet H. Sandford, Tli. Poole and his friends,
Bd. I, S. 96 f.
3 Vgl. wieder die Vorrede zu den 'Poems' 179(;, besonders die Stelle:
Forcibly to torn away our attention to other subjeots (aufser egoistischen)
is a painful and iu general an unavailing eftbrt.
" Note bene.
s Milton, Paradise lost, B. IV, V. 750 ff. ; Hail, wedded Love, myste-
rious law, true source of human offspring, sole propriety in Paradise of
all things common eise!
e 2 Corr. 12, 7.
' lUustrations of Prophecy, 1796.
346 S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798.
Horsley's Edition, that Ruler is signified by riding — justly — for
iione but beasts need have rulers. ' —
And the two mighty Bears walk round and round tlie Pole —
in spite of Mr. Grinston-Watt.^
Good Temper and habitual EaSe are the first ingredients of
private Society — but Wit, Knowledge, or Originality must break
their even surfaee into some Inequality of Feeling, or conversation
is like a Journey on an endless flat —
Wh Where Cam his stealthy flowings ^ most dissembles
And ecarce the Willow's watry shadow trerables.
Poetry — excites us to artificial feelings — makes us callous
to real ones.
Reason the lune — Revelation the comet which feeds it —
On whom the cloven tongues have descended — from Lucifer,
Prince of the Air.*
Ha With secret band heal the eonjectur'd wound.
Guess at the wound and heal with secret band!
Outmalic'd Calumny's impostlium'd Tongue.
Their pranked deformity.
World-raaker — •
as if according to Sir Isaac Newton's progression of pores — they
had coarct the word to a Ball and were playing with it —
And write impromj^tus spurring their Pegasus to tortoise Gallop
11h Due to the staggerers that made drunk by Power Forget Thirst's
eager Promise, and presume, Dark Dreamers! that the world forgets
it too.^
Perisb Warmth Unfaithful to it's seeming.
Cid age, "the Shape and Messenger of Deatb"!
His wither'd Eist still knocking at Deatli's door.
God no distance knows,
All of the whole possessing. — ^
Preventing by their Bills ^ the growth of tbe human mind —
British Constitution — giving gin to Puppy Dog that it may be
{12 a) a safe and amusing little Gentleman for Royalty to play
with
' Geht wohl auf die Einsetzung der Direktoren in Paris, Okt. 1795.
" Wohl ein unbedeutender Mensch aus Coleridges Bekanntschaft.
^ Dahinter doeth ausgestrichen.
'' Apostelgeschichte 2, .3.
'" Dürfte wieder auf die Pariser Direktoren und ihr blutiges Vorgehen
gegen die Aufstände in den Provinzen gemünzt sein.
*"' Vgl. Religious musings V. 156—57: Oblivious of its own, yet all
of all possessing.
' Die englische Regierung hatte in Furcht vor einheimischen Revolu-
tionären 1794 die Habeas-Corpus-Akte suspendiert und beschränkte 1795
auch die Vereins-, Versammlungs- und Prefsfreiheit (sedition bill.)
S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798. 347
transfer the proofs of natural to moral science.
ponderosity of Hesiod and overwhelming panegjTic of Pan. '
Our Constitution to sorae like Cheese — rotten pai'ts they like
the best.
Continuanee of the War likely to produce an abolition of Property.'^
12b Snatching arguments out of Snapdragon — Wakefield ^ —
^£2 ßdeXvQe, y.uj'uia/vt'Ti, y.ai Tolfii]0^ av, y.ui {.nage, y.ui nuii/itiaQe,
yu\ ftiuQdhuTt! ßuTQ. Act. II, Seen. 1.^
elected by the populär voice, undiocest, unlorded, unrevenued.
Propriety-gapers
What Milton calls "a paroxysm of citations". Pampered metaphors
and aphorisming Pedantry.
13a T. R. Underwood
N'^ 43 Lamb's Conduit Street s
Pulpitry
They teach not that to govern well is to train ^ up a nation to true
wisdom and virtue etc. —
This is the master-piece of a modern politician, how to qualify and
mould the sufFerance and subjection of the People to the length of
that foot which is to tread upon their" necks; and how the puny
Law may be brought under the wardship and controul of Lust and will.
13h o\ yuo Iv aoffoTc
(fuvXoi TTc.o o/ho jiiovaiy.oTeQOi Xeyeiv. Eurip. Hippol. v. 1003.^
poor John Bull under the custody of a State Argus.
Under pretence of guarding the Head of the State, these are Bills to
prevent the cutting ofT of an enormous wen that grows upon it —
14 a The drayhorse trewd movement of Dr. Parr's style.^
unvisarded
O the supererogative virtues of our minister! ^^
' Pain?
^ Der Krieg gegen Frankreich hatte Pitt schon 1791 gezwungen, die
Steuern zu erhöhen. Nachdem Preufsen und Spanien 1795 von der Koali-
tion zurückgetreten waren, begann auch Pitt Friedensuntcrhandlungen,
niulste sie aber im Mai 1791» aufgeben und abermals die Steuern erhöhen.
•'' Gilbert Wakefield hatte 1798 Remarks on Dr. Horsley's Ordination
sermon herausgegeben und führte in den Jahren 1794 — 95 eine scharfe
Polemik gegen Thomas Pains 'Age of reason'.
'* Aristophanes, Frösche, V. 465 f. Wohl auf Pitt gerichtet.
^ Stralse in London nächst dem Foundling Hospital östlich vom
Britischen Museum. Die Zornesausbrüche gegen Pitt unterbrochen durch
diese offenbar schon früher eingetragene Adresse.
'"' breed ausgestrichen, dann train.
' then ausgestrichen, dann their.
* Euripides, Hippolyttos, nach heutiger Zählung V. 988 f.
® Samuel Parr, LL. D. (1747—1825), schrieb zahlreiche Pamphlete im
Sinne des Fox und der Liberalen.
'" Pitt, gegen den Coleridge die Kriegsekloge Fire, famine, and
slaughter schrieb.
348 S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798.
A member of the Churcli of Laodicea. '
Political wisdom sowu by the broad-cast not dibble.
14h 2v TOI Xeyeig mv ovx lyar ov yv.o nötig
Tovoyov TU ()' l'gya tovq }.dyovg evoinxerui . . ^HXexTQu.-
Zeal-utter'd sentences of ventrous edge.
Truth is compaired in scripture ^ to a Streaming f ountain ; if her
waters flow not in perpetual progression, they stagwater into a muddy
pool of conformity to tradition. Milton.'*
15 a It surely is not irapossible that to some infinitely superior
being the whole universe may be one piain — the distance between
planet and planet only the pores that exist in any grain of sand —
and the distances between System and System no greater than the
distance between one grain and the grain adjacent. —
The Prince of darkness is a gentleman-^ —
Tis the times' Plague when Madmen lead the blind. ^
lob Love and the wish of Poets when their tongue
Would teach to other bosoms what so charms. Akenside. ''
Slaughter — stern Music of Vulptures. ^
— Yes that on every dream,
Each buz, each fancy, each complaint, dislike,
He may enguard bis dotage with their powers
And hold our Lives at merey. Lear. ^
N. B. AYrite to Est.^^ reproving him concerning Miss P. Not
of age ! ! ! —
16a Not to bring too horrid things like Gloucester's eyes'* on the
stage reprobate this notion — hysterical Humanity.
* An deren Engel der Geist in der Geh. Offenbarung III, 14 ff.
schreiben läfst: Because thou art lukewarm, and ueither cold nor hot, I
will spue thee out of mv mouth.
•' Sophokles, Elektra", V. 624 f.
3 Psalm 85, 11.
■* Von S. Hb bis hierher gegen Pitt, mit geringen Unterbrechungen.
^ Ähnlich Watchman, 19.. März 189G und oben S. 8 a, Anm. 8.
« Lear, Akt IV, Sc. 1, V. 48.
■^ Im Original: O Beauty! source of praise,
Of honour, even to mute and lifeless things;
0 thou, that kiüdlest in each human heart
Love and the wish of poets, when their tongue
Would teach to other bosoms what so charms
Their owu ; 0 child of Nature and the soul !
Pleasures of Imagination, Bd. I, V. 282 f.
^ Vgl. Ode on the departing year, V. 140: hear Destruction, like a
vulture, scream.
9 Akt I, Sc. 4, V. .329—332.
'" Vgl. Unpublished letters of S. T. Coleridge to the Eev. J. P. Estlin,
priuted for the Pliilobiblon Society (benutzt von Campbell, aber selbst
im Britischen Museum nicht zugänglich).
'• Lear, Akt III, Sc. 7, V. 68. Geht auf 'Fire, Famine, and Slaughter'.
S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798. 349
Art of PrintiBg diffused greater knowledge than Christia-
nity — ?•? —
Nurture from Religion like tbe light from the Sun — the
earth principally heated from within itself — the Sun the cause of
winter and summer — by a very small quantity of heat in addition
to that residing in the earth. —
16h Wherefore art thou come? doth not the Creator of all things
know all things? And if thou art come to seek liim, know that
where thou wast, there he was. '
Reviews, a kind of establishment.
Dr Darwin's Poetry, ^ a specifier of Landscapes or Paintings —
it arrests the attention too often, and so prevents the rapidity ne-
cessary to pathos. —
it makes the great little.
— seems to have written bis poem as Painters who of beautiful ob-
jeets take — Studies.
IIa Millenium, an History of us brought about by progression in
natural pliilosophy — particularly meteorology or science of airs and
winds —
Quere — might not a Commentary on the Revelations be written
from late philosophical discoveries ? '^
And cauldrons the scoop'd earth a boiling sea!
Rush on my ear, a cataract of sound.
The guilty pomp consuming while it flares.
17 h My heart seraglios an whole host of Joys —
And Poxes scab his efflorescent face —
Electrical Protru[sion]
an horrible phiz that would castrate a cantharadized Satyr —
treacherous memory that will not forget — applied to Pitt'«
Anti-platonic Blader
' Die erste Frage ist biblisch (Matth. XXVI, 50), das Ganze gehört
nach Campbeils Vermutung (S. 454) zu den 'Wanderings of Cain' (1797).
^ Erasmus Darwin (1731—1802), Grol'svater und in mancher Hinsicht
Vorläufer des berühmten Naturforschers, vor 1781 mit der gelehrten
Dichtung 'The botanical garden' aufgetreten und licfs ün- 1794 — 96 eine
noch gelehrtere folgen: 'Zoonomia, or the laws of orgauic life.'
^ Diese und die vorhergehende Eintragung, sowie manche verwandte,
entsprangen wohl der Lektüre von Josef Priestley, dem Hberal gesinnten
Unitarier und Verfasser von 'E.xperiments and observations on diff'erent
kinds of air' (1774), 'The doctrine of philosophical necessity (1777),' 'Dis-
courses on the evideuces of revealed religion' (1794). Coleridge hatte am
11. Dezember 1794 ein Sonett ihm zu Pvhren geschrieben.
^ Pitts Gesicht zeigte starke Spuren des vielen Portweins, den er
trank: darauf geht vielleicht die vorausgehende Bemerkung über poxes
und efflorescent face. Auch cantharadized (kühne Neubildung von can-
tharides =: spanische Fliegen) Satyr würde auf Pitts häufig ironische
Sprechweise passen.
350 S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1705—1798.
Some hundred years ago when the Devil was a little boy and ray
gr. grandmother had teeth in her head — '
18a as difficult as to sejiarate two dew-drops blended together on
a bosom of a new-blown Rose.'
a belly of most majestic perlphery!
her eyes sparkled ; as if they had been cut out of a diamond (juarry
in some Golconda of Faeryland — and cast such meaning glances,
as would have vitrified the Flint in a Murderer's blunderbuss — -
ISb Effect of ignorance — in making small farms disadvantageous
to the public from Idleness — the small farmer will work no more
than he can raise the rent etc. —
Here's a large mouth indeed^
He speaks piain Cannon, fire, and smoke, and bounce!
He gives the bastinado with his tongue —
Our ears are cudgell'd.
Human Happiness like the Aloe -^ a Flower of slow growth.
A discovered unprovoked malice in his hard heart like a huge
Sword in the centre of a marble rock — (19 aj and pity's sigh shall
answer thy tale of Anguish, like the faint echoe of a distant valley —
A State of Compulsion, even tho' that Compulsion be directed
by perfect Wisdom, keeps Mankind stationary — for whenever it is
withdrawn, after a lapse of ages, they have yet to try evil in order
to know whether or no it be not good. —
Describe a Tartarean Forest all of Upas Trees* —
a Dungeon
In darkness I remained — ■ the neighb'ring clock Told nie that now
the May Sun shone lovely on my garden ^
As prolix as the tale of some wretch at the gallows who had
expected a Reprove — take to his confession.
19b (Bleistift) ^ We consider conduct in relation both to tlie afFections
which it exhibits, and to the objects which called forth these affections.
That sorrow which we should approve as highly proper in a Widow
for her husband, we condemn and are disgusted with in his Life days.
The efFort of the spectator to enter into the feelings of the person
principally and the efFort of the person priucipally concerning to,
' Vgl. wieder 'The devil's thoughts'.
^ Vorklänge von Christabel? Vgl. besonders die Schilderung von
Geraldines berückenden Augen, V. 588 ff.
^ Geht wohl auf eine Rede von Pitt. Das Folgende ist Citat aus
Shaksperes King John, Akt II, Sc. 2, V. 163 — 65.
* Vgl. oben S. 4 a Anm.
^ Vgl. oben S. 5 a (non aliter quam captivus) und 7 a (My clock
here), sowie die Scene 'A dungeon' in Coleridges Drama 'Osorio' (Camp-
bell, S. 5U8: 'friendless solitude' und 'clanking hours') und das Sonett
'To the author of the Robbers'.
•^ Das Folgende ist sehr undeutlich.
S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798. 351
bring down the expressions of his feelings to the probable emotion of
the Spectator.
20 a Doctrine of necessity rendered not dangerous by the Imagi-
nation -which contemplates immediate, not remote efFects — hence
vice always hateful although equally meritorious as Virtue.
20h (Tinte) ' The Sun (for now his Orb
gan slowly sink) behind the Western Hills,
Shot half his rays aslant the heath, where flowers
Purpled the mountain's broad and level top
Rieh was his bed of Clouds and wide beneath
Expecting Ocean smiled with dimpled face, -
Mars rising over a gibbet —
Two Lovers privileged by a faery to know each other's Lives
and Health in absence by olfaction of X X X
Meanness, Disquietude, and secret Pangs some puny preambu-
latory Sin
Goes before like Dwarf to proclaim the coming of a Giant —
21a My Works
Imitation of the Modern Latin Poets with an Essay Biog. and Grit,
on the Rest, of Lit. — 2 Vol. Octavo. ^
Answer to the System of Nature — Oct. *
The Origin of Evil, an Epic Poem.
Essay on Bowles. ^
Strictures on Godwin, ^ Paley''' etc. etc. —
Pantisocracy, or a practical Essay on the abolition of Individual
Property. *
' Von Her ab wieder Tinte.
'•' Entwurf zu folgenden Versen in 'This lime-tree bower my prison'
(-^"•^i 1^97): ^1^, giQ^^,iy gjj^i.
Behind the western ridge, thou glorious Sun!
Shine in the slant beams of the siuking orb,
Ye purple heath-flowers ! richlier burn, ye clouds!
Live in the yellow light, ye distant groves!
And kindle, thou blue Ocean !
^ Im 'Cambridge Intelligencer' hatte Coleridge am 10. Juni 1794 zur
Subskription auf ein Werk unter obigem Titel eingeladen, in dem er
namentlich die Lyrik des polnischen Jesuiten Mathias Casimir Sarbievvski
berücksichtigen wollte. Erschienen ist aber das kleine Gedicht 'Ad lyram'
aus Casimir, B. II, Ode 3 (1794). Vgl. auch unten S. 87b und 88b
'Selections' und Cottle's Reminiscences, S. 78.
■* Priestleys Doctrine of philosophical necessity 1777? Vgl. oben S. '20a.
^ William Lisle Bowles, dessen Sonette auf den 17jährigen Coleridge
einen tiefen Eindruck machten; vgl. seine Biographia literaria, Kap. 1.
" William Godwiu, Verfasser von 'Political justici', 1798, Gegner nicht
blofs aller Gesetze, sondern auch der Elie; vgl. unten S. 55 b und 5t)a.
'' William Paley (1748 — 1805), Hauptvertreter der rationahstischeu
Orthodoxie in der anglikanischen Kirche.
« Vgl. oben S. 9 b.
352 S. T. Coleridges Notizbuch aus dcu Jahreu 1795--1798.
Carthon, ^ an Opera
Poems. 2
Edition of Collins and Gray with a preliminary Dissertation
. y . I On the different Sects of Religion and Infidelity —
AT H 3 pWlosophical analysis of their Effects on mind and
° ^ I manners — .
21b Six Gallons of Water —
Twelve pounds of Sugar.
Half a pound of Ginger
Eighteen Lemous.
Ginger to be sliced — Lemons to be peeled — The Sugar and water
to be boiled together, and the Scum, viz. the Monarchica[l] part must
go to Pot — and out of the Pot — Then put in the ginger with the
Peels of the Lemons, and let the whole be boiled together gently for
half an hour — when cold, put in the Lemon juice strained etc.
then let the Sum total be put in the Barrel with three Spoonfuls
of Yeast, — let it work three Days. (Sundays excepted!) — and
(22aJ then put in a Gallon of Barrel — Close up the Barrel —
Nota bene you may do it legally, the habeas corpus act being Sus-
pended — let it reinain a fortnight — then bottle it. — The Wine
not to be used ever in warm weather tili three Weeks after Bottling
— in Winter not tili after a month. — ^
P. •'' very fond of Vegetables, particularly Bacon and Peas.
Bacon and Broad Beans.
22b Receipt for brewing Wine — Get two strong faithful men by
proper Instruments — Vide Thieves' Calendar — break into a Wine
merchant's Cellar, carry off a hogshead of best Ciaret or other ad
arbitrium — given me by Mrs. Danvers. Expertse crede.
Mem. To reduce to "^ a regulär form the Swedenborgians'
Reveries.
Mem. To remember to examine into the Laws upon wrecks as
at present existing.
23 a Mem. I asserted that Cato was a drunkard — denied by S."
— to examine it.
* Ein Ossianischer Stoff. Carthon entrann als dreijähriges Kind der
Erobererband von Fingais Vater, erwuchs daau zu Fiugals gefährlichem
Gegner, wurde aber durch seinen eigenen Vater erschlagen.
^ Erschienen im März 179ti.
2 Offenbar 'Osorio', im Jahre 1797 an Sheridan gesandt.
* Rezept zu Giugerbeer.
^ Vielleicht Thomas Poole, an dem Coleridge seit 1794 einen hilf-
reichen Freund hatte und zu dem er Weihnachten 1796 nach Stowey
übersiedelte.
*' Write to ausgestrichen, darüber reduce to.
^ Southey? Die Behauptung nach Horaz, Oden III, 21, 11 (freund-
liche Mitteilung von Prof. Immanuel Schmidt).
S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798. 353
J, Hucks ' N. 9 Janner Temple Lane
Mr. Wade 2 at Mrs. Wade's Pershore Worcestershire.
23 b Poem in one ^ Books in the Manner of Dante on the excursion
of Thor —
Satires in the manner of Donne —
1. Horace Walpole*
2. Monthly Reviewers de Bowles
address to Poverty at the End of it
In early youth — QaraX. ^ Console my SARA. — And grieve not,
my Son ! ^ What we etc. Tob.'^
24 a Take a pound of Beef, Mutton, or Pork; cut it into small
pieces; a pint of Peas; four Turnips sliced; six or seven Potatoes
cut very small; four or five Onions; put to them three Quarts of
water, and let it boil about two hours and a half: — then thicken
it with a pound of Rice — and boil it a quarter of an hour more —
after which season it with salt and pepper — NB better season it
at ürst — peppering and saltening the Meat etc.^
24b 1) An Essay on Tobit,
2) On the art of prolonging Life by getting up in morning.
3) on Marriage — in Opposition to French Principles.
4) Jacob Böhmen.^
5) Life of John Henderson.i^
6) Ode to a Looking Glass.
7) Burnet, de montibus in English Blank Verse.^'
8) Escapes from Misery, a Poem —
Halo round the Candle — Sigh visible.
9. Cavern-candle.
10. Life of David — a Sermon.
11. AVild Poem on Maniac ■ — Eqaorov FaXrjQog ur.^
12. Ode on St. Withold.i2
* J. Hucks machte 1794 mit Coleridge eine Wanderung durch Nord-
^wales und gab 1795 eine Beschreibung davon heraus.
^ Josiah Wade, von Coleridge als ein eben von Bristol weggehender
Freund erwähnt in einem Brief vom Dezember 1796 (Sandford, Th. Poole,
Bd. I, S. 182).
^ Three ausgestrichen, darüber one.
•* Offenbar als Veranlasser von Chattertons Selbstmord.
^ Dunkel.
^ Coleridges erster Sohn, David Hartley, wurde am 19. September
1796 geboren.
'' Tobias, Kap. 4.
^ Rezept für eine Art Irish stew.
^ Vgl. Biographia literaria, Kap. IX.
'" Ein excentrisches Genie (1757—88), erzogen bei den Methodisten,
abstrus gelehrt, beschäftigte sich mit Alchemie und Physiognomie, hinter-
liefs aber nur wenige Gedichte und Essays.
" Vgl. oben S. 7 a. " Vgl. Lear 111, 4, 125 (Immanuel Schmidt).
Archiv f. n. Sprachen. XCVU. 28
354 S. T. Coleridges Notizbuch üus den Jahren 1795—1798.
13. Crotchets by S. T. Coleridge
25a 14. Edition of Akenside.
15. of Collins and Gray.
16. Hyinns to the Sun, the Moon, and the Elements — six hymns.^
— In one of them to introduce a dissection of Atheism — particu-
larly — the Godwinian System of Pride — Proud of what? an out-
cast of blind Nature ruled by a fatal Neeessity — Slave of an
ideot Nature ! —
17) Letters to Godwin.
18) Randolp consecrating D. of York's banners —
18) Ode to Southey
Deproeliantium e carcere nubium ^ etc.
20) Egomist, a metaphysical Rhapsody —
25b 21) Berkley's Maxims Vol. II. 345.3
In the last Hymn a sublime enumeration of all the charms or Tre-
mendities of Nature — then a bold avowal of Berkley's System!!!!
Ode to a Moth — against accumulation.
22) Adventures of Christian, the mutineer* —
23) Military anecdotes ^ (N. B. promised to be sergeants.
24) History of Phrases — Ex. gr. The King must have men.
25) Hymn to D"^ Darwin 6 — in the manner of the Orphics.
26 Address to the Clergy against the two Bills —
27 Satire addressed to a young Man who intended to study medi-
ane at Edinburgh.
26a The Earth feared and was still, Then God arose to Judgment
to save the meek of the Earth. Surely, the Wrath of Man shall
praise thee — : the remainder of Wrath shalt thou restrain. —
God shall cut ofF the spirit of Princes — he is terrible to the Kings
of the Earth.7
Then shall the right-aiming Thunderbolts go abroad ; and from the
Clouds as from a strong Bow, shall they fly to the mark. **
• Erwähnt auch in einem Brief von Lamb an Coleridge, 28. Oktober
1796 (What progress de you make in your hymns?) und in einem Brief
von Coleridge an Allsop, Januar 1821 (o. Aufl., S. 83). Entstanden ist
nur eine Hymne an die Erde, eine Paraphrase der Stolbergschen, in
Hexametern, 1799 oder 1800. Vgl. auch unten S. 45b, 47a und 49a.
^ Unmut gegen Southey, den untreuen Pantisokratisten, hervorbrechend.
3 In Berkeleys Works, 1784, Bd. II, S. :-!-lo— 48, stehen die 'Maxims
concerning patriotism'. Das Folgende offenbar zu Nr. 16 gehörig.
"* Christian (Fletcher) war Führer der Aufrührer auf dem Schiff
Bounty 1789 und wurde dabei erschossen. Byron behandelte die Ge-
schichte in der Romanze 'Island'.
'" Wohl aus Coleridges eigener Dragonerzeit.
« Vgl. oben S. 16 b.
^ Psalm 76, V. 8—10 und 12.
. * Buch der Weisheit 5, 21.
S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798. 355
There are spirits that are created to Vengeance in the time of De-
struction they pour out their force and appease the Wrath of him
that raade them, '
26b Men that run mad unto prosperity compared to Cats on beds
of Marura "2 and Valerian. —
There is not a new or stränge opinion — Truth returned from
banishment — a river run under ground — fire beneath embers. —
Men anxious for this world — Owls that watch all night to
catch mice. —
Smooth, shining, and deceitful as thin Ice —
Wisdom, Mother of retired Thought,^
iOTi Tig S-eog IvSov * —
noXvv ioadf.iit'01 vuvv ^ —
Nature Wrote Rascal on his face by chiliographic art.^
Our quaint metaphysical opinions in an hour of anguish like
playthings by the bedside of a child deadly sick,
Let US contend like the Olive and the Vine who shall bring
forth most and best fruit — and not like the Aspen and the Elm
who shall make most nolse in (27a) a tempest. — raXrivrj voiQÜ —
zJiY.aioovvri ßeßufifiii'og ilg ßd&og rr/g yiXrj&eiug.
On the present State of the FirJ
The Wicked aiming from Death to Life in order to be anni-
hilated compared to the apoplective Man who was awoken by the
funeral Pile, just to shriek and be utterly consumed —
She had in her sickness some curious and well - becoming
fears respecting the final State of the soul — but from thence she
passed into a Deliquium, or a kind of Trance, and as soon as she
came forth of it, as if it had been a Vision or that she had con-
versed with an angel, and from his band had received a Labeil or
Scroll of the Book of Life and there seen her name inrolled, she
cried out aloud "Glory be to God on high, now I am sure I shall be
saved". Concerning which manner of discoursing we are wholly
Ignorant what Judgment can be made ; but certainly there are stränge
things in the other World ; and so there are in all the immediate
Preparations to it; and a little Glimpse of Heaven, a minute's con-
versing with an angel, any ray of God, (27 bj any communication
' Ecclesiasticus 39, 28. - Cat thyme. '' Destiny of Natious, V. lo;'.
* Teil eines Hexameters; wahrscheinlich lari tV*' m i^tös iirSor.
^ Aus den Chaldäischen Orakeln, vgl. Kroll, De oraculis Chaldaicia
1894, S. 52: x^^V <^^ ojitvÖtw 7i(joi to (pdos x<u ttsiÖs 7t((i:(>6^ avya^, erlHf
£7T£fi7id-tj oot yvxr/ TToXlv saodfitvt] vovv (den Nachweis danke ich der
Güte von Prof. A. Rzach).
" Geht wohl auf Pitt, wie kurz vorher die Zeile Smooth, shining u. s. w.
Anders ist dasselbe Bild verwendet in 'Destiny of Nations', V. ;>Ö0 f., in
der ursprünglihheu Fassung: The name of Justice writteu on thy brow.
' Fir steht oberhalb tempest am oberen Rand der Seite.
23*
356 S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798.
from the Spirit of Comfort which God gives to his servants in stränge
and unknown manners, are ^ infinitely far from Illusions ; and they
shall then be understood by us, when we feel them, and when in
new and stränge needs shall be refreshed by such unusual Visitations.^
In the East the Shepherds used to go before their Sheep, to
which our Saviour alludes — my Sheep shall hear my Voice and
follow me — but our Shepherds drive them and affright them with
dogs and noises.
Dreams sometimes useful by giving to the well-grounded fears
and hopes of the understanding the feelings of vivid sense.
Love transforms the souls into a conformity with the object
loved.
The prayer of enthusiast^ a pious Drunkenness, a spiritual
concupiscence,
presumptuous self-idolatry —
In the paradisiacal World Sleep was voluntary and holy — a spiri-
tual before God, in which the mind elevated by (28a) contemplation
retired into pure intellect suspending all commerce with sensible
objects and perceiving the present deity
Dim Specks of Entity — applied to invisible Insects —
Made my heart tender thro' the power of Love —
My mind preserved watchful and inward.
In the World we dwell among the tonibs and touch the pollutions
of the Dead * — to God — holy Leader —
The mild despairing of a Heart resign'd
Such fierce vivacity as fires the eye of Genius fancy-craz'd — ^
And the dark Spirit's worst infirmity.
28h Like a mighty Giantess,
Seized in sore travail and prodigious birth
Sick Nature struggled: long and stränge he[r] pangs,
Her groans were horrible; but o! most fair
The Twins, she bore — Equality and Peace.^
riv 710V ri[.iwv tj ipr/i) uq'iv Iv rcode toj dvd-QMnlv(o ildet ye-
* Hier wird der Zusammenhang unterbrochen durch eine früher ein-
getragene Zeile, bestehend aus den Worten: With regard to all.
2 Vgl. die verwandte Scene mit der Jungfrau von Orleans, Destiny
of Nations, V. 2 flF.
3 Vgl. Destiny of Nations, V. 458.
'^ Destiny of Nations, V. 170 f. (Campbell, S. 455).
^ Destiny of Nations, V. 250 f. (Campbell, S. 455).
6 Campbell, S. 455, vergleicht bereits die Ode 'To the departmg year'
Str. 2 in der ursprünglichen Fassung:
Seiz'd in sore travail and portentous birth
(Her eye-balls flashing a pernicious glare)
Sick Nature struggles ! Hark, her pangs increase !
Her groans are horrible! But o, most fair
The promised twins she bears — Equality and Peace!
S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798. 357
yeod-ui. Plato in Phsedone: ^ and Svnesius, the hyper-platonic Jar-
gonist, woiild have waved his claims to a Bishopric [rather] than
allow his Soul to be younger than his Body.
\-4nfojiiuTOC de y.ai t) vlt] Plot. p. 164-
Discontent mild as an Infant low-plaining in its sleep. —
29a In the Essay on Berkeley ^ to speak of Sir Isaac Newton and
other materialists — Aristotle Metaphys. Lib. I. Chapter IV. 267.
cf. Tom. IV.
Plato De Rep. Lib. VII the very beginning from the words
Metä TuvTu Stj — to — 7/ rag tmv Gy.ivaoxiov ay.iug.
Sarranus^ — about the 9 or 10'^ 515. line.
In a distempered dream things and forms in themselves com-
mon and harmless infiict a terror of anguish.
At Genoa the word, Liberty, is engraved on the chains of the
galley-slaves, and the doors of Prisons. —
ten'ible and loud
As the strong Voice that from the Thunder-cloud
Speaks to the startled Midnight. ^
l4yuiuyoQug re yuQ /iiri/arf] /oriTai, ro> v(7) jiQog t)]v xoofio-
TTOiiav y.ai orav dTTogt^ar] diu Tiv uixiav iE, äi'dyy.r^g iori, roTt Thyti
avTOV tv de roTg uXXoig ndvja f^iäXXoy uItiuto.i tojv yi^oineyioy,
1] vovv. Du Valli's Edit. ^
29h Man knows God only by revelation from God — as we see
the Sun by his own Light. — '^
The Treachery of Renneburg, a Tragedy —
Vid. Watson's Hist. of Phil. 2"^Wol. n«? 350.
The assassination of the Prince of Orange —
Gaspar Anastro, a Spanish Banker of ruined circumstances,
a man of hard heart, cunning but a coward — prevails on John
Jaurequi, a young Biscayan, of a thoughtful melaneholy disposition,
deeply superstitions, —
Matted hair — deemed Witch-locks.
30a An idiot whose whole amusement consisted in looking on, and
* Aus Phsedön 73 A. citiert in 'Miscellaneous sonnets' VI (20. Sept.
1796) zu V. 5 f.: and some have said we lived, ere yet this robe of flesh
we wore.
- Plotinus, Enneas II, 4, 9.
3 Vgl. S. 25 b.
■* Serranus?
'" Vgl. Ode to the departing year, V, 88 f., in der ursprünglichen
Fassung :
Like Midnight from a thundercloud
Spake the sudden Spirit loud.
^' Aus Aristoteles, Metaph. I, 4. Gemeint ist die Ausgabe von
W. Duval, Amsterdam 1619.
' Vgl. dagegen oben S. lub.
858 S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798.
talking to a clock — which he supposed to be alive — the Clock
was removed — he supposed that it had walked off — and he went
away to seek it — was absent nine days — at last they found [him],
almost famished in a field — He asked when it was buried — for
he was sure it was dead — he was brought home and the clock in
it's place — his Joy — etc.
He used to put part of every thing, he liked, into the clock case.
80b The swallows interweaving them mid the paired Sea-mews, at
distance wildly wailing. —
The brook runs over Sea-weeds. —
Sabbath day — from the Miller's mossy wheel the waterdrops dripp'd
leisurely —
on the broad mountaintop
The neighing Avild-colt races with the wind
O'er fern and heath-flowers — '
A long deep Lane
So overshadow'd, it might seem one bower —
The damp Clav banks were furr'd with mouldy raoss
Bi'oad-breasted Pollard, with broad-branching head.
31a 'T was sweet to know it only possible —
Some wishes cross'd my mind and dimly cheer'd it —
And one or two poor melancholy Pleasures
In these, the pale^ unwavering^ light* of Hope
Silvring their flimsy wing flew silent by,
Moths in the Moonlight — ^
— the prophetic soul
of the wide world dreaming on things to come. Shak. sonnets.*^
Most true it is that I have looked on truth
Ascance and strangely. IdJ
Behind the thin
Gray cloud that cover'd but not hid the sky
The round füll moon look'd small. — ^
1 On fern or wither'd heath: 'Fears in solitude', geschr. April 1798,
V. 17.
2 Cold ausgestrichen, darüber pale.
3 Campbell S. 45ti liest unwarming.
^ gleanis ausgestrichen, darüber light.
^ Vgl. 'Miscellaneous sonnets' I, ü flf. :
I lay me down and tbink off bappier years;
Of joys that glimmer'd in Hopes twiligbt ray,
Then'left me darkling in a vale of tears.
"^ Sbaksperes 107. Sonett, V. 1 f.; vgl. dazu Fears in solitude, V. 26:
in a half sleep be dreams of better worlds.
' Ibidem, 110. Sonett, V. 5 f.
*• Campbell, S. 456, vergleicht bereits Christabel,_ V. 16 f.:
The tbin gray cloud is spread on high;
It Covers, but not bides the sky.
S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798. 359
The subtle snow in every breeze rose curling from the Grove,
like pillars of cottage sraoke. ^
31h The alligators' terrible roar, like heavv distant thunder, not
only shaking the air and waters, but causing the earth to tremble,
and wheu huudreds and thousands are roaring at the same time, you
can scarcely be persuaded but that the whole globe is dangerously
agitated — -
The eggs are layed in layers between a compost of mud, grass, and
herbage. The female watches them — when born, she leads them
about the shores, as a hen her chickens and when she is basking on
the warm banks, Avith her brood around, you may (32 a) hear the
young ones whining and barking like young Puppies. 20 feet long
— lizard-shaped, plated — head vulnerable — tusked — eyes small
and sunk —
Hartley feil down and hurt himself — I caught him up crying
and sereaming — and ran out of room with him. — The Moon
caught his eye — he ceased crying imraediately — and his eyes and
the tears in them, how they glittered in the Moonlight!^
— some wilderness-plot, green and fountainous and unviolated
by Man.
32h An old Champion who is perhaps absolute sovereign of a little
Lake or Lagoon (when 50 less than himself are obliged to content
themselves with roaring and swelling in water coves round about)
darts forth from the reedy coverts all at once on the surface of the
water, in a right line: at first, seemingly as rapid as lightning, but
gradually more slowly until he arrives at the centre of the lake,
where he stops; he now swells himself by drawing wind and water
thro' his mouth, which causes a loud sonorous rattling in the throat
for near a minute; but it is immediately forced out again (33a) thro'
his mouth and nostrils with a loud noise, brandishing his tail in the
air, and the vapor ascending from his nostrils like smoke. At other
times when swollen to an extent ready to burst his head, and tail
lifted up, he twirls round on the surface of the water. He retires —
and others who dare, continue to exhibition — all to gain the attention
of the favorite Female.
The distant thunder sounds heavily — the crocodiles answer it like
an echo —
33h Describe the never-bloomless Furze. ^ and then transi to the
Auch V. 17 f. gehören dazu:
The moon is behind and at the füll;
And yet she looks both small and dull. ,.
* Campbell, S. 456, verzeichnet eine sehr entfernte Ähnlichkeit mit
'The picture' (1802), V. 148 ff.
- Grundlage für 'The nightingale', V. 91 ff. (Campbell, S. 456).
3 Vgl. Fears in solitude, V. 6 (Campbell, S. 456).
360 8. T. Coleridges Notizbuch aus deu Jahreu 1795—1798.
Gordonia Lacianthus.
Its thick foliage of a dark greeii colour is flowered over with large
milk-white fragrant blossoms; on long slender elastic peduncles at
the extremities of its iiumerous branches — from the bosom of the
leaves, and renewed every niorning — and that in such incredible
profusion that the Tree appears silvered over with them and the
ground beneath covered with the fallen flowers. It at the same time
continually pushes forth new twigs with young (34a) buds on them;
and in the winter and spring the third year's leaves, now partly con-
cealed by the new and perfect ones, are gradually changing colour
from green to a golden yellow, from that to a scarlet; from scarlet
to crimson; and lastly to a brownish purple, and then fall to the
ground. So that the Gordonia Lacianthus may be said to change
and renew its garments every morning thro' out the year. And
moreover, after the general flowering is past, there is a thin suc-
cession of scattering blossoms to be seen in some parts of the tree,
almost every day thro' out the remaining month, (34h) until the
floral season returns again. — It grows by ponds and the edges of
rivers — .
Perhaps the Snake-bird with slender longish neck, long, strait and
slender bill, glossy black, like fish-scales except on the breast which
is cream-coloured — the tail is very long of a deep black tipped
with a silvery white; and when spread, represent[s] an unfurled faii.
They delight to sit in little peaceable communities on the dry limbs
of trees, hanging over the still waters, .with their (35 a) wings and tails
suspended — I suppose to cool themselves, when at the same time
they behold their images below — when apjDroached they drop ofT
as if dead — invisible for a minute or two — then at a vast distance
their long slender head and neck only appear, much like a snake — •
no other part to be seen except some time the silvery tip of the Tail.
A dunghill at a distance sometimes smells like mush, and a
dead dog like eider flowers. —
Plagiarists suspicious of being pilfer'd — as pickpockets are
observed commonly to walk with (3üh) their hands in their breeches-
pockets.
An abrupt beginning followed by an even and majestic great-
ness compared to the Launching of a Ship, which after sails on in
a steady breeze.
The Infant playing with it's mother's shadow —
Rocking it's little sister's cradle and singing to her with inarticulate
voice. —
36a The flat pink-coloured stone painted over in jagged circles
and Strange parallelograms with the greenish black-spotted lichens. —
The Life of the Simioli playful from infancy to Death com2:)ared
to the Snow, which on a calra day falling scarce seems to fall and
S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798. 361
plays and dances in and out, to the very moment that it reaches
the ground — ^
The Sunshine lies on the Cottage-wall Ashining thro' the snow —
36 b A Maniae in the woods — — She Grosses (heedlessly) the
woodman's path — Scourg'd by rebunding boughs — ^
— The merry nightingale
That crowds and hurries and precipitates
With fast thick warble his delicious notes,
As he were fearful, that an April Night
Would be too short for him to utter forth
His love-chant, and disburthen his füll soul
Of all it's music! — ^
37a A country fellow in a village Inn. Winter night, teils a long
Story — all attentive etc. except one fellow who is toying with the
Maid. The Countryman introduces some eircumstance absolutely
incompatible with a prior one — The Amoroso detects it — etc. —
The philosophy of this. — Yes! I don't teil it for a true story —
you would not have found it out — if you had [not been] smooring
with Mall — .
37b und 38a leer; 38b Nl8 Old Jewry London
Calverton 7 miles from Nottingham
Mrs Bingham has the living — her husband had remitted ten pound
a year.
39a Her maiden name Morris — now Bush.
After being married according to the forms of the quakers-quack
a year after taken up on account of pregnancy, not being pregnant —
Mr. Sidley's Clerk said why did you bring this woman here? She
is not pregnant — sent back again — afterwards proves pregnant
she was taken up again and required to swear her child as a Single
woman — refused to swear as a single woman — kept her a wliole
day being weak from — (39bJ Neither swear [n]or affirm Meaning as
a Single woman her insolence reproved. Mr. Cope would have nothing
to do — removed to Nuthall (7 miles from Not.) the residence of
a Mr. Sidley, a justice of Place — there committed — because she
would neither swear nor affirm! an infamous falsehood. brought to
the next quarter sessions — gave an account as before — after
» Vgl. Bums, Tarn o'Shanter, V. Ol f.:
the snowfall in the river,
A moment white — then melts for ever;
bewundert von Coleridge in Biographia literaria, Kap. IV.
- Vgl. 'Love', erste Fassung, gedr. 1799:
And how he cross'u the woodman's paths,
Thro' briars and swampy mosses beat;
How bows rebounding scourg'd his limbs.
(Campbell, S. 45 und 613.)
3 Vgl. 'Nightingale', geschr. April 1798, V. 43—49 (Campbell, S. 456).
362 S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798.
an imprisonment of twelve weeks during whlch time she layed in
(4Ua) the house of correction — she was permit.ted to affirm etc.
and to subscribe her married name — Their Society sued Mr. Sidley
and Mr. Chalton (the two committing justices) for the false impri-
sonment — the action being local, was brought oii at Nottingham
assizes — they did not appear and being non-suited were sued for
1 5 pound, law expenses — were arrested — brought from Home in
the depth while the pains of travail were (40b) on her — brought to
bed and miscarried — bit her senses — after 21 weeks and a few
days set at liberty without paying the debt — the particulars there
— The Husband and wife had employed an attorney to get a rule
to take you into court to obtain their groats — when the attorney
examined the rolls in London, their names were not to be found —
coukl not obtain rule, Mr Hartshorn (the high Sheriff) payed the
debt and gave them a guinea —
41a Take of band extract of Peruvian Bark, a Dram.
Salt of Stell, ten grains. oil of Cinnamon, 5 drops. With baisam of
Peru make into 20 pills.
41b After they were a little while at liberty, they were excommuni-
cated — Mrs Row (the Sister of Mr. Bush) was cited to appear by
their maiden-names — the father of the Husband etc.
The BailifFs rushed into the room a week and two days after de-
livery — a month however they permitted her — Mrs. Row comraitted
to prison immediately — in prison for contempt of court.
42a have been in prison nine years.
1) 11 weeks — 2) 21 weeks — 3) nine years.
they will not declare their children Bastards.
They will give a bond as a whole society, but a bond is required
to curb one —
42b cast lots for.
43 a call themselves Lutheran, * have no silent meetings.
43b, 44a leer. 44 b (Bleistift) Thou art [ ] my God, I will exalt thee
I will praise thy name, for thou hast done wonderful things. - Thou
Avilt keep him in perfect peace whose mind is stayed on thee because
he trusteth in thee. ^ O may we trust in thee for ever for in thee
o Lord Jehovah is our only strength. '» In the way of thy judg-
ments may we wait for thee. May the desire of our soul be toward
thy name, and to the remembrance of thee. With our souls may
we desire thee in the night ; With our spirit within us May we seek
thee early; for when thy Judgments are in the earth, the (45a) in-
habitants of the world will learn righteousness
• Nicht ganz sicher zu lesen. - Isaias 25, 1. ' Isaias 26, 3.
" Isaias 26, 4: Trust. je in the Lord for ever; for in the Lord Jehovah
is everlasting streugth. Ähnlich verändert sind die folgenden Sätze aus
Isaias 26, 8 und 9.
S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798. 363
For thus says the high and lofty one that inhabiteth eternity, whose
most holy name is lord. *
45h (Tinte) Hymns Moon ^
In a cave in the mountains of Cashmere an Image of Ice which
makes its appearance thus — two days before the new moon there
appears a bubble of Ice which increases in size every day tili the
15^'' day, at which it is an eil or more in height. then as the moon
decreases, the Image does also tili it vanishes.
Read the whole 107"' page of Maurice's Indostan. 3
46 leer; 47a Hymns Sun — remember to look at Quintius Curtius
lib. 3 Cap. 3 and 4.
Major Rennell. *
Perrault sur les loix de la Nature. ^ De BofFe. (?)
47h To give the common people philosophic or metaphysical notions,
whether of Religion or the Principles of Government, is evidently to
unfit them for their proper Station in the Commonwealth or State.
In the different ranks of understanding or intellectual capacity there
must be that of vulgär men, as well as that of men who are fit for
public Yirtue and political Wisdom the one of these must be ruled
by Superstition and by Law, the other must see the Principle upon
which Men are to be ruled. But to give the Ignorant any power,
(48a) however mediate or distant, in the governing of the State, is
surely to depart from the broad rule of Wisdom learned in the broad
experience of mankind. Hutton's Investigation of the Principles of
knowledge^ — Vol. III. 548.
48h leer; 49a Water — Thaies —
Air etc. " Five Mathem. spend every night in the lofty tower — one
directs bis eye to the Zenith — 2"'i to the E. 3"^ to the W. 4. S. 5. N.
They take notice of the wind and rain and stars. Grand Observatory
in Pekin. —
Waters.
'/^xfßj'or Tf yuQ y.ui Tti&vv tnoir^auv tT^q yireüiuK nuTfQUC, xcu tov
OQy.op T(~)v d'iiot' vdcog, Tt]y y.uXovfuyr^y in avxiov ^it'yu rutv jiotr^-
* Isaias 57, 15. — Zu der ganzen Stelle vgl. Fears in solitude, V. 122
bis 130.
2 Vgl. oben S. 25 a.
^ Thomas Maurice's History of Hindostan, Bd. I (1795), S. 107,
handelt über die Entstehung des Schachspiels. Bd. II erschien erst 1798.
^ James Rennel, F. R. S. (1742—1830), gehörte zu den angesehensten
Geographen seiner Zeit.
^ Claude Perrault, Essays de physique, 4 Bde., 1680—83. Die ganze
Zeile ist übrigens von fremder Hand geschrieben.
^ James Hutton, F. R. S. E., Au investigation of the principles of
knowledge and of the progress of reason, from sense to science and
philosophy. 3 Bde. Edinburg, 1794. 4°. Das Citat stimmt.
' Vgl. oben S. 25 a zu Hymns.
364 S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798.
TOjy Tifiiojrurov ftiv yuQ ro nQtaßvraxov, oQy.og öt to ri/nuoTuroy
ioriv. Arist. Metaph. 1. 1. c. 3.
^^y.iav6v n d^tiöv ytytan', y.u) f.irjxlQa Trjd^vv.
49h leer. 50 ist ein fremdes Blatt, darauf von anderer Ha^id die
Widmimg: Gutch Esq. With Mr. Green's compliments. To the care
of Mr. Caring.
51 leer; 52a Similarity of Sensation the cause of our common error
in supposing external prototypes. i
By obliging every one always to do that which to him shall
seem in the then present time and circumstances conducive to the
public good: or by enjoining the Observation of some determinate
Laws, which universally obeyed would produce universal happiness.
52h leer. 53a mit Bleistift und quer geschrieben:
The tongue can't stir when the mouth is cramm'd with earth
A little mould fills up most eloquent mouths
And a square stone with a few pious texts
Cut neatly on it, keeps the mould down tight.2
53h gerade geschrieben: Sancho
Why now I think on't at this time of the year 3
'Tis hid by vines. I am glad he is proud therewith
It had been a damning sin to have remained
An opium chewer with such excellent grapes
Over his cottage.
Osorio.
For a purse of gold?
Sancho,
Osorio.
You must deliver to this Ferdinand
A Letter. Go! prepare yourself.
Wouldst thou break thy word
I can compact my Lord
Exit Sancho.
Osorio.
The cavern's a fit place and he [ ]
By my deception [ ]*
I am too honest for this sapient world
A little mould it
The tongue can't stir when the month is cram'd with earth
' Letztes Wort unsicher. . .
2 CampbeU, S. 457, hat bereits bemerkt, dafs diese Verse em alterer
Entwurf zu einer Stelle im Osorio, Akt III (S. 497 seiner Ausgabe), smd.
Aber auch die bisher ungelesenen Verse auf S. 53 b gehören zu dieser
Scene, und zwar gehen sie denen von S. 53 a unmittelbar voraus.
3 Die letzten drei Worte fast unleserlich.
'* Unleserlich.
S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798. 365
54a wieder nach der Quere geschrieben:
To send me hunting after his [ ]
And pass him on [ ]
[ ]
Did not my purpose require their^ death
I'll hug him for [ ]
I was to kill myself, to show my conscience
And this tall moor — by heaven ! 'twas well [ ]
O Albert's friend — and he would teil Maria
Sad tales of Albert's life and death and travels.
That she must love — yea and she would love
He that can sigh and whimper with a woman
And teil long stories all about her lover
54h He takes his place for certain! Dusky rogue
Were it not sport to roll upon my grave
And shake thy sides with laughter? Blood blood blood
They want my blood ! ^
55 a (mit Tinte) young Bedford ^
By Crossing despair of improving his Breed,
AJid wearied to Bedfordshire hasten indeed.
Grenvilles '* merits ought to keep him up but the sense of his
own merits as a paper balloon kept aloft by the smoke of its own
farthing Candle —
55h 92 Our brilliancy and softness contrivable — ^
95
(mit Bleistift) 101 abominable^
106 hush
112 saying that bad passions coexist without shewing them is nothingj
116
117 unnatural ^
' his ausgestrichen, dafür their.
^ Älterer Entwurf zu Osorios letztem Monolog in Akt III.
^ Gemeint ist wohl Grosvenor Bedford, ein Freund und Korrespon-
dent von Southey, der 1797 eine Übersetzung von Musäus herausgab:
'The loves of Hero and Leander.'
■^ William Lord Grenville (1759—1834), Minister des Auswärtigen und
Vertreter Pitts im Haus der Lords. Die Satire geht auf Pitt.
^ Diese und die folgenden Bemerkungen zu einzelnen Seiten eines
zweibändigen Buches beziehen sich auf die zweite Auflage von Godwins
'Political justice', 179G.
" Godwin setzt hier auseinander, wie politische und sociale Verhält-
nisse stärker sein können als klimatische ; so seien diesseits der Pyrenäen
die lustigsten Leute und jenseits die ernsthaftesten.
" Godwin handelt hier über die angeborene Beschaffenheit des mensch-
lichen Geistes, bevor er noch Erfahrungseindrücke gewinnt.
* Über das Zusammenfallen von Bilderschrift und Wort.
366 S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798.
126 Why must every Man be Godwin — 'tis the pedantry of Atheism
— Robespierre 1
131 O! o! o! —2
135 And all this after 20 years absenee. ^
56a In the book calumny, last chapter calumny against nature
149 childish^
297 very beautiful^
299 generalities cold etc. following particular — ^
9
48
172
Charles'^ will dare —
(mit Tinte) 188 cf. 3. — Fifth Monarchy men«
274 Seth Cam Yaban — sublime their friendship, but the possibility
of the eharacter not made evident.-'
56h — 59h leer. 60a (mit Bleistift) The only beloved son of his
mother here lies whom he hath left behind with bitter cries saying,
My Son ! Why art thou already gone so very soon to the other
Region Couldst thou but a little longer stay I ought [to] have gone
with thee the cold ^"^ way
60h — 63a leer. 63b (Tinte) Brutal Life — in which we pursue
mere corporeal pleasures and interests.
* Godwin : Mercy, gratitude, temperance beruhen alle auf justice.
* Godwin unterscheidet hier zwischen disposition und action : man
kann tugendhaft disponiert sein und doch die Disposition falsch reali-
sieren.
^ Godwin: It will rarely happen that I cannot do more good in
twenty years than in one. If the extraordinary case should occur, in
which I can promote the general good by my death more than by my
life, justice requires that 1 should be content to die.
•* Zwei Dinge sind wichtig für die Grundlagen der Gesellschaft: die
Pflichten ihrer Mitglieder und ihre Rechte.
^ Godwin erklärt hier, warum wir für mündlichen Vortrag zugäng-
licher sind als für Bücher: Gespräch giebt Freiheit und Elasticität, reizt
und überrascht, während Bücher etwas Kaltes haben. Darum finden wir
in der Litteraturgeschichte, dafs hochbegabte Geister gewöhnlich in Grup-
pen existierten.
^ Wahrheit werde besser gepflegt durch einige weise Männer als durch
Versammlungen.
■^ In Coleridges Kreis für Lamb gebraucht. Altere Eintragung.
* Godwin sagt Bd. II, 8. 188, in seinem freien Zukunftsstaat würde
der Ehrgeiz, die Pestilenz früherer Zeiten, ausgeschlossen sein und überall
sobriety and equity herrschen. Aber Bd. II, S. 3 hatte er doch eine
Autorität für nötig erklärt, um die allgemeinen Grundsätze für equity zu
bestimmen. Fifth monarchy geht auf Daniel, Kap. 7.
^ Vgl. Genesis 9, 22 f. Nach Godwin reicht das Thun eines Menschen
oft nicht aus, um seinen Charakter erkennen zu lassen : direkte Beschrei-
bung erst giebt Sicherheit.
'** Unsicher.
S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahreu 1795—1798. 36?
Human Life — in which for tbe sake of our own Happiness and Glory
we pursue studies and objects adapted to our intellectual faculties.
Divine Life — wher[e] we die to the creatures and to seif and be-
come deiform by following the eternal Law of order from the pure
love of Order and God.
G4a Prayer —
First Stage — the pressure of immediate calamities without earthly
aidance makes us cry out to the Invisible —
Seeond Stage — the dreariness of visible things to a mind beginning
to be contemplative — terrible Solitude.
Third Stage — Repentance and Regret — and self-inquietude.
4"' stage — The celestial delectation that follows ardent prayer —
5"* stage — self-annihilation — the soul enters the Holy of Holies.
G4b — ~3a leer. 73b Vide Description of a Glory, by John Haygarth,
Manchester TransJ Vol. 3. p. 463.
On the thirteenth of February, 1780, as I was returning to Chester,
and ascending, at Rhealt, the mountain which forms the eastern
boundary of the Vale of Clwyd, — in the road above me, I was Struck
with the peculiar appearance of a very white shining cloud, that lay
remarkably close to the ground. The Sun was nearly setting but
shone extremely bright. I walked up to the cloud, and my shadow
was projected with it; the head of my shadow was surrounded at
some distance by a circle of various colours whose centre appeared
to be near the Situation of the eye, and whose circumference extended
to the Shoulders. The circle was complete except where the shadow
of my body intercepted it — • it exhibited the most vivid colors
{74a) red being intermixed — all the colors appeared in the same
order and proportion that the rainbow presents to our view —
the beautiful colors of the hoar frost or snow in sunshine — red,
yellow, and blue, in various angles.
74h) 75a leer. 75h bowed spirit
Deep inward stillness and a bowed Soul ^
Searching of Heart —
Fancy's wilder foragings — God's Judgment dallying —
investiture, retirement —
feeble and sore-broken —
disquietness of niy heart —
languishing — pour out my soul.
I will open my dark sayings on the Harp ! •'
' Transactions, eine Zeitung. Das Folgende hat Coleridge verwendet
in 'Constancy to an ideal object' (gedr. 1828).
^ Campbell, S. 4hl, vergleicht Ode on the departing year (24. — 2(i.
Dezember 1796), V. G: with inward stillness and submitted mind. Dazu
vgl. V. 78: the fervent Spirit bowed.
' Psalm 49, 4; vgl. dazu Ode on the departing year, V. 1, 2o u. 76.
368 S. T. Coleridges Notizbuch aus deo Jahren 1795—1798.
haßten my escape ' — inhabit then his praises - — heritage —
Prevent the dawning of the Morn with prayers ^
My afflicted shouted for Joy — my "NVeek ones cried aloud —
O Lord, thou Lover of Souls
The People of Perditioii —
76a (Bleistift) Prayer
Mrs. Estlin's Story of the Maniac who walked round and round.
Epistle to Mrs. Wolstoncraf t * urging her to Religion. Read
her travels.
Sun paints with rainbows on the vast waves during snow-
storms in the Cape.
"6h Prayer
Speak of my Mother as teaching me to lisp my early prayers.
(Tinte) A word that is clothed about with Death! —
Mother of Love and Fear, and Holy Hope.
stood up beautiful before God — •'
And inly agonize mid fruitless Joy, as Evmy that embraceth a virgin
and groaneth —
and ever in his sleep, as in a day of keeping Watch, troubled in the
Vision of his Heart; as if he were but even now escaped from a
battle.
And with my whole heart sing the stately song
Loving the God that made me.
From the snow-drop ever tili the rieh Grape-cluster was heavy —
77a the soul that is greatly vexed, that goeth stooping and feeble —
The[y] have carried away the dear beloved children of the Widow —
and the husbandless have they left utterly desolate —
Tarne the Rebellion of tumultuous thought —
ministration — sordid adherencies that cohabit with us in this
Life —
rolls round his dreamy eye —
outweighs the present pressure —
Weigh'd in the balance of the Sanetuary —
God's Image, Sister of the Cherubim — ^
And re-implace God's Image in the Soul —
1 Psalm 55, 8.
2 Psalm 22, 3.
3 Psalm 88, 13.
* Mary Wollstonecraft (1759 bis 6. Sept. 1797), berühmt durch ihr
Buch 'Vindication of the rights of women' (1<92), gab 179ö 'Letters written
during a short residence in Sweden, Norway, and Denmark' heraus und
heiratete W. Godwin am 29. März 1797.
^ Campbell, S. 457, vergleicht bereits Ode on the departing year,
V. 73.
** Campbell, S. 458, vergleicht schon den Schlufsvers der Ode on the
departing year: God's Image, sister of the Seraphim!
S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798. 369
well-weaved fallacy —
The Greatness of that Perishing —
From Possible to Probable, Frora Probable to Certain
and arrows steeled with wrath
Pleasure dies, like the moment in wliich it danced
it dwells with Yesterday. —
77b abbreviation — : saddest pressures —
twilight of day, and Harbinger of Joy
The eklest daughter of Death (Sin) drest in grave clothes — Deep
sighings — •
unbind the poppy garland —
Worms and pollution, the sons and daugbters of our bones —
Lov'd the same love and hated the same hate.
Breathed in unison — etc.
throned angels — upboyling anguish
Leader of a Kingdom of Angels.
Love-fires — a gentle bitterness —
Well-spring — total God
Sick, Lame, and Wounded — Blind, and Deaf and Dumb —
Why sleep ye, o ye Watchmen —
Wake from the sleep of whoredom, Trim your Lamp — '
Sound sound the Trumpets — for the Bridegroom comes —
O man, thou half-dead Angel —
a dusky light — a purple fiash
erystalline splendor — light blue — green liglitnings, —
7Sa in that eternal and delirious pang —
wrathfires — inward desolation —
an horror of great darkness.
great things — on the ocean counterfeit infinity
The quick raw flesh that burneth in the wound —
78b (Bleistift) Mr. Belster
the bottom of High Street
79a (Tinte) A Reader of Milton must be always on his Duty: he
is surrounded with sense; it rises in every line; every word is to the
purpose. There are no lazy intervals: all has been considered and
demands and merits Observation.
If this be called obscurity, let it be remerabered 'tis such a one as
is complaisant to the Reader — not that vicious obscurity, which
proceeds from a muddlcd head etc. — -
79b Avi,(oy de ror oh.ov nh]t}ii /Q)]fidr(ov i'<; uQuayr^c y.ui ßi'ag,
TiQog rjöovriv re y.ut Xi]aTtiai' rovg tvrvy/uvoviug nuQuy.uX(ov Siöä-
^ Mattb. 25, 7; aus diesem Kapitel stammen auch die vorhergehende
und folgende Zeile.
- Vgl. Coleridges Vorrede zur zweiten xVuflage seiner 'Poems' (ISfai
1797), worin er sich vom Vorwurf der obscurity zu reinigen sucht.
Archiv f. n. Sprachen. XCVII. 24
370 S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798.
ovi
KuXog, uviOiC novriQU)v vnrJQ/ev t7iiT7]dtVf.idTii)i'. yju n]j' unQw/fio-
vi'i]y /li't', fi nQOTiQov awltcov ol av9-Qumoi, f.itrQU)v enivoia y.u)
axudf.i(üv [.itTtaitjCsaxo uxi-quiov uvroTg oviaxov ßlov h. xr^g Tovrcoy
U[.tat)lag y.ai xv /iteyuX6\pv/oy tig jiavovQyiav ntQiayuyoiv.
"ÖQOvg T/jc ytig TiQatxog l'Sexo, y.ui iroXir i()tt/iiuxo y.o.i xtr/toiv (o/y-
^(ooei', tig xavio avvtXd^Hv xovg ol/.tiovg y.axu.vay/.aoag.
Josef Antiq. lib. 1. Cap. 2. '
80 a But Mr. Porson, the Republisher of Heyne's Virgil,^ is a giant
in literature, a prodigy in intellect, a critic whose mighty achieve-
ments leave iraitation panting at a distance behind them, and whose
stupendous powers strike down all the restless and aspiring sugges-
tions of rivalry into silent admiration and passive aw'e. Remarks
on the Statement of Dr. Charles Combe. Page 13.
80h Soßtlog Öt xv)v t/. xijg ext^ag {^tV.ug) ycyoroTotv, ]a/yi nüvru.g
vnfQßd}JJi}r, xd noXe/iuy.ä öiunQenMg /aexriXS^cV, ty xovxiot' y.o.i ra
TiQog i\öov)iV Tov aco/iaxog ty.noQiUov yuX/.tiav ngtöxog tntvorföt.
Jos. lib. 1. Cap. 2
Harn — lustful rogues.3 Vide Bayle under the article Harn.
Nirarod, the first king, taught Idolatry, and persecuted for
Religion's sake. He was the first who wore a crown (according to
the Persian writers), having seen one in the Heavens — made war
for conquest.
81, 82,83a leer. 83b Gifford's Letter to the Earlof Lauderdale.*
84 a (Bleistift) Six o'clock . Light the fires . Clean out the kitchen .
Put on the Tea kettle . Clean the Insides of the Boiling Pot . Shoes
etc. C. and B.
Eiglit o'clock . Tea things etc. put out and after cleaned up . Sara.
One o'clock — spit the meat. B. and C.
Two o'clock Vegetables etc. Sar[a]
Three o'clock — Dinner.
Half past three — 10 minutes forcleaning Dishes —
84 b Desideria etc. (Folgt eine Liste von Haushaltungsdingen, die
sich auf 85 a fortsetzt.)
85 b (Tinte) Founded by Joseph of Arimathia — first Church in
Britain ^ — truth with fables — Joseph of Arimathia buried there —
King Arthur's tomb discovered in tbe time of Henry tlie See.
' Flavius Josephus, Antiquitates oder 'Aiv/^aioloyia, B. I (Kap. 2),
S 61 und 62; ein Teil von § 64 folgt auf S. 80 b.
•■' London 179?., 4 Bde. ^ ygl. S. 56 a, 274.
" John Gifford gab 1795 A letter to the Earl of Lauderdale contain-
ing Strictures on His Lordship's Letters to the Peers of Scotland her-
aus, worin er den Reichtum Frankreichs in drastischen Gegensatz mit
der Armut Schottlands stellte, im hberalen Sinne.
'" Glastonbury. Coleridge schöpfte diese Stelle, sowie die gleich dar-
auf erwähnte Sage von der Insel Avalon ohne Zweifel aus Draytous
Polyolbion 1612, Song 3, V. 288 ff.
S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795—1798. 371
86a (Bleistift) Secret Journal of a seif observer or Confessions and
Letters from the German of J. C. Lavater. 2 Vols. — Octavo. Ca-
dell and Davies. '
(Tinte) Avalonian Isla.
86b Thy stern and sullen eye, and thy dark brow
Chili me, like dew damps of th' unwholesome Night.
My love, a timorous and tender Flower,
Closes beneath thy Touch, unkindly man!
Breath'd on by gentle gales of Courtesy
And cheer'd by sunshine of impassion'd Look
Then ope it's petals of no vulgär hues. -
Furniture-5 ib 92
Carriage for ourselves and other Baggage 18
"£~Tiör
87a (der Quere nach) Grant me a Patron, gracious Heaven ! when'er
My unwash'd Follies call for Penance drear!
But when^ more hideous Guilt"» this heart infests
Instead of fiery ^ Goals upon my Pate
O let a titled Patron be my Fate
That fierce Compendium of ^gyptian Pests — !
Right Reverend Dean, Right Plonorable Squire,
Lord, Marquis, Earl, Duke, Prince, or if aught higher,
Hovvever proudly nicknam'd, he shall be
Anathema Maranatha to me.
87b Delicise poetarum Scottieorum two poems of the admirable
Creichton" in them.
^With skill that never Alchemist yet told
Made drossy Lead as ductile as pure Gold
Foul stream — House of Commons' Consciences
88a leer. 88b Mem. to speak to Cottle coucerning Selections etc.
and setting up in printing. ^
(Bleistift) Mr. Brown
(Tinte) and not enduring: to travel tlie turnpike to Heaven make
a short cut thro' Hell
' Übersetzung von Peter Will, 1795.
- Entwurf zu Osorio, Akt 1, V. 79 flF. (Campbell, S. 458).
■■' Gehört als Schlufs zu der Liste auf S. 84 b, 85 a; vgl. auch S. 8!>a.
^ if ausgestrichen, darüber wheu.
* Dahinter still über der Zeile ausgestrichen
'"' red bot ausgestrichen, darüber fiery.
■^ James Crichtou (15GÜ— 85?). Die Del. p. Sc. erschienen Amster-
dam ItJoT.
^ Die nächsten drei Zeilen der Quere nach geschrieben.
'■* Wohl derselbe Plan 'Imitations of Latin poets', der bereits S. '21 a
erwähnt wurde.
24*
372
S. T. Coleridges Notizbuch aus den Jahren 1795 — 1798.
89a 13 Guineas -{-12 without furniture — ■
(Bleistift) Butterworth's Origin of Evil. '
(Tinte) Institutes of Hindoo Law — or the Ordinances of Minu.
Debrett. 2
ingeniuru ei esse oppido magnura sed contumacius quam ut
arte regi posset; dictionem ingenio parem, animosara, et inamoinam
tragiceque feralem.
89b oben mit Bleistift und von anderer Hand geschrieben:
Abei'genny — 20 miles over the passage.
In der Mitte, mit Bleistift und von Coleridge geschrieben, aber arg
verwischt, zum Teil unleserlich :
Erskine Southey Priestley Fox Kosciusko Bowles Stanhope
12 3 4 5 6
[ ] [ ] Schiller Th. C. J. M. Robesp. Genev.
9 10 8
Moou Kiss Prostitute Pitt Siddons^
7 11 12 13
90a leer bis auf etwas Gekritzel; 90b verklebt.
* Lawrence Butterworth, Thoughts on moral government and agency
and the origin of moral evil, in Opposition to the doctrine of uecessity.
1792.
^ Debrett ist der Name des Londoner Verlegers. Das Buch selbst
war von Sir Wiüiam Jones und erschien 1794 und 1797.
^ Offenbar eine Liste von Sonetten und anderen kleinen Gedichten,
die Coleridge für den Druck in geeignete Ordnung bringen wollte. Davon
sind als Sonnets on eminent characters, die noch lebten, 1794 und 1796
erschienen: Erskine, Southey, Priestley, Koskiusky, Bowles, Stanhope,
Pitt, Siddons; auf Burke, Lafayette, Godwin, Sheridan sind Sonette im
genannten Cyklus vorhanden, obwohl sie in obiger Liste zu fehlen schei-
nen; dagegen sind Sonette auf Fox und Kobespierre nicht mehr zu finden.
Aufserhalb jenes Cyklus erschienen die Sonette To the author of the
Eobbers, Genev[ieveJ, Moon (wenn ich dies Wort richtig lese) und An unfor-
tunate; während für Kiss wenigstens ein kleines Jugendgedicht anderer
Form nachzuweisen ist. Th. C. geht wohl auf Thomas Chatterton und
J. M. auf John Milton, beide vom jungen Coleridge hoch gepriesen, aber
nicht in einer Form, die zu der obigen Umgebung pafst.
A. Brandl.
Kleine Mitteilungen.
Germanische Heldensage in Shaksperes Titus Androni-
eus. Um die Aufhellung der Vorgeschichte der Shakspereschen
Erstlings -Tragödie haben sich neuerdings verschiedene Gelehrte mit
Erfolg bemüht: Schröer (Titus Andronicus S. 114), Koeppel (Engl.
Stud. XVI, 366), Varnhagen (Engl. Stud. XIX, 163). Insbesondere
ist der Ursprung der Aaron-Fabel jetzt klarer, Koeppel hat eine
Novelle Bandellos (die 21. des dritten Bandes) verglichen; Varn-
hagen hat die Geschiclite noch weiter zurück verfolgt und in einer
alten Handschrift (Nr. 234 der Erlanger Bibliothek) aus dem Ende
des dreizehnten oder dem Anfange des vierzehnten Jahrhunderts
eine lateinische Erzählung (Exemplum) nächgewiesen, welche ohne
Zweifel mit Bandellos Novelle ziemlich nahe verwandt ist. Der
ursprüngliche Kern der Fabel scheint danach folgender zu sein :
Ein Sklave rächt sich an seinem Herrn (König) dadurch für
seine Gefangenschaft und für eine Verstümmelung, dafs er die
Tochter (Gattin) desselben entehrt, zwei Söhne umbringt und seinen
Herrn durch das falsche Versprechen, die Söhne zu retten, dazu
bringt, sich selbst zu verstümmeln (zu blenden, eine Hand abzu-
hauen); er stürzt sich dann von einem Turm herab.
Merkwürdigerweise scheint noch niemandem aufgefallen zu
sein, dafs diese Geschichte mit der uralten germanischen Wieland-
Sage in fast allen Punkten übereinstimmt, wie aus der Völundar-
kvidha erhellt (vgl. Sijmons in Pauls Grdr. d. g. Phil. II, 1, 60).
Aaron entspricht dem gefangenen, gelähmten Wieland (Völundr),
Titus Andronicus dem Nidhudhr, Lavinia der Büdhvildr. Völundr
stürzt sich nach Vollführung seines Rachewerks nicht vom Turm
herab, sondern schwebt hoch in die Lüfte. Aber diese Variation steht
doch der alten Sage noch ziemlich nahe. In der italienischen No-
velle ist übereinstimmend mit der nordischen Sage .der Schauplatz
eine Insel.
Schröer hat (a. a. O. S. 114) mit Reclit darauf aufmerksam ge-
macht, dafs in dem alten deutschen Drama von Titus Andronicus
V, 1, 78
374 Kleine Mitteilungen.
die Unthat des Aaron dadurch motiviei't wird, 'weilen er wegen
seiner Gefangen schafft an Titus gantzen Hause sich zu rächen vor-
genommen hatte.'
Auch das Dämonische im Wesen Aarons hat Schröer feinfühlig
erkannt. In der That sieht man ja jetzt wohl allgemein in Wieland
einen Feuerdänion. Erklärt sich daraus etwa auch die Verwand-
lung in einen Mohren ? Als ein ursprünglicher Zug, auf den eben-
falls Schröer schon als bedeutsam hingewiesen, erscheint ferner die
Sorge Aarons für sein Kind. Aufgefordert, seine Missetliaten zu be-
kennen, sagt er (V, 1, 67):
And this shall all be huried hy my death,
Unless thoti swear to me my child shall live —
Therefore I urge thy oath — — —
Therefore thou shalt vow
By that same god, ivhat god soe'er it be,
That thou ador'st and hast in reverence,
To save my boy, nourisli and bring him up;
Or eise I will discover noiight to thee.
Merkwürdig übereinstimmend damit ist es, wie Völundr um
seine Nachkommenschaft besorgt ist.
Auf die Frage:
Seg pü mer pat, Volundr!
visi älfa!
af heilum hvat vard
hünum minuni?
antwortet er ganz ähnlich:
Eida skaltu mer ädr
alla vinna,
at skips bordi
oh at skjaldar rond,
at mars boegi
ok at makis egg:
At pü kveljat
kvän Volundar
ne brüdi minni
at bana verdir,
pött ver kvän eigim
/>a er per kunnid,
edajod eigim
imian hallar. Volundarkv. ii.
Wiederum stimmt es überein, dafs Aaron (und der Mohr der
italienischen Novelle) in Hohngelächter über seine Unthaten aus-
bricht (V, 1, 113); ebenso Völundr:
Hlmjandi Volundr
höfsk at lopti;
ferner, dafs Aaron ausführlich erzählt, was er verbrochen.
Kleine Mitteilungen. 375
Die Übereinstimmung ist so grofs, dafs die Vermutung nahe
gelegt wird, Shaksperes Quelle sei ziemlich direkt aus der Edda-
Sage geflossen.
Von Weland und Beadohild wufste schon die ags. Sage zu
erzählen, und die Erinnerung an 'Wayland smith' hat sich bekannt-
lich noch bis in die Neuzeit erhalten (W. Grimm, Heldensage
Nr. 170; Binz, Beitr. z. Gesch. d. d. Spr. XX, 186). Die Sage war
in Berkshire, gar nicht weit von Shakspei'es Heimat, in einer dem
Dichter jedenfalls wohlbekannten Gegend lokalisiert. Es wäre also
gar nicht unmöglich, dafs aufser der Bandelloschen Novelle auch
noch eine mehr volkstümliche Sage auf die Gestaltung der Aaron-
Episode eingewirkt hätte.
Kiel. G. Sarrazin.
Aus Anlafs des französischen Wörterbuches. 'Autographen-
samniler' wird durch autographiste, autograpliovianc bei Sachs wie-
dergegeben; im Supplement von 1894 kommt noch mitographophile
hinzu. Gegen keine dieser Bildungen ist etwas einzuwenden, jede hat
sich auf zahlreiche Analoga zu berufen. Wie steht es aber mit dem
bei Sachs fehlenden autographüe, das in Daudets Iramortel zweimal
begegnet, also schwerlich blofser Druckfehler ist? Sicher thut diese
Bildung zunächst dem des Griechischen und der Kompositionsgesetze
Kundigen mit ihrer Verunstaltung des ersten Elementes weh ;. den
übrigen aber, die das Wort zu hören oder gar zu brauchen in die
Lage kommen mögen, wird diese Form kaum minder verständlich
erscheinen (wenn sie autographe und den Sinn von phile kennen) und
dazu bequemer zu sprechen. — Sie kann sich auch darauf berufen,
dafs ähnliche Bildungen bereits mehrfach unbeanstandet im Gebrauch
sind, Zusammensetzungen nämlich, wo die letzte Silbe des ersten
Bestandteils und die erste des zweiten geradezu gleich lauten oder
doch identische Anfangskonsonanten haben würden, und zur Ver-
meidung solcher Wiederholung die letzte Silbe des ersten Elementes
getilgt wird. Dahin gehören monome (algebraischer Ausdruck, dessen
Elemente nicht durch -{- oder — verbunden sind, deutsch Mononom;
dann auch 'Gänsemarsch'); tragicomcdic (Plautus nennt den Amphi-
truo tragico como&dia), herdicomique, Bildungen, die auch uns geläufig
sind, und diabologic, das ich nicht in den Wörterbüchern finde, aber
unlängst gelesen habe. Dann mit ungleichem Vokal : eriminalogie
(fehlt Sachs auch im Supplement), das keinesfalls crimen zum ersten
Teile hat, in welchem Falle es criminilogic lauten müfste, sondern
crimincl (wie criminaUste und criminal/ifr) und vor criminologic (fehlt
Sachs) den Vorzug verdient. Ferner niineralogie, das sicher mineral
zum ersten Teile hat wie niineralurgie, und weniger Anstofs giebt als
minerographie, auf das vielleicht der Plural rnrn/raux einen unbe-
376 Kleine Mitteilungen.
rechtigten Einflufs geübt liat. Ein altfranzösisches Beispiel ist ipo-
tanie bei Brun. Latini.
Die spätere Latin ität hat ähnliche Kürzungen an mehreren
Wörtern vollzogen, die in der älteren Zeit noch volle Silbenzahl
aufweisen ; das alte idololatrta ist in der Grabschrift Isidors bereits
idolatria geworden, das heute noch fortlebt; amphibologia findet
man bei Isidor für das richtige amphibolo-loyia (Lehre vom Mehr-
deutigen); tragicomccdia wäre nach Littre schon bei Lactantius zu
finden.
Aber auch das ältere Latein und das Griechische gewähren zahl-
reiche Beispiele entsprechenden Verfahrens. Eduard Wölfflin hat in
den Sitzungsberichten der Kgl. bayr. Akademie der Wissensch., philo-
sophisch-philologische Klasse 1882, S. 444 hergehörige Fälle erwähnt
und bei diesem Anlafs eine Reihe von Schriften angeführt, wo die
Erscheinung (und andere verwandte) besprochen ist. Dazu kämen
noch Curtius, Studien X, 122, Lobeck, Paralip. 242 und jetzt Gram-
mont, la dissimilation consonantique, Dijon 1895, S. 147 ff., der
dafür den Namen superposition syllabique braucht. Hier sind zu
nennen lat. antestari (ante-test.), cordolium (cordi-doliuni), semestris,
wenn es 'halbmonatlich' heifst (semi-m.), semodius {semi-7nodius);
griech. onKr&ei'UQ {oTiiaS-o-d-tvuQ) Handrücken, linvQtu (liuo-nvQi'a)
rasch nachlassendes Fieber, u/nqoQei'g (ufi(f>irfOQevg), ^tXevy.og {aÖMq-
Xevxog Lichtstrahlend), TezQu/jiop {jtTQdÖQa/j.iov), JJXeiGdeyi^g (nXei-
GTo-ßd-eyi]g).
Die vorhin erwähnten lateinischen Grammatiker stellen mit der
berührten Erscheinung die vielleicht verwandte zusammen, die in
honestas f. honesti-tas, hebetudo f. hebetitudo entgegentritt, wo eine
Stammessilbe deswegen aufgegeben sei, weil ein Suffix mit dem glei-
chen Konsonanten anhebe, wie jene. Andere und mit ihnen Gram-
mont a. a. 0. 154 erklären diese und ähnliche Bildungen auf anderem
Wege, ohne Annahme einer Silbentilgung. Wie dem auch sei, etwas
derartiges liegt offenbar auch in nfz. analyste vor, das auch Sachs in
der Bedeutung von 'Ausführer von mathematischen oder von che-
mischen Analysen' kennt, und das ebenso in der von 'Romanschrift-
steller' gebraucht wird, 'der auf die sorgfältige Zerlegung innerer Vor-
gänge besonderes Gewicht legt'. Das Wort sieht von ferne griechisch
aus, doch ist ein griechisches Vorbild dazu weder vorhanden, noch auch
denkbar. Es giebt griech. uj'uXvti'jQ, es giebt zu dtaXv(o ein diulvTijg,
es giebt nu^ulvrog 'gelähmt', di'aXvriy.og 'auflösend'; aber Bildungen
mit vor sind nicht möglich. Offenbar ist von anahjse —- urulvaig
ausgegangen und für den, der diese so oder so handhabt, ein Name
in ähnlicher Weise geschaffen, wie es in aquarelliste, caricaturiste ,
librettiste, sonettiste und ähnlichen geschehen ist (s. das lange Ver-
Kleine Mitteilungen. 377
zeiehnis derartiger Bildungen bei Darmesteter, Form, des mots nouv.
S. 210 ff.). Das müfste nun freilich analysiste ergeben, und dafür steht
durch Kürzung analyste, in welchem man das ?/ von anahjse beibe-
halten hat, um wenigstens fürs Auge den Unterschied von annaliste
(von annales) festzuhalten, der fürs Ohr nicht besteht. — Man könnte
auch daran denken, es wäre von analyse erst das Verbum analyser
abgeleitet, dieses dann in der Auffassung des sprechenden Volkes
mit den Verben auf -iser =:= -ixare zusammengeworfen, wie die Ita-
liener analizzare sagen, und endlich nach dem Muster von evangeliste
neben evangeliser, baptiste neben baptiser, botaniste neben botaniser,
hei-boriste neben herborise^-, ein analyste neben analyser gestellt wor-
den. Dies ist aber nicht wahrscheinlich. Das im Griechischen be-
stehende Abstammungsverhältnis zwischen den Wörtern auf -loxtjg
und den Verben auf -Ihiv gilt für das Französische durchaus nicht
mehr; die französischen Wörter auf -iste und die auf -iser entwickeln
sich völlig unabhängig voneinander, die ersteren in sehr grofser Zahl
auch in Fällen, wo die anderen gar nicht vorhanden sind; und wo
diese vorhanden sind, ganz ohne Rücksicht auf deren Sinn, durch-
aus nicht blofs als nomina agentis, vgl. germaniste, romaniste neben
germaniser, romaniser; possibiliste neben possibiliser ; specialiste neben
specialiser; dramatiste neben clramatiser ; naturaliste neben natu-
raliser; organiste neben organiser. So wird man denn besser
thun, zwischen analyser und analyste keinen direkten Zusammen-
hang anzunehmen, letzteres unmittelbar von analyse abgeleitet zu
denken.
Darf man in diesem Zusammenhang auch p)lus tot que plus tard
erwähnen ? Die Redensart, die man bei Sachs Aveder unter tot noch
unter tard noch unter plus oder unter phdöt findet, während Littre
sie doch unter tot bespricht, ist nicht eben selten; Littre führt eine
Stelle aus Lafontaines Fabeln an; dieser sagt aufserdem in den
Contes I, 1, 306: Arretons-nous pour un temps qtielque ])art, Et cela
plus tot que plus tard. Und noch immer ist die Redensart üblich.
About (Mariages de province 7) sagt von einem jungen Menschen,
der danach strebt, bald selbständig zu werden: il veut gagner sa vie
lui-mevie, et plus tot que plus tard. Der Sinn ist: ^je eher je lieber',
'lieber heut als morgen', 'lieber früher als später'. Letztere deutsehe
Wendung würde nun Avörtlich übersetzt ergeben plutöt plus tot que
plus tard, und Littre ist denn auch der Meinung, jene kürzere Rede-
weise stehe für diese längere. Wäre dem so, dann läge eine neue
Art von Beseitigung einer Wiederholung vor, diesmal der Wieder-
holung zweier Wörter. Docli Avird man anerkennen müssen, dafs es
der Annahme einer ursprünglichen Wiederholung nicht unbedingt
bedarf: me plus tot qu'en ete, plus tot qn'a niuniü vollkonnncn klar
und keiner Vervollständigung bedürftig sind: 'schon vor dem Som-
mer, nicht erst im Sommer', so kann dem unbestimmten plus tard
878 Kleine Mitteilungen.
's})äter einmal' ein j)lus tot que plus tarä 'früher als später einmal',
'nicht erst später einmal' in dem Sinne von 'möglichst bald' gegen-
überstehen.
Eine grofse Zahl von Unregelmäfsigkeiten in der Wortbildung,
insbesondere der -Ableitung erklärt sich daraus, dafs infolge des
Lautwandels, namentlich des Verstummens von Auslauten Wort-
ausgänge ganz verschiedenen Ursprungs und oft auch verschiedener
Schreibung für das Ohr die nämliche Lautgestalt angenommen haben.
Es liegt darin für das sprachbildende Volk die Versuchung neben
durchaus gesetzmäfsige Ableitungen scheinbar genau entsprechende
zu setzen, die jedoch darum, wenigstens an älteren Bildungen ge-
messen, fehlerhaft sind, weil das Stammwort nur scheinbar, nur fürs
Ohr, nicht auch der Herkunft nach gleichen Ausgang hat, wie das
Stammwort jener regelmäfsigen; Es ist davon schon öfter die Rede
gewesen; ich habe Miscell. Caix-Canello S. 71. 74 auf Stellen ver-
wiesen, wo davon gehandelt ist, und neue Beispiele hinzugefügt;
ebenso Zts. X, 577 und Sitzungsberichte der Berliner Akademie 1896,
S. 868 {tournelle von tour f., nach tourner neben tour m., jourtiee
neben jour ; hedeaudaille — fehlt Sachs — von bedeau nach ribau-
daille neben ribaud ; bazarder von bazar nach hasarder von hasard).
Hier reihe ich ein paar Wörter an, wo mifsverständliche Auffassung
des Wortausgangs zum Erstehen von Verben geführt hat, zu denen
die Si)rache auf den regelmäfsigen Wegen nicht gelangen konnte.
decrepit ist ein Lehnwort, das die alte Sprache noch nicht kennt,
= decrepitus, welches immer die Herkunft des lateinischen Wortes
sein möge, und heifst 'altersschwach, durch Alter in Verfall'. Be-
tonung und Laute lassen daran keinen Zweifel. Trotzdem, dafs das
Femininum das t wieder laut werden läfst, hat das Wort in seinem
Masculinum den Eindruck des Participiums eines Verbums auf -ir
gemacht, und so hat Loti dazu kommen können zu sagen: des etres
et des choses que chaque journee, ehaque heitre travaille ä user, ä
decrepir, ä empörter par morceaux, Pitie et Mort 234. Nun giebt es
allerdings ein Verbum crepir von afz. crespe, lat. crispus, welches
bedeutet '(eine Mauer) mit Kalk bewerfen', und von welchem decrepir
'des Bewurfes entkleiden' (was Sachs im Supplement anführt) ein
Compositum sein kann. Aber mir scheint eine Vermengung der zwei
Wörter sich zu vollziehen oder sich bereits vollzogen zu haben. Sicher
ist, dafs z. B. Richepin das Participiura des Verbums recrepir 'neu
mit Kalk bewerfen' in der übertragenen Bedeutung 'wieder auf den
Damm gebracht' recrepit mit einem Accent auf dem ersten e und
mit t am Ende schreibt, la Glu 20, was nur daraus erklärlich wird,
dafs er darin ein mit decrepit nächstverwandtes Wort sieht. Übri-
gens ist schon in der ältesten von Littre beigebrachten Stelle für
Kleine Mitteilungen. 379
decrepit (aus dem fünfzehnten Jahrhundert) das Wort ohne t am
Ende (lespi) geschrieben, also auch als Participium eines Verbums •
auf -ir angesehen, und da es dort kein s vor p aufweist, doch nicht
etwa das zu crispus gehörige Wort.
Zu manchen Irrtümern ist auch der Ausgang ä {an, and, ant,
ent) Anlafs geworden. veUrance hätte von veteran nie gewonnen
werden können, wenn dieses nicht durch seinen Ausgang zu der
gleichen Gruppe gehörig erschienen wäre wie constant, abondant,
arrogant, croyant und dergleichen. Hier soll zunächst von einigen
Wörtern auf -ent gesprochen werden, die fälschlich als Participia
aufgefafst worden sind. Lat. somnokntus hat das franz. Lehnwort
somnolent, und lat. somnokntia franz. somnolence ergeben, die beide
richtig mit e geschrieben werden ; aber mächtiger als die Schreibung
ist die Wirkung auf das Ohr, und diese hat zur Folge gehabt, dafs
ein Verbum somnoler entstanden ist, das durchaus den Charakter
eines Lehnwortes trägt (mit seinem mn und seinem erhaltenen ö) und
gleichwohl keines lateinischen Wortes Wiedergabe ist, bei Sachs im
Supplement nachgetragen : je ne sais pas vraiment quelle fantaisie
me pourrait faire lever du fauteuil oft je somnole, Maupassant, L'inu-
tile beaute 132; le comte ... somnolait, Richepin, Glu 173; les deux
femmes ... somnolaient sur leur chaise de paille, Rev. bl. 1890, I,
581 b; les feuilleionistes somnolaient, Coppee, Jeunesse 161; le Souf-
fleur somnolait, EGoncourt, Faustin 70; ses employes qiii somno-
laient dans la piece ä cöte, Rev. bl. 1892, II, 328 a; und schliefslich
kommt die Sprache zu dem Participium, das sie in somnolent zu be-
sitzen glaubte, wirklich, wenn ADaudet sagt: seances d'ete, intimes,
familieres, ä cinq, six 'jetonniers' somnolant sotis le chaud vitrage,
Immortel 258. Ganz ebenso verhält es sich mit purulent 'eiterig',
purulence 'eiterige Beschaffenheit', die lat. purülentus, -entia wieder-
geben und ein Verbum pm-uler 'eiterig werden' ins Dasein gerufen
haben, dem im Latein nichts entspricht- und das bei Sachs fehlt:
la charogne die riche purule autant que celle du pauvre, Huysmans, En
route 25.
Bekanntlich haben auch wirkliche Participia auf -ant, w'as ja
von frühester Zeit ab die Endung für alle Konjugationen war, Ver-
balformen neben sich, die dem Typus der ersten lebenden Flexion
folgen, wähi-end sie der erstarrten Flexion anheim fallen sollten und
in älterer Zeit wirklich angehörten. Es kann dabei aufser dem Par-
ticipium prtesentis auch der Plural des Präs. Ind. und dessen erste
Sing., und das Imi)erfectum Indicativi wirksam gewesen sein, weil für
diese Formen ein Unterschied der Flexionsarten nicht besteht. Die
berühmteste]! Beisjjiele sind, weil hier nach einigem Schwanken das
Unrichtige wirklich das Gültige geworden ist, cpeler, tisser, sccouer
und puer (afz. espclir, tistrc, secorre, püir); über die Sache hat Risop,
Studien zur Geschichte d. franz. Konjug. auf -ir, gehandelt, kürzer
380 Kleine Mitteilungen.
Meyer-Lübke II, 142. Gegenwärtig scheint sich trotz der Warnungen
der Grammatiker Entsprechendes von dem Particip poignant aus
unaufhaltsam zu vollziehen, poindre (pungere) heilst jetzt kaum
mehr 'stechen' (piquer), sondern ]iur noch 'keimen'. In der alten Zeit
brauchte man das Wort transitiv und intransitiv auch bildlich im
Sinne von 'beunruhigen, quälen, peinigen', wie ein stechender Schmerz
es thut. Heute hat solchen Sinn immer noch das Participium poignant.
Wer aber in diesem Sinn ein Verbum finitum oder den Infinitiv oder
das Participium perfecti anzuwenden hat, pflegt jetzt Formen zu ver-
wenden, die poigner voraussetzen, nur dafs ein Teil derselben aller-
dings auch an poindre sich anschliefsen kann {poignent, poignait,
poigne im Konjunktiv, poignent; vgl. die entsprechenden Formen
von soigner und von joindre). Dies ist das poigner, das Sachs ohne
weitere Bemerkung mit der nicht glücklichen Übersetzung 'durch-
bohren' aufführt und zu dem er angiebt, dafs es sich bei Chateau-
briand und bei Sue finde. Littre sagt unter poindre, ein Verbum
poigner gebe es nicht, und es sei ein Barbarismus, wenn Soulie sage:
Veffroi avait poigne son coeur, was er aus Jullien, Cours super. I,
146 a herübergenommen hat. Es scheint aber, dafs die Abwehr ver-
geblich ist. Natürlich ist nichts dagegen einzuwenden, wenn gesagt
wird : la Sensation qui lui poignait un peu, tres peu, le coeur, n'avait
rien de trop penible, Rev. bl. 1893, I, 631 a; la certitude la poignait
toute qu' Andre lui avait menti, ebd. 1896, II, 203 a; cette idee que
Pierre l'avait peut-etre fuie pour tonjours lui poignait sans cesse le
coeur, Bourget, Idylle tragique 419, nur dafs die Wörterbücher povidre
in dieser Bedeutung nicht mehr kennen; dagegen ist der Fehler un-
verkennbar in Vanxiete de ses enfants commence ä le poigner ä son
tour, ADaudet, Pet. Par. 381 ; il se laissait aller, poigne par Vonctio7i,
par l'Mmible piete de ce moine, Huysmans, En route 197; le regret
qui l'avait jwigne, l'etreignit de nouveau, ders., En menage 17; les
regards tristes, le sourire döuloureux de sa femme le poignerent, ebd.
332 (an welchen letzten drei Stellen es sogar den Anschein hat, als
brauche der Verfasser das Wort als ein Derivatum von jjoing oder
poigne, ungefähr im Sinne von empoigner); le regret de lui qui la
])oignerait lä-has, de l'autre cote du monde, Rod, Trois ca?urs 232;
Mennerol seid, prive du reconfort de cette parole amie, etait plus dure-
ment jjoigne par l'angoisse qui l'etreignait, Rev. bl. 1896, 11, 206 b.
Die Nachträge, die zu den bestehenden Wörterbüchern der
lebenden Sprachen immer zu bringen bleiben, dürfen sich nicht
darauf beschränken, zu den bereits registrierten solche Wörter hinzu-
zufügen, die vielleicht erst in neuerer Zeit in Gebrauch gekommen,
erst vor kurzem geschaffen oder aus Mundarten in die Schriftsprache
Kleine Mitteilungen. 381
zugelassen oder aus fremden Sprachen, mehr oder minder angepafst,
herübergenommen sind. Auch die allerbekanntesten, seit frühester
Zeit üblichen Wörter zeigen manchmal Verwendungen, die die
Lexikographen sich haben entgehen lassen, und von denen dann
um so mehr zu reden verlohnt, wenn verwandte Sprachen oder
wenn die des Beobachters ihre sonst ungefähr gleichbedeutenden
Wörter in gleicher Weise nicht gebrauchen. So sollte man im
französischen Wörterbuch nicht vergeblich die Verwendung von avoir
suchen, die in folgenden Sätzen begegnet: (Gebärden, lautlose Be-
wegungen) eile eut une moue assez expressive, Kev. bl. 1894, I,
295 b; le chasseur eut un dandinement (Sachs: Schlottern!, vielmehr
'Wiegen') et un geste insouciant, ebd. 741 a;, eile eut un geste d'im-
patience, Zola, Bete hum. IS; il eut un sourire, quand il trouva enfin,
Zola, Pascal 1 ; il eut un sourire, derselbe, Argent 86 ; il eut un leger
battement de paupieres, derselbe. Bete hum. 21; il eut une hesitation,
derselbe, Argent 186; si ces lignes tombent sous les yeux du meur-
trier, il aura im haussement d'epaules, Coppee, Franc Parier 33;
resongeant aux Services affectueux, aux prevenanees fraternelles que
l'oblai avait eus pour lui, Huysmans, En route 406; il eut simple-
ment une de ses reverences, pour inviter le visiteur ä le suivre,
Zola, Rome 614; (mündliche Äufserungen) eile eut un cri de joie,
Zola, Bete hum. 39; Fatou, toujours roulee par terre, eut un cri de
triomphe, Loti, Spahi 213; Merivet ... eut une exclamation de joie:
vous, madayne, c'etait vous? ADaudet, Pet. Par. 200; il n'eut pas
un mot inalsonnant, pas une vague allusion, Richepin, Cadet 134;
il a eu, vis ä vis de son caporal, un mot injurieux, Rev. bl. 1895, I,
558a; il a des mots charmants qui decouvrent ce fond de tendresse,
ebd. 661a; (dans la Nouvelle Idole, piece de M. de Curel) f« et lä,
Louise a de ces mots qui l'eclairent, non seulement elle-meme, niais
aussi Albert (über sie Aufschlufs geben), ebd. 665 a; il a parfois des
brusqueries et des -moqueries, Lemaitre, L'äge diffic. I^ 3. Sicher ist,
dafs hier eine Übersetzung mit 'haben' nirgends möglich sein würde;
auch mit 'bekommen, erhalten', zu dem wir sonst etwa Zuflucht
nehmen, wo das Eintreten eines Habens oder Besitzens, das Ein-
treten einer Affektion (Krämpfe, Fieber, Zahnschmerzen) in der Ver-
gangenheit auszudrücken ist, können wir hier nichts anfangen. Man
wird je nach der Natur des Objektes bald eine, bald eine andere
Übersetzung wählen können, immer aber darauf zu achten haben,
dafs dabei einigermafsen das Nichtgewollte, das Unbeabsichtigte des
Thuns zur Geltung kommt ('es kam ihm . . ., sein Gesicht verzog
sich . . ,, er stockte . . .).
Zu den seitens der Lexikographen besserer Würdigung, ge-
nauerer Wertbestimmung und sorgsamer Erklärung des Gebrauches
,S82 Kleine Mitteilungen.
besonders bedürftigen und wahrlich aucli würdigen Wörtern gehören
namentlich auch diejenigen, mit denen SHosch in seinen 'Franzö-
sischen Flickwörtern' (Programm der Luisenstädtischen Oberrealschule
in Berlin, 1895, 1896) sich zu beschäftigen einen anerkennenswerten
Anfang gemacht hat und hoffentlich fortfahren wird. Die Leser
der mit Fleifs und scharfem Aufmerken ausgeführten Arbeit werden
ohne Zweifel durch sie sich veranlafst fühlen, auch ihrerseits mit
gesteigerter Sorgfalt auf das zu achten, was diese Wörter zur Rede
hinzubringen, an besonderer Färbung der Sprechweise, an Lebendig-
keit, bewirkt durch Andeutung des subjektiven Verhaltens des
Sprechenden zum Inhalte der Aussage, werden dazu kommen, mit
vollerem Verständnis zu lesen, vielleicht auch anregender selbst zu
sprechen oder beim Sprechen eine Tongebung zu vermeiden, die gar
nicht in ihrer Absicht liegt, die aber durch falschen Gebrauch jener
Wörter leicht unwissentlich in ihren Ausdruck hineinkommt. Es
wäre nur etwa das noch zu wünschen gewesen, dafs der Versuch
gemacht worden wäre, die einheitliche, im Grunde immer gleiche
Bedeutung des einzelnen Ausdrucks nach Möglichkeit festzustellen,
die ja nicht ausschliefst, dafs er unter sehr verschiedenen Verhält-
nissen passend zur Anwendung kommen kann, und dafs eine andere
Sprache zu sehr wechselnden Mitteln der Wiedergabe greifen mufs.
Auch wäre es besser, den Ausdruck 'Flickwörter' zu vermeiden, weil
dieser leicht unzutreffende Vorstellungen weckt von dem, um was
es sich handelt, als wären es überflüssige, müfsige Elemente der
Rede, Elemente, durch deren Wegbleiben die Rede nur gewinnen
könnte, Avie das etwa von 'Flickwörtern' im Verse gelten mag, die
man (aber wer?) eini?chaltet, wenn man mit dem, was man zu sagen
hat, das Mafs des Verses nicht zu füllen weifs {cheville), dem Papier
oder Heu zu vergleichen, das man in leer gebliebene Winkel einer
Kiste stopft {mot expUtif). Damit wird aber das Wesen der Sache
keineswegs getroffen. Irgend eine Form, in welche ein Gedanken-
gehalt zu giefsen wäre und zu deren Füllung, wenn dieser nicht
ausreicht, bedeutungsloses Füllsel verwendet würde, ist ja gar nicht
gegeben; Lücken und Risse, die durch Flickarbeit zu beseitigen
wären, liegen ebensowenig vor; auch Verbindung herzustellen, wo
sonst unvermittelt zusammenhangslose Redeglieder aufeinander folg-
ten, ist nicht die Funktion dieser Ausdrücke; dazu dienen allenfalls
Konjunktionen, und von den sogenannten Flickwörtern wird man
in vielen Fällen eher sagen können, dafs sie im Gegenteil den Zu-
sammenhang der Rede unterbrechen, dafs sie die Erscheinungs-
form rudimentärer, nicht zu voller Ausbildung ge-
langender Gedanken sind, die sich neben den voll ausge-
stalteten, zwischen ihnen durch, ans Licht drängen. Soll man bei
Vergleichen bleiben, die, wie der mit der Flickarbeit, im Gebiete des
Kleiderwesen liegen, so könnte man die in Rede stehenden Aus-
Kleine Mitteilungeo. 383
drücke mit solchen Teilen innenliegender Gewandstücke zusammen-
stellen, die gelegentlich, besonders bei lebhafteren Gebärden und
Sprüngen sichtbar werden, bei ruhiger Haltung und gemessener
Bewegung unwahrnehmbar bleiben. Gleichwie unter manchen Um-
ständen das Unterdrücken aller begleitenden Gebärde und daher
auch das Nichtblickenlassen innerer Gewandstücke allein angemessen
erscheint, das Gegenteil lächerlich vorkommen mag, so gilt auch das
Andeuten sich aufdrängender, nicht ausgetragener Begleitgedanken,
beherrschender Stimmungen, der Versuch, auch den Angeredeten zu
lebhafterer Gedankenbewegung durch Äufserung der eigenen zu
treiben, unter vielen Umständen für unpassend und für einen Be-
weis mangelnden Taktes, für provinziale Gewohnheit. Aber wie
andererseits kein verständiger Mensch daran Anstofs nimmt, wenn bei
behaglichem Sichgehenlassen, bei munterem Spiel oder bei leiden-
schaftlichem Kampfe die Kleidung vorübergehend in etwelche Un-
ordnung gerät, so wird, am rechten Orte, das volle Ausklingen des
stärker bewegten Innern in voll ausgebildeten Sätzen und nebenher
und zwischendurch in embryonartigen Redekeimen von unumwun-
dener Offenherzigkeit das Verdienst stilistischer Wahrhaftigkeit be-
anspruchen dürfen, und wird hinwieder eine lässige. Fertiges und
Unfertiges mengende Redeweise, die Beweis, Behauptung, Bitte und
begleitende Empfindung durcheinanderfliefsen läfst, überall da gelten
gelassen werden, wo man dem entsprechenden Verhalten der Ge-
danken lächelnde Nachsicht gönnt. Lächerlich ist es allerdings,
wenn jemand sich bestimmte Arten solcher Redeunterbrechung derart
angewöhnt, dafs er sie verwendet, ohne ihres Sinnes sich im ge-
ringsten mehr bewufst zu sein und infolgedessen auch so, dafs sie
weder einer Gedankenbewegung entsprechen, noch irgendwie wirken
können, wie es bei Betrunkenen, Geisteskranken oder auch geziert
sprechenden Ungebildeten vorkommt. Einen anderen Namen an
Stelle des Namens 'Flickwörter' zu setzen, ist deswegen nicht leicht
thunlich, weil eine treffende Benennung sich kaum finden läfst für
Dinge, die unter sich so verschiedenartig sind. Man rechnet dazu
die Interjektionen, die, soweit sie echte Interjektionen sind, wie
ah, eh, oh, bah, fi, pouah (im Unterschiede von dame, aie) kaum
Wörter genannt werden dürfen, und da sie sehr oft ganz allein
vorkommen, ohne irgend einem Redezusammenhange einverleibt zu
sein, jedenfalls nicht immer Flickwörter sind. Man- rechnet dahin
Adverb ia wie ainsi, d'ailleurs, alors, die nicht immer eine Be-
stimmung der Weise, der Folge, des kausalen Zusammenhangs zum
Verb um des Satzes geben, dem sie einverleibt sind, sondern eine
solche zur Thatsache, dafs die Aussage gethan wird
(vgl. il viendra d'ailleurs mit il viendra, d'ailleurs oder d'ailleurs, il
viendra). Man rechnet dahin parenthetische volle Aussagen
wie va, allons, tiens, attends, zu denen weiter nichts zu ergänzen ist,
384 Kleine Mitteilungen.
wenn sie gleich ihren bestimmteren, vollen Sinn erst durch die Um-
gebung ei-halten, in der sie auftreten. Unvollständige, ellip-
tische Sätze ipien! hon! wobei meist c'est zu ergänzen ist; pd,
d, h. dirigez volre attention). Anrufungen höherer Mächte
(ciel, Dieu, diable, mon Dieu). Es wäre wohl ratsamer, diese ganz ver-
schiedenartigen Dinge auseinanderzuhalten und jede Art gesondert
zu kennzeichnen, namentlich aber jedem einzelnen Worte für sich
auf den Leib zu gehen und den Versuch zu machen, seine Ver-
wendungen aus seiner ersten Bedeutung abzuleiten.
Wie das vorhin erwähnte (;d findet man auch lä so gebraucht,
dafs es nicht mehr auf den Ort hinweist, wo die durch das Ver-
bum bezeichnete Thätigkeit sich vollzieht (il etait couche lä, sous
l'arhre que vous voyez), oder, wie ein attributives Adjektiv zu einem
Substantiv gesellt, auf ein Ding oder eine Person hinweist, die vor
dem leiblichen oder dem geistigen Auge in einiger Entfernung stehen
(allez chercher cette chaise-lä; ces hommes-lä avaient des vertus que
Von ne connatt plus aujourd'huij, sondern aus jedem syntaktischen
Zusammenhang gelöst, auf einen gesamten Sachverhalt, auch auf
die Thatsache, dafs etwas ausgesprochen ist, hinweist.
Mit dem Umstände aber, dafs lä immer auf etwas ferner Liegendes
deutet, hängt nun zusammen, dafs der Hinweis auf eine Thatsache
mittels dieses Wortes sich mit dem nicht förmlich ausgesprochenen
Gedanken verbindet, diese Thatsache sei nunmehr abgethan, erledigt,
bei ihr brauche man nicht länger zu verweilen; im Deutschen ent-
spricht solchem lä etwa: da! so! da hast du's. Ein Junge hat eine
Stube gekehrt: il fit du regard le tour de la piece, de l'air vigilant et
severe d'un sergent instructeur qui inspede la tenue de son peloton.
Lä, fit le jeune gargon d'un ton satisfait, Huguenin, le Solitaire 253;
Louison, donnez-moi votre main. (Lui j^re^iant la mahi.) Lä . . . ä
revoir, Feuillet, Rom. d'un j. homme I, 1, 11; oder mit Hinweis auf
eine gethane Aussage, durch die etwas endgültig erledigt ist, so dafs
man darauf nicht zurückzukommen braucht: je ne m'exposerai pas ä
le tuer en lui avouant votre mariage. Et je suis certain de faire 7non
devoir. Lä, Prevost, N. Lettres de femmes 53 (so! Punktum! nun
wissen Sie, wie ich mich zu der Sache stelle); ein Gatte hat mit
seiner Gemahlin darüber diskutiert, ob die Untreue des Ehemannes
ebenso schwer wiege wie die der Gattin; in die Enge getrieben ge-
steht er zu : Mon Dieu, si vous y ienez, je siäs piret ä convenir qu'en
mauere d'infidelite les torts d'un mari sont egaux ä ceux d'une femme.
Lä, peut-on etre p)lus raisonnahle? Feuillet, le Pour et le Contre
Sc. 6 ; D'un air moitie serieux moitie plaisant, eile prononce la for-
mulette naive dont les enfants de chez nous ont coutume de sceller
leurs serments: 'Boule de feu, houle defer, Si je mens, j'irai en enfer.'
Lä, es -tu rassuree? Theuriet, Rev. bl. 1890, I, 194a; die ab-
schJiefsende Aussage kann auch folgen: franchement, lä, il merite
Kleine Mitteilungen. 385
une petite legon, Feuillet, Rom. d'un j. homme I, 2, 9. Bemerkens-
wert ist hier besonders noch, dafs dieses lä auch in die Frage
(Bestätigungsfrage) hineingezogen wird; der Fragende wünscht eine
abschliefsende, endgültige Antwort zu bekommen und bringt darum
das lä, das er gern hören möchte, schon in der Frage an ; in der
Antwort braucht es dann nicht wiederholt zu werden (vgl. 'auf Ehre',
'gewifs' in der Frage): le prince d' Oppejiheim est-ü prince souverain?
Miller: Ähsohiment, monsieur! Nicolo: Mais lä, ayant des etats?
Miller : Sans doiite, Feuillet, Un Bourgeois de Rome Sc. 3 ; sais-tu
ton 'livret' (IXI) ßi l^^ quatre regles, onais lä, solidement? Hugue-
nin, Le Solitaire 263. — Es ist dies dasjenige lä, welches Sachs
unter la (ohne Accent) III mit 'da haben wir es' und 'schon gut'
übersetzt, wodurch aber sein Gebrauch nicht hinlänglich kenntlich,
noch weniger erklärt wird (dafs die Schreibung mit Accent die rich-
tige sei, bemerkt er übrigens). Littre unter Zd 10 sagt: da^ts le style
familier (richtig!) et expletivement (?) lä se dit, quand on insiste sur
quelque cneonstance, quand on excite Vattention ou le souvenh' de
celui ä qui Von parle. Dies scheint mir nicht eben glücklich. Da-
gegen sind einige seiner Beispiele gut gewählt, so das aus Marivaux:
avez-vous de l'amour pour eile, lä, ce que Von appelle de Vamour ; ce
n'est pas de Vamitie que j'entends. Auch die Stelle aus Voltaires
Brief an den Herzog von Richelieu (4. Febr. 1771), wo es scheint, als
beginne die Rede mit einem lä, zeigt den oben dargelegten Ge-
brauch. Denn es geht vorher: il {mon heros, wie Voltaire eben
diesen Herzog nennt) passe sa vie ä se moquer de moi: cependant il
fallt qu'il soit juste (gemeint ist: jetzt endlich, in der Sache der
Wahl, in der ihn Voltaire für seinen Kandidaten gewinnen will).
Lä, mon heros, mettez la main sur la conscience u. s. w. ; auch hier
dient das lä um anzudeuten, dafs etwas abgeschlossen, abgethan ist.
— Worauf eben aus Anlafs des lä in der Frage hingewiesen wurde,
dafs nämlich derartige Partikeln bisweilen in die Rede des Sprechen-
den dadurch hereingeraten, dafs er an die Antwort denkt, die er zu
erwarten hat, oder an Gedanken, die er selbst glaubt zurückweisen
zu sollen, das kommt noch in manchen anderen Fällen zur Geltung;
so unter anderem beim Gebrauch von peut-etre. Littre unter peut-
etre 4 stellt auf: peut-etre pas = sürement non und giebt einen Beleg
aus den Lettres persanes; Sachs peut-etre 2 sagt ebenfalls peut-etre
in Verbindung mit ne . . . pas heifse 'sicherlich nicht' und citiert
denselben Satz, etwas gekürzt, als bei Montesquieu gefunden. Dazu
ist zu bemerken, dafs es sich dabei keineswegs etwa um eine Be-
sonderheit Montesquieuscher Redeweise handelt, der gleiche Gebrauch
vielmehr auch heute sehr verbreitet ist, ferner, dafs er sich nicht auf
negative Sätze beschränkt, und endlich, dafs eine so auffällige That-
sache, wie die sein würde, dafs peut-etre die Bedeutung von sürement
hätte, einer Erklärung bedarf. Beispiele im negativen Satze: ils
Archiv f. n. Sprachen. XCVII. 25
386 Kleine Mitteilungen.
ne m'aplatiront peut-ctre j^cis eomme une fcuille de jMpier, Zola, Bon-
heur des Dames 242; vous n'allez peut-etre pas me parier de ga
ici; ders. Assomm. 41; ce n'etait pas de Vor, peut-etre, ce metal noi-
rätre, vilain comme du fer, sagte sie (eine Frau, die man auf die
Abfälle in der Werkstatt eines Goldarbeiters aufmerksam macht)
ebd. 69; der Schmied bei Coppee erzählt, er habe seine Beteiligung
an dem Ausstande zugesagt. Je suis un vieux paisible, et me mefie
un p)eu Des habits noirs pour qui Von fait le coup de feu. Mais je ne
pouvais pas leur refuser, peut-etre, Greve d. forg.; tu n'as peut-etre
pas peur de passer pour sa fille, Zola, Bete hum. 16; tu n'oseras
peut-etre pas me battre (du hast doch sicher nicht den Mut), Richepin,
Cadet 287 ; . . . le Seigneur qui ne nous a p)eut-etre pas crees pour
etre piles ä coups de canon en temps de guerre, Huysmans, En route
34; im positiven Satze: tu as entendu l'orage d'autres fois, peut-
etre (das ist doch sicher nicht das erste Mal), Glouvet, Marie Foug.
244; j'etais vraiment jolie, je t'assure! Oh, tu as beau rire: je sais
bien si Von on'admirait, peut-etre, Rev. bl. 1889, II, 556 a; non,
je ne Vaime pas! Je sais ce que je ressens, peut-etre, HGreville,
Nouvelles russes 103: quand je vous repete que vous pouvez Vepou-
ser, je sais peut-etre ce que je dis! Barracand, Manuscr. du sous-
lieutenant 148; je sais ce que je dis, pieut-etre, Feval, Mme Gil
Blas 4, 22; ah, je pourrai peut-etre dire ce que je pense, Richepin,
Cadet 287 (mich soll wahrhaftig niemand hindern); tic m'as prise de
forte; tu le sais bien peut-etre? moi, je ne voulais point t'epouser,
Maupassant, Mais. Telller 228; quand nous atteignons, ä nos risques,
des endroits an les isards seuls ont pose le pied avant nous, quand
nous enlevons notre pauvre butin, avec quelles difficultes, Dieu le
sait ! . . . nous avons le droit de narguer vos agents forestiers, peut-
etre! Bentzon, Amour perdu 214. Dafs man ein Wort, das ur-
sprünglich dazu dient, das Ausgesagte nur als eines von mehreren
Möglichen zu bezeichnen, nicht ohne weiteres im Sinne eines anderen
hat brauchen können, welches jede andere denkbare Möglichkeit
neben der ausgesagten Thatsache avisdrücklich ausschliefst, liegt auf
der Hand. Wie hat es denn aber dazu kommen können, dafs, wie
es die angeführten Beispiele alle zeigen, peut-etre der Aussage er-
höhten Nachdruck verleiht, dazu dient jeden von ihr abweichenden
Gedanken abzuweisen? Man könnte etwa an die rhetorische Figur
der Litotes denken, deren man sich bedient, um gerade durch ein
Überraafs der Mäfsigung im Ausdruck dem Hörenden nahe zu legen,
dafs er eine Berichtigung des Ausdrucks, wenigstens stillschweigend,
eintreten lasse, die dem ernstlichen Gedanken des Sprechenden ge-
mäfs sein würde ('du erinnerst dich vielleicht, dafs ich dir ein paar-
mal Gefälligkeiten erwiesen habe' = du kannst doch nicht vergessen
haben, dafs du mir allein verdankst, was du hast und bist); so
könnte man allenfalls einmal sagen : 'du hast vielleicht schon ein-
Kleine Mitteilungen. 387
mal donnern hören', wo die Meinung wäre, 'du bist doch alt genug,
um schon oft den Donner gehört zu haben'. Doch ist durch den
ganzen Charakter der Rede in vielen Fällen dieses ironische Ver-
fahren ausgeschlossen, während nichts der Annahme im Wege steht,
das petit-etre sei im negativen Satze dadurch herbeigeführt,
dafs dem Sprechenden ein positiver Gedanke, der ein
peut-etre in sich schlösse, vorschwebt; er sage deswegen je
ne pouvais pas refuser, peut-etre, weil er den Gedanken abweisen
will, der in tit, pouvais refuser, peut-etre seinen Ausdruck finden
würde; oder weil er die Entgegnung geben will auf den unaus-
gesprochen bleibenden Satz vous direz peut-etre que je pouvais re-
fuser. Und Entsprechendes gilt von dem peut-etre im positiven Satze,
nur dafs hier der zui'ückgewiesene Gedanke negatives Wesens ist:
je sais hien si Von r)i'admirait, peut-etre ist die Ablehnung des Satzes
peut-etre que je ne sais pas oder ne savais-je pas peut-etre ...? Man
darf hier wohl daran erinnern, dafs deutsches 'etwa', das ja dem
französischen peut-etre dem Sinne nach ungemein nahe steht, ganz
ebenso der Verneinung gröfseren Nachdruck verleiht ('dem ist nicht
etwa so'), und dafs, wenn im Schriftdeutschen innerhalb positiver
Aussage dieses 'etwa' in entsprechendem Sinne nicht üblich ist, man
es doch in Mundarten so findet, s. Schweiz. Idiot. I, 592 d, avo dem
Worte die Kraft zuversichtlicher Bejahung oder Verneinung zu-
geschrieben wird.
Berlin. AdoU Tobler.
'25 *
Beurteilungen und kurze Anzeigen.
Heinrich Winkler, Germanische Casussyntax I. Der Dativ, In-
strumental, örtliche und halbörtliche Verhältnisse. Berlin,
Ferd. Dümmler, 1896. Vn, 551 S. 8.
Den Ausgangs- und Mittelpunkt der Arbeit bildet die Behandlung
des gotischen Dativs in allen seinen Beziehungen. Der Gang der
Abhandlung bringt es mit sich, dafs auch der Accusativ nach Präposi-
tionen und der Genetiv eine ziemlich eingehende Besprechung finden.
Etwas weniger ausführlich sind dann unter denselben Gesichtspunkten die
entsprechenden Casusverhältnisse im Angelsächsischen und Altnordischen
besprochen. Auch das Ahd. und Mhd. ist nicht aufser acht gelassen,
und durch das ganze Buch finden sich interessante Ausblicke auf die
nhd. Syntax zerstreut. Den Schlufs bildet (von S. 535 an) ein Rückblick,
der auch eine kurze Erörterung des indogermanischen Dativs (S.
541—551) bringt.
Der Verfasser hat sich schon durch frühere Arbeiten, besonders durch
seine Abhandlungen 'Zur Sprachgeschichte' als scharfsinnigen Beobachter
syntaktischer Erscheinungen erwiesen und sich durch seine umfassende
Bekanntschaft auch mit den aufsereuropäischen Zweigen des arischen
Sprachstammes als besonders geeignet für Arbeiten auf dem Gebiete der
vergleichenden Syntax gezeigt. Wir bewundern in dem vorliegenden
Werke des Verfassers ungeheuren Sammelfleifs und auch seine Fähigkeit,
den gewaltigen Stofi" gedanklich zu verarbeiten. Er dringt überall auf
eine innerliche, geistige Auffassung syntaktischer Verhältnisse. Das zeigt
sich schon, wenn wir nach dem Grunde fragen, warum der Verfasser seine
germ. Casussyntax gerade mit dem Dativ beginnt. Der mehr nach innen
gerichtete Sinn der Germanen spüre überall den Wirkungen und Gründen
nach und stelle vielfach gerade bei den allerenergischesten Ausdrücken der
Handlung das leidende Objekt in seiner Ergrifienheit dar (S. 26). Der
Casus der persönlichen Beteiligung und inneren Einwirkung ist aber der
Dativ. Was Wunder, wenn der Dativ im Germanischen einen Vorrang
annimmt, wie bei den lebhaften, scharf das rein Thatsächliche erfassenden
Griechen der Accusativ. Diese Eigenbedeutung des Dativs, sein eigent-
ßeurteilungen und kurze Anzeigen. 389
liches Wesen findet der Verfasser nun fast überall im Got. erhalten, auch
da, wo er, durch Erweiterung seiner ursprünglichen Bedeutung von innen
heraus, das Gebiet des alten Instrumentalis an sich reifst, ja sogar da,
wo dieser rein persönliche Casus, der an und für sich nie örtliche Ver-
hältnisse bezeichnet, nach Präpositionen stehend, rein örtliche Beziehun-
gen (Ruhe, Trennung, Richtung) wiederzugeben scheint. Ich halte die
Einleitung zum Abschnitt über den Dativ mit Präpositionen (S. 145 fF.)
und im besonderen zu du (S. 275) für besonders lesenswert. Bei seinem
Bemühen, überall die Eigenbedeutung des Dativs als noch lebendig zu
erweisen, kommt der Verfasser zu einer grofsen Reihe zum Teil recht fein-
sinniger Interpretationen des got. Textes, und es gelingt ihm darzuthun,
dafs der Übersetzer, trotz aller Treue gegen die griechische Vorlage, auch
im kleinen gegen den Geist seiner Sprache zu sündigen scheut. Ich
möchte hier besonders auf das Kapitel vom absoluten Dativ hinweisen
(S. 118 ff.), wo gezeigt wird, wie Wulfila oft mit einer geringen Veränderung
des Satzgefüges erreicht, dafs der scheinbare absolute Dativ ein richtiger
Dativ der Beteiligung wird.
Doch geht der Verfasser in der fast ausschliefslichen Betonung der
rein geistigen Seite der Sprache und in dem Bestreben, die syntaktischen
Erscheinungen einzig und allein aus der Grundbedeutung der Form
abzuleiten, m. E. entschieden zu weit. Er vernachlässigt dabei zu sehr
das sinnliche Element der Sprache. So bedenkt er wohl nicht oft genug,
dafs sich bestimmte Gebrauchsweisen formelhaft festsetzen, dafs sich z. B.
bestimmte Präpositionen rein traditionell mit bestimmten Verben verbin-
den, wobei Gruppenzwang und sonstige Associationen aller Art eine grofse
Rolle spielen, und dafs so der Übersetzer z. B. eine Präposition mecha-
nisch für eine andere des Grundtextes einsetzen kann, ohne gerade dar-
über wachen zu wollen, dafs dem Geiste seiner Sprache kein Zwang ge-
schehe. Und es ist doch nicht allein die sinngemäfse Erweiterung der
Eigenbedeutung eines Casus, die bewirkt, dafs er in das Gebiet eines
anderen Casus übergreift (ich denke z. B. an Dativ und Instrumentalis);
zufälliger Zusammenfall der lautlichen Form kann doch wohl stark
mitwirken. Solche Möglichkeit ist aber kaum irgendwo auch nur an-
gedeutet. '
Es darf schliefslich nicht unerwähnt bleiben, dafs Winklers Buch in
gewisser Beziehung ein Anachronismus ist. Es ist seit achtzehn Jahren
fertig und ist veröffentlicht worden, wie es damals vorlag. Wir freuen
uns, dafs ein so tüchtiges Werk entstehen konnte zu einer Zeit, als die
vergleichende indogerman. Syntax noch in ihren Anfängen war. Aber in
' Die ein wenig konstruierende Betrachtungsweise des Verfassers zeigt sicli
m. E. auch in der Aufstellung allzu spitzfindiger Hedeutungsunterschiede, wie sie
z. B. zwischen got. qißnn, gnlauhjnn mit dem blolsen Dativ einerseits und mit
'du' andererseits (S. 297 fif. S. 306), zwischen ags. tcid (W. unterscheidet niclit d
und d) mit dem Dat. oder mit dem Acc. (S. 422) bestehen sollen. Ich kann
dem Verfasser den Vorwurf nicht ganz ersparen, dafs er doch wohl zuweilen
hineininterpretiert.
390 Iknirtci! 111 Igen und kurze An /ei gen.
den achtzehn Jahren ist viel gethan worden, und es mutet uns eigenartig
.an, wenn in einer germ. Casussyutax, die drei Jahre nach Delbrücks
Vergleichender Syntax erscheint, auf dieses grundlegende Werk nicht im
mindesten Bezug genommen ist. Für den angels. Teil seiner Arbeit nimmt
Winkler seine Beispiele ausschliefslich aus Beowulf. Zunächst bleiben hier
wieder Naders Abhandlungen über den Dat. und Instrum. im Beowulf, die
1882 — 8:') erschienen sind, ohne Berücksichtigung. Überhaupt aber scheint
es mir fehlerhaft zu sein, dafs W. seine Beobachtungeh allein auf Beo-
wulf gründet. Eine Dichtung kann doch kein deutliches Bild von der
lebendigen, gesi)rocheneu Sprache geben. Wie leicht konnte aber W.
seine Beobachtungen auch auf die Prosa ausdehnen, wenn er Wülfings
Syntax in den Werken Alfreds des Grofsen zu Rate gezogen hätte, deren
erster Teil Bonn 1894 erschienen ist und gerade die Casussyntax behandelt.
Da W. nicht Zeit hatte, sein Buch umzuarbeiten, so ist um so mehr zu
bedauern, dafs er es infolge widriger Umstände nicht vor achtzehn Jahren
veröffentlichen konnte. Es hätte damals sicher noch mehr Eindruck ge-
macht, als es auch jetzt noch macheu wird.
Friedenau. E. Mackel.
Hermann Paul, Deutsches Wörterbuch. Erste Lieferung (A — Ge-
bühr). Halle a. S., Max Niemeyer, 1896. 160 S. gr. 8. M. 2.
Viele machen der philologischen Arbeit in unserer Zeit den Vorwurf,
sie zersplittere sich in Specialuntersuchungen und verliere sich dabei
vielfach in Nichtigkeiten ; sie sei alexandrinisch geworden. Die das sagen,
haben ja wohl nicht ganz unrecht, aber sie vergessen ganz und gar, dafs
es auf keinem Gebiete der Wissenschaft, und am allerwenigsten der
Sprachwissenschaft, unserer Zeit au Männern mangelt, die das Einzelne
unter grofsen Gesichtspunkten zusammenzufassen verstehen; und ist un-
sere Zeit überreich an Beiträgen, Specialarbeiten, so ist sie auch sehr
reich an grundlegenden Kompendien uud monumentalen Werken, die sehr
oft nicht nur einen allgemeinen Überblick geben über den jeweiligen
Stand der Forschung, sondern diese selbst noch bedeutend fördern. Es
ist gevvifs aller Ehren wert, dafs in wenigen Jahrzehnten auf dem Gebiete
der deutschen Lexikographie drei solche Meisterwerke entstanden sind
wie Kluges Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Heynes
Deutsches Wörterbuch vind nun Pauls Deutsches Wörterbuch.
Pauls Deutsches Wörterbuch kann als eine Ergänzung zu Kluges
Etymologischem Wörterbuch angesehen werden. Dafs es eine würdige
Ergänzung werden würde, war bei dem Verfasser der Principien der
Sprachgeschichte nicht zweifelhaft. In derselben Mustergültigkeit und
allseitigen Beherrschung des Stoffes, mit der Kluge uns den äufsereu
Eutwickelungsgang der Wörter ihrem Ursprung, ihrer Urform und laut-
lichen Weiterentwickelung nach aufweist, führt uns Paul die innere,
geistige Seite der Entwickeluugsgeschichte der Wörter vor, soweit sie für
den Gebildeten der Erklärung bedarf. Heyne, dessen Wörterbuch etwa
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 391
eine Mittelstellung zwischen dem Kluges und dem Pauls einnimmt, be-
rücksichtigt weit mehr die älteren Sprachstufen und die Etymologie; er
giebt viel mehr Belege und Citate auch aus der neueren Zeit, ganz ab-
gesehen von denen aus alter Zeit, die bei Paul ganz fehlen. Doch klar
hat Paul bei aller Knappheit die Abweichungen des heutigen Sprach-
gebrauchs von dem der Klassiker des achtzehnten Jahrh. und gar Luthers
hervorgehoben, und die landschaftlichen Verschiedenheiten im heutigen
Sprachgebrauch treten so deutlich hervor, wie man es nur wünschen
kann. Der Hauptvorzug des Werkes, durch den es alle seine Vorgänger
überragt, besteht aber in der straffen Klarheit, mit der die einzelnen Be-
deutungen der Wörter abgegrenzt, und in der logischen Strenge, mit der
die einzelnen Bedeutungen auseinander entwickelt sind. Und hier ist
noch wieder besonders die liebevolle Behandlung hervorzuheben, die den
kleinsten und unscheinbarsten Wörtchen und Bestandteilen unserer Sprache
zu Teil geworden ist. Die ganz eigene Art und Weise, in der Paul Vor-
silben wie be-, ent-, er-, Form Wörter und Fürwörter wie an, auf, aus, es,
das, dafs alle behandelt, verdient die gröfste Bewunderung. Wer könnte
ahnen, dafs sich unter diesen und ähnlichen 'Wörtern ein gut Stück uhd.
Syntax unter oft eigenartiger Behandlung vorfindet?
Dafs auch die formelhaften und traditionellen Wendungen und die
sprichwörtlichen Redensarten unserer Sprache, in denen ja oft verdun-
kelte xlusdrücke vorkommen, berücksichtigt werden, ist selbstverständlich.
Doch werden sie meistens nur ihrer jetzigen Bedeutung nach erklärt.
Hier würde wohl mancher eine gröfsere Berücksichtigung des kultur-
historischen Untergrundes wünschen, dem sie ihre Entstehung verdanken.
Für solche Ausdrücke wird man sich oft weiteren Kats bei Borchardt-
Wustmann, Die sprichwörtlichen Redensarten im deutschen Volksmunde
(Leipzig 1894), erholen müssen.
Da Paul ein Hauptgewicht auf die Klarstellung der Bedeutungs-
eutwickelungen legt, so hätte mau vielleicht erwarten können, in einer
Einleitung eine Lehre vom Bedeutungswandel oder doch die Darstellung
der Haupttypen des Bedeutungswandels zu finden, auf die dann bei den
einzelnen Wörtern hätte verwiesen werden können. Wörter wie begreifen,
erfassen, behalten, vorstellen, entdecken, erfahren und Hunderte ähnlicher
weisen alle dieselbe Bedeutungseutwickelung auf: eine sinnliche An-
schauung ist der geistigen voraufgegangeu. Alle Sprachen sind reich an
Wörtern mit gleichem Eutwickelungsgange. Das hängt mit der Ent-
wickelungsgeschichte der Menschheit überhaupt zusammen. Zunächst
wurden Gegenstände und Vorgänge der Körper- und Siunenwelt be-
nannt, dann erst, im Zusammenhang mit zunehmender Erstarkuug des
geistigen Lebens, sind Lautbilder für körperliche Zustände und Vorgänge
auch für geistige verwandt worden. Eine andere Art des Bedeutungs-
wandels hängt mit dem Wandel der sittlichen Anschauiuigeu im Laufe
der Jahrhunderte zusammen (fromm). Wieder anders liegt die Sache,
wo es sich um Verengung und Erweiterung des früheren Begriffes han-
delt. Es wandelt sich das Wort nach dem Gefühlswert wie nach dem
392 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
begrifflichen Inhalt. Aber das weils Paul ja alles selbst auch und
besser, und er wird seine guten Gründe gehabt haben, warum er es
nicht zur Sprache gebracht hat. Wir freuen uns ungeteilt des Deut-
schen Wörterbuches von Paul und sind überzeugt, dafs es zu den Büchern
gehören wird, um die das Ausland uns beneiden wird. Eine Reihe von
Bemerkungen zu einzelnen Wörtern hätte ich wohl noch zu machen;
aber ich will mir das auf eine spcätere Gelegenheit und auf die Zeit auf-
sparen, wo das ganze Werk vorliegt.
Friedenau. E. Mackel.
Geschichte der Isländischen Dichtung der Neuzeit (1800 bis
1900) von M. phil. Carl Küchler. I. Heft: Novellistik.
Leipzig, Hermann Haacke, 1896. VI, 85 S. 8. M. 2,40.
Der Verfasser dieser Arbeit hat sich schon durch Übertragung aus-
erlesener Denkmäler um das Bekanntwerden der neuisländischen Litte-
ratur bemüht. Gestützt auf eine grofse Belesenheit, auch in den isländi-
schen Wochenblättern, führt er uns hier durch die Prosaerzählungen
Islands seit Jonas Hallgrimsson. Er befolgt den Grundsatz, auch min-
derwertige und völlig unbedeutende Produkte zu erwähnen: die Isländer
zeigen sich davon nicht sonderlich erbaut, da sie fürchten, dafs das wirk-
lich Gute durch diese Nachbarschaft herabgedrückt werde (s. F. Jönssou
in der Zschr. Eimreidin 2, 234 f.). Doch hat sich Küchler bestrebt, sein
Lob nicht gleich reichlich nach allen Seiten hin zu spenden. Und da
die Schrift als eine — sagen wir vorläufige Umschau über die litterarische
Produktion Islands aufzunehmen ist, möchte ich die relative Vollständig-
keit des StofFes nicht tadeln. Ein zweites Heft soll das Stiefkind der
isländischen Litteratur, das Drama, ein drittes die reich entwickelte Lyrik
behandeln.
Es ist eigentümlich, dafs die alte Saga, die doch von dem heuti-
gen Isländer so liebevoll gehegt wird, die neuere Erzählungskunst der
Insel so wenig bestimmt hat. Einzelne Wendungen der Sagaprosa sind
in recht grofser Zahl von den Neueren aufgegriffen worden. Aber
ein 'jetzt geht es mit zwei Erzählungen vorwärts', ein 'da ist die Ge-
schichte nun anzugreifen' machen noch nicht die Behandlungsart aus.
Mir ist kein Versuch bekannt, mit den Stilmitteln der Islendingasaga ein
modernes Problem zu bewältigen. J6n Thoroddsens Werke tragen gewifs
den Stempel echtesten Isländertums — aber kaum dafs da und dort eine
halbe Seite begegnete, wobei man sich sagte: so ungefähr würde das ein
alter Erzähler angefafst haben. Auch die historischen Eomane der Is-
länder, soweit ich sie kenne, erinnern nur in Einzelheiten an jene alte
Darstellungsweise. Küchler hat sich nicht die Aufgabe gestellt, über diese
und andere Stilfragen zu belehren. Das ethische Element — im weite-
sten Sinne — liegt ihm mehr am Herzen. Er falst sein Werturteil über
die einzelnen Stücke in Worte, denen mehr Greifbarkeit zu wünschen
wäre. Inwieweit seine ästhetische Kritik auf Zustimmung der Leser rech-
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 393
nen darf, wäre voreilig zu entscheiden. Nur den einen Punkt möchte
ich berühren : wie Küchler in dem Schlufsworte von der 'Einfachheit' der
isländischen 'Naturkinder' in ausgeprägt Eousseauschen Tönen redet, so
teilt er auch den Schriftwerken das Prädikat 'schlicht' viel zu freigebig
aus. Wenn von der Kunst Gestur Pälssons die Rede ist, würde ich das
Wort 'schlicht' nicht in den Mund nehmen. Die Art, wie dieser Autor
die Heuchelei seiner Figuren, nicht vor den Mitmenschen, sondern vor
dem eigenen Inneren, anschaulich und oft glaubhaft zur Darstellung
bringt, — das ist höchst verfeinerte Kunst und steht an Mannigfaltigkeit
und Gebrochenheit der Farben meines Erachtens noch über Ibsen.
Als Wegweiser durch ein wenig bekanntes, kaum bearbeitetes Gebiet
hatte Küchler keinen leichten Stand. Seine Schrift wird durch die fleifsig
gesammelten Nachweise den Freund der Isländer zu Dank verpflichten
und durch den gemütwarmen Ton, so hoffen wir, dem merkwürdigen
Volke neue Freunde gewinnen.
Berlin. A. Heusler.
Hartmann von Aue: Iweiu, der Ritter mit dem Löwen. Her-
ausgegeben von Emil Henrici, H. Teil. (Germanistische
Handbibliothek, begründet von Julius Zacher. VIH.) Halle
a. S., Buchhandlung des Waisenhauses, 1893. S. XXXIX
u. 389—526.
Der zweite Teil von Henricis Iwein bringt eine Einleitung, Anmer-
kungen, Parallelstellen und ein Namenverzeichnis. In der ersten werden
die Fragen, die sich auf den Stoff der Fabel und ihre Bearbeitungen be-
ziehen, behandelt, die Verbreitung und Benutzung des deutschen Ge-
dichtes besprochen, die Handschriften und ihr Verhältnis zueinander,
der Versbau, die Ausgaben von Hartmanns Iweiu und die zu ihm ge-
hörige Litteratur. Indem ich an die Bemerkungen anknüpfe, die ich im
LXXXVIII. Bande dieser Zeitschrift S. 81 ff. zum ersten Teil der vor-
liegenden Edition gemacht habe, gehe ich zunächst auf die Benutzung der
Handschriften ein.
Henrici hat ihre hauptsächlichsten Übereinstimmungen und Abwei-
chungen in übersichtlicher Weise zusammengestellt. Dabei ergiebt sich
ihm wie Lachmann, dafs A mit keiner anderen Hs. entschieden verwandt
ist und dafs ihr Text dem Werke Hartmanns seinem Wortlaut nach
näher steht, als alle übrigen Hss. Das aber will Henrici Lachmann nicht
zugeben, dafs A niemals Veränderungen, die erkennbar absichtlich
sind, mit einer anderen gemein habe. Er behauptet, Lachmaun habe
wissen können, dafs schon die Zusammeuziehung 8945 — 17 eine absicht-
liche Änderung sei, und solcher gebe es mehr, z. B. IGSli. Die Absicht
der Änderung steht aber an der ersten Stelle keineswegs fest, sondern
die Zusammeuziehung kann sehr wohl dadurch zu stände gekommen
sein, dafs von dem im in 3945 auf das im in 3947 übergesprungen ward.
In 168(3 würde Lachmann wahrscheinlich der Lesart von A gefolgt sein,
?>9i Beurteilungen und kurze Anzeigen.
wenn er gewufst hätte, dal's es durch 2» (z) unterstützt wird; p z waren
ihm aber noch unbekannt. Denn eher luiben die anderen Hss. den ihnen
austöfsigen Text
^wäre got der hat an sie geleit
sine kirnst und sine kraft,
sinen vl%% und sine meisterschaft
an disen löblichen Up
mit den chiastisch geordneten Parallelen an sie — stne kraft und sinen
vlix, — an disen l. Up umgeändert, als dafs A p z an sie weggelassen'
haben. Der Herausgeber läfst denn auch trotz diesem Einwände die Auto-
rität von A für den Wortbestaud des Textes unangefochten, giebt aber
die Wertformen so, wie sie in B stehen. Denn er 'ist zu der Überzeu-
gung gelangt, dafs für die Laut- und Formlehre des Gedichtes nur die
Hs. B einen sicheren Anhalt giebt: auf jeden Fall ist, was sie bietet,
Sprache der Zeit, der Gegend und der höfischen Gesellschaft gewesen,
in welcher der Dichter lebte, für die er schrieb. Auch diese Hs. wird
manche Schreibergewohnheit enthalten, welche dem Dichter fremd war;
aber es ist schwierig, dies festzustellen, und bedenklich, etwas anderes
dafür zu setzen, was doch wahrscheinlich nicht richtiger ist' (S. XXXIII f.).
Mit dem Bekenntnis dieser Überzeugung müssen wir uns begnügen: nir-
gends wird uns mitgeteilt, worauf sie sich gründet, nirgends wird uns
ihre Richtigkeit bewiesen. Im Gegenteil, S. XXXV, Anm. 4, wo Hen-
rici sagt, B rede des Dichters Sprache, stützt er das nur durch eine Hin-
deutung auf die eben mitgeteilten Worte. Ist aber B so wertvoll und es
so gefährlich, an seinen Sprachformen zu rütteln, wie durfte Henrici
dann wagen, dennoch in gewissen Schreibungen durchweg diese Hs. zu
verlassen, und wie will er begründen, dafs zwar ihm diese Normalisie-
rungen, aber Lachmann nicht dieselben und noch etliche andere zuge-
standen werden können? Mit Selbstbekenntnissen ist es nicht gethan,
sondern hier war durch eingehende Untersuchung der gesamten Hart-
mannschen Werke zu zeigen, wie Hartmann gesprochen, und wie er seine
Verse gebaut hat. Weil ich gesagt habe, dafs bei jeder Dichtung Wort-
formen und Metrik in Wechselbeziehung stehen, dafs man die einen mit
Rücksicht auf die andere wähle und umgekehrt nach dem von der Metrik
gewonnenen Bilde zum Teil die Sprachform sich gestalten müsse, ver-
gleicht Henrici mich mit dem Baugenie in Swifts Laputa, welches vom
Dache anfing, um beim Fundament zu enden, und mit Münchhausen, der
sich und sein Rofs am eigenen Zopf aus dem Sumpfe zog, sich selbst
mit Archimedes, der erst dann etwas "bewegen wollte, wenn er selber fest
stand. Aber er denkt nicht daran, dafs es ihm auch in anderer Hin-
sicht wie Archimedes geht, nämlich insofern, als er den festen Punkt,
worauf er stehen könnte, auch noch nicht besitzt. Dafs der Philolog
sich bei allen textkritischen Untersuchungen einigermafsen im Kreise
bewegt, ist eine Thatsache, die wir nicht erst durch Henrici zu lernen
brauchen, eine Schwäche, die wir mit allen teilen, die auf irgend einem
Beurteiluugeu und kurze Anzeigeu. 395
Gebiet über die Feststellung des Vorhandenen hinaus zu einer Erklä-
rung schreiten. Dafs wir dabei fehlgehen können, darf uns, wenn es
überhaupt einen Fortschritt in der Wissenschaft geben soll, nicht dazu
bewegen, uns mit der gläubigen, nach einer Erklärung und Begründung
nicht fragenden Hinnahme der Thatsachen zu begnügen, um so weniger,
wenn uns so reiche Mittel der Kontrole zu Gebote stehen, wie bei Hart-
manns Sprache und Metrik, der doch noch einige Verse mehr gedichtet
hat, als der Iwein enthält. Was Henrici verlangt, schon nicht mehr
vorsichtig, sondern furchtsam, hält uns bei den Anfängen der Editions-
thätigkeit zurück: wir sollen bei der recensio Halt machen und auf die
emendatio zum gröfsten Teil verzichten. Die Hs. B gewährt wirklich
kein Musterbild weder der Hartmannschen Sprache noch der allgemeinen
Litteratursprache seiner Zeit, sondern führt gewisse Schreibgewohnheiten
gerade so starr durch, wie ein moderner Normalisierer, und man könnte
genug Hss. nennen, die ein weit reineres Litteraturdeutsch enthalten,
das den Ansprüchen eines glatten und gefälligen Versbaues ungleich bes-
ser genügt. Würde ich aber solche nachweisen, so würde mir Henrici
wahrscheinlich entgegenhalten, was er S. 439 sagt: diese Hss. hätten den
Text selbst schon nach metrischen Grillen behandelt. Diese Grillen kön-
nen kaum sonderbarer sein als die, welche Henrici vor uns aufhüpfen
läfst, wenn er S. XXXV den Vers sonc triuwet ich mich anders niht
ertvern so zerlegt, dafs m-ieh anders einen 'Takt' bildet, entsprechend sone
möhte 1 niht lebendes drfiz komen und eine schosne vrouwen \ und ein
riehen laut taktiert, als ob auch im Inneren eines Verses Auftakte vor-
kommen könnten und nicht jeder Takt mit dem guten Taktteil beginnen
müfste. Überschlägt man alle diese Dinge, so wird man um so lebhafter
wünschen, dafs der Verf. seine Vorgänger mit Gründen, und nicht blofs
mit Verdikten bekämpfe. Ich bin wahrhaftig kein blinder Nachbeter Lach-
manns, aber seine wohl fundierten und überlegten Anmerkungen kurzer
Hand dadurch beiseite zu schieben, dafs man sie in eckige Klammern
setzt — die sprachlichen und metrischen sämtlich! — , weil man für ihre
Richtigkeit 'keine Gewähr leisten will' (S. XXXIX), das scheint mir nicht
auf einer richtigen Abschätzung der Lachmanuschen und der eigenen
Leistungen zu beruhen.
In den erklärenden Anmerkungen ist Henrici hin und wieder über
Benecke, Bech u. s. w. hinausgelangt, mitunter aber auch hinter ihnen zu-
rückgeblieben, wo er Besseres zu geben glaubt. Seinen Übersetzungen
fehlt es öfters au Schärfe und an der AVortwahl, die sich bemüht, dem
mhd. Ausdruck möglichst nahe zu kommen und seine Grundanschauung
wiederzuspiegelu. So gleich in den ersten Versen:
Stcer an rehte giiete
wendet sin gemüete,
dem rolget srrlde tmd cre.
Benecke übersetzt: 'Wer mit ganzer Kraft der Seele nach dem trachtet,
was wahrhaftig gut ist, dem folgt Glück und Ehre', Henrici: 'Wer irgend
396 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
auf wirkliche Tüchtigkeit seinen Sinn lenkt, dem wenden sich Glück und
Ehre zu.' 'Irgend' i.st unnötig, giiete nicht 'Tüchtigkeit' (das ist tugent),
sondern allenfalls 'Vortrefflichkeit', und volgen nicht 'sich zuwenden'.
Des gtt gewisse lere 'davon giebt einen sicheren Beweis' — lieber 'dafür'
und 'Beispiel':
gelebt also schone,
dax er der eren krofie
do truoe . . .
Henrici : 'Auf so geziemende Weise gelebt, dafs er des Ruhmes Kranz
damals trug.' Ich würde lieber sagen : 'Ein so untadeliges Leben ge-
führt.' eren aber darf man nicht anders übersetzen als ere V. 3, worauf
es sich deutlich genug bezieht. Auch der Zusammenhang zwischen name
in V. 11 und ncime in V. 17 ist Henrici entgangen, denn das erste giebt
er durch 'Name', das zweite durch 'Andenken' wieder. Solche beabsich-
tigten Feinheiten des Stiles darf man doch nicht auslöschen, wenn mau
dem Dichter gerecht werden und Anderen zu seinem Verständnis ver-
helfen will. 33 xeinen pfingesten geleit 'auf ein Pfingsten verlegt', 37 de-
heine schosner nie geican 'ein schöneres (Fest) je erlangte'. Das ist kein
Nhd. ; etwa 'einstmals auf Pfingsten gelegt' und 'ihm je gelang'.
54 ichn wolde dö niht sin geicesn,
dax ich nü niht enwcere,
da uns noch mit ir mcere
so rehte wol wesn sol:
da iäteti in diu were vil wol.
Henrici: 'Ich hätte damals nicht gelebt haben mögen, vorausgesetzt dafs
ich jetzt nicht lebte, dort wo uns noch bei der Erzählung von ihnen so
recht wohl zu Mute sein soll, dort bereitete ihnen die Wirklichkeit gro-
fses Vergnügen.' Diese Übersetzung entspricht erstens nicht Heuricis
eigener Interpunktion und zweitens scheint sie mir keinen genügenden
Sinn zu ergeben. Schon Benecke hat sich nicht darüber geäufsert, wor-
auf die beiden da deuten sollen ; man kann nicht wohl an das Herz den-
ken und unmöglich an eine Übereinstimmung des Ortes. Das erste da
mufs also die Stelle meinen, wo Hartmann sein mcrre erzählt, und das
zweite kann kein Correlativum dazu sein, sondern nur eine leichte Satz-
einleitung, wie wir sie häufig im Anfang von Antworten oder erklärenden
Sätzen finden (Benecke zu 490, Mhd. Wb. 1, 305"). m(gre und icerc bilden
natürliche Gegensätze. 637 spricht Kalogreant minder bescheiden, als
Henrici meint: danne ich st heifst nicht 'als ich vielleicht bin', sondern
geradezu 'als ich bin'. 790 giebt Pauls Lesart in dem Mster unde ich
wart gesehen einen sehr guten Sinn : 'Meine Aufnahme wäre auch gut
genug gewesen für den Fall, dafs mir damals die Ehre (des Sieges) zu
teil geworden wäre, als man mich in der Schande sah.' Hiefs es ur-
sprünglich mir do ere geschehen'! Vgl. die Lesarten von A D b. 1085
sweder ros oder man nicht 'welcher von beiden auch, Mann oder Rofs', weil
sonst swederx stehen müfste, gerade so wie 1087 dax, sondern sweder — oder
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 397
gehören zusammen: 'wenn entweder — oder'. Vgl. Erec 721 stoeder man
oder wip. getrat üx der rehten stat übersetze ich 'neben die richtige
Stelle trat'. 1U98 er meistert ex, dar 'er hatte diese Einrichtung dahin
machen lassen'. Lieber 'er hatte dies sein Kunstwerk (das liegt in mei-
ster) dort anbringen lassen'. 1190 fF. hat Benecke im ganzen richtig auf-
gefafst. Sie war unhöfisch gewesen und hatte dadurch offen hingelegt
(üf geleit), d. h. deutlich zu erkennen gegeben, dafs u. s. w. Vgl. DWb.
1, 683 ff., Schweiz. Idiot. 3, 1178 f. h'ete ist Indikativ. 1191 übersetzt
Henrici wcetlich durch 'vielleicht', während es im Gegenteil 'vermutlich,
wahrscheinlich' bedeutet. Er hat es mit dem Itlite in Lachmanns An-
merkung zusammengeworfen. 1360 kommen wir mit an der stunt 'augen-
blicklich' ebensogut aus. 1659 empfiehlt der Zusammenhang Lachmanns
Lesart unbescheiden 'ohne Bescheid, ohne Eat'. 1792 würde Henricis
Konjektur ir diu was st diu beste scheitern, wenn diu der Gen. Plur.
von diu 'Dienerin' sein müfste (wofür Henrici es erklärt, indem er zu
diu setzt 'diuive Dienerinnen'), weil dieser diuiven lautet. Man kann es
aber als Nom. Sing, fassen. Ich bin jedoch von der Notwendigkeit der
Änderung noch nicht überzeugt. 1839 begegnet endlich die richtige
Namensform Füetrer, während in der Einleitung durchweg Fürtrer steht.
2332 besagt doch wohl 'Ich will euch keine not mehr zufügen, euch nicht
mehr in Bedrängnis bringen'. 2842 giebt Henrici ge?-ingen durch 'Herr
werden' wieder. Man scheint es allgemein bisher als starkes Verbum auf-
gefafst zu haben, allein ich glaube vielmehr, dafs es das ahd. gariugjan
zu ringi 'leicht' ist und möchte die Stelle wiedergeben : 'wenn ich für
den Haushalt eine Erleichterung schaffen könnte.' Vgl. 4264 geringet
wart ir siccere. Zum Dat. s. Gram. 4, 687 f. und 702. — 3372 braucht jehen
nicht mit 'erzählen' übersetzt zu werden, sondern bedeutet einfach 'be-
haupten'. Die Änderungen der Hss. werden doch wohl auf dem allmäh-
lichen Absterben dieses Wortes beruhen. 3861 hält Henrici für möglieb,
dahter als Präteritum von decken zu nehmen und dies mit 'er that Rit-
terschaft' zu übersetzen. Diese erstaunliche Erklärung beruht auf Lexer
1, 413, wo man findet ^mit Schilden decken = ritterschaft tuon MS.', ent-
nommen aus dem Mhd. Wb. 1, 294 f. Ich bergreife nicht, wie man eine
Übersetzung, die allenfalls zur Erläuterung einer einzelnen Stelle dienen
mag, ohne weiteres verallgemeinern kann. Im Grunde heifst decken über-
all 'bedecken', und diese Grundbedeutung mufs in allen Anwendungen
des Wortes möglich sein, wie man es auch an der oder jener Stelle über-
setze. Wollte man es nun hier als 'sich decken' nehmen, so wäre das
unmöglich, weil Iwein sich gar nicht gegen einen Angriff schützt, son-
dern selber angreift. Die Konjektur zu 3944 ist indiskutabel und die zu
3950 nicht viel besser. Wo sagt denn Hartmann, dafs der Löwe schwankt,
wie er Iweins Zustand auffassen soll? 4186 haben wir wieder eine uu-
begreifhche und unerlaubte Interpretation, abermals mit Berufung auf
Lexer und eine einzelne Stelle: hulde 'Dienstbarkeit'. Hätte Henrici doch
lieber beibehalten, was Benecke über das Wort schreibt! Die Erörterun-
gen zu 4228 ff. gehen ganz in die Irre. Iwein sagt aufs deutlichste, dafs
398 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
er vor Laudines Augen sich den Tod geben will; mithin kann er un-
möglich meinen, dafs er sich in irgend einem anderen Kampfe von einem
anderen umbringen lassen wolle. Mag der Selbstmord noch so sehr der
ritterlichen Moral widersprechen, so ist ja Iwein verzweifelt und sinnlos :
4244 da%, ich lip und den sin vor leide verlorn hän. 4242 wciz bezieht sich
auf «<;fc'txe 4239 ; es ist ebenso futurisch wie 6ez;wc?e^ 4243 und von beiden
hängt der indirekte Fragesatz mit dem folgenden Objektsatz ab.
4315 sl sprach 'lieber herre,
so stüende: iuch alxe verre
xe wägen ein also vorder lip!
utnbe ein alsus armex tvtp.
mir tvare der rede gar xe vil . . .
Dazu bemerkt Henrici: 'Der Nominativ ein lip ist zu stark bezeugt und
zu schwer erklärlich, um ihn als Fehler zu betrachten ; der Gedanke
wird klarer, wenn man Kolon nach stüende und Ausrufungszeichen nach
lip setzt: dann ist ein lip Apposition zu einem aus iuch zu ergänzenden
ir, dem das folgende mir betont gegenübersteht. Der Accusativ in den
übrigen Hss. hat keine Schwierigkeit.' Dies zu verstehen ist mir nicht
gegeben, und Henrici selbst hat seine verblüffende Interpunktion erst
nachträglich gefunden. Interpungiert man, wie im Text steht und wie
es die Worte verlangen, ohne das sonderbare Kolon, so ist der Nom.
ebenfalls begreiflich, sobald man xe wägest passivisch nimmt; vgl. Gram.
4, 60 AT. — 4330 erklärt Bech besser als Henrici. ditz- besagt natürlich :
hier, wo drei gegen einen kämpfen. 4349. 50 irrt Henrici wieder. Ihre
Ehre und ihr Vorteil galten Lunete nichts, wenn sie nur durch Iweins
Leben erkauft werden konnten. 436Ö. 67 ist der Wirt allein erwähnt,
weil ihn der Anblick zumeist angeht.
4474 xwdre e verliuse ich
dax giiot und wäge den lip
soll heifsen : 'Eher gebe ich mein Eigentum auf und werde ein Abenteuer
suchender Kitter.' Das hat wohl auch noch niemand aus diesen beiden
alltäglichen Wendungen herausgelesen ! 4795 konjiziert Henrici das ein-
mal belegte und ihm nicht verständliche Wort suochxit in den Text hin-
ein und sagt dann: 'Dafs es eine Tageszeit angiebt, ist allerdings sicher,
aber nicht welche und woher es stammt. Vielleicht ist es ein Jägeraus-
druck.' Dann bezeichnete es ganz bestimmt keine Tageszeit, denn das
Suchen mit Hunden ist doch nicht auf bestimmte Stunden beschränkt.
'Zeit des Aufsuchens, Besuchens' liegt näher und die Worte kund er uns
vruo xe suochxit könnten wohl heifsen : 'Kommt er früh zu uns, während
der für seinen Besuch festgesetzten Zeit, früh an dem Tage der Heim-
suchung und des Kampfes.' 4879 fF. verstehe ich: 'Wenn ich beides aus-
zuführen im Stande wäre oder beides zu unterlassen oder wenigstens eins
von beiden (nämlich zu unterlassen), dann wäre meine Bedrängnis ge-
ring.' Dafs heifst: wenn ich mit beiden Angelegenheiten nichts zu thun
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 399
hätte oder nur mit einer von ihnen. Henrici macht erst wieder durch
seine gesuchte Interpunktion den klaren Gedanken dunkel. 5137 miigen
st mirx an erstriten 'können sie es durchsetzen'. Ich denke 'vermögen
sie es mir im Kampf abzuringen'. 5814 noch eine Konjektur, an die der
Verf. — mit Recht! — selbst nicht glaubt. Dagegen nehme ich 6611
sein unüberwunden an. Ich habe es auch selbst schon in den GGA.
1884, S. 436 vorgeschlagen. Sollte es 7388 nicht heifsen können
so sich ä^r tac Hebet
manheit unde iväfen
die beiden Substantiva als Gen. zu üeben konstruiert? Einen Beleg für
diese Konstruktion habe ich freilich nicht, sie läfst sich aber im Hinblick
auf pflegen und walten begreifen.
Soll ich ein Gesamturteil über Henricis Werk aussprechen, so sage
ich: sein Apparat ist unentbehrlich, dankenswert und belehrend die
zahlreichen Parallelen zum Text. Dieser und die Erläuterungen fördern
zwar hin und wieder, doch möchte ich keinem Lernenden raten, Beneckes
und Lachmanns Anmerkungen für die neuen hinzugeben und in den
Versen des Schreibers von B Hartmannsche zu sehen. Den ehrlichen
Fleifs, der an die Ausgabe gesetzt ward, verkenne ich nicht und bedaure
um so mehr, seinen Ergebnissen nicht in weiterem Umfange zustimmen
zu können.
Berlin. Max Roediger.
Otto Weddigeu, Der deutsche Meistergesang. Mit einer litterar-
geschichtlichen Einleitung und Auswahl von Probestücken.
Berlin 1894.
Solch ein Heft für den Unterricht 'fehlte bisher noch völlig'. Die
Einleitung bespricht kurz und klar die Entstehung des bürgerlichen Mei-
stergesanges aus dem ritterlichen Minnegesang, zu dem er erst durch den
Übergang in Kreise des bürgerlichen Lebens in Gegensatz trat, hebt sei-
nen deutschen, bürgerlichen, religiösen und sittlichen Charakter, sowie
seinen Gegensatz zur Volkspoesie hervor, nennt Städte, Stände, Namen
der Schulen und Singer, bespricht ihre Handschriften, Tabulatur, Schuel-
zetel, Einrichtungen und würdigt zuletzt den Wert dieser Erscheinungen
mafsvoll als von mehr sittlicher denn poetischer Bedeutung. Nur die
Behauptung, dafs die heutigen Gesangvereine die natürlichen Nachfolger
des alten Meistersingertums geworden sind (9), dürfte auf Widerspruch
stofsen. Der Probestücke sind fünfzehn abgedruckt, darunter mehrere
von unbekannten Verfassern, drei von Hans Sachs (nach Gödeke 1870).
Die alte Schreibweise der Texte ist meist beibehalten. Anmerkungen sind
spärlich unter den Text gedruckt, hochdeutsche Übertragungen stehen
zuweilen in Klammern neben dem betreffenden Textworte. Das Ganze
ist brauchbar angelegt. Vermifst haben wir einige metrische Aufschlüsse
und Beispiele von Reimschemata.
Berlin. Max C. P. Schmidt.
400 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
Arturo Farinelli, Grillparzer und Lopc de Vega. Berlin 1894.
333 S.
'Die Geschichte des halbjahrhundertlangen Bündnisses zwischen dem
grofsen Österreicher und dem grofsen Spanier mufste einmal geschrieben
werden.' Hier liegt sie vor uns, geschrieben mit grofser Wärme, Voll-
ständigkeit und Tiefe, dafs man die Treue, mit der das Verhältnis der
beiden Dichter beobachtet und durchgedacht ist, nicht minder bewundert
als die Treue, mit der es fünfzig Jahre lang bewahrt und gepflegt wurde.
Eine Einleitung überschaut die Kenntnis der Deutschen von Calderon und
Lope de Vega. In drei Abschnitten werden dann die Dramen Grillpar-
zers in ihrem Verhältnis zu den Comedias Lopes, ferner Grillparzers
Studien über Lope de Vega, endlich die Übereinstimmung und Verschie-
denheit in Grillparzers und Lopes dichterischer Individualität besprochen.
Die Charakteristik ist treff'end, die der Personen wie die der Dramen.
Man begreift das bei einem Kenner wie dieser, der so viel gelesen und ge-
dacht hat. Er citiert etwa ein halbes Hundert Schriften über Grillparzer
und fällt über fast alle irgend ein knappes, aber schlagendes Urteil, denkt
auch in einer eigenen Arbeit das Verhältnis Grillparzers zu Italien zu
behandeln (318). Lope aber kennt er sichtlich sehr genau, ist auch mit
einer Arbeit über 'Lope de Vega e l'Italia' (197) beschäftigt, studiert den
Einflufs der Italiener auf Spanien und schreibt über 'Scientismo e Gon-
gorismo' (227). Die Arbeit lag also in den richtigen Händen. Das Urteil
entspricht dem Wissen des Verfassers. Es ist besonnen und klar, mag
er Grill^jarzers Ausspruch, 'Calderon sei der Schiller, Lope der Goethe
der spanischen Litteratur' (27, 247 etc.) einschränken, oder den Vergleich
von Grillparzers Bancbanus mit Calderons Don Gutierre ablehnen (82);
mag er das Tragische als Grillparzers, das Komische als Lopes Grundzug
darstellen (122), oder die extremen Tadel- und Lobsprüche über 'Weh
dem, der lügt' auf ihr richtiges Mafs zurückführen (125); mag er die
Grillparzersche Vorstellung, Lope übertreffe 'an Reichtum und Fülle der
Gedanken und wahrhaft grofsen, dramatischen Momenten' auch Shak-
spere, mit Entschiedenheit übertrieben nennen (252), oder Freybes Nach-
weis, dafs die ganze Dichtung Grillparzers auf rein christlicher Offen-
barung beruhe, als eine 'tendenziös zugespitzte Auslegung' mit leisem
Spotte zurückweisen (311); mag er den Haman als 'österreichisches Fak-
totum und Premierminister aus Kaiser Franz' IL schönen Tagen' charak-
terisieren (184), oder endlich das Jahr 1824 in geschickter Zusammen-
stellung als den Zeitraum hinstellen (59), in dem Malsburgs Lope-Über-
setzung, Goethes erste Kunde von Lopes Genialität, Grillparzers innigere
Verbindung mit Lope zusammenfallen (59). Für besonders geschickt und
zutreffend halten wir die Abschnitte über die Stellung der Romantiker
zu Calderon und über die Verwandtschaft des Wesens in Lopes und
Grillparzers Naturen.
Natürlich hindert das nicht, dafs wir mit einigen Urteilen nicht über-
einstimmen; freilich treffen sie meist weniger Bedeutendes. Solche Sätze
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 401
sind die folgenden. Den Sinnenreiz der Sprache, die leidenschaftliche
Glut und Energie des Ausdrucks in der 'Ahnfrau' möchte kaum ein
Dichter Italiens oder Spaniens zu erreichen im stände sein (43). Die
beste Tragödie der Liebe ist 'Des Meeres und der Liebe Wellen', ein
Stück, so knai^p und prägnant in den allgemeinen Umrissen, so fein und
zart im inneren Aufbau, dafs es wohl ohne Scheu den Vergleich mit
'Eomeo und Julia' auszuhalten vermag (89). Lanner- und Straufs-Walzer
geben charakteristisch treu das wehmütige und dämmerhafte Schwanken
der Stimmungen wieder (104). Raimund ist eine wahrhaft geniale Natur
(108). Guttenbruns Behauptung, Grillparzer habe stets ausgeprägt cha-
rakteristische Frauennaturen geliebt, die 'seinem stofFumbildenden Dich-
tersinn Nahrung gaben', soll ein Unrecht gegen den Dichter bedeuten, da
sie seine Liebe zu einer 'psychologischen Spekulation' mache (314).
Auffallend ist, dafs EichendorflFs Studium und Übersetzungen Cal-
derons nirgends genannt sind. — Dorers ebenfalls nicht genannte Schrift
über die Lope de Vega-Litteratur in Deutschland (Zürich 1885) haben
wir selbst nicht gesehen. — Zu der Neigung der Romantik, Traum und
Leben zu verwechseln, auf den Traum besonders Gewicht zu legen (108),
würden Grillparzers Tagebuchblätter wie EichendorfFs Gedichte inter-
essante Belege bieten. — Hero und Leander erwähnt Lope beispielsweise
auch in der 'Sklavin ihres Geliebten' (I 14). — Ein störender Schreib-
fehler ist stehen geblieben: Reflektion (222).
Wer den Einflufs Lopes nicht beachtet, von dem wird das poetische
Schaffen Grillparzers 'gänzlich mifsverstanden' (59). Das ist sehr richtig.
Darum war Farinellis Buch nötig. Er leistet seine Aufgabe tüchtig und
bietet viel zu reichen Stoff, als dafs ein Auszug daraus an dieser Stelle
möglich wäre.
Berlin. Max C. P, Schmidt.
R. Toppen, Chronik der vier Orden von Jerusalem. Wissen-
schaftliche Beilage zum Programm des Königlichen Gym-
nasiums zu Marienburg 1895. 103 S. kl. 8*^. Marienburg,
Druck von L. Giesow, 1895.
Die hier von Toppen zum erstenmal abgedruckte Chronik ist nur
in einer einzigen Handschrift, der aus dem Anfang des sechzehnten Jahr-
hunderts stammenden Papierhandschrift Nr. 212 des Centralarchives des
deutschen Ordens zu Wien erhalten. Sie enthält gegenwärtig 92 Folio-
seiten, ist aber am Ende unvollständig, da sie mitten im Satze abbricht.
Gewifs fehlt der Schlufs schon seit sehr langer Zeit, da die beiden äufse-
ren Seiten des uneingebundenen Konvoluts sehr verletzt und beschmutzt
sind. Nach Wien ist der Codex erst neuerdings gekommen. Er stammt
aus Mergentheim, dem alten Sitze des Deutschmeisters, wurde dann nach
Aufhebung des deutschen Ordens am Anfang dieses Jahrhunderts nach
Stuttgart gebracht und ist von hier im Jalire 1859 nach Wien abgegeben.
Diese Angaben stammen aus einem handschriftlichen Bericht von des
Archiv f. n. Sprachen. XCVU. 26
402 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
Verfassers Vater. Dafs der Wiener Codex nicht die Originalhandschrift
des Verfassers ist, sondern eine etwa zwanzig bis dreifsig Jahre jüngere
Abschrift, schliefst Toppen aus dem Anfange von c. 78, wo der Ab-
schreiber die zum Verständnis des Satzes unentbehrlichen Worte, 'mit
hern Eberhartenn meister in Theutschen landen inn diesem zwytracht',
durch das unmittelbar vorhergehende Wort 'zwytracht' verführt, aus-
gelassen und später am Rande nachgetragen hat. Ebenso sind gegen
Ende von c. 29 die nachträglich hinzugefügten Worte 'künfftigen schaden
zu verhüten bawten' in keinem Fall zu missen. Im sechzehnten Jahr-
hundert mufs die Handschrift öfter gelesen sein, wie man aus einer Reihe
von Korrekturen und Randbemerkungen ersieht. Weil der Autor be-
ständig Livland und Litauen verwechselt, so hat ein Leser sich die Mühe
genommen, diesen Fehler fast an allen Stellen zu bessern. Zwei Notate
haben ein besonderes Interesse; sie rühren von dem in der historischen
Litteratur Preufsens nicht unbekannten deutschmeisterlichen Sekretär
(seit 1513), nachmaligen Kanzler Gregor Spiels her (zu c. 32 und 41).
Seitdem war sie verschollen, bis Dr. Ernst Strehlke, der Mitheraus-
geber der Scriptores rerum Prussicarum, von ihr Kunde erhielt und sich
eine Abschrift verschaflFte, die er dann selbst genau durchkollationiert hat.
Die von seinem Abschreiber fortgelassenen c. 1 — 10 fügte er eigenhändig
hinzu (1861 oder 1862). Dann sah und beschrieb sie der Vater des
Verfassers (M. Toppen) auf seiner Wiener Reise (1864) und stellte (SS.
rer. Pr. III. S. 537 Anm. 1) die Benutzung der älteren Hochmeister-
chronik (samt der ersten Fortsetzung) fest. Nach Strehlkes Tode ge-
langte dessen Abschrift 1869 zunächst an die beiden anderen Heraus-
geber der Scriptores, Th. Hirsch und M. Toppen, und schliefslich an den
Verfasser. Im 5. Bande der Scriptores wurde die Chronik nicht abge-
druckt, weil mehr der Orden als das Land Preufsen berücksichtigt wird.
Den Titel 'Chronik der vier Orden von Jerusalem' gab ihr Strehlke im
Anschlufs an das erste Kapitel. Aus ihrer Herkunft, ihrer Sprache und
ihrem Inhalt ergiebt sich ohne weiteres, dafs sie in Franken und wahr-
scheinlich in Mergentheim selbst von einem geistlichen Deutschordens-
bruder verfafst ist. Als Entstehungszeit nimmt Toppen das letzte Jahr-
zehnt des fünfzehnten Jahrhunderts an, weil c. 6 vom Papst Inno-
cens VIII., der 1484 bis 1492 regierte, gesagt wird, dals dieser sich jüngst
bemüht habe, den Orden der Chorherren des heiligen Grabes aufzuheben.
Zu derselben Zeit entstand am Niederrhein die jüngere Hochmeister-
chronik, die ähnlich wie unsere eine ausführliche Vorgeschichte von den
alttestamentlichen Vorbildern der Ritterorden bis herab zu den Kreuz-
zügen darbietet. So finden wir hier eine Geschichte Jerusalems und des
heiligen Landes seit Christi Tod und darauf eine Geschichte der beiden
anderen in Palästina gestifteten älteren Ritterorden, der Johanniter und
Templer.
Was die Quellen des Autors anbetrifTt, so citiert er die meisten,
aber wir bleiben durchaus im unklaren, wieviel er diesen verdankt. Nach
dem einleitenden Kapitel (1) erzählt er die Geschichte der Chorherren
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 403
des heiligen Grabes (c. 2 — 6). Er nennt als Quelle nur eia Buch, Nicena
synodus genannt, Toppen weist aber die Benutzung der Chronik des
Eusebius-Hieronymus, Anklänge an Wilhelm von Tyrus und vor allem
an die Historia Iherosolimitana des Jakob von Vitry nach. Für die Ge-
schichte der Johanniter (c. 7) und der Templer (c. 8 — 10) benutzt unser
Chronist wieder Jakob von Vitry, daneben die Cosmographia des Papstes
Pius II. . C. 11 — 88 behandeln die Geschichte des deutschen Ritter-
ordens, die, soweit die Handschrift reicht, bis in den Anfang des Jahres
1455 hinabgeführt wird. Der Autor nennt als seine Quellen : Dusburg,
die Chronik der Preufsen, ferner die Chronik des Ordens und Pius. Nach
einer selbständigen Auseinandersetzung über den Titel des Ordens hebt
er im Gegensatz zu der Chronik der Preufsen (d. i. die sog. Altere Hoeh-
meisterchronik) hervor, dafs derselbe nicht vor Accon (Ptolemais), sondern
in Jerusalem gegründet sei (nach Jacob von Vitry). Für den Zeitraum
von 1190 — 1326 (c. 12 — 58) ist seine Hauptquelle Dusburgs Cronica terre
Prussie, die er bald wörtlich, bald im Auszug, mitunter auch falsch
übersetzt. C. 19 erwähnt er die goldene Bulle Kaiser Friedrichs des
Zweiten über die Belehuuug des Ordens mit Preufsen nach der Historia
de Europa von Aneas Sylvius. C. 22 und 23 schiebt er in die fort-
laufende Erzählung ein Verzeichnis der Hochmeister bis auf Ludwig von
Erlichshausen und der Landmeister bis 1309 ein, das er sich für die Zeit
bis 13B0 aus Dusburg und für die Zeit von 1330 bis 1451 aus der Älte-
ren Hochmeisterchronik zusammengesucht hat. C. 24 und 25 enthalten
eine Beschreibung Preufsens nach Dusburg und Aneas Sylvius, c. 31 von
Livland und c. 47 von Litauen nach Aneas Sylvius. Der Abschnitt
über Livland zur Zeit der Meister Andreas von Steierland und Werner
(c. 39 und 40) stammt aus der Älteren Hochmeisterchronik; eine Notiz
(c. 45) ist aus dem Canonicus Sambiensis geschöpft, ' die Geschichte von
der Nonne (c. 58) wieder aus der Älteren Hochmeisterchronik. Die
Kämpfe des Jahres 1330 im Kulmerland und Cujavien (c. 59) sind wieder
dem Canonicus Sambiensis und der Älteren Hochmeisterchronik entlehnt,
aber für Gedimins Tod, den Einfall seines Sohnes Orman in Masovien
1338 und die Kämpfe Dusmers bei Ragnit 1338 (c. 60 — 61) reichen un-
sere. Quellen nicht aus. Der Bericht über die Schlacht an der Strebe
(c. 62) stammt aus dem sogen. Albertus Argentinensis. Für die Zeit von
1351—1455 (c. 63—88) ist die Chronik der Preufsen d. h. die Ältere Hoch-
meisterchronik nebst ihrer ersten Fortsetzung Hauptquelle. Nebenher
wird c. 54 und 67 über Jagel und seine Familie, c. 7o über die Schlacht
bei Tannenberg, c. 71 über *die darauf folgende Belagerung Marienburgs
und den Friedensschlufs, c. 78 wegen des Projektes eines Landesrates
und c. 83 wegen einer Zahlangabe Äneas Sylvius benutzt. Den Ver-
handlungen vor dem Konzil zu Kostnitz (c. 72 und 73) liegen Aktenstücke
zu Grunde, die bisher nicht gedruckt sind. Der Verfasser kommt zu
1 Jedenfalls aber nur indirekt, da dieser nur in einer einzigen Handschrift
überliefert ist, die nie über Preufsen hinaus bekannt geworden ist.
26*
404 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
dem Schlufs, dafs der Autor der Chronik für den gröfsten Zeitraum die
besten Quellen getroffen hat. Besonders anerkennenswert ist es, dafs er
Dusburg heranzieht, der durch Jeroschins Reimchronik fast vollständig
verdrängt war. Für die Glanzzeit des Ordens (1330 — 1410) sind seine
Nachrichten allerdings überaus dürftig, weil ihm Wigand von Marburg
und Johann von PosUge unbekannt geblieben sind.
Doberan i. M. 0. Qlöde.
1. Die deutschen Klassiker, erläutert und gewürdigt für höhere
Lehranstalten sowie zum Selbststudium von E. Kuenen und
M. Evers. Bd. 1 : Schillers Wilhelm Teil, von Kuenen ;
1895. Bd. 11: Goethes Egmont, von Fr. Vollmer; 1895.
— 2. W. Buchner, Schulausgabe des Egmont. Essen 1894.
Kuenens Teil enthält eine Entwickelung der Handlung, einen Über-
blick über Handlung und Charaktere, Bemerkungen über Entstehung
und Quelle des Dramas, Zeit und Ort der Handlung, Geschichte und
Sage in den dargestellten Ereignissen, endlich Sentenzen, Erläuterungen
und eine Karte. Weder der Stil noch der Inhalt befriedigt. Der Stil
ist bei einer solchen Arbeit wichtig, da sie für Schulen bestimmt ist.
Hier aber ist er reich an Fehlern, welche Schüler erst lernen sollen zu
vermeiden. Langer oder ungeschickter Satzbau (S. 1 'Die poetische Lek-
türe'; S. 2 'Das Drama'; S. 8 'Es kann'), ungenaue Tempora (S. 6 'machen
werden'; S. 38 'hätte'), überflüssige Fremdwörter (statarisch 7; Accente
18; imposant 20, ö8, 69; Finale 2(5; Tableau 89; Initiative 52; turbulent
62; Applaus 75), Wiederholung derselben Ausdrücke in kurzen Zwischen-
räumen ('fällt zusammen' zweimal in einem Satze 10; 'lieblich' viermal
auf zwei Seiten 10 f.; 'natürlichster' dreimal auf einer Seite 11; 'glück-
lich' viermal auf einer Seite 13) stören beim Lesen. Sonderbare Aus-
drucksweisen fallen auf, wie : 'Bereich des Kreises' (5); 'Liebe einer Schwei-
zerin' (st. 'zu e. Schw.' 9); 'Teils Mifshandlung fällt zusammen mit der
der übrigen Landesbewohner' (10); der Vögte 'Geiz' (st. 'Habgier' 14);
'er ist der einzige im Bunde, der allein thatkräftig handelt' (55); 'die Er-
zählung Tschudis ist der Betonung wegen (?), die angedeutet ist, sehr zu
empfehlen' (84). Die '33' Männer des Eütlibundes in Ziffern (22) wie der
Beginn eines mit Stauffacher überschriebenen Absatzes durch das Pro-
nomen 'Er' (52) würden in Schüleraufsätzen als Unarten gerügt werden.
Auch der Inhalt leidet an ganz gewöhnlichen Mängeln. Eine Inhalts-
angabe sei sachlich und knapp; hier reicht* sie von Seite 10 bis 42 und
ist durchsetzt mit Urteilen über 'glückliche' Personen, 'reizende' Bilder,
'idyllisches Glück, 'harmloses' Volk, ferner mit Lobsprüchen auf den
Dichter und seine 'imposanten' Scenen, seine 'so herrliche' Kunst, seinen
'mächtig ergreifenden' Ausdruck, endlich mit Vergleichen aus Shakspere
und Sophokles; kurz, es fehlt jede objektive, schlichte Inhaltsangabe,
deren epischer Stil dem Schüler bekanntlich recht schwer wird. Aus
Uhlands Ernst von Schwaben (6) dürfte wohl der Schüler nur lernen,
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 405
wie ein Drama nicht sein soll. Wie soll der Fischerknabe beides ver-
einen, der 'sich singend (!) im Kahne, lauschend (!) dem Murmeln der
Wellen' (10) wiegt? Unverständlich ist es, wieso die den See umgeben-
den Bergriesen die alpartige (!) Bedrückung des Volkes durch die Tj'ran-
nen andeuten (25), man müfste denn den 'Alp', der nächtens den Schlä-
fer quält, direkt von den schneebedeckten 'Alpen' beziehen. Was ist ein
'Weg, über den ein dunkles Schicksal brütet' (29)? Von den drei Schlach-
ten bei Morgarten, Laupen und Sempach (84) pafst die bei Laupen nicht
hierher, weil da nicht 'der Adel mit dem Bürger' der Schweiz 'vereint
die fremden Unterdrücker zurückweisen'. Teils Thatkraft möchte man
anders als 'genial' (49. 52) benennen. Der Ausdruck 'stammverwandt'
(9. 23. 68) ist zweideutig gebraucht. Gut aber ist die Entwickelung der
Handlung dargestellt. Brauchbar ist auch die Charakteristik der Per-
sonen, wenn es hier auch zuweilen an Schärfe fehlt.
Vollmers Egmont 'schliefst sich nach Plan und Anlage im allgemei-
nen an seine Vorgänger in dieser Sammlung an' (5), also auch an Kue-
nens Teil. Er teilt mit diesem also auch die grofse Länge des 'Ganges
der Handlung' (9 — 50). Im übrigen aber ist die Arbeit erheblich besser.
Sie nennt die Quellen (5 f.), giebt eine grofse Fülle wichtiger Notizen
in den Anmerkungen unter dem Texte, ist in klarem und einfachem Stil
geschrieben, scheidet den Text der Inhaltsangabe des Dramas durch ver-
schiedenen Druck aus, giebt am Schlufs jedes Aktes dessen Inhalt noch
einmal in wenigen Zeilen an, bietet zum Vergleich den Text der Quellen,
weist oft auf Goethes persönliche Verhältnisse wie auf sein Studium von
Shaksperes Julius Oäsar hin, würdigt eingehend die Schillersehe Ee-
cension, druckt vollständig und hintereinander alle Notizen aus den Tage-
büchern und den Briefen an Frau von Stein ab, soweit sie den Egmont
betreffen, spart sich am Schlufs die meist recht überflüssigen Anmerkun-
gen. Kurz, die ganze Arbeit ist verständig, durchdacht, brauchbar. —
Die Notiz aber, dafs eine Bühnenperson, die einer anderen etwas erzählt,
so auch 'den Zuhörern, was geschehen' sei, erzähle (13. 28), gehört eben-
sowenig in eine Inhaltsangabe, wie die Erwähnung von 'Gesprächen' (15.
16) und 'Worten' (21). Denn Drama heifst 'Handlung'; sein Inhalt ist
nicht eine Reihe von Gesprächen, sondern Ereignissen; die Worte sind
nur das Mittel, um diese Ereignisse darzustellen; die Personen aber sind
die Träger, die treibenden Kräfte der Ereignisse. Jede Inhaltsangabe
mufs also zunächst eine schlichte, kurze, sachliche Darstellung des Gan-
ges oder Fortschritts der Handlung bieten. — Das 'der Mob radaut',
ist geschmacklos (19). Die Identifizierung von Goethes Begriff des Dä-
monischen mit des Sokrates Saifwvior (71) ist schwerlich begründet.
Buchners Egmont erinnert an G. Böttichers Ausgabe (Velhagen und
Klasiug). Beide Verfasser geben eine kurze Einführung, die besonders
die Geschichte des Egmont wie die des Dramas betrifft. Keiner von bei-
den druckt die Tagebuchnotizen oder Briefstellen ab. Während aber
Bötticher die Schillersche Recension gar nicht nennt, citiert Buchner
grofse Stücke daraus. Konsequenterweise lehnt jener 'eine ästhetische
406 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
Würdigung des Stückes überhaupt' ab; dieser ist trotz des Abdrucks
ästhetischer Urteile nicht geneigt, über gewisse darin berührte ästhetische
Fragen sich 'den Kopf zu zerbrechen; das mögen die Kunstrichter unter
sich ausmachen'. Bötticher bietet am Schlüsse Anmerkungen zum Texte
Goethes, Buchner aber nicht.
Berlin. Max C. P. Schmidt.
C. Tardel, Quellen zu Chamissos Gedichten. Wissenschaftliche
Beilage zum Programm der städt. Realschule in Graudenz,
Ostern 1896. — In Kommission bei Fock, Leipzig. 22 S.
M. 0.70.
In sehr verdienstvoller Weise stellt Tardel die Quellen fast aller epi-
schen Gedichte Chamissos unter ausreichender Mitteilung der benutzten
Texte mit. Jedesmal werden auch die Neuerungen des Dichters kurz an-
gegeben und erklärt. Auch wird gelegentlich auf andere Bearbeitungen
des gleichen Themas verwiesen (für die 'Männer im Zobtenberge' S. 4
hätte an Arnims Wiedererzählung erinnert werden können). — Eine über-
sichtliche Inhaltsangabe nach den Ausgaben von Koch und Walzel bil-
det den Schlufs.
Berlin. Richard M. Meyer.
Wiener Beiträge zur Englischen Philologie. Unter Mitwirkung
von K. Luick und A. Pogatscher herausgegeben von J. Schip-
per. II, Grundrifs der Englischen Metrik von J. Schipper.
Wien und Leipzig, Wilhelm Braumüller, 1895. XXIV,
404 S. 8.
Im vorliegenden Buche erhalten wir die dritte zusammenhängende
Darstellung der englischen Metrik von demselben Verfasser; die erste
war die wohlbekannte in drei umfangreichen Bänden, deren erster im
Jahre 1881 und deren Schlufsteil 1888 erschienen ist. Die zweite ist der
Abschnitt 'Fremde Metra' im Grundrifs der germanischen Philologie von
Herm. Paul, II, 1021 bis 1072, im Jahre 1893 herausgekommen. Die
gegenwärtige Bearbeitung, die an Umfang zwischen beiden vorigen steht,
ist nun nicht etwa eine blofse Abkürzung der einen oder Vermehrung
der anderen, sondern ein gröfstenteils neues Werk. Während sich die
Abhandlung im Panischen Grundrifs dem Plane des Ganzen gemäfs nur
mit den von englischen Dichtern des zwölften bis fünfzehnten Jahrhun-
derts angewandten fremdländischen Versarten beschäftigt, umfafst der
entsprechende Abschnitt des hier anzuzeigenden Buches gleichzeitig der-
artige Nachahmungen und Umbildungen der neueren und neuesten Poesie.
Andererseits haben die seit dem Erscheinen des ersten Bandes der ur-
sprünglichen 'Englischen Metrik' veröffentlichten metrischen Untersuchun-
gen, namentlich die von Sievers, ten Brink und Luick, eine vollstän-
dige Umarbeitung des Inhalts desselben notwendig, wenigstens wünschens-
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 407
wert gemacht. So sehen wir auf den ersten Blick eine ganz andere
Anordnung des Stoffes. Während in dem älteren Werke nach allgemei-
nen Betrachtungen über Ehythraus, Accent, Quantität, Eeim u. s. w. der
Verfasser chronologisch fortschreitet und auf die Behandlung der 'ags.'
Periode die dem Lateinischen entlehnten Versformen der älteren mittel-
englischen Zeit, dann erst die weitere Entwickelung der epischen Lang-
zeile folgen läfst, teilt er jetzt seih erstes Buch, 'Die Verslehre' — nach
einer verkürzten allgemeinen Übersicht über Metrik u. s. w. — in zwei
Teile: 1. 'Das nationale Metrum', d. h. die allitterierende Langzeile in
ihrer Fortbildung bis zur neuesten Zeit, und 2. 'Fremde Metra', wo er
nach einigen einleitenden Kaj^iteln über Versrhythmus, Silbenmessung,
Wortbetonung u. s. w. (auf S. 176) die Septenare, Alexandriner u. s. w.
vom Poema morale und Orm an bis zu den neueren Versuchen, den
Hexameter und andere klassische Metra einzuführen, in den Hauptzügen
darstellt.
Das zweite Buch, 'Der Strophenbau' betitelt, zerfällt dann wieder in
zwei Hauptabschnitte, denen ebenfalls allgemeine Definitionen vorangehen.
Im ersten werden, wie schon angedeutet, die der mittel- und neuenglischen
Zeit gemeinsamen Strophenformen betrachtet, worauf im zweiten die den
letzten Jahrhunderten allein angehörigen Strophen arten, wie Ottave rime,
Oden, Sonette u. s. w., mit ihren Umbildungen und Erweiterungen er-
örtert werden. In der älteren Metrik dagegen wird dieser Gegenstand
zum Teil im ersten Bande, soweit die betreffenden Erscheinungen noch
in die mittelenglische Periode fallen, zum Teil im zweiten Bande, der sich
ausschliefslich mit dem Neuenglischen beschäftigt, behandelt.
Wenn sich dann ferner im Einzelnen auch naturgemäfs mancherlei
Übereinstimmungen in beiden Werken finden, so zeigen sich doch auch
bedeutsame Abweichungen. Namentlich sei auf die hinreichend eingehen-
den Erörterungen (S. 9 fF.) über den Bau der Langzeile — bekanntlich
ist Schipper Anhänger der Vierhebungstheorie ' — aufmerksam gemacht ;
ebenso darauf, dafs er Sievers in der Annahme der fünf Grundtypen
folgt (S. 28 ff.). In der Darstellung der weiteren Entwickelung des hei-
mischen Verses im Mittelenglischen schliefst sich Schipper mehr an Luicks
Aufstellungen (s. u. a. Pauls Grundrifs II, S. 994 ff.) an, ohne diesem
jedoch in allen Punkten zuzustimmen (s. S. 91).
Bezeichnet demgemäfs das vorliegende Werk auch einen erheblichen
Fortschritt gegenüber dem älteren, so ist dieses letztere doch keineswegs
überflüssig geworden, da der dem 'Grundrifs' zu Gebot stehende Raum
den Verfasser mehrfach genötigt hat, sich mit Andeutungen und kurzen
( 'itaten zu begnügen, welche von demjenigen, welcher mehr als allgemeine
Belehrung sucht, in der 'Metrik' ausführlich nachgesehen werden können.
Wenden wir uns nunmehr zu solchen Punkten, bei denen man ge-
neigt sein könnte. Bedenken und Ausstellungen zu äufsern, so seien zu-
nächst ein paar Stellen erwähnt, an denen man trotz der gebotenen Kürze
1 D. h. er hält die Halbzeile für zwei hebig.
408 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
des Ganzen etwas eingehendere Angaben gewünscht hätte. So wären
meines Erachtens wohl etwas mehr Belege zu den noch lebenden allitte-
rierenden Formeln u. s. w. (s. S. 139), solche zu unreinen Reimen (S. 275),
ferner Beispiele von anglonorraännischen Versen (S. 177) u. s. w. vielen
willkommen gewesen.
Ferner wird es sich fragen, ob alle vom Verfasser angenommenen
metrischen Freiheiten bei genauer Prüfung der Überlieferung gewisser
mittelenglischer Gedichte beziehungsweise nach Herstellung eines kritischen
Textes wirklich zulässig erscheinen werden. So ist mir das Vorkommen
doppelter Senkungen als Auftakt oder in der epischen Cäsur (s. S. 122.
133. 134. 157 f. 208. 210) bei Chaucer doch recht zweifelhaft. Wenig-
stens sind die angeführten Beispiele keineswegs beweisend; denn meist
handelt es sich um ein unbetontes y im Auslaut vor vokalischem Anlaut
oder im Worte Caunterhunj, welches y unzweifelhaft einen j-Laut hatte,
also nicht als Silbe zählte. Der S. 208, Anmerkung 2 citierte Eeim ist
hierfür nicht mafsgebend, da daraus nur folgt, dafs Caunterbury wie ver-
schiedene andere Wörter {Hsse, kesse, mtirie, niyrie, merie) verschiedene
Aussprachen hatten. Bei den anderen a. a. O. angeführten Versen steht
die Überlieferung keineswegs fest, worauf aber hier nicht näher einge-
gangen werden soll. Dasselbe gilt von der Zulässigkeit des Hiatus, s. S. 159.
Die Stelle aus House of Fame, S. 181, lese ich: First sdwgh I the de-
stniccioün Of Troye thörgh, etc. ; ebd. Thorgh ivhieh Troyens, etc., wodurch
die Verse durchaus regelmäfsig werden. Da wir gerade bei Chaucer stehen,
so sei noch angeführt, dafs das bekannte Gedicht nicht nach schlechteren
Handschriften Assembly of Fowles (s. S. 327 und 388), sondern nach den
besseren und nach des Dichters eigenem Ausdruck (Leg. of G. W. V. 419)
Parlament of F. genannt werden sollte. Ebenso sollte es S. 331 Com-
playnt of Venus heifsen, da der Mars ein viel älteres, mit dieser Klage in
keinem engeren Zusammenhange stehendes Gedicht ist. Bezüglich der
Bemerkung über Chaucers ßondels (S. 338) sei auf Skeats Ausgabe der
Minor Poems, S. 100 f., und bezüglich des Gebrauches der Terza Rima
auf ebd. S. 214 verwiesen. S. auch meine Chronology of Chaucer's Writ-
ings, S. 20 ff.
Ferner sind die S. 152 und 153 oben citierten Verse nicht aus dem
Alexander, wie es den Anschein hat, sondern aus Chaucers Prolog zu den
Canterbury Tales.
An einigen Stellen scheint mir der zur Bezeichnung der betonten
Silben gesetzte Accent nicht an richtiger Stelle zu stehen; so würde ich
z. B. im Citat aus Surreys Äneis auf S. 218 ändern: Ne tö her limbs, etc.;
ebd. What new guest is this, thät to~our redhn is eome?; S. 227 aus ]\'Iar-
lowes Tamerlane: Ah, säcred Mdhomet, thou thät hast seen, etc. etc., wo-
durch meines Erachtens der Gang der Verse, unbeschadet eines unter-
geordneten rhetorischen Accentes, regelmäfsiger erscheinen würde. S. 162,
glaube ich, ist der Reim so zu lesen : see'er : clear, nicht see her : clear
(mit zweisilbiger Aussprache des letzten Wortes).
Endlich noch ein paar Druckfehler. S. 91 1. Abgesanges; S. 147
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 409
(Vers, von El. B. Browning) 1. light; S. 159 unten With; S. 168 (Mitte)
merciful; S. 308 (aus Moore) no (satt noe); S. 374 (Sonett, letzte Zeile)
Life; S. 307 (Ben Jonson) Though; S. 290 (Wyatt) Save you; S. 240 triäh
(Suckling). — Dann ist manchmal der Stabreim nicht bezeichnet; so
S. 84 ifieres (VI, 173); S. 110 heart (Zeile 2); S. 111 fellys, etc.
Doch genug der Ausstellungen, deren Bedeutung im Vergleich zum
Werte des Werkes nur gering ist. Jedenfalls ist Schippers 'Grundrifs der
englischen Metrik' Studierenden wie Lehrern aufs beste zu empfehlen.
Grofs-Lichterfelde. J. Koch.
The middle-English translation of Palladius de re rustica edited with
critical and explanatory Dotes by Mark Liddell. Part I —
text. Berlin, E. Eberling, 1896. VIH, 289 S. 8 M.
Die Palladius-Ausgabe von Herrtage für die E. E. T. S. wimmelt von
Nachlässigkeiten ; Liddell giebt uns daher eine bessere, obwohl der inhalt-
liche und" künstlerische Wert des Denkmals gering ist. Seine Wider-
gabe der Hss. macht den Eindruck grofser Zuverlässigkeit. Hoffentlich
begegnen wir ihm bald auch als editor princeps von einem der Original-
werke des fünfzehnten .Jahrhunderts, die noch der Auferstehung harren.
Zwei Hss. lagen Liddell vor: Fitzwilliam, ohne Zweifel die ältere
und bessere, und Bodley Add. A. 369. Zuerst erhalten wir nun einen
Abdruck von F., wobei jede Abweichung von F. in einer Anmerkung be-
merkt und, wo möglich, durch die Lesart von B. gestützt wird. Am
Schlufs wird uns dann B. vollständig mitgeteilt, aber nur in Form einer
Kollation mit der Ausgabe von Herrtage. Also zweifache Mitteilung von
B. : teilweise, wo die Vergleichung lehrreich wäre; vollständig, wo sie das
apologetische Interesse hat, Liddells Neuausgabe gegenüber der von Herr-
tage zu rechtfertigen. Übersichtlicher wäre es gewesen, alle Varianten
von B. einfach unter den Text zu setzen. So mufs man sich doch immer-
fort mit dem leichtsinnigen Buch von Herrtage schleppen.
Wo Liddell F. korrigiert, geht er mir öfters zu weit und ändert auch,
wo ihm die Reime kein Recht dazu geben. Ich greife zunächst ein paar
principielle Dinge heraus. F. läfst öfters ein anlautendes y oder h vor
hellem Vokal aus : yf st. yif, I, 82 ; eer st. yeer, IV, 764 ; ennis st. hennis,
I, 584; er [or] st. her, I, 632; ere st. here, II, 100; ereithefr] st. her either,
I, 880, III, 3M7, XII, 133. Liddell hat hier, lediglich auf B. sich stützend,
y vorgesetzt, obwohl noch im sechzehnten Jahrhundert, z. B. bei Holins-
hed, ear st. year gedruckt erscheint, sowie umgekehrt yere st. ere. Auch
anlautendes h hat er hergestellt aul'ser in ere/'ther, das jetzt erst recht
vereinzelt dasteht. — Auf das Gebiet der Prosodie führen uns die Wör-
ter lüü I, 1058, holugk II, 200, soluyhes IV, 239. Liddell verändert sie
gegen F. in Ute, holyh, solghes, um überzählige Silben zu vermeiden. Es
sind aber lauter Fälle von Verschleifung auf der Hebung. — Schliefslich
zu einzelnen Stelleu: therfro I, 804 hat Liddell in iherfrom geändert
(mit B.), trotz Parallelfälleu wie away fro tlierl, 535; ofßce I, 691 in offis
410 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
zu verwandeln, damit das End-e ja nicht skandiert werde, geht etwas
weit; And move it lonrj tyme to and fro XI, 430 braucht kein longe.
Umgekehrt hätte die Konsequenz, mit der Liddell meist die fehlenden
Senkungen einsetzt (vgl. I, 880, I, 1168, II, 368 u. ö.), erheischt, dafs auch
in And fenstellis IV, a columbaire I, 584 die historisch berechtigte Form
fetwstellis (lat. fenestella) hergestellt würde, obwohl B. dafür keine Stütze
bietet. — Ferner hat Liddell die Reime mehrfach von graphischen Ent-
stellungen gesäubert; er setzt z. B. diye st. dye (: crie VII, 212), ynowe
st. ynoiigh (: growc) II, 281, IV, 749. Doch läfst er stehen walles (: halle is)
I, 533, eye (: maladie) I, 599, volle {\pulle, vgl. iculle : fülle I, 1067) II, 251.
Mit Recht hat dagegen Liddell eine Eigentümlichkeit von F. beseitigt,
gegen die ein Reim zeugt: die häufige Schreibung von e st. ey {fere I,
716, Uvene III, 347, 536, the III, 641, 1127, le VI, 129), wie umgekehrt
ey, ei st. e {they V, 165, their XII, 308); vgl. encjre[y]ne : greyne I, 418.
— Streiten läfst sich über den Abfall eines guslautenden d nach Sonoren,
stets nur im Versinneren, weil da vielleicht thatsächlich ein bequemes Hin-
überziehen zum folgenden Wort eintrat: an[d] XII, 69, 499, feel[d] I, 281,
III, 37 (umgekehrt sonder st. sonner III, 1070). Ähnlich mil[k] elept II,
869. — Rein graphisch scheint iu einer Hs. des fünfzehnten Jahrhunderts
der gelegentliche Wegfall von t neben k im Wortauslaut: lengftjh 1, 466,
righftj III, 833, nyghftj V, 177, taugh[t] VIII, 45; umgekehrt: bought
st. boiigh: ynough III, 412, thoght st. though II, 629.
Wohl infolge eines Druckversehens ist unklar die Variante zu XII, 866.
Ein erschöpfendes Urteil über die Ausgabe wird natürlich erst mög-
lich sein, wenn auch der zweite Teil vorliegt. Vielleicht giebt uns da der
Herausgeber für manches, was uns zunächst befremdet und als ein
Schwanken zwischen Textabdruck und kritischer Ausgabe erscheint, auch
befriedigende Aufklärung. Inzwischen aber besteht kein Zweifel, dafs
seine Arbeit gegenüber der von Herrtage einen ganz wesentlichen und
höchst erfreulichen Fortschritt bedeutet. Sehr dankenswert sind nament-
lich die Citate aus dem lateinischen Original, die Liddel häufig in An-
merkungen giebt, um uns über Form oder Bedeutung gewisser Wörter
aufzuklären. A. B ran dl.
Thoraas Morus Utopia. Herausgegeben vod Victor Michels imd
Theobald Ziegler. Berlin, 1895. (Latein. Litteraturdenkmäler
Bd. U.) LXX, 115 S. kl. 8. M. 3,60.
In den letzten Jahren hat sich die Aufmerksamkeit wieder in er-
höhter Weise der Utopia von Thomas More zugewandt. Er ist so zu sagen
wieder 'aktuell' geworden, da die Ideale, die er vor vier Jahrhunderten
aufgestellt hat, in unserer Zeit der Demokratie und des Socialismus eine
gröfsere praktische Bedeutung erlangt haben. Die Vertreter der Social-
demokratie sehen nicht mit Unrecht in ihm ihren geistigen Vater.
So erklärt es sich, dafs die jüngste Zeit uns Schriften über Thomas
More, eine deutsche Übersetzung der Utopia und fast gleichzeitig zwei
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 411
bedeutende Ausgaben gebracht hat, die vorliegende deutsche und eine
englische von Lupton, dem zweiten Lehrer an der St. Paulsschule und
Biographen ihres Gründers John Colet. Da beide Ausgaben von in hohem
Mafse berufener Hand abgefafst sind, so liegt eine Vergleichung derselben
nahe. Ein Unterschied zeigt sich zunächst in der äufseren Erscheinung.
Die englische Ausgabe, welche neben dem lateinischen Texte auch noch
die Übersetzung von Robynson und alle Zuthaten der Originalausgabe
von 1518 enthält, ist ungefähr dreimal so grofs als die deutsche und tritt
in viel reicherem Gewände auf. Sie ist natürlich auch dementsprechend
teurer. Ferner haben die Herausgeber verschiedene Vorlagen zu Grunde
gelegt. Lupton stützt sich auf die Ausgabe C, während Michels — nur
ein Teil der Einleitung rührt von Ziegler her — die Editio princeps zu
Grunde legt. Lupton behauptet nämlich, dafs die Ausgabe C von More
selbst durchgesehen und gebilligt worden sei, was Michels auch als mög-
lich zugiebt (S. LIX), wenn er auch selbst nicht der Ansicht ist (S. XLV).
Mir scheint in diesem Falle der Engländer das Richtigere getroffen zu
haben. Ob More selbst oder seine Freunde mit seiner Zustimmung die
Ausgabe C verbessert haben, jedenfalls erscheint sie als die beste und
letzte vom Verfasser anerkannte doch auch als die eines Abdrucks wür-
digste. Da M. aber die Fehler von A meist nach C verbessert hat und
fast alle Varianten von C verzeichnet, so ist die Sache praktisch von
geringer Bedeutung. Ein grundlegender Unterschied herrscht mit Bezug
auf die Erklärung der Utopia. Der Engländer berücksichtigt hauptsäch-
lich die realen Grundlagen des Buches. Er zeigt uns, in welchem Kreise
von Ideen und in welchen Verhältnissen Mores Weltanschauung sich ge-
bildet hat, wie bei ihm das politische und geistige Leben zur Zeit der Re-
naissance sich wiederspiegelt. In dieser Hinsicht ist die deutsche Ausgabe
entschieden dürftig. Dagegen übertrifft sie die englische bei weitem an
methodischer Gründlichkeit und philologischer Genauigkeit in der Be-
handlung des Textes und der Bibliographie und bringt in der Abhandlung
von Prof. Ziegler eine geistvolle und erschöpfende Darstellung des Ge-
dankeninhalts der Utopia in ihren Beziehungen zum Humanismus, Ratio-
nalismus und Socialismus. So ergänzen sich die beiden Ausgaben in
glücklicher Weise.
Ich gehe jetzt zu den Einzelheiten über. Von Ausgaben erwähnt
Lupton aufser den von M. angeführten noch eine 1519 zu Venedig in der
Junta-Druckerei gedruckte und eine in Wittenberg 1591 erschienene; von
englischen Übersetzungen noch die von Arthur Cayley aus dem Jahre
1808. Unpraktisch erscheint es, dafs M. die Randnoten, welche doch wohl
von More selbst oder seinen Freunden herrühren und den Text erläutern,
unter die Lesarten verbannt hat. Im Texte selbst ist mir folgendes auf-
gefallen : S. 16, :')o ist wohl olncrit (st. ob/if) zu lesen, wie C hat, ent-
sprechend dem folgenden (pxjrotaverint. Diese Lesart fehlt auch bei IM. —
S. 44, 20 schlägt Lupton passend vor ut finitimos zu lesen wegen des
folgenden Konjunktivs perculerä. — S. 53, 29 liest man besser mit B
hominibus quvKjentis . . . vacatio permittilur (statt homines quingenti), wir
412 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
müfsten dann ein quihus einschieben oder einen Anglicismus (Auslassung
des Relativpronomens) annehmen. — S. 58, 15 hat C richtiger ab alio-
rum coetu semoveri. — S. 58, 26 hat C tranibororum (st. traniborum),
welches jedenfalls eine Verbesserung ist. — S. 74, 26 hat C quoi conferant
(st. qua- conservant), eine Lesart, die sowohl dem Sinne nach als auch
grammatisch wegen des folgenden Konjunktivs vorzuziehen erscheint. —
S. 91, 29 schlägt Lupton vor (st. occidat) occidatiir zu lesen, was in der
That einen besseren Sinn ergiebt. — S. 97, 2 mufs wohl mit B ut si (st.
nisi) gelesen werden.
An Druckfehlern habe ich gefunden S. VI Jewery an Stelle von
Jewry; S. LXI zu 43, 11 R. fortuna an Stelle von forma; S. LXIV zu
74, 21 R. decorum an Stelle von dearum.
Berlin. Ph. Aronstein.
Quellen - Studien zu den Dramen Ben Jonsons, John Marstons
und Beaumonts und Fletehers, von Emil Koeppel. Erlangen
u. Leipzig, 1895. 158 S. (Münchener Beiträge zur Roma-
nischen und Englischen Philologie. XI. Heft.)
Auch dieses Buch legt Zeugnis ab von der ausgebreiteten Belesenheit
des Verfassers, besonders auf dem Gebiet der italienischen und spanischen
Novellenlitteratur.
Es lag in der Natur der Aufgabe, die Koeppel sich gestellt hatte,
dafs er vieles Bekannte wiederholen mufste. Doch auch die Zusammen-
stellung der schon von anderen gegebenen, aber in verschiedenen, zum
Teil schwer zugänglichen Büchern zerstreuten Quellennachweise ist ver-
dienstlich und dankenswert. Oft hat der Verfasser indessen frühere For-
schungen durch den Nachweis selbstgefundener litterarischer Beziehungen
ergänzt und manchen interessanten Zusammenhang aufgedeckt, besonders
was die Dramen Beaumonts und Fletehers betrifft. K. zeigt, dafs die
Stoffe dieser Dichterfirma meist italienischen oder spanischen Novellen
oder Romanen entlehnt sind, zugleich aber, dafs die Behandlung stark
unter dem Einflufs Shaksperes steht.
Ich möchte, was den ersteren Punkt betrifft, hier vorläufig wenigstens
die Vermutung aussprechen, dafs aufser spanischer und italienischer Er-
zählungslitteratur auch die französische B. u. Fl. nicht selten, oder doch
öfter, als nachgewiesen ist, als Quelle gedient hat. Eine ganze Anzahl
von Dramen, meist solche, deren Quelle noch nicht bestimmt ist, hat
französisches Kolorit: Tlüerry and Theodoret, The Honest Man's Farfnne,
The Little French Latnjer, The Sea Voijage, The Begrjar's Bush, Tlie Noble
Gentleman, The Eider Brother, The Ktce Valour.
Bei dem ersten dieser Stücke, Thierry and Tlieodoret, glaube ich nicht
an eine Mehrheit der Quellen. Gewifs ist direkt oder indirekt (durch
Vermittelung des Dramas 'Brunhowlte') nur eine französische Erzählung
benutzt worden, die im wesentlichen wohl auf Fredegars Chronik beruht.
Der Inhalt ist romanhaft gefärbte Geschichte. Brunhalt ist die berühmte
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 413
und berüchtigte Merovinger Königin Brunichildis, Brunlialts Söhne Thierry
and Theodoret entsprechen ihren Enkeln Theodorich und Theodobert,
Protaldye dem historischen Günstling der Brunichildis, Protadius. Die
verbuhlte und grausame Natur der Brunhild, ihre Vertreibung vom Hofe
des einen Enkels (Sohnes), die freundliche Aufnahme, die sie am Hofe
des anderen fand, die von ihr zwischen den Brüdern angestiftete Zwie-
tracht, das Verhältnis von Thierry zu Ordella (= Irmenberg, Tochter des
Westgotenkönigs Witterich) — das alles und manches andere ist in den
alten Chroniken {Fredegar, Liber Historien Francorum, Vita Columbani)
schon zu lesen (beruht allerdings zum Teil auf Verleumdung), vgl. Lom-
mels allgemeine Frankengeschichte S. 146 iF.
Dagegen kann ich keine besondere Ähnlichkeit mit den zeitgenössischen
Verhältnissen am französischen Hofe unter Maria von Medicis entdecken,
aufser, dafs die Regentin einen Günstling hat, wie es eben gewöhnlich
der Fall ist. Ebensogut könnte der Verfasser an das Verhältnis Elisa-
beths zu Leicester gedacht haben.
Ich glaube, man kann dieses Drama mit demselben Recht als ein
historisches bezeichnen, wie so viele andere, in denen Geschichte und
Sage vermengt ist. Die Namensform Thierry verrät den französischen
Ursprung.
Mich w^undert übrigens, dafs Koeppel die Ähnlichkeit der ersten Scene
mit Hamlet III, 4 nicht aufgefallen ist.
Bei einem anderen der von Koeppel ohne Quellennachweis gelassenen
Dramen : Ihe Beggar's Bush, möchte ich wenigstens auf eine Spur hin-
weisen, die vielleicht zur Auffindung der Quelle führt. Die im Walde in
der Nähe Von Brügge hausenden Bettler, über die der vertriebene Graf
von Flandern, selbst als Bettler verkleidet, herrscht, sind doch gewifs
die niederländischen 'Geusen' (guetix-beggar),' welche ja in der That viel-
fach in Wäldern hausten und gerade in Flandern im Jahre 1566 ihr
Wesen trieben. Es scheinen sich also verdunkelte historische Erinnerungen
in dem Drama wiederzuspiegeln. Es liegt nahe, in dem vertriebenen
Grafen Gerrard und seinen Sohn Florez, in dem Usurpator Wolfort Per-
sonen zu sehen, die in den niederländischen Wirren jener Zeit eine Rolle
spielten. Sollte etwa Wilhelm von Uranien (der in der That lange in der
Verbannung lebte) und sein Sohn Moritz, und als Gegner Herzog Alva
gemeint sein? Wilhelm von Uranien war zwar keiu eigentlicher Führer
der Geusen, von der Volkssage konnte aber leicht diese Rolle auf ihn
übertragen werden, da er der bedeutendste Vorkämpfer der Befreiung der
Niederlande war.
Dem Drama dürfte eine Novelle zu Grunde liegen, deren Handlung
in die Geusenzeit verlegt ist, die indessen zu einer Zeit und in einer
Gegend verfalst ist, in welche nur schwache und undeutliche Kunde von
dem Geusenaufstand des Jahres 1566 gedrungen war.
Die eigentliche Fabel des Stückes hat wohl keine historische Grundlage.
Die Benutzung von Motiven aus Dramen Shaksperes ist hier aller-
dings augenfällig; aufser dem 'Kaufmann von Venedig' und 'Wie es euch
414 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
gefälllt' scheinen auch der 'Sturm' und der 'Sommernachtstraum' Keminis-
cenzen geliefert zu haben, besonders in den letzten Seenen.
Den E^infliil's Shaksperes auf Beauniont-Fletchers Drama hat K.
durch mehrfache Nachweise von Parallelstellen und Ähnlichkeiten in der
Komposition überzeugend dargethan (nur, wie mir scheint, etwas über-
schätzt). Die Auffassung und Deutung solcher Übereinstimmungen ist
freilich viel von subjektivem Eindruck abhängig, doch betont K. manch-
mal geringfügige Ähnlichkeiten wohl zu sehr. Andererseits finde ich bis-
weilen auffallende Übereinstimmungen, die von K. ebensowenig beachtet
worden sind wie von seinen Vorgängern. So kommt es mir vor, als wenn
jene Scene in The Maid's Tragedy, in welcher Evadne den König ermor-
det, der berühmten Mordscene des Othello nachgebildet ist.
Die Worte der Evadne:
Once I was lovely; not a blowing rose
More chastely sweei, tili thou, thou, thou, foul canker^
— Stir not! — dldst poison nie —
erinnern zugleich an Oth. V, 2, 13 und an einen gerade bei Shakspere
besonders beliebten Vergleich (z. B. Haml. 1, 3, 40). Wer jene Othello-
Scene aufmerksam mit der Beaumont-Fletclierschen vergleicht, wird auch
sonst noch Ähnlichkeiten im Ausdruck und in der Komposition entdecken.
Aspatia, die in diesem Drama als Mann verkleidet ihren treulosen Gelieb-
ten Amintor zum Zweikampf herausfordert und von ihm getötet wird,
erinnert mich an Perseda im fünften Akt des Schauspiels Soli man and
Perseda; die Ähnlichkeit ist mindestens ebensogrofs, wie die mit einer
Episode der Arcadia (Koeppel S. 39). Aber das ältere Drama ^kann sehr
wohl von der Arcadia beeiuflufst sein, wenn es, wie ich annahm (Thomas
Kyd S. 62), um 1591 verfafst oder wenigstens umgearbeitet worden ist.
Die Bandellosche Novelle, welche dem Drama T/ie Knight of Malta
zu Grunde liegt, geht auf die weitverbreitete, auch in England schon vor-
her poetisch behandelte Sage vom Grafen von Toulouse zurück, was K.
entgangen zu sein scheint (S. 69); vgl. Lüdtke, Ihrl of Tolous S. 181.
Um den Umfang dieser Anzeige nicht über die Gebühr auszudehnen,
verspare ich mir sonstige Bemerkungen zu den Beaumont-Fletcherschen
Dramen für einen besonderen Aufsatz.
Aufser den Dramen dieser Dichterfirma, welche den weitaus gröfsten
Teil von Koeppels Buch in Anspruch nehmen (S. 34 bis 132), sind noch
Werke von Ben Jonson, Marston (S. 1 bis 33) und im Anhang (S. 133
bis 151) einzelne Schauspiele von Heywood, Tourneur und Massinger be-
sprochen.
Bei Ben Jonson begnügt Koeppel sich im allgemeinen damit, zusam-
menzustellen, was andere Forscher (GifFord, Laugbaine, Baudissin, Kapp,
Eeinhardstöttner) schon ermittelt hatten.
Interessanter sind die, allerdings auch ziemlich aphoristischen Be-
merkungen über John Marston, die neuerdings eine willkommene Ergän-
zung erhalten haben durch Aronsteins Abhandlungen in den Engl. Stud.
XX, XXI. Bei den Dramen Antonio and Mellida und Antonio's Revenge
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 415
hebt K. mit Recht den Einflufs Kyds hervor. Es freut mich, bei dieser
Gelegenheit zu sehen, dafs Koeppel meiner Ansicht über den Verfasser
des Ur-Hamlet (sowie der Tragödie von Soliman und Perseda) beipflich-
tet. Das Drama Antonio and Mellida (24. Okt. 1601 in das Buchhändler-
register eingetragen) könnte aber doch wohl schon durch Shaksperes
Hamlet (erste Redaktion) beeinflufst sein, so dafs es nicht nötig wäre, auf
den verloren gegangenen Kydschen Ur-Hamlet zurückzugreifen.' Ich habe
in den Engl. Studien XXI, 444 Gründe für die Ansicht geltend gemacht,
dafs Shaksperes erste Bearbeitung des Hamlet-Dramas in das Jahr 1600
oder spätestens Anfang des Jahres 1601 zu setzen ist.
In Marstons Drama The Wonder of Women nimmt K. Beeinflussung
durch Shaksperes Macbeth an, und die auf S. 25 angezogenen Parallelen
sind allerdings sehr auffallend. Aber dieses Marstonsche Trauerspiel
ist schon am 17. März 1606 in das Buchhändlerregister eingetragen, mufs
also doch im Winter 1605 — 6 schon zur Aufführung gelangt sein. Shak-
speres Macbeth dagegen ist nach allgemeiner Annahme nicht vor 1606
verfafst, und kaum vor 1607 zur Aufführung gekommen (Brandl, Shak-
spere S. 179).
Ist nicht die Möglichkeit einer umgekehrten Beeinflussung vorhan-
den? Wenn in Shaksperes Macbeth mehrfache Reminiscenzen an Kyds
Spanish Tragedy vorkommen (vgl. Engl. Stud. XXI, 328), so dürfte doch
wohl auch einmal ein uubewufster Anklang an eine Stelle aus einem an-
deren, ebenso inferioren zeitgenössischen Drama möglich sein.
Der eigentliche Zweck und Wert von Quellenuntersuchungeu scheint
mir darin zu liegen, dafs sie uns einen Einblick in die geistige Arbeit
des Dichters ermöglichen, dafs durch Vergleichung der Bearbeitung mit
dem dichterischen Rohstoffe die Individualität des Dichters deutlicher
hervortritt.
Auch in dieser Beziehung bieten Koeppels Ausführungen manches
Interessante und Anregende (z. B. S. 99 ff". 131 f.); aber die Behandlung
der Frage könnte tiefer und umfassender sein, wie man überhaupt an dem
Buche, das so schätzbares Material bietet, den organischen Zusammen-
hang vermifst.
So hat denn K. auch für die freilich sehr schwierige Verfasserfrage
nichts Förderndes beibringen können (S. 131), obwohl man doch meinen
sollte, dafs das Verhältnis zur Quelle bei den verschiedenen Dichtern
nicht überall genau dasselbe ist.
Auch nach den Forschungen Koeppels bleibt der allgemeine Eindruck
' An einer Stelle von Antonio and Mellida dürfte eine Keminiscenz an Shak-
speres Henry V. vorliegen:
Ant. IV, 1, 48 "Tis not the bared pale, the bendtd knees,
Gilt tipMaves, Tijrian purple, chairs of State
Troops of pied buUnrflies that flutter still
In grcalness" summet; that conflrm a prince;
'Tis not the unsavoury breath of multitudes etc., etc.
5. Henr. IV, 1, 277 'Tis not the bahn, the sceptre and the ball etc., etc.
416 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
bestehen, dafs die Epigonen Shaksperes in der Komposition ihrer Dra-
men meist selbständiger, freier, man möchte sagen origineller und phan-
tasievoller erscheinen als der grofse Dichter, dessen Stärke offenbar mehr
in der Cluirakterzeichnung, in der psychologischen Ausarbeitung, als in
der Erfindung dramatischer Motive lag.
Auf die Frage, ob nicht vielleicht zeitgenössische Ereignisse und Per-
sonen Stoff für dramatische Behandlung geliefert haben, ist K. nur wenig
eingegangen. Ich glaube, dafs ein Studium englischer und französischer
Hofgeschichten jeuer Zeit doch noch auf manches Licht werfen würde.
So drängt sich mir z. B. bei den ersten drei Akten vou Tke Maid's
Tragedy unwillkürlich die Erinnerung an Gabrielle d'Estrees {= Evadne),
ihr Verhältnis zu Heinrich IV. (= King) und zu ihrem Titulargatteu
Amerval - Liancourt (^= Amintor) auf (vgl. Descloseaux, Le proces et le di-
vorce de Oabrielle d'Estrees, Paris 1886). Auch für Evadnes Bruder Me-
lantius könnte man ein Original in dem tapferen Bruder der Gabrielle,
Francois Annibal d'Estrees, Marquis de Cceuvres, finden, der es später bis
zum Marschall von Frankreich brachte und schon um 1610 als Gesandter
in Brüssel eine ziemliche Rolle spielte.
Koeppels Buch ist iu ansprechendem, lebendigem Stil geschrieben. Bis-
weilen fallen indessen Anglicismen auf, die bei einem Anglisten allerdings
begreiflich sind, z. B. S. 102 'Hiermit ist seine Schuld an [debt to] Lope
de Vegas Roman erschöpfend angegeben' (im Deutschen braucht man
doch 'Schuld an etwas' in anderem Sinne), oder S. 67 'trotz vieler Detail-
Schönheiten denkt man an und spricht von Fabrikware'.
Auch ein Satz wie 'Das schreiende Plagiat hat sich bitter gerächt'
(S. 57) ist nicht sehr schön; wir werden an Dr. Wippchens Stil erinnert.
Kiel. G. Sarrazin,
History of Rasselas Prince of Abyssinia by Samuel Johnson.
Edited with Introduetion and Notes by Oliver Farrar Emer-
son. New York, Henry Holt & Co., 1895. LV, 179 S. 8.
Eine mit löblicher Sorgfalt hergestellte Ausgabe des vielgenannten
Werkchens, die in Einleitung und Anmerkungen manches Beachtenswerte
bietet. Gegen die von Boswell herrührende, weitverbreitete Tradition, dafs
Johnson seine philosophische Erzählung geschrieben habe, um die Be-
gräbniskosten und einige kleine Schulden seiner am 20. oder 21. Januar
1759 verstorbenen Mutter bezahlen zu können, erfahren wir im ersten
Kapitel der Einleitung, dafs der Rasselas aller Wahrscheinlichkeit nach
schon vor dem Tode der alten Mrs. Johnson so gut wie abgeschlossen
war, was aus einem S. XI f. abgedruckten Briefe Johnsons vom 20. Januar
1759 an den Verleger Strahan hervorgeht. Veröffentlicht wurde die Ge-
schichte in der zweiten Hälfte des März oder im April 1759.
Von gröfserem Interesse sind die im zweiten Kapitel enthaltenen
Quellennotizen. Die Moralisten des achtzehnten Jahrhunderts liebten es,
ihren Parabeln einen orientalischen Hintergrund, ein zumeist freilich sehr
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 417
dünn aufgetragenes östliclies Kolorit zu geben — dafs Johnsons Rasselas
gerade ein abessinischer Prinz geworden ist, erklärt sich aus der ein-
gehenden Beschäftigung des Verfassers mit der Reisebeschreibung des
Jesuiten Lobo, betitelt 'Voyage Historique D'Abyssinie'. Johnson hatte
gröfsere Abschnitte dieses Werkes aus der französischen Übersetzung des
Abbe Le Grand ins Englische übertragen und seine Arbeit 17:35 drucken
lassen. Aus Lobo stammen der Name des Titelhelden und viele Einzelhei-
ten der Beschreibung, wie das Emerson in seinen Anmerkungen gründlich
nachgewiesen hat. Auch den Gedanken des abessinischen Paradieses, des
happij Valley, wo Rasselas nebst den anderen Königskindern erzogen wird,
verdankt Johnson älteren portugiesischen Reiseberichten, aus welchen die
Schilderung dieser Idylle in ein 1613 gedrucktes Buch dieser Gattung:
'Purchas bis Pilgrimage' übergegangen war. Von da an finden sich ver-
schiedene Anspielungen auf the famoiis kill Amara, die Stätte dieses ir-
dischen Paradieses, in der englischen Dichtung, Milton nennt den Hügel,
Thomson preist in seinem Sommer wortreich die landschaftlichen Reize
Abessiniens, a land of u-ondeis (vgl. Introd. S. XXIII ff.).
Vollkommen Johnsons Eigentum hingegen ist der Gedankengehalt
der Erzählung, in ihr finden wir die Quintessenz seiner bei aller Gläu-
bigkeit oft so trostlosen Weltanschauung, seiner bitteren Weltweisheit.
Kurz vergleicht Emerson Voltaires 'Candide', der in dem Entstehuugs-
monate des 'Rasselas' veröffentlicht, Johnson aber nicht bekannt geworden
war, mit der englischen Erzählung, betont die merkwürdige Übereinstim-
mung des Grundgedankens, des beiden Autoren gemeinsamen Protestes
gegen einen grenzenlosen Optimismus und findet die Hauptverschiedeu-
heit in der Zuversicht, mit welcher Johnson aus der leidvollen Gegen-
wart in ein die scheinbaren Ungerechtigkeiten unseres kurzen Daseins
ausgleichendes Leben nach dem Tode blickt.
Die Eigentümlichkeiten des Johnsonschen Stiles sind im vierten Ka-
pitel der Einleitung beleuchtet, besonders eingehend seine unbewufsten
Euphuismen, seine Vorliebe für gleich gebaute Phrasen {the balanccd
structure, sagt Emerson S. XLVI), das häufige Auftauchen der Allitte-
ration.
Der Text selbst ist ein genauer, aber in Orthographie und Inter-
punktion modernisierter Abdruck der Editio princeps. In den ihm fol-
genden reichlichen Anmerkungen freuen uns besonders die Verweise auf
Parallelstellen in Johnsons Zeitschriften, wodurch uns die Kardinalpunkte
seiner Weltanschauung nachdrücklichst eingeschärft werden. Wir gewin-
nen auf diese Weise tiefe Einblicke in die ernste, kämpfende Seele des
Mannes, dessen Wesen Leslie Stepheu in wenigen Worten trefflich gekenn-
zeichnet hat: Johnson icas an ardcnt believer, evcr fujhtimj iiith doubt.
Eis heart was füll of faith, white his intellect was mclincd to scepticism.
Wer die gedankenreichen Sentenzen, die vielen unvergel'slicbeu Mahn-
worte des 'Rasselas' in sich aufnehmen will, dem sei Emersous lehrreiche
Ausgabe bestens empfohlen.
Strafsburg i. E. Emil Koeppel.
Archiv f. n. Sprachen. XCVII. 27
418 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
Lieder und Balladen von Robert Burns, nebst einer Auswahl
der Gedichte herausgegeben von Wilhelmine Prinzhorn.
Halle a. S., Druck und Verlag von Otto Hendel, 1896.
In geschmackvollem Leinwandband. M. 1,50.
Die vorliegende Sammlung ist als Festgabe zu der am "21. Juli 1896
gefeierten Wiederkehr des Tages erschienen, an dem Robert Burns vor
hundert Jahren gestorben ist. Vorangeschickt wird ein zwar hübsch ge-
schriebenes Leben des Dichters, das aber, da es aus der Feder einer Dame
herrührt, über das der Menge Anstöfsige flüchtig hinwegeilt. Es wäre
nicht nötig gewesen, allerlei zu verschleiern, der Gesamtcharakter bliebe
doch schön ; wo so viel Licht ist, braucht man Schatten nicht zu tilgen.
Mit der Auswahl können wir sehr zufrieden sein ; die Lieder und
Balladen werden in einer grofsen Eeichhaltigkeit geboten, so dafs wir
nur wenige vermissen, wie z. B. Tke lass that made the bed to me. Eine
Dame freilich wird sieb schwer zu der Übersetzung des Gedichts ent-
schliefsen. Dafs die kirchlichen Streitgedichte fortgelassen sind, brauchen
wir nicht zu beklagen ; mit geringen Ausnahmen können sie bei uns doch
einmal kein allgemeines Interesse erwecken. Dagegen sollte in einer fast
auf Vollständigkeit Anspruch erhebenden Sammlung das Singspiel The
Jolly Beggars ungeachtet seiner Derbheit nicht fehlen.
Auch in anderer Beziehung ist die Zusammenstellung sehr reichhaltig;
denn sie giebt uns einen guten Überblick über das in der Übersetzung
des Dichters bei uns schon Geleistete. Mit Einschlufs der Herausgeberiu
sind dreiuuddreifsig hochdeutsche Übersetzer in dem Werke vertreten,
und diese Zahl ist ein deutlicher Beweis, wie sympathisch uns Burns ist;
sind doch manche seiner Lieder durch Kompositionen zum Nationaleigen-
tum geworden. Die Beschränkung auf hochdeutsche Übersetzungen be-
dauern wir; obwohl im Vorwort mit Recht geltend gemacht ist, das
Verständnis des Mundartlichen sei nicht jedermanns Sache. Aber wir
können einen vollständigen Eindruck von dem Wiederschein der Burns-
schen Poesie im Deutschen nur gewinnen, wenn wir auch die Übertra-
gungen mit dialektischer Färbung in Betracht ziehen. Hans Schander
in Klaus Groths Quickborn ist eine schöne freie Bearbeitung des Tarn
o' Shanter. Friedrich und Karl Eggers in ihren Tremsen und Eduard
Hobeiu in Feldflüchters haben verschiedene Burnssche Lieder mit Glück
ins Plattdeutsche übersetzt; endlich ist von Gustav Legerlotz das
Süddeutsche herangezogen, um den schottischen Dialekt wiederzugeben.
Dazu kommt aber noch ein viel gewichtigerer Grund. Der Wahl der
Themen aus dem alltäglichen Leben Schottlands entsprach die Beimischung
der heimatlichen Mundart, ich sage absichtlich die Beimischung, denn es
sind nur schottische Wendungen, bald sparsamer, bald reichlicher ein-
gestreut, so dafs man einen Vergleich mit der dorischen Färbung der
Chorlieder in der attischen Tragödie zur Charakteristik des Tons gewählt
hat. Wenn man diese Eigentümlichkeit der Sprache wiedergeben will,
sö mufs ein deutscher Dialekt dazu dienen. Meiner Meinung nach kann
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 410
es das Plattdeutsche ebensogut sein als eine süddeutsche Mundart ; denn
ich bin nicht einverstanden mit den von Legerlotz (Robert Burns' Ge-
dichte in Auswahl, 1893, Einführung S. XV f.) gegen jenes vorgebrach-
ten Gründen. Doch um dies auf sich beruhen zu lassen, mufs wenig-
stens zugegeben werden, dafs eine rein hochdeutsche Übersetzung der
Gedichte mit schottischer Spracheigentümlichkeit den Charakter derselben
nicht vollständig wiedergeben kann. Die Stärke der Lokalfärbung mufs
sich freilich danach richten, ob sie im Original kräftiger oder schwächer
auftritt. In dieser Hinsicht kann des Guten leicht zu viel geschehen,
was namentlich von Legerlotz gilt.
Im allgemeinen ist die Wahl geschickt getroffen; obgleich hin und
wieder Verse aufgenommen sind, die es nicht verdient hätten, z. B. S. 209
der Winter, ein Grabgesang, von K. Bleibtreu, einem sonst ziemlich ge-
wandten Reimschmied. Die Herausgeberin hat auf ältere Nachbildungen
aufmerksam machen wollen, wie von Philipp Kaufmann, W. Cor-
nelius, W. Gerhard und H. J. Heintze, von denen, wie sie sagt, der
dem modernen Menschen ganz und gar'nicht mehr geläufige naiv schlichte
Ton des Originals oft überraschend gut getroffen ist. Von den Freilig-
rath scheu Liedern und Gedichten ist die Mehrzahl mitgeteilt. Ich be-
wundere nur, wie Wilhelmine Prinzhorn den Mut gehabt hat, statt seines
'Nun holt mir eine Kanne Wein' einen eigenen Versuch zu geben. In
höherem Grade auffallend ist es, dafs Friedrich Notters 'Noch ein
Kuls' statt der Freiligrathschen Nachdichtung hat eingesetzt werden kön-
nen; während Herrn. Kurz im John Anderson und Ernst Eckstein
im Findlay sich immerhin mit jenem zu messen im stände sind. Der Zahl
der Beiträge nach ist K. Bartsch verdientermafsen am stärksten ver-
treten, ihm zunächst W. Gerhard; dann kommen mit einer gleichen
Zahl von Übertragungen O. Baisch, A. v. Winterfeld und Georg
Pertz, von denen ich besonders den' zuletzt Genannten wegen seines
grofsen Geschicks hervorheben möchte; wieder etwas weniger zahlreich
sind die Übersetzungsproben von Gust. Legerlotz, H. J. Heintze
und Ad. Lauu, während von L. G. Silbergleit und O. L. Heubner
noch weniger aufgenommen ist. Dazu kommen noch einzelne Stücke ver-
schiedener Übersetzer und Übersetzerinnen. Was Legerlotz betrifft, so
mufs man seine ganze Sammlung von Nachbildungen in die Hand neh-
men, um von seiner Kunstfertigkeit einen richtigen Begriff zu bekommen.
Denn es gilt von ihm dasselbe wie von Burns selbst; die Lieder im Dia-
lekt sind meistens schöner als die davon frei gehaltenen.
Wilhelmiue Prinzhorn hat selbst huudertundzehn Lieder und Gedichte
übersetzt und giebt im Vorwort au, etwa hundert darunter seien von
ihr zum erstenmal veröffentlicht. Zu den neuen Stücken der Samm-
lung dürfte das Idyll Halloween gehören, dessen Übersetzung sich ganz
nett liest. Freilich sind die Doppelreime der ungeraden Verse in einigen
Strophen zu Anfang der Dichtung aufgegeben, und es finden sich darin
verschiedene mifslungene Wendungen, z. B. in der zweiten Strophe 'Dort
wo durchs Uferröhricht klar Der schlängelnde Doou gedrungen' und
27*
420 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
weiterliin (S. 2:)0) 'Da bricht es plötzlicli imgestüm Und stöhnend aus
den Binsen — Er sieht ein graues Ungetüm Sich schon im Nacken
grinsen.' Tarn o'Shantcr halte ich geradezu für mifslungen und will
ein paar Verse herausgreifen, die mir nicht gefallen. 10 fT. Wo unsre
Eheliebste wert Noch sitzt und zieht die Stirn in Falten, Um ihren
Zorn ja warm zu halten! {Gatk'ring her brows like gath'ring storm,
Nursing her wrath to keep it warm.) v. 43 f. Wie Brüder liebten sich
die zwo. Schon Wochen zechten sie hier froh. {Tom lo'ed htm like a vera
brither; They had been fou for weeks thegitJier.) v. 57 f. Ein Fürst mag
froh sein — Tara indessen Hat alles Leid der Welt vergessen! {Kings
may be best, but Tarn was glorious, O'er a' tJie ills o'life victorious.) Auch
an verschiedenen Trinkliedern hat sich die Dame nicht gerade mit Glück
versucht. Sie besitzt allerdings ein recht schätzenswertes Vokabular, es
stehen ihr technische Ausdrücke wie 'picheln' zu Gebote; aber woher soll
die solide Grundanschauung kommen, die sich doch wohl nur praktisch
am Kueiptisch erwerben läfst? Ich kann natürlich nicht auf jede einzelne
Übersetzung eingehen, will mich daher auf ein paar Bemerkungen über
zwei der zu Anfang stehenden beschränken. Die Wiedergabe von Tibbie
S. 5 ist mäfsig, insbesondere die Schlufsstrophe, die von Silbergleit besser
getroffen ist. In Robin S. 20 fällt der Vergleich mit Laun nicht zu
gunsten der Übersetzerin aus; 'wild und wacker' für 'rantin' rovin' ist
ganz verfehlt. Aber es liegt mir fern, ein ungünstiges Gesamturteil über
Wilhelmine Priuzhorns Leistungen zu fällen ; ich mufs ausdrücklich an-
erkennen, dafs die meisten der von ihr wiedergegebeuen Lieder recht ge-
lungen sind und durch leichten und gefälligen Ton ansprechen. Ein
paar Proben mögen zur Bestätigung dienen. Ich wähle zuerst Highland
Mary.
Die Hochlandsrose.
Ihr Wiesen, Ströme und ihr Höhn
Rings um Montgomerys Zinnen,
Frisch möge euer Laubwerk blühn,
Und klar das Wasser rinnen!
Dafs früh euch schmücke Lenzespracht,
Euch spät der Herbst umtose,
Denn dort, dort schied ich ja zuletzt
Von meiner Hochlandsrose.
Der Schwarzdorn stand im Blütenschnee,
Von Birken überhangen,
Wir safsen unterm Blätterdach
Und hielten uns umfangen.
Auf goldnem Fittich schwand die Zeit
Im seligen Gekose,
Denn lieb wie Luft und Leben war
Mir meine Hochlandsrose.
Wie wir mit manchem heifsen Schwur
Uns von einander rissen,
Und dann uns trennten in dem Wahn,
Es sei ein kurzes Missen !
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 421
Da knickte sie mit jähem Frost
Der Tod, der mitleidslose —
Nun sprofst der Rasen auf der Gruft
Von meiner Hochlandsrose.
Blafs, blal'ä die Lippen, rot und weich,
Die ich so feurig küfste!
Und glanzlos jenes Augenpaar,
Das micli so leuchtend grüfste !
Das Herz, das zärtlich für mich schlug,
Ruht unterm kühlen Moose;
Doch ewig lebt in mir das Bild
Von meiner Hochlandsrose!
Dafs die Übersetzerin den komischen Ton gut zu treflFen weifs, er-
hellt aus folgendem Scherze.
'Gatte, Gatte, lafs den Streit 'Ja, mein armes Herz, dann brich,
Und die 'Herrschermienen! Höre auf zu schlagen!
Du hast mich als Weib gefreit. Ruh ich unterm Rasen — sprich.
Doch nicht, dir zu dienen.' Wie willst du dies tragen?'
'Eins von zwein nur herrsehen kann, 'Hat der Tod dich hingerafft,
Nancy, Nancy! Nancy, Nancy!
Ist's die Frau nun, ist's der Mann, Giebt der Himmel Trost und Kraft,
Mein Weib Nancy?' Mein Weib Nancy!'
'Willst dies stolze Wort du noch 'Gut, so mische ich mich dreist
Stets als Wahlspruch führen, Unter die Gespenster,
Dann fahr wohl jetzt, Ehejoch! Komme Nacht für Nacht als Geist
Will mein Bündel schnüren.' Durch dein Kammerfenster.'
'Nun, das thäte mir zwar leid, 'Nehm' ein Weib dann, das dir gleicht,
Nancy, Nancy! Nancy, Nancy!
Doch Vergessen bringt die Zeit, Und die ganze Hölle weicht.
Mein Weib Nancy!' Mein Weib Nancy!'
Die Herausgeberin hat den Übersetzungen auch erläuternde Anmer-
kungen hinzugefügt, sich aber auf Angabe des Allernotwendigsten be-
schränkt, während wir eigentlich etwas mehr erwartet hätten.
Grofs-Lichterfelde bei Berlin. • Immanuel Schmidt.
Wilhelm Streiüi, Thomas Carlyle als Vermittler deutscher Litte-
ratur und deutschen Geistes. Zürich 1895. 146 S.
Ein ansprechend geschriebenes, aber nicht sonderlich tiefgehendes
Buch. Dem, der mit der bisherigen Carlyle-Litteratur einigermafsen ver-
traut ist, bietet es nicht viel Neues. Am besten scheint mir das Verhält-
nis Carlyles zu Schiller und Goethe behandelt; mehr obenhin dagegen
seine Beziehungen zu Jean Paul, Novalis und den deutschen Philosophen.'
* Der letztere Punkt ist jetzt von P. Hensel in der Einleitung zu der Über-
setzung der Socialpolitischen Schriften Carlyles von Pfannkuche (1895) genauer
erörtert worden
422 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
Daher ist gerade das interessanteste Buch Carlylcs dasjenige, in wel-
chem der Einfluls Jean Pauls und der deutschen Philosophie am meisten
hervortritt, der Sartor Resartus, bei der Betrachtung etwas zu kurz
gekommen.
Die folgenden zur Ergänzung gegebenen Bemerkungen sollen mehr
anregend als abschliefsend sein.
Einige Stellen aus Jean Pauls Quintus Fixlein werden zeigen, dal's
nicht blofs der Stil, sondern auch die Gedanken des deutschen Humo-
risten Carlyle angeregt haben. Ich eitlere nach der Original -Gesamt-
ausgabe (Berlin, Reimers, 1828), die wahrscheinlich auch Carlyle benutzt hat.
Jean Pauls Werke IV, 73: 'Gute Weiber gönnen einander alles, aus-
genommen Kleider, Männer und Flachs. In der Phantasie des Quintus
wuchsen Thiennetten jetzt durch die Kleidung Engelschwiugen aus den
Schulterblättern ; ihm war, ein Kleid ein halber ausgebälgter Mensch, dem
blofs die edleren Teile und die ersten Wege fehlten: er verehrte diese
Düten und Hülsen um unseren Kern, nicht als Elegant oder als Schön-
heit-Censor, sondern weil er unmöglich etwas verachten konnte, was andere
verehrten.'
Werke IV, 10(3: 'Es kann sein, dafs, wie nach Tristram Shandy Klei-
der, nach Walter Shandy und Lavater nomina proprio auf den Menschen
zurückwirken, appellativa es noch mehr thun, da ohnehin an uns wie an
den Schaltiereu, sich der Schaum so oft zur Schale versteinert;
aber diese Moralität ist's nicht, worauf ein Staat sehen kann: wie bei
den schönen Künsten ist nicht sie, sondern Darstellung sein wahrer
Zweck.' '
Noch andere Stellen aus Quintus Fixlein sind im fünften und sechsten
Kapitel des zweiten Buches von Sartor ßesartus zum Teil wörtlich nachge-
bildet, worauf schon Thomas A. Fischer in seiner Übersetzung aufmerk-
sam gemacht hat. Die ganze Episode von Blumine erinnert an Quintus
Fixleins Thiennette. Auch die Idee der Zettelkasten (paper-bags) stammt
ja von Jean Pauls Quintus Fixlein.
Es wäre nicht uninteressant gewesen, im einzelnen nachzuweisen, wie
der Sartor Eesartus aus deutscher Litteratur seine Hauptnahrung ge-
zogen. Besonders das zweite Buch (welches aus mehreren Gründen mir
das am frühesten verfafste, der eigentliche Grundstock des Sart. Res. zu
sein scheint, aus dem die Kleider -Philosophie üj^pig wuchernd heraus-
wuchs) ist sehr von deutschen Anschauungen, besonders von Jean Paul-
schem Geiste durchdrungen. Im ersten Kapitel werden wir aber auch an
den Stil von Musäus' Volksmärchen erinnert, uud Andreas Futteral, der
Pflegevater des jungen Diogenes, ist offenbar nur eine Kopie von Schillers
Vater — also ein Nachklang der Schiller-Biographie.
' Vgl. Sart Res. II, 1: For indeed, as Walter Shandy oßen insisied, there is
much, naij almost all, in Names. The Name is ihe eartiest Garment you wrap round
the earlh-visitimj Me. — Could I unfohl the influence of Names, which are ihe
most important of all Ciothings, I were a second greater Trismeglstus.
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 423
In den folgenden Kapiteln des zweiten Buches ist Carlyle ganz im
Fahrwasser Jean Pauls. Da finden wir die schwärmerisch-dithyrambische
Ausdrucksweise, die idyllischen Kindheitserinnerungen und romantischen
Liebesscenen, von Morgen- und Abendrot 'beleuchtet', von seligen Träu-
men 'umgaukelt', von Himmelsmelodien umtönt; da haben wir jenes künst-
liche Herausspinnen tiefsinniger Gedanken aus trivialen Gegenständen und
Erlebnissen, jene Häufung barocker Vergleiche und Metaphern, jene Zu-
sammenstellungen heterogener Begriffe und Bilder, jene wunderliche
Mischung von satirisch-cynischem und überschwenglichem Stil, von Humor
und Sentimentalität.
Die Aufsätze von M. Krummacher über Carlyles Stil in den Engl.
Studien VI, XI, XII scheint Streuli nicht gekannt zu haben. Er hätte
daraus ersehen können, wie tiefgehend die Einwirkung deutscher Sprache,
insbesondere von Jean Pauls Stil auf Carlyle war.
Ich glaube, dafs Carlyle diesen Stil, der seinem verwandten Geiste
allerdings besonders zusagte (was von Streuli S. lo6 ff. gut dargelegt
wird), zuerst mit Bewufstsein in charakterisierender Absicht anwendete,
dafs er sich ihn dann aber allmählich angewöhnte. In den letzten zwan-
ziger Jahren, also kurz vor dem Sartor, hatte er sich ja mit Jean Pauls
Werken eingehend beschäftigt, auch mehreres übersetzt.
Mit der Zeit wuchs aber aus der Nachbildung Jean Panischen Stils
der eigenartige Stil Carlyles heraus, wie wir schon im Sartor Kesartus
erkennen können.
Die späteren Kapitel des zweiten Buches zeigen Gedanken von Goethe
(Heiligtum des Leidens), Fichte (Menschenpflicht), Novalis (Selbsttötung)
und Zacharias Werner (Feuertaufe). In Th. A. Fischers Anmerkungen
zum Sartor sind diese Beeinflussungen dargelegt. Jean Paul tritt allmäh-
lich zurück. Goethes spinozistische Ideen beherrschen wie bekannt die
ganze Philosophie des Sartor Kesartus. Aber weniger bekannt, auch von
Th. A. Fischer und Streuli nicht beachtet, ist die Einwirkung von Schil-
lers Ideen über die ästhetische Erziehung des Menschengeschlechts, wie
sie aufser in den Briefen auch z. B. in dem Gedicht 'Die Künstler' ent-
wickelt sind.
Man vergleiche z. B. folgende Stellen :
Schillers Werke (Cottasche Ausgabe, 1847) XII, 122 : 'Jetzt sucht sich
der alte Germanier glänzendere Tierfelle, und der Caledonier wählt
die nettesten Muscheln für seine Feste. — Nicht zufrieden, einen ästhe-
tischen Überflufs in das Notwendige zu bringen, reifst sich der freiere
Spieltrieb endlich ganz von den Fesseln der Notdurft los, und das Schöne
wird für sich allein ein Objekt seines Strebens. Er schmückt sich.
— So wie sich ihm von aufsen her, in seiner Wohnung, seinem Hausge-
rät, seiner Bekleidung, allmählich die Form nähert, so fäugt sie endlich
an, von ihm selbst Besitz zu nehmen und anfangs blofs den äufseren, zu-
letzt auch den inneren Menschen zu verwandeln.'
Sart. Res. I, 5 : 'Miserahle indeed — iras the condition of tlie Abon'gi-
iial Savaye — Ile loitered in the sunny glcidcs of t/tc forest, liriinj on wild-
424 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
fruits; or as the ancient Caledonian, squatted himself in morasses —
Nevertheless, the pains of Hunger and Eevenge onee satisfied, his next care
was not Comfort but Decoration (Putz).'
Alle solche Nachweise von Beeinflussungen durch deutsche Dichter
und Denker, welche uns Deutschen den Sartor Resartus besonders inter-
essant machen, schmälern übrigens die Bedeutung des Buches nicht. Der
eigentliche Kern ist doch echt Carlylesch. Wie der Kleiderphilosoph im
zweiten Buche sich selbst nur als Deutschen verkleidet hat, so ist auch
seine Philosophie, obwohl in das Gewand deutscher Lehre gehüllt, doch
grundenglisch.
Auch der Charakter des Professors Teufelsdröckh im ersten Buche
ist gewifs nach englischen Originalen gezeichnet. Vielleicht hat die Nach-
richt vom Tode des Philosophie-Professors Dugald Stewart (y 1828), zu
dessen Füfsen Carlyle in Edinburgh einst gesessen, ihm zunächst den
Gedanken eingegeben, Papiere aus dem angeblichen Nachlafs eines ver-
storbenen Professors zu veröffentlichen. Erinnerungen an Boswells Bio-
graphie von Samuel Johnson mögen nachgewirkt haben. Sehr wahr-
scheinlich aber sind auf den Professor Züge von dem 'deutschesten' aller
englischen Dichter und Denker vor Carlyle, dem Einsiedler von High-
gate, Samuel Taylor Coleridge, übertragen, den Carlyle ja schon im
Jahre 1824 besucht hatte (Brandl, Coleridge S. 405). Coleridge wohnte
damals, ganz wie Teufelsdröckhs Wohnung geschildert wird, in dem höch-
sten Stock eines hochgelegenen Hauses einer Londoner Vorstadt und
hatte von da einen Ausblick auf das Treiben der Grofsstadt.
Auch die Schilderung von Teufelsdröckhs äufserer Erscheinung dürfte
(abgesehen von der kleinen Gestalt) auf Coleridge passen. Dieser geniale,
gelehrte, tiefsinnige, weitgereiste Mann mufste auf Carlyle, mit dem ihn
die gemeinsame Hinneigung zum Deutschtum, insbesondere zu Jean Paul,
verband, einen grofsen Eindruck machen, auch wenn er sich später nicht
besonders zu ihm hingezogen fühlte. Die radikalen und demokratischen
Ideen seiner Jugend (auch ein Charakterzug Teufelsdröckhs) hatte Cole-
ridge ja längst abgestreift; aber zu dem platonischen Mysticismus seiner
Jugendjahre war er auf dem Umweg über die deutsche Philosophie wie-
der zurückgekehrt. Auch Teufelsdröckhs Grundanschauungen sind ja
platonischer Mysticismus (Sart. I, 10).
In dem 'lächerlich begeisterten' Freunde Coleridges, Thomas Allsop
(vgl. Brandl, a. a. O. S. 377), könnte man vielleicht sogar das Original des
Hofrats Heuschrecke entdecken. Schon Brandl hat ferner auf die 'Ge-
schichte und Thaten von Maxilian' als auf ein Vorspiel des Sartor Re-
sartus hingewiesen (S. 419); ein andei'es Vorspiel haben wir in der Bio-
graphia Litteraria.
Wenn diese Vermutung über das eigentliche Original von Diogenes
Teufelsdröckh richtig ist, so stimmt die chronologische Folge der Be-
gebenheiten, die sich im Sart. Res. wiederspiegelu, zu meiner obigen An-
nahme, dafs das zweite Buch von Sart. Res. der Entstehung nach das
erste ist. Denn das zweite Buch schliefst mit autobiographischen Re-
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 425
miniscenzeu aus den Jahren 1820 — 21 ; das erste aber würde dann zu-
nächst Carlyles Erlebnisse während seines Londoner Aufenthaltes 1824
darstellen.
Dafs Diogenes Teufelsdröckh im ersten Buche eigentlich ein anderer
Charakter ist wie im zweiten, haben wohl die meisten Leser des Sartor
Eesartus herausgefühlt.
Die Kleiderphilosophie ist nur insofern deutsch, als sie zeigt, wie
sich die philosophische Weltanschauung eines Kant, Goethe, Schiller,
Fichte' in dem Geiste eines excentrischen, puritanischen englischen Ro-
mantikers wiederspiegelt — nicht ohne eigentümliche Trübung und Strah-
lenbrechung. Der Grundgedanke, der von Swift herstammt (wie Streuli
mit Eecht bemerkt), ist ein echt englischer. Nur in England, wo man
dem 'dress' eine viel höhere, symbolischere Bedeutung beilegt, als in
Deutschland den Kleidern, konnte eine Philosophie der Kleider geschrie-
ben werden. Aus dem nackten 'Ding au sich' der deutschen Denker
entwickelt sich iu natürlicher Antithese 'die Welt in Kleidern' des eng-
lischen Popular-Philosophen. Mit 'Kleidern' bezeichnet Carlyle in grö-
berer, frischerer Metapher alles, was sonst als Ideen, Phänomene, Er-
scheinungsform, Anschauungsform bezeichnet worden war.
Der 'platonische Mysticismus' in Carlyle-Teufelsdröckhs Philosophie
knüpft zunächst wohl an Coleridge, W. Taylor an (vgl. Brandl, Coleridge
S. 20 ff.), aber auch an Berkeleys Phänomenalismus, an die Baconschen
Idole werden wir erinnert.
Der eigentliche Wert des Sartor liegt, wie längst erkannt, nicht so-
wohl in den metaphysischen Spekulationen, als vielmehr in den ethi-
schen und socialpolitischen und kulturhistorischen Betrachtungen. Auch
darin geht Carlyle allerdings von Goetheschen und Kantschen Ge-
danken aus, entwickelt diese aber selbständig in englisch-puritanischem
Geiste, zuweilen an Hobbes Ideen {statiis naturalis, Absolutismus) ge-
mahnend.
Besonders gelungen erscheinen mir in Streuiis Buch die Kapitel über
Carlyles Thätigkeit auf dem Gebiete deutscher Litteratur und über Car-
lyles Briefwechsel mit Goethe. Carlyle wird auf S. lOG ff. ganz treffend
charakterisiert; nur scheinen mir die rauhen unliebenswürdigen Züge sei-
nes Wesens etwas zu sehr in den Vordergrund der Betrachtung gerückt
zu sein.
Zur ersten Einführung in das Studium Carlyles kann Streuiis Buch
wegen der schlichten und doch anziehenden Darstellungsweise empfohlen
werden.
Kiel. G. Sarrazin.
1 Der Einflufs Fichtes ist neuerdings mehrfach (aucli von Hcnsel) sehr be-
tont worden, und wird wohl jetzt cewöliiilich iiberscliiitzt. Ahnliche Gedanken
erklären sich wohl mehr durch Geistesverwaiultscliaft der beiden Denker, oder
lassen sich auf Kant, Goethe zurückführen. Carlyle hat Fichtes Philosophie viel-
leicht nur aus Novalis' Fragmenten und aus Madame de Staels Huch de l'Allc-
magne kennen gelernt.
426 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
Clarence. — In a Hollow of the Hills, and The Devotion of
Enriquez. By Brct Harte. Leipzig, Bernhard Tauchnitz,
1895. 1896 (Collection of British Authors, Vol. 3085. 3110).
Die Fruchtbarkeit Bret Hartes, eines der Veteranen der amerika-
nischen Litteratur, ist erstaunlich. Fast alle Jahre veröffentlicht er, sei
es einen Roman, sei es einen Band Gedichte.
Er ist geboren im Jahre 1839 in Albany, New- York. 18.>1 kam er
nach California, wurde Setzer in einer Buchdruckerei, dann Journalist
und 1868 Herausgeber der Zeitschrift Overland Monthhj Revietv, in wel-
cher einige seiner besten Werke, so The Luck of Roaring Camp und andere,
erschienen. Im Jahre 1870 wurde er zum Professor der neueren Litte-
ratur an der Universität in Kalifornien ernannt, legte aber schon im fol-
genden Jahre sein Amt nieder, ebenso wie die Herausgeberschaft der ge-
nannten Zeitschrift, und zog nach New-York. Dort schrieb er vorzüglich
für die Atlantic Monthly Review und Scribner's Magazine. Von 1878 bis
1880 war er Konsul der Vereinigten Staaten in Krefeld und von 1880 bis
188-5 bekleidete er dasselbe Amt in Glasgow. Seit dieser Zeit wohnt er
in England. Seine Schriften umfassen mehr als vierzig Werke.
Berühmt wurde er durch seine getreuen und humorvollen Schilde-
rungen des Lebens und Treibens der Goldgräber von Kalifornien. Er
hat diese Epoche einer beginnenden Civilisation gleichsam für immer
fixiert.
Clarence ist eine Erzählung aus dem grofsen amerikanischen Kriege.
Sie spielt zuerst in Kalifornien und dann zu Washington. Der Held
Clarence Brant ist ein Anhänger des Nordens, während seine Frau, eine
spanische Südländerin, für die Sache der Sklavenstaaten intriguiert. Eine
frühere Geliebte verrät Clarence eine Verschwörung, deren Seele seine
Frau ist. Sie trennen sich auf immer, nachdem er noch den Anführer
der Verschwörer und Liebhaber seiner Frau im Duell getötet hat. Cla-
rence wird im Kriege General und zeichnet sich aus. Vor einer entschei-
denden Schlacht wird eine Spionin gefunden. Es ist die Frau des Gene-
rals, als Mulattin verkleidet. Mit Gefahr seines Lebens und seiner Ehre
sucht er sie zu retten. In seiner Abwesenheit erfolgt der Angriff. Er
ist verdächtig und mufs sein Amt niederlegen und sich in Washington
verantworten. Dort gelingt es ihm nach langem Warten, mit Hilfe einer
Freundin, die vorher seiner Frau geholfen hatte, aber durch seine Grofs-
mut bekehrt worden war, sein Recht zu erhalten. Da seine Frau, wie er
erfährt, gefallen ist, kann er seine Retterin heiraten. — Die Geschichte ist
hübsch erzählt und enthält auch einige interessante Charaktere, besonders
unter den komischen Figuren.
In a Hollow of the Hills ist eine spannende, abenteuerliche Geschichte
aus dem wilden Westen. Ein einsames Wirtshaus in einer Thalschlucht,
nicht weit davon im Walde ein anderes Haus, das von Räubern bewohnt
wird, ein Überfall von Reisenden, Kämpfe zwischen Räubern und Poli-
zisten, Intriguen von Frauen — das ist das Bild, das die Erzählung uns
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 427
giebt. Es fehlt auch nicht das unschuldige Mädchen, das, ohne es zu
wissen, die Schwester eines Räubers ist, und der tapfere junge Mann,
der sie heimführt. Ein ausgezeichneter Cliarakter ist der ehrliche, ein-
fältig treue Wirt, der in dem einsamen Hause auf seine treulose Frau
wartet, die ihn verlassen hat und die Genossin der Räuber ist, und der
in einem Bergrutsch stirbt, mit seiner ersten Lüge, einer frommen Not-
lüge, die dem jungen Mädchen den Stand ihres Bruders verheimlichen
soll, auf den Lippen.
The Devotion of Enriquex spielt in den spanischen Südstaaten. Das
Thema ist die Liebe eines Spaniers zu einer Engländerin. Es ist eine
humoristische Skizze; die Charaktere scheinen etwas karikiert.
Berlin. Phil. Aronstein.
Briseis. By William Black. In 2 vols. Leipzig, Bernhard Tauch-
nitz, 1896 (Collection of British Authors, Vol. 3132 and
3133).
William Black ist einer der beliebtesten Romanschriftsteller Eng-
lands. Er ist ein Schotte von Geburt, 1841 zu Glasgow geboren. Er
wurde früh Journalist, ging 18(J4 nach London, wo er für Zeitungen
schrieb, Avurde 1865 Mitarbeiter am Morning Star, für den er im öster-
reichisch - preufsischen Kriege von 1866 als Kriegskorrespondent thätig
war. Später wurde er Mitredacteur an der Daily News. Er hat ein
Leben von Oliver Goldsmith in der Sammlung der English Men of Let-
ters und bis jetzt dreiunddreifsig Romane geschrieben.
Sein erstes Werk Love and Marriage war etwas problemartig ge-
wagt. Später aber lenkte er in das Fahrwasser der Konvention ein und
schrieb für den Geschmack des Leihbibliothekenpublikums. Seine be-
rühmtesten Werke sind A daughter of Hetit, The advefiftcres of a Phae-
ton und A Prineess of Thule. Er schreibt gewandt, hat Humor und
feines poetisches Gefühl. Aber er ist oberflächlich und konventionell.
Seine besten Bücher sind die, welche in Schottland spielen. Die Scene-
rie ist immer dieselbe: das Hochland mit seinen Hügeln und Gebirgs-
bächen, Waldhühnerjagd und Lachsfischen, Picknicks im Freien und Liebe-
leien. Seinen Stil verschönert er durch deutsche Citate — das Deutsche
ist ja heute in England Mode — und schottische Volkslieder. Seine
Charaktere sind konventionell, entweder sehr edelmütig oder sehr schur-
kisch — die letzteren meist Nichtcngländer. Besonders die Adligen stellt
er von der vorteilhaftesten Seite dar; sie sind schön, grofsherzig, stolz
auf ihre Vorfahren und poetisch veranlagt. Aber obgleich vom Stand-
punkte der wahren Kunst seicht und unwahr, ist er doch immer unter-
haltend und interessant.
Briseis ist eine gute Durschschnittsleistung Blacks. Der Roman spielt
zuerst in den schottischen Hochlanden, dann in London und schliefslich
in Athen. Die Heldin, welche lialb griechischer, halb englischer Abkunft
ist, ist ein träumerisches Geschöpf von grolser Herzensgute, berückender
428 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
Schönheit und hervorragender Bildung. Sie gewinnt die Liebe eines un-
ermefslich reichen und edlen schottischen Lords, Ein anderes Mädchen,
kokett und berechnend, macht ihn durch Intriguen ihr abspenstig. Am
Ende siegt sie aber über diese, wie über die Ränke eines griechischen
Abenteurers, der ebenso dumm wie gemein ist. Die komische Person ist
der Stiefvater des Helden, der Fürst von Montenegro (gen. Monteveltro),
dessen Hauptbeschäftigung in der Abrichtuug zweier schwarzer Pudel be-
steht. Der Roman enthält auch eine satirische Schilderung der gelehrten
schriftstellerndeu Frauen, aber diese ist durchaus mifsraten. Die Hand-
lung ist unwahrscheinlich und durch überflüssige Episoden in die Länge
gezogen, die Charaktere sind unwahr, Abstraktionen von Edelmut oder
Schurkerei, aber das Ganze ist doch sehr lesbar und ansprechend.
Berlin. Phil. Aronstein.
Lord Ormont aud bis Aminta. By George Meredith. In two
volumes, Leipzig, Bernhard Tauchnitz 1896 (Collection of
British Authors, Vol. 3077 and 3078).
George Meredith ist einer der eigenartigsten unter den jüngeren eng-
lischen Novellisten. Dies Werk ist das vierte von ihm in der Tauchnitz-
schen Sammlung; es zeigt manche von den Vorzügen der früheren, wenn
es sie auch nicht übertrifft. Das grofse Problem der Erziehung, die schwe-
ren Mängel der englischen Privatschuleu, die so oft ernst getadelt und
lustig gegeifselt worden sind, wie in Ansteds unverwüstlichem Vice-versa,
beschäftigt die besten Köpfe unter den Britten. Die vorliegende Novelle
— sie ist wegen der Einfachheit der Anlage und der verhältnismäfsigen
Kürze kaum ein Roman zu nennen, nach der üblichen sehr schwach be-
gründeten Unterscheidung — beginnt mit der Schülerliebe des Helden
Mathew zu der 'Bräunlichen' und dem Einflufs, den er auf seine Mit-
schüler übt durch sein Talent und seinen Charakter, getragen durch die
nationale Begeisterung für den glänzenden Reitergeneral im Halbinsel-
krieg, Lord Ormont, den sein Land verkennt. Und sie endet mit der
Gründung eines internationalen Erziehungshauses in der Schweiz, in dem
Mathew mit seiner schwer errungenen 'Bräunlichen', die inzwischen Ladj'
Ormont war, die grofsen und freien und humanen Grundsätze so aus-
führt, dafs — und dies ist das dem Verfasser eigentümliche Fabulose —
der tief gekränkte, aber edelmütig gefafste Lord Ormont, den die 'Bräun-
liche' verliefs, ihm selbst einen Neffen zur Erziehung überbringt und
dabei alles Dazwischenliegende mit Schweigen übergeht. Wie das mög-
lich wird, mufs man lesen, um es der zuweilen dunklen und in Sprüngen
sich bewegenden Schilderung des Verfassers zu glauben. Lord Ormont
hat sich durch voreilige Zuschriften an die Times schwer kompromittiert.
Seine Schwester, eine von den outspoken ladies, die jedem ins Gesicht
sagt, was sie denkt, will ihn vom Zeitungsartikelschreiben abbringen und
gewinnt durch ihren geriebenen jüdischen Anwalt Abner, dessen Sohn
einer der jüngeren Mitschüler und Bewunderer von Mathew ist, diesen
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 429
zum Privatsekretär für ihren Bruder. So lernt er 'die Bräunliche' erst
als Lady Ormont näher kennen; die Ehe ist auf der Gesandtschaft in
Madrid geschlossen worden und wird von der Schwester nicht anerkannt.
In dem Streit um die Familienjuwelen und durch Lord Ormonts Weige-
rung, 'die Bräunliche' auf dem Erbgut der Familie als Herrin einzufüh-
ren, kommt es zum Bruch. Wie sie entflieht und endlich auf einer phan-
tastischen Schwimmpartie von Dover aus in das Blaue Meer von Mathew
gewonnen wird, will ich nicht nacherzählen. Neben auf der Hand lie-
genden Schwächen bietet die Erzählung in der drastischen Realität der
Gespräche zwischen den Hauptpersonen so viel Packendes, dafs sie trotz
alledem diejenigen nicht unbefriedigt aus der Hand legen werden, denen
des Verfassers sichere Sprachbeherrschung über die Schwächen der Er-
findung hinweghilft.
Berlin. E. H ü b n e r.
A. Thumb, Handbuch der neugriechischen Volkssprache. Gram-
matik, Texte, Glossar. Stral'sburg, K. J. Trübner, 1895.
XXV, 240 S. 8. 1 Schrifttafel.
Je mehr die Augen der Gelehrten wie der Eeisenden sich nach Grie-
chenland richten, je mehr in Griechenland selber die Volkssprache zur
Schriftsprache heranreift, um so stärker macht sich das Bedürfnis nach
einem Lehrbuche geltend, das wirklich in das Neugriechische, nicht in
eine weder alte noch neue Sprache einführt und zugleich etwas mehr ist,
als eine blofse 'Sprachkunst'. Diesem Bedürfnis sucht Thumb in dem
vorliegenden Handbuch abzuhelfen, er will eine Darstellung des Neu-
griechischen geben, die neben der Volkssprache auch die Dialekte mög-
lichst berücksichtigt und ohne vom Altgriechischen auszugehen, doch
einen klaren Einblick in die Eutwickelung der modernen Sprache gestat-
tet. Natürlich war dabei namentlich in der Anführung mundartlicher
Entwickelungen eine gewisse Beschränkung nötig, mufste bei mancheu
Aufserungen über die Entstehung der Formen die Beweisführung unter-
bleiben i man wird aber dem Verfasser nachrühmen dürfen, dafs er fast
überall das richtige Mafs einzuhalten gewufst, dafs er die Aufgabe in
allseitig zufriedenstellender Weise gelöst hat. Mit diesem Lobe steht
selbstverständlich nicht im Widerspruche, wenn einzelne Regeln nicht
genau genug sind, einzelne Angaben zum Widerspruche oder zur Er-
gänzung reizen und zwar namentlich in der Lautlehre und im Glossar.
Ein paar Punkte, die ein gröfseres Interesse bieten, seien mir hier anzu-
führen gestattet.
Über die Aussprache des ß heifst es in § 2: ',.:? -=^ (französ.) v {Ti),
d. h. labialer Spirant.' Aber franz. v ist labiodental, unter t> versteht
man gemeiniglich einen bilabialen Reibelaut, welchem von beiden ent-
spricht nun jö? In § 7 wird von Vokalausfall gesprochen: y.ootfi] aus y.oQvfTj,
oxaQi aus airÜQi 'Getreide'. Es hätte bemerkt werden können, dafs der
eine der umgebenden Konsonanten stets ^ oder a ist. Dasselbe gilt für
430 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
die verkürzten Formen des Imperativs ny.ovaie u. s. w. § 169. Eine der
durchgreifendsten Erscheinungen im Vokalismus ist der Wandel von e
und i im Hiatus zu y: syaxome aus oinConai, karr/yd aus y.uoäin, die so
entstandenen ry, ly, ny werden dann weiter zu r , l, n: Hos aus rj/.iog.
Wie aber verhält sich die Sprache, wenn dem ri, li ein Konsonant vor-
angeht? Da ein try u. dergl. unsprechbar ist, so erwartet man entweder
tri oder tery oder allenfalls tr. Der Verfasser äufsert sich nicht deutlich
über diesen Punkt. Er schreibt § 29 yr'yd 'alte Frau' {yoia), was aber
wohl in yo'd zu bessern ist, da r'y faktisch wohl nirgends vorkommt,
nennt aber § 12, 2 x(/io^, xQsas, roia als Ausnahmen von der Regel der
Acceutlosigkeit eines Hiatus a und i, ebenso schreibt er im Glossar y.ovoe,
in den Texten S. IBU nova, aber S. 128 y.Qva, in der phonetischen Um-
schreibung kr'd. Wahrscheinlich handelt es sich um dialektische Ver-
schiedenheiten, gerade wie neben schriftfranzösischem voudri-ex, in den
meisten Mundarten -ery-e steht, nur dafs von den drei Möglichkeiten der
Entwickeluug in Frankreich die erste und zweite, in Griechenland die
erste und dritte gewählt ist. § 30 ^l vor Konsonanten zu o' würde ich
etwa formulieren ^l vor Labialen und 0- zu o. Vor dentalen Verschlufs-
lauten bleibt /: fak-irjs, ßdXra 'Sumpf (das dagegen sprechende ßö^ra
aus ital. volta kann sehr wohl einer italienischen Mundart entstammen,
die It zu rt wandelt), ebenso vor a: d/.oos und vor /': ■^alvai, \pe}.vv} u. s. w.,
aber aor. pass. expäqd-iqy.n u. s. w.
Die Formenlehre ist sehr verständig angelegt, aller unnötige Kram,
wie ein Dativ auf -w, -«, ein Optativ und andere eben einfach nicht exi-
stierende Formen, die die meisten neugriechischen Grammatiken verun-
zieren, sind weggeblieben, für die Deklination ist die allein vernünftige
Einteilung nach den Geschlechtern vorgenommen. Um so mehr über-
rascht es, im Paradigma des Artikels, wenn auch eingeklammert, einen
Dativ axov, arr,v, oro, otovs, orig, oxd zu finden. Der auf einer Ver-
wechselung von Form und Bedeutung beruhende Irrtum, der die dem
oberflächlichen Betrachter am besten passenden präpositionalen Verbin-
dungen flexionsloser Sprachen den Casus der flektierenden gleichstellt
und so im Ital. einen Genitiv, Dativ, Ablativ schafft und damit nicht nur
etwas wissenschaftlich Verkehrtes vorträgt, sondern auch auf den Ler-
nenden nur verwirrend wirkt, dieser unglückselige Irrtum, den wir im
Romanischen allmählich zu überwinden anfangen, wird uns da wieder
vorgeführt. In § 40 heifst es 'der Dativ wird durch s mit dem Accusativ
umschrieben oder durch den Genitiv oder Accusativ ersetzt', § 202 stehen
Sätze wie slve aiö aniri. 'er ist zu Hause'. Ist dieses oro Dativ, so be-
greift man nicht, was allein von allen Präpositionen dem s das Recht
giebt, als 'Casus' zu erscheinen ; ist es etwas anderes, worin unterscheidet
es sich von dem Dativ aro? Man wird sagen, durch die Bedeutung: das
eine entspricht einem altgriechischen Dativ, das andere nicht. Dann mufs
man aber auch den Genitiv und Accusativ, wenn er den Dativ 'ersetzt',
als Dativ bezeichnen, und wenn yiä ror in einzelnen Verbindungen er-
scheint, wo die alte Sprache tw anwandte, so ist auch yiä rov Dativ.
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 431
Also weg damit. So gut wie in § 45 kein y<Äw, sondern einzig und allein
filo angeführt wird, so gut mufs auch § 41 oto wegbleiben.
Die Texte geben ein gutes Bild der verschiedenen Sprachströmuugen;
die erste Stelle nimmt die Volkslitteratur ein, die zweite die Kunstlitte-
ratur, und zwar nur diejenige, die sich einer etwas veredelten Volkssprache
bedient, die dritte Dialektproben. Nur zu den letzteren sind das Ver-
ständnis erleichternde sprachliche Anmerkungen gegeben, doch hätte mit
Rücksicht auf Anfänger und Autodidakten in dieser Hinsicht etwas mehr
geschehen können.
Das Glossar dürfte so ziemlich alle Wörter der Texte umfassen, we-
nigstens habe ich nur Imno (S. 147) und die Nebenform aQ'/,i^co von
aQ'/,i'i(i} (ebenda) vermifst. Aber auch hier würde ich eine etwas gröfsere
Ausführlichkeit in der Angabe der Bedeutungen wünschen, so war bei
Sia'/Jyto neben 'auswählen' auch 'Blumen pflücken' anzugeben, vgl. S. 160
snrjyai' rot Siake^ovv otovs y.r'jTcovi TQtafrmpvXka 'sie gingen in den Garten
Rosen pflücken'; ^woia rä heifst nicht 'ohne zu' sondern 'aufser dafs'.
Schliefslich wären auch ein paar Worte über das Metrum nicht un-
angebracht. Ich glaube kaum, dafs jeder, der an der Hand von Thumbs
Lehrbuch sich mit dem Neugriechischen vertraut machen will, die aller-
dings einfachen Regeln des politischen Verses kennt, und auch über die
Grundsätze, die bei anderen metrischen Formen angewandt werden, muls
man wohl eine Auskunft verlangen, darf sie nicht erst vom Leser aus
den Texten geholt werden.
Man spricht oft von einem Parallelismus der Entwickelung von Neu-
griechisch und Romanisch. Auch in seiner Knappheit ist dieses erste
wissenschaftliche Handbuch der neugriechischen Sprache geeignet, jedem
zu zeigen, wie viel oder wie wenig daran wahr ist. So möge es jedem
empfohlen sein, der aus irgend welchem Grunde sich mit der Sprache der
heutigen Hellenen bekannt zu machen wünscht.
Wien. W. Meyer-Lübke.
Carl Appel, Provenzalische Chrestomathie nnit Abrifs der For-
menlehre und Glossar. Leipzig, Reisland, 1895. XLI u.
344 S. gr. 8.
Das lange vorbereitete Buch erfüllt die Erwartungen der Romanisten
in vollem Mafse. Es bedeutet wiederum einen grolsen Schritt vorwärts
in der Behandlung provenzalischer Texte, ja in der Erkenntnis proven-
zalischer Sprache und Spracheigentümlichkeiten selbst. Durch die Reich-
haltigkeit und sachgemäl'se Gruppierung des hier Gebotenen, durch stetes
Zurückgehen auf die Handschriften, durch einen wirklich zuverlässigen
Abrifs der Formenlehre, sowie ein sehr gründlich gearbeitetes und aus-
führliches Glossar, das fast alle Belegstellen aufführt, iindet sich die
Chrestomathie von Bartsch weit in den Schatten gestellt. Was die Aus-
wahl betrifft, so liefse sich dies und das geltend machen; ich glaube z. B.,
dafs Folquet de Marselha nicht hätte fehlen sollen, dafs eine Dichterin,
432 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
dafs Bernart Sicart de Marvejols mit seinem tief empfundenen Ab yreu
cossire Aufnahme verdient hätten, während andererseits meines Erachtens
der Graf von Poitou zu reicli vertreten ist, die Zahl der Rätsellieder ohne
Schaden hätte beschränkt werden können, die Abschnitte aus dem öirart
de Eossilho und dem Jaufre zu umfangreich ausgefallen sind. Gewils ist
hier viel Sache der Anschauung und des Geschmackes, und man darf
nicht rechten: im ganzen ist der Zweck, 'durch eine Sammlung hervor-
ragender Stücke ein Bild von der mittelalterlichen proveuzalischen Litte-
ratur in ihren überkommenen Anfängen und in der Zeit ihrer Blüte zu
geben', erreicht.
Es begreift sich wohl, dafs Verfasser möglichst wenig mit seinen
Vorgängern Bartsch und P. Meyer zusammentreffen wollte, allein es hat
sich hieraus etwas ergeben, was mir als ein kleiner Übelstand erscheint,
nämlich dafs eine ziemlich grofse Anzahl von solchen Stücken heran-
gezogen worden, welche trotz Flexionsabrifs und Glossar dem Anfänger
wenigstens ganz erhebliche Schwierigkeiten bereiten müssen. Der Text
hat überall sorgsame Erwägung erfahren, und wer ebenso sorgsam nach-
zuerwägen vermag, dem bleibt nur wenig zu sagen übrig.
Im Folgenden ein paar Bemerkungen, die ich mir zu den epischen
Texten und zu den Prosaabschnitten gemacht habe.
1, 232. Ist se in se fest als Dat. ethic. zu fassen? (Aus dem Glossar
nicht ersichtlich.) — 1, 250. Talent ai de pa eoille con la vos tir. Dafs
nach aver talen ein com stehen kann, erscheint mir nicht recht glaublich,
auch nicht, dafs Karl die Procedur selber vornehmen wollte. Ist also
nicht zu lesen c'on la vos tir 2 — 1, 259. An no dist una vex, or va si
tras. Die zweite Hälfte des Verses ist doch recht bedenklich; übrigens
fehlt diese Belegstelle für or im Glossar. — 1, 480. Gare, t'en vais en
France senx viaintenent. Trotz der Bemerkung Appels in der Zeitschrift
XX, 390 — 1 würde ich es vorziehen, der Hs. P für diesen Vers zu folgen.
— ], 707. Lo conte Alimar e Enestais. Es ist gewagt, hier ebenso wie
V. 722 Enestais zu schreiben, womit wohl 'Anastasius' gemeint sein soll.
Eine solche Form des letzteren Namens ist mir nicht bekannt. Man
wird bei en Estais bleiben müssen, indem en für don auch sonst in Hs.
0 zu begegnen scheint (s. naimar = n'A'imar in demselben Verse [Va-
riante]) und auch in Hs. P, wiewohl selten, anzutreffen ist (V. 3521, 4653,
6381, 6126). Estais dürfte weniger ein etwaiger Reflex von lat. Statins
sein, als vielmehr für Eustais stehen; man vergleiche in Hs. P neps Eü-
tais (V. 1432) und V. 7640 nebs Estais (der Vers hat eine Silbe zu wenig).
— 4, 22. Lieber au-s ni ves für aus ni ves, wie dies auch S. XXV und
XXVIII nahe gelegt wird. — 120, 1. Lieg se .1. noble rey que fo en
Orecia ist eine eigentümliche Konstruktion; giebt es Parallelen dazu? —
121, 8 — 9. Li Sarrazin eran tug enconbratx, los sas dels naffratz portar.
Dieser Beleg für san = 'gesund' fehlt im Glossar, was unangenehm ist,
weil das Verständnis der Stelle nicht auf der Hand liegt. — 122 d, 38.
Die Frage, welche in den Varianten bezüglich der Form venguen gestellt
wird, ob mit Chabaneau vengren zu lesen sei, kann gestrichen werden.
Beurteilungen uud kurze Anzeigen. 433
— 125, 2 — o. E vas la mieia nuey enyrueissa (sc. lo pols) sa vot, e canta
pus tart e pus dar. Ich glaube kaum, dafs tart richtig sein kann. Bartsch
schreibt in der Chrestomathie lare; ist vielleicht fort zu lesen?
Von Druckfehlern sind mir in dem ganzen Buche nur wenige begeg-
net: S. 4 in den Varianten Z. 2 lies 196 statt 106; 17, 11 schreibe no-m
für nom, 17, 14 lies e tot für et tot, 27, 86 entre-ls für entrels, S. 141
Verszahl 145 statt 451; 102, 104 der Apostroph hinter /"«v ist schlecht
herausgekommen, 103, 61 m'es für m-es, 124, 20 das Trennungszeichen ist
hinter mer ausgefallen, 125, 30 schreibe auch das dritte Mal loy {^= lo li)
für lo y, S. 217 ist unter bei der abschliefsende Klammerbogen hinter 5
zu beseitigen und dafür hinter 'SubJ.' zu setzen, S. XXIII Sp. 2 vorletzte
Zeile: Klammer fort.
Berlin. O. Schultz-Gora.
Pr^cis historique de la litt^rature fran9aise par W. Gebert. Stutt-
gart, 1896. 305 S.
Vorliegender Abril's, in erster Linie für Lehreriunenseminare bestimmt,
ist nicht ohne ein gewisses Geschick verfafst, besonders mögen die kurzen
Inhaltsangaben hervorragender Werke manchem Lernenden willkommen
sein. Eigene Anschauung und selbständiges Urteil sind allerdings kaum
wahrzunehmen, vielmehr nimmt Verfasser Meinungen anderer in reichlichem
Mafse herüber; ja auch in den biographischen Skizzen trifft man auf
Anführungszeichen; z. B. finden sich im Leben J.-J. Eousseaus (S. 153—4)
nicht weniger als zweiundzwanzig Zeilen von solchen eingeschlossen (aus
Lanson- S. 758 entlehnt). — Was die Auswahl und Anordnung betrifl't,
so ist das Mittelalter doch allzu schlecht fortgekommen (die süd- und
uordfranzösische Lyrik werden z. B. in ein paar Zeilen abgethan, während
Bossuets Discours stir l'liistoire universelle eine ganze Seite erhält), uud
man bekommt hier den Eindruck, dafs der Verfasser recht wenig selber
gelesen hat, s. z. B. das über Chrestien de Troies Gesagte (S. 14). V. Hugo
ist meines Erachtens zu viel Platz eingeräumt, Andre Chduier, A. de
Vigny, A. de Musset zu wenig. Nicht mehr von du Bellays Dichten zu
sagen als du Bellay a fait des ödes et des sonnets (S. 41), heilst auch
für einen Precis sich zu kurz fassen. Die Ple/ade wäre besser vor die
Prosateurs S. 37 gestellt worden. — Von Einzelheiten seien wenigstens
ein paar angemerkt: Die Mysteres gehören vor die Miracles (S. 26), und
es war das wichtige Mystcre d'Ada»/ zu nennen. Der style »larotique ist
mit un style inarque d'une elegante et spirituelle aisance nicht zutrelteud
definiert (S. 33). Von einem Siccle de Lauis XIV sollte man eigentlich
nicht mehr reden. Eine Ähnlichkeit zwischen Constants Adolphe und
Mme de Staels Dcljihine ist schwerlich vorhanden. Bei Beyle durfte nicht
dessen Le rouge et le noir vergessen werden, ebensowenig bei About Les
Mariages de Paris. — Daten und Titel sind im ganzen richtig und genau
angegeben. Das Geburtsjahr von Agrippa d'Aubigne winl wohl nicht
1550 sein, obwohl auch Sainte-Beuve, Darmesteter, Lanson dieses nennen,
Arohiv f. n. Spracbeu. XUVII. 28
434 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
denn Agrippa erzählt in seinen Memoires, daCs, als sein Vater ihm die
Opfer der Verschwörung von Amboise (1560) zeigte, er acht und ein hal-
bes Jahr alt gewesen sei. Lies auf S. 190 Senancour für Senancourt,
S. 191 Yvetot ohne Accent.
Berlin. O. Schul tz-Gora.
Maurice Grammont, La dissimilation consonantique dans les lan-
gues indo-europ^ennes et daus les laugues romanes. Dijon,
imprimerie Darautiere, 1895. 215 S. 8. (These presentee
ä la Facult^- des lettres de Paris.)
Die Erscheinung der Dissimilation der Konsonanten aufeinander-
folgender Silben wird in der vorliegenden Schrift — gesondert von der
durch den nämlichen Verfasser früher in den Memoires de la Societe de
liuguistique behandelten der Dissimilation der Vokale — zwar nicht
zum erstenmal erörtert; vielmehr ist von dem so benannten wichtigen
Vorkommnis sowohl mit der Absicht der Vollständigkeit als mehr ge-
legentlich schon oft genug die Rede gewesen. Doch wird niemand in
Abrede stellen, dafs diese neue Untersuchung und Darlegung der in Be-
tracht kommenden Verhältnisse, mit gründlicher Vorbereitung unternom-
men, mit Scharfsinn und wissenschaftlicher Strenge ausgeführt, zu wert-
voller Bereicherung unserer Kenntnis geführt hat. Der Kreis der Sprachen,
innerhalb dessen der Verfasser sich bewegt, ist weit gezogen, die einzelnen
Fälle der Dissimilation, insbesondere die romanischen, sind in grofser
Zahl, wenngleich eingestaudenermafsen nicht vollständig, zusammenge-
tragen, auch geographische Namen sind häufig mit Nutzen verwertet;
vor allem aber ist verdienstlich die sorgsame Souderung der vorkommen-
den Thatsachen nach der Lage des Dissimilation herbeiführenden und
des sie erleidenden Lautes zur Accentstelle und nach dem Auftreten jener
zwei Laute entweder in Vei'einzelung zwischen Vokalen oder zur Artikula-
tion innerhalb einer Silbe 'kombiniert' oder durch Anrückuug an einen
Konsonanten der nebenstehenden Silbe 'gestützt' ; ferner ist gebührend
berücksichtigt, welche von den herbeigezogenen Sprachen Beisj^ieie jeder
Art der Dissimilation gewähren. Auch abgesehen von dieser Scheidung
der hergehörigen Fälle weicht der Verfasser in einigem von seinen Vor-
gängern ab, so darin, dafs er nicht allein von den Wörtern spricht, in
denen völlig gleiche Laute, sondern auch von denen, wo blofs ähnlich
geartete (wie n und m) zu stärker abweichenden werden ; dafs er 'Gesetze'
der Dissimilation aufstellt, die unter bestimmten Umständen regelmäfsig
wirksam werden und deren Durchbrechung gerade so einer Erklärung
bedarf, wie die jedes anderen Lautgesetzes; dafs er es nicht als Dissimila-
tion gelten läfst, wenn von völlig oder doch nach ihrem Konsonanten-
bestande gleichlautenden Silben, die infolge von Wortzusammensetzung
oder Ableitung nebeneinander zu stehen kommen würden, die erste gänz-
lich schwindet [nutrix für märifr/x, frz. autographile für fiutographophile);
endlich auch darin, dafs er sich angelegen sein läfst, für die Erscheinung
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 4S5
der Dissimilation die psychologisch - physiologische Erklärung zu geben,
eine Erklärung, die freilich nach der physiologischen Seite hin noch
einiger Vervollständigung bedürftig erscheint. Da sehr vieles, was man
bisher als Fall der Dissimilation betrachtet hat, sich unter die gefundenen
Gesetze nicht einordnen läfst, ihnen wohl auch geradezu widerspricht, so
bemüht sich der Verfasser, die anderweitig zu suchenden Ursachen solcher
Einzelthatsachen aufzudecken, und findet sie in der Einwirkung sinn-
verwandter oder lautähnlicher Wörter oder Wortelemente (Suffixe und
Präfixe). Hier wird vermutlich späterer Arbeit einiges zu berichtigen und
zu ergänzen vorbehalten sein ; denn, so gern man manchen von den ge-
gebenen Erklärungen zustimmen wird, so scheint doch der Verfasser in
vielen Fällen allzu geneigt, Beeinflussung durch Wörter anzunehmen, die
nach Sinn und Laut von den angeblich beeinflufslen sehr weit abliegen,
so, wenn er S. 27 *flagrare für fragrare durch Erinnerung an flare, it.
albero durch die an albus (22), mailänd. albiumm durch die an bianeh,
span. nisi^ero durch die an pero (116) glaubt rechtfertigen zu können;
ähnliches trifft man S. 31. 75. 94. 115.
Berlin. . Adolf Tobler.
Die Sprache der Reirapredigt des Pietro da Barsegape. Von
Emil Keller. Franenfeld, Huber & Co., 1896. YIII, 63 S. 4.
(Beilage zum Programm der Tliurgauisehen Kantonsschule
1895,96.)
Der Text, mit dem sich der Verfasser beschäftigt, ist 1856 durch
Biondelli und 1891 aufs neue und genauer durch Salvioni im fünfzehnten
Bande von Gröbers Zeitschrift gedruckt worden. Von seiner Sprache und
derjenigen dreier kleiner Denkmäler, die derselben Mundart und wohl un-
gefähr der nämlichen Zeit angehören, und die Salvioni a. a. 0. bekannt
gemacht hat, giebt Keller eine Darstellung ähnlicher Anlage und Aus-
führung, wie wir sie von einer nicht geringen Anzahl anderer oberitalischer
Texte des 13. und des 11. Jahrhunderts bereits besafsen, so dafs nun-
mehr eine zusammenfassende Behandlung des Altlombardischen wesent-
lich leichter geworden ist. Er hat die bemerkenswerten Erscheinungen
sorgfältig gesammelt und mit zweckmäfsiger Heranziehung nahestehender
Denkmäler und ihnen gewidmeter Arbeiten, auch der heutigen niailändi-
schen Mundart, verständig erörtert. Zu einzelnen kleineu Ausstellungen
bleibt freilich Anlafs: § 7 durfte vignie (ich setze die toskanischen For-
men in Klammern bei: vigne\ nicht als Beweis von Erhaltung eines kur-
zen i auftreten, auch signo (segno) nicht so ohne weiteres; ebenda ge-
hören guangii {vangeli), caprili (caprelli) nicht zu den Wörtern mit ur-
sprünglichem langem e. § 15 secura ist Z. 846 sicher nicht securisi
sondern secura, wonach auch § 63 und das Glossar zu berichtigen sind.
§ 21 pulver hat nicht tonloses ti, s. Salvioni, Fon. § 55. § 26 orpeai ist
nicht mit dem Suffix -alis gebildet, sondern gleich tosk. orxati. § 30
süla(v und fudisio gehören nicht in den l'aragraphen, der von ti handelt.
28*
436 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
§ II fadijje [fatidic) darf nicht ohne weiteres unter den Wörtern mit eiu-
fächern e vor a stehen ; auch secorati (soccorriate) gehört dahin nicht.
mulo, mio {muh) sind irrtümlich in § 16 geraten. Die § 7öa ausge-
sprochene Vermutung, an in der Verbindung ki m'an dnto könne gleich
habet inde sein, ist so lange abzuweisen, bis man sichere Beispiele davon
hat, dafs ein Verbum gleichzeitig eine proklitische und eine enklitische
Form zu sich nimmt. § 80, S. 27 Mitte ist pogie nicht einfach poiui,
sondern potui ego und in pogi e zu zerlegen. § 86 capao {eacciato) gehört
nicht mit ca(,-na (alttosk. caggiuta) in die gleiche Reihe. § 90 Die Beispiele
zeigen Ausbleiben des Artikels nicht blofs neben dem possessiven Adjek-
tiv. § 91 Das erste Beispiel ist zu tilgen; li iusti gehört nicht mit vita
zusammen ; auch der Satz, wo von Adam die Rede ist, mufs ganz anders
gedeutet werden ; e ist hier habet (vgl. § 75 ä). Dafs das Participium per-
fecti des transitiven Verbums mit dem Subjekte des Hilfsverbums
kongruiere, müfste mit kräftigeren Beweisen dargethan werden, als § 98
einer gegeben wird; der Reim verui : venni kann nicht Ausschlag geben,
da auch sckernudo : lui 692 unserem Dichter genügt. Auch die § 98 a
beigebrachte einzige Beweisstelle für habere als Auxiliare reflexiver Verba
beweist nicht; si a segnao heilst 'und hat gesegnet', wie der wiedergegebene
Bibelvers lehrt. § 107 ist das im zweiten Absatz angeführte erste Bei-
spiel nach § 95a zu versetzen; es ist ganz anderer Art als das zweite.
§ 108 Von den Sätzen, welche 'besondere Konstruktionen' (welche, wird
nicht gesagt) kennen lehren, hat mich der mit den Worten se porave esser
venru {si potrebbe esser venduto --- si sarebbe potufo vendere) interessiert,
weil er die Erscheinung zeigt, von der Verm. Beitr. II, 39 Anm. Beispiele
aus Spanien und Portugal gegeben sind. Anläfslich der Bemerkungen
über Reim und Assonanz möchte ich zu S. 37 bemerken, dafs der Reim
dia : Ysaia für Italien nichts irgend Auffälliges hat. pdrtore wird kaum
etwas anderes sein können, als ein von partorire aus gewonnenes Verbal-
substantiv, dessen zweiter Vokal ebenso tonlos bleiben mufste, wie er es
im Verbum immer ist, so dafs an Accentverrückung nicht gedacht zu
werden braucht. Dem Reime 2220 wird durch Umstellung aufzuhelfen
sein: Vene a mi, betiedicti vui. Leichter ist mit dem Reim 697 fertig zu
werden, aber nicht indem man Betonung der tonlosen Endung, sondern
indem mau den dem Texte wohl bekannten Abfall des in den Auslaut
tretenden r annimmt und in miliä die Korrespondenz zu ital. migliajo
sieht, und zwar vermutlich im Singular, wie fiada, tanto, cotanto, auch
durch voraustehende Zahlwörter vervielfacht, die Singularform bewahren.
alegra und sa^ia 1896 ist ein tadelloser Reim, sobald man in den Wörtern
das erkennt, was sie wirklich sind, nämlich Perfecta mit richtig betonter
Endung.
Ob das Glossar ganz vollständig ist, weifs ich nicht; vermifst habe
ich darin wenigstens aperniente oder aperniente 263. Im ganzen ist
es mit unverkennbarem Fleifs gearbeitet und wird gute Dienste thuu;
doch will ich auch hier ein paar kleme Versehen nicht unerwähnt lassen.
Zu fadai: malfaao und frz. mauß sind nicht dasselbe, weder etymologisch
Beurteihmgen uud kurze Anzeigen. 437
noch dem Sinne nach, a tuta fiada wird übersetzt 'in einem Atemzuge';
dies soll doch wohl nicht an die Herkunft erinnern, ingorvermre oder
ingovernire dürfte, von der Konjugationsform abgesehen, dem tosk. in-
cavernare gleich sein, maganar uud manganexar haben nichts miteinander
gemein, parentao scheint mit 'Bürgerort' nicht zutreflFend wiedergegeben.
Das Wort trndo ist ohne Zweifel zu tilgen und mit crudo zu vertauschen,
Z. 2254 nach 2291 zu bessern.
Gröfsere Aufmerksamkeit hätte der Korrektur des Druckes zugewendet
werden sollen ; die Fehler in Wortformeu und in den Zahlen der Ver-
weise sind oft recht störend. '
Berlin. Adolf Tobler.
Georges Gourdou, Guillaume d'Orauge, poeme draniatique. Pre-
face de M. Gaston Paris, de FAcad^mie francaise et de l'Aca-
demie des IiiscriptioDS et Belles-Lettres. Paris, Lemerre,
1896. IX, 70 S. 8. 2 Fr.
Es mag ein verdienstliches Unternehmen sein, dafür zu sorgen, dafs
auch weiteren Kreisen des heutigen Frankreichs als denen der Gelehrten
der Schatz der alten Volksdichtung ihrer Heimat erhalten bleibe, und nach
einer Form zu suchen, in der die zum nationalen Epos gewandelte Ge-
schichte auch noch der Gegenwart, namentlich etwa der Jugend, zur Freude
und zur Erbauung gereichen möge. Vielleicht würden kürzende Wieder-
gaben in Prosa, die nur streckenweise die Breite eigentlicher Umsetzung
in heutige Sprache annähmen — die Sommnires, die in den Änciens poetes
de kl France den Texten vorangehen, könnten als Vorbild dienen — sol-
chem Zwecke am ehesten entsprechen; und es ist zu erwarten, dals ein
(übrigens nicht auf chansons de geste sich beschränkender) Versuch sol-
cher Art, mit welchem Gaston Paris augenblicklich beschäftigt ist, war-
mem Danke der Jugend und ihrer Freunde begegnen wird. Ob dem
Wagnis des Herrn Gourdou, die alten Dichtungen vom Coruncment Loöis,
vom Covenant Vivlen und von Aliscans zu einem dramatischen Werke in
fünf Akten zu verarbeiten, ein Erfolg beschieden sein wird, mag dahin
gestellt bleiben. Am ehesten vielleicht noch bei einer Aufführung vor
einem anspruchslosen ländlichen Publikum; eine solche Zuhörers^chaft
verlangt vom Schauspiel nicht viel mehr als erregende Begebenheiten
leicht verständlicher Art, zweifellose Bravheit auf der einen und ebenso
entschiedene Verruchtheit auf der anderen Seite; sie nimmt an dem
Mangel innerer Entwickeluug, au langen Monologen und au Erzählungen,
die nur des Publikums wegen da, im Verlaufe der Handlung selbst un-
begreiflich sind, wenig Austois, wenn sie in pathetischen Versen Gedau-
' Es sei hier noeli darauf aufnierksam gemacht, dals in der Nuova Antologia
vom 1. Mai 1896 Francesco Torraca einen dominum Petrus de Bazacnpc ih- Medio-
Inno im Jahre 1260 als Truppeufülirer nachj,^e\viescn liat, der wohl mit unserem
erbaulichen Dichter eins sein dürfte.
488 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
ken vernimmt und Empfindungen geäufsert hört, die ilir längst geläufig
sind; sie stöfst sich nicht iui dem Widerspruch zwischen der Denk- und
Redeweise; die ihr im Drama entgegentritt, und der ihr völlig fremden
der alten Zeit, der die Handlung angehört; sie kennt den Wilhelm
und die Guibour des alten Epos nicht und braucht darum nicht zu
lachen, wenn jener zu dieser sagt: De tcs accents charmeurs quelle est
(Jone la marjie? Ein Erfolg vor einem derartigen Publikum ist aber auch
nicht zu verachten; wer vveils, ob er nicht mehr wert ist als mancher
andere?
Berlin. Adolf Tobler.
Le Chevalier du papegaii, nach der einzigen Pariser Handsclirift
zum ersten Mal herausgegeben von Ferdinand Heuckenkam}).
Halle a. S., Niemeyer, 1897. LXIII, 143 S. 8. M. 5.
Der Prosaroman des vierzehnten oder vielleicht des fünfzehnten Jahr-
hunderts, den man unter vorstehendem Titel zum erstenmal im vollstän-
digen Urtexte gedruckt zu lesen die Möglichkeit erhält, nachdem schon
wiederholt von ihm gehandelt worden, hat an Heuckenkamp einen Her-
ausgeber gefunden, der seiner Aufgabe nichts schuldig zu bleiben mit
löblicher Sorgfalt bemüht gewesen ist. Auf eine kurze Beschreibung
der einzigen bekannten Handschrift folgt zunächst eine ausführliche In-
haltsangabe, zu der nicht viel zu bemerken ist, aufser etwa, dafs die
Dame, der Artus im Walde von Camellot beisteht, vom Verfasser nicht,
wie es S. VIII heifst, als untreue Gemahlin des sie verfolgenden Ritters
bezeichnet ist, dieser vielmehr nur als verschmähter Liebhaber, erbost
über die Bevorzugung eines anderen, erscheint, wodurch denn auch die
Hilfeleistung des jungen Königs besser gerechtfertigt sich darstellt; auch
ist S. XVIII von einem Helm die Rede, den der Riese dem siegreichen
Artus schenke, während das unverletzbare Rüstungsstück (48, 35; 49, 11)
ein hauhere ist. Es wäre auch nicht unangebracht gewesen, schon in der
Inhaltsangabe auf einige Unebenheiteh der Erzählung hinzuweisen, welche
nicht minder als der eine vom Herausgeber hervorgehobene Widerspruch
für die Haltung des Ganzen kennzeichnend sind, Berufungen auf Voran-
gegangenes, das doch nirgends erzählt ist, wie 12, Bl; 2o, 12, Nennungen
von Personen, als wären sie bereits bekannt, während von ihnen zuvor
nicht die Rede war, H, 17; 41, 34, Hinweise auf Künftiges, als sollte
der Leser später davon erfahren, da doch nachmals nicht davon gespro-
chen wird, 54, 31 ; 82, 7 ; 85, 30. Diese Dinge sind nicht gleichgültig, be-
zeugen vielmehr entweder Nachlässigkeit des Erzählers bei der Wieder-
gabe ausführlicherer (Quellenschriften oder Lücken des uns vorliegen-
den Textes, wie denn z. B. in dem 89, 35 beginnenden Satze, der so,
wie wir ihn zu lesen bekommen, ganz sinnlos ist, wahrscheinlich der
Chevalier des Estranges lies als Subjekt neben dem Zwerge ergänzt wer-
den mufs.
In dem folgenden, den 'litterarischen Beziehungen' gewidmeten Ab-
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 439
schnitte der Einleitung prüft Heuckenkamp aufs neue das von Saran
unlängst bereits untersuchte Verhältnis des Prosaromans zum deutschen
Wigalois und zu dessen noch nicht zum Vorschein gekommener franzö-
sischer Quelle und gelangt zu einem Ergebnis, das im ganzen annehmbar
scheint. Das Einzelne hier zu wiederholen, erlaubt die Beschränktheit des
Eaumes nicht. Die Bemerkung aber kann ich nicht unterdrücken, dafs die
Zuerkennung eines Schönheitspreises auf Grund des siegreichen Auftretens
eines Ritters für eine Dame, wie sie im Erec und anderwärts begegnet,
mir nicht so Avidersinnig und daher auch nicht, der Zuerkennung durch
Stimmenmehrheit gegenüber, sekundär scheint, wie Heuckenkamp sie fin-
det. Letzteres Verfahren hat ja im neunzehnten Jahrhundert Anwendung
gefunden ; der altfrauzösischen Zeit ist es meines Wissens nicht bekannt.
Dagegen ist der Schönheit (bisweilen auch der unwandelbaren Treue) der
Geliebten sich zu rühmen imd dem Zweifler gegenüber dafür zu fechten,
etwas den höfischen Rittern durchaus Geläufiges (s. Zts. f. rom. Phil.
IV, 85), imd der Gedanke, durch Aussetzen eines Preises für die schönste
Dame ein Waffenspiel zu veranlassen, in dem für die Frau der nicht zu
bestreitende Ruhm höchster Schönheit, für den Ritter der der besten Waf-
fenführuug und dazu die dankbare Huld der Geliebten zu gewinnen war,
scheint mir mindestens ebenso nahe zu liegen, wie der, durch einen Zwei-
kampf zu entscheiden, welche von zwei einander entgegenstehenden Be-
hauptungen anderer Art der Wahrheit entspreche. Für die an den Schlufs
gestellte Geschichte des Zwerges und seines riesigen, durch ein Einhorn
gesäugten Sohnes, die gewil's nicht der Erfindung unseres Erzählers ent-
stammt, bleibt eine Quelle noch zu finden, die mehr bietet als die nur
entfernt verwandten Sagen von Romulus und Remus bis auf Schmerzen-
reich.
Es folgt eine kurze Charakteristik der kläglich verwilderten und hin-
ter einer höchst, unglücklichen Schreibweise nicht immer leicht erkenn-
baren Sprache. Es sei zu S. LIX bemerkt, dals das wiederholt begeg-
nende hu nicht gleich au, sondern immer gleicli ou {en le), zu S. LX,
dafs airs kein Femininum ist. Unter den Verbalformen hätten para
{Peri. vou paroir), vala (von valoir), temlerent (von lendrr) 78, 16, cenirent
(von venir) -liJ, 17 Erwähnung verdient; die ersteren beiden verzeichnet
wenigstens das Glossar.
Zum Texte und den wenigen Anmerkungen, die sich ihm anschliefsen,
erlaube ich mir einige Ausstellungen. 3, '21 zeigt eine beachtenswerte
Anakoluthie. — 3, 36 broncha ist ein unberichtigt gebliebener Druck-
fehler, wie das Glossar erkennen läfst, für broucha {ov für o, wie hier
oft). — 4, 21 1. m'a niort für m'amort; das Verbum amurtir, das im
Glossar für diese Stelle angesetzt ist, könnte nur Inchoativtlexion haben ;
vgl. übrigens wegen des Sinnes 34, 10. — l, 20 1. emcie für enrie, das
hier nicht pafst. — (J, 7 befremdet die Redensart je me metray sur vostre
escu im Sinne von 'ich werde euch zu meinem Verfechter machen'. —
7, 19 fichr. ti'y en avoit. — 12, 32 cnseiyiie kann nicht 'Erziehung' lieifsen;
es ist hier 'Hotschaft' wie in Par bonc enseyiie me mandes, Se vos aves
■140 Beiirtt'ilungeii und kiir/e Anzeigen.
mestier d'äie, Ille 1517; Se li tuens kom me ptiet en champ maier, A mon
seel te ferai seeler Fncs cnseignes et ferai embrever, Qua tu fe?-as a mon
seignor porter, Asprem. in Rom. XIX 2.36, G9; Si facent tant qu'il oie en-
saigne Qu'il aient hien fait ee qu'il doirent, Escan. 23856; eb. 25431.
Dies kann für späteren Nachweis der Begebenheit, auf welche hier zurück-
gewiesen ist, von Belaug werden. — 17, 8 möchte ich ein Verbum acouter
nicht annehmen, a steht in dem Texte mehrfach für et (s. S. LVII),
und dies ist auch hier mit a gemeint, wie 23, 18, für welche Stelle im
Glossar ein Verbum acliaiichier anzusetzen keine Veranlassung vorlag.
Umgekehrt ist mit der Schreibung et die Präposition a gemeint 55, 25,
wo daher commandcmcnt nicht 'Gebiet', sondern 'Befehl' heifst, und 59, 5.
— 24, 24 ist die Annahme, i-oix de les rouses heifse 'Stimmen der Schilf-
rohre', sehr gewagt; de les für des kennt der Text nirgends, und rouse für
ras hat man bisher nirgends gefunden, gar nicht zu reden von der stili-
stischen Bedenklichkeit der angenommenen Ausdrucksweise. Augen-
scheinlich ist zu lesen vuix dolerouses. — 27, 23 fut asemble tonte la ba-
ronnie braucht nicht geändert zu werden {asemblee), s. Verm. Beitr. I 193.
— 30, 4 wird plaisir zu tilgen sein. In der folgenden Zeile möchte ich
nach pas etwa pour ce einschalten. — 31, 12 steht car wie oft für que:
es ist keine direkte Rede anzusetzen; s. Suchier zu Reimpred. I, 4e. —
34, 13 schreibe feis für fais. — 36, 25 gehört et piiis si redist zusammen
und ist nach fait das Anführungszeichen zu setzen; vgl. Z. 28. — 38, 12
setze Punkt nach fist, dafür Z. 14 Komma nach papegau. — 39, 33 keiu
Anführungszeichen vor ce, wohl aber Z. 35 vor si. — 46, 3 tilge das
Komma nach monde; Objekt zu n'a ist ne fer ue fust. — 46, 6 vassel ist
mit nasscl (= nasel) zu vertauschen; vgl. 48, 11. Die Verdoppelung des
s ist so bedeutungslos wie in crosser {creuser) 84, 34, das im Glossar
mifsdeutet ist. — 47, 11 bis Mitte von Z. 12 ist in Anführungszeichen zu
schliefseu. 18, 31 schreibe crueuse. — 50, 36 zu dem Übergang der in-
direkten in direkte Rede, die hier mit vous beginnt, vgl. Verm. Beitr. I,
219. — 52, 16 du plus tost qu'il pot hat gleichen Sinn wie cm plus tost q. p.,
und der Herausgeber hat wohl daran gethau, es nicht anzutasten; vgl.
83, 7 di{ mieulx que je pens und si brioiient Queje porrai et dou plus courte-
ment, Enf. Og. 6829; eu mesdJient . . . Del pis k'il piieent, BCond. 71, 249;
Or amcndcs vos vies dou plus tos que porres, GMuis. II, 112. " — 54, 37 1.
ne ne luy faisoit. — 56, 26 1. Et si est mis. — 60, 26 si la (l'espee) prent
et med sur la siemie en son feurre scheint nicht annehmbar ; zwei Schwer-
ter in eine Scheide stecken geht kaum an, auch hat der Ritter das eigene
Schwert gezückt ; man wird sur mit por vertauschen müssen. — 62, 28 1.
puis que ne voules. — 63, 17 1. n'en est. — (i^, 3 \. je t'encherge. — 67, 8
1. Et les Chevaliers. — 71, 16 1. mit der Handschrift et le trouveres par-
tuise. — 73, 1 \.s'i. — 77, 20 1. eneers (rücklings) en sa cagc. — 83, 6 1.
7non enfant ne de nourel. — Die Bedeutung, welche in der Anmerkung
zu 12, 26 für cmivenir angenommen wird, kommt für diese Stelle nicht
Damit ist iifz. de. mon mieux 'so gut ich kann' zu vergleichen.
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 441
in Betracht; die Worte bedeuten 'der beste, den man zu suchen braucht';
die seltsame Wendung erklärt sich aus der Verwendung von convenir in
der negativen Aussage 'man braucht keinen bessern zu suchen', meilleur
ne convient qnerre. — 51, 25 hat die Verbindung von si (nicht s'i — s'il)
mit dem Futurum proeteriti nichts Auffallendes; denn si heifst nicht
'wenn', sondern 'ob'. Es ist, wie nicht selten geschieht, statt der Form
der direkten die der indirekten Frage gewählt, statt 'sollte es der Ritter
mit dem Papagei sein?' heifst es 'ob es der Ritter ... wäre?' Vgl. Ques
homs est ce, qui en la biere gist? S'il est malades o narres o ocis?, Gar.
Loh. II, 262 ; Ott sont il remanant? S'il sont encore sain et delivre et vivant?,
Fier. 139 (von den Herausgebern anders verstanden; aber die Antwort
lautet: Otiil, ce dist U dus, mar en ires doutant); ferner E(t) diex, se Ja
se sentira Mes cors de la soe bonte? Rom. XIX, 10, 83. — barres als
Enden des Geweihes zu fassen 64, 8, scheint mir gewagt, solange keine
Beweise für solchen Sinn gefunden sind. Das Wort bedeutet oft 'Quer-
streifen', und dieser Sinn pafst zu der fraglichen Stelle durchaus. — 84,
30 retraire und das zugehörige Substantiv retraite sind Ausdrücke der
Fechtkunst, deren Sinn genau anzugeben trotz zahlreicher Belegstellen
ich nicht vermag; am ehesten scheint mir an Finten gedacht werden
zu müssen, an ein Verfahren, bei dem die Watfe von einem scheinbar
zum Ziel genommenen Punkte 'zurückgezogen' wird, um anderswo zu
treffen.
Das Glossar ist mit grol'ser Sorgfalt ausgeführt. Was etwa daran
zu berichtigen wäre, ist im Obigen meist schon zur Sprache gebracht.
Hinzufügen will ich noch, dafs es ein devant a nicht giebt; 35, 20 ist
devant Adverbium, a mit abandonnastes zu verbinden. — embarrcr ist un-
richtig übersetzt. — a force 27, 8 'widerwillig' fehlt. — (jlaive heifst 7, 34
nicht 'Schwert', sondern 'Speer'. — 63, 20 bedeutet mais ce que 'aufscr
dafs'. — melodie ist 21, 13 'Ohrenlust', pelleure 6J, 9 'Behaarung'.
Berlin. Adolf Tobler.
Louis P. Betz, Dr. phil., Pierre Bayle und die 'Nouvelles de la
Republique des Lettres' (erste populärwissenseliaftliohe Zeit-
schrift) 1684—1687. Mit einein Facsiniile des Titelblattes
der Zeitschrift. Zürich, Müller, 1896. XVI, 132 S. 8.
Der Verfasser mag recht haben, wenn er der Ansicht ist, über dem
später erschieneneu Dictiounairo sei Bayles Zeitschrift-Unternehmen in
unverdiente Vergessenheit geraten, und es verlohne, das Verdienst, das
er sich auch mit diesem erworben, wieder einmal ins Licht zu setzen.
Er unterzieht sich dieser Aufgabe mit unverkennbarer warmer Teihialunc
für das Streben des arbeitfrohen, freigesinnten Gelehrten, einer 4 eihiahme,
die ihn übrigens für die Mängel von dessen Begabung nicht blind niaclit,
und ausgerüstet mit mancherlei von der Kenntnis, die erfordert war, wo
es galt, Bayles Stellung in der Geschichte zu bestinunen. Wem die
Bäudchen der Xouvelles nie in die Hände gekommen sind, der erfährt
412 Beurteilungeu und kurze Anzeigen.
denn auch durch den Verfasser manches Wissenswerte. Doch konnte,
so scheint mir, bei etwas mehr geduldiger Sorgfalt, voller Befriedigendes
geboten, bei schärferem Achten auf das Wie der Ausführung manche
störende Unebenheit vermieden werden. Von dem Gesamt-Habitus der
Zeitschrift, von der Buntheit ihres Inhalts, von dem Verhältnis, in dem
die einzelnen Disciplinen darin zu ihrem Rechte kommen, von dem
Mafse, in dem es Bayle gelungen sei, wirklich alle bedeutenderen Erschei-
nungen der zeitgenössischen Litteratur seinen Lesern zur Kenntnis zu
bringen, erfährt man nicht genug; seine Stellungnahme gegenüber theolo-
gischen oder philosophischen Fragen erscheint bei Betz mehr durch per-
sönliches Belieben als durch sachliche Gründe bestimmt. Das Urteil über
seine Schreibweise, das hier nicht angefochten werden soll, bedurfte der
Rechtfertigung durch veranschaulichende Beispiele. Im ganzen wird der
Charakteristik des Mannes zuzustimmen sein, wenngleich er mit seinem
Drange nach Unabhängigkeit, mit seinem Verlangen nach Gewährenlassen
freier Forschung in einer Zeit heftiger Polemik über religiöse und kirch-
liche Fragen, in der Zeit der Auflehnung gegen die Autorität der Alten
so allein nicht stand, wie der Verfasser ihn erblickt, auch das, was über
Bayles Geschmacksrichtung Romanen gegenüber gesagt wird, sich mit
seinem Wohlgefallen an der Princesse de Cleves nicht vertragen will.
Auf kleine Ungenauigkeiten wie S. 30, wo es heifst, Boileau habe Moli^re
bei dessen Lebzeiten blofs 'geschont', oder S. 92, wo dem P. Mourgues
ein Buch zugeschrieben ist, das von ihm nicht herrührt, soll weniger
Gewicht gelegt sein. Einleitend war es ratsam von dem zu sprechen,
was Bayle an litterarischen Leistungen bereits vorzuweisen hatte, als er
an das Unternehmen der Notivelles herantrat, und das zu kennzeichnen,
was au periodischer Kritik schon vorhanden war, als sein Organ zu er-
scheinen begann. Der Vergleich hiermit scheint mir notwendiger als
die Hinweise auf heutige, weiten Kreisen gewidmete Zeitschriften, deren
Stellung und Aufgabe bei dem Bestehen zahlloser Fachzeitschriften eine
ganz andere sein mufs. Ist oben von Unebenheiten der Ausführung die
Rede gewesen, so war dabei an die vielen Wiederholungen gedacht, die,
möchte ich glauben, der Mangel eines genauen, wohlüberlegten Planes
mit sich gebracht hat; andererseits an die namentlich in den französi-
schen Citaten über alle Mafsen zahlreichen Druckfehler (3 instahilite f.
insatiabilite, 6 tieiinent tonjoiirs de Joi f. tiendront toujoiirs Heu de loi,
8 sont differens f. sont si d., 10 fidgure f. fidgore, 40 on ne iniisse f. on en
p., 48, 3 lors f. lorsqiie, 49 Morhosms f. Morhofius u. s. w.) und an die
vielen Nachlässigkeiten des Ausdrucks ('es gab uur einen grofsen Bayle,
von dem wir heute so viele kleine besitzen', 'bevor wir die Charakteristik
seiner Tageskritik näher untersuchen', 'der kritischen Feder die Zügel
schiefsen lassen', 'aus dem Rohbau eiu stattliches Haus errichten' u. dgl.),
die der Verfasser um so sorglicher vermeiden mufste, wenn er S. 07
Sainte-Beuve 'weltmännischen, vornehm gearteten Geschmack' absprechen
wollte.
Berlin. Adolf Tobler.
Beurteiluugeu und kurze Anzeigen. 443
E. Th. A. Hoffraann, Le ToDuelier de Xuremberg (Meister Mar-
tin der Küfer iiud seine Gesellen), texte allemaud public
avec iiue notice et im coramentaire par Alfred Bauer, membre
de la Soci^te de Linguistique de Paris. Deuxieme edition,
revue et augmentee de uouvelles notes. Paris, Hachette,
1896. X, 196 S. kl. 8. 2 Fr.
Wenn die von Bauer besorgte Ausgabe der Hoflniauuschen Erzählung
seit einigen Jahren von der Liste der in französischen Schulen zu ver-
wendenden Bücher abgesetzt ist, so mag das seinen Grund darin haben,
dafs für solchen Gebrauch das Beste bekanntlich gerade gut genug ist,
und die Novelle von Meister Martin bei manchen Vorzügen unter die
vor allem kennenswerten Werke deutscher Erzählerkuust doch nicht ge-
hört; vielleicht auch darin, dafs ihre Sprache ein der Zeit der erzählten
Begebenheiten entsprechendes altertümliches Gepräge trägt, dessen Ein-
wirkung auf das Deutsch französischer Schüler man vielleicht fürchtete,
wie. sorgsam auch der kundige Herausgeber auf die Unüblichkeit gewis-
ser Wörter, Formen, Wortstellungen aufmerksam gemacht und sie durch
heute Gebräuchliches zu ersetzen Anweisung gegeben hat. Mit Nutzen
wird die Ausgabe immer noch von strebsamen Schülern und sicher auch
von manchen Lehrern Frankreichs gebraucht werden, eben des Kommen-
tars wegen, der auf alle Schwierigkeiten des Ausdrucks sachverständig
eingeht und über manche Punkte, bezüglich deren auch gebildete Deutsche
nicht immer sicher sind, was Rechtens sei, mit Einsicht und auf Grund
der Aussprüche angesehener Grammatiker oder auch eigener Beobachtung
sich verbreitet, dies letztere namentlich in dem (in zweiter Auflage ver-
mehrten) Anhange. Gute Dienste wird das Büchlein auch deutschen
Studierenden leisten können, die sich an der französischen Wiedergabe
eines nicht eben einfachen und nicht zu solchem Zwecke verfalsten deut-
schen Textes zu A'ersuchen Lust haben. Ihnen werden die Anmerkungen
Bauers einigen Beistand leisten, und was sie zu stände gebracht haben
werden, können sie nachträglich neben die wohlgelungene Übersetzung
halten, welche Jeanneret und iMalvoisin ebenfalls bei Hachette 1887 (zum
Preise von 1 Fr.) haben erscheinen lassen.
Berlin. Adolf Tob 1er.
H. Schneegaus, Geschichte der grotesken Satire. INIit 28 Abbil-
dungen. Strafsburg, Trübuer, 1894. XV, 523 S. M. 18.
Zu dieser hervorragenden Arbeit ist H. Schneegans durch die Preis-
aufgabe (188!*) der Lamey-Stiftung veranlafst worden, welche eine Ge-
schichte des grotesken Stils verlaugte, docii modifizierte er das Thema,
indem er es enger fafste und zugleich vertiefte und so eine Geschichte
der grotesken Satire schrieb, deren Wurzeln er im Mittelalter kurz
nachgeht (S. 59 — 9r>), deren kräftige Entwickelung in der Zeit der Re-
naissance er eingehend schildert (S. OG— 428) und deren letzte Verzwei-
-IM Beurteilungen und kurze Anzeigen.
gungen er bis ins 1^. Jahrhundert hinein verfolgt (S. 128 — J8I). Dafs
er seine Erörterungen mit reichlichen Proben aus den grotesken Litte-
raturdenkniälcrn begleitet, wird bei der Seltenheit dieser vielfach ver-
schollenen Schriften auch dem Fachmann willkommen sein und giebt
dem Buche eine Anschaulichkeit der Darstellung und eine Selbständig-
keit, die auch dem Laien genufsvolle Lektüre und reiche Belehrung sichert.
Der Verfasser liebt die Breite der Ausführung; es ist etwas von der hei-
teren Behaglichkeit des grotesken Stils in den seinen geflossen. Der
streng methodische Aufbau des Ganzen verdient uneingeschränktes Lob.
Das Detail ist lichtvoll und scharf. Schneegans besitzt den Humor, der
zum Verständnis und zur Erörterung der grotesken Erfindungen von
nöten ist. Der Hauch der Sympathie durchweht sein Buch, das bei alleu
Tollheiten und Unsauberkeiten, über M'elche es berichtet, ein Buch des
Ernstes und der Würde ist. Sehr erklärlich ist, dafs dem Forscher, der
nach grotesken Zügen sucht, das Vorkommen grotesker Elemente bei
einem Schriftsteller eine gewisse Genugthuung, das Fehlen derselben einige
Enttäuschung bereitet, und dafs diese Genugthuung oder Enttäuschung
bei ihm zum Wort kommt, indem er das P^ehlen des Grotesken fast wie
einen Mangel darstellt und so z. B. von S. Braut sagt, dafs er sich 'nicht
zur groteskeu Satire erheben' könne (S. 143; vgl. 318. 319. 364).
Der Verleger hat das Werk sehr schön ausgestattet.
Die Einleitung (S. 1 — 58) sucht deu Begriff des Groteskeu fest-
zustellen (mit Hilfe zeitgenössischer politischer Karikaturen französischen
LT^rsprungs). Nach dem allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet grotesk
überhaupt eine starke Verzerrung des Natürlichen, welche meist Heiter-
keit erweckt, bisM'eilen auch Furcht einflöfsen kann. Dieser Sprach-
gebrauch ist in seiner berechtigten Unbestimmtheit nicht zu tadeln (wozu
Schneegaus Neigung zu haben scheint). Daneben steht es natürlich dem
Forscher zu, aus dem Ausdruck grotesk sich einen fcrnimns technicus
zu Schäften, dessen Umfang und Inhalt er schärfer abgrenzt, als der
Sprachgebrauch es thut. Eine solche Abgrenzung wird immer etwas
Willkürliches, Konventionelles haben und kaum auf allgemeine Zustim-
mung rechnen können. Wesentlich ist dabei, dafs diese Abgrenzung klar
und scharf sei und dafs die durch sie geschaflene Norm vom Forscher
selbst bei seiner Arbeit als Führerin streng beobachtet werde.
Beides ist bei Schneegans der Fall. Er grenzt das Groteske gegen
das Burleske und das Possenhafte hin ab und definiert es als die behag-
lich-heitere, ins Phantastische, LTngeheuerliche übertreibende Karikatur
(S. 29; 'das karikierende Element ist ein wesentliches Merkmal des Gro-
tesken' S. 39). Unter strenger Beobachtung dieser Definition schreibt
Schneegans seine 'Geschichte der groteskeu Satire'.
Ich halte es nicht für besonders erspriefslich, hier anzuführen, worin
diese Definition mir zu eng erscheint (sie läi'st z. B. das Gebiet des Phan-
tastisch-Schrecklichen, Dante [S. 15], Victor Hugo n. s. f. nebenaus).
Doch mufs ich nachdrücklich geltend machen, dafs Schneegans mir mit
Unrecht das satirisch-karikierende Element als ein wesentliches Merkmal
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 445
des Grotesken hinzustellen scheint. Das Groteske ist ein willkoui-
nienes Hilfsmittel satirischer Darstellung geworden. Sei-
nena Ursprünge nach ist es das Phantastisch-Ungeheuerliche, das durch
seine Ungeheuerlichkeit fesselt, Lachen oder Furcht erregt; das karikie-
rende, satirische Element ist etwas Sekundäres. ' Mau vergleiche zum
Beispiel das Groteske im Volksmärchen. -
Dafs Schneegans das Groteske als wesentlich satirisch auffafst, führt
ihn dazu, in den grotesken Litteraturdeukmälern, die er bespricht, die
satirische Absicht bisweilen zu urgieren. Das ist insbesondere bei der
Chronique (jargaHtuine und bei Kabelais {Pantayniel I und 11)^ der Fall,
wo Schneegans eine Satire auf die Ritterromane erkennen
will. Und Rabelais habe den Ritterromauen dabei 'eine derartige Nieder-
lage beigebracht, dals sie fortan in der feinen Gesellschaft unmöglich
wurden' (S. 174) und es 'mit der Herrlichkeit der Rittergedichte endgültig
aus war' (S. 268). Und von 1540 — 5ü erschien Amadis in zwölf Büchern!
Und wie fesselte er gerade die feine Gesellschaft, die in seinen Schilde-
rungen mehr als je das Ideal des eigenen Lebens sah! Rabelais' Werk
hat weder die Wirkung noch die Absicht gehabt, die Schneegans ihm
zuschreibt. Auch in der Chronique gargantidne vermag ich durchaus
keine Satire der Ritterromane zu erkennen. Man lese nur unbefangen
ihre tollen und geschmacklosen Schilderungen, in welchen jede Spitze
gegen die Ritterromane fehlt. Und wie viel ottenliegende Gelegenheit zur
Verhöhnung hätte die Etikette der ritterlichen Lebensführung, des Fraueu-
dienstes etc. geboten !
Die Chronique und Rabelais benutzen einfach die Interessen und
' Vgl. S. 32: 'So bedeutet denn schon von vornherein der Ausdruck gro-
tesk ein durch seine Ungeheuerlichkeit Lachen Erregendes, dem sich bald
auch ein karikierendes Element zugesellte', was S. 39 doch wohl
widerspricht.
^ In dieser ursprünglicheren Form ist das Groteske auch z. B. in den so-
genannten Vanii (altfrz. gahs] vgl. Jeanroy, Les oriyines de la poisie li/rique, S. 17)
erhalten, einer litterarischen Foiin, die Schneegans übergeht. Der ranto ist die
ins Ungeheuerliclie übertreibende Prahlerei. Er liegt im Altfranzösischen vor in
den gabs des Peltrinage de Charkmagjie, deren phantastischen Heldenthaten jede
satirische Absicht fehlt (vgl. Komania XIII, 201 ff.). — Dn^ä satirische Seiten-
stück zu dem einfach giotesken vanto des Maesh-o di lutte le arli in der Zeitschr.
f. rom. Phil. V, 30 ist die Prahlerei der deux bordeors ribauz (Schneegaus S. 84),
deren karikierende Absicht augenscheinlich ist. Man hat dieses Stück mit Un-
recht (auch 6. Paris im Manuel § 110) als ein debal aufgefafst. Vom dehat im
litteiarischen Sinne hat dasselbe weder die Form, noch die Absicht. Es ist ein
in Fableau-Form gegossener satirischer gab.
■' Eabelais' Werk mag schlechthin als Pantagruel bezeichnet werden. Gar-
gantua wird von Rabelais selbst als pire de Pantagruel und erst nachträglich ein-
geführt. Das Gargantua gewidmete Buch ist einfach das erste Buch des Pan-
tagruel, und der 1546 erschienene Band wird denn auch als Ic tiers livre des Pan-
tagruel bezeichnet. — In diesem und den späteren fehlt, auch nach Schneegans'
Ansicht, die Satire auf die Kitterromane (S. 182). Ich würde also sagen: In den
späteren Büchern läfst der reifer gewordene Kabelais die Darstellungsmittel, die
ihm der Kitterroman lieferte und die er in den l)eiden ersten Hiicliern kunterbunt
mit anderen verwendete, fast gänzlich fallen.
446 ßeurteihmgeu und kurze Anzeigen.
Mittel der zeitgenössischen ernsten Schriftstellerei (der Geschichtschrei-
bung, des Ritterromans, der Bibellitteratur etc.) als Staffel für ihre Späfse,
die es mit dem Fressen und Saufen und mit der Verdauung viel mehr
zu tliun haben als mit den Formalitäten der Ritterlichkeit. Man nehme
nur gleich das erste, was Rabelais selbständig geschrieben hat: den An-
fang des zweiten Buches. Schneegans sagt (S. 186): 'Gleich der Anfang
des Pantagruel giebt uns eine groteske Verzerrung des Wunderbaren der
Ritterromane' — aber hat Rabelais denn hier nicht viel mehr die wunder-
gläubige VVichtigthnerei der Historiographie als die Ritterromane im
Auge? Und geht er nicht gleich dazu über, in burlesker Weise und in
grotesker Ausschmückung die biblischen Genealogien zu benutzen? Ist
nun deswegen sein Buch auch eine groteske Satire auf die Bibel gewor-
den ? Das glaubt auch Schneegans nicht. ' Rabelais nimmt eben, uu-
ehrerbietig, alle Formen der ernsten Darstellung zu Hilfe, um lachen zu
macheu. Auf burleskem Grunde baut er groteske Luftschlösser. Sind
denn etwa in der Hölle (II, cap. 30) die Ritterfigureu irgendwie beson-
ders aufs Korn genommen neben den Figuren des Altertums? Ist ihm
nicht alles gleich gut und bunt durcheinander geworfen?
Schneegans bezeichnet mit Recht die Büchertitel der Bibliothek von
St- Victor (II, cap. 7) als 'eine wahre Fundgrube alles Satirischen bei
Rabelais' (S. 225). Diese Titel enthalten keine Angabe, welche die Ver-
spottung der Ritterromaue auf der Stirn trägt! Das ist nicht die Bücherei
des sinnreichen Junkers Don Quijote de la Maucha! — Rabelais würde
also hier diesen Hauptzweck seines satirischen Werkes vergessen haben?
Nein. Legen wir in die Auffassung Rabelais' keine Vorurteile, die wir
von der Lektüre Pulcis oder Cervantes' herbringen. Statt dessen sehe
man vielmehr, wie Fischart Rabelais verstanden hat (S. ;j74).
Die Bibliothek von St- Victor zeigt deutlich, dafs die Satire des ^noine
defroque, der Rabelais heilst, nach einer anderen Richtung liegt, die nie-
mand trefflicher charakterisiert hat, als Schneegaus selbst. Die Ritter-
romane standen Rabelais' Befreiungslehren nicht im Wege.
Das ist der Haupteinwand, den ich gegen die von Schueegans vor-
getragene Auffassung des Grotesken überhaupt und bei Rabelais ins-
besondere zu erheben habe.
Im übrigen verdanke ich dem Buche reiche Belehrung und Anregung,
was ja mancherlei beiläufige Ausstellungen nicht ausschliefst. Davon
mag noch einiges ausdrücklich erwähnt werden.
In der trefflichen Darstellung des Rabelaisschen Stils (S. 248—270)
vermisse ich eine Beurteilung seiner Latinismen. Ist Rabelais' Latinismus
natürliche Gewöhnung oder Mittel seiner — burlesken — Satire, wie in
der poesia fklenxiana'! Ich glaube an eine Mischung aus beiden Ele-
' Charakteristisch ist Schneegans' Anmerkung S. 247. Wenn Rabelais die
liittersage burlesk benutzt, so spricht Schneegans von 'burlesker Verhöiiuung'.
Benutzt er in derselben Weise Altertum oder Bibel, so spricht Schneegans von
'burlesken Scherzen ohne irgend welchen ernsten Hintergedanken'. Was aber dem
einen recht ist, ist dem anderen billig.
ßeurteiluugen und kurze Auzeigen. 447
meuteu, wobei aber das erstere bei weitem überwiegt. Eabelais ist pedan-
tesco. Er sielit zwar den Balken im Auge des ecolier limousin, bemerkt
aber nicht den Splitter im eigenen. — Weitere Studien werden uns zei-
gen, dafs Rabelais in allerlei Einzelheiten des sprachlichen Ausdrucks
weniger originell ist, als man wohl annimmt. Emburelicoquer z. B. wird
schon von G. Tory an den forgeurs de mots nouveaux getadelt (vgl. Schnee-
gaus S. 2(!)i). Die Narreuaufzählung der mere falle von Dijon (S. 290)
geht nicht auf Rabelais' Beispiel zurück, sondern gehört längst zum Stil
der Sotie, bei welchem Rabelais selbst in die Schule geht (S. 201). Mau
vergleiche den cry der Sotie Pierre Griugoires von 1512:
Solz hmatiques, sotz eslourdis, solz sages,
Sotz de vllle, de chasteaulx, de villages etc.
Die Legende von Pierre Faifeu, in welcher der immer noch un-
erklärte öargantiia, qui a chepveulx de plastre erwähnt wird, ist nicht von
1526, sondern vom Anfang des Jahres 1532 (S. 185 u.). — Grottesco, das
der Franzose des IG. Jahrhunderts vom Italiener entlehnt, wurde bei ihm
zu crotesque (S. 31), auf welche Form deswegen besonders hinzuweisen
ist, weil sie eine sehr bezeichnende volksetymologische Hindeutung auf
crotte enthält. Vgl. z. B. Dassoucy, welcher sich nennt
pauvre poete burlesque
Non iant crotte comme crotesque,
Croteste (S. 32), das bei Fischart als krottestisch Aviederkehrt, beruht
auf einer weiteren Umdeutung vermittelst tele. — Dafs sich in Ferrara
keine 'volkstümliche Gattung der Ritterdichtung entwickelt hatte, wie iu
Florenz' (S. lOG), ist gewifs unrichtig. In Ferrara war sicher, wie iu
ganz Norditalien, die franco-italienische Ejiik i^opulär. Der Irrtum Schnee-
gans' geht auf Gaspary zurück und beruht hauptsächlich darauf, dal's
(laspary schon im ersten Baude seiner Italienischen Littoratur-
geschichte (S. 112 ff.) nicht nach Gebühr die Ritterdichtung und das
Karlsepos scheidet, welche in Italien ganz verschiedene Schicksale gehabt
liaben, bis Bojardo die beiden Ströme der materia dl Bretagna und der
■niateria di Franeia vereinigte.
In klarer Weise resümiert Schueegans jeweilen am Ende der Ab-
schnitte seine Resultate und stellt dieselben iu einem Schlufskapitol des
Werkes nochmals zusammen, immer bemüht, den Zusammenhang zwischen
den litterarischeu Erscheinungen und deu allgemeineu Lebenszustäudeu
zu ergründen.
Die groteske Satire ist eine charakteristische litterarische Form jener
Zeit der Übermenschen, welche das fais ce que voudrns ihrer Lebenslehreu
auch zum Motto der litterarischen Darstellung machten. Sie ist das Bild
der ungeordneten, überschäumenden Lcbensfülle der Renaissance.
Dieses Bild iu reicher Ausführung, nach Farbe, Zeichnung und i'er-
spektive fesselnd und lebenswahr, uns geschenkt zu liaben, i.st das Ver-
dienst H. Schneegans'.
Zürich. II. Morf.
448 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
Gustav Tobler, Viucenz Bernhard Tschaiuer (1728 — 78) (Ncu-
jahrsblatt der Litterarischen Gesellschaft zu Bern auf das
Jahr 1896). Bern, K. J. Wyls, 1895. 65 S. 4. M. 2.
Seit sechs Jahren veröffentlicht die beruische htterarische Gesellschaft,
einer in der Schweiz verbreiteten Sitte folgend, ein Neujahrsblatt. Meist
sind es lokalgeschichtliche Themata, die in solchen Neujahrsblättern be-
handelt werden. Oft genug aber führen dieselben auf weitere Beziehungen
und bietet sich im lokalgeschichtlichen Rahmen ein Bild allgemeinerer
Bedeutung. Das war voriges Jahr der Fall, als Otto von Greyerz eine
Darstellung des unter seinen Zeitgenossen so berühmten und heute mit
Unrecht so wenig beachteten Berners Beat Ludwig von Muralt
(1665 — 1749) gab. Das ist auch heuer der Fall. Vincenz Beruhard
Tscliarner, den Haller, Bodmer, Zimmermann, Gefsuer, Klopstock, Wie-
land, Young ihren Freund nannten, hat seiner Vaterstadt Bern als treff-
licher, aufgeklärter Bürger hervorragende Dienste geleistet. Er hat eine
Reihe hoher Amter bekleidet, und der Ruf seiner Tüchtigkeit drang nach
Berlin, von wo aus im Jahre 1764 die ehrenvolle Anfrage au ihn erging
— die er übrigens verneinte — , ob er das Kirchendepartement mit dem
Titel eines wirklichen Staatsministers zu übernehmen bereit sei. Er hat
dem gesellschaftlichen Leben Berns feinere Art und einen edleren Gehalt
zu geben sich bemüht. Er hat den Versuch gemacht, Bern zu einem
Mittelpunkt litterarischen Lebens zu erheben und der Gründung einer
typographischen Gesellschaft schwere Opfer gebracht. Er ist ein gelehrter
Geschichtsforscher, und seine Historie der Eidgenossen (1756 ff)
fand grofses und verdientes Lob. Er pflegte die Dichtkunst auf der Spur
Hallers, Bodmers und Klopstocks. Doch sind seine Gedichte weniger
durch jioetischeu Gehalt und Ursprünglichkeit, als durch Tüchtigkeit der
Gesinnung ausgezeichnet und besonders deshalb zu erwähnen, weil sie
den Verfasser der französischen wie der deutschen Sprache mächtig zei-
gen. Diese Dojjpelsprachigkeit befähigte ihu, ein Vermittler deutschen
Geistes in Frankreich zu werden. Vincenz Bernhard Tscharner ist der
erste, der es unternommen hat, eine zusammenhängende französische
Übersetzung deutscher Gedichte zu verößentlichen (vgl. darüber Süptie,
Geschichte des deutschen Kultureinflusses auf Frankreich
I, 144 ff.). Seit 1745 arbeitete er an der Übertragung der Hallerscheu
Dichtungen. 1747 erschien die erste Probe in der Bibliotheque raisonnee.
Sie fand Hallers und Bodmers Beifall. Tscharner setzte seine Arbeit fort,
liefs aber merkwürdigerweise fortan die Prosa an Stelle der gebundenen
Form treten. Er sandte 1748 und 1749 Stücke seiner Arbeit an Haller
nach Göttingen, und dieser veröffentlichte im Mai 1749 zunächst Les
Alpes. Im folgenden Jahre erschienen dann die Poesies choisies de M. de
Haller, traduites en prose par M. de T., 17 Dichtungen, die einen grofsen
Erfolg errangen, obwohl natürlich die Genauigkeit, die der Übersetzer
erstrebte, von vorurteilsvollen französischen Beurteilern als manque de
correetioii et de goilt getadelt wurde (vgl. Raynals — nicht Grimms! —
Beurteilungen und kurze Anzeigen, 449
Urteil iu der Corrcspondance litteraire ed. Tourueux II, 126). Das ist der
ewige Vorwurf, den der klassische Kritiker gegen litterarische Erschei-
nungen erhebt, deren Eigenart und Ursprünglichkeit nicht in das ererbte
landläufige Mafs passen. Die PoCsies ehoisies erlebten trotzdem wieder-
holte Auflagen, und dank dieser Tscharnerschen Prosaversion ward Mon-
sieur de Haller der erste deutsche Dichter, den Frankreich kennen lernte,
und galt lauge auch als der hervorragendste.
V. B. Tscharner ist auch der erste, der sich au die Übersetzung des
Klopstockschen Messias machte. Ein Brief Bodmers vom September
1748 hatte ihn dazu angeregt, und Bodmer selbst veröffeutlichte im De-
zember dieses Jahres Tscharners Echantillons d'un poemc epique alletnand
(im Journal helvetique), einen Auszug aus Messias I — III enthaltend.
Die eigentliche Übersetzung des Klopstockschen Textes dieser drei
Gesänge, die Tscharner umarbeitete, ist nie gedruckt worden. Das Manu-
skrii3t ist heute verloren.
In das Leben, den Verkehr und die geistige ^\'erkstätte dieses inter-
essanten imd hervorragenden Menschen führt uns die treffliche Schrift
G. Toblers, die, hauptsächlich nach handschriftlichen Quellen gearbeitet,
des Neuen und Ursprünglichen in feiner Ausführung aufserordentlich viel
enthält. Dankbar nehmen wir diese schöne Gabe. der jungen litterarischen
Gesellschaft zu Bern an, die uns das sympathische Bild eines Mannes
bietet, dessen Name in der Geschichte des Einflusses deutscher Litteratur
auf Frankreich einen ehrenvollen Platz hat.
Zürich. H. Morf.
J. Hildesheimer, Le petit chansonnier. Samniluno; französischer
Gedichte bekannten Melodien angepalst und für den Schul-
gebrauch zusammengestellt. Heft I und II. Berlin, Herbig,
1896. Je 40 Seiten 8, je M. 0,70.
Sicher kann französisch singen zu lassen beim Unterricht im Franzö-
sischen wesentlich fördern. Das Volkslied und ein gutes Teil auch der
Kunstlyrik ist mit Singweisen verwachsen, die ohne Verlust davon nicht
geschieden werden können. Die Aussprache des dumpfen e freilich, die
der Gesang zumeist erfordert, darf der Schüler in seine gesprochene Rede
nicht ohne weiteres übertragen; dagegen nötigt ihn der Gesang zur rich-
tigen AViedergabe der ihm sonst so viel Schwierigkeit machenden franzö-
sischen Diphthonge (nur darf ihn die deutsche Lehrerin mit ihren
'Anpassuugen' ebensowenig zwingen reviendront II 9, chauinüre II 11
viersilbig, sotdicrs 1 9 dreisilbig, miel eb. zweisilbig zu singen, wie troiipe
agile I 13, legere et eb., cigale aux pres eh., sombre et f'ier I 15 ohne
Elision); auf andere Vorteile, die sich mit Französischsiugen erreichen
lassen, trete ich gar nicht erst ein. Den geeignetsten Stoff dazu bieten
ohne Zweifel französische Volks- und volkstümlich gehaltene Lieder mit
ihren landesüblichen Weisen, wie sie uns durch zahlreiche hübsche Samm-
lungen zugänglich gemacht sind. Die Weisen pflegen so einfach gehalten
Archiv f. 11. Sprachen. XCVII. 29
450 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
zu sein, sich so leicht einzuprägen, dafs ihre Aneignung keinerlei Zeit-
verlust mit sich bringt, am wenigsten für Schüler, denen man sogar zu-
muten darf, etwas auf das erste Thema des (übrigens arg mifshandelten)
Andante von Beethovens C moll - Symphonie (II 24) oder auf Gounods
Faustwalzer (II 28) oder auf Mendelssohns Frühlingslied ohne Worte
(II 22) und zwar ohne Begleitung zu singen! Singweisen, die in Deutsch-
land an deutschen Liedern haften, französische Worte unterzulegen, halte
ich für einen wenig glücklichen Gedanken und höchstens dann für erlaubt,
wenn die französischen Texte so getreue Übersetzung der deutschen sind,
wie etwa der hon camarade (meines Wissens nicht, wie man hier I 21
liest, von Secretan, sondern) von Amiel eine von Uhlands schönem Liede
ist. Auf die Weise von 'O Strafsburg' singen zu lassen Mon äne a bien
mal aux pieds würde ich mich schwer entschliefsen. Unsere deutschen
Weisen sind nicht ein Maskentrödel, wo jeder sich holen darf, was un-
gefähr zu seiner Länge und Breite pafst. Wenn aber einmal ausgeführt
werden sollte, was hier versucht ist, dann war dazu mehr Kenntnis des
metrisch und des musikalisch Statthaften erforderlich, als sich in den
beiden Heften bekundet. Mau darf nicht in dem Mafse, wie es geschehen
ist, durchaus tonlose Silben, zumal am Versende, auf gute Taktteile
legen; man darf nicht beliebig Silben in den gegebenen Text einschalten,
um sich mit der Weise notdürftig abzufinden; man kann nicht, ohne sich
groben Unfugs schuldig zu macheu, aus deutschen oder anderen Liedern
Takte, die zwar nur die Klavierbegleitung ausfüllt, die aber rhythmisch
unentbehrlich sind, einfach überspringen, wie es zur Entrüstung jedes
musikalischen Menschen II 15 an Gounods Temoins de nies aveux und
gleich darauf an einem herrlichen Liede Schumanns geschehen ist; man
soll nicht den Tingeltangelgeschmack in die Schule tragen, der aus hier
und dort aufgerafften Fetzen verschiedenster Herkunft seine widerlichen
musikalischen Ceutonen bildet (man sehe den elend verhunzten Mozart
II 21); man soll auch nicht für andere zweistimmigen Satz schreiben
wollen, wenn man es nun einmal nicht kann.
Berlin. Adolf Tobler.
Chants populaires pour les ecoles. Poesies de Maurice Bouchor,
m^lodies recueillies et notees par Julien Tiersot. Troisieme
Edition. Paris, Hachette, 1896. 81 S. 8. fr. 2,50.
Auch hier hat man es nicht mit Worten und Weisen zu thuu, die
von Anfang an miteinander verbunden gewesen wären. Doch sind die
letzteren wenigstens echte, einstimmig und ohne Begleitung gedachte,
von einem bewährten Sachkenner gesammelte und aufgezeichnete Volks-
weisen, meist von stark ausgesprochener französischer Eigenart in ihrer
rhythmischen Lebendigkeit und melodiösen Schlichtheit, dabei oft von
hohem Reiz. Die Worte aber sind sämtlich von einem Dichter unter-
gelegt, wie er sie für die Jugend der Volksschulen geeignet glaubte, und
wie sie denen, die ihm dafür einen Preis zuerkannt haben, dieser Be-
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 451
Stimmung entsprechend schienen. Sorglicli ist darauf geachtet, dafs nach
Lage der Accente und der Pausen wie auch namentlich nach der Gesamt-
wirkung auf das Empfinden Worte und Weisen sich möglichst ent-
sprechen. Der Inhalt der anmutigen Dichtungen ist mannigfaltig: Liebe
zur grofsen Heimat und Freudigkeit ihr zu dienen, Preis wackerer Hel-
den des Vaterlands, Lob der einzelnen Landschaften, die in ihrer Sonder-
art hübsch vor Augen treten, die Lust und die Not des Lebens auf dem
Lande und auf der See, die Teilnahme für fremdes Leid, die Erinne-
rungen und die Gefühle, die der Verlauf des Jahres mit seinen Festen
und Lustbarkeiten wachruft, all das kommt in den 37 Stücken zu seinem
Eechte, dazu treten ein paar hübsche Märchen. Ist in dem Büchlein
den französischen Schulen eine wertvolle Gabe geboten, aus der manches
in weite Volkskreise zu dringen und da sich zu erhalten verdient, so
wird auch der deutsche Unterricht das eine oder andere daraus sich an-
zueignen wohl thun.
Berlin. Adolf Tobler.
R. Krou, Dr. Oberlehrer, Le Petit Parisien. Pariser Französisch.
Ein Fortbildnngsmittel für diejenigen, welche die lebendige
Umgangssprache auf allen Gebieten des täglichen Verkehrs
erlernen wollen. Nebst einer systematischen Frageschule
als Anweisung zum Studium. Zweite, verbesserte und er-
weiterte Auflage. Karlsruhe, Bielefeld, 1896. VIII, 150 S. 8.
geb. M. 2,20.
Die zwanzig Abschnitte des nach einem Jahre in zweiter Auflage
erschieneneu, hübsch gedruckten Büchleins lehren in zusammenhängen-
dem französischem Vortrag die Ausdrücke kennen, deren der in Frank-
reich reisende Fremde am notwendigsten bedarf, um bei den gewöhnlich-
sten Vorkommnissen des täglichen Lebens die Einheimischen zu verstehen
und sich ihnen verständlich zu machen. Es hat sich damit ungezwungen
auch einige Belehrung über Sitten und Einrichtungen des Landes ver-
binden lassen. Nur selten ist zur Form des Gespräches gegriffen; da-
gegen zeigt ein über alle Not hinaus breit ausgeführtes Beispiel (S. 127
bis 144), wie ein einziger Textessatz nach des Verfassers Meinung als
Stoff zu endlosem Fragen und Antworten verwertet werden kann und soll.
Das Französisch des Textes ist korrekt und ungezwungen. Druckfehler
sind nicht ganz selten ; auf wenigen Seiten sind mir pns für pres 59,
je für P' 02, vet(X für roeux 65 begegnet, ein Druckfehler wird auch
en point de vtie de l'histoire 55 sein ; les tournures les plus nsiiclle^ . . .
sont ceux-ei 62 ist auch störend. Sachliche Bedenken flöfsen mir folgende
Behauptungen ein: on nonime fin de siede tout ce qui est nouvemi,
interessant et heau 61, une tete carree sei soviel wie un imbecile 123 (man
sehe Darmesteter-Hatzfold-Thomas unter carre), ferner die Angaben S. 86
über Gepäckuntersuchung, die sich mit meinen Erfahrungen durchaus
nicht decken. Eine wenig fördernde Belehrung ist S. 122 mit den Worten
29*
152 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
gegeben: on dirait du veau, locution qui s'emplow cit toute oeeusion
Sans avoir un sens special, wie denn überhaupt Kapitel XX vieles giebt,
was keinesfalls in die Schule gehört, dem Fremden fremd bleiben darf,
und, wenn man es ihm nahe bringen will, tieferes Eindringen in seinen
Sinn und seine Kraft verlangt. Unterweisung über die Aussprache einzel-
ner Wörter ist mit Recht öfter gegeben ; der Anfänger würde sie auch
mit Bezug auf Eiffel, Calvados, rail, tender, Square, omnihus u. a. brauchen
können.
Berlin. Adolf Tobler.
Friedrich Beck, üymuasiallehrer für ueiiere Sprachen am K. hu-
manistischen Gymnasium Neuburg a. D. 1. Französische
Grammatik für humanistische Gymnasien, mit besonderer
Berücksichtigung des Lateinischen. 2. Übungs- und Lese-
buch zur französischen Grammatik für h. G., 1. Teil. (>j 1
bis 75.) 3. Französisches Vokabular für Gymnasien. Sämt-
hch München, Piloty u. Löhle, 1896.
Die Grammatik umfafst auf 230 Seiten 110 Paragraphen, von denen 1 — 76
der Formenlehre, 77—110 der Syntax gewidmet sind. Pensum des ersten
Schuljahres sind die §§ i— 75. Zu ihrer Einübung dient der erste Teil
des von der Grammatik gesondert erschienenen Übungs- und Lesebuches
von 140 Seiten. Pensum des zweiten Jahres sind die unregelmäfsigen
Verben, die der § 76 der Grammatik ausführlicli behandelt, und Syntax
§§ 77 — 89. (Verben mit avoir und etre; vom Deutschen abweichender
Gebrauch persönlicher, unpersönlicher und reflexiver Verben; Wortstel-
lung; Tempuslehre; Kasuslehre; Infinitiv; Allgemeines zur Moduslehre.)
Dem dritten Schuljahre gehört die gesamte Syntax, §§ 89 — 110. (Kon-
junktiv; Artikel; Kongruenz; Fürwörter; Adverb; Substantiv; Adjektiv;
Konjunktionen.) Die Fortsetzung des Übungs- und Lesebuches für das
zweite und dritte Schuljahr, entsprechend den §§ 76—110 der Grammatik,
ist im Druck noch nicht erschienen und hat dem Beurteiler nicht vor-
gelegen. Das Vokabular endlich, das im Anschlufs an das Übungs- und
Lesebuch zu Sprechübungen bestimmt ist, enthält auf 136 Seiten eine
Anzahl vielgebrauchter Wörter in etymologischer und sachlicher Anord-
nung; es steht mit den anderen Büchern in keinem engereu Zusam-
menhang.
Ein solcher besteht dagegen, wenigstens was den vorliegenden ersten
Teil des Lesebuches betrifft, zwischen der Grammatik und dem Lesestoff,
und zwar so, dafs jede Lese- und Übersetzungsaufgabe die Kenntnis eines
entsprechenden Abschnitts der Grammatik voraussetzt, den der Schüler
zum Verständnis des Stückes beherrschen mufs. Das grammatische Pen-
sum wird ihm dabei im Anschlufs an das Lesestück nach Möglichkeit
erleichtert. Das Lesebuch bildet den Mittelpunkt der spraclilichen Be-
schäftigung; unabhängig von der Regelfülle der Grammatik, geht es nach
den notwendigen präliminaren Belehrungen über Lesen und Aussprache
Beurteihmgeu iiud kurze Anzeigen. 453
sofort zum zusamuieuhängendeu Lesestück über und leitet den Schüler
zum richtigen Gebrauch der Grammatik an, auch für spätere Zeiten; deuu
er mufs lernen, sie zu befragen, wenn er mit dem vorhandenen Wissen
nicht auskommt. Ferner verdient die zweckmäfsige Anordnung der fran-
zösischen Lesestücke und der deutschen Übersetzungsstücke Anerkennung.
Sie erscheinen in zwei getrennten Abteilungen, erst alle französischen, bis
S. G4, dann die deutschen, S. 65 — 117. Jede bildet für den Schüler ein
getrenntes, selbständiges Arbeitsfeld ; die schwerste Aufgabe, die Über-
setzung ins Französische, kommt zuletzt, nachdem Lektüre und mit die-
ser Grammatik dazu vorbereitet haben. Die französischen und deutschen
Stücke sind nun in der Behandlung desselben Stoffes so miteinander ver-
bunden, dafs immer ein Stück der deutschen Reihe das entsprechend vor-
hergehende der französischen variiert. Setzt die Lektüre eines franzö-
sischen Abschnittes die Bewältigung eines bestimmten grammatischen
Pensums voraus, so verlangt die Übersetzung aus dem Deutschen die Be-
herrschung des vorhergehenden französischen Abschnittes. Der Schüler
mufs also die gewonnene grammatische Erkenntnis wiederholentlich und
in variierter Gestalt selbständig verwerten ; er gewinnt die Fähigkeit, selbst
zu beobachten, was er sicher erfafst hat, Lücken, die die Übersetzung
aus dem Deutschen zeigt, durch Nachschlagen in der Grammatik oder
Nachlesen im französischen Abschnitt auszufüllen. Formenlehre, frau-
zösische Lektüre und Übersetzung ins Französische sind also einheitlich
ineinander gearbeitet, aber ihre Isolierung an drei voneinander getrennten
Stelleu macht dem Schüler ein fortgesetzt selbständiges Arbeiten zur Not-
wendigkeit.
Für die Kritik ergiebt sich sonach aus der einheitlichen- Anlage der
Lehrbücher, dafs Vorzüge und Fehler derselben in allen drei Abteilungen
dieselben oder ähnliche sein werden. Auch giebt das geschilderte Ver-
hältnis von Lektüre und Grammatik den Mafsstab zur Beurteilung des
vorliegenden grammatischen Buches, das von vornherein, weil für Schul-
zwecke bestimmt, nicht die grammatischen Erscheinungen mit erschöpfen-
der Vollständigkeit aufzählen will, sondern zunächst nur die dem An-
fänger unentbehrlichsten, wie sie aus den Anmerkungen des Lehrers zur
Schullektüre erwachsen, sich in beschränktem Kreise erweitern und schliefs-
lich zu einem praktisch brauchbaren systematischen Ganzen werden.
Dazu kommt, dafs infolge der Anlehnung aus Lateinische manche Ab-
schnitte aulserordentlich kurz gefafst werden konnten (Vorrede zur Gram-
matik S. 4), wodurch eine weitere Vereinfachung des grammatischen Lehr-
stoifes möglich wurde. Endlich liefsen sich durch systematische Anord-
nung gröfsere Übersichtlichkeit und nicht unwesentliche Kürzung in den
syntaktischen F>scheinungen erzielen. Der Wert des so entstandenen
Lehrbuches bleibt zu untersuchen, der des Lese- und Übersetzungsbuches
wird sich aus dem ersteren ergeben.
Den Vorwurf, durch zu grofse Kürze und Beschränkung den LTuter-
richt der Verflachung entgegenzuführen, wird keiner gegen den Verfasser
erheben, der in der Formenlehre seine Behandlung des Fürwortes, des
454 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
Verhältniswortes, der unregelmäfsigen Verljen, in der Syntax seine Be-
merkungen über den Artikel genauer ansieht. Vielmehr wird man zu
der Überzeugung kommen, dafs er mit Ernst bestrebt ist, es auch einer
beschränkteren Darstellung der grammatischen Erscheinungen, wie sie
ihm die Anlage seines Buches einmal zuwies, nicht an wissenschaftlicher
(jründlichkeit, soweit angängig, fehlen zu lassen. Führte ihn schon die
Untersuchung nach den Berührungspunkten des Lateinischen mit dem
Französischen auf den Weg der historischen Forschung, so verstand es
sich von selbst, dafs er auch einem kurzen Abrifs der historischen Gram-
matik Raum gewährte, den er in einem besonderen Abschnitt, S. I — XVII,
an der Spitze des Buches giebt, ohne jedoch in der nachfolgenden Schul-
grammatik anders als in Anmerkungen darauf hinzuweisen. Der Abrifs
enthält als Probe des Altfranzösischen die Strafsburger Eide mit inter-
linearer Übersetzung;' von poetischen Denkmälern nichts als ein paar
Titel und Namen von Dichtern. Dann folgt eine kurze Aufzählung der
Lautgesetze in der üblichen Einteilung. Warum § 10, 2 zu etre eine
vulgärlat. Entwickelungsform escere anzunehmen sei, kann ich nicht ein-
sehen ; es genügte doch das gemeinromanische essere. Dasselbe escere hat
der Verfasser auch im Vokabular S. 40 angenommen. — § 10, 5 vermifst
man bei vous rendUes, ebenso bei qu'il vencUt die Erklärung der Abstam-
mung von vendtiistis, venduisset § 13, 7 wird zu dem vielumstritteneu
aller ein Stamm alarc vermutet. Scheint Druckfehler zu sein, wie S. 3
donnavisset, S. 11 Trarral für Tirivrot [= näai].
Ich komme zur Schulgrammatik.
Ihre Aufgabe beim Unterricht in einer lebenden Si^rache bleibt, zumal
für das humanistische Gymnasium, unter allen Umständen, die Kenntnis
nicht blofs der gegenwärtigen, sondern auch der gewordenen Sprache zu
vermitteln, in den gesetzmäfsigeu Bau ihrer Laut-, Wort- und Satzfor-
men einzuführen, und diese historisch zu begründen. Darum bleibt für
die Schule die- methodische Übung auch der Aussprache ein integrieren-
der Teil des Unterrichts, neben der Formenlehre und der Syntax, mit
denen sie stufenweis fortschreiten mufs, nach bestimmten Regeln und in
bestimmtem Lehrgang. Dieser läfst sich nicht in einen elementaren und
einen höheren Teil zerlegen ; denn die lautlich richtige Darstellung ist für
alle Worte von gleichem Werte; es giebt nur einen Übergang von leich-
teren Übungen zu schwereren; der Lehrer mufs ihn zu finden wissen.
Dazu genügt nicht der Umgang mit gebildeten Franzosen, der Aufenthalt
in Paris u. s. w., die wohl mit der bunten Mannigfaltigkeit der Formen
bekannt machen, aber bei aller Wertschätzung, die sie als Studienmaterial
verdienen, auf ihre Nutzbarkeit im methodischen Unterricht nie streng
genug geprüft werden können I Unerläfslich bleibt dagegen die vertiefte
Erkenntnis der Entwickelungsformen des Französischen selbst im Ver-
gleich mit den romanischen Schwestersprachen und der fortwährende
Rückblick auf den lateinischen Ursprung. Ich halte es daher für fehler-
haft, die Frucht der Beobachtungen auf einer Studienreise frischweg für
eine Schulgrammatik zu verwerten, oder Eigenheiten irgend einer wirklich
Beiirteiluugeu uud kurze Anzeigen. 455
gehörten Aussprache in dieselbe aufzunehmen; sie gehören nicht in den
Kreis der Schularbeit. Die Abschnitte von der Aussprache in der vorliegen-
den Grammatik haben mich in keiner Weise zufriedengestellt; sie enthalten
zum Teil recht bedenkliche Irrtümer, zum Teil siud sie durch die zur
Verwendung gekommenen Lautzeichen in empfindlichster Weise beein-
trächtigt. Der Lehrer darf es nie aus den Augen lassen, dafs es sich um
Nachahmung fremder Laute in einer fremden Sprache handelt, zu deren
Erzeugung er den Schüler unter Verwendung ähnlicher Laute der Mut-
tersprache anleitet. Darum würden als Lautzeichen sich die fremden
Buchstaben eher empfehlen als die deutschen, die der Verfasser eingeführt
hat; der Schüler wird durch die fremden Lautzeichen auf seine Aufgabe
hingewiesen, fremde Laute nachzubilden, während er z.B. S. 2, t,bpo^-
pourri = pohpurrih' wie deutsch liest und das sonderbare Wort an-
staunt, das ihm in der Muttersprache noch nicht begegnet ist, während
er vielleicht ein Potpourri kennt und schon eins gehört hat. Die Un-
sicherheit der Lautwerte der Zeichen wird noch dadurch erhöht, dals sie
nicht blofs unverständliche deutsche Worte statt Lautbilder französischer
ergeben, sondern auch ihre Quantitäten und ihre Accente zweifelhaft sind.
Der Verfasser hat seine Lautzeichen nicht erläutert, auch keine deutschen
Musterworte für die von ihm beabsichtigten Laute oder Quantitäten mit-
geteilt. Also cogue la (/alere! Die aulserdem zur Hilfe genommenen
üblichen Zeichen : - für die Länge, - für die Kürze, beide über den
Vokal zu setzen, sowie deutsches Dehnungs-Ä hinter einem Vokal, sind
zur qualitativen Bezeichnung der Abstufungen durchaus unzureichend;
so ist S. 3, unten, fenne durch, färmeh', repete durch rehpehteh', cinnee
durch armeh' lautlich dargestellt; S. 8, § 4, 1 wird place durch pläl!
bezeichnet, was zu den Druckfehlern rechnen mag, woran auch sonst kein
Mangel; S. 3, § 8 voits fufes durch wufüht', votis eütes durch wusüht',
(u mit dem Zeichen der Kürze in beiden Formen). — Nasalierte Vokale
werden durch - über dem französisch geschriebenen Zeichen angedeutet:
S. 2, § 2, 3: // langet, = lalla, ohne Accent; auf derselben Zeile iious
pla^ons = plaßo' mit richtigem Ton; § 3, 6 ist yditnent =^ gähma';
remerchnent = römärßimä'. — Den weichen Laut des g, der gleich-
wertig ist mit j, bezeichnet der Verfasser mit französischem seh, um ihn
von p/j = seh zu unterscheiden; also S. 13, § 10, 1 (Jorge = Sc hör seh';
gorge = gorsch'; in dem Apostroph der beiden Beispiele scheint eine
Anerkennung des e sourd zu liegen, das er sonst nicht annimmt; er lau-
tiert also rose = rohs; ü doniie = il donn; eile = all; on oppelk =
onappäll'; ceUe = ({ätt; tristessc = triljtäl]'; aber an derselben
Stelle belle r= ball'; lettre r= lättr'; S. 5, 5 cet arhre = liötarbr'
oder IJ'tärbr'. S. 4, Anm., sogar tout de suite — tud'llwitt'; rvpon-
dis-je --:- rehpodi'sch'; S. 14, 2 fatigue --- fatig'; gleich dahinter
longue = log'; »S. 15, oben, juge = schulisch. — 8. 84, § (Jl, I: six
= Ijieh und lÜeiill; dix-sept = dieli-ljät'; dix-huit diel{-witt'.
— S. 2, § 2, 4 c: däcs-le-lui -— dit'lölui; S. 114, 10, Anm., wird sogar
davor gewarnt, s'enfuir mit eiifouir zu verwechseln. — S. 0, § 5, 1 soll
456 ßeurteilungeii und kurze Anzeige».
(iij gewöhnlich fast - cj Liuteu : ayex, = ejeh'; rayon = rejö'. — FJei
cN: wird l)eliiuiptet, ausnahmsweise laute es üh in gageure; es enthält gar
keinen Diphthong, sondern weiches g vor u wie mangeure, chargeiire, egru-
geure, vergeure u. ä. — S. 8, § 5, 4 soll fuyex, = füjeh' lauten; S. 15,
§ 10, 9 requiem ■= rehküäm', der Name Guise sogar = gü-ihs'. Bei
dem Diphthongen ui wird statt ui ausdrücklich wi verlangt, in: je suis,
cehd, suivre, siiitc, conduite, huit, juif, l'etui, aiijourd'hui. — Bei den er-
weichten Lauten erfahren wir, § 7, 1, Anm. 2, dafs montagne lautet
mota'ju', aber montagnard •= mötanjahr'; ebenso ÄUeiuagne = all'-
majn'; Cologne = kolo'jn'; Ckarlemagne ^= scharl'ma'jn. Ferner
S. 11 digne = dijn'; dignite =z dinjiteh'. Travail = trawaj'; ciiiller
= küjähr'; cueillir = köjir'; eno7-giieillir S. 10, § 6, 5 = anorgöjir'.
Von der Betonung erfahren wir § 3, 5 : 'das einzelne Wort hat keine
bestimmte Tonsilbe; die Betonung ist eine schwebende, mehr dem Wort-
ende zustrebende.' Damit ist allen Willkürlichkeiten Thür und Thor ge-
örtnet. S. 7, §5,3: 'oi lautet öa bald mit schärferer Betonung des ersten,
bald des zweiten Vokals;' also rot = roa; ebenso soi r= fjoa; trois =
troa; soie = Ijoa; S. 3, § 8, 7: il crott = kröa u. s. f. Ich denke,
diese Proben werden genügen, um mein oben über die Aussprachelehre
des Verfassers gefälltes Urteil zu begründen; ich erwähne nur noch die
Betonung von qiioique, S. 15, § 10, 9, = köakö' und tandisquc, S. 17,
§ 13, 2, = tädikö' oder tandiljkö', das nebenbei noch verdruckt ist,
wie vieles in dem Abschnitt der Aussprache, S. 15 z. B. auf einer halben
Seite vier Verseheu. Schliefslich bemerke ich, dafs aufser der mangel-
haften Lautbezeichuung besonders die Qualifizierung der dumpfen Silben
als stummer, die Unsicherheit der Betonung und die Auslegung der Schmelz-
laute das System des Verfassers meines Erachteus für die Schule unannehm-
bar macheu. Gerade die dumpfen Silben geben der französischen Aussprache
vor den anderen romanischen einen besonderen Eeiz, auf den Voltaire
z. B. in einem Brief an Deodati de Tovazzi vom 24. Jan. 1761 aufmerksam
macht (bei Garnier Bd. 41, S. 167); sie, die schon im Vergehen begriffen
sind, gewaltsam beseitigen, wäre ein Verfahren, dem sowohl die besonnenen
Franzosen wie alle Freunde einer wohlklingenden Sprache ihre Zustimmung
verweigern werden. Die Mängel der Aussprache, die in der Grammatik er-
scheinen, sind natürlich auch in das Übungs- und Lesebuch übergegangeu
und müfsteu hier wie dort durch ein neues System beseitigt werden.
Was nun die Formenlehre und die Syntax betrifft, so ist nichts leich-
ter, als an der Anordnung der Regeln auszusetzen, die, aus gesammelten
Bemerkungen entstanden, manchmal zum Teil absichtlich, wie es scheint,
an zwei bis drei Orten zusammengesucht werden müssen, gewifs nicht
zum Schaden des Schülers, der nachschlagen, repetieren und ergänzen
mufs. So kommt es aber freilich öfter vor, dafs die Hauptsache in den
Anmerkungen zu suchen ist; so S. 65 die Regel vom Gebrauch von äre
bei reflexiven Verben in Anm. 1 ; die Regel über die Veränderlichkeit des
Participe passe bei den reflexiven Verben in Anm. 2; Gebrauch der
Adverbien en und y bei Verben, die de oder ä nach sich haben, in An-
Beurteihiugeu uud kurze Auzeigeu. 457
merkuug o. Auch stellt S. 80 das Wichtigste vuu deu l*räpositioueu iu
den Anmerkungen.
Vielleicht ist es nicht unbescheiden, ehe ich von der Fassung der
Regeln spreche, gerade für eine Schulgrammatik den Wunsch nach ein-
heitlicher Regelung der grammatischen Bezeichnungen zu äufsern und
nicht nach Belieben deutsche, lateinische und französische zuzulassen,
wie sie z. B. S. 99 oben gebraucht sind. Im einzelnen bemerke ich:
8. 67, §-1(3, 1 läfst sich kürzer fassen: die absolute Form des persönlichen
Fürwortes steht überall, wo es substantivisch gesetzt wird ; das ist der
Hauptbegriff. S. 74, 5 läfst sich die Aufzählung der Fälle des Gebrauchs
von ce ebenfalls vereinfachen; denn die Kategorie b) ist mit c) identiscli,
und d) enthält in unnötiger Breite, was S. 75, § 5, 3 gesagt ist. S. 7ti,
§ 48, 2 sind die Worte 'in der Regel' zu streichen, weil sie den einfachen
Ausdruck des Satzes ohne Not trüben.
Zur Formenlehre bemerke ich: S. 27, 4 läfst für la ■plupart nur deu
Plural zu; doch steht auch der Singular; vgl. Acad. s. v. — S. 34, § 31, 2:
zu le pis ist zu bemerken, dafs es sich nur substantivisch gebraucht
findet, z. B. le pis de l'affaire ... S. 41, § 83, 9 ist die Regel über tont,
zumal für den Latein lernenden Schüler, einfacher zu fassen; tout ist in
dem Pralle sa vie est toute niarqHi'e d'actions gcnereuses Quantitätsadjek-
tivum uud als nominale Beifügung auch neben marqnce veränderlich. So
kann auch der Italiener sagen Trord la gcntü giovanc tittfa timida star
nascosta. S. 45, § 35, 2 wird das G^roudif für das Participe present mit
vorgesetztem en erklärt; das genügt nicht für den Latein lernenden Schü-
ler, der kurz auf den Gebrauch des Gerundivums mit m hingewiesen
werden kann. — Wörtliche deutsche Übersetzungen wie S. 4t), 7, a 'hast
du gewesen gelobt' oder S. 47, § 35, 9 'ich habe gewesen' sind im Lehr-
buch zu meiden. Zu S. 51, § 36, 11: Gebräuchlich sind vom Present du
Subj. nur die Imperative aie, sois, sacke, vcuille. S. 77, >5 55 am Ende
ist in dem Satze Od. a 47 6)i aTtölono y.al n).loi oth TOiavza ys (n^oi
das oTii gerade nicht ^^ ixe'ivo- o= zu setzen, ebensowenig wie S. 73,
§ 51, 4; denn es bedeutet nicht jener, der, sondern verallgemeinernd
jeder, der, wie lat. quicunque und franz. quiconque. S. 82, § 63, 4 läfst
sich genauer fassen: tont entspricht na-, tont mit Artikel uTiai. S. 101,
ij 74, 1 fehlt zu lorsqtie, quand der Gebrauch auch des Imparfait und
des Plusqueparfait, wenn sie die gewohnheitsmäfsige Wiederholung der
Handlung ausdrücken sollen.
Zur Syntax ist zu bemerken: S. 179—80, §90, unten. Zur Definition
des Subjonctif gehört wesentlich der Begriff des Willens. Das Beispiel
J'accorde qite cc Saknusscm ait ccrit ces ligiics drückt also nicht, wie be-
hauptet wird, einen Zweifel, eine Unsicherheit aus, sondern eine subjektive
Meinungsäulseruag: 'ich bin damit einverstanden; Saknusscm soll diese
Zeilen geschrieben haben.' Sobald diese nicht im Spiele ist, enthält der
abhäugige Satz eine unangefochtene Thatsache und verlangt den ludicatif.
Auch das zweite Beispiel verlangt dieselbe Definition. 7/ se plaiiit qu'oii
l'ait calomnie bedeutet also 'er beklagt sich; man soll ihn verleumdet
458 Beurteiluiigeu und kurze Anzeigen.
haben', d. h. er behauptet das; es ist seine IMeinung, die er äufsert, sein
Wille. Dagegen il se plaint de ce qu'o?i l'a calomnlt drückt ein Ereignis
aus, das ihn aufregt. — S. 187, § 91, 6 ist die Kede von Relativsätzen
mit konsekutivem oder finalem Sinne. Der Satz II faut ä chcique epoque
un komme qui serve de chef et dont le nom soit l'etandard d'iin parii soll
in dem qui serve einen finalen oder konsekutiven Zusatz haben ; ich meine,
dafs der Satz seinem Gefüge nach konsekutiv ist, seinem Inhalt nach
final. Man könnte daher wohl den Subjonctif bezeichnen als anzuwenden
im Eelativsatz 'der angenommenen oder geforderten Eigenschaft'. • — Der
S. 187, Anm. 3 aufgeführte Subjonctif nach meriter ist dem S. 181, B, 1
besprochenen nach Verben und Eedensarten der Willensäufseruug anzu-
reihen. — S. 195, § 92 f sollen Koncessivsätze nach italienischem Muster
mit j)onr-que gebildet werden. Die Annahme dieses Einflusses ist unnötig,
da der Gebrauch schon im Afr. hinlänglich belegt ist. — S. 195, §94, 5, c
verlaugt, dafs vor un einer, wenn ein Genetiv folgt, der bestimmte Artikel
stehe; dieser Gebrauch ist nicht vorzuschreiben, denn er erleidet viele
Ausnahmen. Arnaud de Brescia, un de ces homnies ä eathousiasme, dau-
gereux aux autres et ä eux-memes. (Voltaire.) — S. 207, § 100, 4: V em-
pörter enthält nicht la, seil, la victoire, sondern le, wie in le eeder oder le
disputer. S. 221, § 108, 6 wird behauptet, der Endung -ard wohne der
Begriff der Verächtlichkeit iune; Beispiele: moncliard. cafard, yueiisard.
Das wird aber von anderen Adjektiven, z. B. vieillard, richard nicht ohne
weiteres anzunehmen sein.
Es darf nicht unerwähnt bleiben, dafs an einigen Stellen die Korrekt-
heit des Ausdrucks zu wünschen läfst; dazu gehören S. 173, §87,b oublier
de — vergessen auf etwas; S. 178, unten, ... il lui faudrait un temps
infini = er brauchte eine unendliche Zeit; S. 84, § 31, 1 fe pZ?/s souvent
= am öftesten. S. 177, 178, 179 findet .sich der und das Conditionuel,
die beide richtig sind, nur müfste eins durchgängig stehen.
Von Druckfehlern sollte ein Schulbuch, zumal eine Grammatik, ganz
frei sein. In der vorliegenden Arbeit sind zu verbessern: S. 15 oben
(ioyjiyyskos für aoyuiyysloi; yoQOi für /^öoos; cliristiarms für cristianus;
vor Abschnitt 9 fehlt die arabische Ziffer; S. 70, 1 oben fehlt sich;
S. 135, 4, 2 eile est nee Alsacienne für celle; S. 179 unten und ISu oben
SaJxHussein für Snahussem; S. 47, 9 Zeiten für Zeilen; S. 30 oben fehlt
bei ol)seques und tenebres das Geschlecht; S. 2ij5 unten lautet ein Satz
. . . müfste der Singularis stehen müssen; S. 214, oben, 2. Absatz: faire für
taire; S. 207, oben, Dieu nous a fait nmtre für Dieu nous a faits nattre.
Auch das Vokabular ist nicht frei von Versehen: es hat S. 28, 7:
racconter statt raconter; S. 47: fundo, fusi statt fudi; S. 46 exageration
statt ^; S. 50 generalite statt e; S. 53 habüete Gesehicktheit statt Ge-
soliickliclikeit; S. 58, 19 adjucation statt adjndicafion. S. 97, 0 wird rödeiir
übersetzt mit Streuner, das Landstreiclier bedeutet. S. Uti, 4 zu tuilerie
wird erzählt von einer Stelle, 'wo eine Ziegelhütte gestanden uar' für
. . . gestanden luitte.
Charlottenburg. George Carel.
Beurteiluugeu und kurze Auzeigeu. 459
Die wichtigsteu Erscheinungeu der Französischen Grammatik.
Ein Hilfsbucli für den Unterricht in den Oberklassen höhe-
rer Lehranstalten jeder Art, für Lehrerinnen-Seminarien und
Lehrer-Fortbilduiigsaustalten. Von Professor Dr. Böddeker.
Mit Beispielen zur Anschauung und Belegstellen, zum gröfs-
ten Teile neueren Autoren entnommen. Leipzig, Renger,
1896. VI, 132 S.
Seit die Grammatik als leitendes Lehrbuch beim Unterricht in Un-
gnade gefallen ist, hat die Zahl der Kompendien und Eepetitorien, die
die erstere ersetzen wollen, bedenklich zugenommen. Sicherlich werden
nicht alle diese Bücher den Anspruch erheben dürfen, die wissenschaft-
liche Erkenntnis der Sprache und die Methodik des Unterrichts wesentlich
bereichert zu haben. Ob das vorliegende einem wirklichen Bedürfnis Ab-
hilfe bringt, mögen diejenigen entscheiden, die eine vollständigere Kennt-
nis dieser Hilfsmittel haben als der Beurteiler; ob es dazu berechtigt ist,
bleibt zu untersuchen.
In der Vorrede, die viel Rhetorik und in der Darstellung nicht
überall die wünschenswerte Klarheit aufweist, erzählt der Verfasser,
sein Buch 'entstamme unmittelbar aus der Auffassung seiner Aufgabe,
wie sie sich ihm ganz von selbst mit stets zunehmender Klarheit auf-
genötigt habe'. Er verwahrt sich gegen den Verdacht, für einen An-
hänger der 'alten grammatisierenden Methode' gehalten zu werden, lobt
in begeisterter Eede den Nutzen der Induktion, verwahrt sich gegen
eine durch mechanische Übung erlangte praktische Fertigkeit und ver-
langt Weckung des 'naiven Gefühls für das Sprachrichtige', zugleich
als Vorbedingung für die 'Möglichkeit, im Unterricht höhere Ziele zu
erreichen, als sie nach dem älteren Verfahren erreicht wurden'. Das
A^erständnis des Systematischeu in den Sprachformen, des Logischen in
den syntaktischen Erscheinungen müsse die Grundlage eines geklärten
Sprachgefühls werden. — Da jeder Anhänger der grammatisierenden
Methode, auch wenn er — wie mehrfach betont wird — 'seine Aufgabe
als Erzieher und geistiger Förderer der Jugend ernst nimmt', diese Forde-
rungen sicher ohne Anstand anerkennt, ja, sie als ein Ziel aufs innigste
zu wünschen ansieht, fragt es sich nur, was der Verfasser unter der
'alten grammatisierenden Methode' und ihren geringen Erfolgen hier ver-
standen wissen will. Ist denn das 'Grammatisieren', das doch wohl eine
vernünftige Beschäftigung mit der Grammatik bedeutet, ein Popanz ge-
worden, der unter allen Umständen sorgsam gemieden werden mul's?
Fast hat es den Anschein. Der Beurteiler nuils hier — nicht pro domo
— ausdrücklich bekennen, dals er (aus französischer Familie, die erst
seit 1848 in Deutschland; von Kindesbeinen au im (lebraucli der frauzö-
sischeu Sprache; seit 25 Jahren Lehrer auch des Französischen) nach der
grammatisierenden Methode an Knaben- und Mädchenanstalten und Semi-
naren mit leidlichen Erfolgen, auch im mündlichen Gebrauch der Sprache,
gearbeitet hat, vielleicht mit besseren, als gegenwärtig bei leider häutig
4(J() Beurteilungen und kurze Anzeigen.
mangelhafterer Vorbildung thatsächlich zu erzielen sind, was sich nament-
lich hl oberen Klassen empfindlich bemerkbar macht. Eine gründliche
Prüfung des Wertes einer nach den neueren Methoden erlangten Aus-
bildung in ihrem Verhältnis zu einer nach der grammatisierenden Methode
gegebenen würde vielleicht wunderbare Resultate zu Tage fördern.
Vorwort S. V heifstes: 'Von diesen Überzeugungen geleitet, bemühte
ich mich, in allem Gesetzmäfsigen in der vSprache das Wirken des schaf-
fenden Sprachgeistes zu zeigen, der, wenn auch zuweilen ein launischer
Kobold, sich doch im ganzen von klaren, wohlgegliederten, weitumfassen-
den Gedanken konsequent bestimmen läfst. Das natürlich Zusammen-
gehörende wurde verbunden. Verwandtes logisch gruppiert, und jede Er-
scheinungsgruppe unter die — historisch nachgewiesenen — Leitmotive
gebracht.' Was unter den 'historisch nachgewiesenen Leitmotiven' zu
denken sei, ist dem Beurteiler nicht gelungen zu ermitteln. — Der fol-
gende Satz läfst es au Deutlichkeit fehlen : 'Hier und da bin ich, sei es
bewufst, sei es unbewufst, einer Anregung von aufsen gefolgt, in
anderen Fällen boten sich mir die Gesichtspunkte, unter denen ich eine
Erscheinung darzustellen hatte, von selbst.' — Und das ist recht schade;
denn vermutlich handelt es sich um die Unterscheidung dessen, was der
Verfasser selbst als wissenschaftliche Wahrheit ermittelt hat, von dem,
was er älteren Grammatikern, Freunden oder Fachkoliegeu verdankt.
Von diesen erwähnt er nur am Ende des Vorwortes L. Crousle, Profes-
seur ;i la facult^ des lettres de Paris, 'Cours superieur', Paris 1888.
Anlehnend nun an die Forderung der neuen Lehrpläne 'Neue Grup-
pierung und tiefere Begründung der grammatischen Erscheinungen', be-
gründet der Verfasser das Erscheinen seines Buches damit, dafs jene
Forderung, 'wenn sie ernst genommen wird', viel Zeit koste, die bei der
Vielseitigkeit der Aufgabe in höheren Klassen anderweitig in Anspruch
genommen werde. Zur Erleichterung der grammatischen Aufgabe also
und um dem Schüler Zeit zu sparen, hat der Verfasser die 'wichtigsten
Erscheinungen' zusammengefafst, ein Hilfsbuch für Lernende, das nicht
auf grammatische Vollständigkeit Anspruch erhebt und auf eine Kon-
kurrenz mit Grammatiken gänzlich verzichtet. Einem unter diesen Ge-
sichtspunkten dargebotenen Hilfsmittel wird, wenn es zweckdienlich ist,
eine billige Beurteilung die Anerkennung nicht versagen.
Dem mittelmäfsigen Vorwort folgt ein brauchbares Buch. Deutlich-
keit und anschauliche Kürze in der Fassung der Regeln hat der Beur-
teiler, soweit er sie eingehend geprüft, in genügendem Mafse gefunden.
Zu S. 97, § 271 ist zu bemerken: Der Text sagt zu Apres, Abschnitt 3,
bildlich: 1. Reihenfolge: Apres l'or et le platine, l'argent est le plus eher
des metaux. 2. Sehnsüchtiges Streben : Soiipirant apres le repos, les trou-
pes harassees trmcvaient une bataüle. — Diese Einteilung ermangelt eines
rechten Einteilungsgrundes; auch ergiebt sich bei genauerer Prüfung,
dafs die 2. Kategorie mit Abschnitt 1 identisch ist. So fafst es z. B.
auch Mätzuer auf, der für die räumliche Bedeutung nach, hinter,
folgende Fälle zusammenstellt: 1) Apres le parterre est un houlinyrin, et
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 461
apres le bouli?igrm une grande piece d^eati. (Ac.) 2) Fermer, tirer la porte
apres soi. 3) Courir, envoyer, faire volle apres qn. Und davon nur in
der Intensität verschieden, 3 a) aboyer, crier, jurer, murmurer apres qn.,
und 3 b) etre acharne, attendre, s'impatienter, languir, souptrer apres qn. —
Dagegen drückt apres, zeitlich aufgefafst, die Folge aus, woraus sich
die Bedeutung der Unterordnung in der Reihenfolge ergiebt. Der Be-
urteiler würde also § 271 gestalten, wie folgt: Apres. 1) Räumlich.
L'infanterie marchait apres la cavalerie. Les ekiens courent apres le lievre.
2) Zeitlich. Apres nous le deluge. — Apres avoir du cela, il se tut.
3) Bildlich, a) Hinterhersein. Soupirant apres le repos, les troupes haras-
sees trouvaiefit wie bataille. b) Reihenfolge. Apres l'or et le platine, l' urgent
est le plus eher des metaux.
Was die zweckmäfsige Anordnung des Inhaltes betrifft, kann man
es wohl billigen, dafs zunächst dem Verbum eine ausführliche Behand-
lung eingeräumt ist. Ihm folgen die nominalen Redeteile und die Prä-
positionen, endlich Satzbau und Betonung. Den Abschnitt von den rhe-
torischen Tönen, S. 124 — 25, § 368, würde der Beurteiler streichen, weil
er geeignet ist, in die Klarheit und Kürze der vorher über den Ton
gegebenen Regeln Verwirrung zu bringen.
An den Beispielen, die, soweit vom Beurteiler geprüft, vortrefflich
ausgewählt sind, ist besonders anzuerkennen, dafs aufser der Academie
und neueren französischen Schriftstellern auch die französische Über-
setzung eines deutschen Klassikers in zahlreichen Beispielen augeführt
ist, nämlich Schillers 'Geschichte des Dreifsigjährigen Krieges', übersetzt
von Ad. Regnier, für reifere Schüler gewils eine fruchtbare, zur ver-
gleichenden Forschung anregende Beigabe.
An Druckversehen sind dem Beurteiler nur geringfügige Kleinigkeiten
begegnet: § 72, S. 35, II. Z. v. u. fai pense; § 140, S. 63 M. de Seguin;
§ 240, S. 89, 2. Z. v. u. une di.cmne; § 311, S. 104 le eomte palatin ugitif.
Charlottenburg. George Carel.
Andr^ Chenier. Auswahl für die Prima der höheren Lehranstalten
und zum Gebrauch in Universitätsseminaren herausgeg. von
Dr. Oscar Schultz. Halle a. S., Max Niemeyer, 1891. 78 S. 8.
Dafs Personen, die zu ilirer Zeit sich eines klingenden Namens oder
gar wirklichen Ruhmes erfreuten, in schmähliche Vergessenheit geraten
sind, ist eine nur zu alltägliche Thatsache ; ist das doch bei nicht wenigen
verblüffend schnell gegangen. Viel seltener ist die entgegengesetzte Er-
scheinung, dafs Männer die Anerkennung, welche ihnen bei ihrem Leben
versagt blieb, weil sie ihren Zeitgenossen nicht gefielen oder weil sie ver-
kannt wurden, bei der Nachwelt finden. Noch viel seltener aber ist es,
wenn die Werke einzelner erst nach ihrem Tode erscheinen und die Welt
mit Erstaunen wahrnimmt, dafs sie der Hinterlassenschaft eines Genies
gegenübersteht. Eine solche fast einzig in der Litteraturgoschichte da-
stehende Erscheinung ist Andrö Chenier. Kaum dem Kn:ibtMialter ent-
462 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
wachsen, rang er, unablässig sich an den besten Meistern des Altertums
und der Neuzeit bildend, nach der Palme des Dichters. Aber all der
edle Ehrgeiz, der ihn beseelte, konnte ihn nicht veranlassen, sich zu be-
eilen, vor das Publikum zu treten. Mit hohen Entwürfen trug sich sein
Geist, liciite schuf er an diesem, morgen an jenem Stücke, die sich dann
dereinst zum schönen, umfassenden Bau vereinen sollten; die brutale Ge-
walt des Fallbeils hat ihn verhindert, sein Werk zu vollenden. Was
dieser herrliche Jüngling, der im ol. Lebensjahre von der Welt scheiden
mufste, geleistet haben würde, wenn er sich hätte ausleben dürfen, mag
manchem überflüssig scheinen, zu überdenken ; ich glaube, dafs er der
erste Lyriker des anbrechenden Jahrhunderts geworden wäre — jedenfalls
genügt das, was von ihm vorliegt, ihm einen Ehrenplatz in der franzö-
sischen Ruhmeshalle zu sichern; er besafs das, was den echten Dichter
macht: feines Formengefühl, eine vornehme und empfindsame Seele, die
den Gefühlen der Liebe und Freundschaft, wie wütendem Hafs gegen
das Schlechte und der Verachtung gegen das Gemeine zugänglich war.
Erst ein Vierteljahrhundert nach seinem Tode erschienen seine Werke,
bei seinen Lebzeiten waren nur zwei Gedichte gedruckt worden; als
Publizisten freilich kannten ihn die Mitlebenden und halsten ihn die
Machthaber. Dies sollte noch einmal gesagt werden, um eindringlich auf
das Studium Andres hinzuweisen. Möchten doch unsere Universitäts-
seminare sich ihn gelegentlich als Gegenstand wählen. Meines Wissens
ist zum erstenmal au einer deutschen Universität 1894 vom Privatdozeuten
Dr. Oscar Schultz über ihn gelesen worden. Dies veraulafst mich, über
die von ihm veranstaltete Auswahl, die er dort zu Grunde gelegt hat,
einige Bemerkungen zu machen.
Die Einleitung giebt eine gedrängte, aber alle wichtigen Thatsachen
enthaltende Übersicht über des Dichters Leben und Schaffen, und die
Würdigung, die ihm darin zu teil wird, ist durchaus zu unterschreiben.
Auf S. VII würde es besser sein zu sagen, dafs Andres Vater sich pensio-
nieren liefs, anstatt dafs er seine Stelle verloren hatte. — Nicht im Jahre
179Ü, sondern 1791 kehrte er wieder von England nach Paris zurück. —
Es mag pedantisch erscheinen, gegen die Hymne sur l'entree triomphale
des Suisses de Ckäteauvieux (S. IX) und eine art poetique (S. XI) zu er-
innern, indessen liegt doch eine Ungenauigkeit darin. — Nach der Notice
Gabriels de Cheuier vor seiner Ausgabe der Gedichte, S. 186, wurde
Andre nicht mit allen anderen 27 Angeklagten verurteilt, sondern einen
sprach man frei, ein anderer wurde wegen Personenverwechselung wieder
nach Saint-Lazare gebracht.
Sehr wünschenswert wäre es, wenn in einer künftigen Auflage eine
Geschichte der Schicksale der Chenierschen Handschriften, sowie der
Thätigkeit der verschiedenen Herausgeber hinzugefügt würde.
Die Auswahl, welche getroffen worden ist, giebt ein ausreichendes
Bild von der Entwickelung des Dichters und der mannigfaltigen Bethä-
tigung seiner Dichtergabe; es fehlt keines der bedeutendsten Erzeugnisse,
— Wir wenden uns jetzt zu einzelnem.
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 463
I, Z. 15, S. 2:
Venfant inlkrdüe ei peureuse
A ce hidetix aspect sorti du fond da bois^
Veut fiiir.
Ich kann hierin keinen Latinismus, wie Schultz, erblicken, sondern nur
eine Härte, wie wir solcher öfter begegnen werden, z. B. I, 71, S. 4:
Le toit s'egaye et rit de mille odeurs divines,
was nachsichtig von Schultz als kühnes Bild bezeichnet wird. Zu III, 3
möchte ich mir nur die Bemerkung erlauben, dafs wir Unterredner, wel-
ches Wort das frz. interlocuteur ersetzen soll, doch lieber nicht in unsere
Sprache einführen wollen; wir müssen uns schon mit 'der andere' be-
helfen. — Zu III, 29: , . , ,- .,
' Les oiseaux de tenebres,
La chouetle et Forfraie, et leur.i accents funebres etc.
fragt Schultz ganz richtig : warum der Fischadler ein Vogel der Finsternis
genannt wird, ist nicht ersichtlich; doch auch V. Hugo bezeichnet ihn im
Maxeppa als »lonsire au jour inconnu. Es scheint hier eine Verwechse-
lung mit der effraie, der Schleiereule vorzuliegen. — Zu VII, 10, S. 27:
Oses-tu donc porter dans ta cruelle j'oie
A ton nid sans pitie celte innocente proie?
Der Dichter wirft der Schwalbe vor, dafs sie grausam die Grille, eine
Sängerin wie sie, zu ihrem Neste trage. Schultz zieht sans pitie zu nid.
welches für les petites stehe. Aber warum? es ist doch einfacher, es zu
]}orter gehörig aufzufassen. — X, 56 fF., S. 45 wäre einer Anmerkung
wert gewesen.
Qu'elle {la fortune cruelle) arme tous ses traits: nnus sommes trois contre eile.
Nos coittrs peuvent Vaücndre, et dans tous ses combats,
L'un sur Vnutre apjjuyes, ne chanceUeront pas.
Herzen stützen sich nicht aufeinander und wanken nicht; auch hätte es
besser geheifsen et dans tous les combats, wie auch V. 95
Qu^au delä du trepas notre nme muiuel le
Vire etc.
konnte besprochen werden; ebenso dafs in V. Ui2 ckex, leurs neveux
neveu ebenso wie IX, V. 7 'Enkel' bedeutet. — XIII, 93 ist hinter Inr-
gesses ein Punkt ausgefallen. — V. 115. 116 ist das Bild milslungeu.
Mau kann ein Bild, das man aus Thon geformt hat, nicht mit Feuer be-
leben. Auch mulste das et vor doyit fehlen, wenn der beabsichtigte Sinn
herauskommen sollte: 'Der Thon, aus dem ich die Götter gestalte.' —
Will man V. 213 ff.
La prose plus souvent vknl subiv d'anires toi^,
El se transforme, et fuit mes poeliques doigis etc.
stehen lassen, so mufs man zu einer gewundenen Erklärung seine Zuflucht
nehmen, wie Schultz thut, dais die Prosa zunächst (lieht, dann aber doch
. . . sich fügt. Wenn man sich entschliefst, suit statt fuit zu lesen —
464 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
und wie uahe lag hier ein Lesefehler — , so ist alles irt Ordoung. — Zu
140 giebt vielleicht Schultz künftig die Stelle aus Montaigne in einer
Note. — Eine andere Textänderung wage ich zu XIV, 32 ff. vorzuschlagen:
üui, cous plaindrez sans doule, en mcx longues doulttir?,
Kt ce brillant midi qu' annonqait mon aurore
Et ces frints dans levr yerme eleints avant d'eclore.
Schultz will 671 m. d. erklären: zusammen mit meinen laugen Schmerzen;
wie kann aber en das jemals bedeuten ? Ich möchte lesen : et mes l. d.,
der Sinn wäre befriedigend und dem ersten et entspräche in kräftiger
Weise ein zweites und drittes. — Die Verse 5-3 ff. bedürfen sehr der Aus-
deutung.
(hi'ä voire helle vie ainsi ma mort obtiennc
Toul Vijgc, tous les hiens derobcs ä la mieimc.
Sein Tod kann für sie gar nichts erlangen; es hat offenbar eine Ver-
mischung zweier Vorstellungen stattgefunden: Möge euer schönes Leben
nach meinem Tode das volle Lebensalter, die meinem Leben entzogenen
Güter erlangen. — Auch gegen 55. 56 :
Que Jamals ks douleiirs, par de cruds comhals,
Xalhiment dans vos flaues un penible 1 r cp a s,
lälst sich einwenden, dafs der Tod nicht entzündet wird; es wird wohl
gleichfalls eine Kontamination der zwei Vorstellungen — mögen sich nie
Schmerzen . . . entzünden ; mögen die Schmerzen nicht einen qualvollen
Tod herbeiführen — die Schuld tragen. — Dals armeux ein sehr seltenes
Wort sei, wie zu Hymnen und Oden I, 4 angemerkt wird, ist nicht zu-
zugeben. — Bei II, 102, S. 64, evitant d'armer de justes plaintes, wäre
nicht unangebracht, den Ausdruck 'gerechte Klagen zu waffnen' = Leute
mit gerechten Klagen zu waffnen, ihnen Grund dazu zu geben, zu er-
klären. — Wenig erfreulich ist es, wenn der Dichter in II, 128 ff. drei
Bilder geschmacklos durcheinander mischt: eine Leier, welche ein Herz
hat und Weihrauch darbringt, das grenzt an Gallimathias. — V. 134 lies
ses chants statt ces eh. — Wäre es nicht möglich, dafs Chenier in seiner
herrlichen Ode an Charlotte Corday (IV, 29, S. 69)
Te hairjner dans le sang fit tes seides dclices
statt des hergebrachten fut geschrieben hätte? — Fouquier-Tinville war
nicht Präsident des Eevolutionstribunals, wie S. 75 zu V. 23 behauptet
wird, sondern der öffentliche Ankläger desselben.
Von Druckfehlern sei erwähnt: S. 14, V. 67 fiancs st. flaues; S. 40,
V. 18 ä forme st. a forme; S. 52, V. 84 fiots st. flots; S. 56, V. 25 non
st. mon; S. 59, V. 25 ist hinter nage zwar kein Komma überliefert, aber
doch zu setzen; S. 78 zu Zeile 83 lies 'dargestellt'.
Noch manches hätte der Herausgeber besprechen und erläutern kön-
nen ; indessen mufs man ihm für das Gebotene, in welchem sich Sorgfalt
und Gründlichkeit offenbart, dankbar sein.
Berlin. Gustav Krueger.
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 465
Agrippa cFAubigu^, Les Tragiques. Livre premier: Miseres.
Texte etabli et publie, avec une introcluctiou, des Variantes
et des Notes par H. Bourgin, L. Foulet, A. Garnier, Cl.-E.
Maitre, A. Vacher, ^l^ves de FEcole norraale sup^rieure.
Paris, Colin et Cie., 1896. 130 S. 8. fr. 2,50.
Der Umstand, dafs mehrere französische Fakultäten die Miseres
d'Aubign^s in das Programm für die Licentiateuprüfung aufgenommen
haben, ist für die fünf jungen Gelehrten die Veranlassung gewesen, zur
Herstellung einer kritischen und kommentierten Ausgabe dieses Textes
zusammenzutreten. Sie haben die gewählte Aufgabe in befriedigender
Weise gelöst. Sie schicken dem Texte eine Einleitung voran, die zu-
nächst eine kurze Lebensgeschichte des Verfassers giebt, dann die Eigen-
tümlichkeit seines Dichtens im Gegensatze zu dem der Pleiade darlegt
und auf die Vorbilder hinweist, die statt der Griechen, der diesen nach-
strebenden Römer und der Italiener ihm vorgeschwebt haben, und die
sie mit Recht, wie weiterhin der Kommentar darthut, in Lucau, Juvenal
und der Bibel finden. An einen bibliographischen Abschnitt schliefst sich
die knappe, aber einleuchtende Rechtfertigung ihres kritischen Verfahrens,
das die zweite bei des Dichters Lebzeiten erschienene Ausgabe zur Grund-
lage nimmt, aber die im ganzen nicht sehr beträchtlichen Abweichungen
der ersten Ausgabe und der einen von den zwei erhaltenen Handschriften
dem Leser nicht vorenthält. Die alte Schreibweise ist beibehalten, da-
gegen die Interpunktion bisweilen (nicht ohne Rechtfertigung) abgeändert.
D'Aubignä ist ziemlich schwer zu lesen, teils weil er manches veraltete
Wort gebraucht und manches noch übliche in einem ihm heute nicht
mehr zukommenden Sinne, teils weil ihm nicht immer gelungen ist, seinem
Gedanken den am besten entsprechenden Ausdruck zu geben, wozu noch
kommt, dafs er zu wenig deutlich hervortreten läfst, wie die einzelnen
Gedankeugruppen sich zu einem Ganzen zusammeuschliefsen. Nach allen
diesen Seiten hin leistet der Kommentar mit ausgiebiger Herbeiziehung
der übrigen Werke des Dichters Anerkennenswertes, wenngleich ein-
gestandenermafsen noch hie und da eine Stelle unaufgeklärt geblieben
ist, und mancher Leser zu diesen Stellen noch weitere zu fügen genötigt
sein mag (z. B. 248, wo lui vielleicht mit le'ur zu vertauschen ist, 440,
401, 505—510). Die grammatischen und die auf Versbau und Reim be-
züglichen Bemerkungen wären vielleicht besser in einem einleitenden
Abschnitt vereinigt worden. Nicht zutreffend scheint, was zu Z. 90 be-
merkt wird, wo das angenommene ano nocvov sicher abzulehnen und die
Konstruktion einfach folgende ist: le fruit de ton flanc fait lä (nämlich
Sur ton pis) le vhamp du coinbat; zu Z. 531 siud ganz ungleichartige
Verwendungen von sur als übereinstimmend zusammengestellt; Z. 598
scheint mir remedie ein Imperativ zu sein; zu 1043 ist apprentif als die
etymologisch richtige Form bezeichnet, während sie gleich sehr auf Ver-
wechselung beruht wie apprenti, und als ursprüngliche nur apprentix (fem.
-ice) gelten darf, affreux 9, 82, 380 hätte auch eine kurze Bemerkung
Archiv f. n. Sprachen. XCVII. 30
466 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
verdient, insofern es niciit seinen heutigen Sinn hat, sonderu expriiuant
la terreur bedeutet. Zu 591, wo von dem Bluten der Leiche beim Nahen
des Mörders die Rede ist, konnte auch an Corueilles Horace V. 2 erinnert
werden, wo die Worte Votis verrieX' im beau sang, pour accuser sa rage,
D'im frh-e st cruel rejaillir au visage meines Erachtens durch den Hin-
weis auf den in Rede stehenden Aberglauben zu erklären sind. Z. 595
war ressource als 'Wiedererstehen' zu erklären, wozu Godefroy Parallelen
bietet.
Der Druck ist im ganzen sorgfältig überwacht, doch habe ich einige
Fehler bemerkt: monstreux für vwnstrueu.i- lo5; Z. '2o2 fehlt ein Komma
nach helles, da doch Des maris mit adulteres zu verbinden sein wird ;
Z. 606 on für en; Z. 617 peti statt peux; Z. 648 fehlt eine Silbe, wenn
nicht biere in ganz ungewohnter Weise dreisilbig sein soll; Anm. zu 651
lintoleum statt linteolum ; Z. 972 En für Et, das mir hier kaum entbehr-
lich scheint.
Sollte dem Büchlein eine zweite Auflage zu erleben beschieden sein,
ein Erfolg, den mau dem Eifer der Herausgeber gern wünschen wird, so
würde eine Analyse des Textes, die den Gedankenzusammeuhang der
1376 Verse zu überschauen erleichterte, als Zugabe gewifs willkommen
geheifsen werden. — Eine unlängst erschienene, durch Read besorgte Aus-
gabe der ganzen Tragiqnes ist dem Berichterstatter noch nicht zu Gesichte
gekommen.
Berlin. Adolf Tobler.
I principali episodi della Cauzone d^Orlando tradotti in versi ita-
liani da Andrea Moschetti, con un proemio storico di Vin-
cenzo Crescini. Torino, Clausen, 1896. CXII, 122 S. 8. 1. 4.
Die Übersetzung, die unter vorstehendem Titel gegeben wird, die erste
über kurze Proben hinausgehende in italienischer Sprache, hält sich an
den Text von Gautiers Ausgabe, den sie jedoch um etwa ein Viertel
kürzt, nicht ohne durch kurze Zusammenfassung des Übergangenen dafür
zu sorgen, dafs dem Leser der Zusammenhang des Ganzen klar bleibe.
Soweit ich sie geprüft habe, kommen eigentliche Mifsverstäudnisse selten
vor (immerhin durfte der Übersetzer Karls Ritter nicht Karten spielen
lassen, wie er S. 6 thut, und wenn er desfaimes la medee! mit addosso,
addosso! medergiebt S. 18, so legt er, wenn er nicht selbst den Sinn der
französischen AVorte ver}cannt hat, wenigstens seinen Lesern eine irrtüm-
liche Auffassung ungemein nahe). Kann man somit aus Herrn Moschettis
Arbeit eine zutreffende Vorstellung von den dargestellten Begebenheiten
und dem Inhalte der geführten Reden gewinnen, so ist doch durchaus in
Abrede zu stellen, dafs auch nur annähernd eine Vorstellung von dem
Rolandsliede als dichterischer Leistung, von seiner Form und seinem Stile
durch sie gegeben werde. Laissen von ungefähr gleicher Zeilenzahl wie
die französischen werden uns zwar geboten; und dafs der Schlufs einer
jeden einen kurzen Halt im Verlaufe des Vortrags bedeutet, ist immer
Beurteilungen und kurze Anzeigen. 467
noch spürbar geblieben ; auch ist der gewählte Vers von den in Italien
üblichen derjenige, der dem Zehnsilbler des altfranzösischen epischen Ge-
sanges ohne Zweifel am nächsten steht, der endecasillabo. Aber wer auf
Assonanz oder Reim verzichtet, wie hier geschehen ist, wer dem Elfsilbler
die wechselnde Cäsur oder besser die wechselnde Lage der neben der
zehnten notwendig zu betonenden Stelle giebt und aufserdem das Über-
greifen des Eedezusammenhangs über den Versschlufs hinweg fast die
Regel bilden läfst, der erspart allerdings den Italienern die kleine Mühe,
sich an etwas neben den sciolti Cesarottis, Alfieris, Montis, Foscolos,
Parinis Neues zu gewöhnen, und vermeidet eine Eintönigkeit, die nicht
nach eines jeden Geschmack sein mag; aber er läfst auch von der ge-
gebenen Form, die doch nicht etwas Zufälliges ist, mit der ganzen Hal-
tung des Vortrags vielmehr aufs engste zusammenhängt, kaum mehr
etwas übrig. Es war vielleicht ratsamer, den Versuch genauer Wieder-
gabe des altfrauzösischen Verses und der Assonanz zwar zu wagen, aber
auf eine kleine Probe zu beschränken, die genügt hätte, Art und Wir-
kung des alten Verfahrens zu veranschaulichen, im übrigen auf treue
Übersetzung in Prosa alle Sorgfalt zu verwenden, dabei jedoch im Auge
zu behalten, ' dafs das alte Volksepos eine besondere Sprache der Dich-
tung nicht kennt, vielmehr Wortschatz, Flexion, Syntax, Wortstellung
mit der Ausdrucksweise des täglichen Lebens fast völlig gemein hat, der
Übersetzer also, wenn er treu sein will, sich alles dessen zu enthalten
verpflichtet ist, was er nicht auch seinen Volks- und Zeitgenossen aus-
nahmslos geläufig und unmittelbar verständlich weifs. Einem Publikum,
das statt der mute Manche nur candide mule duldet, das Wörter wie
prence, sire, incolume, riedere, fia, Stellungen wie coi nostri di puro ovo
bixanti oder del battesmo il santo abbia lavacro nötig hat, um annähernd
nachzuempfinden, was die Vergangenheit beim Hören des Liedes von
Roland empfand, dem ist überhaupt alte Volksdichtung nicht nahe zu
bringen ; es thut besser, sich um sie gar nicht zu kümmern. Dem, der
mit ihr vertraut ist, erscheint sie, so geschminkt und aufgeputzt, bis zur
Unkenntlichkeit entstellt. Solchen Flitter aber hat hier auf Schritt und
Tritt herunterzureifsen, wer durch die Übersetzung zum wirklichen
Rolandsliede vordringen möchte, uud darum kann sie auf das Lob der
Treue Anspruch nicht erheben, kanu sie keinem das Original so weit er-
setzen, wie es einer gelungenen Übertragung doch möglich ist.
Wer nun aber in Ermangelung einer solchen sich an den alten Sang
selbst halten will, was heute durch Gautier, Clödat, Paris so bequem ge-
macht ist, und nach allseitiger sachlicher Vorbereitung auf solche Kenntnis-
nahme verlangt, oder wer zwischen erstmaligem und zweitem Lesen Auf-
schlufs über den Zusammenliang wünscht, in welchem das ehrwürdige
Lied mit der Geschichte, mit älteren uud mit späteren Darstellungen der
nämlichen Dinge steht, wer wissen möchte, wie die heutige litterarische
* Wiu Cresciiii in .seiner Einleitung bei der Wiedeigabe zulilicicher Stellen
CS getlian hat.
30*
468 Beurteilungen und kurze Anzeigen.
und ästhetische Kritik sicli zu dem Werke stellt, der findet in der von
V. Crescini gegebenen Einleitung eine ganz vorzügliche, auf sorgsamem
Studium der Litteratur des Gegenstandes und gründlicher eigener Er-
wägung beruhende Zusammenstellung dessen, was sich heute auf die be-
züglichen Fragen antworten läfst. Ausgedehnte Gelehrsamkeit, behut-
sames Urteil und geschmackvoller Vortrag machen diese Vorrede von etwas
über hundert Seiten zu einer überaus wertvollen Zusammenfassung des
derzeitigen Wissens über die angedeuteten Gegenstände, zu einer muster-
haften Monographie, deren eingehendes Studium gar nicht genug empfohlen
werden kann.
Berlin. Adolf Tobler.
Girardo Pateg e le sue Noie, testo iuedito del primo dugeuto.
Nota del s. c. Francesco Novati. (Estratto dai 'Reudiconti'
del r. Ist. Loaib. di sc. e lett., Serie II, Vol. XXIX, 1896.)
27 S. 8.
Francesco Novati, dem trefflichen Mitherausgeber des vorzüglichen
Giornale storieo della letteratura üaliana, dem Gelehrten, welchem die
Litterargeschichte des Mittelalters schon so viel Förderung verdankt, ist
beschieden gewesen, abermals einen Fund zu thun, den alle Fachgenosseu
mit gröfster Freude begrüfsen werden, einen Fund, der eine anziehende
Persönlichkeit aus der Zeit der Anfänge italienischer Dichtung genauer
kennen lehrt, als dürftige nach und nach zusammengetragene Notizen
und ein wenig charakteristisches Werk es bisher gestattet hatten, zu-
gleich auch aufs neue über den Zusammenhang unterrichtet, der den
Beginn der Poesie in Italien mit der proveuzalischeu verbindet. Spielt
bei so erfreulichen Begebnissen im Gelehrtenleben eine bescheidene Rolle
auch das Glück, so ist doch nicht minder entscheidend dabei das rastlose
Spähen des kundigen Mannes, und doppelt erfreulich ist das Finden des
Vermifsten, wenn es dem zu teil wird, dem die volle Bedeutung des Er-
langten von Anfang an klar ist. Dem Abdruck der zum Vorschein ge-
kommenen Noie des Girardo Pateg schickt Novati eine kurze Einleitung
voran. Er handelt darin von der unter dem Namen enmg bekannten,
wie es scheint, durch den Mönch von Montaudon erfundenen Gattung
provenzalischer Poesie, deren Eigentümlichkeit in der absichtlich möglichst
sprunghaften Aufzählung der des Sängers Mifsmut erregenden leichten
und schweren Übelstände besteht, die er um sich wahrnimmt; er stellt
darauf zusammen, was bis jetzt aus Äufserungen des Fra Salimbene und
aus Urkunden, in denen der Cremonese Pateg 1228 als Zeuge und 1253
als Notar erscheint, sowie aus seinem 1880 veröffentlichten Spruchgedicht
sich über die bürgerliche und die litterarische Persönlichkeit entnehmen
liefs, und kennzeichnet die nunmehr ziemlich vollständig vorliegenden
Noie, die früher nach ein paar herausgerissenen, unter sich nicht zusam-
menhängenden Zeilen gar nicht zu beurteilen waren, nach ihrer formalen
Besonderheit und ihrem Inhalt. Ist in letzterer Beziehung die Anlehnung
Beurteilimgeu und kurze Auzeigen. 469
au den Möuch vou Moutaudou uicht zu verkenueu, so geht dagegen iu
der ersten der Cremouese seiue eigenen Wege. Er giebt drei Gedichte
vou je acht zehnzeiligen Strophen uud einer lornada. Die Zeilen schei-
nen zehusilbig sein zu sollen und treten den Reimen nach in der Folge
abababcccc zusammen, die auch bei Provenzalen begegnet. Bemerkens-
wert ist, dafs in jedem der drei Gedichte die jeweilen die gleiche Stelle
einnehmenden Strophen gleichlautend beginnen und die nämlichen rei-
menden Ausgänge uud zwar in gleicher Folge aufweisen. Weiterhin giebt
Novati Kunde von der Handschrift, darin er den Text gefunden hat. Es
ist ein auf der Bibliothek der Brera in Mailand befindlicher Band, iu
welchen ein Schreiber Bartolomeo de' Sachelli im fünfzehnten Jahrhun-
dert allerlei Lateinisches und Italienisches, Fremdes uud Eigenes eintrug,
darunter die von ihm als Frotula noie moralis unpassend betitelten Verse,
deren Verfasser von ihm nicht genannt, dadurch aber unzweifelhaft wird,
dafs unter ihnen die sämtlichen Zeilen sich vorlinden, die Salimbene als
solche von Pateg vereinzelt anzuführen den glücklichen Einfall gehabt
hat. Leider freilich ist der ursprüngliche Wortlaut in dieser bis jetzt
einzigen bekannten Niederschrift vielfach entstellt, so dafs Lücken aus-
zufüllen, Reimwörter herzustellen, Dunkelheiten aufzuklären bleiben. Der
Herausgeber hat den Text zunächst buchstäblich so wiedergegeben, wie
er ihn vorfand, indessen in den Anmerkungen mit der Berichtigung einen
schätzenswerten Anfang gemacht. Zu weiteren Besserungen ladet er die
Fachgenosseu ein. Mögen sie ihm recht zahlreich uud von recht einleuch-
tender Beschaffenheit zufliefsen, damit, wenn er die verheifseue Ausgabe
von Pategs sämtlichen erhaltenen Werken geben wird, auch dieses zuletzt
bekannt gewordene in möglichst befriedigender Gestalt erscheine. In der
Handschrift und so in Novatis Publikation schliefst sich den Noie ein
gleichfalls recht schlecht überliefertes Stück der Gattung an, die bei den
Provenzalen planer hiefs und den diesem Namen entsprechenden Gegen-
satz zu der des emtey bildete, ein Stück, das schwerlich dem Pateg zu-
zuschreiben sein wird.
Berlin. Adolf Tob 1er.
Michele Scherillo, Alcuui capitoli della biogratia di Dante. Toriuo,
Loescher, 1896. XX, 529 S. 8. 1. 5.
Eine ansehnliche Zahl nur zum Teil früher schon verötfentlichtcr
Monographien sind durch den Verfasser unter vorstehendem Titel ver-
einigt, wobei er uicht unterlassen hat, das schon einmal Dargebotene ge-
wissenhafter Neuprüfung zu unterwerfen und mit Benutzung neuerer
fremder Arbeiten uud mit Verwertung laut gewordener Urteile zu ver-
bessern. Durchweg tritt eine ungewöhnliche Vertrautheit so mit Dantes
Werken selbst wie mit der Litteratur des Gegenstandes, auch anderwei-
tige mannigfache Belesenheit entgegen (letztere vielleicht (■')fter als not-
wendig), dazu besonnenes Urteil, warme und geschmackvolle i>arstelluug,
die nur selten unter überflüssiger Breite leidet. Wie mich <lcm Titel zu
'170 IJeuiteiluiigeu und kurze Anzeigen.
erwarten war, gicbt der Verfasser nicht l)l(tls Neues, sondern er wieder-
holt auch reiehlicli bereits Festgestelltes samt dem, worauf es sich stützt,
l)einüht sich aber, und nicht selten mit Erfolg, über den älteren Erwerb
der Forschung hiuauszugelangen. Bezüglich des Jahres von Dantes Ge-
burt bleibt Scherillo nach Erwägung aller Bedenken bei 1265 und nimmt
an, des Dichters Vater sei als ein wahrscheinlich wenig hervorragender
Zugehöriger der guelfischen Partei entweder von dem Verbannungsurteile
nicht wie die Genossen betroffen, oder aber ihm sei früher als diesen die
Heimkehr gestattet worden. Über Mutter und Stiefmutter des Dichters
erhalten wir eine fleifsige Zusammenstellung und Prüfung des von ande-
ren Geäufserteu, wobei sich ergiebt, dafs hierüber nur sehr wenig Sicheres
zu sagen ist. Den Namen Dante sieht der Verfasser, unerschüttert durch
vorgebrachte Bedenken, als Kürzung von Duraute an und bringt bei die-
sem Anlal's allerlei Bemerkenswertes über Personeubenennung im alten Ita-
lien bei. Sehr eingehend handelt er auch über die Formen des Beinamens
und entscheidet sich schliefslich zwischen Aldighieri oder Alighieri zu
gunsten des letzteren. Hieran schliefst sich eine Erläuterung der geschicht-
lichen Verhältnisse, die den Geri del Bello gewidmeten Versen zur Vor-
aussetzung dienen, was Anlal's giebt auf Dantes Auffassung der Rache
als Pflicht und als Recht einzugehen. Ein längeres Kapitel ist Bruuetto
gewidmet; über die Richtung, in welcher er als Dantes und wiefern er
überhaupt als 'Lehrer' gelten darf, werden ansprechende Gedanken ge-
äufsert; seine Bildung, sein Verhältnis zum Altertum, seine und Dantes
Ansichten über den Einflufs der Sterne erfahren angemessene Erörterung ;
über die Gründe von Brunettos Verdammnis bleibt es natürlich bei dem
bisherigen Dunkel. Der Abschnitt über die ersten Dichtungen Dantes
verweilt etwas lauge bei dem Fragesonett, seinen Beautworteru uud ähn-
lichen Einladungen zeitgenössischer Sänger, sowie bei dem in jenen Jugeud-
gesängen nach Gedanken und nach Ausdruck hervortretenden Auschlufs
an die Provenzaleu {gentile, tremare, celare, Vorschieben eines vorgeblichen
Gegenstandes der Neigung, um den wirklicheu nicht erraten zu lassen).
Der nicht erhaltene Serventese über sechzig Florentinerinnen wird mit
verwandten Trobadorgedichten zusammengehalten. Ein liier eingeschal-
teter Exkurs beschäftigt sich mit König Salomos Zulassung unter die
Seligen des Paradieses. Aus dem Abschnitt über Beatriceus Tod sei her-
vorgehoben der Gedanke, dafs die Vita uova nur eine Auswahl aus den
Jugendliedern des Dichters gebe, die (freilich schwer zu erweisende) Ver-
mutung, die berühmten zwei Verse der ersten Canzone E che dirä nello
'nferno ai malnati u. s. w. seien erst nachträglich, nach gehabter Vision
einer Höllenfahrt, an die Stelle zweier anderen gesetzt, die Gründe, welche
gegen Dantes Vrheberschaft der Canzone Mortc, poich' io vorgebracht wer-
den, und die ansprechenden Vermutungen über Inhalt und Bestimmung
der in der Vita nova erwähnten, uns aber verloreneu Epistula ad p)-üi-
cipes terrae. Nicht biographischen Inhaltes ist das Kapitel über die
Giganten im Inferno. Ist der Verfasser mit vielen anderen der Meinung,
die accidiosi seien unter den Verdammten keineswegs übergangen, viel-
Beurteilungeu nnd kurze Anzeigen. 471
mehr den iiacondi gepaart, so will er dagegen als erster die Frage nach
der Stelle der Verdammnis für Superbia und Invidia damit beantworten,
dafs er Lucifer und die Giganten als Vertreter dieser beiden Todsünden
hinstellt. Er hat mit diesem Gedanken wenig Zustimmung gefunden, ist
vielmehr zahlreichen Einwendungen begegnet, die er selbst seineu jetzigen
Lesern vorführt; man würde dazu die weiteren fügen können, dafs die
Zusammenfassung der beiden Todsünden zu einer einheitlichen Verschul-
dung immer noch eine kaum begreifliche Abweichung von der Kircheu-
lehre bliden würde, die nun einmal der Todsünden sieben, nicht sechs
kennt. Den Schlufs des trefflichen Buches macht ein Abschnitt über
Dantes gelehrte Studien, der mit ganz besonderer Sorgfalt ausgearbeitet
scheint. Der schön gedruckte Band, dessen Ausnutzung ein ausführliches
Inhaltsverzeichnis erleichtert, wird allen Pflegern der Dante-Studien hoch-
willkommen sein.
Berlin. Adolf Tobler.
Aggiimta ai pruverbi c modi proverbiali iielle parlate veuere
raccolti nelF edizioue treviasna del 1882. Louigo, eoi preniati
tipi di Gio. Gaspari, 1896. 38 S.
Der auf dem Titel fehlende Name des Verfassers, Cristoforo Pasqua-
ligo, findet sich unter einer Art Vorrede, einer zwei Seiten umfassenden
Übersendung an einen Freund. Dieser halb verborgene, allen liebe Name
des Verfassers macht das Büchelchen einem jeden lieb. Cristoforo Pascjua-
ligo nämlich gab jetzt vor vierzig Jahren seine Sammlung von Sprich-
wörtern Venedigs in der ersten Ausgabe heraus; 1879 Venedig, Tipografia
deir Istituto Coletti, erschien die zweite Ausgabe, VIII und 330 Seiten,
und die dritte Ausgabe, VIII und 873 S., die wir seiner Zeit in diesem
Archiv etwas ausführlich beleuchteten, im Jahre 1882. Die vierte Aus-
gabe wird vermutlich bald erscheinen, und ein Vorläufer derselben ist
das kleine Heft von diesem Jahre, welches deutlich auf die vielen fort-
währenden, in geringstem Teile veröffentlichten Sprichwörter des Samm-
lers hinweist.
Zu / difeti cresce coi ani heifst es dalla raccoltina del Dott. C. Mu-
satti, Ven. 1893 — der Verfasser verschmäht auch die Arbeit anderer
nicht. Zu De ogni carne may)ia el loro aster de la soa heifst es Aster,
voce che si troca nelle antiche n'nie geiwvesi, ed i l'antieo provenxale e fran-
cese estiers, fnorichc. ^'edi Archivlo Glottol. deW Ascoli III, 278. Le diic
Ictterature della Francia erano faniigliari nella Marca Irirü/iand. Noch
ein Stück Etymologie giebt dies. Tnti tira l'acqua al so niolin, In Ca-
dore: Dide tira l'ega al so molin, E da ega ed egtia vennero egal ed egiialc,
Anchc i Tedeschi Wasserrecht, orixxontalc, und er schrieb mir einmal, dafs
diese Erklärung sich in dem Neuen vollständigen Wörterbuch von T. A.
Weber, Leipzig 18tj7, findet. Ein Sprichwort dreht sich auch herum, wie
hierin : El rider fa bau sangue — E perche la gente sana >• (iiuhc allrgra,
si dice pure che bon sangue fa bon ridere. Sehr angenehm ist auch dies
472 UciirU'iliiiigcii luid kiif/c Aiizt'igfii.
L'amicixid, de xoventä l'c (///da che dtira de j)ii, Dicono pure: Du xovciit
se fa aviicixia, da ccoi conoscenxe. Auzielieiui ist wohl uiicli dies Ptitl
con pute, la Madona pianxe e 'l Diarolo ride, welclies uuf Leiden der Mäd-
chen, nicht der Jünglinge, hinzudeuten scheint. Aber umgekehrt scheint
dies zu si)recheu Pol pi la feutena. col (jrembial che Vorn col caval. Kennt-
nis alter Denkmäler sieht man zuweilen, wie wenn es Jieifst El pegno
conserva l'amigo, Vecchio di piü secoli, perche notato nell' Epitome. Die
Frauen werden so geschützt: A 20, qiiel che se vol; a 30, quel ehe se pol;
a 40, auca al can se fjhe da man. Zur Beobachtung der Gesundheit sind
diese noch anziehend: Chi dorme in camera ferrena, curia vita mcna und
das etwas entgegengesetzte El lato xe la prima medicina.
Die Arbeit des Verfassers ist so zu sagen unendlich, denn vieles von
dem, was er hat, veröffentlicht er noch gar nicht.
Friedenau. H. Buchholtz.
Operette morali di Giacouio Leopardi ricorrette sullc cdizioni
originali con introduzione e note ad uso delle scuole da
Nicola Zingarelli. Napoli, liuigi Pierro editoi'e, 1895.
Zum ersteumale wird hier mit der Überlieferung gebrochen und eine
vollständige Ausgabe der Operette in die Hand des Schülers gelegt. Bei
uns würde das manchem als ein gefährliches Wagstück erscheinen. Ge-
rade in dem Alter, wo eigenes Nachdenken sich eifriger zu regen be-
ginnt, die Urteilskraft infolge mangelnder Erfahrung aber noch nicht
gereift ist und daher die lockenden Töne einer geistreichen und glänzen-
den Dialektik oft noch spielend den arglosen Sinn bethören, gerade in
diesem Alter könnte Leopardis düstere und verbitterte Lebeusanschauung
in ihrer berückenden Pracht eine verhängnisvolle Wirkung ausüben. Doch
mufs wohl für die italienische Jugend bei ihrem leichteren Blut und
allem schwermütigen Grübeln abholden Geist diese Gefahr nicht so grofs
sein, wenigstens steht nach Meinung des Herausgebers der Nachteil, den
diese Lektüre dem Schüler etwa bringen könnte, in gar keinem Verhält-
nis zu dem hohen Nutzen, der ihm durch Schärf ung seiner Denkkraft,
Bereicherung seines W^issens und Ausbildung seines Stils daraus erwach-
sen mufs.
Nun, darüber wollen wir Deutsche mit dem Herausgeber nicht rechten ;
uns ist diese erste mit fortlaufenden Erläuterungen versehene Gesamt-
ausgabe der Operette jedenfalls willkommen und wird überall da freudig
begrüfst worden sein, wo mau den Wunsch hegt, die Eigenart und Be-
deutung der Leopardischen Moral klar zu erkennen und in seiner Ge-
dankenwelt heimisch zu werden. Dem Texte hat der Herausgeber eine
Einleitung vorausgeschickt, die in anschaulicher Darstellung die Ent-
stehungsgeschichte und das Schicksal der Operette erzählt, Sprache und
Stil eingehend prüft, die Hauptthemata in grofsen Zügen vorführt und
schliefslich die philosophischen Grundgedanken Leopardis in verständiger
Weise entwickelt. Aufserdem ist noch jedem einzelnen Stücke eine sorg-
ßeurteihingeu imd kurze Auzeigeu. 473
fältige Angabe uud kritische Würdigung seines Inhalts beigegeben. Der
Konnneutar selbst ist aui'serordentlich reichhaltig. In erster Reihe ist er
stets bemüht, zum besseren und volleren Verständnis eines Gedankens
Farallelstellen aus anderen Werken Leopardis anzuführen. So werden
uicht nur die Jugeudschriften, sowie die Pensieri uud die Com paraxione etc.,
sondern vor allem die Poesie und der Epistolario in ausgiebigster Weise
zum Vergleiche herangezogen. Nicht minder nützlich sind zahlreich ein-
gestreute Belegstellen aus klassischen Autoren, durch die der Heraus-
geber Vertrautheit mit den Lehren und Gedanken des Altertums bekundet,
und die von grofser Belesenheit zeugenden häufigen Verweise auf die
französische und spanische Litteratur. Ferner werden sachliche Erklä-
rungen in angemessener Fülle gegeben, und überall erkennt man, wie
der Herausgeber auch auf weiter abliegenden Gebieten, als Astronomie,
Medizin und Xaturwissenschaft, sich fleifsig umgethan und da sogar die
neuesten Forschungen mit aufmerksamem Auge verfolgt hat. Dafs neben-
her auch noch sprachlichen Eigentümlichkeiten und dunklereu Stellen
des Textes meist die gebührende Beachtung geschenkt wird, kann den
Wert des Buches besonders für uns Deutsche nur erhöhen. So dürfte
wohl schwerlich jemand diesen Kommentar aus der Hand legen, ohne ein
Gefühl dankbarer Befriedigung über die vielseitige Belehrung, die ihm
zu Teil geworden, und ohne rückhaltlos den grofsen Fortschritt anzu-
erkennen, den Zingarellis Ausgabe den früheren mit ihren kümmerlichen
Kommentar-Versuchen gegenüber bedeutet.
Uud nun einige Ausstellungen. Vor allem ist es (besonders bei einer
Schulausgabe!) bedauerlich, dafs diejenigen Anmerkungen, die spanische
uud französische Citate bringen, fast ausnahmslos durch häfsliche Druck-
fehler entstellt sind. Auch die übrigen Noten sind nicht frei von diesem
Maugel, der entschieden den guten Eindruck des Ganzen beeinträchtigt.
So steht z. B. S. 41, Note 24: Trionfo della mortc (statt ddla fama) I, 9;
S. 188 kommt der Note 7 die Nummer 8 zu und umgekehrt; S. 209,
Note 15 heifst es: secondo la superstixiosa popolare, wo doch wohl
superstixione gemeint ist, denn popolare kommt zwar in der alteu Sprache
als Substantiv vor, ist doch aber heute im Sinne von donniceinola gauz
ungebräuchlich; S. 331 müssen Note 11 und 12 wieder ihren Inhalt aus-
tauschen. Schliefslich sind mir im Texte selbst noch die folgenden Ver-
seheu aufgestofsen : S. 40, 15 dello morte; S. 87, 1 a que — che io stinio;
S. 91, 7 le fauche spese (statt e spese); S. 109, 9 piüche; S. 188, 8 o
(statt e) per la comune insufficienxa; S. 888, 11 lasciare.
Zu den Anmerkungen möchte Referent im einzelnen Folgendes be-
merken: S. 39, Note 15 Avere una cosa piii certa della »lorfe ... valc
come esser certi di avere a morire ist entschieden schief ausgedrückt.
Der Herausgeber hat doch sagen wollen, die Redensart bedeute: essernc
piü certi che deW avere a morire. Gleich darauf wäre es wohl angebracht
gewesen, zu erklären, weshalb im Texte der Tod von sich sagt: stando
eosi ferma, io svengo. Svenire hat hier augenscheinlich den Sinn von
'vor Ungeduld vergehen'. Mau vergleiche dazu gegen Schlufs der Seite
'174 BeurU'iluiigeii und kurze Anzeigeu.
die Worte des Todes: di coteslo saremo a toiipo a discorrcrc iinamln sarä
vemita l'usanxa ehe non st muoia. Ma in qiicstu mexzo io corrci che
hl ... mUiiutassi a ottenere il contrario piii facilruente c piic
presto che non ho fatto finora. Der Tod brennt eben vor Mordgier,
und deshalb ist ihm jeder Augenblick kostbar.
S. 40, letzte Reihe, konnte der Herausgeber einmal aut die unge-
schickte Schwerfälligkeit in dem Bau des endlosen Satzes Finalmente
perch' io vedeva . . . hinweisen, um so mehr, da er mit Lobsprüchen für
den Stil Leopardis gewils nicht kargt.
S. 47, Note 17 hätten wohl auch Erwähnung verdient die zu ihrer
Zeit als Wunderwerke betrachteten Automaten des Giaunello Torriaui
aus Cremona, an deren kunstvollem Spiel sich Karl V. in der weltver-
gessenen Einsamkeit seiner letzten Lebensjahre im Kloster San Yuste
ergötzte.
S. 61, Note 8 Che ha il ralore di (juid, interrogativo. Schwerlich;
Referent ist vielmehr der Ansicht, es handele sich hier um das konjunktio-
uale che, das in lebhafter Rede zur Einleitung der Frage dient. Vgl.
hierzu z. B. 332, 8 che sono io la halia del yenere umano? Bei Petrocchi,
Diz. I, 443 Che hanno paura che non li veda? Verabsäumt hat der Her-
ausgeber, auf eine Absonderlichkeit in der Konstruktion desselben Satzes
hinzuweisen: Che hai paura che sc tu non li chiami per noyne, che non
ventjano''^ Diese in der älteren Sprache so häufige Wiederholung des che
nach einem eingeschobenen Satze ist auch sonst bei Leopardi nicht un-
erhört; vgl. z. B. 330, 7 e che se gli uomini vogliono veder Imnc, che
tengano etc.
S. Q9, Note 8 wird salvatica erklärt als non piegherole, difficile . . .
dore non c'e virfii, ma piutiosto istinto riottoso. Ob dem salvatica wirklich
kein tugendhaftes Gefühl zu Grunde liegt? Dieser Annahme widerspräche
doch die folgende von Tommaseo, Diz. citierte Stelle: 'E nel princip/u
fanno del salvatico, Mostrai/do altere, oneste e rergognose' (Segret. Fior.
Comm. 2. 1).
S. 90, Note 25. Zu der Frage der Erde au den Mond: Come stai
volentieri in cima dei ininaretiY bemerkt der Herausgeber: Chi guardi
da certa distanxa talvolta ha Villusione ottica che la luna sia ijosata sidla
cima d'un campcmile. Sollte Leopardi wirklich diese absonderliche 'op-
tische Täuschung' bei jener Frage vorgeschwebt haben r' Warum hätte er
dann gerade den Minaret gewählt? Er dürfte darum wohl eher au die
halbmondförmige Verzierung der Moscheenkuppeln gedacht haben . . .
S. 121, Note 31 G iiardandole tiitte e dtte vcstite schietta cd
cfficace esprcssione, come a dire, a guardarle in faccia. Recht un-
glückliche Deutung, denn hätte das Leopardi wirklich sagen wollen, so
wäre die Wendung alles andere, nur nicht klar und bezeichnend. Er hat
aber augenscheinlich etwas ganz anderes gemeint. Wie der unmittelbar
vorhergehende Ausdruck do il pomo beweist, hat er bei dem Bilde au
Paris gedacht, der bekanntlich sein Urteil über die nackten Körper der
drei Göttinnen abgab; der Fisico fällt dagegen seinen Spruch nur in
Beurteiluugeu und kurze Auzeigeu. 475
Anbetracht der Schönheit, die das Leben und der Tod, wie sie sich ihm
bekleidet zeigen, aufzuweisen haben, das heilst ohne ihr eigentliches
V.'esen, das sich unter der äufseren Hülle verbirgt, in Augenschein zu
nehmen. Guardandole t litte e due vcstite könnten wir also übersetzen mit
'wenn ich sie beide oberflächlich vergleiche'. Das stimmt genau zu seiner
Methode. Sagt er doch von sich guardo alla grossa und senxa mettere
niano al microscopio.
S. 176, Note 4 ist die Liste der Völker, die heute eine eigene Litte-
ratur besitzen, wohl nicht ganz vollständig. Sollten nicht auch die Nor-
weger, Holländer, Polen, Russen und Griechen ein gewisses Aurecht dar-
auf haben, mit aufgeführt zu werden? ...
S. 20(J, Xote 1 lehrt der Herausgeber mit Bezug auf den Namen
Euysch, die Konsonantengruppe seh würde im Holländischen wie sc
gesprochen. Das trifft doch aber gerade für den Wortschlufs nicht zu,
denn da lautet seh wie fs, z. B. in bosch, friesch u. s. w.
Note 3 wird Sola ncl viondo cterna, a cui si volve Ogni creata cosa
erklärt mit in vantaggio della quäle si muove e si esplica o. er. c. Das
klingt recht gesucht. Eher dürfte wohl Leopardi mit dem si volve ge-
meint haben: zu dem alles Erschaffene hin strebt. Vgl. hierzu seinen
herrlichen Canto notturno di un Pastore v. 32 — 3(3: infi)i ch'arrira CoUi
dove In via E dove il tanto affaticar fu volto: Abisso orrido, inimenso
Ov' ei precipitando il tutto oblia.
S. 210, Note 20 konnte Lessings Abhandlung 'Wie die Alten den Tod
gebildet' herangezogen werden. Der Herausgeber hätte dort die ältesten
Belegstellen für den soiitw fratello della morte gefunden.
S. 223, Note 6 werden für den Geburtstag und den Todestag Rous-
seaus Daten gegeben, denen Referent sonst nirgends begegnet ist. Worauf
stützen sie sich?
S. 225, Note 1(3 wird gesagt, dal's die Athener zwischen 'gut' und
'schön' nicht immer scharf unterschieden. Da war ein Hinweis auf das
heutige Griechisch angebracht, in dem bekanntlich xflög die Bedeutung
von 'gut' angenommen hat; auch hätte an ital. bello erinnert werden kön-
nen, das ja aus benulus = bonuhis entstanden ist.
S. 255, Note 2 hätte mit Bezug auf 'das Leben eine Komödie' vor
allem noch Epiktets Haudbüchlein J; 17 Erwähnung verdient, um so mehr,
da es ja von Leopardi übersetzt worden ist.
S. 20>!, Note 1 waren interessante Beispiele von Fälschungen und
mutwilliger Irreführung der Gelehrten auf dem Gebiete der Litteratur
noch bei Tobler in Gröbers Grundrifs S. 267 und 268 zu finden.
S. 347, Note 68 chi ha da regi/are, ci hanno a essere i siidditi ist kein
Auakoluth, wie der Herausgeber meint, sondern ein steht hier als be-
ziehungsloses Relativ mit der Bedeutung 'wenn einer'. Für l'etrarca ist
dieser Gebrauch des chi kürzlich von Tobler (Mt'langes Wahlund S. 21)
nachgewiesen worden ; er ist aber auch dem heutigen Toskanisch nicht
fremd. Vgl. z. B. Franceschi, Citta e campagna S. 55: chi la coleva, (la
Maria) era sempre in frantoio.
'176 Ueurteiluugeii liikI kurze Anzeigeu.
Zum iSchhifs noch ein paar Bemerkungen über den Text der Operette.
Ziugarelli hat, wie er im Vorwort sagt, den von Mestica (Le prose ori-
ginali di G. L., Barbera 1890) aufgestellten Text seiner Ausgabe zu Grunde
gelegt, ohne ihm jedoeh blindlings zu folgen, essemlo nivHe delle sue lexioni
basate su congettttre e non avendo not in csso riprodotta intefjralmente e
scnipre una cojna corretta daW autore stesso. Diese Begründung enthält
in ihrem zweiten Teil einen höchst sonderbaren Irrtum. ^Mestica hat doch
überhaupt keine copia corretta daW autore stesso auch nur für den klein-
sten Bruchteil seiner Ausgabe benutzt, aus dem einfachen Grunde, weil
ein solcher Abdruck der Prose mit Verbesserungen von Leopardis Hand
gar nicht erhalten ist ... "Wie das Originale recanatese, dessen Lesart er
annahm, beschaffen ist, sagt er ja klar auf S. X seiner Vorrede mit den
AN'orteu: U Originale recanatese (costihiito per qneste Prose dall' edixione
napolctana del 1835 con correxioni a penna e da 'manoscritti, il tutto di
caratterc di Antonio Banieri) .' Gäbe es, wie sich Zingarelli augen-
scheinlich einbildet, wirklich ein originale manoscritto ricorretto dall' autore
stesso e conservato ora in Eecanati (vgl. Pref. IX), so würde Mestica
natürlich freudig danach gegriffen haben, denn die Niederschrift Ranieris,
so hohes Vertrauen sie auch fraglos verdient, kann uns das Original doch
nie voll und ganz ersetzen. Die fogli preparati dall' autore stesso per la
nuova edixione (18-15) sind ja aber leider verloren gegangen (vgl. Mestica,
Note 52). Der zweite Grund, der Ziugarelli beAvogen, sich nicht ohne
weiteres Mesticas I^esart anzuschliefseu, enthält den Vorwurf, dieser hätte
sich in vielen Fällen Konjekturen erlaubt. Das wäre selbstverständlich
stets da scharf zu rügen, wo mau der Konjektur entraten könnte. Bei
einer Prüfung aller jener Stelleu, bei denen Mestica nach seiner eigenen
Angabe vom Originale recanatese abgewichen ist, ergiebt sich man aber,
dafs es sich stets entweder um änderuugsbedürftige Interpunktion oder
um unverkennbare Druck- bezw. Schreibfehler handelt. Ziugarellis Vor-
wurf erscheint daher nicht gerechtfertigt. ^Vas hat er nun selbst für die
Verbesserung des Textes geleistet? Um hierüber ganz sachlich urteilen
zu können, gehen wir einmal die Punkte durch, bei denen seine Kritik
angesetzt hat:
1) S. 117, 10 (der Ausgabe Ziugarellis) liest Mestica (l2tJ, 11): *"e
l'uomo vivesse e potesse vivere in eterno ... credi tu che non gli piacesse?
Zingarelli setzt dagegen o potesse, wie die ersten Ausgaben, was durchaus
zu billigen ist.
2) S. 145,5 von unten liest Mestica (160, 15): la piü nociva (sc. eosa)
alle forxe e alla salute del corpo. Zingarelli bevorzugt das sanitä der
früheren Ausgaben, doch ist ein zwingender Grund, die Lesart des Ori-
ginale aufzugeben, nicht vorhanden.
3) S. 146, 7 liest Mestica (161, 7) nach Ziugarellis Angabe: ntali per
lui nuovi e disusati o infelicitä maggiore, wo natürlich Zingarelli das o
statt e verwirft. Nur hätte er sorgsamer zusehen sollen, denn bei Mestica
steht ganz richtig e infelicitä .... Dagegen hat dieser: mali per lui nuovi
o disusati, was allein richtig ist.
BeurteilungeD und kurze Anzeigeu. 477
4) S. 182, 5 V. u. liest Mestica (206, 18): stimo ehe ... ü perfetto senso
sia poco »leno raro verso qtielh (sc. opcre filosofiche), che verso queste.
Mit Eecht ersetzt hier Zingarelli die weibliche Form des Pronomens durch
die männliche (quesf/), da es sich durchaus nur auf poemi und altri
scritti beziehen kann.
5) S. 104, 18 liest Mestica (224, letzte Zeile): questa »i e l'una delle
molte cose, wofür Zingarelli ganz ohne Not questa e una d. m. c. einführt,
weil ihm jenes 'affettatuccio' vorkommt. Solche Willkür sollte dem
Originale gegenüber doch nicht gestattet sein.
6) S. 208, 16 liest Mestica (2:39, 12): che so che non mi vengano a trovare
a letfo. Man kann hier Zingarelli nur beipflichten, wenn er sich an das
fil letto der anderen Ausgaben hält. Zu bemerken ist, dafs diese Stelle
und alle noch folgenden in die zwei Lücken des Ch-iginale fallen, bei welchen
sich Mestica meist an den Druck von 1845 angeschlossen hat (vgl. Mestica,
Note 52 u. 109).
7) S. 210, 1 liest Mestica (241, 1): in ogni cimitero, in ogni sepolcro,
giii nel fondo del niare, sotto la neve e la renn, a cielo aperto e in qua-
lunque luogo. Zingarelli zieht o la renn mit den ältesten Drucken vor.
Da sich aber doch la rena als eigenartiges, selbständiges Glied an die
übrigen dieser Kette anreiht, ist vielleicht eher das e am Platze.
8) S. 212, 1 liest Mestica (244, 5): sc l'uomo non ha la facoltä di avve-
ilersi. Mit Hinblick auf die von Mestica selbst angeführte Parallelstelle
(248, vorletzte Zeile) : fiuo all' ultimo punto che ebbi facoltä di pensare
verwirft Zingarelli den Artikel, und er mag i*echt haben.
9) S. 245, 15 liest Mestica (284, 18) : questa persona che lo hiasima o
lo loda. Das braucht doch kein Versehen Mesticas zu sein. Das lo liefse
sich wohl trotz der Kakophonie verteidigen.
10) S. 332, 8 liest Mestica (378, 16): che, sono io la balia del genere
timano? Hier triffst Zingarelli entschieden das Richtige, wenn er che als
zur Einleitung des Fragesatzes dienende Konjunktion auffafst.
Auf diese Stellen beschränken sich die — nicht immer unerläl'slichen
— Abweichungen Zingarellis von dem sorgsam und umsichtig hergestell-
ten Texte Mesticas. Doch darf nicht unerwähnt bleiben, dals ersterer in
einer Anzahl von Fällen durch siungemäfsere Interpungierung das Ver-
ständnis der Operette in anerkennenswerter Weise erleichtert hat.
Berlin. O. Hecker.
Verzeichnis
der vom 16. Juli bis zum 13. November 189G bei der Redaktion
eingelaufenen Druckschriften.
The American Journal of philology, ed. by Basil L. Gildersleeve.
vol. XVII, I, whole no. 65. Baltimore: the" editor. April, 1896 [The
Aryan God of lightning, by Edwin W. Fay. — Ou the alleged confusion
of Nymph-names, with especial reference to Propertius, I 21 and II S2. 40,
by J. P. Postgate. — Notes to the Dialogus de oratoribus based on
Gudeman's edition, by R. B. Steele. — Yasua XLVI, by L. H. Mills. —
Pliny and magic, by Ernst Riess. — Notes. Reviews and book notices.
Reports. Brief meutiou. Recent publications. Books received]. 134 S.
vol. XVII, II, whole no. 66.' Juli 1896 [On the western text of the Acts
as evidenced by Chrysostom, by F. C. Conybeare. — The law of Thurn-
eysen and Havet, by L. Horton- Smith. — The classical dement in
Browuing's poetry, by W. C. Lawton. — On the liquid and nasal sonant
theory, by H. Schmidt- Wartenberg. — Reviews etc.] S. 135 — 266.
Zeitschrift für vergleichende Litteraturgeschichte. Herausgegeben von
Dr. Max Koch. Neue Folge. X, 2. 3 [Clarke, Lenz' Übersetzungen aus
dem Englischen 1. E. Sieper, Die englischen Bearbeitungen der Geschichte
von Soliman und Perseda. W. Bormann, Zwei Schillerpreise und F. Ron-
sard. Neue Mitteilungen : Verse aus dem Gulistan IV — IX übersetzt von
F. Rückert (E. Bayer). Chr. F. Weifses Briefe an P. J. Bertuch (L. Geiger).
Vermischtes: Graf Tolstoi und B. de St. Pierre (E. G. Braun). Ein fran-
zösisches Rätsel (V. Valentin). Besprechungen: Kohler, Ursi^rung der
Melusinensage (M. Hippe). Bing, Novalis (R. Weifseufels). Golther, Hand-
buch der german. Mythologie (K. Landmann). Müller -Fraureuth, Die
Ritter- und Räuberromane (K. Heine). Kurze Anzeigen].
Le Moyen Age. Direction: MM. Marignan, Prou, Wil motte.
IX, 6. 7. 8. 9. [Dabei die ersten 24 Seiten des Repertoire m^thodique du
moyen äge fraujais pour l'annee 1895.]
Ivitteraturblatt für germanische und romanische Philologie. XVII. Jahr-
gang, N. 8. 9. 10.
Die neueren Sprachen. Herausgegeben von Wilhelm Victor. IV, 4
I Victor, Zur Frage der ueuphilologischen Vorbildung. Siebenter Neu-
philologentag zu Hamburg, Bericht von Victor. Besprechungen. Ver-
mischtes]. 5 [Rofsmann, Ein Studienaufenthalt in Paris. Höfer, Die
moderne Londoner Vulgärsprache (Forts.). Berichte, Besprechungen, Ver-
mischtes].
Neuphilologisches Centralblatt, herausgeg. von W. Kasten. X.Jahr-
gang, Nr. 6 — 10. Hannover.
Zeitschrift für deutsche Philologie begründet von J. Zacher, heraus-
gegeben von H. Gering und P. Kauffmann. XXIX. Band, Heft 2.
Verzeichnis der eiugelaufeneu Druckschriftea. 479
Halle a. S., 1896 [J. H. Gallee, Zur alts. Grammatik. G. Rosenhageii,
Mimtane cluse, Parz. 382, 24. F. Bech, Zu Moriz von Craon. A. Tille,
Ein Xantener Bruchstück des Jüngeren Titurel. A. Jeitteles, Aar und
Adler. J. W. Bruinier, Zum Volksschauspiel von Dr. Faust. E. Steig,
Zu den kleineren Schriften der Brüder Grimm. Miscellen und Litteratur].
Wulff, Fredrik, e. o. prof. i Lund, (_)m Värsbildning, rytmiska under-
sr)kuingar, Lund, C. W. K. Gleerup, 1896. XIII, 130 S. 8. Kr. 3,50.
Deutsche Mundarten, Zeitschrift für Bearbeitung des mundartlichen
Materials herausgeg. von Johann Willibald Nagl. Band I, Heft 1. Wien,
Carl Fromme, 1896 [J. \V. Nagel, Vorwort. Th. v. Grieiiberger, Prono-
minale Lokative. J. W. Nagl, Der Name Wien. A. Landau, Das Demi-
nutivum der galizisch-jüdischen Mundart. J.W. Nagl, Ein drei, ein vier.
Litteratur]. 82 S. Erscheint in zwanglosen Heften von 5 bis 6 Bogen,
von denen vier einen Band bilden.
Friesch woordeuboek (Lexicon Frisicum) bewerkt door Waling Dijk-
stra en F. Bluidentrust Hettema, benevens Lijst von Friesche Eigen-
namen bewerkt door Johan Wiukler. Leeuwarden, Meijer & Schaafsma.
Aflevering I. VII, 48 S. M. 2.
Franz Heuck, Die Temporalsätze und die Konjunktionen bei den
Lyrikern des 12. Jahrhunderts. Berliner Diss. Berlin, Vogt, 1896. 47 S.
E. Joseph, Die Frühzeit des deutschen Minnesangs. I: Die Lieder
des Küreubergers. (Quellen und P'orschungen zur iSprach- und Kultur-
geschichte der germanischen Völker. Herausgeg. von A. Brandl, E. Martin,
E. Schmiegt. 79. Heft.) Strafsburg, Karl Trübner, 1896. 80 S.
H. Jautzeu, Geschichte des deutschen Streitgedichtes im Mittelalter
mit Berücksichtigung ähnlicher Erscheinungen in anderen Litteraturen.
Erster Teil. Nebst beigefügten Thesen. Breslauer Diss. Wilh. Koebner,
1896. 40 S. 8.
Edward Schröder, Der Tänzer von Kölbigk. Ein Mirakel des
11. Jahrhunderts. Separatabdruck aus der Zeitschr. f. Kirchen geschieh te
Bd. XXII, 1896, S. 94—164.
Des Gottesfreundes im Oberland (Ruhman Merswins) Buch von den
zwei Mannen, nach der ältesten Stral'sburger Handschrift herausgeg. von
Friedr. Lauche rt. Bonn, P. Hanstein, I89t5. XI, !»6 S.
Helius Flobanus Hessus Noriberga illustrata und andere Städte-
gedichte, herausgeg. von Joseph Neff (Lateinische Litteraturdenkmäler
des 15. und 16. Jahrhunderts herausgeg. von Max Hermann). Mit Illu-
strationen des 16. Jahrhunderts und kunsthistorischen Erläuterungen von
Valer von Loga. Berlin, Weidmann, 1896. LIV, 91 S. M. 3.
G. Kettner, Über Lessings Minna von Barnhelm. Gratulations-
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Klosterschule Ilfeld. Berlin, Weidmann, 1896. 40 S. M. 1.
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I. Band: Zur neueren Litteraturgeschichte. Stuttgart, G. J. Göschen,
1895. X, 454 S. [I. Bemerkungen zu einigen jüngst bekannt gemachten
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Briefe. Beziehungen Goethes zu Walter Scott. — II. Der franz()sische
und der deutsche Mahomet. — III. Der Briefwechsel zwischen Schiller
und Goethe in der Ausgabe von 1881. — IV. Die Urschriften der Briefe
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notes etc. by C. A. Buch heim. vol. V (Clarendon Press series). I. ed.
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gabe C. Nach Malsgabe der 'Lehrpläne für die höhereu preufsischen
^fchuleu' bearbeitet von E. Scholderer, Direktor der Adlerflvchtschule
in Frankfurt a. M. 2. Teil: Sexta, 16. Aufl., 254 S. — 3. Teil: (Quinta,
12. Aufl., 336 S. — 4. Teil: Quarta, 12. Aufl., 347 S. — 5. Teil: Tertia
und Untersekunda, 12. Aufl. — Erläuterungen zum 2., 3., 4. und 5. Teil
des Lehrbuches, für die Hand des Lehrers als Manuskript gedruckt und
nur gratis zu beziehen von der Verlagsbuchhandlung. Frankfurt a. M.,
M. Diesterweg, 1895.
K. Hefs, Der deutsche Unterricht in den ersten Schuljahren auf
phonetischer Grundlage. Eine Anleitung angeknüpft an die Fibel von
W. Bangert. Frankfurt a. M., M. Diesterweg, 1896. 64 S.
Auglia. Beiblatt: Mitteilungen aus dem gesamten Gebiete der eng-
lischen Sprache und Litteratur. IV. Bd., Nr. 2 — 5, Juni — September 1896.
Englische Studien. XXII. Bd., 3. Heft. 1896. Sir Cleges, Eine
mitteleuglische Romanze, von A. Treichel. — Was Robert Greene sub-
stantially the author of Titus Andronicus? von A. B. Grosart. — Die
Reform des höheren Schulwesens in England, von Ph. A ronstein. —
Miscellen. Siebeuter Neuphilologentag zu Hamburg, von A. Beyer. XI,
465 S. — XXIII. Bd., 1. Heft, 1896. Zu den Handschriften von Richard
RoUes 'Pricke of conscience', von H. D. Bül bring. — Ossian in der
schönen Litteratur Englands bis 1832, von Br. Schnabel. — Verba nomi-
nalia von Ed. Fischer. — Litteratur, Lehrbücher, Lexikographie, Realien.
Zwei neue Zeitschriften. Miscellen. 220 S.
Geschichte der englischen Litteratur von den ältesten Zeiten bis zur
Gegenwart, von Richard Wülker. 14 Lieferungen zu je 1 M. (Ge-
samtpreis 14 M.) mit 150 Abbildungen im Text, 25 Tafeln in Farben-
druck, Kupferstich und Holzschnitt und 11 Faksimile-Beilagen. Leipzig
und Wien, Bibliographisches Institut, 1896. Heft VII— XIV, 289. 632 S.
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Swifts 'Testament', eingeleitet von Hieronymus Lorm, übersetzt und
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Die vier Jahreszeiten, für die englische Konversationsstunde nach
Hölzeis Bildertafeln bearbeitet von E. Towers -Clark. The four seasons
for lessons in English conversation after Hölzel's pictures arranged by
E. Towers- Clark. 1. Der Frühling (Spring), 3. vermehrte und ver-
besserte Auflage. 21 S. — 2. Der Sommer (Summer), 8. vermehrte und
verbesserte Auflage. 18 S. Giefsen, Emil Eoth. (Konversationsunterricht
im Englischen, Bd. I.) a 40 d.
J. O. E. Donner. Richardsou in der deutschen Romantik. Separat-
abdruck aus der Zeitschrift für vergleichende Litteraturgeschichte. IS'. F.
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Robert Burns, Lieder und Balladen, nebst einer Auswahl der Gedichte
herausgegeben von Wilhelmine Prinzhorn. Halle a. S., Otto Hendel.
XL, 885 S. (Bibliothek der Gesamt-Litteratur 98U— 934.)
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besseren Würdigung des Dichters auf deutschem Boden. Zürich, Pro-
gramm der Kantonsschule, 1896. 27 S. 4. [Warme und treffende Em-
pfehlungsschrift, der die beabsichtigte Wirkung vollauf zu wünschen ist.
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Programm des Kgl. Gymnasiums Zweibrücken 1895,96. Zweibrücken,
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in gekürzter Fassung zum Schulgebrauch herausgegeben von G. ^Opitz
(Textausgaben französischer und englischer Schriftsteller für den Schul-
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Gedankenlese aus den Werken des John Ruskin, aus dem Euglisclien
übersetzt und zusammengestellt von Jakob Feis. Stralsburg, J. H. Heitz.
VII, 234 S.
Collection of British Authors. Leipzig, Bernhard Tauchuitz. 1896
(jeder Band M. 1,60):
Vols. 3188 and 3139. Personal recoUections of Joau of Are. By Mark
Twain.
Vols. 3140 and 8141. A lady of quality. By Frauces Hodgson Burueth.
Vol. 3142. The Dream-Charlotte. By M. B. Edwards.
Vols. 3143 and 3144. Heart of the world. By Rider Haggard.
Archiv f. n. Sprachen. XCVII. 31
482 Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften.
Vol. 3145. The mighty atom. By Marie Corelli.
Vol. 3146. Weir of Hermiston. ßy ßobert Louis Stevenson.
Vols. 3147 aud 3148. The niaster craftsman. By Walter Besant.
Vol. 3149. A winuing hazard. By Mrs. Alexander.
Vol. 3150. The disappearance of George Driffel etc. By James Payn.
Vol. 3151. This stage of fools. By Leonard Merrick.
Vol. 3152. The finding of Lot's wife. By Alfred (Marke.
Vol. 3153. Venus and Cupid. By the author of The fight at danie
Europa's school.
Voh 3154. Madeion. By Marie E. Wilkius.
Vols. 3155 and 3156. Illumination. By Harold Frederic.
Vol. 3157. JA and other tales. By 2.
Vols. 3158 and 3159. An outcast of the Islands. By Joseph Conrad.
Vol. 3160. Flotsam. By Henry Seton Merrimann.
Vols. 3161 and 3162. Cheeked through. By Richard Henry Savage.
Vol. 3163. The luckiest of three. By J. C. Philips.
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International, an illustrated monthly magazine. August 1896. Chi-
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D. Asher, Key to the exercises on the habitual mistakes of Ger-
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R. Blaum, Englische Grammatik und Übungsbuch, für höhere Schu-
len. I. Abteilung: Grammatik, 72 S. IL Abteilung: Übungbuch, 243 S.
3. Auflage. Strafsburg, K. Trübner, 1896. M. 2,25.
Stoffe zu mündlichen und schriftlichen Übungen im Englischen,
bearb. von E. H. Barn stör ff. Flensburg, A. Westphalen, 1896. 89 S.
M. 0,80.
Heinrich Lüdecking, Englisches Lesebuch, I. Teil, mit einem voll-
ständigen Wörterbuche, für untere und höhere Klassen. 17. nach den
neuen Lehrplänen und Bestimmungen eingerichtete und vermehrte Auf-
lage. Leipzig, C. J. Amelang, 1896. VIII, 279 S.
Wilhelm Petersen, Englisches Lesebuch für deutsche Schulen, in
Übereinstimmung mit den neuesten ministeriellen Erlassen nach päda-
gogischen Grundsätzen geordnet und mit einem Wörterbuche versehen.
Hannover, O. Goedel, 1897. VIII, 25U S.
Alcott, Little women, a story for girls, für den Schulgebrauch her-
ausgegeben von Prof. G. Opitz. I. Teil: Einleitung und Text. II. Teil:
Anmerkungen und Wörterverzeichnis. (Freitags Sammlung französischer
und englischer Schriftsteller für Mädchenschulen.) Leipzig, G. Freytag,
1896. VIII, 238 S. M. 1,50 geb.
Professor L. J. Wershoven, Useful knowledge. Materialien zu
Sprechübungen und zur Lektüre, mit Anmerkungen für den Schul-
gebrauch herausgeg. (Bahlsens und Hengebachs Schulbibliothek franzö-
sischer und englischer Prosaschriften aus der neueren Zeit, Abteil. II,
22 Bändchen.) Berlin, R. Gaertner, 1896. VIII, 111 S.
A. T. Gates, English mercantile correspondence (Nationale Handels-
korrespondenzen, herausgeg. von Emil Thomas). Leipzig. C. J. Müller,
1896. XIII, 105 S.
Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. 483
Wilke, Dr. Edmund, Methodische Anleitung für den Anschauungs-
unterricht im Englischen und Französischen nach Hölzeis Bildern. Leipzig
und Wien, Gerhard, 1897. 48 S. 8.
Körting, Gustav, Handbuch der romanischen Philologie (Gekürzte
Neubearbeitung der 'Eucyklopädie und Methodologie der romanischen
Philologie'). Leipzig. Reisland, 1896. XX, 647 S. 8. nicht geheftet M. 10.
Romania ,. . . publ. par P. Meyer et G. Paris. T. XXV, No. 99
[A. Jeanroy, Etudes sur ]e cycle de Guillaume au court uez, I. A. Tho-
mas, La derivation, a l'aide des suffixes vocaliques atones, eu francais et
en provencal. J. Camus, Notice d'une traduction francaise de Vegece
faite en 1380. P. Meyer, Les anciens traducteurs francais de Vegece et
en particulier Jean de Vignai. J. Gillieron, Notes dialectologiques. Me-
langes: Frc. bekoche et gascon besoch; fr^. (juideau; prov. orgier, orjaria;
exemples du suffise -lunen en francais (A. Thomas). Hugues le roi, de
Cambrai (W. Söderhjelm). Dante, Pietra in -pietra (F. Wulff). Comptes-
Rendus: Karnier, Documents et remarques pour l'histoire litteraire du
Physiologus (A. Beaunierj. Willems, L'element historique dans le Coron-
nement Loois (A. Jeanroy). Les Livres de comptes des freres Bonis p. p.
E. Forestie (P. M.). Periodiques. Chronique].
Romanische Forschungen herausgegeben von Karl Vollmöller.
VIII 4, IX 1 [Decurtins, Rätoromanische Chrestomathie. I. Band, dritte
Lieferung, M. 10. IL Band, erste Lieferung]. IX 2 [Sütterlin, L., Die
heutige Mundart von Nizza].
Keidel, George C, Ph. D., Romance and Other Studies. Number
Two: A Manual of ^Esopic Fable Literature. A First Book of Refe-
rence for the Period Ending A. D. 1500. First Fascicule. (With Three
Facsimiles.) Baltimore, the Friedenwald Company, 1896. XXIV, 76 S. 8.
Kritischer Jahresbericht über die Fortschritte der Romanischen Philo-
logie herausgegeben von Karl Vollmöller. IL Band, erste Hälfte,
2. Heft [Altprovenzalische Texte (Levy). Historische französische Gram-
matik (Risop, Fafs, Stimming, Sachs). Altfranzösische Textausgaben
(Stengel). Die lebenden Mundarten der langue d'oc und der langue d'ouil
(Behrens)].
Körting, Gustav, Neugriechisch u. Romanisch. Ein Beitrag zur
Sprachvergleichung. Berlin, Gronau, 1896. 165 S. 8.
Zeitschrift für französische Sprache und Litteratur . . . herausgegeben
von Dr. D. Behrens. XVIII, 6. 8. Der Referate und Recensioueu
drittes und viertes Heft.
Revue de philologie f ranyaise et proveuc;ale ... p. p. L. CI e d a t.
X 2 [J. Firmery : L'I^neas et la traduction de Veldeke (suite). — L. Cle-
dat: Deux miracles dramatiques de Notre-Dame. Analyse et extraits
traduits. — Poesie eu patois de Cahors. — P. Regnaud: Notes dV'tymolo-
gie francaise. Origine germauique d'une srrie de mots a initiale B. —
Compte rendu: ,7. Lalet, Counteis de hi »iueirio (F. AlR'gre)].
Extraits de la Chanson de Rohuul publiös avec uue introduction
litteraire, des observations grammaticales, des notes et uii glossaire com-
plet par Gaston Paris, de l'Academie francaise. Cin<|uicme t'-dition,
revue et corrigee. Paris, Hachette 1896. XXXIV, ItiO S. kl. 8. fr. 1,50.
Le Chevalier du papegau, nach der einzigeu Pariser Handschrift zum
erstenmal herausgegeben von Ferdinand Heuckenkamp. Halle a. S.,
Niemeyer, 1897. I.XIII, 143 S. 8. M. 5.
Agrippa d'Aubigue, Les Tragiques. Livre premier: Miseres. Texte
31*
484 Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften.
dtabli et public', avec une Introduction, des Variantes et des Notes par
H., ßourgin, L. Foulet, A. Garnier, Cl.-E. Maitre, A. Vacher, ^löves de
l'Ecole normale supßrieure. Paris, A. Colin et Co., 1896. 130 S. 8.
fr. 2,50.
Freytags Sammlung französischer und englischer Schriftsteller für
Mädchenschulen. Leipzig, Freytag, 1896. Racine, Iphigenie, tragedie en
cinq actes. Für den Schulgebrauch herausgegeben von Hermann Berni,
Professor an der Höh. Mädchenschule zu Konstanz. I. Teil: Einleitung
und Text. II. Teil: Anmerkungen und Wörterverzeichnis. Preis beider
Teile gebunden M. 1,40. XXX, 163 S. 8.
Schulbibliothek französischer und englischer Prosaschriften aus der
neueren Zeit ... herausgegeben von L. Bahlsen und J. Hengesbach.
Französische Schriften. Berlin, Gaertner, 1896. 8.
23. Sites et j^aysages historiques. Extraits de Les grandes legendes de
P'rance par Edouaixl Schure. Für den Schulgebrauch bearbeitet
und erklärt von Gerhard Hellmers. Mit vier Abbildungen.
114 S. 8.
24. Histoire de Jeanne d'Arc par M. le baron de Baraute. Nach der
Volksausgabe des Werkes für deutsche Schulen bearbeitet . . . von
Dr. H. Müller, Professor am Gymnasium zu Heidelberg. XXIII,
129 S. Dazu ein Beiheft: Materialien für Selbststudium und zur
Benutzung des Lehrers. 81 »S. 8.
2-5. Drei moderne französische Lustspiele: Coppee, le Passant. Pail-
leron, l'Etincelle. Theuriet, les Fraises . . . herausgegeben von Dr.
R. Krön, Oberlehrer. 167 S. 8.
26. La guerre franco-allemande 1870 — 71 par le commandant Rousset,
im Auszuge herausgegeben von Prof. Dr. R. Fofs. Mit 6 Plänen.
VIII, 144 S.
27. Pr^face de Cromwell par Victor Hugo. Für die Zwecke der Schule
verkürzt und erklärt von Dr. O. Weifsenfeis, Professor am
Königl. Französischen Gymnasium in Berlin. VII, 96 S.
Pitt Press Series. Cambridge, at the University Press, 1896:
Quaud j'etais petit, histoire d'un enfant racontee par un homme, by
Lucien Biart. Adapted for use in schools, with notes and vocabulary
by James Boielle B. A. (Univ. Gall.) (officier d'Academie) examiuer
in the University of London, senior french master at Dulwich College.
Part I. 182 S. Geb. 2 sh.
Paris, G., de l'Acaddmie francaise et de l'Academie des Inscriptions
et Belles-Lettres, R^cits extraits des poetes et prosateurs du moyen äge,
mis en fraufais moderne. Paris, Hachette, 1896. VIII, 232 S. kl. 8.
fr. 1,50.
Lugrin, Ernest, maitre de langue et de litterature francaise ä
l'Ecole superieure des filles de Bäle, Lectures choisies pour servir d'intro-
duction a l'etude des grands ecrivains francais des XVII*^, XVIII'' et
XIX« sifecles. Bäle, Schwabe, 1896. IV, 278 S. 8.
Kühn, Karl, Französisches Lesebuch. Mittel- und Oberstufe. Mit
fünfuuddreifsig Illustrationen, einem Plan und einer Ansicht von Paris.
Zweite Auflage. Bielefeld und Leipzig, Velhagen u. Klasina;, 1896. XII,
840 S. 8. M. 3 (Wörterbuch dazu 64 S., M. 0,80).
Ohlert, Arnold, Oberlehrer, Französisches Lesebuch für die Mittel-
und Oberstufe höherer Lehranstalten. Zweite Auflage. Hannover und
Berlin, Carl Meyer, 1896. VIII, 231 S. 8. M. 1,60, geb. M. 2.
Ohlert, Arnold, Oberlehrer, Lese- und Lehrbuch der französischen
Sprache für die Unterstufe. Zweite, unveränderte Auflage. Hannover u.
Berlin, Carl Meyer, 1896. VI, 78 S. 8. M. 0,60; geb. _M. l.
Schwan, Dr. Eduard, weil. Professor an der Universität zu Jena,
Grammatik des Altfranzösischen. Dritte Auflage, neu bearbeitet von Dr.
Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. 485
Dietrich Behrens, Professor an der Universität zu Giefsen. Teil I. Die
Lautlehre. Leipzig, Eeisland, 1896. 129 S. 8. ungeheftet.
Rydberg, Gust., Dozent an der Universität Upsala, Zur Geschichte
des französischen 3. I. Die Entstehung des a-Lautes. Upsala, Almquist
u. Wiksells Buchdruckerei-Aktiengesellschaft, 1896. 67 S. 8.
Peters, J. B., Französische Schulgrammatik. Dritte verbesserte
(Doppel-)Auflage. Leipzig, Neumann, 1896. XIV, 109 S. 8. M. 1,40.
Ehrhart, Rektor Karl, und Prof. Dr. H. Planck, Syntax der
französischen Sprache für die oberen Klassen von Realgvmnasien und
Gymnasien. Stuttgart, Neff, 1896. XII, 211 S. 8.
Baumgartner, Andreas, Professor an der Kantonsschule in Zürich,
Grammaire francaise. Französische Grammatik für Mittelschulen. Zweite
verbesserte Auflage. Zürich, Art. Institut Orell Füfsli, 1896. X, 160 S. 8.
M. 1,25.
Koch, Dr. F., Lehrer am Realgymnasium und an der Oberrealschule
zu Bremen, und M. Delanghe, professeur aux cours superieurs de la
'Societe pour la propagation des langues etrang^res' ä Paris, Franzö-
sische Sprachlehre. Im Anschlufs an den S^^rachstofF in Exercices pour
la leyon de couversation franyaise d'apres les tableaux de Hölzel. Giefsen,
Roth, 1896. 88 S. 8. M. 0,80, geb. M. 1.
Stier, Georg, Lehrbuch der französischen Sprache für höhere Mäd-
chenschulen. Nach den Bestimmungen des Kgl. Preufsischeu LTnterrichts-
Ministeriums vom 31. Mai 1894 bearbeitet. Vierter Teil. Unterrichtsstoff
für die dritte Klasse. Leipzig, Brockhaus, 1896. X, 112 S. 8. geb. M. 1,-50.
Schaefer, Dr. Wilhelm, Oberlehrer an der Gewerbeschule zu Hagen
i. W., Beschleunigte Einführung in die Französische Sprache. Mit be-
sonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse der deu fremdsprachlichen
Unterricht mit dem Französischen beginnenden Lehranstalten. Bielefeld
u. Leipzig, Velhagen u. Klasing, 1896. V, 259 S. 8. M. 2. (Dazu: Begleit-
wort zu meinem Übuugsbuche Beschleunigte Einführung . . . XXXVIII S.)
Feist, Dr. Sigmund, Grofsherzogl. Hess. Lehramts- Assessor, Lehr-
uud Lesebuch der französischen Sprache für praktische Ziele. Mit Rück-
sicht auf die konzentrierende Unterrichtsmethode bearbeitet. IL Mittel-
stufe. Halle a. S., Waisenhaus, 1897. IX, 287 S. 8. M. 1,80.
Krön, Dr. R., Oberlehrer, Le petit Parisien. Pariser Französisch.
Ein Fortbildungsmittel für diejenigen, welche die lebendige Umgangs-
sprache auf allen Gebieten des täglichen Verkehrs erlernen wollen. Nebst
einer systematischen Frageschule als Anweisung zum Studium. Zweite,
verbesserte und erweiterte Auflage. Karlsruhe, Bielefeld, 1896. VIII,
151 S. kl. 8. geb. M. 2,20.
Go er lieh, Dr. Ew., Freie französische Arbeiten. Musterstücke und
Aufgaben. Für die mittleren und oberen Klassen höherer Lehranstalten
zusammengestellt und bearbeitet. IL Teil : I. Beschreibungen, Schilde-
rungen etc. IL Aufsätze aus der Geschichte. III. Aufsätze aus der
Litteratur. Leipzig, Renger, 1896.
Ohlert, Arnold, Oberlehrer, Deutsch - Französisches Übungsbuch.
Im Anschlufs an die französischen Uuterrichtsbücher des Verfassers.
Zweite Auflage. Hannover u. Berlin, Carl Meyer, 1896. VIII, 132 S. 8,
M. 1,20, geb. M. 1,60 (Schlüssel dazu [nur für Lehrer] M. 1,20).
Durand, L., und Delanghe, M., Die vier Jahreszeiten für die
französische Konversationsstunde nach H()lzels Bildertafcln. 1. Der Früh-
ling, 2. Der Sommer. Zweite Auflage. Giefsen, Roth, ohne Jahr. 20,
16 S. 8. Jedes Heft M. 0,40.
Sui^s, S., Exercices pratiques sur les gallicismes et expressions
usuelles de la laugue franraise. Gallicismeu. Französische Sprechübungen
für Vorgerückte, svstematisch geordnet und dargestellt. Genf, Burkhardt,
1896. 208 B. 8.
486 Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften.
Walther, Erwin, Kgl. Professor am Gymnasium zu Ansbach, Sti-
listische Fortbildungsblätter für Lehrende und Lernende der französischen
Sprache. Serie III. Stuttgart, Roth, 189G. 54 S. 8. M. U,50.
Histoire de la Langue et de la Littorature franjaise des origines ä
1900, oruee de planches hors texte eu uoir et en couleur, publide sous
la direction de L. Petit de Julie ville, professeur ä la Facult^ des
Lettres de Paris. T. I. Moyen Age (des Origines ä 1500) {V' partie).
Fase. 2, 3, 4, 5. 6. Paris, A. Colin et Co.
Cledat, L^OD, professeur ä la Faculte des Lettres de Lyon, Le
thcätre au moyen äge. Paris, Lecfene, Oudin et C'®, 1896. 239 S. 8. (Les
classiques populaires publies sous la direction de M. Emile Faguet.)
fr, 1,50, geb. fr. 2,50.
Betz, Louis P., Dr. phil., Pierre Bayle und die 'Nouvelles de la
Republique des Lettres' (Erste populärwissenschaftliche Zeitschrift) 1684
bis 1687. Mit einem Faksimile des Titelblattes der Zeitschrift. Zürich,
Müller, 1896. XVI, 132 S.
Haack, Gustav, Untersuchungen zur Quellenkunde von Lesages
'Gilblas de Santillane', Inauguraldissertation von Kiel. Kiel, Druck der
'Nord-Ostsee-Zeitung', 1896. 98 S. 8.
Weifs, Johann, K. K. Eealschulprofessor, Nicolas Gilberts Satiren.
Eine litterarische Studie. Leipa i. Böhm., Hamann, 1896. Sonderabdruck
aus dem Programm der K. K. Staats -Oberrealschule i. Böhmisch - Leipa.
GG S. 8.
Oesterreicher, Dr. phil. Josef, Beiträge zur Geschichte der jüdisch-
französischen Sprache und Litteratur im Mittelalter. Czernowitz, Pardini,
1896. 32 S. 8.
Eassegna critica della letteratura italiaua pubbl. da E. P^rcopo e
N. Zingarelli. Anno I. Num. 7. 8.
Dantes Vita uova. Kritischer Text unter Benutzung von 35 be-
kannten Handschriften von Friedrich Beck. München, Piloty u. Loehle,
1896. LV, 136 S. 4. M. 9.
Cacce in rima dei secoli XIV e XV raccolte da Giosufe Carducci.
Bologna, Zanichelli. 128 S. 8.
Amabile di Continentia, romanzo morale del secolo XV a cura di
Augusto Cesari. Bologna, Romagnoli - Dall'Acqua, 1896. CCXLV,
153 S. 8. 1. 10. (Collezione di opere inedite o rare di scrittori italiani
dal XIII al XVI secolo pubblicata per cura della R. Commissione
pe' testi di lingua nelle provincie dell' Emilia e diretta da Giosufe Car-
ducci.)
Machiavelli, Niccolö, La Mandragola pubblicata secondo la piü
antica stampa da Giacomo Ulrich, professore nell' Universitä di Zurigo.
Lipsia, Renger, 1896. IV, 50 S. 8.
Buonarroti, Michelangelo, Die Gedichte übersetzt und biographisch
geordnet von Walter Robert-tornow. Herausgegeben von Georg Thouret.
Beriin,_ Haude u. Spener, 1896. XX, 443 S. 8.
Rigutini, Gius., e Bulle, Oscar, Nuovo dizionario italiano-tedesco
e tedesco-italiano. Fase, nono e decimo. Leipzig, Tauchnitz, 1896. (Schlufs
des ital.- deutschen Teils und Anfang des deutsch-italienischen: A — auf-
küssen.)
AI nuovo Grande Vocabolario della Crusca note di G. L. P. Firenze,
Ciardi, 1896. 96 S. 8.
Nitti di Vito, Francesco, II dialetto di Bari. Parte prima. Voca-
lismo moderno. Milano, Beruardoni di C. Rebeschiui e C, 1896. 16 S. 8.
Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. 487
Martin, Dr. K., Übungen für die italienische Konversationsstunde
nach Hölzeis Bildertafeln. Giefsen, Eoth, ohne Jahr. Heft 1 — 8. Je M. 0,40.
Giornale storico della letteratura italiana diretto e redatto da F. N o -
vati e R. Renier. XXVIII, 1. 2 (fasc. 82. 83). [M. Pelaez, Bonifazio
Calvo. E. Percopo, Di Anton Lelio Romano e di alcune pasquinate
contro Leon X. G. Zippel, Per la biografia dell' Argiropulo. Varietä;
F. Novati, Monna Bombaccaia contessa di Montescudaio ed i suoi 'detti
d'amore'. E. Carrara, I commenti antichi e ia cronologia delle ecloghe
petrarchesche. H. Hauvette, Sulla cronologia delle egloghe latine del
Boccaccio. A. Belloni, Di un altro inspiratore del Tasso. — Rassegna
bibliogratica : Giammaria Cecchi, drammi spirituali con prefazione e note
di R. Rocchi I (0. Bacci). A. Firenzuola, Prose ed. da S. Ferrari
(E. Sicardi). J. Dowdeu Bruner, The phonology of the pistojese dialect.
R. Torelli, Sonetti ed altre poesie in dialetto perugino ed. E. Verga
(C. Salvioni). F. Flamini, Aurelio Bertöla e i suoi studi iutorno alla
letteratura tedesca (A. FarineUi). E. Bouvy, La critique dantesque au
XVIII'^ sifecle: Voltaire et les polemiques italiennes sur Dante (A. Torre).
BoUettino bibliogratico. Annunzi analitici. Publicazioni nuziali. Comuni-
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Mouaci, Ernesto, Per la storia della scuola poetica siciliana I — III.
IV (Estratti dai Rendiconti della R. Accademia dei Lincei, febbr., giugno,
ag. — sett., 1896). 2ti S. 8. [I. Su Pier della Vigna. IL Su Arrigo
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di scieuze, lettere ed arti. Tonio VII, Serie VII. — 1895—96.) 25 S. 8.
Visin g, Johan, Dante. Göteborg, Wettergren & Kerber, 1896.
165 S. 8 (Populärt vetenskapliga föreläsningar vid Göteborgs Högskola V).
1 Kr. 75 öre.
Beck, Friedrich, K. Gymnasiallehrer, Die Metapher bei Dante, ilir
System, ihre Quellen. (Wissenschaftliche Beilage des K. b. humanistischeu
Gymnasiums Neuburg a. d. D. für das Studienjahr 1895/96.) Neuburg a.
d. D., Griel'smayersche Buchdruckerei. VIII, 82 S. 8.
Zumbini, Bonaventura, II Ninfale fiesolano di G. Boccaccio. Fi-
renze, Sansoni, 1896. 28 S. 8 (ßiblioteca critica della letteratura italiana
diretta da Francesco Torraca, 14). 1. 0,50. (Durchgesehene und ver-
mehrte neue Ausgabe der zuerst in der N. Antologia vom 1. März 1884
erschienenen Abhandlung.)
Luzio, A. — Renier, R., II lusso di Isabella d'Este marchesa di
Mautova. Dalla 'Nuova Antologia' voll. LXIV— LXV, serie IV. (Fa-
scicoli: 16 luglio, 16 settembre e 16 ottobre 1896.) Roma, 1896. 112 S. 8.
Carducci, Giosufe, Su l'Aminta di T. Tasso saggi tre con una
pastorale iuedita di G. B. Giraldi Cinthio. Firenze, Sansoni, 1896. 129 S.
8. 1. 1,20 (Biblioteca critica della letteratura italiana, no. 11).
Maddaleua, E., Sul Vero amico di Carlo Goldoui (fonti ed aned-
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56 S. 8.
Losacco, Michele, Per l'interpretazione di alcuni passi leopardiani.
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Losacco, Michele, Contributo alla storia del pcssimismo leopardiano
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Sauer, Carl Marquard, Spanische Konversatious- Grammatik zum
Schul- und Privatunterricht. Siebente Auflage. Neu bearbeitet von
488 Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften.
Heinrich Rnppert, Direktor des Colegio de la Esperanza in Madrid.
Heidelberg, Grooa, 18UG. VI, 529 S. 8. geb. M. 4,80.
Sauer, Carl Manjuard, K. K. Regierunganit u. s. w., und Willi. Ad.
llöhricli, Lehrer der spanischen Sprache an der höheren Handelsschule
in Stuttgart, Spanische Gespräche. Ein Hilfsbuch zur Übung in der
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Gymnasialoberlehrer in Eisenberg. Heidelberg, Groos, 1896. VHI, 174 S.
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cado en los 'Anales de la Universidad', tomo XCIIl.j Santiago de Chile,
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Haussen, Federico, Sobre la conjugacion del Libre de Apolonio.
(Publicado en los 'Anales de la Universidad'.) Santiago, Imprenta Cer-
vantes, 189(J. 31 S. 8.
Dritter Jahresbericht des Instituts für rumänische Sprache (Rumä-
nisches Seminar) zu Leipzig herausgegeben von dem Leiter des Instituts
Dr. Gustav Weigaud. Leipzig, Barth, 1896. XV, 832 S. 8. (Inhalt:
Vorwort u. Jahresbericht. A. Byhan : Die Entwickelung von c vor Na-
salen in den lateinischen Elementen des Rumänischen. — K. Schladebach:
Der Stil der aromunischen Volkslieder. — G. Weigand: Die Bildung des
Imperfecti Futuri im Rumänischen. — Aromunische Texte aus Monastir,
mitgeteilt von G. SaTakdzi, übersetzt von G. Weigand. — J. Papp: Bei-
träge zum Studium des Altrumänischen. — St. Stinghe : Die Anwendung
von jjre als Accusativzeichen. — G. Weigand : Der Banater Dialekt.)
Pisko, Julius, K. u. K. Vice-Konsul, Leiter des K. und K. österr.-
ungar. Generalkonsulates in Janina, Kurzgefafstes Handbuch der nord-
albanesischen Sprache. Wien, Holder, 1896. IV, 165 S. 8. M. 5.
Lenz, Dr. Rudolf, Araukanische Märchen und Erzählungen, mit-
geteilt von Segundo Jara (Kalvun), gestimmelt und übersetzt. Valparaiso,
Imprenta del Universo de Guillerrao Helfmann, 1896. 71 S. 8.
Lenz, Dr. Rodolfo, profesor del Instituto pedagojico de Chile, Estu-
dios araucanos. IV. Trozos menores en picunche i huilliche. V. Diidogos
en dialecto pehuenche chileno. Publicados en los 'Anales de la Universi-
dad de Chile', Tomo XCIII, p. 116—126, 127—175. Santiago de Chile,
Imprenta Cervantes, 1896. 8.
Präparation zu den russischen Übungsstücken in Prof. W. Körners
ausführlichem Lehrbuche der russischen Sprache mit grammatischen Er-
läuterungen von Pirrfs. I. Teil: Lektion 1 — 28, 86 S. IL Teil: Lektion
29—39 und Lesestück 1. 73 S. Leipzig und Wien, R. Gerhard, 1897.
I
PB Archiv für das studiiam
3 der neueren sprachen
A5
Bd.97
PLEASE DO NOT REMOVE
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UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY